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Der „Struwwelpeter“ gehört ohne Frage zu den bekanntesten deutschen Literaturwerken. Den „Struwwelpeter“ kennt jedes Kind. Das Ende des darin beschriebenen Suppenkaspars sollte sich die Redaktion der „Süddeutschen Zeitung“ einmal ganz genau anschauen. Denn sie gebärdet sich derzeit wie ein Internetkaspar. Noch einmal müssen wir über Hademar Bankhofer reden. Sie wissen schon: Ernährungsberater, möglicherweise Schleichwerber, vom Frühstücksfernsehen eliminiert.

Warum Bankhofer gehen musste, dazu hat die „Süddeutsche Zeitung“ eine recht klare Meinung:
„Gerd Antes löste vergangene Woche die Trennung der ARD von Hademar Bankhofer aus.“

So steht es unter einem Gastbeitrag Antes. In der vergangenen Woche klang das noch schwächer:

„Über den Wissenschaftler Gerd Antes vom Universitätsklinikum Freiburg sind nach Informationen der Süddeutschen Zeitung Hinweise eingegangen; Blogs stellten Details zur Diskussion, der WDR spricht von einer anonymen E-Mail.“
(Gefunden bei Frau Lanu.)

In der Tat sprach der WDR auch bei meinem Anruf von Hinweisen aus dem Internet und von einer E-Mail. Antes erwähnte niemand. Es gibt einen weiteren Artikel aus der „Süddeutschen“, der aber nicht online steht. Er erschien am 25.7. und dort wird Antes erstmals ins Spiel gebracht – in einer kryptischen Art und Weise:

„Ins Rollen gebracht hat die Affäre der Wissenschaftler Gerd Antes vom Universitätsklinikum Freiburg. Vor wenigen Tagen beschwerte er sich in einem Brief an die ARD und das Morgenmagazin, „dass Sie durch Ihren so genannten Gesundheitsexperten, Herrn Hademar Bankhofer, im ARD-Morgenmagazin und auf den zugehörigen Internetseiten in verantwortungsloser Weise scheinbares Expertenwissen verkünden, das keiner kritischen Überprüfung standhält“. Zudem sei Schleichwerbung anzunehmen.

Da Antes einen ähnlichen Brief bereits im Mai 2006 geschrieben hatte und damals keine Antwort von der ARD erhielt, hat er eine Kopie seiner Beschwerde an WDR-Intendantin Monika Piel und den Landesrechnungshof in Düsseldorf geschickt. „Schließlich verschwendet das öffentlich-rechtliche Fernsehen mit den Auftritten Bankhofers Gebührengelder für unbelegte und fehlerhafte Gesundheitsempfehlungen“, so Antes.“

Nun mag es sein, dass Antes tatsächlich vor der Veröffentlichung jenes Videos auf Boocompany, dass den Verdacht gegen Bankhofer öffentlich machte, einen Brief geschrieben hat – obwohl er mit einem solchen Schreiben vor zwei Jahren schon einmal abgeblitzt war.

Doch zu behaupten, er habe die Affaire losgetreten, ist mutig. Denn alle die Journalisten, die berichteten, beriefen sich ja eben auf das, was in den Weblogs der Nation los war. Und den WDR traf dies unvorbereitet, von Antes wusste dort niemand etwas.

Eigentlich müsste man über diesen kleinen, journalistische Schnitzer der „Süddeutschen“ nicht weiter reden. Wenn er nicht in einer Linie läge mit der ständigen, fast schon penetranten Ablehnung dessen, was im Web passiert. Im Internet, da tummeln sich aus Sicht der „SZ“ die neuen Idiotae, die keinen Sex haben undsoweiterundsoweiter. Vielleicht ist Hoffnung der Vater des Negierens: Wer keinen Sex hat, vermehrt sich nicht, die Idiotae sterben aus, mitsamt ihres Netzes.

Die „Süddeutsche“ ist der Suppenkaspar der Medienwelt, Teile der Redaktion sitzen kippelnd am Redaktionstisch, den Bleistift in der Faust, die einen Galeeren-Takt klopft, und rufen: „Nein, mein Internet les ich nicht.“

Der Suppenkaspar, übrigens, ist verhungert.


Kommentare


weltherrscher 1. August 2008 um 17:14

total unfair von ihnen, herr blogger!
immerhin handelt es sich bei der sz um DAS qualitätsmedium überhaupt.
und was passiert, wenn auch das letzte qualitätsblatt eingeht? genau, endlich demokratie!

juhuuuu…

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Wolfgang Hömig-Groß 1. August 2008 um 17:59

Na, an der Frage von wem der Struwwelpeter ist wäre ein bisschen mehr Recherche angebracht gewesen …

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Thomas Knüwer 1. August 2008 um 18:29

Das ist wohl wahr. Aber das war mehr eine freitägliche Hitzeverwirrung 😉

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Jochen Hoff 1. August 2008 um 19:11

Das ist wieder einmal ein typischer Knüwer. Am Freitag um 16 Uhr 35 die Süddeutsche kritisieren. Das geht doch nicht. Da sind die schon geschlossen im Weekend, da können die doch gar nicht mehr reagieren. Da darf dann auch bald nicht mehr bei denen Kommentiert werden, weil die Abends und am WE keinen ihm Hause haben der lesen könnte.

Die haben ihren Antes nur rausgekramt, weil ihnen solche Artikel einfach zu weh tun:

http://www.duckhome.de/tb/archives/3092-Blogger-deutlich-zu-relevant-fuer-ARD-und-Prof.-Hademar-Bankhofer.html

Mir machen sie hingegen Spaß. Ich freue mich schon auf den nächsten Fall.

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Marcus 1. August 2008 um 21:04

Es kam wohl einiges zusammen bei Bankhofer. In der Community der kritischen Mediziner war B. schon lange ein rotes Tuch. Das Video hätte wohl nicht solche Wirkung erzielt, wenn Antes nicht immer wieder die Qualität der Tipps moniert hätte. Und dann auch noch die Koinzidenz, das beides kurz hinter einander passiert. Und der WDR hätte wohl nicht so reflexartig reagiert, wenn es nicht schon die Marienhof und Kiewel-Geschichten gegeben hätte. Die Blogbeiträge waren meines Erachtens der berühmte Tropfen, nicht der auf den heißen Stein, sondern diesmal derjenige, der das Fass zum Überlaufen brachte.

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websimultan 2. August 2008 um 11:44

Hier sind drei Dinge auffällig:
1. Thomas Knüwer schreibt nach meinem Geschmack: selbstbewußt von dem was er weiß, schnörkellos, witzig und ironisch. Einer Zeitung sagt er so nebenbei, daß das Ross zu hoch ist, es wird Zeit herabzusteigen bevor Reiter von oben herunter fallen.
2. Die SZ wird immer ihre verehrten Leser haben. Mit Scheuklappen liest es sich leichter, als daß, was noch zwischen den Zeilen steht. Tendenzen und der Nasenring – an dem geführt wird, bemerken – will gelernt sein.
3. Ein Sachverständiger, Experte auch genannt, hat seinen Dalismus zum Gegner. Er darf nicht in schwarz-weiß denken und an liebst du mich dann lieb ich dich. Nein, er muß entscheiden was richtig, was falsch sein soll. Am wenigsten anstrengend ist ihm, bei einigen Leuten sich unbeliebt zu machen, was sein Berufsrisiko ist, wofür auch gut bezahlt wird.

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Chat Atkins 2. August 2008 um 21:11

Im Jahr 2006 also hätte der Antes schon dem WDR geschrieben – und da sei gar nichts passiert? Ja, das nenne ich Relevanz …

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RandomName 3. August 2008 um 10:38

Die SZ ist ohnehin heruntergekommen in letzter Zeit. Übertroffen vielleicht nur noch durch die ZEIT…

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netter Kommentator 3. August 2008 um 21:52

Gerade den Blogeintrag gelesen und erleichtert gewesen, dass Du diese wirklich ärgerliche Darstellung dokumentiert hast, die ich bei der Lektüre beider SZ-Ausgaben schlechterdings unfassbar fand.

Eine wichtige Sache aber noch, Thomas:

Wieder scherst Du da die ganze SZ über einen Kamm, und damit liegst Du genauso falsch.

Du greifst immer nur die Kulturpessimisten à la Graff bei denen heraus. Oder vorurteilsbeladene Netz-Inkompetente, die nicht recherchiert haben.

Du registrierst überhaupt nicht, dass der Mehrzahl derjenigen, die dort aus dem Netz berichten, diese Haltung völlig fremd ist. Und dass sich das ganz regelmäßig in deren Printausgabe niederschlägt. Dazu müsste man aber die SZ aber auch lesen.

Der Graff ist da wirklich nur ein Facette. Du dagegen stellst diesen Mann immer als Verkörperung der SZ-Linie schlechthin dar.

Überhaupt hat die Print-Ausgabe hat mit dem Onlineauftritt von denen wenig zu tun. Gerade in den Blogs nehmen die meisten Leute überhaupt nicht wahr, wie unabhängig der Laden sueddeutsche.de von der eigentlichen Zeitungsredaktion ist.

Und das ist sie. Leute, wenn Ihr hier mal zur Kenntnis nähmt, wie peinlich den meisten Print-Redakteuren dort ihr Online-Auftritt ist!

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