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Mit dem heutigen Tag dürfte die Hoffnung der deutschen American-Football-Fans endgültig erlöschen, auf absehbare Zeit noch einmal die hochklassige Variante des Sports in Germany sehen zu können. Noch erscheint sie dort, die deutsche Flagge. Unter dem Logon von NFL International Series. Doch ab heute ist sie eine Lüge.

Das zeigte sich mit aller Deutlichkeit bei der heutigen Pressekonferenz des Auslandsarm der NFL. Dort wurde verkündet, was längst durch die Gerüchteküche ist. Es wird ein weiteres NFL-Saisonspiel in London geben: Am 26.10. spielen die New Orleans Saints gegen die San Diego Chargers. Auch 2009 und 2010 ist London gesichert mit der Option, jedes Jahr ein zweites Spiel nach England zu verlegen.

Die englische Fahne also war gleich mehrfach präsent im Raum. Und die anderen auf dem Bild? Mexiko hatte schon mal ein Saisonspiel, weitere werden nicht ausgeschlossen. Kanada wird in der kommenden Saison Station, die Buffalo Bills werden ein Heimspiel in Toronto austragen. Wird es ein Erfolg wird es fünf Jahre lang diesen Sprung über den örtlichen See geben.

Und Deutschland? Über Deutschland wurde erst hinterher geredet, nach dem offiziellen Teil. Und auch erst, als die deutschen Journalisten bei Ligen-Vize-Präsident Mark Waller nachhakten. Der mochte die Frage gar nicht. „Wir finden keinen Sender. Und es wäre doch unfair, die Teams eine Woche so weit reisen zu lassen, wenn dann in Deutschland nicht darüber berichtet wird.“ Dann machte er den Ohoven: „Ich muss weg.“

Was für eine Verdrechselung der Realität. Fakt ist eher: Die Liga findet keinen Sender, der ihre Ansprüche erfüllen will. Und auch keine Stadt. Hamburg hat zwar wohl Interesse gezeigt, doch verlangt die Liga von der ausrichtenden Kommune eine Garantiesumme von 20 Millionen Dollar – und das geht nicht ohne gut zahlenden TV-Sender.

Somit dürfte mit dem heutigen Tag klar sein: Top-Football in Deutschland ist auf absehbare Zeit nicht mehr zu erwarten. Schade.


Kommentare


dogfood 2. Februar 2008 um 0:50

Der Deal der Bills mit Toronto soll wohl bereits fix auf 5 Jahre gehen. Fokus ist dabei aber nur begrenzt die \“Internationalität\“. Vielmehr ist Toronto die nächste Großstadt in der Nähe von Buffalo und Bills-Besitzer Wilson ist 89 Jahre oder so alt und will die Zukunft der Bills sichern: Weitervererben will er die Bills nicht, da die Erbschaftsteuern zu massiv sind, also will er sie einerseits verkaufen, andererseits in der Nähe halten, weswegen er ein Konsortium von Geschäftsleuten in Toronto gefunden hat.

(Ein Move der durchaus aggressiv ist, da er der viel älteren CFL den wichtigsten heimischen Markt wegsprengen würde und zwei der acht CFL-Teams in Toronto und Hamilton an den Rand drücken würde)

Ich fürchte die NFL hat recht wenn sie als Grund die TV-Sender-Situation nennt. SKY hat den mit Abstand massivsten europäischen TV-Vertrag mit der NFL. Zum Vergleich: PREMIERE dreht derzeit gewaltig an der Kostenschraube und hat Sportübertragungen rausgeschmissen. Selbst im französischen Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen haben die Super Bowl-Übertragungen mehr Zuschauer als in der ARD, trotz geringerer Reichweite und geringerem Aufwand.

Die einzige Hoffnung diesbezüglich ist eine Etablierung von ESPN (noch: NASN) als europäischer Sportsender. Für ein ESPN Europe wäre ein NFL-Spiel im größten westeuropäischen Sprachraum ein gutes Marketing.

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Xpress 2. Februar 2008 um 9:48

Ja und, vermisst jemand den \“Top-Football\“ ernsthaft? Wenn es denn die suggerierte Nachfrage gäbe, wären damit wohl auch Einschaltquoten zu machen. Ist und bleibt halt ein Minderheitenprogramm

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Robert 2. Februar 2008 um 10:32

sorry, aber ich MUSS es loswerden:
die Flagge Großbritanniens, nicht die Flagge Englands!

ontopic:
aus meinem näheren und weiteren bekanntenkreis hat sich noch nie jemand für footbll interessiert, ehrlich gesagt find\‘ ich die sportart ziemlich dröge und langweilig….

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jovelstefan 2. Februar 2008 um 10:40

Wer will schon Football sehen, wir haben interessantere Sportarten. Lieber mal wieder ins Preußenstadion. OK, scheiß Beispiel… 😉

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XiongShui 2. Februar 2008 um 11:03

Mal abgesehen von den absurden \“Preisvorstellungen\“: Eine Männersportart, die ein Riesenaufgebot von halbnackten Mädels braucht, damit die Zuschauer nicht einschlafen oder vorzeitg nach Hause gehen, hat keine Zukunft, zumindest nicht hier…

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madcynic 2. Februar 2008 um 11:19

Das Preußenstadion ist übrigens das aktuelle Stadionposter in der 11Freunde…

On-Topic: Ich meine mich zu erinnern, dass man das letzte Spiel der NFL in London nun als vieles bezeichnen konnte, aber eher nicht als \“Top-Football\“. Nun bin ich ja eh kein Freund dieser \“Sportart\“, aber es ist schon interessant zu sehen, wie sich ein kommerzialisierter Sport so verhält, wenn es mit dem Kommerz nicht mehr so ganz klappt.

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Case 2. Februar 2008 um 12:16

Ich habe das eine oder andere Spiel der Cologne Centurions in Köln im Stadion gesehen. Und ich muss sagen, es war verdammt langweilig. Eigentlich stehen die Spieler nur rum. Das fällt im Fernsehen nie auf, weil dann immer Werbung läuft. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich dieser langweilige Sport in einem Land wo Fußball und Handball – mit dauernder Action auf dem Spielfeld – große Nummern sind, durchsetzen wird. Was ja auch das mangelnde Interesse der Zuschauer zeigt….

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Christian Soeder 2. Februar 2008 um 12:53

> Somit dürfte mit dem heutigen Tag klar sein:
> Top-Football in Deutschland ist auf absehbare
> Zeit nicht mehr zu erwarten. Schade.
Die überwältigende Mehrheit der sportinteressierten deutschen Bevölkerung will das halt nicht sehen: in Deutschland regiert König Fußball. Die Entscheidung der NFL ist ein gutes gutes Zeichen dafür, dass der Markt funktioniert. 😉

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Martin O. 2. Februar 2008 um 13:51

Langweilig ist Football nur dann, wenn man ihn nicht versteht. Und dazu gehört nicht nur die Regeln zu kennen, sondern die Taktiken zu durhschauen. Ich gebe zu, man braucht Jahre lange Erfahrung, um Football wirklich zu verstehen und das fehlt den meisten Deutschen. Daher werden die meisten Deutschen Football langweilig finden und solche Kommentare abgeben, wie \“die stehen da nur rum\“. Wer schon mal Football selber gespielt hat wird bestätigen, dass es um einiges kraftraubender ist als Fußball und bei weitem nicht langweilig. Natürlich gibt es auch langweilige Spiele (wie das in London), aber das ist wie in jeder anderen Ballsportart auch. Das Fußballspiel Deutschland-Färöer war auch unheimlich langweilig 😉 Im Allgemeinen ist Football unheimlich spannend. Ich liebe diese Sportart und vermisse das Interesse in Deutschland sehr.

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Case 2. Februar 2008 um 14:16

@Martin: Aber wenn ich eine Sportart erst selber spielen und jahrelang verfolgen muss, um sie zu verstehen, dann läuft da irgendwas verkehrt. Oder sehe ich das falsch? Das kann es ja nicht sein. Ich denke, der Köder muss dem Fisch schmecken und nicht anders herum. Und ich als \“Fisch\“ will halt nicht so lange warten, bis es mir schmeckt. Und anscheinend geht es einer Menge anderer Leute genauso.

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Thomas Knüwer 2. Februar 2008 um 15:19

Also man kann Football ja langweilig finden. Dann aber sollte man bitte auch Fußball als langweilig in Erwägung ziehen. Denn netto ist die Zahl der interessanten Aktionen wahrscheinlich genauso hoch.

Verstehen allerdings kann man Football relativ schnell. Nur die taktischen Feinheiten brauchen länger. Aber seien wir ehrlich: Es Abseits ist auch nicht die Krönung der Einfachheit.

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DS 2. Februar 2008 um 15:26

Mit Football kann ich nichts anfangen. Und niemand den ich kenne interessiert sich auch nur im geringsten dafür. Das ist jetzt nicht böse gemeint, aber warum sollte ein TV-Sender in Deutschland Geld für etwa ausgeben, dass niemand sehen will, weil es einfach keinen interessiert? Wir haben hier doch Fußball, Handball die deutschen Basketball- und Eishockey-Ligen. Warum sollten wir amerikanische Football-Millionäre auch noch dafür bezahlen, dass sie ein unbedeutendes Spiel irgendwo in einem deutschen Stadion veranstalten?

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phaylon 2. Februar 2008 um 16:12

Ich war bei einigen Spielen, und kenne auch einige Leute, die Football schauen bzw. mögen. Langweilig finde ich das überhaupt nicht, ganz im Gegenteil zu Fussball. _Das_ ist \“Rumstehen und Ball schupfen.\“ Und ich fange garnicht erst an mich darüber zu beschweren, dass jemand der auf dem Fussballfeld umfällt, sich erstmal immer das Bein hält, vielleicht glaubt der Schiedsrichter ja, es wäre ein Foul gewesen.

Für Interessierte kann ich http://usaerklaert.wordpress.com/2006/09/10/die-ultimative-einfuhrung-in-american-football/ als Einstiegslektüre empfehlen.

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Xpress 2. Februar 2008 um 18:34

Vielleicht sollte man auch einfach akzeptieren, dass es (sport)kulturelle Unterschiede zwischen den USA und Europa (oder Deutschland) gibt?

Wieviele Jahre haben die NFL-Leute versucht, mit ihrem Europa-Ableger diesen Sport hier populär zu machen? Und wie erfolgreich war das?

Ich persönlich find zum Beispiel Baseball klasse, käme aber nie auf die Idee, dass dies ein Sport ist, der in Europa Erfolg haben könnte.

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Alex 4. Februar 2008 um 10:52

Nach ihren Beschreibungen zum Supperbowl verstehe ich ihre Klagen über den Abschied der NFL aus Deutschland noch weniger:
Was reizt sie daran?
Welche Vorteile hat dieses Spiel gegenüber Fussball oder Handball?
Warum sollte es einen mitreißen?
Und warum die amerikanisierte Vermarktungsmaschinerie der NFL dazu packen?

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Rainersacht 4. Februar 2008 um 18:46

Mein Onkel Paul sagte immer: \“Der eine trinkt gern Bier, der andere isst gern Himbeereis.\“ So ist\’s auch mit Sportarten.

Mal im Ernst: Wären wir alle nicht derart mit dem Rundballspiel namens Fußball sozialisiert, hätten wir auch Probleme, die Details einer Begegnung zu verstehen. Ich kenne ne Menge Leute, die finden Fußball todlangweilig.

Was den Erfolg des American Football in Europa langfristig behindert, ist die spezifische Football-Kultur in den Vereinigten Staaten. Für Hiesige ist schwer zu verstehen, dass es keine Basis aus lauter ortsgebundenen Vereinen gibt, dass Teams einfach so von einer Stadt in die andere umziehen, dass man Neuprofis nicht einfach kaufen kann, dass die Party zum NFL- und auch zum College-Football zwingend dazu gehört, dass die NFL sich mega-patriotisch präsentiert etc pp. American Football ist bei genauerem Hinsehen eine derart ur-amerikanische Veranstaltung, dass er Europäern – von der rein sportlichen Seite abgesehen – immer fremd bleiben wird. Und das ist auch gut so. Wir sind ja schließlich keine US-Kolonie…

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Thomas Knüwer 4. Februar 2008 um 19:20

@Alex: Ich glaube, man muss unterscheiden zwischen dem Spiel und dem, was Phoenix aus der Veranstaltung gemacht hat. Auch bei Fußball- und Handball-WM gab es Städte, in denen richtig Stimmung aufkam und andere bei denen das nicht so war.

Vorteile gegenüber Hand- und Fußball – ich denke, es ist eher eine Frage des persönlichen Geschmacks. Handball, zum Beispiel, langweilt mich. Weil einfach zu wenig Taktik und zu wenig Varianten dabei sind. Football ist ein sehr taktischer und gleichzeitig kraftbetonter Sport.

Und warum der faszinieren kann, hat der gestrige Abend gezeigt. Was für ein Spiel, was für ein Finale. Gerade sitze ich am Flughafen Phoenix, um mich herum selig lächelnde Giants- und grimmige Patriots-Fans. Doch allen ist anzumerken, dass sie den gestrigen Abend so schnell nicht vergessen werden.

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Uwe Schürmann 10. Februar 2008 um 21:33

Eigentlich wirklich schade…
Aber Deutscland bleibt leider das Land des langweiligen Fußballs *würg*

Ich hatte das Glück das Spiel der Giants gegen der Patriots im amerikanischen Fernsehen zu sehen (ich war letzte WOche in Concord NH).

Schade, dass so etwas hier nicht möglich ist….

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Ralf 16. April 2008 um 11:25

Ich kann die obigen Argumentationen hinsichtlich des mangelnden Interessen auch als Football-Fan gut nachvollziehen. Was ich allerdings nicht begreife: In Großbritannien ist das Interesse auch nicht gerade riesig, Scottisch Claymores (Glasgow) und die London Monarchs sind mangels Zuschauerinteresse lange vor der Auflösung der NFLEurope aus der Liga geflogen.

Warum funktioniert dort ein Fernsehvertrag für ein NFL-Spiel?

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