Wenn man etwas 15 Jahre durchzieht und es immer noch größer wird, solle man eigentlich Stolz wie Bolle sein. Das waren wir als Gründer und Ausrichter der Goldenen Blogger, Deutschlands ältestem Social Media-, Creator- und Influencer-Award auch. Schließlich wird er diesmal am 4. April im traumhaft schönen Museum für Kommunikation in Berlin verliehen.
Doch als ich die Liste der Nominierten für die Goldenen Blogger 2022 durchguckte, fühlte ich mich ein wenig wie Ranger am Marterpfahl in „Der Schuh des Manitu“: Ich war mit der Gesamtsituation unzufrieden.
Das lag nicht an der Qualität der Nominierten – selten war das Feld insgesamt besser besetzt. Doch ist der Anteil der tatsächlichen Blogs deutlich zurückgegangen. Über 2.500 Vorschläge kamen in diesem Jahr wieder von den Nutzerinnen und Nutzern, doch die Auswahl an neuen, textbasierten Weblogs war so gering wie nie. Stattdessen gibt es immer mehr Menschen die ausloten, was auf Instagram und TikTok so möglich ist.
Dem zollen wir Tribut, denn die Goldenen Blogger waren ja nie ein reiner Blog-Preis. Wir möchten die Menschen auszeichnen und ihnen damit Öffentlichkeit verschaffen, die folgenswerte Dinge im Internet tun.
Wie breit das Spektrum reicht, zeigen vielleicht drei der Nominierten:
Chiara Monteton ist Dachdeckerin und zeigt, wie ihr Beruf so funktioniert.
Breaking Badges ist eine schräge Comedy zum Agentur-Alltag.
@breakingbadges Danielas Herz hat gagong gemacht 💕💗💕🐶 #arbeit #kaffeepause #büro #singen #masterclass #singen #comedy ♬ Originalton – Breakingbadges
Erstmals bekommt die Politik bei uns eine Rubrik – aber nicht in Form von Politikblogs, sondern in Gestalt digital kommunizierender Politiker. Und im Gegensatz zu einem Lebenswerk-Preis wird es die Rubrik Langstrecke geben, in der wir drei Nominierte haben, die in zwei Fällen sogar länger aktiv sind als die Goldenen Blogger.
Allein: Der Textanteil nimmt ab. Klar, die kreativen Möglichkeiten auf Plattformen wie TikTok sind verlockend. Andererseits glaube ich schon, dass tiefere Inhalte sich in einem Blog immer noch besser vermitteln lassen. Und während Postings, selbst wenn sie nicht wie Storys schnell verschwinden, erhalten bleiben, so sind sie auf Dauer doch schlechter auffindbar.
Deshalb glaube ich auch, dass wir mittelfristig etliche der heute auf TikTok aktiven irgendwann auf Weblogs wiedersehen werden – denn mit dem Alter steigt der Wunsch nach mehr Substanz.
Bis dahin aber dürfen wir uns erfreuen an einem immensen Ausmaß an Kreativität und Spielfreude, sowohl im Bereich der Unterhaltung wie in der Informationsvermittlung.
Davon zeugen auch unsere drei Nominierten in der Königskategorie „Blogger des Jahres“. Bob „Netzlehrer“ Blume betreibt Factchecking auf TikTok und gibt im Rest des Webs Einblicke in den Alltag als Lehrer. Diana zur Löwen ist von der Produkt-Influencerin zur Stimme ihrer Generation geworden, längst behandelt sie Themen wie Geldanlage, mentale Gesundheit und Feminismus multimedial. Leon Enrique Montero hingegen ist junger Fotojournalist der dort hingeht, wo es geistig weh tut und körperlich weh tun könnte: zu Schwurbler-Demos und in Studentenverbindungen. Und das bereitet er multimedial auf – ein Riesentalent in den Sachen Journalismus.
Solche Goldstücke gibt es in der Nominierungsliste reihenweise. Wer die Preise gewinnt, ist wie immer offen – entschieden wird über ein Onlinevoting und die Stimmen der Goldene Blogger-Akademie, die sich aus den Gewinnern der ersten 14 Jahre zusammensetzt.
Weiterhin bleiben die Goldenen Blogger auch eine private Initiative, die aber Sponsoren benötigt, um die Kosten zu decken. In diesem Jahr bedanken wir uns bei:
Deutsche Post DHL
Meta
LMC Caravan
R+V Versicherungen
DB Cargo,
Am 4. April steigt also unsere Gala und wir sind optimistisch, dass wir Publikum im Saal haben werden. Wenn Ihr dabei sein wollt, abonniert am besten deen Newsletter der Goldenen Blogger – da gibt es unsere Infos immer am schnellsten.
Und hier die vollständige Liste der Nominierten:
Blogger*in des Jahres:
Newcomer*in des Jahres:
“Nachruf auf mich” – Podcast mit Jule Lobo
“Monacologin” – Blog von Marisa Kurz
“Stadtschreiberin Odessa” – Blog von Ira Peter
Bester Einzelbeitrag:
Rezo – “Zerstörung: Finale – Korruption”
Das Podcast-UFO – “UFO 266: Hinter dem Mikrofon”
Bestes Nischen-/Themenblog:
Newsletter des Jahres:
Podcast des Jahres:
Instagrammer*in des Jahres:
Twitter-Account des Jahres:
TikToker*in des Jahres:
Tim Hendrik Walter – HerrAnwalt
Bester Social Media-Auftritt einer Celebrity:
Marijke Amado auf Instagram
Teddy Teclebrhan auf TikTok
Kurt Krömer auf Instagram
Flauscher*in des Jahres:
Gustaverderliebe auf Instagram
Lisa Kestel auf Instagram
Berufsbotschafter*in des Jahres
Chiara Monteton – Dachdeckerin Chiara
Johannes & Luis Burger – Bestattungen Burger
Oliver von Dobrowolski – Kriminalhauptkommissar Polizei Berlin
Politische Digitalkommunikation:
Marie-Agnes Strack-Zimmermann auf Twitter
“K-Frage” – Podcast von Lars Klingbeil & Kevin Kühnert
Bürgerschaftliches Engagement:
Markus Wipperfürth für seine Fluthilfe auf Facebook
Langstrecke:
Kommentare
Besim Karadeniz 2. Februar 2022 um 18:18
Sich von Meta/Facebook sponsern zu lassen, ist leider ein No-Go. Das entwertet alles, für was Weblogs stehen. Next year, next try.
Thomas Knüwer 3. Februar 2022 um 9:02
@Besim: Um es mit The Big Lebowski zu sagen: "Yeah? Well, you know, that’s just like uh, your opinion, man." Facebook/Meta haben die Goldenen Blogger seit der ersten Ausgabe unterstützt, ab der wir Sponsoren benötigten, um all das zu bezahlen. Sie haben dabei geholfen, einer dreistelligen Zahl von Menschen, Projekten, Podcasts, Accounts oder wasauchimmer Öffentlichkeit zu verschaffen, die diese sonst nicht erhalten hätten. Und ohnehin wäre ein Großteil der deutschen Social Media-Creator nicht dort, wo sie heute sind, wenn Facebook nicht ein Instrument wäre, um auf sich aufmerksam zu machen.
Frank70 4. Februar 2022 um 13:31
@Besim: Mich würde interessieren, warum ein Meta/Facebook sponsoring ein No-Go darstellen soll. Können Sie das näher ausführen ?
Besim Karadeniz 4. Februar 2022 um 22:07
Ich glaube, ich muss/will Facebook nicht wirklich näher beschreiben. Differenzieren muss man allerdings, dass das heutige Facebook ein anderes Facebook ist, als es vor vielen Jahren war.