Die „Rheinische Post“ brüstet sich gern mit christlichen Grundwerten. Nun kann man von der Kirche halten, was man will. Jene Grundwerte aber sind so falsch ja nicht. Zu ihnen gehören sicherlich, da können wir uns einigen, jene bekannten 10 Gebote. In ihnen findet sich der leicht einprägsame und auch recht simpel zu beherzigende Satz: „Du sollst nicht stehlen.“
Wie sehr solche Grundwerte beherzigt werden, das lässt sich an Handlungen ablesen. Und somit können wir konstatieren: Die „Rheinische Post“ ist von Christlichkeit, genauso aber von Stil, Anstand und guten Manieren so weit entfernt wie die der Rhein von einer blauen Lagune.
Jene Geschichte, die Volker Meise da erzählt, aber ist leider symptomatisch – nicht für die „RP“, sondern für die Verlagswelt insgesamt. Sie zeugt davon, auf welch gesellschaftlich tiefem Niveau sich Verlage inzwischen suhlen.
Einerseits betteln sie um Staatshilfe in Form des Leistungsschutzrechtes – andererseits klauen sie Inhalte, wenn es ihnen gerade passt. Die halbgare Variante ist einfach die Respektlosigkeit: Themen kommen immer häufiger in klassischen Medien auf, wenn zuvor Blogs über sie geschrieben haben. Letztere werden gern ohne Namensnennung als „das Internet“ oder „einige Blogs“ verschleiert. Die härtere Variante ist das knallharte Abschreiben, wie es einst die „Bild“ tat.
In diese Rubrik fällt auch die „Rheinische Post“. R2medien hat eine Liste mit den Facebook-Seiten der Bundesliga-Clubs aufgestellt und deren Leistungen beurteilt. Dies wurde Redaktionen zum Kauf angeboten, einige schlugen zu. Die „Rheinische Post“ hat einfach die Grafik übernommen, nichts gezahlt und einen eigenen Text geschrieben. Nach einer Beschwerde wurde nur der Name R2medien ergänzt – Geld soll es keines geben. Das dürfte wohl ein klares Signal an freie Journalisten sein: Reichen Sie nichts bei der „RP“ ein – die könnte einfach jemand auf das Thema setzen und es umschreiben lassen.
Besonders eklig ist dabei nicht das berufsethoslose Agieren der Lokalzeitung, sondern deren Haltung danach. Dieses sture Beharren im offensichtlichen Angesichts des Versagens. Diese komplette Ignoranz gegenüber Höflichkeit. Diese nicht aufzufindende Kinderstube.
Und solch eine Branche soll per Staatshilfe am Leben gehalten werden? Nein. Lieber nicht.
Kommentare
Andreas 4. Februar 2011 um 16:40
…und haben Online die Tabelle in eine 19-teilige Klickstrecke zerlegt, die dann noch von links ins Bild huschender Werbung verdeckt wird. #megafail
vera 4. Februar 2011 um 19:34
Sammeln. Und bei passender Gelegenheit darauf hinweisen
albert 4. Februar 2011 um 20:04
frage: gibt es analog vielleicht auch eine solche seite für stories über den pr-frust, den die industrie in den redaktionsstuben verbreitet? hätte ich einiges zu liefern.
Irgend Wer [Mobile] 5. Februar 2011 um 11:31
Ein Job für presserat bzw djv. In Form von online Speed-justament-Schiedsgerichten.
Interessiert halt keinen, da Qualität sich selten auszahlt und man dafür oft noch wie die Klassenstreber von den Leistungs-Luschen schikaniert wird.
Technisch einfach. Jedes djvmitglied hat auf Wunsch einen Account und kann Voten.
Es gibt üblicherweise keine endgültigen Urteile. Bei 90% vs. 10% ist es klarer als bei. 30% vs 60%.
Einbuchen darf jeder Bürger. Beispielsweise wenn er Plagiate vermutet oder andere Kritik hat Trolle und SPAM gibt es quasi nicht, weil jeder Djvler alle Anträge sieht und ein Antrag zwei Bürgen braucht, bevor er sichtbar wird.
Wenn lokale Tageszeitungen zB ein Landschafts-Photo aus einem lokal-Kalender nehmen, ist die Sache klar und man zahlt seine Strafe, also oft wohl das doppelte des gängigen Verwertungspreises.
Von daher kommt mir der Blog-Eintrag leicht übertrieben vor. jetzt bräuchte man nur noch ein Archiv der Lokalzeitungen und einen Twitteraufruf um die Artikel zu finden.
Plagiatismus ist normal. Weil keiner was dagegen tut. Wenn Leute sich zu einem Thema im Netz auslassen und ein paar Seiten Omina stellen, gibt’s immer mal semi-fachmagazine welche Inhalte übernehmen. Üblicherweise wird Linux-howto oder die Android-Rooter- oder jailbreak-anleitung aber umformuliert.
Diesbezüglich sind Magazine mit Gastautoren schon meist besser als Redakteure die jeden Monat ein paar Themen bearbeiten müssen und keine Hardware, Handies, Pads oder Software testen.
Links anne Ruhr (05.02.2011) » Pottblog 5. Februar 2011 um 13:19
[…] des Leistungsschutzrechts (Dr. Volker Meise) – Über den Indiskretion Ehrensache-Beitrag: „Rheinische Post“ – Verlag ohne Stil, Anstand und Manieren bin ich hierauf aufmerksam […]
Frank Krings 5. Februar 2011 um 18:29
Dank Trackback steht dieser Blogpost jetzt auch direkt unter dem RP-Artikel: http://www.rp-online.de/sport/fussball/bundesliga/Koeln-und-Hannover-sind-bei-Facebook-spitze_aid_958259.html 🙂
zoom » Umleitung: Phantombilder, Solar-Buddha, Rheinische Pest, Revolution böse – Maschmeyer gut? Toter Elbfisch CDU und mehr. « 5. Februar 2011 um 22:57
[…] “Rheinische Post”: Verlag ohne Stil, Anstand und Manieren … indiskretion […]
Daniel 7. Februar 2011 um 23:30
@ Frank:
da stand er aber nicht sehr lange, bis er aufgrund von „Verstößen gegen die AGB“ gelöscht wurde 😉