Zum 14. Mal haben wir gestern die Goldenen Blogger verliehen und ich sag mal so: Diese Ausgabe fiel in das Segment Extremabenteuerurlaub.
Lange waren wir uns nicht sicher, ob die Verleihung überhaupt stattfinden würde. Die Deutsche Post DHL Group aber gab den Ausschlag: Sie stellte uns ihr fantastisch ausgestattetes Greenscreen-Studio zu Verfügung und beteiligte sich mit einem Engagement an der Umsetzung der Gala, das uns umgehauen hat.
Sogar der Post-Tower warf sich am Abend ins Goldene Blogger-Outfit:
Nicht weniger umwerfend war die Beteilung der Nutzer. 2.000 Nominierungen, das sind wir ja schon gewöhnt. Erstmals aber öffneten wir das Onlinevoting bereits drei Tage vor der Show – und so stimmten über 26.000 Menschen ab. Fast 8.000 Leute guckten dann die Gala selbst.
Für Nervosität für uns Moderatoren sorgte im Vorfeld das Greenscreen-Studio. Weder Franzi, noch Daniel oder ich haben jemals in solch einem Studio gearbeitet. Die Sorge war unberechtigt: Nur ein paar Mal übertraten wir die Grenze der virtuellen Bühne. Auch die Befürchtung, dass einem duselig wird, wenn man vor sich einen Monitor hat, auf dem das Bild nicht mit der Realität übereinstimmt, war unbegründet.
Leider fingen wir uns auch einen Shitstorm zwischen Veganern und Landwirten ein. Wir sind ja durchaus einiges gewöhnt, aber die Art und Weise, wie sich Vertreter beider Seiten beschimpfen, überschreitet die Grenze zur Absurdität. Das Schlimmste bekommt der beobachtende Leser dabei nicht mal zu lesen: Vertreter beider Seiten schickten uns Direktnachrichten an sie, die ohne jede Frage justitiabel sind.
Erstaunlich ist dabei, wie Vertreter beider Seiten in der Lage sind, verwerfliche Äußerungen von Menschen, die ihre Haltung teilen, auszublenden oder sandkastig mit dem Finger auf andere zu zeigen und zu behaupten: „Die haben aber angefangen.“
Wer so kindisch agiert, der wird die Gesellschaft nicht verändern können.
Ganz im Gegenteil zu vielen der Projekte, die in diesem Jahr gewannen. Dabei es gab etliche Überraschungen und bei denen handelte es sich vor allem um MedienmacherInnen.
So zum Beispiel unsere Newcomer des Jahres RosaMag, ein Lifestyle-Magazin für Schwarze Frauen: tolle Texte, klarer Fokus, schönes Layout, klasse Fokus.
Oder Anna Moors: Die erst 18-jährige Aachenerin startete während eines Praktikums bei einem Bundestagsabgeordneten das Projekt Hinterzimmerpolitik, wo sie faktenorientiert und unterhaltsam Politik erklärt – wir werden noch viel von ihr hören, da bin ich sicher.
Nächtes Beispiel: Wirtschaft in Afrika, Sieger in der Kategorie Nischenblog. Hier betrachtet die Wirtschaftsjournalistin Katja Scherer Afrika aus wirtschaftlicher Sicht und schreibt Geschichten, die ich anderswo in Deutschland nicht entdecke. Oder wusstet ihr, dass Ghana zum Hub für die Autoindustrie werden will?
Besonders gefreut hat mich der Sieg von Sportfrauen.net in der eigentlichen Kategorie Neue MedienmacherInnen: Das Team produziert sauber geschriebenen Sportjournalismus ausschließlich über Frauensport, der ansonsten ja oft zu kurz kommt.
Ich glaube: Da wächst eine neue JournalistInnengeneration heran, um die Verlage sich balgen werden – doch ob diese echten MacherInnen dann bei Verlagen werden arbeiten wollen?
Und ja: All diese Projekte werden von jungen Frauen getrieben.
In der Königskategorie hätten alle drei einen Preis verdient gehabt.
Lars Fischer liefert seit langem tollen Wissenschaftsjournalismus im Fischblog. Max-Jacob Ost hat neben seinem Podcast-Projekt Rasenfunk im Herbst einen Podcast vorgelegt, der in Sachen Produktions- und Erzählqualität in Deutschland für mich den Maßstab setzt: „Hoeneß – 11 Leben“ sollten auch Nicht-Fußball-Fans unbedingt eine Chance geben. Ich würde nicht ausschließen, dass daraus mal eine Netflix-Serie oder so was wird.
Siegerin wurde Teresa Bücker, die seit Jahren tolle, feministische und gesellschaftspolitische Texte schreibt, im vergangenen Jahr mit ihrem Newsletter Zwischenzeit_en aber noch einen draufgesetzt hat.
Wir gratulieren dem Team von @NDRinfo, @c_drosten und @CiesekSandra zum @goldeneblogger-Sonderpreis für „Das Coronavirus-Update“. pic.twitter.com/DEBhCKEc2Y
— ARD (@ARD_Presse) April 27, 2021
Die Auswahl hat uns gezeigt, dass über die Jahre hinweg um die Goldenen Blogger eine sehr große Community entstanden ist, die gerne mal so abstimmt, dass wir Organisatoren mit einem „WHAT?“ reagieren. Nicht, dass die jeweiligen Preisträger es nicht verdient hätten. Aber natürlich spekulieren wir für uns privat im Vorfeld, wer wohl Favorit sein könnte. Diesmal lagen wir ziemlich oft danebenm – und das finden wir richtig gut, weil so die ganze Vielfalt des Netzes abgebildet wird.
Diese diversen Nominierten entwickeln selbst ohne Treffen eine Bindung. Jeder der Nominierten bekam vor der Verleihung ein Paket zugeschickt – danke dabei an die Sponsoren Deutsche Post DHL Group, Facebook, Xing, Mumm & Co sowie GoDaddy. Dieses Paket enthielt ein paar kleine Geschenke, vor allem aber ein dreigängiges Menü, wahlweise mit Fleisch, vegetarisch oder vegan.
Auf Wonder.me trafen sich dann die Nominierten in einer virtuellen Wohnung, fanden sich zu immer neuen Kreisen zusammen, aßen, tranken, stellten sich vor. Es war herzwärmend großartig, dass dies so funktionierte.
Noch toller wäre es gewesen, mit alle jenen wunderbaren Menschen hinterher noch etwas zu trinken – aber das holen wir dann im kommenden Jahr nach. Da sollte es eigentlich groß und toll werden: Denn die Goldenen Blogger feiern dann ihren 15. Geburtstag.
Final noch ein großer, großer Dank an unsere Frau Feli, die alle Fäden im Hintergrund zusammenhielt und an unser Helferteam, das inzwischen ein fester Teil der Mannschaft geworden ist – Ihr seid der Wahnsinn!
Blogger*in des Jahres
Sonderpreise
Newcomer*in des Jahres
Bester Einzelbeitrag (Text, Audio, Video)
- Joachim Leitenmeier: Ich bin ja kein Rassist, aber halt schon
- Ludger Wess: Wir brauchen die Kartoffelwende
- Minh Thu Tran und Vanessa Vu: Hamburg 1980 – Als der rechte Terror wieder aufflammte
Beste(r) Blogger*in ohne Blog
- Joko und Klaas für ihre „15 Minuten“ bei ProSieben
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