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Irgendwann, deutlich nach Ende der Goldene Blogger-Gala, stand Kabarettist Bodo Wartke wieder auf der Bühne des Zeughauses Neuss. Nicht aus egomanischen Gründen, sondern weil ihn die Cheerleader der Neuss Gladiators gefragt hatte, ob er vielleicht… na ja… also mit ihnen tanzen würde.

@goldeneblogger Der Rhabarberbarbaratanz gehört jetzt wohl ins Repertoire einer jeden Cheerleaderin #GoldeneBlogger ♬ Originalton – goldeneblogger

Und Wartke tanzte das, was derzeit die ganze Welt tanzt, auch wenn es massenmedial noch nicht eingesickert ist, dass Deutschland einen globalen Viral-Hit hat: „Barbaras Rhabarberbar“.

Bodo Wartke mit den Neuss Gladiators Cheerleaders. Foto: Constantin Ranke

Es sind solche Bilder, die uns Ausrichter*innen und das wundervolle Team (DANKE!) für den auf bescheuertes Niveau gestiegenen Stress entschädigen, der die Goldenen Blogger nach 17 Jahren verursacht.

Genauso wie die ehrliche Freude der Gewinnerinnen und Gewinner, manchen war das Strahlen den ganzen Abend nicht mehr zu nehmen, egal ob Etrit Asllani (Gewinner in der Kategorie „Gesellschaftliches Engagement“) oder Christine Westermann (Newcomerin des Jahres gemeinsam mit Mona Ameziane für den Podcast „Zwei Seiten“). Fun Fact: Westermann ist im Alter von 75 Jahren die älteste Siegerin in der Geschichte des Awards.

Christine Westermann gewinnt den Goldenen Blogger als Newcomerin des Jahres. Foto Constantin Ranke

Auch in diesem Jahr zeigte sich, dass die schlichte Tatsache, dass Menschen Dinge im Internet tun, eine Gesprächsbasis schafft mit anderen, die auch Dinge im Internet tun. Das begann schon beim kleinen Vorabendempfang im „25 Hours Das Tour“ und setzte sich am Mittag des Gala-Tages fort, als das grandios renovierte Museum Kunstpalast extra für uns das Licht einschaltete und Museumsschef Felix Krämer selbst eine Führung durch die Sammlung leitete – und nicht nur über Kunst sprach, sondern auch darüber, über was sich ein Museum bei einem Umbau Gedanken machen muss.

Foto: Nicola Knüwer

Zugegeben: Wir haben uns als Orga-Team ein wenig gesorgt, als wir uns für den Standort Neuss entschieden. Einerseits, weil man eben auch von Düsseldorf aus eine halbe Stunde fährt, andererseits, weil das Zeughaus wunderschön ist – aber dummerweise auch tageslichtig, wenn Tageslicht da ist.

War aber egal. Denn es war voll. Richtig voll. So voll, dass aus dem „Wenn die No-Show-Rate gering ist, können wir noch die Empore aufmachen“ ganz schnell ein „Ist die Empore auf?“ wurde. Während man in Berlin immer 20 bis 30 Prozent mehr Tickets ausgeben kann, als man Platz hat, ist das im Rheinland anders. Wenn Rheinländer*innen sagen, dass sie kommen, dann kommen sie auch.

Foto: Constantin Ranke

Und war es jemals lauter? Höchstens damals, als es noch Saal-Votings gab und Eva Schulz die Meute im Basecamp zum Kochen brachte.

Diesmal funktionierte eine dieser Das-machen-wir-mal-weil-wir-es-können-Ideen aufs Perfekteste: Die Cheerleader der Neuss Gladiators brachten nicht nur jenes Bügelbrett auf die Bühne, auf dem wir 17 Jahre zuvor die Webcam für die erste Ausgabe der Goldenen Blogger geschraubt hatten.

Foto: Constantin Ranke
Nein, sie lieferten die Siegerumschläge mit Flic Flacs an die Bühne und sorgten dafür, dass 15 Mal die Preisträger*innen auf dem „Walk of Neuss“ lautstark gefeiert wurden.

@neussgladiators_cheer Little throwback to Monday at @goldeneblogger thank‘s for having us! ❤️ #cheer #cheerleading #cheerstunts #baskettoss #basket #show #event #goldeneblogger #cheersquad #cheerteam #verein #sport #neuss #nrw #nordrheinwestfalen #düsseldorf ♬ Get back – ★

Für den emotionalsten Moment aber hätte es sie nicht gebraucht. Als wir Correctiv für die AFD-Recherche mit einem Sonderpreis auszeichneten, gab es spontane und nicht enden wollende Standing Ovations für Correctiv-Gründer Davis Schraven.

David Schraven im Interview mit Franziska Bluhm. Foto: Constantin Ranke

Die gesamte Zeit über – von Sektempfang bis spät in der Nach an der Hotelbar – herrschte eine Atmosphäre der Wertschätzung gegenüber dem, was die anderen taten. Dass wir diese Stimmung Jahr für Jahr hinbekommen, ist für uns als Ausrichter das Schönste. Denn Außenstehende merken sehr schnell, dass die Goldenen Blogger anders sind. Ich erinnere mich noch an Thees Uhlmann vor zwei Jahren, der den nominierten Millernton-Podcast begleitete. Kurz vor Beginn der Show rannte er auf mich zu uns sagte. „Thomas, ich bin ja echt auf vielen solchen Sachen. Aber das hier ist anders, hier sind so nette Menschen.“

Ein Gruß geht auch raus an den Herrn, der mich nach der Show aufhielt und sagte: „ich bin die interessierte Öffentlichkeit und habe noch nie von ihrem Preis gehört. Aber das heute war so großartig, ich muss mich erstmal durch diese ganzen Angebote klicken.“

Diese Wertschätzung überträgt sich dann auch auf die, die eigentlich ganz andere Umgebungen gewohnt sind. Doro Pesch war unter denjenigen, die man als Prominente bezeichnen könnte, wahrscheinlich jene, die am häufigsten um ein Foto gebeten wurden – und war zu allen warmherzigst freundlich. Genauso wie Judith Rakers, Christine Westermann, Bodo Wartke oder Lisa Feller, die als Begleitung angereist war.

Foto: Constantin Ranke

Mein ehemaliger Kollege Burkhard Ewert, heute Chefredakteur der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, schreibt heute in seinem Newsletter „Rest der Republik“:

„Alles kann man nicht schaffen an Veranstaltungen, und so bin ich froh, dass ich mich in diesem Jahr für die Blogger und nicht den Bundespresseball entschieden habe. Das geht hin bis zu den Sponsoren. Während im „Adlon“ in Berlin Weltkonzerne wie Bayer, Philip Morris und Daimler-Benz an ihre Budgets gehen, erhalten die Blog- und Social-Media-Preise im alten Zeughaus von Neuss Unterstützung von den genossenschaftlichen Versicherungen der Volks- und Raiffeisenbanken. Was R+V-Kommunikator Grischa Brower-Rabinowitsch als Begründung nannte, kann ich nur unterstreichen: Wer den Mut besitzt, sich als Privatmensch im Netz ungeschützt nach vorne zu wagen, lebt Meinungsfreiheit pur.

Und so gewinnen hier die Anarchos und die Außenseiter.In der Kategorie „Song“ siegt der „Dicke Dachdecker“, der wilde Zungenbrecher reimt. In der Kategorie „Berufe“ liegt der Bauernhof Paulsen aus der Uckermark vor einer Bestatterin aus dem Rheinland, während in der Kategorie „Podcast“ ein Duo gewinnt, das die Mediengrößen Markus Lanz und Richard David Precht aufs Korn nimmt. Als „Bloggerin des Jahres“ wird Tupoka Ogette gekürt, die in unmissionarischer Art für Rassismus im Alltag sensibilisiert, während politische Profis mit ihren ministeriellen Mega-Etas leer ausgehen.

Sollte ich mich also nächstes Jahr wieder entscheiden müssen zwischen dem Bundespresseball mit dem Aufspiel der Bundeswehr-Big-Band und einer bunten Blogger-Party mit den Cheerleadern der „Neuss Gladiators“: Ich weiß, wo ich zu finden bin und staune, was es im Rest der Republik an wilden und bunten Dingen so gibt.“

Diese Sponsorenerwähnung freut uns – aber auch wir würden natürlich gern mal wieder von Bayer oder Daimler (beide waren je einmal Sponsor) ein Etatstück abbekommen. Denn seien wir ehrlich: Die Finanzierung der Goldenen Blogger stand in diesem Jahr derart auf der Kippe, wie nie zuvor. Die Kosten sind im Eventbereich drastisch gestiegen, die Unsicherheit über die Wirtschaftslage lässt Unternehmen zögern.

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Ein Beitrag geteilt von Maria & Phil (@almansumdiewelt)

Deshalb die Bettel-Bitte: Sollten Sie, liebe Leserinnen und Leser, als Unternehmensverantwortliche Lust auf Kontakt zu echten Influencerinnen und Influencern haben – bitte melden Sie sich.

Denn die Vernetzung hört ja nicht bei den Nominierten auf. Die Vertreter unserer Sponsoren haben überhaupt keine Probleme, Kontakt zu den Nominierten zu bekommen. Und so entsteht eine ganz andere Basis für mögliche Kooperationen.

Ein tiefer Dank geht raus an die Unterstützer 2024:

  • R+V
  • DHL
  • comdirect
  • LMC Caravan
  • 25 Hours Hotels
  • Wirtschaftsförderung der Stadt Neuss
  • Audiocolab.

All diese Gespräche und die gegenseitige Wertschätzung endeten auch nicht, nachdem wir im Zeughaus die Türen geschlossen hatten. Hätte das „25Hours“ nicht um 1 Uhr das Licht in seiner spektakulären Rooftop-Bar mit Blick bis zum Kölner Dom eingeschaltet, einige Betten wären wohl ungenutzt geblieben. Auch das Frühstück soll laut und lustig gewesen sein – es entstand sogar die erste Zusammenarbeit zweier Gewinner*innen:

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Ein Beitrag geteilt von MCG (@mariaclaragroppler)

Zwei Tage nach unserer Gala bewegt mich ein Gedanke. Ich habe das Gefühl, dass es quer durch die Gesellschaft die Sehnsucht nach einem Durchatmen gibt.

Etliche Menschen betonten, wie toll sie es fänden, dass auf unserer Liste noch richtige Blogs auftauchten und wir Frau Nuf für 20 Jahre Bloggen ausgezeichnet hätten. Sie wünschten sich mehr Angebote, die mit textlicher Tiefe Zusammenhänge erklärten.

Rein anekdotisch dürfte Ankerpunkte zum Beispiel mehr Leser gewinnen. Kein anderer Gewinner wurde mir gegenüber so oft mit dem Zusatz erwähnt „DAS muss ich mir ansehen – klingt superspannend.“

Daraus könnten vielleicht auch die Medien etwas lernen. Diese Sehnsucht bezieht sich auch darauf, neue Themen zu sehen und das nicht in hektisch geschnittenen Reels, sondern mit Tiefe und Text.

Nils Minkmar – Politikjournalist und nominiert als Blogger des Jahres für seinen sehr lesenswerten Newsletter „Der 7. Tag“ – beschrieb dieses Gefühl ebenfalls. Er sagte auf der Bühne:

„Ein bisschen ärgert mich das über den Journalismus. Ich hänge viel im Netz und immer wenn man eine Nachrichtenwebseite aufmacht sieht man den russischen Präsidenten, man sieht den republikanischen Präsidentschaftskandidaten… Euch habe ich noch nicht gesehen. Das ist irre — für mich ist es schon ein Gewinn die ganzen Projete heute Abend kennengelernt zu haben. In meinem Newsletter will ich in einer Goldene Bloggern Kategorie diese ganze Kreativität, Diversität und Energie des Netzes zeigen – das ist super.“

Die Sieger*innen der Goldenen Blogger 2024. Foto: Constantin Ranke

Dieses Durchatmen betrifft auch die Glamour-Welt. Es war unseren Prominenten durchaus anzumerken, dass sie ein etwas anderes Umfeld erwartet hatten. Da war kein Roter Teppich und keine Fotografen-Meute, statt Champagner gab es Bolten Alt und statt Lachs-Häppchen Frikadellen.

Vor allem aber gab es – nette Menschen. Und die sorgten dafür, dass auch jene, die mehr im Mittelpunkt standen, als andere, sich sichtbar entspannten.

Vielleicht also sollten wir alle gemeinsam mal Durchatmen, uns mehr Umschauen in der Welt und Geschichten nicht nur dann erzählen, wenn darin Menschen vorkommen, die wir schon kennen. Auf der Bühne der Goldenen Blogger stand eine Palliativpflegerin, die mit ihrer Kollegin ganz leicht und lächelnd einen schweren Beruf ausübt; ein Beeerdigungsinstitut, das Dinge anders machen will; ein Change Manager, der gegen Fake News kämpft und eine Juristin, deren Mann Fußballprofi ist und die mit Spielerinnen-Klischees aufräumen will.

Wäre es nicht wert, diese Geschichten zu erzählen, statt auf angelieferten Fotos die Mimik von Reality-TV-Teilnehmern zu analyiseren?

Die vollständige Liste der Sieger*innen:

Blogger*in des Jahres
Tupoka Ogette

Sonderpreis für die AFD-Recherche
Correctiv.org

Sonderpreis für das Lebenswerk

Patricia Cammarata https://dasnuf.de

Song des Jahres
Bodo Wartke – Der dicke Dachdecker

Celebrity

Judith Rakers für Homefarming

Newcomer*in des Jahres

Zwei Seiten mit Christine Westermann & Mona Ameziane

Finanzielle Bildung powered by comdirect
Finanztip

Gesellschaftliches Engagement powered by R+V
Keine Fake News

Berufsbotschafter*in powered by DHL Group
Biohof Paulsen

Podcast

Richard, wo erreiche ich Dich?

Der Grüne Blogger für Umwelt & Nachhaltigkeit
Der Klimablog

Mode & Lifestyle
Ben Bernschneider

Nische / Thema
Ankerpunkte

Entertainment

Maria Clara Groppler und Phil Laude – Allmans um die Welt

Food

Röststoff

Und hier noch einige Eindrücke, gesammelt von unserem Sponsor R+V:

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