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Die „Tagesthemen“ haben sich anscheinend der Aufklärung über das moderne Internet verschrieben. Schade, dass dabei schlecht recherchierte Beiträge mit der intellektuellen Tiefe eines „Taff“-Filmchens entstehen. So manche Redaktion im Lande ist einfach überlastet. Anscheinend auch die der „Tagesthemen“. Fast immer greift dann ein schlichter Mechanismus: Man ist froh, wenn es einen freien Mitarbeiter gibt, der ein bestimmtes, unbequemes, weil arbeitsintensives Thema abdeckt und ohne Fisimatenten Material abliefert, dass nicht groß bearbeitet werden muss. Oder besser: Material, von dem die Redaktion glaubt, dass es nicht weiter bearbeitet werden muss – denn das jeweilige Thema ist ja schwierig, weshalb es keinen Experten in der eigenen Redaktion gibt.

Bei den „Tagesthemen“ scheint dies der Bereich Internet zu sein. Vor kurzem durfte der anscheinend freie Mitarbeiter Wolfgang Stuflesser schon etwas über Youtube verfassen, nun über Second Life. Immerhin ist der zweite Beitrag nicht so dümmlich wie der erste. Er ist nur einfach flach, zu wenig erklärend und arrogant auf die Second-Life-Welt hinabblickend.

Besonders erschreckend aber ist, dass er demonstriert, dass die hoch gelobten „Tagesthemen“-Moderatoren keinen Antrieb zur eigenen Recherche haben. Anne Will nämlich behauptet einfach in der Anmoderation, Avatare hießen aus für die Redaktion unerfindlichen Gründen Avatare.

Mmh… Was bedeutet eigentlich „Avatar“? Wusste ich auch nicht. Einmal in Google „Avatar“ eingetippt und siehe da – erster Treffer ist ein Wikipedia-Eintrag:
„Das Wort leitet sich aus dem Sanskrit ab. Dort bedeutet Avatāra „Abstieg“, was sich auf das Herabsteigen einer Gottheit in irdische Sphären bezieht. Der Begriff wird im Hinduismus hauptsächlich für Inkarnationen Vishnus verwendet.“

So einfach kann das manchmal sein. Nun gibt es mehrere Möglichkeiten: Entweder Anne Will kennt sich so was von überhaupt nicht aus mit der Bedienung des Internet; oder sie hat keinen Internet-Zugang; oder ihr ist es einfach schnurzpiepegal, was sie da vom Teleprompter abliest. Egal, was zutrifft: Der Begriff „Journalist“ scheint mir für die Position des „Tagesthemen“-Moderators inzwischen eine falsche Bezeichnung.

(Gefunden bei Herrn Basic)


Kommentare


Adhominem 8. November 2006 um 19:16

Soll denn Ihrer Meinung nach der Nachrichtensprecher (Moderator? Der moderiert doch nichts, der liest vor) die gesamte Sendung noch einmal nachrecherchieren? Natürlich liest der Sprecher ab, was ihm vorgelegt wird, er hat gar nicht die Möglichkeit, alles nochmal zu überprüfen – er muss sich da auf die Redaktion verlassen. Der Redaktion darf man einen Vorwurf machen, dem Sprecher aber die Pflichten der gesamten Reaktion aufzubürden, finde ich nicht gerechtfertigt.

Die gute Frau Will wird für einige Beiträge auch redaktionell verantwortlich sein, einen Vorwurf kann man ihr aber nur machen, wenn sie sich mit diesem speziellen Beitrag befasst hat. Ansonsten besteht ihr Job vor der Kamera darin, den Teleprompter abzulesen, mehr kann sie in dieser Situation gar nicht tun. Was erwarten sie, dass Frau Will in der Sendung plötzlich innehält und sagt „Moment mal, das ist doch Blödsinn, was ich erzähle“, und anfängt, zu recherchieren?

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Alexander 8. November 2006 um 20:04

@Adhominem: Anne Will ist keine Nachrichtensprecherin, sondern Moderatorin. Sie ist „in Zusammenarbeit mit der Redaktion auch für die Texte zuständig“ (intern.tagesschau.de).

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georg 8. November 2006 um 20:10

Nicht überraschend, dass Sie auch hier wieder ein Haar in der Suppe gefunden haben.

Mir hat der Beitrag gut gefallen …

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Luclog 8. November 2006 um 20:12

Herrr Basic? Ich hoffe doch, daß dieser Name gut recherchiert ist. ; )

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Gerrit 8. November 2006 um 20:51

Naja, im Gegensatz zum Sprecher im Studio schreibt Frau Will ihre Moderationen (hoffentlich) selber, beziehungsweise spricht sie frei. Und wenn man dann den völlig üblichen Begriff „Avatar“ so spöttisch belächelt, ist das nur sehr peinlich.

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AlDente 9. November 2006 um 9:21

@Adhominem: Die TT-Moderatoren kommen nicht um 21:30 ins Büro, um in die Maske zu huschen und einen vorbereiteten Text abzulesen. ARD aktuell verweist immer darauf, dass die Moderatoren an der Themenauswahl beteiligt sind und ihre Moderationen selbst schreiben.

@Knüwer: Ja, der Beitrag war flach. So flach, dass die 95 Prozent der Fernsehzuschauer, die noch nie etwas von Second Life gehört haben, eine Idee bekommen, wie es sein könnte. Der Beitrag hätte vermutlich auch 95 Prozent der deutschen Verlagsmanager ein „Ach, ist ja interessant“ entlockt.

Den Lapsus mit dem Avatar fand ich ebenfalls peinlich. Keine Ahnung, ob das ein spontaner Kommentar von Anne Will war, weil die Moderatoren nicht jeden Einspieler komplett sehen, bevor er auf Sendung geht. Die Chefredakteure des Handelsblatts lesen ja auch nicht jeden Beitrag vor dem Erscheinen, kennen aber die wichtigen Themen des Tages (und sind sogar Journalisten, obwohl sie nicht die Herkunft jedes Begriffs in der aktuellen Ausgabe kennen). Im Briefing dürfte das Wort Avatar vermieden worden sein, weil so etwas ein Technik-Thema in den Nachrichten garantiert killt.

Sehen wir es also sportlich. 95 Prozent von uns hätten ohne Wikipedia oder Google nicht gewusst, woher das Wort Avatar kommt. Anne Will auch nicht. Bis die TT-Moderatoren live im Fernsehen googeln, dauert es noch mindestens 20 Jahre.

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einer 9. November 2006 um 13:50

Wenn man sich mit solchen Multiplayer Games wie Second Life beschäftigt, ist der Begriff „Avatar“ genauso elementar für dieses Genre, wie bspw. „Weblog“ für Web 2.0. Solch eine Bemerkung ist daher ziemlich peinlich und zeugt nicht gerade von viel Kompetenz…

@ AlDente: „95 Prozent von uns hätten ohne Wikipedia oder Google nicht gewusst, woher das Wort Avatar kommt.“

Das sehe ich nicht ganz so. Dieser Begriff wird schon seit Anfang der 90er genutzt und dürfte – jedenfalls bei uns Webaffinen – wahrscheinlich weitaus bekannter sein (s.a. Gravatar).

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AlDente 9. November 2006 um 19:06

@einer: Zu wissen, was ein Avatar ist, bedeutet nicht zu wissen, woher der Begriff stammt. Anne Will wunderte sich sich ja laut: „Avatare hießen aus für die Redaktion unerfindlichen Gründen Avatare.“

Hätte man mich gefragt, hätte ich ohne Wikipedia auf eine historische oder literarische Verbindung getippt. Und dass, obwohl ich ca. 1990 zum ersten Mal über das Thema geschrieben habe.

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