Eines der deutschen Vorzeige-Startups gönnt sich einen Schluck aus der Kapitalpulle. 10 Millionen Euro bekommt der Leipziger T-Shirt-Bedrucker und Versender Spreadshirt von zwei Kapitalgebern, wie ich vorab aus dem Unternehmen erfuhr. Bei Spreadshirt ging es turbulent zu in den vergangenen Wochen. Offensichtlich war die Kalkulation für das Jahr 2008 zu euphorisch. Nur um 40 Prozent ging der Umsatz, der nicht beziffert wird, nach oben – gerechnet hatte man aber mit deutlich mehr. Die Folge: Stellenabbau wohl im Bereich von 20 Prozent der 150 Köpfe zählenden Leipziger Belegschaft.
Schon als dies Ende Januar herauskam meldete Boocompany, ein neuer Investor stehe bereit. Nach Durchsicht der Zahlen habe dieser auf den Personalabbau gedrängt.
Spreadshirt-Sprecherin Eike Sievert erklärte mir gerade, dass es aber keinen Zusammenhang gebe. Auch sei der Druck, eine neue Finanzierungsrunde durchzuziehen „nicht hoch“ gewesen.
Nun also 10 Millionen Euro vom neuen Investore Kennet Partners, zuständiger Partner ist der bloggende Max Bleyleben. Zu den Beteiligungsverhältnissen gab es – wie üblich – keine Detailauskünfte.
Bisher sah es laut Creditreform so aus:
Matthias Spieß: 39,57 %
Lukasz Gadowski: 39,57 %
Accel: 16,99 %
Michael Petersen 3,49 %
Oliver Jung: 0,38 %
Ebenfalls schweigt Spreadshirt selbst über den Umsatz. Das kundige Exciting Commerce tippt auf 25 Mio. bis 30 Mio. in 2008. Bemerkenswert allerdings: Bei der Creditreform, deren Zahlen auf Eigenauskunft beruhen, wird für 2007 ein Umsatz von 12,5 Mio. Euro angegeben – nur unwesentlich mehr als 2006.
Ob hier eine um jede Cash-Möglichkeit ringende Firma gerade noch vom Haken springt, die Aussichten für 2009 so schlecht sind, dass man lieber jetzt nochmal Geld aufnimmt, bevor die Bewertung völlig in die Grütze rutscht, oder es sich einfach um eine normale Wachstumsfinanzierung handelt – das lässt sich derzeit noch nicht seriös sagen.
Kommentare
Thomas Schulze 22. Februar 2009 um 14:36
gratulation, gut gemacht. MUC freut sich 🙂
D. braucht positive Zeichen!
Uwe 22. Februar 2009 um 16:01
Ihr könnt ja auch einfach bei https://www.ebundesanzeiger.de/ nach \“spreadshirt\“ suchen.
Jonas 22. Februar 2009 um 16:47
Die DotCom-Base ist nicht nicht vorbei, Anleger haben offenkundig nichts aus ihr gelernt.
Na, es freut mich, wenn Spieß/Gadowski von den 10 Mio nun in Champagner baden dürfen,
denn zur T-Shirt-Produktion ist dieses Geld nicht erforderlich.
Das Produkt ist kein Preisbrecher, sondern durch die verlangten Preise locker gedeckt, nur haqlt zu teuer für richtig grosse Umsätze.
Es sollen von den 10 Mio wohl auch keine neuen vollautomatischen Maschinen angeschafft werden, damit man viel billiger anbieten kann.
Sondern im Gegenteil, man hat viel zu viele Angestellte, die in viel zu viel Handarbeitsschritten ein eher lächerliches Produkt erzeugen.
Am Ende ist Spreadshirt pleite, hat die 10 Mio durchgebracht, und die kosteneffektiv produzierten T-Shirtdrucke kommen auch China. So viel zum Vorzeige-Startup. Na Klasse.
Palamedes 22. Februar 2009 um 17:28
Die Zahlen der Creditreform im Bereich Umsatz sind in meinen Augen sowieso Grütze, da muss man sich ja nur mal die Erhebungsmethoden ansehen. Da kriegt man als Unternehmer einen Fragebogen auf dem steht, wieviel Umsatz man macht, was für ein Auto man fährt etc. pp. und daraus ermitteln die dann angeblich die Bonität oder einen \“Score\“ oder was meiner Firma? Bei dem Wunschkonzert? LOL.
Und dann auch noch die Dreistigkeit der \“dezenten\“ Hinweise darauf, dass es sich ja unter Umständen, also ganz vielleicht sozusagen, negativ auf die Bewertung auswirken könnte (selbstredend Konjunktiv), wenn man sich einfach nicht äußert.
Thomas Knüwer 22. Februar 2009 um 23:01
@Uwe: Kleiner Hinweis: Die Spreadshirt AG ist nur die Produktion, die korrekte Firmenbezeichnung der Mutter ist Sprd.net AG.
spätburgunder 23. Februar 2009 um 10:06
@Markusmeiers: Na, freust Du Dich schon auf die Rechnung?
http://blog.handelsblatt.de/indiskretion/impressum.php
Mirabelle 15. September 2011 um 8:13
Dass Mr. Gadowski das sinkende Schiff verlassen hat, versteht man gut (smart guy)
Poetisches Understatement des Jahrzehntes (Quelle: www.themenblog.de/2008/11/was_bleibt_wenn_grunder_gehen.html):
„Spreadshirt ohne Lukasz aber ist nur noch „just another t-shirt-printer“. Das Magische ist vorbei.“
Also wenn der CEO von Spreadshirt behauptet, dass man Kunden und Partner loswerden will, die den Kundenservice zu sehr in Anspruch nehmen (ja, Sie haben richtig gelesen), dann fragt man sich wie das Konzept dieser Firma funktionieren soll.
Zitat: “As part of this I have asked them to remove partners who do not accept these rules, cause disturbance or too much support time that takes away resources from the rest of the partner community.”
Definition von „rules”, „disturbance” ist geheim (konnte ich nie in Erfahrung bringen)
“too much support time” : Fragen stellen.
Dazu sage ich nur: http://www.customerservicepoint.com/bad-customer-service-tips.html