Anscheinend nicht jeder hat die Jahre 1998 bis 2001 aus dem Gedächtnis gestrichen. Time Warner, zum Beispiel, entsinnt sich der massenhaft verschickten Witz-E-Mails – und will sie wiederbeleben. Ende der 90er arbeitete sich langsam das Internet in jedes Büro. Auch Sekretärinnen und Poststellenmitarbeiter bekamen eine eigene E-Mail. Und wo wie einst die ersten Handy-Gespräche mit dem Satz „Ja, Du, ich bin jetzt hier…“ begannen, startete die E-Mail-Kommunikation mit eingetippten Kantinenwitzen.
Daraus wurde schnell mehr: Angehängte Bilddateien lenkten fünf Sekunden von der Arbeit ab, angehängte Videos einige Minuten. Und worüber der eine lacht, darüber sollen auch alle Freunde lachen: In 30 Sekunden war die Humor-Mail an den gesamten Verteiler verschickt.
Dann kam die Krise, und mit ihr die Entlassungen. Private Nutzung des Online-Zugangs wurde beliebter Kündigungsgrund – und so verschwand die Ha-Ha-Post. Es wurde grau in den Büros weltweit.
Nun aber sollen die Piraten kommen. Geschickt werden sie von Time Warner. Office Pirates heißt eine Tochter des Riesenverlags, über die derzeit viel spekuliert wird. Junge, berufstätige Männer sollen sich an Videos, Bildern und Witzen erfreuen. Und natürlich an den Anzeigen auf der Piraten-Homepage. Denn gerade junge, berufstätige Männer erreichen die Werbekunden nicht – weil sie nicht brav ihre Zielgruppenmagazine konsumieren, so wie es die jungen, berufstätigen Frauen tun.
Das „Wall Street Journal“ schreibt über den Ober-Piraten:
„Leading the project is Mark Golin, the editor credited with making Maxim magazine a major success in the late 1990s with its beer-and-babes formula imported from the U.K. Mr. Golin’s humor isn’t highbrow, but many in the publishing industry agree it’s sharp, and the magazine’s voice has captured legions of young men whom advertisers covet.“
Bleibt eigentlich nur eine Frage: Dürfen Time-Warner-Mitarbeiter während ihrer Arbeitszeit die Piraten-Seite besuchen? Und: Wäre das Projekt somit nicht kontraproduktiv für das Unternehmen?
Kommentare
Zeuge im Zeugenschutzprogramm 14. Februar 2006 um 15:20
„Es wurde grau in den Büros weltweit.“ – Das halte ich ja für ein Gerücht, ich bekomme seit ich mich erinnern‘ kann sehr zuverlässig und fast täglich mindestens eine (meist pornographische) PPP von irgendeinem Bürohengst in meinem Bekanntenkreis.