Das Management in Gestalt der Führung von Unternehmen und ihrer Mitarbeiter ist genauso Trends und Moden unterworfen, wie jeder andere Bereich unserer Welt. Ein Beispiel: Alle paar Jahre gibt es einen Wechsel zwischen der Ansicht, Unternehmen sollten Synergien schaffen und deshalb andere Unternehmen im Verlauf ihrer Wertschöpfungskette kaufen, sowie der Meinung, dass genau solche Firmentöchter abgestoßen werden sollten, um sich auf die Kernkompetenzen zu konzentrieren.
Keine dieser beiden Haltungen ist falsch. Und es ist auch nicht generell falsch, gewissen Strömungen zu folgen. Es kommt immer auf den Einzelfall und genauso die Gesamtsituation in einem Markt und einer Volkswirtschaft insgesamt an.
Derzeit jedoch ist etwas im Gange, was ich für einen drastischen und sogar leicht erkennbaren Fehler halte – die Euphorie, ja geradezu Hysterie, um das Thema Home Office.
Und ich glaube: Der aktuelle Ausbau des Home Office-Themas wird als einer der großen Managementfehler in der Geschichte eingehen und, sollte der Trend nicht gestoppt werden, die Struktur großer Unternehmen und die Werte der Arbeitswelt in hohem Maße verändern.
Home Office? Ist doch die Zukunft!
Die Corona-Krise hat viele Führungskräfte realisieren lassen, wie viel technisch möglich ist. Videokonferenz müssen zum Beispiel gar nicht mit teurem Equipment im Konfi ablaufen, sie können ad-hoc und auf dem Handy via Zoom gestartet werden, Instrumente wie Slack ermöglichen eine viel natürlichere Kommunikation als das ganze E-Mail-Gedöns.
Den einen Entscheidern war all dies gar nicht klar, weil sie sich neuen Instrumenten verweigert hatten. Andere waren zur Beschäftigung damit gezwungen, weil ihre Belegschaft vor Ort durch den Virus implodierte und schnell Lösungen geschaffen werden mussten.
Eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts ZEW unter fast 1.800 europäischen Unternehmen zeigt, wie schlecht vorbereitet auf solch eine Krise gerade größere Unternehmen waren: 45% von Firmen mit mehr als 100 Beschäftigten mussten kurzfristig investieren, um das mobile Arbeiten zu ermöglichen.
Und dann kam die Überraschung: Die Mitarbeiter machten all dies mit, die Produktivität sank nicht, gleichzeitig entstand eine neue Lockerheit im Umgang. Kein Wunder, blickten Vorgesetzte und Untergebene mit einem Mal in ihre gegenseitigen Wohnzimmer.
Douglas-CEO Tina Müller formulierte diese Erkenntnisse auf LinkedIn stellvertretend für den Berufsstand so:
„Ich komme nicht aus der „Generation Home Office“ und war bisher, das gebe ich offen zu, kein allzu großer Fan davon. Mein Bedenken war, dass der Austausch nicht so reibungslos läuft wie im Büro. Aber ich muss zugeben: Es funktioniert, sehr gut sogar. Durch Videotelefonie sind Führungskräfte auch weiterhin präsent und für ihre Teams jederzeit ansprechbar. Ich bin davon überzeugt, dass diese erzwungene Veränderung unsere Arbeitsweise und Kommunikation auch in Zukunft dauerhaft digitaler macht.“
Strategische Fehlentscheidung – jetzt
Diese Überraschung erleben viele Entscheider in diesen Wochen. Wir Menschen leiden zu häufig allerdings unter zwei mentalen Defiziten. Einerseits können wir sehr schlecht exponentiell denken, andererseits haben wir fast schon bizarr schlechtes Gedächtnis (glauben aber, dass es anders ist).
Diese Deformationen führen dazu, dass sehr viele Manager derzeit glauben, weil das mobile Arbeiten so gut funktioniert, werde es nach der Corona-Krise nicht nur EIN Bestandteil der Arbeit sein – sondern der Hauptbestandteil: Home Office soll das New Normal werden.
Hier einige Beispiele:
„Handelsblatt“ vom 9.8.20:
„Die Allianz erwarte, dass längerfristig bis zu „40 Prozent der Mitarbeiter von zu Hause arbeiten“ werden, sagte Allianz-Vorstand Christof Mascher dem Handelsblatt. „Aber auch eine höhere Zahl ist möglich.“..
Der Deutschlandchef der Unternehmensberatung Bain & Company, Walter Sinn, geht davon aus, dass künftig 20 bis 30 Prozent der Büroarbeitsplätze in Deutschland überflüssig werden. Nach Berechnungen der Berater könnten in den nächsten fünf bis sieben Jahren zwischen drei und fünf Millionen Beschäftigte ihren Arbeitsplatz aus dem Firmenbüro wegverlagern.“
- Universal Music Group
- Warner Music Group
- Sony Music
- Amazon corporate
- Viacom
- Scotiabank
- RBS (Royal Bank of Scotland)
- Group Nine Media
- Indeed
- Square
- Slack
- Shopify
- Zillow“
„„New Normal Working Model“ – mit diesem Anglizismus umschreibt Siemens die neue Freiheit für rund 140.000 Konzern-Angestellte. Siemens-Sprecher Florian Martens nennt als Ziel, „dass wir hier dem Wunsch nach Flexibilisierung im Sinne der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nachkommen. Und dass wir auch der neuen Zeitrechnung nach Corona entsprechen. Und dass wir hier als Siemens den Weg nach vorne aufzeigen“.
Laut einer Studie des Münchner Ifo-Instituts wollen 54 Prozent aller deutschen Unternehmen Homeoffice und mobiles Arbeiten stärker ausbauen – Siemens legt nun ein Konzept vor, das der Vorstand unter Federführung von Roland Busch, dem designierten Nachfolger von Siemens-Chef Kaeser, beschlossen hat. Es sieht vor, dass Siemensianer künftig dann von zuhause und von unterwegs arbeiten können, wenn es sinnvoll und ihr Vorgesetzter einverstanden ist…“
Manches davon mag Coolness-PR sein. Denn „New Work“ war eines der Management-Buzzwords des Jahres 2019 und mit den durch Corona aufgedrängten Investitionen ist manches Unternehmen nun auch in der Lage, neue Arbeitsmodelle auszuprobieren. Und zumindest bei den deutschen Großunternehmen wird immer betont, dass ein ausschließliches Home Office nicht das Ziel sei, von bis zu drei Tagen ist die Rede.
Doch werden jetzt eben nicht nur visionäre Sprüche geklopft, sondern auch vollendete Tatsachen geschaffen. So berichtet das „Handelsblatt“ in jenen Artikel auch:
„Bisher setzte die Allianz – wie viele andere Großkonzerne auch – darauf, ihre Mitarbeiter in Firmenzentralen und großen Büros an einem Ort zusammenzubringen. Allein auf dem Campus des Versicherers in München-Unterföhring, wo die Zentrale der Allianz Deutschland in einem Gewerbegebiet residiert, arbeiten derzeit noch rund 8000 Beschäftigte auf einer Fläche von gut 390.000 Quadratmetern. Doch die neue Allianz nach Corona könnte künftig deutlich digitaler und dezentraler aussehen als bisher.
„Jetzt sehen wir, dass wir zentrale Betriebsfunktionen virtuell darstellen können“, sagt Mascher. „Wir können digital um einen Tisch sitzen. Deswegen werden wir künftig mit kleineren Büros arbeiten.““
Sprich: Schon jetzt werden Flächen entmietet und Projekte gestoppt. In Großunternehmen scheint die Zeit des eigenen, persönlichen Arbeitsplatzes zuende.
„Ja, und?“, fragten sich viele Freelancer, in den frühen Wochen der Home Office-Welle. So würden sie doch schon immer arbeiten und es sei toll.
Ersteres ist richtig – zweiteres nur, wenn man weder in größeren Strukturen arbeiten muss, noch Lust hat, im Rahmen einer solchen Struktur aufzusteigen um zu sehen, wie weit man es im Berufsleben schaffen kann.
Denn die Folgen einer Steigerung der Home Office-Quote auf 50 Prozent oder mehr werden erheblich sein.
Home Office schadet der Gesundheit
Schon jetzt gibt es Ärzte-Warnungen in Sachen Rückenschmerzen dank Laptop-Arbeit am Küchentisch oder auf dem Sofa. Bei einer Umfrage von Civey gaben 33% der Befragten an, unter vermehrten Rückenschmerzen zu leiden, seit sie von daheim arbeiten.
Sehr viele Menschen haben eben keinen designierten Platz für Arbeit am Bildschirm, knochenschonenden Stuhl eingeschlossen. Wir werden sehen, dass auch hier Arbeitgeber aushelfen werden, getrieben von Betriebsräten wird es Finanzierungsprogramme geben. Nur: Sehr viele haben dafür gar keinen Platz in ihrer Wohnung für Schreibtisch, ergonomischen Stuhl und großen Bildschirm. Die wahren Folgen werden wir erst in einigen Jahren sehen – in Form krummer Rücken und krummer Augen.
Hinzu kommen die psychischen Probleme. Es gibt jene Unternehmen, bei denen gestempelt wird – dort ist die Arbeitszeit ohnehin klar geregelt. Bei sehr vielen ist dies aber so nicht vorgesehen. Doch gibt es dann auch eine Art gefühlte, erwartete Arbeitszeit. Wenn ein Mitarbeiter regelmäßig gegen 6 der Letzte ist, wird er auch gehen. So schleifen sich dann über die Gruppe gewissen Verhaltensweisen ein – im Home Office passiert das so nicht.
Home Office schadet der Konzernkarriere
Wer im Rahmen einer größeren Organisation Karriere machen möchte, braucht mehr als gute Leistung. Er muss sich vernetzen, das Unternehmen begreifen und natürlich auch Vorgesetzten positiv auffallen. Einerseits, weil niemand Arschlöcher befördert, andererseits, weil Großunternehmen oft diffizile Bewertungssysteme einsetzen, in denen weiche Faktoren eine bedeutende Rolle spielen.
Wie soll ein Vorgesetzter einen Mitarbeiter beurteilen, den er nur vorm Bildschirm kennt? Klar, das ist möglich. Doch behaupte ich: Gibt es einen Mitarbeiter, der drei, vier Tage von daheim arbeitet und einen anderen, der fünf Tage in der Woche im Büro zu sehen ist, den die Chefin beim Kaffeeautomaten trifft und der ihr bei einem Meeting mit Mimik oder einem Zettel Hinweise gibt – dann wird sie immer die zweite Person vorziehen.
Außerdem fallen Kantine und Kaffeeautomat als Orte weg, an denen eine Mitarbeiterin ihr Netzwerk durch Kontakte in andere Teams oder Abteilungen erweitern kann. Auch dies ist ein wichtiger Faktor für den Aufstieg.
Sprich: Home Office und Karriere stehen im Widerspruch – und das ist einfach nur menschlich.
Home Office und neue Mitarbeiter – ein sicheres Desaster
Auch bei meiner Unternehmensberatung kpunktnull haben wir über Monate im Home Office gearbeitet – und es hat sehr gut funktioniert. Aber: Wir sind ein kleines Unternehmen mit einem Team, das recht eng zusammenhängt.
Doch was, wenn Personal wechselt? Wie soll ein neuer Mitarbeiter in eine Teamstruktur integriert werden, wenn über die Hälfte seiner Kollegen – oder im Extremfall alle – nur digital zu sprechen sind? Wie soll die Neue ein Gefühl dafür entwickeln, wem sie vertrauen kann, wer zuverlässig ist oder nicht?
Es geht nicht. Die Neue wird auf Dauer isoliert bleiben.
Home Office erodiert die Unternehmenskultur
Die vorangehenden Punkte zeigen das größte Problem: die Erosion der Unternehmenskultur. Schon jetzt gibt es Unternehmen, die nicht mehr jedem Mitarbeiter einen festen Arbeitsplatz zur Verfügung stellen. Doch ist das wirklich klug? Das Ergebnis sind cleane und anonyme Arbeitsräume.
Wenn ich jedoch durch die Räume unserer Kunden gehe erkenne ich ein starkes Bedürnis nach Individualisierung und Identifikation. So bauen sich Produktmanager in Vitrinen geradezu Schreine für ihre Marke, arrangieren liebevoll alle Packungsvarianten eines Produktes – das ist gelebte Bindung an die eigenen Arbeit. Wer am Morgen aber nicht weiß, wo er den Tag über verbringen kann, für den hat sich dieses Symbol der Teamarbeit erledigt.
Nicht zu vergessen sind Gemeinschaftsräume als Orte der Vernetzung. Das Kennenlernen anderer Funktionen oder Abteilungen durch zufälliges Zusammentreffen am Kantinentisch ist vorbei. Abteilungen und Teams werden sich mit steigendem Anteil von Heimarbeit isolieren, das Unternehmen sich parzellieren und dadurch ineffizienter werden. Und Small Talk? Wird auch weniger. Denn die Situation vor einem Bildschirm ist nun mal weniger ungezwungen als bei einem Kaffee beieinander zu stehen.
Bei all dem sollte man die aktuell kursierenden Studien hinterfragen. Ein Beispiel ist diese Studie der Universitäten Harvard und NYU zum Mitarbeiterverhalten vor und nach dem Corona-Lockdown. Sie sagt, dass Mitarbeiter länger arbeiten, mehr Meetings mit mehr Teilnehmern haben – diese Meetings aber kürzer sind. Das bedeutet nicht nur eine höhere Belastung, sondern eben auch weniger zwischenmenschlicher Kontakt.
Hinzu kommt die Frage, wie eine Mitarbeiterin erfährt, ob es an einem Tag genügend Arbeitsplätze gibt. Sicher, wenn es einen Unterbestand von 20 Prozent gibt, sollte ein vollkommenes Fehlen eines freien Schreibtischs eher selten sein. Aber nun reden wir von 40%. Wie oft wird jemand zum Büro fahren, wenn er nur einmal ohne Schreibtischplatz wieder Richtung Home Office abgedampft ist? Dies ließe sich natürlich regeln mit Buchungstools (gibt es so etwas schon im Einsatz?). Doch auch hier wieder frage ich mich, wieviel Planbarkeit des Arbeitens und des Lebens verloren geht – und dadurch auch Freude an der Arbeit. Und wie sehr sich Mitarbeiter dann noch geschätzt fühlen.
Auch muss man über die Trennung zwischen Bildschirm- und anderen Arbeitsplätzen sprechen. Was für ein Gefühl kommt bei VW-Arbeitern am Band auf, wenn sie jeden Tag in der Werkshalle auflaufen – aber sehen und fühlen, dass die Bildschirm-Arbeiter daheim bleiben?
Home Office konterkariert Millennial-Werte
Die gesamte Debatte um New Work wurde angestoßen durch die Millennial-Generation und ihre veränderte Wertehaltung. Sie suche Sinn in allen Teilen des Lebens, hieß es. Sie suche Gemeinschaft, auch bei der Arbeit, sagten Studien. Sie wolle sich mit ihrer Arbeit identifizieren, behaupteten Generationenforscher.
Und das soll nun alles vorbei sein?
Aus eigener Erfahrung behaupte ich: Natürlich wollen Millennials und GenZ die Option zum Home Office haben – aber eben die Option. Dann, wenn ein Handwerker kommt; wenn ein Arzttermin anliegt, der ein Stück weit vom Büro entfernt ist; wenn der Nachwuchs wegen Schnupfen nicht in die Kita kann. Aber das Ziehen dieser Option ist die Ausnahme, nicht die Regel.
Gerade in der Techbranche ist Reinrennen in eine Home-Office-Normalität nicht nachvollziehbar. Seit über 20 Jahren investieren Google, Facebook & Co erhebliche Summen in ein verspieltes, individualisierbares Arbeitsumfeld mit ungewöhnlichen Konferenzräumen, hochwertigen Kantinen, schönen Kaffeeecken und Fitnesstudios im Haus.
Wenn sie nun ihre Leute ins Home Office drängen, ist dies entweder Missmanagement – oder ein Eingeständnis des Scheiterns. Ich behaupte: Es ist ersteres.
Raus aus dem Home Office! (Nach Corona, natürlich)
Derzeit sehen wir erste Studien zur Zufriedenheit mit der Arbeit daheim. Die ist bemerkenswert hoch. Allerdings reden wir aktuell über nicht einmal 5 Monate dieser Situation. Das Aufkommen der Zoom Fatigue nach einigen Wochen zeigt schon, dass die erste Begeisterung für das Neue sich abzuscheuern beginnt.
Ich kann ehrlich gesagt kein Argument entdecken für mehr Home Office als ein, zwei Tage in der Woche. Man mag noch bestimmte Funktionen finden, bei denen eine Anwesenheit egal ist – klischeemäßig fallen einem sofort Programmierer ein. Doch auch hier: Ist es denn gut, wenn Coder oder Coderteams „im Tunnel“ isoliert von anderen Mitarbeiter dasitzen?
Derzeit befinden wir uns in einer Ausnahmesituation. Sobald wir aber ohne Hygienepläne arbeiten können, sollten Arbeitgeber ihre Mitarbeiter nicht ins Home Office drängen – sondern sie dort herausreißen, zusammenführen und die Gemeinschaft feiern, statt ihre Büros in anonyme Operationssäle zu verwenden.
Und was wenn nicht?
Was könnte aber passieren, erlebten wir wirklich eine derart hohe Home Office-Quoten?
Das ist jetzt natürlich ganz tiefe Kaffeesatzleserei. Ich glaube aber, dass die Identifikation mit dem Arbeitgeber sinkt. Somit erlebten wir mutmaßlich eine Gegenbewegung zu den verspielten Büros, den nicht-monetären Zuwendungen und Ähnlichem. Nicht mal eine Firmenfeier ist ja attraktiv, wenn ich dort nicht auf mir ans Herz gewachsene Kollegen treffe, sondern Leute, die ansonsten eine Zoom-Kachel sind.
Die Folge: Die Bezahlung würde wieder in erheblichem Maß über die Wahl des Arbeitsplatzes entscheiden – wir würden einen Anstieg der realen Gehälter erleben.
Gleichzeitig aber sind materielle Anreize für Millennials und die GenZ weniger attraktiv als für vorhergehende Generationen. Entweder also, diese Anreize müssen nochmal höher liegen – oder Großunternehmen sind als Arbeitgeber überhaupt nicht mehr attraktiv.
Darüber mag mancher jubeln, schließlich sind kleine und mittlere Unternehmen scheinbar sympathischer. Doch können gewisse Produkte und Leistungen nur in größeren Strukturen erbracht werden. Klassische Unternehmen laufen hier auf eine, höflich gesprochen, herausfordernde Situation zu. Ich sehe die Gefahr, dass wir weniger Innovation erleben, schlechtere Leistungen in von Großunternehmen dominierten Branchen und somit einen Vorteil für Regionen, in denen all diese weichen Faktoren nicht so dominant sind, weil hier die junge Generation wirtschaftlich aufsteigen will. Sprich: Diese Entwicklung könnte sogar auf den Standort Europa (und auch USA) zurückschlagen und China oder Indien begünstigen.
Kommentare
Siegfried 13. August 2020 um 10:12
Kann ich nachvollziehen, halte ich aber dennoch für falsch. Ja, die genannten Probleme existieren. Aber das ist kein Grund, Homeoffice in Bausch und Bogen gleich wieder abzuschaffen. Wir werden Homeoffice in einem erheblichen Anteil dringend brauchen, allein schon, um dem Klimawandel zu begegnen. Die tägliche Fahrt von hunderttausenden von Arbeitnehmern zum Büro ist eine Umweltkatastrophe. Ich selbst fahre täglich etwa 50 Minuten zur Arbeit, und 50 Minuten zurück. Ich fahre sehr früh, um dem Berufsverkehr zu entgehen. Mit Berufsverkehr bauche ich etwa 2 Stunden pro Weg. Dieses erzwungene frühe Aufstehen ist nicht gut für meine Gesundheit. Und es sind täglich knapp 2 Stunden drastisch erhöhrer Kohlendioxidausstoß, die nicht nötig wären.
Die genannten Probleme existieren, doch dafür können und müssen Lösungen gefunden werden.
Angelika 18. August 2020 um 8:46
‚Dieses erzwungene frühe Aufstehen ist nicht gut für meine Gesundheit. Und es sind täglich knapp 2 Stunden drastisch erhöhrer Kohlendioxidausstoß, die nicht nötig wären.‘
Dann fahre halt später, nach dem Berufsverkehr, oder besser noch, nehme den ÖPNV.
Adam 18. August 2020 um 14:01
Später fahren, also länger arbeiten und somit noch mehr die Gesundheit schaden. Hmm oder besser 2 Stunden mit Bus und Bahn und 2 Stunden wieder zurück. Also wieder nicht gut für die Gesundheit. Hmmm also wohl auch nicht zu Ende gedacht, zwinker
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 14:38
@Adam: Im Verlauf der Kommentare nimmt die Zeit, die Menschen angeblich pendeln, stetig zu. Deshalb zur Einordnung: Die durchschnittliche Pendelzeit in Deutschland beträgt 40 Minuten, also ein Drittel der von Ihnen ins Rennen geworfenen Zeit.
Marcus 18. August 2020 um 16:52
Das ist aber immer noch eine Menge verlorene Zeit. Der Umweltaspekt ist auch nicht wegzudiskutieren.
Ich teile aber viele der Vorbehalte. Am meisten besorgt mich, dass bei 2-3 Tagen Home-Office niemandem mehr ein eigener individueller Büroplatz zur Verfügung stehen kann. Ein anderes Problem: Insbesondere in großen Unternehmen, gibt es tatsächlich einige Mitarbeiter, die sich im Home Office ziemlich gut verstecken können.
holm 18. August 2020 um 17:02
40 Minuten pendeln laut google maps oder 40 min realistisch: Fahrtstrecke in der ferienzeit 20-30 min und wenn alle da sind 1Stunde.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 17:12
@Holm: Studie nach Auswertung von Pendlerdaten durch das Bundesbauministerium.
Achim 18. August 2020 um 17:19
4o Min. aind nur der Druchschnitt. Es gibt sehr viele mit kurzem Arbetsweg. Aber viele Spezialisten haben tatsächlich eine einfache Wegstrecke von 60 Minuten und mehr. Teilweise innerhalb einer Stadt. Leider sind die Autobahnen in die Städte in den Hauptverkehrszeiten zu und mit dem ÖPNV brauch man 1 Stunde je Wegstrecke mehr.
In der Projektarbeit kann einiges im Homeoffice erledigt werden. Das spart Nerven, schont die Umwelt und ist effektiver.
Frodo 18. August 2020 um 21:19
Hallo, ich stimme diesem Artikel voll zu. Ich arbeite bei einem Büromöbelhersteller und selbst wir Angestellten sollen unseren eigenen Schreibtisch verlieren und 25% der Mitarbeiter sollen im Homeoffice arbeiten. Verstehen wir Mitarbeter nicht.
Oliver 18. August 2020 um 21:27
@ Knüwer: Welche Statistik meinen Sie? Ich habe beim BMI keine Daten zu Pendlern finden können
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 21:45
Sorry, Tippfehler. Es ging um das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung.
Oliver 18. August 2020 um 22:04
Nochmals zu den Pendlern:
Der Zug, mit dem ich normalerweise ins Büro fahre, ist selten pünktlich. Für mich ist das einfach purer Stress. Man fragt sich vor Fahrantritt schon, was denn heute passieren wird; ist es der defekte Bahnübergang, oder das defekte Signal, der verschlafene Zugführer, oder der fehlende Fahrdienstleiter? Das darf doch in einer Gesellschaft wie der unsrigen heutzutage nicht mehr passieren, die Bahn wurde in den letzten Jahrzehnten kaputt gespart. Der Zug ist aber so brechend voll, dass zwischendurch auf der Strecke schon Entlastungszüge eingesetzt werden müssen, da die Leute schon nicht mehr rein kommen. Der Zug fährt schon halbstündlich. Ich steige in der ersten Station der Strecke ein, da sind schon mindestens pro Pendlerzug zwanzig Pendler, die bis zur Endhaltestelle mit mir durchfahren. Heißt also im günstigsten Fall 1,5 Stunden Fahrt, meist eher zwei. In meinem Freundeskreis sind über 50% Pendler, dei eine muss nur 15 Minuten fahren, ich bilde mit zwei Stunden schon eher die Spitze.
Wenn die Autobahn, die parallel zur Schiene verläuft eine Alternative wäre, könnte ich ja damit leben (abgesehen vom Umweltaspekt), aber die ist nur zweispurig und dort ist jeden Tag Stau. Entweder muss ich so früh los, dass ich ca. um vier Uhr aufstehen muss, damit ich vor dem Stau fahre, dann bin ich aber vor meiner Gleitzeit im Büro und arbeite eine halbe Stunde umsonst. Oder ich fahre nach dem Stau um ca. acht los, dann bin ich ohne Stau durch, aber zu spät im Büro (Kernzeit ab neun). Nachmittags das Gleiche Spiel, ich müsste um 15 Uhr los, um vor dem Stau zu fahren, dann verliere ich Stunden und muss die Stunden nachholen, fahre ich nach dem Stau, kann ich erst kurz vor sieben los.
Jetzt soll mir mal einer erklären, was so toll am Pendeln ist. Klar, sind wir natürlich selber schuld, aber wir haben drei Kinder, die möchte ich nicht in der Großstadt großziehen. Wenn ich ins Büro fahre, stehe ich um fünf Uhr morgens auf und komme abends zwischen 19 und 22 Uhr wieder zurück. Was ist das bitte schön für ein Leben? Scheiß (entschuldigung) auf den Firmenzusammenhalt, der ist mir schnuppe, hier geht es um meine Familie. Wer natürlich alleine lebt und Karriere machen will, für den ist das natürlich nichts, der kann besser ins Büro gehen.
Ich habe jahrelang alleine und mit meiner jetzigen Frau in der Stadt gelebt, habe noch eine kleine Wohnung dort, die ich vermietet habe. Ich kenne sowohl das Großstadt- als auch das Kleinstadtleben, ich kenne die Mietunterschiede und die Vor- und Nachteile beider Konzepte. Ich habe mich wieder für die Kleinstadt entschieden, weil sie einfach für Familien (unabhängig vom Geld) das attraktivere Gesamtpaket bietet. Dafür muss ich natürlich pendeln. Aber deshalb sind Homeoffice-Lösungen ein Segen für alle, bei denen die Rahmenbedingungen passen. Wer hier mit Sprüchen wie "Früh aufstehen, egal" um sich schmeißt, sollte das mal fünfzehn Jahre mit zwölf bis sechzehn Stunden Arbeitstagen (natürlich incl. Fahrt) gemacht haben, seine Familie (die ihn dann so gut wie nie zu Gesicht bekommt) wird sich bedanken. Seine Gesundheit auch.
Die Großstadt bietet für mich (subjektive Meinung) keine Alternative, da für Familien mit Kindern nicht wirklich geeignet. Der permanente Lärm, das Gedränge, die schlechte Luft, die utopischen Mieten, die zu kleinen Wohnungen (wenn bezahlbar), die fehlenden oder zu wenigen Grünanlagen etc. Klar, wer auf Oper und Co. steht und das jeden zweiten Tag, der sollte in die Großstadt ziehen und ins Büro fahren.
P.S.: Ich fahre seit ca. dreißig Jahren mit der Bahn, ich weiß, wovon ich spreche, meine Tochter hat mich in den ersten vier Jahren ihres Lebens so gut wie nie in der Woche zu Gesicht bekommen, das wünsche ich keinem…
Rainer Wetekam 19. August 2020 um 8:27
Das Argument wird davon aber nicht schlechter … ÖPNV ist vergeudete Lebenszeit
Patrick Schönfeld 9. September 2020 um 11:39
Nun, wie du schon sagtest sind die 40 Minuten der Durchschnitt. Zur Einordnung wäre es also hilfreich, wie die tatsächliche Verteilung ist.
Aber davon abgesehen ist die Zeit ja nur ein Aspekt, den es zu betrachten gilt. Oliver hat schon ausgeführt, dass das Pendeln für ihn persönlich Stress ist. Wenn man verschiedenen Studien glauben darf, gilt das für die meisten Menschen. Das Pendeln korreliert stark mit erhöhten Besuchen beim Arzt (gemäß einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts IZA), einer erhöhten Anfälligkeit für psychische Krankheiten (laut TK) und wohl auch verschiedenen körperlichen Beschwerden (gemäß einer Erhebung der AOK). Unnötiges Pendeln ist also mit Nachteilen verbunden, für die letztlich die gesamte Gesellschaft zahlen muss, aber auch die Unternehmen.
Heike 18. August 2020 um 15:04
Ich fahre täglich (!) 80 km. Bei 3-Schicht-System und 24/7 Dienst. Im Callcenter gibt es nur einen Aufstieg und Teamleiter mag sowieso keiner von uns werden. Abgesehen von der Umweltbelastung – ich kann nicht früher oder später fahren, da ich eine festgeschriebene Arbeitszeit habe. Oder 8 Stunden Nachtschicht mit 1 Stunde Fahrt vorher und 1 nachher. Sekundenschlaf vorprogrammiert. In meiner Ecke gibt es nichts in meinem Beruf (Sekretärin – mit 50 eh kaum noch). Seit 4 Jahren arbeite ich so. Weniger Stunden geht aufgrund der Kosten nicht – ich habe Mindestlohn. Umziehen geht wegen der 80-jährigen Mutter nicht. Zu Hause habe ich – alleine in meiner Wohung – Sohn ist 20 – ideale Arbeitsbedingungen. Meine 100.000er-Internetleitung läuft stabiler als im Büro, mein Schreibtisch und Stuhl sind nach einer Reha im Rahmen von Teilhabe vom Rententräger finanziert und ergonomisch. Platz habe ich auf 86 m² mehr als genug. Würde zuverlässig und genauso souverän arbeiten, wie im Büro – wenn ich dürfte. Statt dessen suchen wir vor allem am Wochenende einen freien Sitzplatz. Reden wir mal nicht von Abstand – es gibt keinen. Dank unserer Kunden, die auf Büropräsenz bestehen dürfen wir nicht ins Homeoffice, es wird da gerade krass diskutiert und je mehr Projekte kommen, umso mehr Leute müssen einen Platz finden – wir haben keine eigenen festgeschriebenen Plätze. Einzig den Flurfunk würde ich vermissen. Unsere beiden Abteilungen sind dank WhatsApp und Handy, über Facebook und Co. gegenseitig gut zu erreichen. Die Chefetage nicht sehen zu müssen ist ein weiteres Argument pro Home Office. Leider haben wir eine Teamchefin, die so denkt wie hier im Artikel. Nein, der die Umwelt scheinbar egal ist, die Gesundheit der Mitarbeiter nicht so wichtig (ist ja nicht die eigene) und die sich aufgrund eigener verwöhnter 3-jähriger Tochter vehement weigert, ins HomeOffice zu gehen – deshalb natürlich auch allen anderen dies nicht zugesteht. Lässt sich ja auch besser kontrollieren, wer arbeitet und wie, wenn alle schön brav im Büro sitzen. Klar, sollten sich die Mitarbeiter hin und wieder sehen und treffen. Aber mir persönlich haben die 2 Tage Homeoffice, die ich testweise so arbeiten durfte, viel Spaß gemacht und ich kann viel mehr zu Hause leisten, meiner Mutter zur Seite stehen etc. Es wären Teilschichten möglich, die Nachtschicht wäre viel angenehmer …
Maike Tepper 18. August 2020 um 8:51
Danke für diesen Kommentar mit der entsprechenden Weitsicht! Hier wurden im Artikel signifikante Parameter außen vorgelassen. Flexible Offices und HomeOffices in einer guten Mischung können Lösungen sein, auch für die genannten Themen wie Konzernkarrieren, neue Mitarbeiter etc. Es gibt kein Schwarz/Weiß, sondern kreative und funktionale Lösungen werden gebraucht.
Dafür erhält man dann das absolute ++ in puncto Klimawandel und persönlicher Zeit außerhalb der Blechlawinen von Autos und dem Gedränge im ÖV.
Karl 18. August 2020 um 9:27
Danke! Die Argumentation in diesem Artikel ist sehr von einem prädigitalwirtschaftlichen Denkmuster bestimmt. 1) Ergonomische Probleme im Home-Office? Die Menschen rüsten fleißig auf und gönnen sich nun endlich all jene Annehmlichkeiten (großer Monitor, hochfahrbarer Schreibtisch, guter Bürostuhl, …) für die im Büro oft kein Budget vorhanden war. 2) Schadet der Karriere? Pfuuu … Vielleicht haben nun all jene endlich eine Chance sich zu zeigen, die tatsächlich richtig was anpacken ohne dafür alle 10 Minuten die Eigenlobbühne in der Kaffeeküche aufsuchen zu müssen. All jene Arbeitspferde, die richtig ranklotzen und echte Mehrwerte fürs Unternehmen erschaffen. Die Selbstdarsteller und Labertaschen, die gerne durch die Flure gockeln und einen auf dicke Hose machen, die werden’s natürlich jetzt schwerer haben. Jetzt geht es um wahre Leistung und nicht um Game-Of-Thrones-artige Karrierespielchen . 3) Onboarding ist sicherlich ein Thema. Da stimme ich zu. Doch bieten sich auch hierfür gute Lösungen an. Es spricht nichts dagegen, dass Neulinge für ein paar Wochen zum Training reinkommen müssen oder über Online-Veranstaltungen und Online-Einführungskurse die Werte, Prozesse und sonstigen Besonderheiten des Unternehmens vermittelt bekommen. 4) Die s.g. Unternehmenskultur ist ein ziemlich überbewerteter Begriff und nicht per se positiv. Die Unternehmenskultur variiert in großen Unternehmen / Konzernen stark von Abteilung zu Abteilung und von Team zu Team. Unternehmenskulturen bei Startups und Digitalunternehmen sind oft komplett austauschbar. Bei etablierten, alten Unternehmen ist die Kultur nicht selten stark von der Führungsebene geprägt und wahnsinnig antiquiert. Fazit: Die Lösung für die neue Arbeitswelt kann nicht entweder oder heißen. Bei vielen vielen Berufen würde es reichen, wenn Mitarbeitende ein- bis zweimal pro Woche ins Büro kommen und die anderen Tage von daheim aus arbeiten.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 13:00
@Karl: Gemeinhin wirft man mir vor, ich sei zu technikverliebt – das ist doch mal eine Abwechslung.
– Die Menschen rüsten auf? Wenn sie es sich leisten können. Wenn ihre Wohnung groß genug ist.
– Karriere: Sie beschreiben Hoffnungen. Hoffnungen sterben bekanntlich zuletzt, doch sprechen psychologische Phänomene wie die Zoom Fatigue eher gegen Ihre Hoffnung.
– Neulinge zum Training: Schöne Idee. Aber dann müssen alle anderen ja auch reinkommen. Und wenn man dann eine große Organisation mit stetigem Mitarbeiterfluss hat.. Na ja, Sie verstehen schon.
– Unternehmenskultur: Aus unserer Arbeit für einen bunten Kranz von Unternehmen in 11 Jahren kann ich Unternehmenskultur nicht hoch genug halten. Sie haben vollkommen Recht: Die kann auch negativ sein. Aber sie ist ein immens wichtiger Faktor, ohne den nichts geht.
Paul Geiger 18. August 2020 um 13:22
Das heißt nach Ihrer Logik, dass Firmen wie Facebook, Twitter, Square, Shopify bald nicht mehr existieren werden?
Weil die überwiegend jungen Mitarbeiter ihrer Meinung nach alle zu anderen Firmen wechseln werden, weil ihnen sämtliche soziale Kontakte im Leben fehlen und sie sich in den kleinen teuren Wohnungen im Silicon Valley die Ausüstung nicht leisten können und sie dafür in ihren kleinen Wohnungen/WG-Zimmern sowieso keinen Platz hätten?
Wie werden dort in Zukunft neue Mitarbeiter integriert oder stellen die jetzt aufgrund der Schwierigkeiten gar nicht mehr ein? Und wie stellt man sicher, dass nicht plötzlich die Mitarbeiter die Werte von Facebook mit denen von Twitter verwechseln, wenn jetzt im Büro nicht täglich die versammelten Mitarbeiter darauf eingeschworen werden können?
Wenn solche Firmen, die nun wirklich ihr Ohr am Puls der jungen Mitarbeiter haben, damit umgehen können, dann sehe ich da kein übermäßiges Problem.
Natürlich muss der "Dax-Konzern" mal wieder aus der Bequemlichkeitszone und schon wieder mit einer Veränderung umgehen.
Es wird den Firmen nur nichts anderes übrig bleiben. Denn damit, dass oben genannte Firmen sich als pure HO Firmen aufstellen, ist das Einzugsgebiet ihres potentiellen Mitarbeiterpools jetzt auf die Welt ausgedehnt. Der Mitarbeiter in zB München kann jetzt bei einer Münchner Firma arbeiten oder für zB Facebook.
Legt ein Mitarbeiter wert auf Home Office, dann wird die Münchner Firma, die das nicht anbietet eben diesen Mitarbeiter nicht bekommen, er arbeitet dann eben für eine Firma, die das anbietet, egal wo auf der Welt ihre Firmenzentrale steht.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 13:58
@Paul Geiger: Ich mag keine Null-/Eins-Argumente. Ich glaube tatsächlich, dass Firmen wie Facebook mittelfristig ein Recruiting-Problem bekommen. Wie geschrieben ist es ja schon eine Frage der Logik: Seit 20 Jahren propagieren Firmen des Silicon Valley die Einrichtung von Arbeitsstätten, in denen Mitarbeiter gerne sind. Nun soll nach Corona alles anders sein? Nein, ich halte das für eine Fehleinschätzung.
Karl Klammer 18. August 2020 um 23:37
@Thomas Knüwer schwierige Argumentation… Nur weil etwas 20 Jahre nicht funktioniert hat muss es nicht für immer nicht funktionieren. Mit der Einstellung hätte Apple weder das iPhone noch das iPad auf den Markt bringen brauchen… Das gab es ja alles bereits 20 Jahre vorher und wurde auch immer als die Zukunft propagiert. War aber stets gefloppt (bspw. Apple selbst sowie Microsoft). Es war aber einfach nur noch nicht die richtige Zeit bzw. nicht gut genug. Insofern kann Corona ja einfach der Auslöser für einen notwendigen Kulturwandel sein damit es nun auch mit dem Home-Office klappt. Im übrigen finde ich das ihre letzten Sätze ein wenig im Widerspruch zu "Ich mag keine Null-/Eins-Argumente" stehen.
Thomas Knüwer 19. August 2020 um 9:26
@Karl Klammer: Ich beobachte Technologie jetzt seit 22 Jahren hauptberuflich, weshalb ich Ihre Hoffnung nachvollziehen kann. Was mich aber die vergangenen 22 Jahre gelehrt haben: Technik setzt sich nicht durch, wenn sie gegen Naturgesetze verstoßen will – oder gegen die menschliche Natur.
Thomas Schnorrenberg 19. August 2020 um 8:36
Nun ja, Herr Knüwer, nach meinem Verständniss haben sie in Ihrem Artikel aussschliesslich Null-/Eins-Argumente.
Aber nehmen wir nur mal den Umstand, den Sie hier gerade genannt haben. Richtig, die Firmen investieren viel Geld in Umgebungen, in denen sich die Menschen wohl fühlen.
Sie gestalten sie oft fast schon wie die heimischen Wohnzimmer mit Topf-Pflanzen, hübschen Bildern und Sofaecke für die Kaffee-Pause.
Jetzt wüsste ich gerne ob sich die Menschen nicht vielleicht gerade in den eigenen vier Wänden am allerwohlsten fühlen würden?
Die sie eben genau dafür eingerichtet haben.
Mir zumindest geht es so.
Thomas Knüwer 19. August 2020 um 9:25
@Thomas Schnorrenberg: Ich verstehe Ihre These. Sie aber würde bedeuten, dass seit 25 Jahren Unternehmen in diesem Punkt missgemanaged werden. Überraschend wäre ein Zutreffen Ihrer These aber im Silicon Valley. Dort können Mitarbeiter schon sehr lang von daheim arbeiten – trotzdem fahren Sie zu den exzellent ausgestatteten Büros.
Frank70 19. August 2020 um 10:23
@Thomas Knüwer: "Sie aber würde bedeuten, dass seit 25 Jahren Unternehmen in diesem Punkt missgemanaged werden." –> Exakt, genau das ist der Fall. "Dort können Mitarbeiter schon sehr lang von daheim arbeiten – trotzdem fahren Sie zu den exzellent ausgestatteten Büros." –> Das ist vollkommen korrekt, aber wissen Sie auch warum ? Wichtige Infos werden sehr gerne mal nur in "Insiderkreisen" bei Präsenzmeetings ausgetauscht. Die Unternehmenskultur (sorry, ich muss mich jetzt auch mal dieses abgedroschenen buzzwords bedienen) ist dort sehr oft extrem verlogen: Nach aussen hin, hip, cool, offen, (angeblich) transparent und in der Realität dann doch "nach alter Gutsherrenmanier".
Patrick Schönfeld 9. September 2020 um 11:43
Was den Punkt der Ausstattung mit den Büros angeht und dass die Firmen seit 25 Jahren in diesem Punkt missgemanaged werden: ja, werden sie. Und das ist auch gemeinhin bekannt. Die tollen fancy Büroräume korrelieren nämlich so gut wie gar nicht mit der Zufriedenheit der Mitarbeiter oder einem Vorteil beim Recruiting. Schon gar nicht bei uns Millenials.
Adam 18. August 2020 um 14:07
Ich kenne genug Schleimer jeden Tag, die es im Home Office schwerer haben und positiv beim Chef bleiben. Die werden es schwerer haben und daher kann ich mir schon vorstellen, dass die Karrierechancen fairer werden und Arbeitsbienen es besser haben könnten
Heike 18. August 2020 um 15:11
Das sehe ich genauso … einzig die Vereinsamung ist ein Argument für mich gegen das Homeoffice und der kann man mit Präsenztagen begegnen. Platz in der Wohnung für einen bequemen Stuhl hat wohl jeder. Ich kenne Freelancer, die arbeiten an einem gemütlichen Küchentisch. Soll auch funktionieren mit der richtigen Stuhleinstellung. Wie gesagt, jeder, der gesundheitliche Probleme hat, kann seinen Rententräger für Zuschüsse aus dem Fonds "Integration" bzw. "Teilhabe am Erwerbsleben", ansprechen. Dann muss man den Stuhl/Schriebtisch nicht allein zahlen. Gute Bürostühle gibt es auch relativ günstig. Ich fände es jedenfalls toll, 250 Euro Fahrtkosten zu sparen – der Betrieb zahlt nichts dazu! Und dass "alle" zurück müssen, nur weil paar neue Mitarbeiter eingestellt werden, halte ich für ein Gerücht. Es reicht aus, wenn Ausbilder oder Coaches da sind und vielleicht noch ein, zwei Mitarbeiter, um die Routine zu üben.
Dirk Linnerkamp 19. August 2020 um 11:30
Zitat::"Wie gesagt, jeder, der gesundheitliche Probleme hat, kann seinen Rententräger für Zuschüsse aus dem Fonds "Integration" bzw. "Teilhabe am Erwerbsleben", ansprechen. Dann muss man den Stuhl/Schriebtisch nicht allein zahlen."
Grundsätzlich gilt bei dem "echten" Home Office, dass der Arbeitgeber verpflichtet ist, dem ins Home Office geschickten Arbeitnehmer, die GLEICHEN ARBEITSBEDINGUNGEN zu gewährleisten, wie im büro. D.h. wer im Büro z.B. aus medizinischen Gründen ergonomischen Stuhl hatte, kann diesen auch für sein Heimarbeitsplatz beanspruchen. Der Arbeitgeber trägt die Kosten. Ferner ist der Arbeitgeber verpflichtet, auch alle anderen Vorschriften des Arbeitsschutzgesetzes, der Unfallverhütung und der Arbeitstättenverordnung einzuhalten und dem Arbeitnehmer im Home Office entsprechenden Versicherungsschutz zu bieten. Auch die sogenannten Betriebskosten (Strom etc) trägt der Arbeitgeber. Der Home-Office Arbeitsplatzt unterscheidet sich hier also nicht von einem Büroarbeitsplatz.
Anders sieht die Sache aus, wenn ums sogenannte "Mobile-Office" geht. Hier ist der Arbeitgeber weitaus weniger in der Pflicht bzw. in der Haftung. Der Arbeitsplatz kann hier quasi "überall" sein (im Zug, im Café nebenan etc.)
Zur genauen Unterscheidung, welche Rechte und Pflichten Arbeitgeber und Arbeitnehmer bei den beiden Modellen haben siehe hier:
https://www.haufe.de/personal/arbeitsrecht/arbeitsrecht-was-mobilarbeit-von-homeoffice-unterscheidet_76_498118.html
Axel 18. August 2020 um 17:12
Ihr Beitrag liefert interessante Denkansätze, die vielleicht in einer temporären "home-office-Euphorie" zur kurz kommen mögen. Dennoch greift er zu kurz, da er von einer scheinbaren "Entweder-Oder"-Situation ausgeht. Genauso wenig, wie die bisherige pauschale Ablehnung von Home Office (HO) sachgerecht war, wäre natürlich nun eine ebenso pauschale Befürwortung. Die Wahrheit liegt im dem invidiuell auszulotenden Feld dazwischen. Und so lässt sich auch für jedes Ihrer Gegenargumente wieder eine passende Replik setzen:
– Menschen können sich das Aufrüsten nicht leisten und/oder haben keinen Platz: Durch HO könnte der Arbeitgeber die Investitionen von Unternehmensbüros Richtung (Leih-)Ausstattung oder geförderter eigener Ausstattung der Mitarbeiter lenken. Wer zudem nicht mehr täglich in die Zentrale muss, kann ohne Not auch in entferntere günstigere Orte ziehen, in denen man mehr Platz und ggf. sogar mehr Lebensqualität fürs Geld bekommt. Es ist kein Naturgesetz, dass jeder (und schon gar nicht auf Ewig) in der "hippen" Großstadt in einer 15€/qm-Kammer hocken will.
– Keine Karriere im HO: wenn man mit (Teil-)HO keine Karriere mehr machen kann, wer steigt dann im Unternehmen auf? Werden dann Stellen nur noch extern besetzt? Oder ist es nicht natürlich, dass unsere Spielregeln neu entwickelt werden? Wenn (was Sie ja als Droh-Szenario beschreiben) ALLE im HO sind, wem soll dann der Chef an der Kaffemschine begegnen?
– Neulinge: das ist für mich der zentrale Punkt! Wie gelingt das onboarding und das Gemeinschaftsgefühl? Deswegen sehe ich keine 0-1-Entscheidung beim Thema HO. Wir müssen uns regelmäßig persönlich treffen, damit wir auch regelmäßig aus der Ferne zusammenarbeiten können. Aber wir müssen nicht zwangsläufig meistens im Unternehmen sein (bzw. HO muss nicht nur auf Tage mit Arzttermin oder Handwerkerbesuch begrenzt sein)
– Unternehmenskultur: ist für mich argumentativ das gleiche Thema wie die Neulinge.
bernhard 18. August 2020 um 22:21
Ihre Kommentare zum Text entsprechen ziemlich genau dem, was ich mir beim Lesen auch dachte. Ich arbeite im Großkonzern mit bisher 40% HO-Quote, seit März bin ich komplett im HO. Ich arbeite in einem internationalen Team und hatte bis zum vergangenen Jahr einige Teammitglieder noch nie f2f getroffen. Das Team funktioniert dennoch ausnehmend gut. Auch die Vernetzung über das Team hinaus klappt problemlos. Mein Arbeitsweg – ich fahre öffentlich – beträgt einfach 90 Minuten. Wenn ich mir zu Hause keinen vernünftigen Arbeitsplatz einrichten könnte, würde ich weniger Home Office machen. Und so weiter. Beinahe alles, was da von Thomas Knüwer im Blogbeitrag oben angeführt wird, klingt für mich einfach nur theoretisch und aus meiner realen Erfahrung heraus nicht nachvollziehbar. Nur: 100% HO ist mir definitiv zu viel – jedenfalls auf Dauer.
Milan 18. August 2020 um 21:39
– Die Menschen rüsten auf? Wenn sie es sich leisten können. Wenn ihre Wohnung groß genug ist.
Sorry, aber ja, man muss in diese Situation vielleicht auch erst hineinwachsen. Als meine Lebensgefährtin und ich uns eine Wohnung in Frankfurter Zentrum ausgesucht haben, sind wir nicht davon ausgegangen das wir über Monate gleichzeitig von daheim arbeiten werden (so arbeitet jetzt immer nur einer im Büro und der andere in der Küche). Wenn wir nicht mehr im Ballungszentrum leben müssten und für weniger Geld mehr Wohnfläche kriegen, ist das ein großer Gewinn an Lebensqualität. Beispiel: In der Innenstadt bezahlen wir aktuell 1500€ für 70m² kalt. Für das gleiche Geld bekommen ich im wunderschönen Taunus, fernab vom Lärm der Stadt (20km vom Frankfurter Zentrum) ein Haus mit Garten.
Ich sehe beim Büroequipment auch den Arbeitgeber in der Pflicht. Gesparte Mieteinnahmen und kosten für Büroequipment sollten zum Teil an den Mitarbeiter fließen. Unternehmen wie zum Beispiel komoot stellen es den Mitarbeitern frei wo sie leben wollen und bezahlen Büroequipment oder ein Platz im Co-Working space.
– Karriere: Sie beschreiben Hoffnungen. Hoffnungen sterben bekanntlich zuletzt, doch sprechen psychologische Phänomene wie die Zoom Fatigue eher gegen Ihre Hoffnung.
Ich arbeite in einer Großbank und ganz ehrlich, so intransparent wie der Prozess aktuell ist, wird er auch in Zukunft bleiben. HO hin oder her. Wenn Führungspositionen frei werden, dann werden diese neu besetzt oder sie werden nicht neu besetzt und waren entsprechend nie relevant. Das Verfahren zum besetzen einer freien Vakanz spielt dabei doch keine Rolle. Zum Glück geht es den meisten Menschen in meiner Generation Y aber ohnehin nicht mehr nur darum sondern auch um Lebensqualität. Ein Wink an die ewig gestrigen …
Zoom Fatique – erlebe ich tatsächlich auch. Und auch hier wieder. Wir sind aktuell alle gezwungen in einer Situation die wir nie vorher hatten. Unternehmen die schon länger "Remote" arbeiten haben das im Griff. Da gibt es zum Beispiel strikte Blocks in denen es keine Konferenzen gibt. Die Arbeitssicherheit in großen Unternehmen sieht sich dagegen vor einer neuen Aufgabe, die sie im Laufe der Zeit bewältigen muss. So wie mein Arbeitsplatz bei der Bank heute verpflichtend ergonomisch sein muss, so wird es in Zukunft vielleicht auch verpflichtend Videokonferenzfreie Zeiten geben.
– Neulinge zum Training: Schöne Idee. Aber dann müssen alle anderen ja auch reinkommen. Und wenn man dann eine große Organisation mit stetigem Mitarbeiterfluss hat.. Na ja, Sie verstehen schon.
Wo ist das Argument? Ich habe das in der Coronazeit mit gleich 5 neuen Mitarbeitern ( 2 neue Vorort und 3 neue Team-mitglieder in Polen) erlebt und es hat gut (nicht sehr gut) funktioniert (online). Das ist eben auch etwas in das man hineinwachsen muss. Das klappt 2020 gut und 2021 schon besser. Das ganze ist eine Chance einen neuen Prozess zu etablieren.
– Unternehmenskultur: Aus unserer Arbeit für einen bunten Kranz von Unternehmen in 11 Jahren kann ich Unternehmenskultur nicht hoch genug halten. Sie haben vollkommen Recht: Die kann auch negativ sein. Aber sie ist ein immens wichtiger Faktor, ohne den nichts geht.
Sehe ich nicht so – zumindest nicht den Punkt das die so wichtig ist. Ich kann mit der aktuellen Unternehmenskultur bei der Bank nichts anfangen. Zu viele Technologielegastheniker und Top-Down denker. Trotzdem mach ich einen guten Job. Unternehmenskultur ist ein dynamischer Prozess und die Unternehmenskultur heute kann morgen schon wieder eine andere sein. Teil der Unternehmenskultur kann entsprechend auch sein das man es den Mitarbeitern frei stellt wo sie arbeiten möchten. Das ist nur eine Worthülse die Sie in diesem Kontext vergewaltigen oder können Sie den Verlust von Unternehmenskultur durch das HO irgendwie quantifizieren?
Schade das es immer noch Menschen gibt die nicht im 21. Jahrhundert angekommen sind. Ist schön hier. Probieren Sie es doch auch einmal Herr Knüwer.
Ronny 18. August 2020 um 9:44
Dieser Meinung schliesse ich mich zu 100% an! Für Klima und Umwelt ist das eine neue Chance. Straßen müssen möglicherweise nicht mehr so oft instand gesetzt werden, weniger Bürogebäude und Parkplätze müssen errichtet werden (zumindest nicht mehr in so gigantischen Ausmaßen), weniger Verkehr, weniger Rohstoff-Verschwendung und damit Raubbau an der Natur… (Öl, Gas, Lithium, Kobalt, etc.).
Den Gedanken kann man noch sehr viel weiter spinnen. Ausserdem ist es der Gesundheit zuträglicher, wenn man nicht mehr so zeitig aufstehen muss und sich gestesst durch den Verkehr quält. Klar, man kann nicht mehr einfach so mal einen kleinen Plausch mit den Kollegen an der Kaffeemaschine führen, oder mit der hübschen Kollegin im Büro nebenan flirten…soziale Kontakte (persönliche) werden schon etwas eingeschränkt,…oder verlagern sich im Idealfall auch nur.
Ich findes es auf jeden Fall sehr gut, dass durch diese Maßnahmen der Alltag auch etwas entschleunigt wird. Aber bei all der Euphorie: Homeoffice setzt auch ein gewisses Maß an Selbstdisziplin voraus. Schliesslich managed man sich zu 100% selbst, ohne Vorgesetzten, der einem früher vielleicht gern mal über die Schulter geschaut hat.
Das klassische Muster des Büroalltages ist einem Wandel unterzogen. Und wie Alles, muss auch das erst einmal richtig in den Köpfen ankommen und wirklich als Chance wahrgenommen werden, dass Fortschritt eben auch so aussehen kann und klassische Denkweisen nicht bis zum Ende aller Tage Bestand haben müssen.
Ausserdem, für mich als Arbeitnehmer, bedeutet das: weniger Treibstoff, ggf. weniger KFZ-Versicherung und steuerliche Vergünstigungen, wenn ich mein Büro zu Hause steuerlich geltend mache. Für mich ergeben sich keine Nachteile und wenn, sind diese eher marginal und nicht nennenswert.
Wichtig ist jedoch eins: Sich NICHT von der Arbeit völlig einnehmen lassen und open end zu arbeiten. Pause machen, nach Möglichkeit am festen Feierabend festhalten und das Private nicht aus den Augen verlieren.
Timbo 18. August 2020 um 10:18
Für mich scheint es fraglich, ob der Wegfall des Arbeitsweges allein für mehr Klimafreundlichkeit sorgt. Ich selbst arbeite in der Digitalbranche und durch das Homeoffice, den mit sich bringenden Datenaustausch sowie online-Calls wird eine Menge mehr an Servern beansprucht. Deren nun erhöhte Kühlungs- und Energieversorgungsbedarf an den global verteilten Standorten mag ich nicht als unbedingt umweltfreundlicher in Bezug auf CO2 Ausstoß beurteilen. Was eben noch via Intranet erledigt werden konnte, geht nun über den Globus. VPN macht’s möglich – wenn auch viel zu langsam hier in Deutschland. Da ist es teils doch gefragt mit Datenträgern in die Firma zu fahren (in meinem Falle per Rad), um gelegentlich mehrere GB zu sichern. Das ist immernoch schneller und ermöglicht evtl vereinzelte Kollengen persönlich antreffen zu können.
Bezüglich der Umweltfreundlichkeit, müsste man hier einfach von Fall zu Fall entscheiden – wir Deutschen regeln ja gern einheitlich – genauso, wie für Vorteil und Machbarkeit des Homeoffices an sich.
Gravigreg 18. August 2020 um 14:20
Eine Fahrt mit einem energieeffizienten Elektroauto benötigt bei durchschnittlich 100 km/h <b>20kWh</b> Energie für 100 km. Ein Office-PC mit druchschnittlich 200W in 8h = 1.6kWh! . Dazwischen liegt ein Faktor von 12,5. Man könnte also weitere 12 PC/Server laufen lassen.
Kurzum: Es ist <b>deutlich</b> effizienter den Pendelverkehr und die belasstete Infrastruktur/Straßen/Brücken etc. zu senken.
Christian Wachter 18. August 2020 um 15:56
Der PC würde ja so oder so Energie verbrauchen – ob im Büro oder zu Hause. Zusätzliche Energie benötigen aber Netzwerke, Internet-Backbones, Router, Firewall, Server usw.. Und auch die Betriebskosten für die Wohnung werden steigen. Langfristig wird bei Home-Office-Angestellten der Flächenbedarf in der Wohnung um einen Arbeitsraum steigen. Und es soll sogar ArbeitnehmerInnen geben, die nicht nur den Tratsch in der Kantine missen, sondern auch die Qualität des Essens und die Zeitersparnis beim (Nicht-)Kochen. (Gegenargument: Kochen tut eh die Frau 😉 )
Das sind jetzt alles Argumente, aber nicht quantifiziert, bewertet und den Einsparungen durch weniger Verkehr und Büroimmobilien gegenüber gestellt. Wäre eine interessante Forschungsaufgabe.
holm 18. August 2020 um 17:00
es geht nicht um den Home office PC, es geht um die server
da wo ich zum kollege kurz rüber laufe, schick ich jetzt eine Mail: mein router (der tagsüber abgeschaltet ist, telekom-server, mail server usw.)
die mailserver brauchten früher nur 100 mails am tag und jetzt das 10 fache
Carsten Werner 18. August 2020 um 10:36
Als Mitarbeiter einem der größten IT Konzerne kenne ich beide Ansätze – die Pflicht in einer Lokation zu arbeiten und das angeordnete Home-Office. Beides hat seine Berechtigung und die Auswirkungen kann man nicht pauschalisieren. Ich stelle mir auch manchmal vor, wie es sein wird, wenn die Corona-Krise überstanden ist. Allerdings hat das Jahr 2020 die ganze Welt verändert. Daher glaube ich, dass sich unser Verhalten in einigen Bereichen nachhaltig ändern wird – weniger Fernreisen, mehr Digitalisierung und eine Veränderung im Arbeitsumfeld. Die Globalisierung wird uns alle zwingen "anders innovativ" zu werden. Begonnen hat eine Diskussion in allen Bereichen…., ob wir selbst wieder Rohstoffe herstellen wollen oder weiter abhängig bleiben von anderen Ländern bzgl. Medikamenten und Masken. Bisher gewinnbringende Konzepte funktionieren nicht mehr – neue Ideen entstehen. Mir ist es wichtig, dass wir das Positive verstärken und nicht populistisch argumentieren. Negativ empfand ich die Diskussion über unser Schulsystem und dass die Corona-Schüler-Generation schwere Lern-Defizite aufweist. Was waren die Alternativen ? Müssen das Lehrer nicht sagen, um ihre Daseinsberechtigung zu rechtfertigen ? Die Corona-Krise hat aus meiner Sicht viele heutige Schwächen aufgedeckt und intelligente Antworten sind nötig.
Kurth 18. August 2020 um 11:18
Zunächst einmal redet in dem Artikel niemand über das "Abschaffen von Home-Office". Sie betrieben hier eine argumentative Überzeichnung, die der Diskussion nicht dient. Ihre Einwände zur Pendlerzeit teile ich zu 100%, jedoch sind Sie selbst an den gesundheitschädlichen Umständen Schuld. Wenn Ihnen ein langer Weg zu mühsam ist, sollten Sie überlegen, in die Nähe Ihres Arbeitsplatzes zu ziehen, oder zumindest in Reichweite öffentlicher Verkehrsmittel. Das bedeutet zwar, dass Sie möglicherweise auf Ihr großzügiges Eigenheim auf dem Land verzichten müssen, aber letztlich besteht das ganze Leben aus Kompromissen und es ist Ihre Verantwortung, welche Sie eingehen möchten. Natürlich werden Sie Einwände vorbringen wie Immobilienkosten u.a., aber auch Kosten sind ein Komnpromisswert. Die etwas kleinere Wohnung im Speckgürtel einer Metropole ist nicht teurer als ein Haus auf dem Land. Vielleicht ist Ihr Firmensitz auch weniger günstig gelegen, aber meine Anmerkungen betreffen die breite Masse und nicht jeden individuellen Fall. Es wird immer Menschen geben, die auf das Auto angewiesen sind.
Oliver 18. August 2020 um 12:43
Ich bin gemischter Meinung, sehe aber eigentlich nur Vorteile des HO. Ich arbeite seit zehn Jahren im Homeoffice, an drei Tagen die Woche. Zwei Tage habe ich Präsenzpflicht. Ich arbeite bei einer großen Stadtverwaltung (10.000+).
Für mich ist das einfach wunderbar, weil ich eine Anfahrt mit ÖPNV von zwei Stunden habe (Tür zu Tür, einfache Strecke), aber nur wenn es gut läuft, es werden auch gerne mal bis zu vier Stunden. Da bin ich dann schon mal locker vier bis acht Stunden nur im Zug unterwegs. Das habe ich vor dem HO täglich gemacht und was soll ich sagen, es macht auf Dauer krank. Sowohl den Rücken, als auch die Psyche. Da ziehe ich das Homeoffice klar vor.
Ich muss aber auch dazu sagen, dass mein Arbeitgeber das auch vernünftig umgesetzt hat. Ich habe einen Schreibtisch, einen Bürostuhl, zwei Monitore, einen Laptop mit Dockingstation, einen Multifunktionsdrucker, eine Fritzbox und einen Deckenfluter, alles vom Arbeitgeber gestellt. Meine erhöhten Stromkosten werden mit 50€ monatlich bezuschußt. Ich habe eine Kernarbeitszeit von 09:00 – 14:00 Uhr, ansonsten kann ich mich flexibel per Telefon ein- oder ausbuchen. Ich darf maximal 25 Überstunden im Monat machen, ansonsten verfällt die Zeit, oder ich muss die Zeit abfeiern (das dürfte in privaten Unternehmen wohl schwieriger werden). Ich wohne im weitesten Sinne auf dem Land, kann mir dort halt ein Haus mit einem Arbeitszimmer leisten. Das Arbeitszimmer wurde vorher von der Arbeitssicherheit überprüft (Vrschattungsmöglichkeiten, Mindestabstände, Beleuchtung etc). Somit sind die meisten Probleme, die Sie ansprechen (zumindest bei mir) obsolet.
Seit Corona bin ich nun zu 100% im HO, ich war seit dem Lockdown nur vier Mal im Büro, in erster Linie, um meine Post zu sichten. Meist hat das eine Kollegin für mich erledigt, die dann oft die Post, die nicht warten kann, eingescannt hat. So kann ich sie dann zu Hause weiter bearbeiten. Das funktioniert natürlich nur, wenn man so eine nette Kollegin hat (sie ist einmalin der Woche im Büro, hat aber nur eine Fahrzeit von 15 Minuten).
Funktionieren kann das natürlich nur, wenn die Art der Arbeit das zulässt. Ich mache in erster Linie Bestellung von Dienstleistungen bei Unternehmen und deren Abrechnung. Das lief immer schon nur über Telefon und Mails. Teamarbeit ist nur ganz selten, ich habe nur eine Kollegin, die in etwa das Gleiche macht wie ich. Daher bin ich nicht wirklich auf Teamarbeit angewiesen. Mitarbeiter, die in Teams arbeiten, haben es sicherlich im HO schwerer, aber dafür kann man ja gemeinsame Präsenztage einrichten, wenn man ein gemeinsames projekt bearbeitet, den Rest erledigt man dann per Video- oder Telefonkonferenz.
Ich habe aber privat so gut wie nichts mit den Kolleg/Innen zu tun, daher brauche ich auch nicht die soziale Komponente des Flurfunks, manche werden das im HO aber natürlich vermissen.
Daher mein Fazit: derjenige, der das machen möchte und wo die Art der Arbeit das zulässt, dem sollte das auch ermöglicht werden. Ich habe zehn Jahre dafür kämpfen müssen, weil meine Vorgesetzten das nie wollten und Kontrollverlust befürchteten. Jetzt merken die Vorgesetzten, dass das gar nicht der Fall ist, man kann ja Zielvereinbarungen treffen und es kommt doch immer nur auf das Arbeitsergebnis an. Dann muss der Arbeitsplatz im HO aber so umgesetzt werden, dass alles passt (Ausstattung, Rahmenbedingungen, Arbeitssicherheit etc.). Dann ist das HO eine Bereicherung, die keiner mehr missen möchte. Wer Karriere machen will, ist hier aber wohl tatsächlich nicht so gut aufgehoben, da stimme ich Ihnen zu. Da ich im ÖD eh nicht weiter aufsteigen kann, bin ich mit meinem HO super zufrieden. Ich denke, es sollten alle die Möglichkeit zum HO haben, aber keiner gezwungen werden.
Oliver 18. August 2020 um 13:27
Was ich noch vergessen habe: Ich arbeite im Büro mit Desksharing, an den Tagen, wo ich nicht da bin, ist der Schreibtisch von einem anderen Kollegen besetzt. So profitiert auch mein Arbeitgeber davon, dass er nur die Hälfte der Arbeitsplätze vorhalten muss. Wir haben zwei Reserveplätze für die Tage, wo viele anwesend sind, aber eigentlich wurden die noch nie benötigt, irgendjemand ist immer krank, im Homeoffice, oder im Urlaub. Sachgebietsbesprechungen laufen übrigens meist im Konferenzraum mit Anbindung per Video ins Homeoffice ab. Bei uns sind mittlerweile ca. 40% Homeoffice-Arbeitsplätze (wie gesagt, mit zwei bis drei Anwesenheitstagen). Während des Lockdown mussten ich nur einmal im Monat, momentan nur einen Tag in der Woche ins Büro. Und der Laden läuft trotzdem 🙂
Tina 18. August 2020 um 20:05
Mir geht das auch so. Für mich persönlich sehe ich überwiegend die Vorteile. Ich musste damals ziemlich kämpfen, bis ich im Homeoffice arbeiten durfte. Die Einstellung unserer Geschäftsleitung (Unternehmen mit weltweit knapp 80.000 MA) war dahingehend sehr konservativ. Dem Mitarbeiter wurde null Vertrauen entgegengebracht. Zum Glück hat sich meine direkte Vorgesetzte dann auf meine Seite geschlagen.
Mein Anfahrtsweg dauert einfach mit dem ÖNV eine gute Stunde. Verpasse ich beim Umsteigen meine S-Bahn, dauert es nochmal 20 Minuten länger. Und das kommt häufig vor. Gilt allerdings nicht als Begründung, die man für die Beantragung eines Homeofficeplatzes bei uns angeben muss. Ich bin schließlich "selbst Schuld", dass ich so weit weg wohne. Nun gut. Mit den Kindern wurde es dann einfacher. Meine Chefin war froh, als ich mich dazu bereit erklärte, wieder nach einem Jahr zu arbeiten, wenn Homeoffice möglich ist. Für mich bedeutet das Zeitersparnis duch die wegfallenden Arbeitswege. Und damit auch weniger Fremdbetreuung für die Kinder. Für 6h Arbeit müsste ich die Kinder 9h unterbringen.
Auch bin ich produktiver. Ich muss den Stift nicht zu einer bestimmten Uhrzeit fallen lassen, weil ich eine bestimmte Bahn zu erwischen, damit ich die Kinder rechtzeitig abholen kann. Sondern ich kann angefangene Tätigkeiten in Ruhe zuende führen. Auch wenn ich mal für eine Viertelstunde unterbrechen muss.
Ich bin aber auch gerne im Büro. In unserer Abteilung haben wir ein sehr gutes Klima. Wir verstehen uns ausgesprochen gut und das fehlt mir jetzt schon etwas. Auch wenn jeder bemüht ist, den Kontakt zu halten und sich auch mal über persönliche Dinge zu unterhalten.
In unserer Abteilung fällt auf, dass vorwiegend die Alleinstehenden durchgehend im Büro waren. Ihnen wäre daheim sonst die Decke auf den Kopf gefallen. Und die Kantine ist da noch ein nicht unwesentlicher Faktor.
Wir müssen noch lernen, wie wir das alles für uns nutzen können. Manche kommen damit besser zurecht als andere. Für bestimmte Tätigkeiten klappt das auch nicht so gut. Workflows müssen verändert werden.
Ich bin normalerweise 2 Tage im HO bei einer 25h-Teilzeitstelle. Für mich ist das ideal. Ich kann mir die Arbeit so einteilen, dass ich mir für’s HO die Tätigkeiten mitnehme, die ich ohne große Absprachen erledigen kann. Oder häufig müssen auch mal Prozesse angestossen werden, die ich von daheim aus starten kann, wenn sonst kein anderer Kollege gestört wird. Auf die HO-Tage kann ich gut Arzt- oder sonstige Termine legen. Zum Jahreswechsel werde ich die Stunden wieder hochschrauben … die HO-Tage möchte ich beibehalten.
Aktuell läuft es gut. Aber eine Dauerlösung ist das nicht. Zumindest nicht in dem Ausmaß. Ich denke aber, dass Unternehmen wie Angestellte davon profitieren können. Die starre nine-to-five-Anwesenheitspflicht im Büro ist nicht mehr zeitgemäß.
is doch gelaber 18. August 2020 um 15:11
völliger quatsch. früh aufstehen. spät. egal. solange man genug tiefschlaf hat und 5-6 Stunden. Alles gut. Der Rythmus ist entscheidend
Matthias Pfaff 20. August 2020 um 7:06
Genau, es gibt kein schwarz-weiss, und alles hat Vor- und Nachteile. Es geht ja auch nicht nur um Home Office, es geht um Remote Work und dadurch bekommt man nicht nur als Mitarbeiter, sondern auch als Unternehmen immense Opportunitäten. Und halt auch Probleme. Den Karrierenachteil sehe ich auch, wenn man Remote Mitarbeiter mit Methoden der aktuellen Führung an Arbeitszeit und Anwesenheit versucht zu managen, die sind meiner Ansicht nach aber sowieso überholt. Wir müssen das Outcome bewerten lernen als Führungskräfte und Unternehmen, Politik ist was als der Weg zur Karriere beschrieben, was aber der schlechteste Weg zur guten Führungskraft oder Leistungsträger, das ist ein guter Weg für Selbstvermarkter, was nur für manche Jobs auch gute Leistung mit sich bringt. Remote muss für Positionen Indikatoren für Leistung finden, was schon für Office Zeiten lange ausstand und hoffentlich jetzt angefangen wird ernst zu nehmen, weil es einfach nicht anders geht. Ich sehe die positiven Aspekte überwiegend, wenn man den persönlichen Kontakt und Treffen nicht verteufelt, sondern im Gegenteil bewusst nicht nur zuläßt sondern auch aktiv fordert.
Johannes Protiwa 22. August 2020 um 12:08
Die Lösungen für die im Block genannten Probleme sind einfach. In meinem Lehrstuhl haben wir, die Hiwis und Abschlussarbeiter einen gemeinsamen discord. Auf diesem discord finden die Kaffeepausen digital zu festen Uhrzeiten statt.
Außerdem liefern solche fest angelegten, kreativen Pausen die Möglichkeit, über online-Spiele wie z.B. Haxball (ein Multiplayer- Fußballspiel) oder andere die Teams und das soziale Miteinander zu stärken.
Daher ist Homeoffice vor allem wegen des Klima-Aspekts das sinnvollste, was es gibt. Zumindest für die Personen, die von Zuhause aus arbeiten können.
Johannes Protiwa 22. August 2020 um 12:09
Ich meine natürlich EFFEKTIV arbeiten können.
Karin Sommer 13. August 2020 um 11:58
Ich schließe mich hier Siegfried an. Ich arbeite seit rund 5 Jahren ausschließlich im Homeoffice: ich bin dabei produktiver, konzentrierter und spare zudem Geld und Zeit (Pendeln!) und verbrauche insgesamt weniger Ressourcen. Ich kann leben und arbeiten wo ich will. Ich will es nie wieder anders haben. Mein (kleiner!) Schreibtisch steht inkl. ergonomischem Stuhl im Schlafzimmer und ich habe keine körperlichen Probleme. Auch keine psychischen – es ist immer Zeit für Privates mit meinen Lieblingskollegen, wenn ich das will. Ich arbeite in einer Firma, die schon seit ca. 10 Jahren 100% remote ist. Die angesprochenen Probleme existieren teilweise natürlich – aber das ist mit Kreativität und Anpassungsvermögen alles handlebar. Ich hatte mein Vorstellungsgespräch per Videokonferenz und die explizite Anweisung bekommen, mir Zeit zu nehmen um meine Kollegen bei einem virtuellen Kaffeeklatsch kennenzulernen. Ich fühle mich nicht exkludiert, ganz im Gegenteil. Das funktioniert einwandfrei – auch gepaart mit den echten Treffen bei den Teamwochen, die normalerweise 2x im Jahr stattfinden.
Das Unternehmen spart sich teure Büro-Miete, Heiz- und Stromkosten, Ausstattung und kann auf einen wesentlich größeren Talente-Pool bei der Rekrutierung zurückgreifen. Die Mitarbeiter sind motivierter, eigenständiger und produktiver.
Wir haben übrigens auch eine eigene Artikel-Serie dazu in unserem Blog veröffentlicht und gehen dort auf die vielen Herausforderungen ein, die sich bei der Arbeit im Homeoffice stellen.
Titus von Unhold 13. August 2020 um 17:39
"Das Unternehmen spart sich teure Büro-Miete, Heiz- und Stromkosten"
Die dann von den Beschäftigten von ihrem bereits versteuerten Einkommen zu Hause aufgewendet werden müssen. Prima, das ist der feuchte Traum der Kapitalisten. (Was das Unternehmen spart, ist mir als AN aber ehrlich gesagt vollkommen egal…)
"Talente-Pool"
*würg
"Die Mitarbeiter sind motivierter, eigenständiger und produktiver."
Und das ist, so pauschal einfach kompletter Blödsinn. Dazu verweise ich einfach mal auf den verstorbenen Prof. Kruse, der den Generation X, Y, Z-Müll schon vor Jahren als Bullshit indentifiziert hat. Es kommt nämlich nicht auf das Alter oder die Generation an, sondern auf den Persönlichkeitstyp. Aus den Interviews von Kruse lässt sich in allen Generationen eine bipolare Verteilung der Ansprüche erkennen. Die eine Hälfte will tendenziell möglichst viel Verantwortung, die andere Hälfte will diese tendenziell eher nicht. Wer das ignoriert hat keinen "Talente-Pool", sondern eine Schafsherde die munter von Buzzwordkötern gehütet wird.
Sven 14. August 2020 um 0:24
Was ich an Strom im Homeoffice mehr bezahle ist aber deutlich weniger, als ich sonst an Benzin für die Fahrt ins Büro verfeuern muss. Und den Sprit mußte ich bisher auch privat bezahlen.
Und meine Miete wird mir ja wohl auch nicht erhöht, wenn ich mehr zu Hause als im Büro bin.
Und zum Thema "Talente-Pool": Auch Soft-Skills sind Teil des Talents. Hängt ja ganz vom Unternehmen ab, auch so etwas zu berücksichtigen.
Stephan 18. August 2020 um 9:17
Ich fahre mit dem Fahrrad zur Arbeit – das kostet mich rein gar nichts. Ergo habe ich durch HO ausschließlich Mehrkosten. Kollegen die fahren müssen, machen dies bei der Steuererklärung geltend. Was sich letztlich für wen "rechnet", muss im Einzelfall betrachtet werden.
Ich finde die Möglichkeit von HO, die ich auch schon vor der Pandemie hatten, sehr gut. Einzig und allein möchte ich jedoch so nicht arbeiten.
Stefan 18. August 2020 um 10:01
Darüber hinaus, kann man die Aufwendungen für Strom, Raum-Miete, Heizung und Möbel ja auch von der Steuer absetzen, also vom Brutto bezahlen. Die steuerrechtlichen Voraussetzungen an ein Arbeitszimmer gehören dabei weiter gezähmt, damit eben auch eine Doppelnutzung von Räumen möglich wird. Abgesehen davon kann ein Arbeitgeber natürlich auch Stühle, Tische etc. stellen, so wie er es typischerweise schon mit Laptop, Bildschirm und anderem tut.
Kleine Wärmezähler an einem Heizkörper und ein Strom-Messer für die Steckdosen sind dabei ziemlich preiswert. Die Bruttokosten kann man auch dem Arbeitgeber melden und sich aufs Gehalt drauf packen lassen. Ob das jeder Arbeitgeber macht und die Steuerbehörden mitspielen, das sind ja nachgelagerte Probleme, die sich lösen lassen.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 11:46
@Stefan: Derzeit aber sind die steuerlichen Regelungen nicht angepasst. Korrigieren Sie mich, wenn ich falsch liege. Aber ein Arbeitsplatz ist derzeit nur absetzbar, wenn er räumlich klar getrennt vom "Lebensraum" ist. Und dies ist in kleinen Wohnungen oft nicht möglich.
jh 18. August 2020 um 20:19
Arbeitsmittel (Schreibtisch, PC, Stuhl, Strom, Telefonanschluss etc.) sind absetzbar, teilweise anteilig und je nach Umfang der Investition muss diese über mehrere Jahre abgeschrieben werden. Beim schwierig absetzbaren Arbeitszimmer geht es um die Miete.
Byrte Pusch 18. August 2020 um 10:46
Ich habe mich nun mal- auch, weil es solche Diskussionen immer öfter auch in meinem Unternehmen gibt- durch den Artikel und durch die Kommentare gelesen. Bei jedem ist etwas dabei, was – für mich. so stimmt und anderes, was ich so nicht unterschreiben würde. Mit persönlich fehlt bei dauerhaftem Home Office der persönliche Kontakt zu Kollegen, es arbeitet sich in einem Workshop gemeinsam anders als virtuell, Ideen, nonverbale Kommunikation, Ausprobieren, gemeinsame Aufgaben lösen… kann man alles auch virtuell, ist dann aber eine andere Erfahrung als "körperlich".
Der wichtigste Aspekt, der mir hier fehlt, ist der der virtuellen Führung. Viele bisherige Weigerungen, Home Office zuzulassen, ergeben sich durch mangelnde Führung, die nur durch physische Kontrolle ausgeglichen werden kann. Führung durch Ziele, Führung durch Verantwortung oder ergebnisorientiertes Arbeiten ist nicht jeder Führungskraft vertraut. Wenn ich meinen Mitarbeitern nicht vertraue, habe ich auch wirklich Schwierigkeiten, diese "loszulassen". Aber dann ist das Problem nicht das Home Office, sondern ein ganz anderes.
Christian Wachter 18. August 2020 um 16:19
"Führung durch Kontrolle" durch Homeoffice zu unterlaufen, das gefällt mir sehr. Aber es gibt auch noch eine andere Variante: Führung durch Kontakt und Empathie. Das fällt bei hohem Homeoffice-Anteil wesentlich schwerer; vor allem, wenn auch die Führungskraft häufig in daheim vor dem Bildschirm sitzt.
Peter Schrott 18. August 2020 um 13:04
Man kann das Eine tun und das Andere nicht lassen. Ich durfte alles Varianten schon erleben: Großraumbüro, Einzelbùro uns seit 10 Jahren kann ich im Home Office oder im Büro ohne festen Platz arbeiten. Flexibilität ist m.E.n. das Zukunftskonzept.
Thomas Bauer 18. August 2020 um 8:47
Homeoffice ist schön und gut, entläßt aber die Firmeninhaber nicht vor Ihrer Fürsorgepflicht, denn es handelt sich beim Homeoffice, wenn dieses auf Dauer eingerichtet ist , um einen Heimarbeitsplatz. Auch für diesen gelten die Arbeitsschutzbestimmungen und die Unfallverhütungsvorscvhriften ganz abgesehen von der Bildschirmarbeitsplatzverordnung. Da sollte der Chef wenigstens so freundlich sein, den Arbeitsplatz finanziell zu unterstützen und ein ergonomisches arbeiten auf Dauer zu erlauben. Die Umwelt freut sich, wenn die Pendlermassen nicht ins Büro fahren, aber die Arbeitnehmer/Innen müssen aufpassen, dass ihre Interessen auch noch von den Betriebsräten verteten werden können.
Roncalli 18. August 2020 um 12:25
Um den lieben Prof. Kruse mal in Schutz zu nehmen, sei hier erwählt, dass er deiner simplen Pauschalisierung vehement wiedersprochen hätte. Und "als Bullshit identifiziert" hätte er erst recht nichts. Sein Ansatz war, wie du teilweise erkannt hast, individuell auf Stärken, Schwächen und Bedürfnisse einzugehen. Sowohl auf das Individuum bezogen, aber sehr wohl auch auf Gruppen, die unter dem Einfluss der sie prägenden Zeit stehen. Gerade in dieser nicht unkomplexen Gemengelage zu navigieren ist die Herausforderung.
Insofern springt auch dieser Artikel ein wenig kurz, aber das ist ja auch völlig in Ordnung. Ein komplexes BIld bauet sich erst nach und nach auf. Und es kann auch erst nach und nach erkannt werden. Und soweit sind wir hier alle noch nicht.
Karin Sommer 29. September 2020 um 9:02
Hm, also meine Stromkosten sind jedenfalls nicht merklich gestiegen. Heizen muss ich ohnehin und Miete zahlen auch. Für mich ist es definitiv eine Ersparnis – Pendeln kostet viel Zeit und auch viel Geld. Über das Wort “Talente-Pool” können wir natürlich streiten – was ich damit aussagen will ist, dass das Unternehmen nicht auf einen Ort für die Personalsuche beschränkt ist. Das gilt natürlich auch umgekehrt: Ich kann von meinem Zuhause aus in jedem Remote-Unternehmen auf der Welt arbeiten und habe damit mehr Chancen, einen guten und spannenden Job zu bekommen. Bzgl. “motivierter, eigenständiger und produktiver” magst du Recht haben – das ist bestimmt eine Sache der Persönlichkeit. Ich denke aber trotzdem, dass diese Form der Arbeit zukünftig wichtiger werden wird. Und keine Sorge – wir sind bestimmt keine Schafsherde 😉
Ich konnte meinen Schreibtisch und meinen Stuhl übrigens ebenfalls steuerlich geltend machen. Den Rest (Notebook, Bildschirm, Tastatur, Maus…) bekam ich vom Unternehmen gestellt.
Achim 18. August 2020 um 7:18
….Mein (kleiner!) Schreibtisch steht inkl. ergonomischem Stuhl im Schlafzimmer und ich habe keine körperlichen Probleme. Auch keine psychischen –…
Im Schlafzimmer, Hilfe gehts noch….es sagt schon der Name was es sein soll, ein Zimmer zun schlafen (wenns geht noch mit Laserdrucker, Alter die Partikel in dem Raum….nun gut gut einige schlafen auch im Büro oder gennerell auf Arbeit…..
Tunja Scheef 18. August 2020 um 11:21
Wozu benötigt man einen Drucker?
Achim 18. August 2020 um 22:26
..zum die Bettwäche zu bedrucken, oder was machst du im Schlafzimmer?
Karin Sommer 29. September 2020 um 9:06
Achim – warum so entsetzt? Es ist ja immerhin MEIN Schlafzimmer und der Schreibtisch hier stört mich in keinster Weise. In Wahrheit ist es in einer kleinen Wohnung oft nicht so einfach, eine ruhige Ecke zu finden. Mein Schlafzimmer ist der ruhigste Raum, der mir zu Verfügung steht. Hätt ich lieber ein eigenes Arbeitszimmer, das ich auch noch steuerlich geltend machen kann? Klar! Geht aber nicht und macht auch nichts. Und nein, ich besitze keinen Drucker – wir sind ein vollständig papierloses Büro 😉
Max K. 18. August 2020 um 8:18
Darf man fragen, wo du arbeitest? Sucht ihr vielleicht noch Leute? Bin in der IT tätig.
Karin Sommer 29. September 2020 um 9:08
Hi Max. Ich arbeite bei Wikando, das ist die Firma hinter der FundraisingBox. Ja, wir suchen derzeit neue Leute, vll ist ja was für dich dabei (oder du bewirbst dich einfach initiativ): https://wikando-jobs.personio.de/
Tom 18. August 2020 um 9:18
Dem kann ich mich nur Anschließen,… bin 45 und arbeite seit ca. 10 Jahren überwiegend HO als Vertriebler, bin auch weniger Krank da ich nicht mit Kollegen in Kontakt komme die Verschnupft oder gar mit einer leichten Grippe ins Büro kommen. Ich arbeite produktiver, konzentrierter als im Büro.
HO heisst nicht das man garnicht mehr im Büro ist wir halten min. 2 im Monat ein Meeting in den Büroräumen ab… das reicht völlig alles andere geht remote via ConfCalls!
HO ist die Zukunft für die Bürotätigkeit und auch für die Umwelt besser!!
Erik 18. August 2020 um 10:34
Ich freue mich für Sie, ehrlich. Erlauben Sie mir ein paar Fragen, Wie gross ist Ihre Wohnung, wie lange sind Sie verheiratet und wieviele Kinder haben Sie?
Karin Sommer 29. September 2020 um 9:14
Hi Erik. Mir und meinem Mann (seit 4 Jahren wohnen wir gemeinsam, seit 2 verheiratet) stehen 2 mäßig große Zimmer zu Verfügung (SZ+WZ). Die restlichen Räume (Küche, Bad, Abstellraum) sind vorhanden, aber zu klein für ein Homeoffice 😉 Kinder haben wir keine – was das Homeoffice sicherlich leichter macht. Aber auch das ist machbar…viele meiner Kollegen haben Kinder. Unsere Struktur ist hierfür flexibel genug: Wir haben absolut flexible Arbeitszeiten und sollte jemand mal wegen den Kindern später kommen/früher gehen/ganz frei brauchen ist das kein Problem. Hängt aber sicher stark von den Vorgesetzten und der Firmenkultur ab, ob Homeoffice mit Kindern klappt…
Susa 18. August 2020 um 11:20
Spannend wird es doch dann, wenn die Mitarbeiter begreifen, dass die Konzerne sich auf ihre Kosten sanieren: Wo sind die klaren Regelungen für Zuschüsse für Strom, Telekommunikation, Heizkosten, Hardware. Viele Home-Officer nutzen ihre privaten Devices, rüsten das gemeinsame Schlafzimmer zum Arbeitszimmer auf (Partner, wie gefällt euch das?)… Wollen wir das wirklich? Was ist mit dem kleinen Flirt am Arbeitsplatz, der uns beflügelt, der private Schnack mit der viel jüngeren Kollegin, die mir einen Einblick in ihr Leben, nein nicht auf ihre Bücherschrankwand oder in ihr Schlafzimmer gewährt,. Die mir erzählt, an welchem See sie am Wochenende war. Wer haftet, wenn mein Internet zusammenbricht, ich meine Arbeit nicht termingerecht abliefern kann, deswegen Deadlines gerissen werden? Fragen über Fragen! Meine Antwort: Rauf aufs CO2-freie Rad, ab ins Büro, Cappuccino für die Kollegin mitgemacht und wenn Schluss ist, ist es das auch!
Maik 13. August 2020 um 14:10
Der Faktor, der mir im Artikel fehlt, ist: Open Plan Office. Leider der Standard durch die gesamte Technologiebranche.
Ich und viele Kollegen stimmen den genannten Vorteilen des Büros durchaus zu und mögen die Kaffeeküche, die Konferenzräume, das gemeinsame Mittagessen, die Klimaanlage(!) – und hassen unsere Schreibtische, in einem See aus 60+ Tischen ohne jede Trennung.
Das im Artikel erwähnte Flex Desking oder Hot Desking potenziert die Probleme nochmal; jede mir bekannte Tech-Firma, die es ausprobiert hat, hat es nach wenigen Monaten wieder abgeschafft. Aber auch mit dem eigenen Schreibtisch ist Open Plan ein demotivierender, depressiv machender Produktivitätsreißwolf.
Chris 18. August 2020 um 10:09
"(…) und hassen unsere Schreibtische, in einem See aus 60+ Tischen ohne jede Trennung." – Was soll die unverhohlene Altersdiskriminierung an dieser Stelle? Meinen Sie, dass Sie nie zu diesem "See" gehören werden?
Chris 18. August 2020 um 10:50
"(…) und hassen unsere Schreibtische, in einem See aus 60+ Tischen ohne jede Trennung." – Und wieso die Altersdiskriminierung?
Florian 18. August 2020 um 12:53
Immer schön Diskriminierung riechen…!
Ich schlage Ihnen eine alternative Lesart vor, die nicht nur Ihren Puls beruhigt, sondern auch zur Versachlichung beiträgt:
Es geht um "mehr als (!) 60 Tische, die mehr oder weniger chaotisch durcheinander stehen, ohne dass es eine (beispielsweise) akutische Abtrennung zwischen Ihnen gibt. Stört z.B., wenn der Nachbar laut mit Kunden telefoniert, man sich selbst aber konzentrieren möchte.
Chris 18. August 2020 um 13:08
Sehen Sie, es ist doch sehr hilfreich, wenn man/frau sich von vorneherein klar ausdrückt! Und jetzt beruhigen Sie bitte auch Ihren Puls! 😉
Im Übrigen teile ich Ihre Meinung voll und ganz.
Shred 13. August 2020 um 16:45
"Home Office schadet der Konzernkarriere" – Das sehe ich anders. Wer unauffällig und gut seine Arbeit erledigt, erledigt sie auch im Home Office unauffällig und meist sogar besser. Karriere machen solche Menschen allerdings selten. Es sind die, die immer auffallen, die Schwätzer, die die Karriereleiter hochkommen, und die werden auch vom Home Office aus auf sich aufmerksam machen. Meetings, in denen man sich beim Chef profilieren kann, kann man ja auch von zu Hause aus führen.
Gernie 18. August 2020 um 0:02
Woher nehmen Sie denn das, dass "die Schwätzer in einem Unternehmen die Karriereleiter hochkommen"? Sie müssen ja in einem merkwürdigen Unternehmen arbeiten, wo das generell (und so wie Sie das sagen ist das so) der Fall ist, und das Unternehmen dennoch weiter existiert….lauter Deppen und Schwätzer, die Führungsaufgaben erfüllen…dass sowas funktioniert? Komisch. Und interessant zugleich: Vielleicht ein neues Geschäftsmodell….
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 10:05
@Gernie: Wenn Sie den Artikel etwas konzentrierter gelesen hätten, wären Sie vielleicht auf meine Anmerkungen zu mir gestoßen, die Sie ansonsten auch im Kasten rechts neben dem Artikel finden. Bei uns funktioniert, wie geschrieben, alles wunderbar. Aber wir beraten Unternehmen bis in den DAX-Bereich und was ich beschrieb sind unsere Erfahrungen und Beobachtungen dort. Ich weiß nicht, welche Erfahrungen Sie gemacht haben, aber das was Sie abtun, ist die schlichte Realität in deutschen Unternehmen.
Jan Bühler 18. August 2020 um 13:07
Wenn ein Mensch vor Ort arbeitet, ist ein Mensch, der Remote arbeitet, bei Beförderungen tendenziell benachteiligt.
So muss man es formulieren, sobald alle gleiche Bedingungen haben, egalisiert es sich wieder.
Tomas Müller 18. August 2020 um 15:15
Das ist doch quatsch. egalisiert? Shred hat doch Recht. Wer still seine Arbeit macht hat geringere Chancen. Das ist ein Fakt. Oft genug schaffen es blender hoch, weil sie es einfach gut verkaufen, "labern". Das ist kein Geheimnis. Natürlich ist das nicht IMMER so, aber viel zu oft.
Markus 18. August 2020 um 0:11
Dem ist absolut zuzustimmen, gerade das erlebe ich aktuell in einem im Artikel genannten globalen Grossunternehmen deutscher Herkunft. Man erkennt sofort, welche Kollegen sich über ständige "Yammer"-Postings hervortun (die zum Teil in gegenseitige Beweihräucherung und Belobigung ausarten was der andere tolles erreicht hat – und es sind immer dieselben Kollegen), und welche Kollegen nie oder nur ausnahmsweise etwas posten, weil sie ihre Arbeit tun und dazu entweder keine Zeit haben oder keine Lust, oder beides (ich zähle mich hier ebenfalls dazu). Namentlich bekannt sind aber (auch wenn es um Beförderungen, Delegationen ins Ausland usw. geht) diejenigen Kollegen welche "die offene Kommunikationskultur so beispielhaft leben". Das ist für mich "Bullshit Bingo" V2, bei dem man nicht mal mehr Folien malen muss sondern ganz einfach mal sein blabla an alle 2000 Kollegen im Geschäftsbereich verteilen. Niemand hätte sich früher getraut, so etwas mal per mail zu machen. Mit dem Effekt, dass ich die meisten internen Yammer-Gruppen inzwischen aus Zeitmangel direkt in den Papierkorb filtere, und dabei natürlich auch die eine oder andere wirklich wichtige oder sinnvolle Nachricht verpasse, die zumal im Homeoffice vielleicht hilfreich gewesen wäre. Witzigerweise nutzen vor allem Kollegen aus Indien dieses Medium sehr exzessiv, so dass der Beförderungslogik nach diverse Positionen demnächst mit Indern besetzt werden dürften. Vielleicht sollte ich auch schnell mal etwas yammern um meine Stelle zu retten… merkt im HomeOffice ja eh keiner wenn ich nicht arbeite und nur kommuniziere… 🙂
Eric 13. August 2020 um 17:03
Wir haben schon seit Jahren "Mobile Work", was auch das Home Office einschließt. Feste Arbeitsplätze gibt es schon seit Jahren nicht mehr. Ich darf mir meinen Arbeitsplatz buchen. Ob ich dann allerdings mit Kollegen aus dem gleichen Projekt zusammensitze? Fraglich.
Dazu noch im Großraumbüro. Ach nein, das heißt ja jetzt neue Arbeitswelten. Ändert aber nichts daran, dass es ein Großraumbüro ist. Konzentriertes Arbeiten? Hahaha.
Ich komme da jeden Abend mit Kopfschmerzen raus, wie ich da noch regelmäßig war.
Dazu kommt, dass die Teammitglieder über Europa verteilt sind. Alle Absprachen müssen per Webkonferenzen erfolgen. Unabhängig davon, wo ich bin. Im Großraumbüro störe ich also Andere. Die Alternative wäre ein kleiner, unbelüfteter Miniglasraum. Ach nee, der heißt ja jetzt Thinktank. Da darf ich dann auf einem kaputten Stuhl sitzen, bis ich vor schlechter Luft vom Stuhl falle.
D.h. ich fahre ins Büro um mich dort zu isolieren.
Zu Hause habe ich mein Arbeitszimmer, Ruhe zum Arbeiten, perfekte technische Ausstattung z.B. drei Monitore für mein Laptop, besseren Bürostuhl.
Ich störe niemanden durch meine Arbeit und werde selbst nicht gestört. Meine Work Life Balance ist viel besser geworden. Jeden Tag zu Hause gewinne ich 1,5 Stunden.
Katja 15. August 2020 um 8:55
"….will niemand Arschlöcher befördern…."
An der Stelle irren Sie, denn das ist Gang und Gebe in Firmen
Thomas Knüwer 15. August 2020 um 9:35
Ich sag mal so: Für den einen ist der Vorgesetzte ein blöder Sack – für den anderen ein geiler Typ. Die Arschlochsituation entsteht eher, wenn eine Führungskraft von außen geholt wird und „aufräumen“ will/soll.
Andy 18. August 2020 um 7:48
Meine über 20 Jahre Erfahrung im Großunternehmen sagt etwas anderes: Befördert werden die, von denen jemand weiter oben glaubt, sie würden etwas in ihrem Sinne umsetzen können. Also bevorzugt solche, die sich selber gut darstellen können, überzeugend auftreten (oft trotz Ahnungslosigkeit) und rücksichtslos agieren. Leistung ist oft sekundär, kann ja meist von oben schlechter bewertet werden. Solche Kollegen machen dann Karriere, weil jeder sie wegbefördert. Wer einfach nur seinen Job gut macht hat leider keine Chance.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 10:26
@Andy: Ich entdecke in Ihren Text einen Widerspruch. Denn der erste Beförderungsgrund ist ja nachvollziehbar, der zweite aber steht da IMHO im Widerspruch.
BMS 18. August 2020 um 8:56
Herr Knüwer, da sitzen Sie wohl einem sehr idealisierenden Weltbild auf und irren tatsächlich. Arschlöche in hohen und niedrigen Führungspositionen von Großkonzernen sind weitverbreitete Realität, nicht eine Illusion, die dem Umstand geschuldet wäre, dass man die fragliche Person nur aus der falschen Perspektive betrachtet. Natürlich git es auch Leute, die ein Arschloch als "geilen Typen" empfinden, nur ändert das ja nicht daran, dass das Arschloch eben objektiv doch genau das ist: ein Arschloch.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 12:44
@BMS: Was dem einen ein Arschloch, ist dem anderen ein töfter Chef. Das ist immer individuell.
Christian 2. Dezember 2020 um 13:06
Bei der These bin ich auch aus dem Beitrag ausgestiegen und auch die Verteidigung derselben hier offenbart ganz klar den Unternehmensberater, der sogar wissenschaftlich belegte Tatsachen leugnet. (Vgl. https://www.researchgate.net/publication/337985257_Why_Dark_Personalities_can_Get_Ahead_Extending_the_Toxic_Career_Model) Arschlöcher und Selbstdarsteller (egal ob mit oder ohne Ahnung) haben einfach bessere Chancen als Kollegen mit weniger Ellenbogen und Geltungsdrang. (Vgl. https://www.neuenarrative.de/magazin/warum-sind-arschloecher-so-erfolgreich-was-koennen-wir-dagegen-machen/) Es spielt keine Rolle, ob ich Leistungen anderer in einem Videocall oder in einer Präsenzrunde für mich reklamiere. Das Ergebnis ist das Gleiche.
Thomas Knüwer 2. Dezember 2020 um 14:11
Ich finde es ja immer sehr mutig von Menschen, einen Kommentar zu hinterlassen, ohne den gesamten Text gelesen zu haben. Noch mutiger finde ich es anhand einer Studie zu behaupten, diese sei nun maßgeblich – vor allem im psychologischen Bereich. Denn dort wird mit sehr geringen Fallzahlen und oft unter nicht nachstellbaren Bedingungen gearbeitet. Noch viel mutiger finde ich es, die Studie zu verlinken und dann nur halbrichtig darzustellen. Denn in jener Studie geht es nicht um die Frage, ob nur Menschen mit negativen Persönlichkeitszügen aufsteigen, sondern darum, dass solche Personen es schaffen können – was ich so auch nicht bestreite. Der zweite verlinkte Artikel ist ein schwungvoll geschriebener Meinungsartikel ohne großartige Informationen.
Michael Volk 18. August 2020 um 10:03
Studien zufolge kommen Menschen mit Ellbogenkultur (sprich Arschlöcher) meist die Karriereleiter höher als fleißige Mitarbeiter. Der volkswirtschaftliche Schaden, der durch diese Führungskräfte verursacht wird, wurde Mal im Münchner Merkur hochgerechnet. Eine immense Summe, aber es ist ein komisches Phänomen, dass solche Leute befördert werden, weil die tatsächliche Qualifikation meist nicht den Erwartungen entspricht
Claudia S. 18. August 2020 um 10:13
Ich stimme Katja uneingeschränkt zu, es werden fast nur Arschlöcher befördert, besonders viele davon finden sich in Chefetagen. Narzissten und Egomanen, um nicht zu sagen Psychopathen mit den spitzesten Ellbogen sind immer im Vorteil…
Frank70 18. August 2020 um 18:28
Im wissenschaftlichen Bereich beobachte ich seit Jahren das, was man als "Kunst der Kompetenzvortäuschung bei völliger Ahnungslosigkeit" bezeichnen kann. Hier ist es für Führungskräfte vor allen Dingen wichtig, zur richtigen Zeit im richtigen Golfclub den richtigen Staatssekretär angelächelt zu haben. Ob sich das durch mehr HO bessert ? –> Evtl. zumindest ein wenig.
Jan 18. August 2020 um 10:36
"Einerseits, weil niemand Arschlöcher befördert"
Aus meiner Sicht ist das Arschlochsein häufig der Beförderungsausschlaggebende Faktor.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 12:01
@Jan: Was dem einen ein Arschloch, ist dem anderen ein klasse Typ – so was ist ja immer subjektiv.
Timmy 18. August 2020 um 19:04
Da weiß man gleich wer auf welcher Ebene Steht. Arschloch und Arschloch gesellt sich gern. Schwätzer befördern Schwätzer mit Vorliebe.
Peter Busch 18. August 2020 um 19:14
In ihrem Fall ist das natürlich subjektiv. Sie bewerten ausschließlich auf Führungsebene. Gehen Sie dochmal auf @Michael Volk ein, denn diese Studien existieren und sind wohl nicht als rein subjektiv einzuschätzen. Ihren Aussagen entnehme ich hingegen dass sie Arbeitskräfte als Arbeitsmittel ansehen, also als besseres Büromaterial. Zum Thema Ergonomie im HO usw. laut Arbeitsschutzgesetz ist der Arbeitgeber der jemanden ins HO schickt auch für die Kosten der Ausstattung heranzuziehen und hat den Arbeitsschutz zu gewährleisten.Dazu gibt es bereits Gerichtsurteile.
Thomas Knüwer 19. August 2020 um 10:19
@Peter Busch: Genau, ich bewerte nur auf Managementebene. Das sagt ja schon die Überschrift. 😉
Rainer S. 13. August 2020 um 17:42
Ich mache seit 7 Jahren 100% HO, die Firma ist 500 Kilometer entfernt.
Mein Fazit fällt gemischt aus: HO macht etwas mit Dir, weil es Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit/Familie zerfließen läßt. Ich bin faktisch immer auf Arbeit. Das ist nicht unbedingt gut.
Und: Ich bin abgehängt von Entscheidungen, die irgendwo in der Teeküche angedacht wurden. Das ist sicherlich anders in einer Firma, wo (nahezu) alle HO machen, bei mir ist das nicht so – bis Corona kam, mal sehen, was danach wird.
Andererseits ist die flexible Arbeitszeit im HO natürlich auch schön: Arzttermine, Handwerker oder einfach mal bis in die Puppen ausschlafen ist viel einfacher.
Die Teeküche kann durch Videokonferenzen und Chats nur ungenügend ersetzt werden. Aber ohne diese informelle Kommunikation wäre es wirklich schlimm.
Oder aber: Man macht die ganze Firma von Anfang an HO-fähig. Gitlab ist so eine Firma, aber die haben auch erkannt, daß man sich Gedanken machen muß – und sie haben sich Gedanken gemacht: https://about.gitlab.com/company/culture/all-remote/workspace/
Stefan 14. August 2020 um 13:40
Sorry, aber "mein" Unternehmen (über 300 Mitarbeiter) läuft fantastisch mit Home Office…Home Office am Küchentisch ist für mich kein Home Office…habe irgendwann aufgehört diesen Artikel weiter zu lesen, in dem es nur darum geht krampfhaft aufgeführte Nachteile zu finden.
Der Autor sollte sich mal Gedanken darüber machen, was die Nachteile der anachronistischen Präsenzkultur sind. Es gibt nicht nur schwarz und weiß! Fakt ist, unserer aller Umwelt hat aufgrund heftigst reduzierter Verkehrsströme super aufgeatmet. Familien sind, sofern kein Homeschooling mehr erforderlich ist, entlastet. Krankheitsstand in unserem Unternehmen so niedrig wie noch nie!
Achja, mein Lebenszeitgewinn beträgt pro Tag mindestens 2,5 Stunden mit öffentlichen Verkehrsmitteln….
Und noch was: Das geplante Gesetz auf Anspruch hinsichtlich Home-Office zwingt niemanden ins Home-Office. Es wird lediglich der Arbeitgeber "gezwungen" in ein Gespräch mit dem Mitarbeiter auf Anfrage des Mitarbeiters zu treten, mehr nicht!
Thomas Knüwer 14. August 2020 um 14:05
@Stefan: "Home Office am Küchentisch ist kein Home Office" – Hm. Und wo ist dann das Home Office bei einem jungen Großstadtmenschen auf 27 qm? Auf dem Sofa?
Ich kann Ihren Vorwurf, ich würde nur Schwarz und Weiß argumentieren nicht nachvollziehen. Ich bin nicht gegen ein Verbot von Home Office – aber eben eine Limitierung auf den geringeren Teil der Arbeitszeit.
Präsenzkultur mag Ihnen anachronistisch erscheinen. Doch menschliche Gegenwart ist ein Bedürfnis und das erst recht in den Generationen Y und Z. Deshalb wollen sie ja auch ganz häufig dort arbeiten, wo ihre Freunde leben. Das führt auf der anderen Seite dann zu einer weiteren Ballung in Großstädten. Sie selbst schreiben, ihr Zeitgewinn betrüge pro Tag mindestens 2,5 Stunden. Sprich: Sie leben mit ÖPNV 75 Minuten von ihrer Arbeitsstelle entfernt. Warum? Weil ihre Freunde dort sind? Und: Wie oft unternehmen Sie etwas mit Kollegen?
Hier liegt dann genau der Haken: Die Arbeit wird austauschbar, die Identifikation mit dem Arbeitgeber sinkt. Und nach allem, was uns Studien über Millennials verraten haben, ist genau dies nicht deren Natur und deren Wertehaltung. Sie wird ihnen aber nun in Teilen aufgedrückt. Und das kann nicht gutgehen.
Mark 18. August 2020 um 1:07
Warum sollte ein Mitarbeiter, der Vollzeit Home Office machen darf, sich denn in eine 27qm Wohnung in der teuren Großstadt "setzen"?
Wenn er doch ganz einfach vor die Tore der Goßstadt ziehen kann, wo er für weniger Miete jetzt 60 qm, Garten und ein eigenes Arbeitszimmer hat.
Home Office oder nicht hängt extrem von der individuellen Situation ab, aber wenn man sich die Situation in New York anschaut, wo massenhaft junge Arbeiter, die jetzt Home Office machen dürfen, aus New York wegziehen, weil sie den Sinn, sich für 2500 US$ ein Bett in einer 3er WG zu mieten nicht sehen, wenn sie auch auf der Familienfarm in Arizona bei der Familie den gleichen Job ausführen können, dann zeigt das doch ein Problem auf. Dort wo viele Firmen sich ansiedeln kommt es zu einer Konzentration von Mitarbeitern, was dann zu hohen Mieten im Ballungsraum führt oder, bei den schlechter bezahlten Jobs innerhalb der Firma, zu langen Anfahrtzeiten.
Philipp Dawo 18. August 2020 um 6:44
Das ist ein interessanter Punkt. Tatsächlich werden bzw. könnten sich langfristig die Ballungsräume "entballen". Und eine längst überfällige Korrektur im Preisgefüge für "Wohnen" stattfinden. Eine weitere Hoffnung.
Warum die Mieten noch nicht fallen? Weil Immobilienbesitzer relativ unflexibel sind. Ausschließlich darum.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 12:55
@Philipp Dawo: Allerdings sagen Gesellschaftsstudien seit Jahren, dass Menschen stärker als früher in der Stadt oder zumindest nahe der Stadt leben wollen – aus privaten Gründen.
F.K. 18. August 2020 um 8:45
Man stelle sich zudem die Frage, warum sind Wohnungen in der Großstadt so teuer!
Liegt es etwa an einem hohen Flächenbedarf für Bürostrukturen und den damiteinhergehenden Verkehrs und Parkflächen.
Es ist ein langsamer Prozess der hier grade einen Schubser nach vorne bekommt, der Aber für die Städte nur von Vorteil sein kann.
Wir befinden uns grade in einer Ausnahmesituation, auf die viele Unternehmen schnell reagieren mussten. Auf lange Sicht wird es auch hier klare Regeln und Ansprüche an Arbeitsräume zu hause geben (müssen).
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 13:02
@F.K.: Wohnungen in der Großstadt sind deshalb teuer, weil es einen Wertewandel gegeben hat. Heute wollen selbst Jungfamilien in der oder nahe der Stadt wohnen – aus privaten Gründen.
Stephan 18. August 2020 um 9:36
"Warum sollte ein Mitarbeiter, der Vollzeit Home Office machen darf, sich denn in eine 27qm Wohnung in der teuren Großstadt "setzen"?"
Weil die Arbeit nicht der einzige Gund für die Wahl des Wohnortes ist. Es gibt Menschen, die lieber "am Puls der Gesellschaft" leben und jeden Tag/Abend außer Haus sind oder Unterhaltungsmöglichkeiten in 5-Minuten-Fußmasch-Nähe haben möchten.
Es wird auch nach der Pandemie und nach einer Umstellung auf vermehrtes HO Menschen geben, die lieber in Ballungsräumen leben, weil dort einfach "mehr los" ist. Diese Menschen dann noch zum HO zu zwingen, weil das Firmenmanagement dieses als neues Allheilmittel ansieht, kann nicht förderlich sein.
Stephan 18. August 2020 um 9:43
Weil er vielleicht viel lieber in der Großstadt lebt, als auf dem Land.
Michael Volk 18. August 2020 um 10:08
Ein Mitarbeiter, der 100% Homeoffice machen darf, hat vielleicht private Gründe, in einem 27 qm Appartement zu leben. Familie, Freunde ect. das Großstadtflair….und vieles mehr. Und dann braucht es auch kein Home Office mehr, weil der Weg in die Arbeit vielleicht nur ein kurzer ist und man zu Hause seine Ruhe hat
Frank 18. August 2020 um 10:56
Stellt sich die Frage, was war zuerst da, Wohnung oder Arbeit. Im Regelfall ersteres. Und ebenfalls der Regelfall ist, dass Homeoffice nicht langfristig gestattet, sondern zumeist auf Widerruf läuft. Was wenn der Arbeitgeber entscheidet, ab nächsten Monat ist wieder zu 80% oder gar komplett Anwesenheitspflicht? Dann hilft mir das Häuschen im Grünen auch nix.
Im Raum München müsste man übrigens mindestens 60-80 km weit raus ziehen, um die preisliche Differenz bei der Miete zu spüren. Dann sind aber die Fahrtkosten und -zeiten wieder ein relevanter Faktor.
Frank 18. August 2020 um 17:26
@Thomas Knüwer: "Allerdings sagen Gesellschaftsstudien seit Jahren, dass Menschen stärker als früher in der Stadt oder zumindest nahe der Stadt leben wollen – aus privaten Gründen." –> Oh je, da ist sie wieder, die Bezugnahme auf langjährige Studienbelege, die angeblich die eigene Einschätzung belegen und die des anderen widerlegen. Ich kann Ihnen Kataloge von Gesellschaftsstudien nennen, die genau das Gegenteil sagen.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 18:50
@Frank: Auf diese Studien freue ich mich.
Peter 18. August 2020 um 6:45
"Doch menschliche Gegenwart ist ein Bedürfnis und das erst recht in den Generationen Y und Z."
Als Angehöriger der Gen Y kann ich das klar verneinen. Ich wurde vom Großraumbüro ins HO geschickt und kann nur sagen: fantastisch.Der Unterschied liegt weit weniger zwischen den Generationen als zwischen den Persönlichkeiten. Es gibt Menschen, die ziehen ihre Energie auch aus dem Kontakt mit anderen Menschen. Es gibt aber (und ich glaube: sehr viel mehr) Menschen, denen der ständige persönliche Kontakt eher Energie raubt.
Das HO hat, auch im Hinblick auf unsere Umwelt und Lebensqualität, so viele Vorteile, dass es kaum zu glauben ist. Ja! Es gibt auch Nachteile. ABER: Es gibt aus meiner Sicht sehr viel mehr Nachteile im Büro, die komischerweise immer akzeptiert wurden.
1) Pendelzeit erspart (+++Lebensqualität)
2) Weniger CO2 und NOx Ausstoß (!), schon wenige Prozent Autos weniger auf den Straßen führen zu deutlich weniger Staus
3) Pause kann z. B. für Sport oder Napping genutzt werden
4) Sehr viel konzentrierteres Arbeiten
5) Kürzere und besser geplante Meetings
6) Mieten in den Städten werden fallen, weil Arbeitnehmer nun auch ohne Probleme weiter weg wohnen können (!!!). Damit wird Eigentum auch für junge Menschen wieder erschwinglich.
7) Unser Unternehmen hatte quasi keinerlei Probleme umzuschwenken und arbeitet nun ziemlich problemlos aus dem HO. Die Führungskräfte haben noch kurz vorher quatsch geschrieben – wie etwa, dass Projekte ja schlecht aus dem HO durchführbar wären. Aged like milk.
8) Der Talentpool ist viel größer, weil nun (mindestens) deutschlandweit Leute eingestellt werden können!
"ÖPNV 75 Minuten von ihrer Arbeitsstelle entfernt. Warum? Weil ihre Freunde dort sind? Und: Wie oft unternehmen Sie etwas mit Kollegen?"
Meistens, weil die Familie dort wohnt und Eigentum finanzierbar ist. Ich wohne übrigens in der Stadt (weil ich pendeln hasse), würde aber gerne zur Familie (und auch zu anderen Freunden) aufs Land ziehen. Mit den Arbeitskollegen unternehme ich vielleicht 2x im Jahr etwas und das reicht allen aus (Großkonzern).
"Hier liegt dann genau der Haken: Die Arbeit wird austauschbar, die Identifikation mit dem Arbeitgeber sinkt."
Meine Identifikation steigt, wenn mich mein AG arbeiten lässt, wo ich will! Austauschbar ist die Arbeit übrigens schon heute – genauso, wie die Menschen die sie durchführen von Unternehmen austauschbar sind.
"Und nach allem, was uns Studien über Millennials verraten haben, ist genau dies nicht deren Natur und deren Wertehaltung. Sie wird ihnen aber nun in Teilen aufgedrückt."
Sorry, aber entgegen aller klugen Studien die irgendwas ergründen wollen: Millenials wollen einfach nur gute Arbeitsbedingungen und ein angemessener Gehalt. Da es das für viele nicht mehr gibt, versucht man dann irgendeine sinnvolle Tätigkeit aufzunehmen.
"Und das kann nicht gutgehen."
Unternehmen, die zukünftig eine Präsenzkultur einfordern, werden für AN bald nicht mehr attraktiv sein.
Kathi 18. August 2020 um 8:12
Seit Anfang von Corona ist mein Unternehmen auf die Option HO eingegangen, vorher war das leider undenkbar, was ich sehr schade finde. Wir haben keine große Kaffeeküche und eine Kantine schon garnicht, wir haben nicht mal Zeit unsere Pause gemeinsam zu verbringen da mindestens 2 Kollegen am
Arbeitspaltz sein müssen um Telefonate entgegen zu nehmen und ähnliches. Zu Reiner ja es ist richtig nach ein Paar Monaten ist mir das ebenso vorgekommen das die Grenze zwischen Arbeit und Zuhause verschwommen ist, das ist ein negativer Aspekt und nein ich habe auch keinen Ergonomischen Stuhl aber das der HO Arbeitsplatz nicht ausgestattet ist hang von der Situation ab so schnell wie möglich zu reagieren. Ich bin überzeugt davon wenn, meine Firma zulassen würde das ich zumindest 2 oder 3 mal die Woche von zuhause Arbeiten würde wäre auch das kein Thema mehr. Die Vorteile des HO überwiegen für mich aber bei weitem. Ich Spare mir das frühe Auftehen, die überfüllten Öffentlichen Verkährsmittel (wonach ich schon manches mal mit schlechert Laune ins Büro komme) und schone soagr noch die Umwelt. Zum gesundheitfaktor kann ich sagen. Ich mache jeden Tag meine vorgeschriebene Pause im HO und treibe Sport in den 45 min. um den Kopf frei zubekommen. Im Büro ist das nicht möglich, manch mal nicht mal eine Pause an sich, ich esse sogar überwiegend am Arbeitsplatz und Telefoniere sehr oft sogar dabei. Ich bin ausgeglichener und Entspannter wen ich von zuhause aus Arbeite, ich muss nicht nach hause hetzen um meine Privaten Dinge und Termine zu erledigen. Das ist auch noch so ein Stressfktor der weg fällt ( was auch zur Geistigen gesundheit beiträgt). Ich bekomme alles Problemloser unter einen Hut Arbeit, Haushalt und Privatleben was für mich eine große erleichterung ist. Ich verstehe die Argumentation hinsichtlich der Kommunikation zwischen den Kollegen usw. daher wäre in der Tat für mich die Perfekteste Lösung nur 2 oder 3 Tage ins Büro zu müssen oder nur wenn der Bedarf da ist. Da braucht mein keinen großen Bürokomplex um das zu realisieren, was das Unternhemen weniger Geld kosten würde und man dieses Geld lieber in andere Bereiche investieren könnte.
Thiel 18. August 2020 um 9:07
Guten Tag Herr Knüwer,
Sie haben aber tatsächlich "ganz anders" beobachtet und gesehen.
Sie sind nicht mehr ganz jung und versetzt Ihre eigene Vorstellung in die der jüngeren Menschen.
Die persönliche Bindung hängt nicht von täglichen Volumen ab sondern von den Intensivitäten.
Wahrscheinlich haben Sie nur beobachtete und sich eingebildet aber selbst solche jüngeren Menschen tagtäglich betreut zu haben, haben Sie nicht.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 12:42
@Thiel: Ich nehme als Grundlage für den Artikel aber nicht meine persönliche Meinung. In unserem Unternehmen – alle Mitarbeiter sind jünger als ich – ist mobiles Arbeiten seit 11 Jahren möglich, das funktioniert prima. Aber: Wir sind ein relativ homogenes Unternehmen. Bei größeren Organisationen nimmt die Heterogenität aber zu und in diesem Moment entstehen die beschriebenen Probleme.
Sven 18. August 2020 um 9:52
Ich wohne und arbeite in Berlin, da benötigt der Weg zur Arbeit (oder zurück) schon mal ein oder wenn es schlimm läuft eineinhalb Stunden. Stichwort volle Straßen. Und ja, ich fahre bewusst schon immer nur mit dem ÖPNV.
Es ist auch nicht mehr sooo einfach sich eine neue bezahlbare Wohnung zu suchen die näher an der Arbeitsstelle ist. Mal ganz davon abgesehen, daß die Frau auch nicht durch die Weltgeschichte reisen möchte um zur Arbeit zu kommen. Dann kommen noch Wege zu Schule und zu Uni dazu… 🙂
Andi 18. August 2020 um 10:06
Kann ich alles nicht so nachvollziehen. Das Bedürfnis menschlicher Gegenwart geht bei meiner Arbeit gegen Null, da brauche ich meine Ruhe und muß mich konzentrieren. Und auf Ihre Frage wie oft ich etwas mit Kollegen unternehme: Fast jedes Wochenende. Das ist doch vollkommen unabhängig davon, im Gegenteil wenn ich mit meinen Kollegen viel unternehmen will führt das dazu das ich den ganzen Tag in anderen Büros rumschlawienere oder die Telefonmuschel heiß wird für die Termnierung der wöchentlichen Aktivitäten. Warum leben Leute dort wo sie leben? Auch das muß zwangsläufig nichts damit zu tun haben ob dort Freunde wohnen oder nicht. Ich stelle mir da eher vor das ich in die Nähe von Verwandten ziehe oder aber um Geld zu sparen und Ruhe zu haben weiter weg aufs Land. Und wer dort HO macht, der verpulvert kein CO2 in die schöne grüne Gegend, sondern entlastet damit die Natur. Im Übrigen gibt es auch noch Verwaltungen, dort gibt es das schon sehr lange HO und das sehr erfolgreich. Identifikation ist da auch keine Sache. Für mich ist das alles weit hergeholt und klingt wie eine Hasstirade.
Frank70 19. August 2020 um 10:01
@Thomas Knüwer: Der Zweifel an den von Ihnen angeführten Gesellschaftsstudien kam ebenfalls von mir "Frank70" ! Ich wollte in keiner Weise die Kommentare des anderen "Frank" unterwandern, sondern hatte nur unbedacht auch als "Frank" kommentiert. SORRY !
Axl 14. August 2020 um 19:44
Junge Menschen wollen menschliche Beziehungen zu Menschen die sie interessieren. Richtige Emotionale Freundschaften. Keine Zweckfreundschaft über die Arbeit. Dieser Trend läuft bereits an und lässt sich nicht verhindern.
Thomas Knüwer 15. August 2020 um 9:34
Das sehe ich anders und beobachte ich anders. Wenn ein jüngerer Mensch keine persönliche Bindung zu seinen Kollegen findet, sucht er einen neuen Job.
Bert Lüdtke 18. August 2020 um 1:08
Hallo,
wir im Handwerk können die Kollegen nur durch gesunden menschlichen Kontakt halten. In Brandenburg ist einfach kein flächendeckendes Kapital, wie ich in meiner Zeit in NRW erlebt habe. Ich bekomme garnicht soviel Geld für die Leistung. Viel Ausbildungsleistung wurde uns dadurch einfach weg gekauft. Wenn unsere vor allem jungen Kollegen zu lange ohne Firmenkontakt sind, merkt man wie sie sich umschauen oder ihre Rente ausrechnen. Gemeinsamer Kaffee am Morgen geht gerade nicht wie früher und die Fluktuation in reichere Regionen steigt. Wenn nun noch Homeoffice in Menge kommt, sind fast alle weg. Wozu soll ich dann noch Personal ausbilden? Ich sehe in der jetzigen Entwicklung, auch schon etwas vor Corona große Probleme. Handwerker brauchen die Gruppe, sonst wären die meisten keine Handwerker. Für regional schwache Gebiete wird es noch Ernst, auch weil die Frauen weg ziehen und die schlauen Männer folgen. Daher halte ich zuviel Homeoffice für Firmen bei uns vor Ort für eine Gefahr.
Mark 18. August 2020 um 1:24
Ist das nicht eigentlich das Ideal der "Vermarktung der eigenen Arbeitskraft"?
Nehmen sie einen Journalisten, der Artikel schreibt. Das kann er von überall auf der Welt tun. Die Qualität der Artikel ist gleich.
Was das eine Unternehmen, für das er die Artikel schreibt, von dem anderen Unternehmen unterscheidet ist zB die Freiheit (politisch?), sich äussern zu dürfen. Ist es besser für eine Zeitung zu arbeiten, die nette Kollegen hat, die man regelmäßig in der Küche trifft, wenn der Verlag eine politische Richtlinie vorschreibt? Oder ist es besser für einen Verlag zu schreiben, der den Journalisten unterstützt und ihm jegliche Freiheit (innerhalb des Ressorts) lässt?
Warum sollte ein Journalist diese Freiheit aufgeben, nur weil er im Home Office "für jede Zeitung" arbeiten könnte.
Wenn jeder im Home Office für jede Firma arbeiten kann, dann führt das aus meiner Sicht eher dazu, dass Firmen sich bemühen müssen. Ich muss mich nicht mehr dem chaotisch und unfähig geführten Teilbereich meiner Firma aussetzen. Ein Wechsel der Firma hat vor Home Office eventuell dazu geführt mit der Familie den Ort, die Schule, den Freundeskreis mitzutauschen, mit Home Office wechsele ich nur die Firma und der Rest bleibt bestehen.
Sonne 18. August 2020 um 7:12
Ich komme zum ersten mal nicht mit meinen neuen Kollegen aus und bin froh das ich ins Home-Office wechseln durfte.
Ohne Home-Office würde ich dort kündigen…..
Christian 18. August 2020 um 8:53
Das finde ich unabhängig von der Homeoffice-Diskussion aber sogar sehr wichtig.
Ich arbeite seit 20 Jahren in der Software-Branche und die Erfahrung hat mir gezeigt, dass die wirklich guten Leute, mehrmals die Firma gewechselt haben. Irgendwann werden alle sesshaft, aber in den 20ern macht es durchaus Sinn sich einmal am Arbeitsmarkt auszutoben, Erfahrung zu sammeln und verschiedene Arbeitsweisen kennen zu lernen. Dazu sollten wir die Gen Y und Z ermutigen.
Es gab übrigens Mal eine Zeit, da war das gängige Praxis vom Handwerk bis in den Handel.
… 18. August 2020 um 9:52
Ich glaube wirklich nicht, dass sich ein "jüngerer" Mensch einen neuen Job sucht, weil er/ sie mit den Kollegen keine Freundschaften schließen kann oder möchte. So sehr leben wir hier nun auch wieder nicht im Luxus. Wer kann sich denn sowas leisten? Dann müsste man evtl wieder umziehen oder noch weiter pendeln…und am Ende sind die neuen Kollegen auch nicht besser als in der alten Firma. Und im Lebenslauf würde sich das auch nicht gerade gut machen und sicherlich Fragen aufwerfen bei zukünftigen Arbeitnehmern. Ich halte ihre Ansichten für vollkommen falsch. Die Werte der von Ihnen angesprochenen Generationen haben sich vielleicht geändert, vielleicht aber auch gar nicht mal so sehr, nur dass sie sich eher trauen es auszusprechen. Ich habe Jahrelang in der Frankfurter Innenstadt gelebt und gearbeitet und hatte dann mit Mitte 20 einen Burn-Out. Ich will nie wieder zurück in eine Großstadt ziehen. Meine Werte spiegeln diese Erfahrungen wider. Bei mir und ich behaupte vielen oder sogar den meisten in meinem Alter (Mitte 30), steht die Gesundheit, das Wohlergehen der Kinder und zumindest für einige die Umweltfaktoren an Erster Stelle. Sie haben Ihre Meinung, das ist auch in Ordnung, aber sie spiegelt meines Erachtens nach bei Weitem nicht die Meinung der breiten Bevölkerung wider. Schon gar nicht der jüngeren Generationen…Die wünschen sich eher, denke ich, Innenstädte mit sauberer Luft und Fußgängerzonen mit viel grün und Spielpltzen, vielen kleinen Geschäften und Cafés etc etc. Keine Hochhäuser, mehrspurigen Fahrbahnen, Verkehrslärm und gestresste Massen an Menschen, die sich tagtäglich durch die Bahnhofe drängen. Außerdem, wie schon von anderen hier angesprochen, würde es der bisherigen Landflucht entgegen wirken, wenn junge Familien eben ohne Probleme von ihrem Haus in einem 200 Seelen Dorf arbeiten könnten…Ihr Artikel liest sich für mich als hätten Sie Angst, dass Ihr persönliches Wertesystem zerbricht mit dem Sie sich offensichtlich sehr identifizieren…Ich glaube da liegt eben auch der Hase begraben. Es gibt wohl die einen, die brauchen und möchten das, sich morgens ihren schicken Anzug anzuziehen, in ihren schicken Firmenwagen zu steigen und in ihr vielleich prestigeträchtiges Unternehmen zu fahren. Dort sich über Jahre die Karriereleiter hochzuarbeiten um irgendwann eine Führungsposition inne zu haben, bei der man sich dann vielleicht lobend und annerkennend selbst auf die Schulter klopfen kann und meint nun endlich alles erstrebenswerte erreicht zu haben….Dann arbeitet man bis zur Rente von morgens bis Abends und stirbt kurz vorher mit Ende 50 an einem Herzinfarkt…so oder so ähnlich…wer es möchte soll es haben aber ich kenne niemanden in meiner Generation, die das noch erstrebenswert finden. Aber bevor Sie weiter propagieren, wie falsch doch das Homeoffice ist mit alle seinen vermeintlichen Nachteilen, überlegen Sie doch einmal ob es nicht besser wäre dieses System wie es bisher bestand grundlegend zu überarbeiten. Sie schreiben "Ich kann ehrlich gesagt kein Argument finden für Homeoffice an mehr als zwei Tagen…" Das ist sehr schade, zeigt aber, dass Sie sich offensichtlich als Maßstab betrachten. Es gibt sicherlich dutzende Argumente dafür und einige wurden in den Kommentaren ja bereits genannt.
Homeoffice oder flexiblere Arbeitszeiten zu verhindern wäre meiner Meinung nach diskriminierung und weit entfernt von jeglichem Fortschritt…
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 11:29
@…: Hier muss schon am Anfang widersprechen: Mir sind etliche Beispiele persönlich bekannt, wo aufgrund der Isolation von anderen Kollegen gekündigt wurde – mehrfach auch unter Einkommensverlust.
Und wie Sie im Text auch sehen: Ich will Homeoffice nicht verhindern – nur muss es begrenzt bleiben.
Andrea 18. August 2020 um 13:01
Sorry Herr Knüwer, das ist wirklich lächerlich. Es ist schön, Kolleginnen und Kollegen zu haben, mit denen man sich prächtig versteht. ABER – zu diesen unterhalte ich dann nach besserem Kennenlernen auch privat Beziehungen.
Von Zweckfreundschaften, und dies sind nun einmal Beziehungen, die ich über meinen Job pflegen muss, halte ich gar nichts!
Ihre sehr strikte Haltung gegen das Home Office kann ich ohnehin nicht nachvollziehen. Sie scheinen zu der Kategorie Chef zu gehören, die jederzeit hinter dem Mitarbeiter stehen muss, um zu prüfen, ob der/die auch wirklich arbeitet. Für solch ein Unternehmen habe ich bis vor kurzem noch gearbeitet und dann entschieden, dass die Gängeleien eines in seinen geistigen und sozialen Fähigkeiten beschränkten Chefs genug sind. Ich war auch eine solche Mitarbeiterin, die eher im Verborgenen gearbeitet hat und die deshalb bei Beförderungen gernn übersehen wurde. In einer Firma habe ich sogar meinen eigene Abteilung "kommissarisch" aufgebaut. Als alles fertig war, hat man die Leitung einem Mann übertragen, der gut beeinflussbar war und zu allem ja und amen gesagt hat. Fachlich ist er eine Null. Jetzt war es genug. Jetzt bin ich selbständig tätig, erfolgreich, zufrieden UND im Home Office.
Allerdings habe ich mit der vorher gewohnten, unbezahlten 50-60 Stunden Woche Schluss gemacht. Das war nicht effizient! Weniger ist mehr! Auch das habe ich im Home Office gelernt. Öfter mal eine Pause machen – war früher nicht möglich, weil der Sklaventreiber hinter mir stand bzw. im Büro nebenan saß – und die Arbeit geht besser von der Hand und wird hochwertiger.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 13:04
@Andrea: Ich habe gar keine strikte Haltung gegen das Home Office. Ich halte aber eine Home Office-Quote von über 50% für einen fatalen Fehler. Und derzeit werden eben in Großunternehmen Fakten geschaffen, die jene Quote in diesen Bereich treiben.
Werner 18. August 2020 um 5:14
@Stefan: Woher haben sie den Unfug das durch den Lockdown und damit mehr Leute im HO die Umwelt sich merklich erholt hat ? Der Chef der DUH hat allerdings schon einern schuldigen gefunden : Das Wetter
Stefan 14. August 2020 um 17:56
Hallo Herr Knüwer, ich bezweifle, das ein Großstadtmensch, wie sie schreiben, Home Office möchte. Es geht doch nicht darum jemanden ins Home Office zu zwingen! Nur außerordentliche Situationen wie Corona machten dies erforderlich. Außerdem meinte ich mit schwarz und weiß, dass es unendliche viele Ausprägungen von Home Office geben kann. Aber es gibt heute immer noch super viele Firmenlenker, die Home Office grundlegend ablehnen.
Ich lebe dort wo ich aufgewachsen bin und auch vor kurzem gebaut habe, dies hätte ich mir in der Großstadt nicht leisten können. Ich trenne auch zwischen privat und beruflich und unternehme so gut wie nichts mit meinen Kollegen/innen und das seit über 20 Jahren! Habe ich deswegen keinen Kontakt zu Menschen?
Home Office ist keine Erfindung von Corona, es wird bereits von vielen Firmen seit Jahrzehnten praktiziert und ich habe noch nie etwas von Zitat "Die Arbeit wird austauschbar, die Identifikation mit dem Arbeitgeber sinkt. Und nach allem, was uns Studien über Millennials verraten haben, ist genau dies nicht deren Natur und deren Wertehaltung. Sie wird ihnen aber nun in Teilen aufgedrückt. Und das kann nicht gutgehen." gehört. Frage mich woher Sie wissen möchten, ob es gut geht? Das wird uns die Zeit zeigen und nicht irgendwelche Studien. Am Montag arbeite ich wieder nach dem Urlaub und freue mich auch wieder auf meine Kollegen, ob telefonisch oder per Video. Laut einer anderen Studie, sie berufen sich ja auch auf Studien, könnten ca. 40% im Home Office arbeiten. Wissen Sie was das bedeutet verkehrstechnisch? Meine Bahnstrecke wird gerade von 2 auf 4 Spuren erweitert, die Autobahn ist jeden Morgen verstopft. Wie war noch der Spruch der Umweltbewegung der 80er?: „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“ Unsere Umwelt hat in den letzten Monaten sicherlich etwas aufgeatmet…..
Ein Kollege von mir (Italiener) arbeitet seit etwa 2 Wochen von Süditalien aus. Er ist dort bei seinen Eltern, die beide jenseits von 80 Jahren alt sind. Vielleicht, das letzte Mal, wo er sie sehen kann….
Die Digitalisierung macht es möglich, nutzen wir die positiven Aspekte davon und zwar jeder wir er es möchte!
Angelika 18. August 2020 um 8:55
‚HO macht etwas mit Dir, …‘
Definitiv !!!
Ich hatte das 20 Jahre und möchte das heute keinen Tag mehr, obwohl ich es sogar ohne zu fragen jederzeit dürfte, weil ich es als Passus in meinem AV verankert habe.
Ingo Eichel 14. August 2020 um 14:16
Hi Thomas, ich glaube die Diskussion geht gerade um das falsche Thema. So wie mich die Diskussion an anderer Stelle stört, wenn es um Print oder Digitalen Content geht, ist es auch hier: Es geht nicht um Home Office. Bzw. darum darf es nicht gehen. Es geht um New Work (oder welchen anderen Begriff man auch dafür nutzen möchte). Die Frage wie arbeitet jede/jeder am Besten, Das mag bei unterschiedlichen Vorlieben, Typen, Aufgaben oder Unternehmen ganz anders aussehen. Ich denke was wichtig ist und welche Diskussion wir jetzt führen müssen, ist die Frage nach dem Arbeitsplatz an sich und was dafür wichtig ist. Dafür hast du hier schon viele wichtige Punkte zusammengestellt: Gesundheit – hier sollte es Standards geben, die allen Arbeitnehmern zustehen und die ggfs. auch überprüft werden – egal ob im HomeOffice, im CoWorking Space oder im Office (ich habe durchaus meinen verstellbaren Schreibtisch von der Firma im HomeOffice). Karriere und Unternehmenskultur – es gibt genügend Möglichkeiten für virtuelle Teamevents, virtuellen Kaffeeklatsch aber auch für reale Treffen von remote Mitarbeitern. Man muss such darauf einlassen und immer wieder neues ausprobieren. Arbeitszeiterfasung/-belastung ist sicher auch ein Thema, das man sich generell anschauen kann und muss. Zusammenarbeit – wer sagt denn dass ich in "meinem" Office besseren Austausch habe als beispielsweise in einem CoOffice Space, der näher an meiner Wohnung liegt und in dem vielleicht mehr Menschen mit ähnlichen Aufgaben / Job-Profilen arbeiten. Auch hier ist vielleicht eher die Frage welches Budget stellt die Firma für einen Mitarbeiter-Arbeitsplatz bereit – ob das dann ein Arbeitszimmer im eigenen Heim ermöglicht oder im Büro investiert oder als Miete im CoWorking Space bezahlt wird sollte dann egal sein. Ich selbst arbeite seit 10 Jahren remote. Seit 2 Jahren bin ich der einzige Europäer in einem amerikanischen Team. Da sind mir die Offices in New York und San Francsico fast genau so nah, wie München oder Hamburg. Was aber in den letzten Monaten sehr spannend war zu beobachten: Bei vielen Aktionen, die unsere Firma für Mitarbeiter macht waren bisher Leute vor Ort im Vorteil (kleinere Feiern, Sport- und Massageangebote etc.). Die Remote-Worker ware da oft aussen vor. Seitdem alle im Home Office sind gibt es auf einmal auch Angebote, die alle Mitarbeiter deutlich besser einbeziehen. Ich glaube daher, dass es in Zukunft noch viel mehr Flexibilität geben wird und muss und wir uns daher jetzt darum kümmern sollten, wie wir ganz unterschiedliche Arbeitsplatzmodelle bewerten und wie wir zu Standards kommen, die möglichst überall möglichst ähnliche Bedingungen für die Mitarbeiter schaffen.
Thomas Knüwer 14. August 2020 um 14:55
Na ja, wollen wir uns wirklich über Buzzwords streiten? Faktisch geht es derzeit bei den allermeisten um Home Office. New Work ist eine Philosophie, die sehr Unterschiedliches bedeuten kann.
Doch die Herausforderunge/Nachteile/Probleme sind ja gleich. Denn hier prallt eben das egoistische Individuum (Wie kann ich am besten arbeiten) auf einen in größeren Organisationen nötigen Kollektivismus. Virtuelle Events können ein persönliches Treffen eben nicht ersetzen. Nich umsonst tickt ja gerade die digitale Szene/Branche/Whatever massiv über das Zusammentreffen. Warum sind alle so wild auf die re:publica, wenn man sich doch ständig digital treffen könnte? Und warum boomen denn Coworking Spaces? Weil wir Menschen nun mal soziale Tierchen sind und andere Menschen um uns herum nicht nur wollen – sondern brauchen.
Du hast natürlich recht mit den Standards. Aber genau da fängt es ja an. Diese Standards müssten für den Großstadtsingle auf 27qm genauso zutreffen wie auf die Familie mit 2 Kindern in 4 Zimmern.
Bert Lüdtke 18. August 2020 um 1:25
Ich glaube Herr Eichel und Herr Knüwer, sie haben beide Recht.
Es entsteht die Möglichkeit der besseren Flexibilität in den zu erledigenden Aufgaben für den Einzelnen und damit bei guter Nutzung mehr Freiheit.
Meine Erfahrung mit Kollegen ist aber das es da sehr unterschiedliche Typen gibt und echt viel Fingerspizengefühl dazu gehört die Leute dann noch ohne große Lohnsteigerungen ans Unternehmen zu binden. Wenn die Leute zu festen Zeiten sich persönlich treffen findet zumindest bei uns in der Firma ein reger Austausch statt, welcher auch produktiv ist und Bindungen erzeugt. Wenn ich einige Leute nur mal längere Zeit telefonisch anweise, glaube ich sinkt mein Ansehen und ich merke wie keine persönlichen Probleme mehr besprochen werden. Mit täglichen oder regelmäßigen Treffen ist es einfacher für den Chef, denke ich.
Mark 18. August 2020 um 1:44
Heisst das dann im Umkehrschluß, dass Sie den Hauptteil Ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen aus dem Berufsumfeld erleben?
Mir reicht es an einem normalen Arbeitstag durchaus, wenn ich im (Video-)chat, den einen oder anderen kurzen Chat/Talk mit meinen Kolllegen habe.
Nach der Arbeit gehe ich zum Tennis, zum Fussball, treffe mich mit der Familie und pflege zwischenmenschliche Beziehungen. Selbst wenn ich den ganzen Arbeitstag konzentriert und isoliert arebiten würde, würde ich bestimmt nicht vereinsamen.
Dirk 18. August 2020 um 7:36
Ich glaube da liegt der Hund begraben. Es geht, wie in vielen Artikeln zu unserer heutigen Arbeitswelt, um die Karriere und Aufstieg. Da gebe ich dem Autor recht, ist Präsenz vermutlich angebrachter.
Ist man aber mit sich und seiner Arbeit im Reinen und muss nicht permanent nach "oben" schauen, sich verändern wollen/müssen, dann zieht man vermutlich mehr aus dieser Situation als die Karrieristen.
Und die zusätzliche Zeit, die ich durch die Anfahrtswege gewonnen habe, habe ich durch Sport ersetzt. Was ist Rücken?
Andy 18. August 2020 um 8:54
Ich habe relativ früh aufgehört, den Artikel zu lesen. Vielleicht stimmt das Geschriebene irgendwo. Sicher sogar. Aber ich kann für mich kaum irgendwas wiedererkennen. Bessere Stühle im Büro? Also teurer vielleicht, aber mein 100 Euro Stuhl zuhause ist ergonomischer, ich bekomme keine Rückenschmerzen und wenn er kaputt ist, wird er ausgetauscht.
Grösserer Monitor? Sollte das wirklich der Fall sein, kann man den Monitor ja mitnehmen. Aber ich habe noch nie einen Monitor auf der Arbeit gehabt, den ich privat aktzeptieren würde. Unter 24" kaufe ich nicht und die miesen Displays würden sofort zurück gehen. Schlimm genug dass die furchtbaren Rechner so schlechte Anschlüsse und sonstige Ausstattung haben.
Man kann den Manager im Büro treffen? Wenn er ausnahmsweise mal seinen klimatisierten Elfenbeinturm verlässt. Ich sehe auch keinen Unterschied zwischen Telefonanrufen und Confcalls im Büro oder zuhause. Ausser dass plötzlich sämtliche Kollegen meine private Telefonnummer haben. Das ist negativ. Aber da Home Office wegen Corona ja nicht in Frage gestellt wird, ist das nicht Sache der Diskussion.
Die Kommunikation auf der Arbeit. Ja. Ok. Manche Dinge laufen besser, wenn man mit seinen 3 Kollegen direkt kommunizieren oder mal am PC was schauen kann. Auch der Besuch bei ner anderen Abteilung fällt flach. Dafür dauert wegen der VPN alles unglaublich lange und man macht noch mehr Überstunden, als im Büro.
Beförderung? Ja gut, man sieht die Aushänge der offenen Stellen nicht mehr. Ansonsten hat sich nichts geändert. Auch weiterhin werden wohl Arschlöcher und Dummschnacker befördert, weil die ihre Arbeitszeit damit verbringen, sich beliebt zu machen. Beim Manager in seinem Elfenbeinturm. Weit weg vom eigenen Arbeitsplatz.
Oh. Elfenbeinturm! Ein weiterer Punkt ist natürlich eine Klimaanlage: Da könnte man sich zuhause was anschaffen, dass die Hitze erleichtert. Noch ein Punkt fürs Home Office.
Aber selbst mit der exorbitanten Mehrarbeit durch die miese VPN-Verbindung habe ich ne bessere Lebensqualität.
Peter 18. August 2020 um 9:31
"Weil wir Menschen nun mal soziale Tierchen sind und andere Menschen um uns herum nicht nur wollen – sondern brauchen."
Nein, ich brauche gute Kommunikation, ob das mit einer KI oder einem Menschen geschieht ist vollkommen irrelevant. Dass das Ergebnis effizient erzielt wurde durch eine gute Koordination, darum geht es! Das lässt sich zu 99% aus dem Home-Office erledigen.
Sie trauern einzig der alten Realität nach, dass man sich jeden Tag über den Weg laufen musste, um ein besseres Verhältnis mit Kollegen aufzubauen. Kann funktionieren, aber kann auch nach hinten losgehen. Ich stelle meinen Experten doch nicht an, damit die lernen dürfen, sich mit anderen Kollegen zu vertragen. Jeder von denen hat Skills, die ich viel eher brauche, als dass sich alle als soziale Tierchen fühlen müssen. Am Ende sprechen die sich noch ab und vertuschen Probleme, anstatt professionell zu bleiben. Nein danke.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 12:35
@Peter: Ich trauere nichts nach. In meinem Unternehmen ist mobiles Arbeiten unproblematisch und das seit 11 Jahren. Wer aber immer nur die Welt von sich aus betrachtet, wird sie nicht richtig einordnen können.
Paul Geiger 18. August 2020 um 13:51
Nehmen Sie mir es nicht übel aber es klingt bei Ihnen so, als hätten sie Angst, ein Alleinstellungsmerkmal ihres Arbeitsumfeldes zu verlieren.
Wenn es in ihrer Firma funktioniert, dann kann doch eine Empfehlung an andere Unternehmen nur lauten:
"Aus eigener Erfahrung kann ich mit sicherheit sagen, dass HO funktioniert. Folgende Voraussetzungen und Strukturen müssen daür aber gegeben/geschaffen werden, weil es sonst zu Schwierigkeiten im Bereich X, Y und Z kommen kann"
Wenn ihr Ratschlag an andere Firmen lautet "Maximal 50% HO", dann fordern sie bitte dasselbe konsequenterweise auch von ihrer eigenen Firma!
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 14:04
@Paul Geiger: Ich habe bewusst mein Unternehmen aus dem Artikel herausgelassen. Und bei einem Dutzend Personen wäre es albern, uns ein Allgemeinstellungsmerkmal gutschreiben zu wollen.
Wie ich im Artikel schreibe, ist unsere kleine Firma mit einer relativ heterogenen Struktur aber eben kein Vorbild für alle Unternehmen. Ich abstrahiere ja bewusst davon. Deshalb kann das, was für uns gilt definitiv nicht für einen Autokonzern gelten – auch das wäre ja lächerlich.
Wenn Sie aber unbedingt noch etwas aus unserem Inneren haben wollen: Der Wunsch nach Home Office ist in unserem Team (Corona außen vor) die Ausnahme. Mehr als einen Tag pro Woche nimmt sich kein Mitarbeiter. Grund: Unser Team will einerseits beisammen sein und realisiert, dass es wesentlich agiler arbeitet, wenn man direkt mit Kollegen Dinge absprechen kann.
sebele 18. August 2020 um 11:04
Als introvertierter Millenial möchte ich hier kurz einhaken:
Generell ist der Artikel nicht falsch, aber einiges doch sehr subjektiv. Ich arbeite in einem Mittelstandsunternehmen (~200 MA), das sehr von persönlichen Beziehungen geprägt ist. Dabei war es immer so, dass die Leute, die gut sichtbar waren (an der Kaffeemaschine, in der Raucherecke) oft auch in Entscheidungen und Überlegungen mit eingebunden wurden. Das hat sich bei uns stark verändert. Ich war zwar nicht so gut vernetzt außerhalb meiner Abteilung, aber seit ich (März) im Home-Office arbeite, erreichen mich wesentlich mehr Gesprächsanfragen, weil diejenigen, die Input zu einem Thema brauchen, dies jetzt nicht mehr ad hoc auf dem Flur mit dem Nächstbesten, der ihnen aus der entsprechenden Abteilung entgegenkommt, klären, sondern zuerst überlegt wird, wen man dazu am besten anruft. Meine Sichtbarkeit im Unternehmen ist deutlich gestiegen seitdem, was zu einer unaufgeforderten Gehaltserhöhung mitten in der Kurzarbeit geführt hat. Wenn man allerdings zu dem Typ gehört, der seine Sichtbarkeit hauptsächlich "auf dem Flur" generiert hat, ist das mit dem Home Office nun natürlich ein Problem, wenn die Expertise eines Anderen höher ist als die eigene und man dann nicht mehr direkt angesprochen wird.
Ich für meinen Teil wünsche mir, dass Home-Office eine Option für die Zukunft wird (was es bisher nur auf Antrag mit Angabe des Grundes war). Es spricht doch nichts gegen eine 3-Tage Anwesenheits-Woche von Di-Do. wo Mo. & Fr. im Home-Office gearbeitet wird. Den Modus muss jede Firma nach den eigenen Bedürfnissen erarbeiten und in manchen Berufen ist der soziale Kontakt wichtiger als in anderen (ich denke z.B. an externe Beratertätigkeiten, wo erstmal ein persönliches Vertrauensverhältnis aufgebaut werden muss, bevor remote work in Frage kommen kann).
Einige meiner Kollegen wohnen aber auch >200km von der Firma entfernt und sind idR nur einmal im Monat für 2-3 Tage vor Ort. Für sie funktioniert das seit teilweise 20 Jahren sehr gut, auch für die Firma. Ist man (AG und AN!) erstmal ortsungebunden, erledigen sich mit der Zeit einige unserer größten sozialen und ökologischen Probleme wie von selbst. AN fahren weniger mit Bus, Bahn und Auto und entlasten so den Verkehr. Nicht nur Abgase werden reduziert, sondern auch der Verschleiß von Fortbewegungsmitteln und Strecken. Das sinnlose Verbrennen wertvoller Lebenszeit, die weder bezahlt wird, noch wieder zurückzuholen ist, hört auf. Firmen wie auch Mitarbeiter sehen sich nicht mehr genötigt, wegen der Arbeit / Nähe zu Ausbildungsstätten in Ballungsräume zu ziehen -> Mieten gehen zurück, da die Nachfrage sinkt, etc. pp.
Ich halte die Entwicklung insgesamt für gut und richtig. Es werden neue Herausforderungen entstehen (z.B. ergonomische Arbeitsplatzgestaltung), aber wie sagt man so schön: "Modern problems require modern solutions". Wenn man sich nicht darauf versteift, dass das alles nur neumodischer Buzzword-Mist ist, sondern konstruktiv an die Sache rangeht, ist diese Krise wirklich auch eine Chance vieles besser zu machen als im letzten Jahrhundert.
Angelika 18. August 2020 um 9:06
‚… ich glaube die Diskussion geht gerade um das falsche …‘
Genau, dass was viele gerade als ‚HomeOffice‘ erleben, ist eben kein HO, sondern nur eine Interiemslösung.
BG, Arbeitschutz, FA, Datenschutz … alle definieren HO.
Es ist eben nicht mit dem Laptop am Küchentisch, auf der Couch, im Garten, am Strand oder im Cafe sitzen.
All das ist bequem und eine teporäre Lösung in Ausnahmefällen, aber eben kein HomeOffice.
Thomas Franz 18. August 2020 um 11:39
kurze Frage, aber welche Remote-Worker-"Events" bietet ihr Arbeitgeber jetzt in Coronazeiten. Dass das klassische Sportfest, die Weihnachtsfeiert etc. nur bedingt tauglich sind wenn man 5 Stunden Anreise hat, ist klar, ad-hoc fällt mir aber nicht viel onlinetaugliches ein (es sei denn, man verabredet sich zu einem Netflix-Abend oder einer Computerspielrunde)
Karin Sommer 29. September 2020 um 9:20
Hallo Thomas! Remote Events sind zwar definitiv nicht das selbe wie echte Treffen, aber auch im virtuellen Raum kann man zusammen Spaß haben. Ich habe mal ein paar Spieleideen, von denen wir einige schon selbst ausprobiert haben, zusammengeschrieben: https://blog.fundraisingbox.com/16-virtuelle-teambuilding-spiele-fuer-remote-teams-im-homeoffice
Philip Engstrand 15. August 2020 um 18:32
Ich glaube größere Teile des Artikels oben sortiere ich ein unter: "People Who Say It Cannot Be Done Should Not Interrupt Those Who Are Doing It".
Ich arbeite in einer Forschungsabteilung (seit ungefähr 22 Jahren) zwar mit Büroarbeitsplatz, aber in weltweitverteilen, virtuellen Teams. Selbst, wenn wir ein Meeting im Büro in München ansetzen, mindestens 1 Person nimmt remote teil. Mitte März bin ich von einer Home Office Quote von 10-20% (wir hätten laut Tarifvertrag (IGM lässt grüßen) ein maximale Quote von 40% – pro Monat – aber das lässt sich mit relativ wenig Papierkram auf 80-100% strecken) auf 100% gewechselt. Es gibt keinen Verlust von Firmenkultur, Aufstiegsmöglichkeiten (die ja nur ein Balancieren von "Ich hätte gerne mehr Geld" und "Ich hätte gerne mehr Verantwortung") sind völlig unabhängig von der Anwesenheitsquote – sieht man auch zB daran wie die Organisation mit Themen wie Elternzeit umgeht. Seit 2 Monaten arbeiten wir Neueinstellungen ein – die ausser 1 mal zum Laptop abholen nicht im Büro waren, und ich sehe ernsthaft bislang keinerlei Vertrauens- oder Zugehörigkeitsprobleme.
Die von Herrn Knüwer geschilderten Probleme exisitieren natürlich, sind aber zumindest in meiner (Technologiebranche) Schnee von vor 10-15 Jahre, also im Endeffekt seit es DSL Anschlüsse zu Hause mit mehr als 1Mbit/s gibt.
Und dann würde ich noch gerne wissen, seit wann die Republica als Arbeitsmeeting gilt? Bislang war ich der Meinung, das das ein Networking Event ist.
Natürlich
Helmut Poppe 15. August 2020 um 20:01
Man gewinnt den Eindruck, dass die Verfechter von “New Work“ noch nie in ’normalen‘ Arbeitsverhältnissen gestanden haben, schaut man sich deren Erwerbsbiografien einmal genauer an. Es sind viele “Wissensarbeiter, Freie und Projektmanagement-Leute aus der Digitalbranche dabei. Habe Schwierigkeiten sie in ihrer Blase ernst zu nehmen.
Philip Engstrand 16. August 2020 um 13:58
Ich sehe keinen Widerspruch zu ’normalen‘ Arbeitsverhältinissen. Die ‚Digitalbranche‘ war früher dran und das Beste was man jetzt machen könnte ist daraus zu lernen, was funktioniert, was nicht funktioniert, was zu lernen, zu üben und vielleicht auch gesetzlich zu regeln ist.
Nicht jede Arbeit kann aus dem Home Office geleistet werden. Aber man könnte schon genauer hinschauen, welche schon.
Jetzt zu sagen: Home Office ist der falsche Weg ist schlicht rückwärtsgewandt.
Chris 18. August 2020 um 11:32
Sie arbeiten erst seit ein paar Monaten zu 100% im Home Office und propagieren es schon als der Weisheit letzter Schluss. Die vom Autor geschilderten Probleme sind mitnichten Schnee von gestern.
Philip Engstrand 18. August 2020 um 15:15
Ich war schlampig in der Beschreibung. In meinem Arbeitsumfeld gab es bislang HO Quoten zwischen 0 und 100% und es sah so aus, das die von Herrn Knüwer beschriebenen Probleme entweder lösbar waren oder sich gar nicht sooo manifestiert hatten. Ich selber habe auf 100% umsteigen müssen – aus den bekannten Infektionsschutz problemen und hab bislang weder Probleme bei der Arbeitsqualität oder der Zusammenarbeit feststellen können.
Johann Oswald 18. August 2020 um 13:19
Und damit haben Sie die genannte "Blase" in Stein gemeißelt. Was H.Poppe wohl sagen wollte: Kaum zu glauben, aber ein nicht unwesentlicher Teil der Gesellschaft arbeitet in Berufen wie Verkäufer und Paketbote, Maurer, Zimmerer, Schreiner, Installateur und Elektriker (denn auch das Gebäude fürs Homeoffice muss jemand bauen), Landwirt (ohne Essen macht alles keinen Spass), Müllmann/Frau/x, Klärwärter, Arzt und unzählige weitere. Alles Berufe, die nicht Homeoffice-fähig sind und offensichtlich im Gegensatz zu den Protagonisten der bisherigen Diskussion absolut unverzichtbar für das blanke Überleben der Gesellschaft sind (und das "Überleben" ist durchaus wörtlich gemeint). Es wäre also fair, diese Berufe zumindest in der Diskussion ums Home Office einfließen zu lassen und schon aus Solidarität gegenüber denjenigen, die unsere Gesellschaft tagtäglich mit ihrer Hände Arbeit (und auch das ist wörtlich gemeint) am Laufen halten Home Office zumindest vernünftig zu reglementieren.
Philip Engstrand 18. August 2020 um 15:22
Ich habe mehrere Landwirte in der Familie: Die machen immer Home Office wenn sie Papierkram zu erledigen haben (ist natürlich ein billiger Kalauer).
Arbeit die ortsgebunden ist, wird auch in Zukunft nicht im Home Office erledigt. Aber Arbeit die nicht mehr ortsgebunden ist, kann im Home Office erledigt werden – auch wenn sie im Team durchgeführt wird. Herr Knüwer setzt den Punkt, das die direkte Interaktion und der unmittelbare persönliche/menschliche Kontakt nicht zu ersetzen ist.
Sylvio 18. August 2020 um 7:41
Ich habe bis Mitte 50 – leider – nur in ’normalen‘ oder besser ‚klassischen‘ Arbeitsverhältnissen gearbeitet. Für mich war die Home Office Zeit eine regelrechte Offenbarung, wie man auch und vor allem besser arbeiten und und das gesamte Lebensumfeld besser in Einklang bringen kann. Leider will dies mein jetziger Arbeitgeber nicht mal ansatzweise ( 2 Tage die Woche Home Office z.Bsp. ) weiterführen. Ich bin der Meinung, dass wir in Deutschland viel zuviele alte Zöpfe pflegen, auch wenn ich sicher keiner aus der Generation X, Y, oder Z bin.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 10:20
@Sylvio: Nun gehören Sie zu einer alterstechnisch gehobenen Generation. Die Wertehaltung der Jüngeren aber ist eine andere. Und das können Unternehmen, gerade größere Organisationen, nicht einfach wegignorieren.
Nils P. 18. August 2020 um 21:49
Herr Knüwer, woher kommt diese Info?
Aus Managermagazinen und den Gesprächen Ihrer Mitarbeiter, die sich hüten werden, Ihrem Chef deutlich zu wiedersprechen?
Ich gehöre zu der von Ihnen angesprochenen Jüngeren Generation und keiner, aber auch wirklich nicht ein einziger, mit dem ich darüber gesprochen habe, möchte zu der bisherigen Anwesenheitskultur zurück.
Natürlich gibt es hier und da noch kleiner Probleme, wie eine erschwerte Einarbeitung, aber auch dafür findet man Lösungen.
Ich in meinem Fall werde jedenfalls nicht wieder in die alte "5 Tage die Woche Büro Kultur" treiben lassen. Ich bin jung und gut ausgebildet und kann mir im Zweisefalls jederzeit einen neuen Arbeitsplatz suchen. Und ich kann Ihnen gerantieren, dass diese Flexibilität den meisten Menschen in meinem Alter wesentlich wichtiger ist als die "Beziehungen am Arbeitsplatz" oder irgendein ganz tolles Gemeinschaftsgefühl am selbigen.
Tut mir leid, aber das ist nun wirklich Unternehmenskultur bla bla, dass sicher von den Chefs gerne mal rausgelassen wird, dass mich als Arbeitnehmer aber nur periphär intressiert, solange Gehalt, Arbeitszeiten, Kollegen und Tätigkeiten in Ordnung sind.
Thomas Knüwer 19. August 2020 um 10:10
@Nils P.: Wer nur noch ad-hominem gehen kann, der sollte überdenken, ob er die richtigen Argumente hat. Ich schreibe ja nicht über unser Unternehmen. Unsere Beratung ist klein, hat eine sehr offene Feedbackkultur und eine homogene Teamstruktur. Aber wir sind eben nicht die Normalität und würden uns auch nie als solche nehmen.
Peter B 18. August 2020 um 8:43
"Wissensarbeiter, Freie und Projektmanagement-Leute aus der Digitalbranche dabei. Habe Schwierigkeiten sie in ihrer Blase ernst zu nehmen." Ja man kann sich natürlich dazu entscheiden Leute die Spitzenforschung Betreiben und die Branche die im Bereich der Wertvollsten Firmen des Planeten klar führt nicht ernst zu nehmen…
Eric 18. August 2020 um 9:58
Ich bin auch ein Verfechter von New Work.
Ja, ich bin mittlerweile in der Digitalbranche angekommen. Ich habe zuvor allerdings auch viele Jahre in der Wirtschaftsprüfung/Steuerberatung gearbeitet.
Auch nach meinem Einstieg in die Digitalbranche war ich jahrelang im Büro. Erst wie ich, auf Grund der Projektsituation meiner Kollegen, jeden Tag ins Büro gefahren bin um dort alleine(!) zu sein, habe ich das Home Office für mich entdeckt.
Auch in weiteren Projekten nahm der Home Office Anteil im Projektverlauf immer mehr zu. Bei Projektstart mit neuem Team noch 100% Büro verschob sich der Anteil in Richtung Home Office über die Jahre im Projekt dann.
Mit Einführung der Legebatterien (Großraumbüro, Neue Arbeitswelten) und der damit verbundenen Einsparung von physikalisch vorhanden Arbeitsplätzen (Desksharing) wurde in den Tarifverhandlungen das Mobile Work mit aufgenommen.
Home Office oder New Work oder wie auch immer man das nennen mag ist für mich alternativlos.
Mein Bedürfnis nach sozialen Kontakten habe ich sowieso nie im Büro ausgelebt. Es sind keine Freunde sondern berufliche Kontakte. Die brauche ich nicht physikalisch in Präsenz. Das reicht mir auch locker per virtuellem Zusammentreffen.
Über meine Ausstattung an Büromöbel zu Hause mache ich mir keine Gedanken das passt.
Solange bei meinem Arbeitgeber Arbeitsplätze aus Barhockern bestehen…
Aber wie auch immer man dazu stehen mag. Meine Uhr tickt als Countdown. In drei Jahren ist Schluss und ich höre mit Mitte 50 auf zu arbeiten.
… 18. August 2020 um 10:12
Wozu auch…? Wenn einem alternative Arbeitsmodelle eben liegen warum dann in "normale" Arbeitsmodelle wechseln? Das ist für mich wie den Laptop gegen die Schreibmaschine einzutauschen…."Habe Schwierigkeiten sie in ihrer Blase ernstzunehmen" sagen Sie….sie sagen es…SIE HABEN SCHWIERIGKEITEN. Nicht die anderen. Sie empfinden es als schwierig, dass andere Ihre vorstellung der Realität nicht anerkennen und beweisen, dass es auch anders (vielleicht ja sogar besser) geht. Das ist ein klassisches Symptom einer narzisstischen Persönlichkeitsausprägung…
Thomas Anhut 18. August 2020 um 14:16
@ Helmut Poppe: Was ist denn ein "normales Arbeitsverhältnis" für Sie? Morgens eine Stunde im Stau stehen, um zur Arbeit zu kommen? Dann Bürodienst von 08.00 bis 17.00 Uhr, nachmittags nochmals eine Stunde im Stau, um nach Hause zu kommen? Zwischendurch zeitraubende Kollegen und Vorgesetzte? Und das ganze dann 40 Jahre lang? Nein danke, das ist nicht für mich.
Ich bin seit 17 Jahren Freiberufler und kann mir meine Arbeit und Arbeitszeit glücklicherweise frei einteilen. Und ob Sie mich und andere "Wissensarbeiter" usw. in ihrer "Blase" ernst nehmen oder nicht, ist mit herzlich egal. Ich arbeite frei und unabhängig und bin damit sehr glücklich, und nur darauf kommt es an. Das Arbeiten zu Hause ist eine geniale Erfindung dank der IT-Technik.
Christian 16. August 2020 um 16:13
Für mich bzw. meinen Persönlichkeitstyp hat sich Home Office zu einer ernsten psychologischen Herausforderung entwickelt. Arbeit in Teams und wohl auch Slack degeneriert zu einem Schaulaufen aus Herzchen und gereckten Daumen, Führungskräfte sind dort nur erreichbar, wenn ein Meeting ansteht. Der Arbeitgeber hat das Sparpotenzial entdeckt und zieht die Geschäftsstelle in eine kleinere Liegenschaft um. Welche Abteilungen dort wieviel Platz erhalten, wissen wir seit rund zwei Monaten nicht. Ich habe meine Konsequenzen gezogen.
Bettina Papadopoulos 17. August 2020 um 16:38
Es gibt auch genügend Studien, die genau das Gegenteil behaupten. Dass die Loyalität zum Arbeitgeber bei Millenials von Haus aus nicht gegeben ist. Und das liegt in erster Linie daran, dass es der Generation nicht mehr wichtig ist, wo sie abreiten, sondern was genau das Aufgabenumfeld ist. Und dem stimme ich zu, da dies auch die Realität wiederspiegelt.
Jan 18. August 2020 um 2:02
Der Artikel spricht mir größtenteils aus der Seele.
Ich gehöre zu den Leuten die tatsächlich zum Corona-Start einen Jobwechsel hatten – 3 Jahre nach Uni-Abschluss und dem ersten Arbeitgeber.
Hoch motiviert bin ich in den Job gestartet und hatte große Freude an das Büroumfeld mit den neuen Kollegen. Nach genau 2 Wochen war das vorbei. Alle waren plötzlich im Home Office, wichtige Fachkollegen und Führungskräfte waren noch schlechter erreichbar, meine Aufgabenzuweisung wurde diffus und ich fand den Anschluss sehr schleppend. Ich bin ein sehr soziales Wesen und konnte in meiner bisherigen Sozial- und Arbeitserfahrung mir immer unter Leuten einen Namen machen. Und Karriere kann ich eigentlich nur im Büro machen, da ich kein Programmierer oder sonstiger Fachmensch bin, der nur alleine zu Hause an seinen Dateien tippseln kann. Zu Hause bin ich natürlich auch mal gerne, aber die Mischung macht’s. Das Home Office hat für meinen Unternehmensstart aber nur Probleme bereitet. Hinzu kommen unternehmensinterne Strukturprobleme, welche durch das Homeoffice nochmal verstärkt wurden. Und es war keine Besserung in Sicht, weswegen ich gekündigt habe. Ich bin mir sicher, dass die Homeoffice-Situation einen großen Einfluss auf meine Entscheidung hatte. Nun steht der 2. Jobwechsel in diesem Jahr an…
Eine Sache wird meines Erachtens viel zu wenig diskutiert: Die Drückeberger im HomeOffice. Jetzt kann man es denen noch viel schwieriger nachweisen. Es gab eine Person im Unternehmen, bei der ich mich oft gefragt habe, was sie eigentlich zu Hause mit welcehr Effizienz macht. Vom Output und den Besprechungen zu urteilen, waren das effektiv 1-2 Stunden pro Tag die diese Person richtig gearbeitet hat. Und aufgrund verzerrter Wahrnehmung der Führungskräfte haben solche Personen plötzlich sogar noch mehr Chancen oder werden fleißigeren Menschen gleich gestellt.
Und ich lese hier sehr viel darüber, wie gut die Online-Absprachen funktionieren. Das mag bei wenigen bestimmten Gruppen und Fachbereichen zustimmen, viele kommen aber merklich an die Grenzen der Wertschöpfung. Das ist mein Eindruck seit der Pandemie. Und ganz persönlich kotzt mich diese ganze Homeoffice Situation an, ich freue mich schon sobald es irgendwann wieder den Normalzustand gibt.
Martin 18. August 2020 um 3:03
OK BOOMER
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 12:54
OK, MILLENNIAL. HÖR AUF ZU SCHREIEN!
Friedrich Jeschke 18. August 2020 um 9:38
Hallo Frau Papadopoulos , ich finde Ihre Aussage, "dass die Loyalität zum Arbeitgeber bei Millenials von Haus aus nicht gegeben ist" schon stark. Stark pauschal und stark falsch. Ich kann Ihnen dazu nur entgegen, dass Arbeitgeber, so wie sie meine Großeltern und Eltern eins hatten, lange nicht mehr so loyal zu den Mitarbeitern sein können wie es bis in die 80er war. Viele junge Menschen erleben befristete Verträge, Werkverträge und ungerechte Umgebungen. Frauen werden für die selbe Arbeit geringer bezahlt als die männlichen Kollegen und befördert wird am Ende nicht nach Qualifikation. Wer Loyalität zum Arbeitgeber einfordert, sollte diese Loyalität auch andersherum zeigen. Ich verstehe warum es zu dieser Entwicklung gekommen ist. Ich selber hatte mehrfach Arbeitgeber, die sich sogar nicht mehr an den Arbeitsvertrag gebunden fühlten und mit alten Systemen und Hyrachien meinten so funktioniert es. Chauvinismus, Sexismus und Rassismus sind leider keine Seltenheit. Das schauen sich die jungen Leute genau an. Und wer liber mit ÖPNV und Rad kommt, der wird ungern doof angeschaut weil er ökologischer ist. Nein, es ist nicht so pauschal wie Sie es sagen, doch wenn ich die ganzen jungen Bekannten erlebe, dann kann ich verstehen, dass sie rastlos sind.
Alexander Gerber 17. August 2020 um 17:43
Der Kontext von Branche und Produkt ist erheblich.
Es gibt international und national extrem erfolgreiche Beispiele für hybride #remoteOffice-Kulturen. 😉
https://twitter.com/cmdsdude/status/1294513998717759488?s=20
Bernd 17. August 2020 um 20:31
Vielen Dank für diesen Artikel!
Ich habe während der Corona-Zeit innerhalb des eigenen Unternehmens das Team gewechselt und arbeite ausschließlich Remote für ein neues Projekt. Und bin eher ein Skeptiker bzgl. des Home-Office.
Alles Wissen, das nicht festgehalten ist, geht verloren mit den Leuten, wenn sie gehen. Corona verhindert schon jetzt, dass nicht-dokumentiertes Wissen weitergegeben wird, wenn der Wissende nicht will. Wenn der Wissende das Unternehmen verlassen hat, ist das Wissen verloren. Das wäre früher so nicht gegangen.
Weiter hat Corona vermutlich dazu geführt, dass 20, 30,…, bis 70, 80% an zwischenmenschlichen Kommunikationsverbindungen, die der Verbreitung von Wissen oder der Ausbildung dienten, gekappt wurden. Diese haben wir durch Team, Skype oder Zoom ersetzt. Das ist besser als nichts und auch vermutlich das beste, was wir in 2020 tun können, aber wir sollten uns nichts vormachen. Ich glaube aber, aktuell verlieren wir noch jeden Tag vorhandenes Wissen und der Neuaufbau von Wissen läuft überhaupt nicht. Dieses Aussterben von Wissen halte ich für ein großes Problem für die Wirtschaft, in der Know-how angewendet, diskutiert, weiterentwickelt wird. Zu sagen, wir bemerken das nicht, haben keine Probleme, halte ich für eine krasse Fehleinschätzung.
Was ist also zu tun? Steuern und Beregeln: Strukturierte Doku, Doku Review und geeignete Ablage von Wissen sind Pflicht. Und: Damit sich Wissen weiterentwickeln kann, müssen Zeit, Raum und Mittel bereitgestellt werden. Unternehmen müssen dazu mit ihren Mitarbeitern gemeinsam Umfeld, Plattform, Kanäle schaffen. Letzteres ist nicht neu: Nur, was früher auf den Fluren, in der Cafeteria oder bei der gemeinsamen Arbeit informell diskutiert wurde und die Wurzel für Vertrauen und Weiterentwicklung von Ideen war, ist nun häufig einfach weggebrochen.
Alexander Gerber 19. August 2020 um 7:18
Hallo Bernd,
das, was Du da als "informellen Wissenstransfer" beschreibst, trifft aus unserer Sicht den Kern. Es gibt verteilte Unternehmen, die sich schon vor Jahren und Jahrzehnten mit diesen Herausforderungen konfrontiert sahen. Sie gingen die Themen an und haben eine Kultur entwickelt, die weniger flüchtig und abhängig von der glücklichen Koinzidenz zwischen Raum, Zeit und Aufmerksamkeit der Beteiligten ist.
Ein Buch zu dem Thema ist:
https://basecamp.com/books/remote
Ein anderes dazu haben Tobias Leisgang und ich geschrieben.
Uns geht es darin um die Mechanismen, die hinter einer Präsenzkultur verborgen bleiben.
Diese "zwischenmenschlichen Kommunikationsverbindungen" kann es auch online geben. Sie passieren dort allerdings auch nur, wenn man sie aktiv herbeiführt.
https://leanpub.com/kdz
Was ist der Ersatz für den Plausch an der Kaffeemaschine (EN: Watercooler Talk)?
Der introvertierte Ingenieur ist in den Fluren oder im Großraum genau so wenig "zufällig" anzutreffen, wie online.
Präsenz oder Distanz sind schlichtweg Modi im Austausch miteinander. Die eine Variante bestärkt diejenigen, die geschickt darin sind, Raum zu besetzen und gesehen zu werden.
Die andere Variante ist dort wirkungsvoller, wo Struktur und Regeln eine Ordnung erschaffen. Aus der Sicht von Tobias und mir ist das ein fortgeschrittenes Stadium in der Reife einer Organisation. In den Referenzmodellen von CMMI (Capability Maturity Model Integration) sehen wir uns bestätigt.
Wenn Projekte nicht mehr wiederholbar sind, sobald einzelne Personen fehlen, so deutet das auf einen Reifegrad hin, der irgendwo zwischen Level 1 und 2 liegt.
Wovon viele Unternehmen unter dem Stichwort "agil(e)" träumen kann dann einsetzen, wenn die Organisation flächendeckend in Level 5 operiert.
Christian Erdmenger 17. August 2020 um 22:40
@Thomas:
Ich teile Deine Ausführungen vollständig. Ich habe über 10 Jahre im Home Office gearbeitet. Genau die geschilderten Probleme treten alle auf. Vielleicht noch eine zusätzliche Facette: Als Homeoffice-Vorgesetzter ein gemischtes, internationales Team aus Homeoffice-Mitarbeitern und Office-Mitarbeitern in diversen Locations zu leiten ist der gesteigerte Horror. Ich hab den direkten Vergleich wieviel einfacher (und effizienter!) ein Team funktioniert, das gemeinsam physisch an einem Ort zusammenarbeitet.
Burkhard Gerling 17. August 2020 um 23:17
Ich freue mich -unabhängig vom Thema- , dass es noch Blogs gibt, wo die Teilnehmer sachlich, freundlich, engagiert und respektvoll diskutieren. In den Zeiten von aggressiven Schreihälsen eine echte Wohltat! Meine Hochachtung! Als selbständiger Rechtsanwalt (Strafverteidiger) bin ich seit zwei Jahren im Homeoffice tätig, meine Sekretärin ebenfalls. Die dritte Komponente ist die Bürogemeinschaft mit einer Kollegin und einem Kollegen, wo ich die Besprechungsräume und eine Art Telefon- und Empfangsservice nutze und am Kaffeevollautomaten ( nicht etwa in der Teeküche ; )) fachlichen und menschlichen Austausch pflegen kann. Gegenüber den repräsentativen Räumen in den ersten drei Jahrzehnten meiner Berufstätigkeit spare ich jedes Jahr 12.000 €, außerdem zwei Drittel meiner berufsbedingten Fahrten. Das hat mein Leben deutlich entspannt, ohne den beruflichen Output zu verringern. Auch aus Sicht eines Selbstständigen und seiner Mitarbeiterin ist Homeoffice also sehr zu begrüßen.
Alexander Gerber 19. August 2020 um 7:44
Hallo Herr Gerling, hallo Burkhard,
in Bezug auf die Diskussionskultur hier bin ich ebenfalls positiv überrascht und angetan. Findet man in der Tat selten und sollte m.E. durch bewusste Nachahmung kultiviert werden.
Als Jurist habe ich ein faible für Begriffe und Definitionen. Als jemand, der 25 Jahre Projektarbeit im weitesten Sinne in der "IT" macht, habe ich viel Erfahrung mit wechselnder und verteilter Arbeit auf Distanz. Der Schlüssel bei sachbezogener Arbeit wie der Ihren (und meiner) ist die Aktenlage. Was nicht dokumentiert ist,. existiert nicht. Auf die logische Unmöglichkeit, etwas nicht-existentes zu beweisen stieß ich seinerzeit beim Verfassen meiner Examenshausarbeit im Strafprozessrecht.
Die Argumente für Ihr "Home Office" waren auch meine Überlegungen als ich 2001 begann, im "remote Office" zu arbeiten. Ich möchte annehmen, dass auch Sie ein solches pflegen. Gemeint ist ein fester Arbeitsort, strukturierte Arbeitszeiten und eine Möglichkeit, informationsschutzbedürftige Doikumente (in einer Behörde u.a. die mit dem roten Aktendeckel) unter Verschluss aufzubewahren.
😉
Nach meinem Verständnis prangert dieser Artikel, der diese Diskussion in dankenswerter Weise ausgelöst hat, das pauschalisierende, unreflektierte "Gehen ins Home Office" als den vermeintlich neuen Heilsbringer im Bereich der Unternehmensführung an.
Und dieser Kritik kann auch ich mich als Propagandist des Arbeitens auf Distanz nur anschließen.
Ohne die in jedem Fall erforderliche Berücksichtigung der Lage der Dinge (aka Situation) und den persönlichen Bezug der Akteuere dazu (Strafrecht: subjektiver Tatbestand überall sonst "Motivation") bleibt alles pauschalisierende Herumagitieren im besten Fall wirkungslos. In den übrigen Fällen wird später vielleicht zu prüfen sein, ob in Bezug auf die Ausstattung am Mobilarbeitsplatz der Arbeitgeber eine Fürsorgepflicht in Bezug auf Bildschirm und Bürostuhl oder auch Einhalten von 10h Ruhezeit zwischen den Arbeitsphasen verletzt hat.
Für alle Nicht-Juristen: ist das [dauerhafte] schicken der Arbeitnehmer ins "Home Office" ein fahrlässiges Handeln seitens der Arbeitgerber?
Wavy Rancheros 17. August 2020 um 23:39
Dieser Artikel trieft regelrecht vor Boomer-Angst. Wir haben neue Mitglieder ins Team aufgenommen, ich wurde befördert, und wir pflegen unsere Unternehmenskultur. Und das alles im Home Office. Ich denke bei manchen läuft es und bei manchen nicht. Früher wurde auch die agile Software-Entwicklung verteufelt, danach wurde die agile Entwicklung mit verteilten Teams verteufelt. Beides hat wunderbar funktioniert. Und mobiles Arbeiten wird genauso funktionieren.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 10:01
@Way Rancheros: Dass mir jemand Technik-Angst vorwirft, ist nicht unerheblich lustig. Leider schreiben Sie nichts über Ihr Unternehmen. Mutmaßlich hat es etwas mit digitaler Technik zu tun, hat eine homogene Arbeitnehmerstruktur und ist eventuell sogar kleiner als 200 Mitarbeiter?`
Ansonsten lesen Sie bitte mal die anderen Kommentare hier. Denn was ich beobachte, ist eine fast religiöse Haltung vieler Verfechter von Homeoffice-Regelungen, die keinerlei Zwischentöne zulässt. Mich erinnert das ein Stück weit an die Piratenpartei-Debatte.
Wavy Rancheros 19. August 2020 um 18:51
Machen wir lieber 100.000 draus. Teamgröße ca. 30 Leute. Wie in jedem Unternehmen ist jede Abteilung grundlegend verschieden. Bei den Kollegen in der Nachbarabteilung höre ich ähnliche Klagelaute wie hier (und zwar eher gefördert durch den Abteilungsleiter, Ü55). Bei uns funktioniert’s dennoch. Mobiles Arbeiten mit flexiblen Arbeitszeiten, Team/Zoom/Webex Meetings, und in regelmäßigen Abständen trifft sich das Team zu den so genannten "Teambuilding" Maßnahmen. Auch die Zusammenarbeit mit externen Kunden klappt auf diese Weise sehr gut. Hier sieht bemerkt man ebenfalls die Altersschere.
Ich bleibe dabei: schon wie bei der Einführung von agilen Prozessen, liegt das größte Problem in der Denkweise unbeweglicher Platzhirsche. Dass es Zwischentöne gibt steht ja außer Frage; jeder Mensch und jedes Team geht anders damit um. Mobiles Arbeiten/Home Office als den größten Management Fehler 2020 zu bezeichnen ist jedenfalls kein Zwischenton.
Niklas W. 23. August 2020 um 14:08
Ich teile den Gedanken, dass das bloße Kredo „Home-Office – dauerhaft, bedingungslos“ für eine moderne Unternehmenskultur nicht ausreichend ist. Betrachten wir nur die Produktivität hat das „mobile“ Arbeiten offenkundig Vor- und Nachteile. Nachteile vor allem dann, wenn „Vertrauensarbeitszeit“ das Arbeitszeitmodell der Wahl ist.
Den Punkt, dass keine Netzwerke entstehen können bzw. es keine Selbstverständlichkeit mehr ist seinen Horizont über die eigene Abteilung hinaus zu erweitern, teile ich so nicht. Auf der einen Seite ist das Unternehmen in der Pflicht die weichen Arbeitsbedingungen zu schaffen und dafür bspw. feste Tage oder Events zu entwickeln, die einen zwischenmenschlichen Austausch oder Teambuilding im Fokus haben. Es genügt dann auch nicht mehr, dass die Führungskraft auf Abruf ist, diese muss eher mehr darauf hinwirken, einen regelmäßigen Austausch im Team zu ermöglichen oder, weil noch nicht vorhanden, zu entwickeln. Im agilen Setting ist der Sprintwechsel eben gerade ein Event, dass das ganze Team zusammenführt.
Kurzum Home-Office oder die New Office Culture sind eine große Chance, gleichzeitig aber eine ebenso große Herausforderung für Unternehmen.
Karl-Heinz Schneider 17. August 2020 um 23:58
Allein die Unterstellung, es gäbe keine passenden Sitzgelegenheiten und somit "krumme Rücken" zeigt die "Billigkeit" von Pauschalisierung dieses Beitrags. Eine professionelle, geplante Umstellung auf HomeOffice ist nichts anderes als in jeder Hinsicht gewinnbringend!
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 10:03
@Karl-Heinz Schnidder: Ich weiß nicht, wo Sie leben. Wenn Sie aber am Anfang Ihres Berufslebens stehen und in einer Großstadt leben, können Sie sich keine Wohnung leisten, in der ein vernünftiger Arbeitsplatz Platz hat. Dies ist ja auch ein Grund für den Boom von Coworking-Spaces. Doch dies betrifft ja auch Familien. Sehr viele Mittelverdiener haben in ihren Wohnungen schon kein Arbeitszimmer. Sie müssten sich einen ergonomischen Arbeitsplatz also im… Wohnzimmer einrichten? Im Kinderzimmer? In der KÜche eher nicht, die ist zu klein. Wo also?
Bernd 18. August 2020 um 10:12
Ich habe mir für meine 48-qm-Wohnung einen 1,7 x 0,7 Meter Schreibtisch gekauft, passendes Regal, und habe in einer dafür vorgesehenen Ecke vom Raum direkt vor dem Fenster zum Garten nun ein vollwertiges Büro.
Es soll mir keiner erzählen, wenn Jugendliche ihren Gamer-Desktop im Zimmer stehen haben, für ein Elternteil im Home Office nicht derselbe Platz zur Verfügung steht. Wer Home Office am Küchentisch betreibt, hat den Schuss nicht gehört. Man muss es wollen, dafür ist nicht jeder geeignet.
Peer Stefan 18. August 2020 um 11:49
Ihre Argumentation ist nicht schlüssig.
Wenn Sie davon ausgehen, dass Home Office generell erlaubt sei, dann hat doch der Berufsanfänger, der jetzt überall arbeiten kann, wo er will, gar keinen Anreiz mehr, in die teure Großstadt zu ziehen (oder dort zu bleiben).
Und derjenige, der extra in die Großstadt gezogen ist, weil er in 15 Minuten zu Fuß am Arbeitsplatz sein will, der wird auch weiter ins Büro laufen, anstatt auf dem Sofa zu arbeiten, wenn ihm die Wohnung in der Großstadt wichtig ist
Aus meiner Sicht bietet Home Office auch eine Lösung für die Mietpreisproblematik in Ballungsgebieten..
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 12:18
@Peer Stefan: Sie beschränken den Berufsanfänger aber auf rein berufliche Motivationen. Wir sehen seit Jahren einen Drang von Menschen, nicht nur den ganze jungen, in der Stadt oder der Nähe der Stadt leben zu wollen.
Peer Stefan 18. August 2020 um 14:09
Gut, dass hier ist Amerika aber dennoch:
https://www.zerohedge.com/markets/when-comparing-principal-city-its-surrounding-suburbs-san-francisco-metro-area-does-break
Peer Stefan 18. August 2020 um 14:14
und hier noch:
https://www.dailymail.co.uk/news/article-8345919/Young-people-joining-rich-leaving-NYC-cheaper-dense-cities-coronavirus.html
Peer Stefan 18. August 2020 um 14:19
Entschuldigung für den zerstückelten Beitrag, aber hier Date einer Umfrage, die im DailyMail Artikel genannt wird:
"A recent survey conducted by anonymous professionals group Blind, also found 69 per cent of New Yorkers in the tech and finance field would consider relocating if they knew they could work from home permanently.
Eighteen per cent said they would leave the metro area, while 36 per cent said they would move out of the state altogether.
Fifteen per cent said they would leave the country.
The data was collated from responses from more than 4,000 employees at major tech companies including Facebook, Twitter, Uber and Amazon, in Seattle, San Francisco and New York.
Of those respondents, New York had the highest proportion of those eager to flee (37 per cent). "
Bernd 18. August 2020 um 18:58
Ich nenne mal mein eigenes Beispiel Köln – dort wohne ich schon seit Jahren nicht mehr. Ich wohne jetzt westlich von Köln – wesentlich ruhiger, wesentlich günstiger, etwas ländlicher mit Anbindung an die Natur – und es steht mir völlig frei, in 30 Minuten mit der DB von hier aus bis vor den Kölner Dom zu fahren.
Warum sollte ich also dort teuer im Zentrum wohnen wollen? Wo ich kein Fenster öffnen kann, weil es zu laut und zu schmutzig ist? Aus Bequemlichkeit, oder weil ich zu viel Geld habe?
Thomas Franz 18. August 2020 um 12:37
Also zu Beginn meines Berufslebens, habe ich in Erfurt (zählt mit 200k Einwohnern als Großstadt) in einer 45 m²-Wohnung gelebt (Miete war ok, Gehalt war eher gering), von denen ich tatsächlich nur die Hälfte tatsächlich "bewohnt" / benötigt habe. Ein Schreibtisch und Stuhl waren dabei eigentlich das (neben dem Bett) am häufigsten benutzte Mobilar.
Beides sind nicht unbedingt große Posten in der Anschaffung und normaler Weise lässt sich in jeder Wohnung irgendwo ein Plätzchen dafür finden (um ehrlich zu sein, fällt mir in meinem Bekanntenkreis auch niemand ein, der keinen Schreibtisch hat).
Tomi 18. August 2020 um 0:02
Was für ein einseitig und sehr engstirnig ausgearbeiteter "Fach"-Beitrag über Home Office. Wenn ein Mitarbeiter sorgfältig und gewissenhaft seiner Arbeit nachgeht, dann geht das auch aus dem Home Office bestens. Bloss weil ich im Büro einen Anzug trage und dort sitze mache ich meine Arbeit nicht besser und gewissenhafter. Für mich als Familienmensch ist Home Office ein Segen. Meine Familie sieht mich mehr am Tag und ich stehe nicht in Autostaus oder ärgere mich über volle, unpünktliche Züge. Nein der Autor kann seinen Beitrag direkt in Ablage P entsorgen. Die ewig gestrigen von vorgestern mit ihren verstaubten Ansichten über das Arbeiten, die es lieben, ihre Mitarbeiterschäfchen jeden Tag zu zählen um damit ihr Ego und persönliches Selbstwertgefühl aufzublasen !!
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 10:06
@Tomi: Ich finde den Vorwurf der Einseitigkeit nicht gerechtfertigt. Denn ich führe ja Argumente an, denen Sie leider keinerlei Gegenargumente entgegen setzen – sondern nur Beschimpfungen. Schade.
Benjamin 18. August 2020 um 0:12
Ich muss gestehen, ich habe nur die Punkte kurz überflogen. Der Arbeitgeber sollte seinem Mitarbeiter zu Hause einen ergonomischen Arbeitsplatz zur Verfügung stellen. Elektrische höhenverstellbare Tische gibt es ab 250€. Ein passender Stuhl für 100 €. Kostet nicht die Welt, Gesundheitsproblem gelöst.
Der Karriere schadet es nur, wenn man aufs Netzwerken angewiesen ist (das man ja trotzdem kann). Ich hatte die Tage von einem Siemens Manager gelesen, der seit Corona 900 seiner 1700 Mitarbeiter per VideoCall nach ihren Befindlichkeiten fragen konnte. Das hätte er ohne Homeoffice nicht gemacht und auch die Taktung wäre nicht möglich gewesen. Und der Austausch findet dennoch statt.
Neue Mitarbeiter müssen nicht permanent auf dem Schoß eines erfahrenen Mitarbeiters sitzen. Der Auszubildende ist auch nur 1 1/2 Tage in der Schule und ein Student nicht permanent beim Professor. Trotzdem lernen die etwas.
Die VW Mitarbeiter am Band sind auf die Verwaltung neidisch, weil die zu Hause arbeiten darf? Vielleicht ist die Verwaltung neidisch auf Piloten, weil die im Flugzeug arbeiten. Und Piloten sind neidisch auf Unternehmer, weil die in der Businessclass sitzen. Und Unternehmer sind neidisch auf die Bandmitarbeiter, weil die nach 8 Stunden nach Hause zur Familie gehen und alles andere egal ist…
Wie Sie selbst schreiben, Sie halten nicht viel von Homeoffice und das merkt man. Schade, einseitig und schlecht argumentiert. Die Überschrift hatte noch Potential.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 10:08
@Benjamin: Ein Urteil wie "schlecht argumentiert" zu fällen, wenn man laut eigenem Text "die Punkte überflogen" hat – weiß man da schon Genaueres?
Marky Mark 18. August 2020 um 0:16
Wichtig, dieses Thema mal aufzugreifen. Früher wurde der Wunsch der Mitarbeiter nach mehr Homeoffice und Flexibilität durch die Unternehmensführung von oben oft abgebügelt. Nun soll es plötzlich der neue Heilsbringer sein. Das offenbart leider die Kurzfrist-Denke und das wenige Hirn in den Chefetagen vieler großer deutscher Unternehmen. Ein "sowohl als auch" ist vielmehr die Lösung. Manche Arten von Aufgaben lassen sich per Homeoffice gut oder besser erledigen, andere nicht. Die häuslichen Situationen sind ebenfalls unterschiedlich. Die Mitbestimmung des Mitarbeiters ist angesagt. Will/ kann er seine Aufgaben via Homeoffice ordentlich erledigen oder geht es im echten Office besser. Soziale Interaktion digital ist nicht das gleiche wie soziale Interaktion face to face. Weniger Unternehmensdoktrin, sondern mehr Gestaltungsspielraum und Eigenverantwortung für den/ die einzelne Mitarbeiter/ -in sollte das Ziel sein.
Frank 18. August 2020 um 0:16
Ich war lange Zeit Gegner des HO. Ich habe mir nicht vorstellen können, das selbst zu machen. Gerade weil ich gerne mit meinen Kollegen zusammen war. Doch "dank" Corona musste ich ins HO und ich habe kurz vorher noch eine neue Tätigkeit im Unternehmen bekommen, in die ich erst eingearbeitet werden musste. Ich hätte nie gedacht, dass das im HO geht.
Doch mittlerweile bin ich echt angetan davon. Ja, ich habe einen richtigen Schreibtisch und ich habe mir einen guten Stuhl besorgt, um vernünftig sitzen zu können. Der Vorteil, dass ich mir in meinem Job eine Wohnung leisten kann, in der ich Platz für ein Arbeitszimmer habe. Die Einarbeitung mit Chattools und Remote-Zugriff lief richtig gut. Statt dass zwei Kollegen schräg auf einen Monitor starren und einer immer schlecht gucken kann, wenn der andere sich so davor setzt, dass er gut vorführen kann, haben wir nun beide direkt auf den Rechner zugegriffen. Klar, kann man auch ohne HO, aber ohne HO hätten wir die Möglichkeit nicht eingeführt. Und in meinem Bereich arbeiten mehrere Kollegen, die alle zusammen in einer Gruppe im Chattool sind. Wenn einer ein Problem hat, fragt er einfach in die Runde und bekommt meist eine Antwort. Und das beste ist, es bekommen alle mit. Jeder lernt also aus dieser Frage. Und wer gerade mal nicht zuhören möchte, wechselt den Kanal oder schaltet sich taubstumm. Klar, hätte man auch ohne HO machen können, wurde aber nur wegen HO eingeführt.
Mir gefällt HO so gut, dass ich aufpassen muss, meine Pausen zu machen. Im Büro kam immer mal ein Kollege vorbei und hat einen zur Pause abgeholt oder mal ein Käffchen mit einem getrunken, während man über ein Problem gesprochen hat. Das macht man nun alles nebenbei. Da sehe ich schon eine Gefahr. Da muss man sich disziplinieren. Bei mir persönlich sind auch die Krankheitstage zurück gegangen. Ich bin jemand, mit einem schwachen Immunsystem. Dank Abstand und Masken war ich jetzt schon lange nicht mehr krank. Hat mit dem HO nicht so viel zu tun, wird dadurch aber auch unterstützt.
Derzeit bin ich wegen Corona noch zu 100% im HO, da ich als Risikopatient gelte. Aber sobald die Regelung fällt, werde ich auf jeden Fall HO beantragen, um es auch nach Corona noch weiter machen zu können. Und ja, auch ich habe dadurch viel Eingespart. Benzinkosten und Zeit auf der Straße sind dabei die wichtigsten Faktoren.
Alexander Gerber 19. August 2020 um 7:57
Fun fact, Frank:
Tobias Leisgang und ich haben ein Buch geschrieben, in dessen Geschichten-Teil wir ein Team solche Erfahrungen machen lassen.
Der Protagonist und unser ‚altered Ego‘ heißt … Frank.
https://leanpub.com/kdz
Jegliche Resonanz, sehr gern als Kritik, ist uns hoch willkommen.
Dieser Tage wollen wir den Anhang (Hintergründe) abschließen. Die Geschichte steht seit etwa 1 Jahr.
Ich beteure den Kommentar oben nicht verfasst zu haben und bislang keinerlei persönliche Beziehung mit dem Autor zu unterhalten.
Ischwör!
Carsten Ost 18. August 2020 um 0:37
Schon die Aufmachung des Beitrags läßt einem erschaudern. Nur weil er sich irgendwie wichtig erscheint. Hier steht viel und im Endeffekt sagt er garnichts. Soviel gerede wie sonst überall auf der Welt. Glaube hier Vermutung da erzeugt ganz viel bla bla bla.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 10:09
@Carsten Ost: Ihr Argument ist…? Ach ja, das ist ja keines.
Michael Jeske 18. August 2020 um 0:37
Home Office ist genau meine Arbeitsweise. Ich benötige keinen Flurfunk oder das soziale Battle im Büro. Seitdem ich wieder selbstbestimmt zuhause arbeite und keinen Einpeitscher vor Ort habe (also Vertrauensarbeitszeit) läuft es besser denn je. Ich arbeite dann meine Aufgaben ab, wenn ich Zeit dafür finde und den Raum – innerhalb des Abgabetermins.
Ich habe dadurch die Position gewechselt. Es ist mein Auftraggeber und Geldgeber der mir die Aufgaben zuteilt, kein Arbeitgeber. Das ist schon seit vielen Jahren ein Missverhältnis und offenbar auch gewollt so kommuniziert. Denn wir alle wissen: am Ende geben wir Arbeit und bekommen dafür Geld – wer also ist Arbeitgeber und wer nimmt die Arbeit? Die Sichtweise und der Stellenwert ändert sich durch Home Office massiv und das finde ich sehr gut. Ich definiere wann ich erreichbar bin, wann ich arbeite und wie ich arbeite und jede halbwegs vernünftige Personalstelle respektiert das.
Ach ja.. ich bin kein 2000er .. ich arbeite seit den 90ern im IT-Umfeld…
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 10:10
@Michael Jeske: Schön, dass dies für Sie funktioniert. Nur sind Sie offensichtlich kein Jungspund mehr. Die folgenden Generationen ticken anders also wir alte Säcke. Und das müssen Unternehmen berücksichtigen.
Bernd 18. August 2020 um 10:18
Nein, denn die Generation Millennial spielt heute am liebsten selber Einpeitscher – jeder ist irgendwie Alpha, sobald man denen etwas Verantwortung übergibt. Ob mit oder ohne Ahnung. Da bin ich lieber auch ein alter Sack mit Berufserfahrung seit den 1990ern. Ja zu Home Office 🙂
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 11:49
@Bernd: Ihre Darstellung widerspricht jeder Studie, die ich kenne. Würde mich über Studien freuen, die Ihre Meinung bestätigen.
… 18. August 2020 um 10:38
Ich finde es ja irgendwie lustig, dass die "alten Säcke" immer so genau zu wissen meinen wie die folgenden Generationen ticken und was diese wollen…;-) Woher bitte beziehen Sie Ihre Informationen? Oder evtl kommt noch hinzu, dass diese Informationen dann irgendwie irrtümlich interpretiert werden… Haben Sie schonmal den Ausspruch gehört: "wenn dir das Leben Zitronen reicht, mach Limonade daraus"? Ich denke was man beobachtet, was junge Menschen tun, ist in sofern damit gleichzusetzen. Sie versuchen das beste aus dem zu machen was möglich ist. Wenn in der kleinen 3er WG in München, die noch aus Studienzeiten besteht, eben kein Platz für ein anständiges Büro ist, in dem man evtl mit mehreren bzw seinem Gründungspartner etc arbeiten kann, dann schließt man sich eben mit anderen zusammen in Co-Working Spaces für Start-ups oder sonstiges…Das heisst aber nicht, dass sie das genau so haben wollen, es ist nur ein Kompromiss…Daraus eine Leitkultur für Unternehmen zu entwickeln wäre nicht unbedingt sinnig….
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 12:03
@… Es ist mein Hauptberuf, Muster zu analysieren. Daraus ziehe ich Schlüsse und diese Schlüsse stelle ich hier zur Debatte.
Dies treibe ich sogar in extenso bei meiner jährlichen Trendvorhersage. Die beginne ich immer damit, dass ich schaue, wie gut oder schlecht ich mit den Vorhersagen des Vorjahres lag.
Ich halte solche Debatten für wichtig, um sich ein Bild von der Welt zu machen. Sie anscheinend nicht. Schade.
Patrick Schönfeld 9. September 2020 um 14:53
"Es ist mein Hauptberuf, Muster zu analysieren. Daraus ziehe ich Schlüsse und diese Schlüsse stelle ich hier zur Debatte."
Ohne jetzt unnötig wertend sein zu wollen: wenn Sie Aussagen treffen über Millenials und hier die ein oder anderen Millenials ihren Post kommentieren und Ihnen sagen, dass sie das anders sehen, sollte einem das doch zu denken geben, oder?
Thomas Knüwer 9. September 2020 um 17:00
@Patrick Schönfeld: Nö, wieso? Wir reden über weltweite Studien mit hohen Teilnehmerzahlen, nicht über anekdotische Erzählungen. Und wenn wir schon auf die anekdotische Ebene zurückfallen wollen (ich möchte das eigentlich nicht), dann könnte ich natürlich aus eigenem Erleben sowowhl im Bekanntenkreis wie als Arbeitgeber beisteuern, dass zumindest in meinem Umfeld die entsprechenden Studien auch in die richtige Richtung leiten.
Patrick Schönfeld 9. September 2020 um 19:17
Ich finde es lustig, dass Sie die Meinungen der Individuen über die Sie schreiben als "Anekdotische Erzählungen" abtun. Wir sprechen hier nicht vom Freund eines Freundes, sondern ganz konkreten Individuen auf die deine Studien offensichtlich nicht passen. Mich zum Beispiel.
Natürlich versteh ich schon den Gedankengang, aber wir sprechen hier immer noch von Menschen, von Individuen.
Das ist ein ganz grundsätzliches Problem der Soziologie, dass deren Erkenntnisse einen "Sachverhalt" beleuchten, der sich naturgemäß nicht so leicht in Schubladen pressen lässt. Das macht die praktische Anwendbarkeit dieser vermeintlichen Erkenntnisse schlicht unpraktikabel. Es ist eher als Abendlektüre geeignet oder um Verhalten einzuordnen, das rein zufällig zu den gewünschten Erkenntnissen passt.
Thomas Knüwer 10. September 2020 um 14:04
@Patrick Schönfeld: Ich tue sie nicht ab. Die Meinung einzelner sind grundsätzlich anekdotisch, das ist einfach so – außer jemand mutiert zu einem transzendentalen Wesen. Dann arbeitet er aber nicht im Homeoffice sondern bei den Avengers.
Carsten 18. August 2020 um 1:00
Hallo zusammen,
ich bin IT Berater für QA im Banking. Für mich ist Home Office (HO) für 2 – 3 Tage ok, das hatte ich vor Corona schon gehabt und es hatte auch funktioniert.
Da das Arbeiten Projektgetrieben ist, müssen aber bei Projektstart und auch dazwischen auch immer Meeting-Tage statt finden, an denen man sich von Angesicht zu Angesicht sehen kann. Aber es muss nicht immer jede Woche sein. OK, als Berater habe ich von Haus aus auch eher eine distanzierte Sicht auf "meinen Arbeitgeber".
Diese Distanz muss aber immer wieder überbrückt werden, sowohl für die Heimat-Unit, als auch beim Kunden. 100% HO über das ganze Projekt wird nicht gehen. 60-70% aber schon.
Was ich aber nicht glaube ist, dass sich das Gro der Mitarbeiter in einem Großkonzern "wohlfühlen", solche Zustimmungen sind eher selten. Das kann auf Start Ups zutreffen, aber nicht auf die Bankenwelt. Ich würde keinem raten, sich in einen Großkonzern zu begeben, wenn eine der Motivationen "wohlfühlen" und die andere "sinnstiftende Arbeit erbringen" sein sollte; dieser Satz gilt vor und nach Corona. Wer aufsteigen will, um Geldes und Ruhmes willen, der mag sich dort am richtigen Platze glauben.
sxah 18. August 2020 um 1:08
Ich verstehe das Schwarz-/Weißdenken nicht. Die gesammelten Gegenargumente sind extrem konstruierte Strohmänner "Ja aber auf 27 m² hat man keinen Platz für einen Schreibtisch" – mag sein, aber wenn ich komplett im Home Office arbeite, muss ich eben auch nicht 20€ pro m² Miete zahlen, sondern kann Geoarbitrage betreiben. Ebensowenig ist so wenig Wohnraum der Durchschnitt der Gesellschaft.
Egal welche Umfrage oder Studie man sich anschaut – die eine Hälfte liebt es, die andere hasst es. Man könnte fast meinen, das habe etwas mit dem jeweiligen Hang zur Introvertiertheit und Extrovertiertheit zu tun und ist etwas Individuelles, von dem einige mehr profitieren als andere.
Wieso kann man das Thema nicht einfach entsprechend differenziert betrachten, wie auch die Menschen differenziert sind? Für die einen reicht hier und da ein Tag Home Office, die anderen haben lieber 4-5 Tage Home Office und stattdessen Präsenz nur, wenn sie nötig ist. Wir haben heutzutage die technische Flexibilität, jedem den Gestaltungsraum zu geben, den er sich wünscht, um sich entfalten zu können. Das ist doch etwas Positives und nichts das man zerreißen sollte. Stattdessen fangen direkt wieder die ersten an, anderen zu erzählen, was funktioniert und wie sie sich zu fühlen haben, nur weil ihr eigenes Weltbild zur Disposition steht.
Carsten Thiem 18. August 2020 um 1:11
Die Auslagerung von Büroarbeit auf das sog. Home Office ist ein geschickter Plan, um die Kosten, vom AG auf den AN zu übertragen:
Ein sog. Unterbestand von 20% führt ja schließlich auch dazu, daß Firmen mittlerweile davon ausgehen, mit ca. 20% weniger Bürofläche auszukommen als vorher.
Wenn man nun davon ausgeht, daß der Unterbestand sogar noch höher liegt (manche Firmen reden ja schon von 40%, so könnte das auch zu ca. 40% weniger.
Bürofläche führen.
Wie Titus von Unheil schreibt, spart sich das Unternehmen teure Büro-Miete, Heiz- und Stromkosten", und lagert diese quasi an ihre MA aus (Darunter zähle ich im übrigen auch die für die Arbeit benötigte PC-Hardware, Bildschirm(e) und nicht zu vergessen Internetkosten.
Klar, für MA, welche weiter weg wohnen, es es ggfs. ein guter Deal von zu Hause zu arbeiten und sich im Gegenzu den weiten Arbeitsweg zu sparen.
Für alle anderen, die von zu Hause arbeiten, sehe ich das eher als Nachteil, weil sie die ausgelgerten Kosten quasi übernehmen (Miete, Heiz, Strom, PC-Hardware, Internet). Der Großteil der Home Office-Leute lässt sich da m.E. über den Tisch ziehen, "nur", um sich im Gegenzug den weiten Arbeitsweg zu sparen.
Zudem möchte ich noch einen "neuen" Aspekt ins Spiel bringen, welcher aus meiner Sicht gegen HO spricht:
Wenn eine Firma die Arbeit gut erledigt mit all ihren MA (HO und Leute vor Ort), da kann man doch früher oder später auf den weiterführenden Gedanken kommen, daß sich die Arbeit auch genausogut in Osteuropa, Indien oder sonstwo erledigen ließe, wo die Lohnkosten geringer sind.
So gesehen trägt jeder MA, welcher sich für HO einspannen lässt mit dazu bei, daß die Arbeit irgendwann mal noch weiter in billigere Länder outgesourced wird (z.B. Osteuropa, Indien). Muß halt jeder für sich selbst wissen, wie er das ganze handhabt. Ich sehe jedoch den ganzen HO-Hype oder auch New Work Hype kritisch.
Alexander Gerber 19. August 2020 um 9:46
Hallo Herr Thiem, hallo Carsten,
nach meiner Einschätzung ist Deine Sicht durch etwas eingeschränkt, das ich als #EgoBarriere kennengelernt habe.
Dieser Schutzmechanismus bewahrt den betroffenen Menschen vor einem als schmerzlich eingeschätzten Verlust.
Das Phänomen ist weit verbreitet und kann als normal im Sinne von nicht-krankhaft angesehen werden.
So weit, so gut.
Die #EgoBarriere hindert den betroffenen Menschen allerdings auch daran, ein Wagnis einzugehen. Auf diese Weise wird ‚Lernen‘ unterbunden, weil es keine Lerngelegenheiten gibt. Sie hindert daran zu erfahren, wie es ist, wenn mehrere Menschen etwas erschaffen, das größer ist als die Leistung des Einzelnen.
Eine Verrechnung in Geldeinheiten verzerrt dabei die Wahrnehmung zusätzlich. Dadurch wird es noch schwerer diese Größe jenseits der #EgoBarriere zu ermessen.
Was das "Auslagern" von Erwerbsgründen in so genannte "Billiglohnländer" angeht, so kann ich Dich beruhigen.
Das wird so nicht mehr passieren. Entweder ist der Job schon da oder er wird dort nicht mehr hingelangen.
Das Auslagern strukturierbarer, genau spezifizierbarer und dadurch automatisierbarer Tätigkeiten erfolgt seit jeher – nur Umfang und Ziele der Delegation variieren.
Zunächst wurde die Arbeit auf Tiere verlagert – Ochs und Esel.
Für Tätigkeiten, die zu anspruchsvoll waren, wurde zunächst die Skalverei und später das Lehnswesen erdacht.
In anderen Schläuchen heisst das auch "Lohnarbeit" ("blue collar") im Unterschied zur Erwerbsarbeit des Angestellten ("white collar").
In den zurückliegenden 200 Jahren wurde im Rahmen der so genannten Industrialisierung die körperlich respektlose Arbeit vom Tier ("horse power") auf die Maschine ("Watt") verlagert.
In diesem Jahrhundert wird intellektuell respektlose Arbeit auf Maschinen verlagert. Das betrifft die auch als "low brainer" bezeichnete Arbeit, die mithilfe von Mustern, Prozeduren und Algorithmen wiederholbar und gleichförmig erfolgen soll und vielleicht auch muss.
Diese Arbeit wird per "AI" (Artificial Intelligence) durch allerlei *bots ausgeübt. Die Maschinen stehen dann aus politischen Erwägungungen oder aufgrund faktischen Folgen in "westlichen" Rechenzentren. Manchmal erfolgt der Systembetrieb noch durch Kollegen in Indien oder auf dem Balkan. Das findet dort statt, wo das Anwendungsgebiet so schmal ist, dass sich die Investition in eine Automatisierung nicht lohnt.
Achtung:
1. ist Automatisierung extrem teuer. Sie erfordert einen hohen Grad an Genauigkeit und Spezifizikation, sofern sie als Digitalisierung umgesetzt werden soll. Am Ende müssen sich alle Systemzustände positiv und in einem zuvor festgelegten Wertebereich ausdrücken lassen.
2. AI ist nicht KI! Der englische Begriff der ‚Intelligence‘ weicht in seiner Bedeutung von dem der ‚Intelligenz‘ im Deutschen ab. "AI ist Statistik auf Speed".
3. Bevor also eine Tätigkeit intellektuell respektlos wird, muss das Feld zunächst erschlossen und bestellt werden. Es müssen Entscheidungen getroffen und Wertesysteme festgelegt werden. Erst danach ist die Entwicklung so weit fortgeschritten, dass es sich mit dann erst überschaubarem Risiko lohnt, eine Automatisierung zu beginnen.
Mein Rat aus 25 Jahren IT-gestützter Fortschrittsarbeit:
Investieren Sie in die Qualität von sich als Person durch die Qualität Ihres persönlichen Umfelds – "if You are the smartest in the room, You are in the wrong room."
Hüten sie sich davor in einen Wettbewerb der Kosten einzutreten. Es wird immer jemanden geben, der es für noch weniger Geld tut. Der wird danach durch eine Maschine aus dem Rennen gedrängt.
Pflegen Sie Partnerschaften. Die Verbindung hält solange, wie die Partner füreinander wichtig sind.
Sobald Ihre Leistung anderweitig billiger im altdeutschen Sinne, also angemessen, günstig mit vertretbarem Aufwand erhältlich ist, wird die Beziehung loser werden und irgendwann abreißen.
Das schafft Raum für neue Beziehungen (siehe Eingangssatz: "Investieren Sie …").
Das ist das Fraktal des Lebens. Es ist das immer wiederkehrende Muster von Entstehen und Vergehen.
Wir können es schwer und vor allem nie präzise Voraussagen, wir können es jedoch im Nachhinein erkennen und wenn wir das Grundmuster kennen, Vorkehrungen für die Zukunft treffen. Nach meinem Verständnis ist es das, was Thomas Knüwer beispielsweise mit seiner Trendvorhersage tut.
FrauenPower 18. August 2020 um 1:32
"Einerseits, weil niemand Arschlöcher befördert…" -> ist in großen Konzernen üblich.
"Wie soll ein Vorgesetzter einen Mitarbeiter beurteilen, den er nur vorm Bildschirm kennt?" -> Anhand von Leistung.
Um gute Leistung zu bringen muss man nicht im Büro sitzen, das kann von überall auch. Aber klar den Kopf in den Allerwertesten stecken geht nur im Büro 😀
Ich finde die jetzige Situation ist sehr gut geeignet, um uns von der Präsenzkultur zu distanzieren. Denn nur so wird es eine ehrliche Chancengleichheit geben. Es werden nicht immer die "Schwätzer" befördert und bemerkt, sondern auch mal die fleißigen. Für Frauen sehen ich hierin einen sehr großen Vorteil – natürlich nur wenn Sie nicht während Corona sich wg Kindererziehung zurückziehen und ihren Männern den Vorrang geben.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 12:53
@FrauenPower: Sie sehen Leistung als klar quantifzierbar an. Nur ist dem eben nicht so. Das haben Großunternehmen ja längst erkannt, weiche Faktoren sind alltäglicher Bestandteil der Mitarbeiterbeurteilung.
Peter Hofmann 18. August 2020 um 1:43
Ich arbeite seit ca. 15 Jahren im selber Job. Anfangs Projektarbeit immer vor Ort mit entsprechend vielen Reisetagen. Das würde über die Jahre etwa bis vor Corona etwa 30% vor Ort und 70% Homeoffice. Inzwischen -getrieben durch Corona – finden auch Kundenpräsentationen in Teams statt. Was lerne ich daraus:
1) Es geht besser als gedacht
2) Abstimmungen im Team brauchen einen anderen Arbeisstil. Regelmässige Zeitfenster für Planung, Colaboration und Focus-Zeiten sind deutlich notwendiger als bei gemeinsamer Arbeit vor Ort
3) Die informellen Abstimmungen am Abend im Hotel, beim Sport oder Essen fehlen. Sie können auch schwer ersetzt werden, weil ich am Abend nicht noch einmal einen Bildschirmtermin haben möchte.
4) Im Büro in meiner Heimatstadt war ich vorher schon selten, in 2020 bisher 1 mal vor Corona. Das Büro sollte aus meiner Sicht verkleinert werden und zu Komunikationslandschaften und Besprechungszimmern umgebaut werden. Den ganzen Tag am Schreibtisch werde ich dort wohl nie mehr verbringen.
5) Die Einarbeitung von neuen Mitarbeitenden im Projekt oder gar der Firma muss deutlich besser geplant werden als "einfach mitlaufen".
Alexander Gerber 19. August 2020 um 8:47
Hallo Herr Hofmann, hallo Peter,
der Schlüssel zum Erfolg liegt im Punkt 2). Das entspricht auch der Erfahrung von Tobias und mir.
Wir nennen den Wechsel von strukturgebenden Gemeinschaftsterminen im gesamten Team und die Zeit dazwischen den ‚Heartbeat‘.
Zu Beginn von etwas Neuem ist die Frequenz hoch und das Volumen gering – wie bei einem Baby.
Sobald das gemeinsame Vorhaben "aus dem Gröbsten heraus" ist, kann die Frequenz der gegenseitigen Abstimmung (Synchronisation des Teams) sinken und das Volumen der Aktivitäten und ihrer Fortschritte ansteigen.
"High Performance-Teams" sind wie Hochleistungssportler – niedriger Ruhepuls, große Transportmenge.
Bis ein Team diesen Zustand erreicht, braucht es einige Zeit und eine Aneinanderreihung vieler glücklicher Zufälle … oder eben ein bewusstes Herbeiführen eines solchen Zustands.
Den Weg dorthin haben wir hier anhand der Geschichte unseres ‚altered Ego‘ Frank und seinem Team.
https://leanpub.com/kdz
Aber Achtung:
nicht jeder will "Höchstleister" sein und "einfach mitlaufen" erfordert deutlich weniger Aufwand für alle Beteiligten. Solange es keinen Grund gibt, wird sich nichts ändern. Der Grund kann entweder der innere Antrieb der Beteiligten oder ein externer Motivator wie beispielsweise eine Bedrohung für Leib- und Leben wie "Corona" sein.
Und dann gibt es natürlich noch den Bereich der Kooperation. Hier braucht es kein "Team" und dessen komplexe Kommunikationsstruktur wirkt eher bremsend als förderlich. Sofern es also eher um die Zusammenfassung von Kräften in Arbeitsgruppen als um die Ergänzung durch verschiedene Fähigkeiten (‚Co-Creation‘) geht, so ist die Orchestrierung genau spezifizierter Arbeitsanteile ohnehin bereits nur eine Frage der Logistik (aka "Lean Production").
Und auch das hat nichts mit "einfach mitlaufen" zu tun. 🙂
AKB 18. August 2020 um 2:02
Eine Frage: Sind Mitarbeiter, die nur noch im HO arbeiten, überhaupt noch Arbeitnehmer? Mich wundert immer wieder, dass diese Frage nicht viel öfter gestellt wird. Laut Gesetz und Rechtsprechung der deutschen Arbeitsgerichte gibt es Merkmale, die darüber entscheiden, wer ein Arbeitnehmer ist und wer nicht. Meines Erachtens erfüllt jemand, der im HO arbeitet diese Eigenschaften nicht mehr, er erfüllt vielmehr die eines freien Mitarbeiters. Wenn ich mir aussuchen kann, wann und wo ich in welchem Umfang arbeite, keine Anwesenheitspflicht habe, keinen mir fest zugewiesenen Arbeitsplatz vor Ort habe, mir kein oder kaum noch das Arbeitsmaterial zur Verfügung gestellt wird usw., dann reicht es, wie die Rechtsprechung bei den Medien (sog. feste Freie) zeigt, es wohl nicht mehr aus, dass man die Aufgaben von der Firma bekommt, um als Arbeitnehmer zu gelten. Was wäre, wenn die Unternehmen eines Tages auf die Idee kämen, das arbeitsgerichtlich oder feststellen zu lassen? Außerdem möchte ich gern wissen, wie es dann mit der Interessenvertretung durch Betriebsrat bzw. Gewerkschaften dann wäre? Und wie sieht es aktuell mit der Verlagerung der Kosten auf die Arbeitnehmer aus? Eines wurde schon angesprochen: Strom. Wer bezahlt den Mehrverbrauch an Wasser, den Schreibtisch, den Computer, falls erforderlich den Drucker, den Internetanschluss, Papier usw. usw. Wenn Sie das tun, sind Sie dann noch Arbeitnehmer? Wie ist das überhaupt mit der Unfallversicherung? Gibt es etwa Versicherungen durch den Arbeitgeber, die einen schützen, wenn man zu Hause einen Arbeitsunfall hat? Bisher gelten die doch auf dem Arbeitsweg und in der Firma? Vielleicht klären Sie mich auf. Ich denke, dass hier noch viele zu regelnde Fragen offen sind, die gerade die neue junge Generation interessieren und wir uns vielleicht in einem Wandel vom Arbeitnehmer zum Auftragnehmer auf dem Arbeitsmarkt befinden. Meine Erfahrung bei meinen Kollegiaten zeigt, Studien ebenso: Auch wenn die Mitglieder der sog. Generation Z sich für das Thema des Aufgabengebietes interessieren, so wollen doch mehr als die Hälfte in sicheren Arbeitsverhältnissen arbeiten und sehr viele auch auf einem Arbeitsplatz in der Firma und nicht zu Hause, denn sie kennen eine Schwäche von sich sehr genau (übrigens wie viele Bekannte aller Altersgruppen in meinem Umfeld, die jetzt im HO sind): mangelndes Selbstmanagement und eine ebensolche Selbstdisziplin. Und damit meine ich nicht nur die Erledigung der Aufgaben, sondern auch das Beenden, das sich Bremsen, um nicht vorzeitig auszubrennen, zu verlottern usw. Nicht jeder ist für das überwiegend einsame Arbeiten von zu Hause aus, aus dem Café oder Ähnlichem gemacht bzw. sieht das HO als die beste Lösung für sich an. Insofern stimme ich dem Artikel zu, HO ist eine gute Sache, aber nur, wenn es freiwillig ist und die rechtlichen Rahmenbedingungen nicht zum Nachteil der Home Officler geschaffen worden sind.
Thomas Anhut 18. August 2020 um 14:38
@AKB. Ihre Fragen zur Verteilung der Kosten sowie zum Arbeits- und Sozialrecht sind berechtigt. Bei den Kosten könnte es beispielsweise darauf hinauslaufen, dass die Arbeitgeber die eingesparte Büromiete an ihre Mitarbeiter in Form von Zuschüssen oder Gehaltserhöhungen weitergeben. Zum Arbeits- und Sozialrecht ist der Gesetzgeber gefordert, dieser muss auf die veränderten Arbeitsbedingungen mit entsprechenden Gesetzesanpassungen reagieren.
Magi 18. August 2020 um 2:17
Während natürlich die genannten Nachteile und Probleme durchaus bedenkenswert sind, bezweifle ich, dass das wirklich zu 100% ein Fehler ist. Vor allem halt, weil es eben viele Firmen gibt, die seit Jahren zu großen Teilen von zu Hause arbeiten.
Wenn du ein extra Büro anstelle des Arbeitsplatzes hast und extra privates von beruflichem trennst, was den Alltag angeht, dann fallen viele der Probleme weg. Ergonomische Bürostühle, verstellbare Tischflächen, Planung im Alltag und häufige Pausen zum Strecken oder um eben auch mal einen Spaziergang zu machen… ich denke, dass es da noch viel mehr Möglichkeiten gibt, um gewissen Bedenken aus dem Weg zu gehen.
Und dann ist da noch der Zeit-Faktor und die Tatsache, dass man sich nicht gegenseitig auf den Keks geht, aber gleichzeitig auch trotzdem noch sozial sein kann, oder dass man auch die Umwelt schont, weil man nicht die 20 Minuten oder die Stunde zur Arbeit fährt, sondern eben wie gewohnt das Internet verwendet.
Insgesamt ein interessanter Post, aber ich bezweifle, dass es da wirklich zu kommen könnte, dass da viele Firmen dran untergehen oder dass eben Unternehmen sich zu sehr darauf verlassen oder so.^^
Thomas Pruß 18. August 2020 um 7:03
Persönliche Erfahrung: Seit 1991 in der selben Firma, seit 1996 pendeln über insgesamt 4 Stunden am Tag mit Bahn und Bus, daraus resultierend Depressionen und 2 Herzinfarkte. Dann Corona -> Home Office -> mir geht es gut!
Wir sind ein kleines Team und können uns über die sozialen Kanäle sehr gut austauschen. Alle paar Wochen sieht man sich auch persönlich und schnackt dann auch über Gott und die Welt.
Fazit: Gerade für Pendler mit weitem Anfahrtsweg ist das Home Office eine Alternative, die sich sogar positiv auf die Lebenserwartung auswirkt … 🙂
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 12:56
@Thomas Pruß: Sie sind eben ein kleines Team, Sie selbst sind kein Jungspund.
Sonne 18. August 2020 um 7:08
Also ich finde diesen Artikel ganz schön hart und teilweise nur von einer Seite betrachtet.
Ich habe bereits vor der großen Corona Kriese im Home-Office gearbeitet und ich kann viele der oben genannten Aussagen wiederlegen.
Einige der genannten Argumente will ich gar nicht abstreiten, aber ich finde es nicht in Ordnung, dass die Aussagen so pauschalisiert werden.
Für jeden trifft etwas Anderes zu und jede Medaille hat zwei Seiten.
Ich habe seitdem ich im Home-Office arbeite wesentlich weniger Probleme mit dem Rücken, da ich mir meine Sitzgelegenheit selber aussuchen kann und zu Hause auf dem Ball prima sitze. Des Weiteren habe ich mir meinen Arbeitsplatz so einrichten können, dass er optimal zu mir und meinen Bedürfnissen passt.
Der Kontakt zu den Kollegen kann auch für neue Mitarbeiter gut funktionieren, vorausgesetzt man möchte dieses. Wenn man sich die Jugend von heute anschaut, diese knüpfen ganze Communities nur über digitale Kontakte und so entstehen neue Freundschaften auch im realen Leben weit über die Stadtmauern hinaus.
Mir allgemein schadet das Home-Office ganz und gar nicht, eher im Gegenteil. Ich habe weniger Stress, da 1,5 Stunden Fahrzeit am Tag entfallen (Zeit die ich für meine Familie habe und Familie hält gesund). Bei mir im Home-Office ist es ruhiger, ich kann mir die Temperatur so einrichten wie ich möchte und das Fenster öffnen wann immer ich will. Ich muss keine Rücksicht auf Kollegen nehmen und kann meinen Bedürfnissen gerecht werden, ich glaube das ist nicht unbedingt schlecht für die Gesundheit.
Bei Krankheit der Kinder kann man beides vereinen, ich kann bei meinem kranken Kind sein und meiner Arbeit nachgehen. Das ist doch auch positiv für den Betrieb.
Wenn man mit den Kollegen nicht so gut aus kommt muss man diesen im Home-Office nicht begegnen.
Wenn ich nicht im Home-Office arbeiten dürfte würde ich in meinem jetzigen Betrieb definitiv kündigen, da die Bedingungen im Büro für mich unerträglich sind.
Was das Karriere Thema angeht: Wenn mein Chef mich nur befördert, weil ich ihm in den A…. krieche kann ich als Mensch mit Rückgrat dankend auf die Beförderung verzichten. Im Home-Office haben die Vorgesetzen eventuell die Chance zu sehen wer wirklich gute Arbeit leistet und nicht wer am besten schleimt……….
Aber so hat jeder seine Meinung zum Home-Office und das ist auch in Ordnung.
Natürlich ist es nicht für jeden das richtige, Menschen, die sich selbst nicht disziplinieren und organisieren können, für diese Menschen ist es gewiss nicht das Richtige. Wer nachmittags nicht genügend Kontakte zur Außenwelt pflegt sollte vielleicht auch nicht unbedingt im Home-Office arbeiten.
Ich persönlich kann das Home-Office nur befürworten, für mich ist es perfekt, ich möchte nie wieder 5 Tage die Woche in den Betrieb müssen!
Thomas Berndt 18. August 2020 um 7:18
Meine Meinung dazu: Es ist genauso falsch, Home-Office generell als DIE Lösung für alle zu feiern wie es falsch ist, es generell zu verteufeln. Es kommt dabei auf den Einzelnen an. Wer lieber im Büro arbeitet und sich in der Kantine mit Kollegen trifft, dem sollte das genauso weiter ermöglicht werden, wie 100% Home-Office jemandem ermöglicht werden sollte, der eben dieses Modell bevorzugt. Und natürlich Alles dazwischen. Menschen sind nunmal verschieden. Die Einen blühen eher in der Gemeinschaft auf, andere sind von Natur aus eher Einzelkämpfer, Beides kann sowohl effektiv als auch ineffektiv sein. Im Büro gibt es genauso Ablenkungen eben durch Getratsche am Kaffee-Automat oder in der Raucherecke, wie es auch im Home-Office Ablenkungen (Familie / Kinder, Haustür usw.) gibt.
Unternehmen sollten es zukünftig jedem selbst überlassen wo (und bis zu einem gewissen Grad auch wann) die Arbeit erledigt wird. Das setzt natürlich gegenseitige Toleranz innerhalb der unterschiedlichen Modelle voraus aber ist die einzig logische Möglichkeit,um Unzufriedenheit bei den Mitarbeitern zu vermeiden. Ein IT-Spezialist, der gerne im Büro arbeitet, dort aber keinen freien Schreibtisch bekommt, wird sich ohnehin nach einer neuen Stelle umschauen, genau wie es derjenige tun wird, der gerne im Home-Office arbeitet, diese Möglichkeit bei seinem Arbeitgeber aber nicht bekommt. Somit werden sich schon durch natürliche Auslese in Zukunft die Firmen durchsetzen, die Ihren Mitarbeitern möglichst viel Freiraum bei der Gestaltung ihrer Arbeitsabläufe bieten.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 10:13
@Thomas Berndt: Eigentlich möchte ich Ihnen zustimmen. Allerdings nehmen auch Sie das Beispiel des IT-Spezialisten. Es gibt aber so viele, andere Funktionen im Rahmen einer großen Organisation. Und die sind auf ein miteinander angewiesen. Ich kann in einer vernetzten Welt nicht nur meine Arbeitsbedürfnisse durchdrücken wollen. Ein gutes Management muss darauf bedacht sein, die unterschiedlichen Ansprüche auf eigene Arbeit zu koordinieren mit den Zielen und Werten des Unternehmens. Das wird allein per Home Office nicht funktionieren.
Thomas Berndt 18. August 2020 um 17:57
@Thomas Knüwer
Aber sollte es nicht die Aufgabe eines guten Managements sein, die verschiedenen Modelle unter einen Hut zu bringen und alle Ressourcen (=Mitarbeiter) möglichst so einzusetzen, wie sie am effektivsten sind? Wenn sie das bisher nicht war, dann sollte sie das schnellstens werden, ansonsten werden wir weiter Boden auf den Rest der Welt verlieren.
Ich persönlich kenne übrigens beide Seiten, ich habe 10 Jahre im Büro gearbeitet und bin jetzt seit 2008 nahezu zu 100% im Home Office, beides weder freiwillig noch gezwungenermaßen, sondern weil es sich so ergeben hat. Beide Modelle haben zweifelsfrei Vor- und Nachteile, aber Ihr Argument, Home Office würde sich negativ auf die Karrierechancen auswirken kann ich aus meiner Erfahrung überhaupt nicht bestätigen. Am Ende des Tages zählen immer die Ergebnisse und wenn Sie vom Home Office aus zufriedene Kunden produzieren, die sich auch hin und wieder lobend an Ihren Chef wenden, dann werden Sie auch bei Beförderungen berücksichtigt, egal ob Sie einmal pro Woche mit Ihrem Chef ein Bier trinken oder vielleicht nur mal bei einer Messe einmal im Jahr.
M. Walter 18. August 2020 um 7:35
Ich bin der Meinung reines Home Office könnte zu Problemen führen zumindest Aktuell ohne einen vernünftigen Ansatz der Zeit braucht um sich zu entwickeln.
Allerdings finde ich eine Mischung aus HomeOffice und VorOrt im Büro könnte die kurzfristige Zukunft sein.
Allerdings sollte HomeOffice auch wirklich nur Mitarbeiter zur Verfügung stehen die schon einige Zeit in der Firma arbeiten.
Da in meinen Augen HomeOffice auch eine Art Belohnung darstellt und der Weg zur Arbeitsstätte wegfällt.
So könnten z.B. werdende Mütter, zuverlässige Mitarbeiter die aufeinmal Gesundheitliche Probleme oder andere relevante Gründe um die fahrt zur Arbeit zu erleichtern.
Natürlich müsste auch der Arbeitgeber sorgen das der Mitarbeiter daheim eine Arbeitsumgebung hat um sich wohlzufühlen.
z.B. oben das Notebook und arbeiten auf den Bett. Das z.B. ein bequemer Rücken bequemer Stuhl vom Arbeitgeber gestellt wird.
Oder Stuhl mit einen HomeOffice gerechten Schreibtisch, wenn sowas nicht vorhanden ist.
Natürlich Individuell und immer so angepasst an die häuslichen gegebenheiten.
Ich sehe darin nämlich die Zukunft, das Mitarbeiter die zuverlässig arbeiten und später irgendwelche Probleme haben.
Und im normalfall sich krank schreiben und irgendwann Kündigen oder der Arbeitgeber sie kündigt.
Könnte auf die Gesundheit speziell geachtet werden und HomeOffice angeboten werden mit diesen vorzügen.
So wird dem Mitarbeiter gezeigt das dieser wertgeschätzt wird und trotz seiner Gesundheitlichen Probleme immer noch erwünscht ist.
Wir alle sind menschliche Wesen und sollten auch so behandelt werden!
Natürlich zählt auch der Rest dazu wie das ganze umgesetzt ist also Kontakt zu anderen Mitarbeiter, wie das den anderen Mitarbeiter vermittelt wird insbesondere jungen Mitarbeitern. Und auch das dennoch miteinander fair umgegangen werden muss!
Beste Grüße und gute Gesundheit
M. Walter
Claudia 18. August 2020 um 7:35
Ich bin dankbar dafür, dass gerade bewiesen wird: Homeoffice funktioniert bei uns in der Firma! Denn nichts wäre mir lieber als dauerhaft 100% Homeoffice in der Pampa (40% durfte ich auch schon vor Corona), den Rechner ausmachen und daheim sein, draußen sein, keine Großstadt, kein Berufsverkehr, keine verlorene Lebenszeit durch ewige Fahrten. Garten, weil ich ihn mir da leisten kann, und arbeiten dürfen, dort wo mein Leben sich gerne abspielt :). Es liegt aber auch daran, dass wir bis zur Video-Kaffeerunde an altem festhalten: man trifft sich halt heute virtuell in der virtuellen Kaffeeküche. 🙂 Und, ja, Kollegen von mir überlegen schon, ob eine Wohnung in München noch sein müsste, wenn man "von überall aus" arbeiten kann. Für die Ersparnis vom Diesel für 2Wochen Fahrt zur Arbeit, gab’s bei mir dann auch schon vor Jahren einen ordentlichen Schreibtischstuhl… man kann natürlich Probleme konstruieren, wenn man will… muss man aber nicht… und… ich bin froh, dass ich meinen Arbeitgeber vermutlich mitnehmen kann, wenn ich Lust hab, meinen Lebensmittelpunkt in eine ganz andere Gegend zu verlegen,. Für mich ein Grund, den Arbeitgeber nicht zu wechseln…
Bettina 18. August 2020 um 7:39
Meiner Meinung nach gibt es auch hier kein schwarz und weiß. Ich teile die Meinung von Thomas Knüwer, dass die Mitarbeiter, die bereits bestens vernetzt sind, am besten im Homeoffice arbeiten können. Das "wir sind eine große Familie-Gefühl" kommt beim Homeoffice nicht auf. Was beim Homeoffice fehlt, sind auch die Kaffeeküchengespräche, ja, aber diese sind auch nicht immer förderlich, sondern oftmals auch ein Austausch der Unzufriedenheiten. Was fehlt ist das informelle Brainstorming: Chef ruft Bereichsleiterin an: Hast du mal eine Minute, ich möchte was diskutieren. Und dann bespricht man, sieht, wie die andere bedenklich den Kopf wiegt, tauscht Gedanken aus, ruft vielleicht noch jemanden dazu und geht wieder auseinander. Das Diskutierte kann dann auch wieder in der Versenkung verschwinden, anders als wenn man dafür einen Teams-Termin gemacht hätte, der für immer festgehalten im Kalender steht.
Ich habe mich so organsisiert, dass ich an zwei Tagen der Woche im Büro bin und an zwei Tagen im Homeoffice (an einem Tag arbeite ich nicht). Die Bürotage sind fest und allen bekannt gemacht, so dass man Präsenzmeetings gut planen kann und Kollegen aus dem Innen- und Außendienst anrufen oder vorbeischauen können. Das möchte ich nicht missen. Gleichzeitig finde ich aber den Umweltaspekt, der für das Homeoffice spricht, schon bedeutsam. Die gesparte Fahrtzeit (etwa zwei Stunden/Tag) kann ich außerdem für zusätzliche Laufrunden nutzen und meinen Vater im Altenheim besuchen. Daneben: Umweltgerechteres Wirtschaften kostet (neben Geld) auch Zeit: Bedarfsgerecht mit dem Fahrrad einkaufen, auch mal zu einem anderen Laden weiterfahren, wenn es den begehrten Salat im einen nur abgepackt gibt, frisch kochen…Wir sollten diese Aspekte fördern und Lösungen suchen für die negativen Aspekte der Entwicklung.
Roland Häfner 18. August 2020 um 7:40
Ich arbeite schon sehr lange im Home Offiice und es funktioniert prima. Ich muss nur einmal die Woche zum Meeting in die Frima. Ein ganz wichtgier Aspekt muss hier noch erwähnt werden. Die Umweltverschmutzung. Arbeiten Viele zu Hause, bleibt das Auto in der Garage. Weniger Staus, weniger CO2, weniger Abgase. Hinzu kommt der Zeitgewinn und man schont seine Nerven. Einzig die Energiekosten steigen zu Hause ein wenig.
Bernd 18. August 2020 um 11:16
Du hast vollkommen recht, ich bin jahrelang in eines teures Büro gefahren, das hat mich jeden Tag eine Stunde Fahrtzeit gekostet. Wir hatten nicht mal Kundenpräsenz in der Firma (außer bei einer Vorbesprechung, Präsentation oder Auftragsabnahme), das hätte ich defintiv per Computer und Telefon von zuhause aus erledigen können. Die Kollegen sahen sich nur in der Mittagspause, es arbeitete ohnehin jeder an seinem Projekt.
Teams sind meist völlig überbewertet, weil in einem effektiven Team jeder eine spezielle Aufgabe hat, die bearbeitet wird. Für ein Team reicht es völlig, sich einmal pro Woche persönlich auszutauschen.
Karl Gruwe 26. August 2020 um 21:05
Das mit der Umweltverschmutzung hört man oft, ich halte davon nicht viel. Auch hier wird es Rebound-Effekte geben. Welches Ausmaß die nun genau annehmen werden, bleibt abzuwarten. Letztlich wird die eingesparte Zeit sowie die Kosten ja nicht "in den Müll" geworfen, sondern anders genutzt.
Nadine 18. August 2020 um 7:43
Ich arbeite nun seit 1,5 Jahren fast nur noch von zu Hause aus. Ich habe einen ausreichend großen Schreibtisch, einen ordentlichen Bürostuhl und einen sehr großen Monitor. Die gleiche Ausstattung, die die Kollegen im Büro ebenfalls haben.
Ich habe vorher 15 Jahre lang einen klassischen Bürojob mit Anwesenheit gehabt und ich bin soooo glücklich, von zu Hause aus arbeiten zu dürfen. Ich bin konzentrierter, entspannter, ich habe abends keine Kopfschmerzen mehr, ich kann Licht und Raumtemperatur so regulieren, wie es mir gut tut.
Keine Streits mehr über den Geruch des Eierbrötchens, Fenster auf, Fenster zu, Heizung an, Heizung aus.
Das Verteufeln des HO kann eigentlch nur von Menschen kommen, die noch nie gezwungen waren, längere Zeit mit Kollegen in einem Raum zu sitzen, mit denen man sich ggf. nicht gut versteht. Bei denen man froh ist, dass man sie abends und am WE nicht mehr sehen muss. Die Vorstellung, dass alle nett plaudernd in der Teeküche stehen oder sich am Arbeitsplatz Freundschaften bilden, ist romantisch und in weiten Teilen unrealistisch. Viel häufiger kommt es vor, dass man den verhassten Kollegen tagtäglich häufiger und länger ertragen muss, als Partner, Familie und Freunde. Dass man sich streitet darüber, ob die Deckenbeleuchtung an oder aus bleiben soll. Ob es zu warm oder zu kalt im Raum ist.
Des Weiteren könnten wir wahnsinnig viel Fläche für Wohnraum zurückgewinnen, wenn Büros abgeschafft werden würden. Dazu kommen noch weniger Pendler was zu weniger CO2-Ausstoß führt und auch den individuellen Arbeitnehmer entlastet. Wer morgens mal versucht hat, nach Düsseldorf, Köln oder München zu fahren, der weiß, wovon ich rede.
Ich bin der Meinung, ein richtiges Home-Office mit Schreibtisch und Stuhl ist für die meisten Menschen gesundeitsfördernder und für die Umwelt besser, als unsere bisherige Arbeitskultur, in der wir tagtäglich tausende Menschen von A nach B quer durch die Republik fahren, nur damit sie einer Tätigkeit nachgehen, die sie von überall aus machen könnten.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 10:25
@Nadie: Ich hoffe nicht, Sie behaupten, dass ich Home Office "verteufele". Tue ich nicht. Sie selbst sind, mit Verlaub, offensichtlich kein Jungspund mehr. Und eine jüngere Generation besitzt eine andere Werthaltung und das können gerade größere Unternehmen nicht einfach wegignorieren.
Sie sprechen aber noch ein Thema an, dass ich auf dem Schirm hatte, aber nicht wagte es noch in die Debatte zu bringen. Ich halte gerade die Situation des Aufeinandertreffens von sehr unterschiedlichen Menschen in einem Büro für immens wichtig für unsere Gesellschaft. Wir erleben derzeit eine Situation, in der sich Menschen zurückziehen in ihre Filterblasen, egal ob es eine Schule ist, in der eher die Kinder der Besserverdienenden gehen, Privat-Unis, die sich nur manche erlauben können, oder die Auflösung von Vereinsleben ist. Corona verstärkt dies und wir erleben sich unversöhnlich gegenüberstehende Parteien. Wir verlieren gerade die Orte, an denen wir unterschwellig ausverhandeln, wie unsere Gesellschaft sein soll – und das halte ich nicht für gut.
Bernd 18. August 2020 um 11:04
Zitat: "Ich halte gerade die Situation des Aufeinandertreffens von sehr unterschiedlichen Menschen in einem Büro für immens wichtig für unsere Gesellschaft. "
Nein, so ist es nicht. Im Leben außerhalb des Büros kann ich mir aussuchen, mit wem ich zusammen sitze. Im Arbeitsbetrieb nicht. Wenn Kollege A nicht mit Kollege B kann, was natürlich auch Kolleginnen betrifft, stört das nicht nur das produktive Arbeiten, es kann auch dazu führen, dass man morgens schon mit einem schlechten Bauchgefühl am Arbeitsplatz erscheint.
Das kann auch an einem Vorgesetzten liegen, der selber nicht wirklich produktiv in Erscheinung tritt, dafür aber alle "Untergebenen" mit seiner Art nervt. Dies ist oft der Berufsalltag, auch wenn ich das nicht verallgemeinern möchte.
Ein Betrieb ist kein sozialwissenschaftliches Experiment. Ein Betrieb verfolgt vorrangig betriebswirtschaftlich orientierte Ziele. Gesellschaftliche Themen finden woanders statt.
Das ist völlig überflüssig, aber sehr weit verbreitet.
Holger Schatzer 18. August 2020 um 10:47
Auf den Punkt! Da hat jemand Erfahrung.
Frank Albrecht 18. August 2020 um 8:06
Mir ist der Artikel zu negativ und zu retrospektiv. Möglicherweise soll er auch nur einseitig berichten (??). Ich sehe jedenfalls deutlich mehr Vor- als Nachteile in einer Home-Office-Option. Die Wichtigsten stehen bereits in den Kommentaren und müssen nicht wiederholt werden. Das es Nachteile gibt (auch gravierende), das ist denke ich unwidersprochen. Ich frage mich halt nur, warum nicht gerade ein Unternehmensberater wie Herr Klüver, sich nicht viel lieber damit beschäftigt, wie man die Vorteile erhält und die Nachteile minimiert. Damit wäre mehr gewonnen. Wie die Welt vor Corona aussah, wissen wir ja nun alle zu genüge. Nicht beklagen, Neues wagen, Herr Klüver.
Viele Grüße
Frank Albrecht
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 10:27
@Frank Albrecht: Beratung bedeutet nicht, eine bestimmte Richtung zu propagieren, sondern die bestmögliche Lösung für die real existierende Situation des Kunden zu finden.
Frank Albrecht 18. August 2020 um 16:46
@Thomas Knüwer Erstmal entschuldigung für das falsch schreiben Ihres Namens. So viel Aufmerksam sollte schon sein.
Die bestmögliche Lösung für real existierende Situationen des Kunden zu finden ist aber schon auch "eine bestimmte Richtung propagieren", nicht wahr?
Die bestmögliche Lösung aus Ihrer Sicht scheint aber zu sein: Alles zurück auf Anfang (sprich, wie vor der Corona-Krise und zwar ohne Home-Office; ich übertreibe mal ein wenig). Dem würde ich einfach nur widersprechen wollen. In Ihrer Konzentration auf die Millennials und Gen Z, Y whatever, vergessen Sie all jene Menschen, die sich mit den Errungenschaften des zwarten Pflänzchens Digitalisierung, entschuldigung, sauwohl fühlen.
Möglicherweise müssen wir aber auch einfach feststellen, dass Sie im Home-Office mehr Nachteile sehen wie Vorteile und ich eben anders herum. Das ist ja auch ok. Wert würde ich nur darauf legen, dass wir das "Gute" bewahren und das "Schlechte" verbessern ohne gleich das Kind mit dem Bad auszuschütten. Das gilt ja auch grundsätzlich. Ich fände es zum Beispiel auch nicht gut. wenn es gar keine Präsenzkultur mehr gäbe oder Mitarbeiter ins Home-Office geprügelt werden. Ich finde, mit einem breiten Spektrum an Optionen, gewinnen wir wohl am Meisten.
Gerrit Oehlmann 18. August 2020 um 11:34
Ich stimme dir zu. Vor allem der ganze Stress im Zuge der Pendelei und auch der Umweltaspekt bleibt unbetrachtet. Wer sagt denn eigentlich das man mit seinen Kollegen nicht über Skype plauschen kann?!
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 12:11
@Gerrit Oehlmann: Natürlich kann man. Aber entwickelt man eine Bindung zu einem Menschen, den man nur vom Bildschirm her kennt. Hinzu kommt: Was bisher ein kurzes Vorbeischauen am Tisch des Kollegen war, ist nun ein arrangierter Videocall von mindestens 15 Minuten. Und dann kommt der Nächste. Und der Nächste. Hier in den Kommentaren sind etliche Menschen, die genau das beschreiben – und auch das damit verbundene, höhere Stressniveau.
Alexander Kolbeck 18. August 2020 um 8:08
Ein wirklich interessanter Artikel. Im ersten Anlauf möchte ich vielen der genannten Argumente gerne zustimmen – klingt ja alles doch irgend wie logisch.
Trotzdem stelle ich mir jetzt nach einem halben Jahr mit 100% HomeOffice die Frage, was denn nun besser ist. Doch besser für wen eigentlich? Sind wir doch mal ehrlich. Warum arbeiten wir? Doch nicht um Freunde bei der Arbeit zu finden! Ich ziehe auch nicht näher an den Erbringungsort meiner Arbeitsleistung, um meinen Kollegen näher zu sein! Das ist doch Unsinn!
Sicherlich ist der Arbeitsplatz ein Ort an dem sich Menschen treffen können, Freundschaften entstehen. Aber das ist nicht die Aufgabe eines Arbeitsplatzes! Ich persönlich finde es faszinierend, in welch kurzer Zeit ein derartig revolutionärer Wandel in den Ansichten stattgefunden hat, hieß es doch zuvor: "Heimarbeit? Undenkbar!". Und nun geht eben doch. Die Arbeit läuft, Kommunikation ist jetzt anders, aber funktioniert, persönliche Gespräche in der Kaffeeküche finden bei einem "virtuellen Kaffee" im Chat mit den Kollegen statt. Der Kontakt zu den Kollegen ist vielleicht etwas loser geworden, dafür haben sich Kontakte im privaten Umfeld intensiviert.
Vieles klappt vielleicht noch nicht so gut. Für viele Dinge des beruflichen Alltags müssen (und werden) noch Lösungen gefunden werden. Aber warum sollte das nicht funktionieren? Und sich um Büroschreibtische herum zusammen zu rotten, um sich gemeinsam vor der erdrückenden Übermacht von Indern und Chinesen auf dem Weltmarkt zu schützen, halte ich persönlich für unsinnig. Auch über den Begriff "Karriere" und wie sie künftig aussehen und funktionieren soll, wird man sich noch Gedanken machen.
Das Verhältnis von Arbeitgebern und Arbeitnehmern war schon immer ein dynamischer Prozess, der von beiden Seiten angetrieben wird. Der gerade stattfindende radikale Umbau in unserer Arbeitswelt wird vieles verändern, vieles wird besser, anderes wird vielleicht auch schlechter, und man wird auf beiden Seiten nach Lösungen suchen – und hier bin ich zuversichtlich: auch finden!
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 11:23
@Alexander Kolbeck: Ich möchte einigen Ihrer Punkte widersprechen. Gerade die Millennial- und Z-Generation legt wert auf Sinnsuche im Leben. Und da Arbeit nun mal einen gehörigen Teil unseres Lebens einnimmt, sind sie auch dort auf der Suche nach Erfüllung ihrer Werte.
Wir beginnen einen Job nicht, um Freunde zu finden. Aber wir fanden schon immer Freunde bei der Arbeit. Ich möchte unsere Firma eigentlich nicht als Vorbild anführen, weil es so werblich ist. Aber hier ist es tatsächlich so: Selbst Ex-Mitarbeiter kommen zu den Stammtischen unserer Kollegen, gerade erst war eine Ex-Mitarbeiterin Trauzeugin bei einer anderen.
Auch beim Näher-Ranziehen bin ich anderer Meinung. Klar, man kann technisch gesehen von überall dauerhaft arbeiten. Aber derweil bilden sich im Unternehmen halt Netzwerke jener, die mal abends auf ein Bier rausgehen (nur ein Beispiel). Und das erzeugt für die Entfernten Nachteile im täglichen Arbeitsablauf (mal eben einen Kollegen um einen Gefallen bitten) also auch bei der Karriere.
Guido 18. August 2020 um 8:22
@Thomas Knüwer Meiner Meinung nach gibt es bei dem Thema kein schwarz und weiss. Ich hatte damals im Rahmen meiner Außendiensttätigkeit ein HO. Dieses hatte für mich Vor/Nachteile. In der Zeit ohne Kinder war das arbeiten dort unproblematisch, da man sich noch individueller den Arbeitstag einteilen konnte. Wenn man eine kreative Pause benötigte konnte man sich diese nehmen, denn man war ja nicht an Bürozeiten gebunden. Am Ende des Tages hatte der Arbeitgeber immer im Bezug auf das Zeitkonto gewonnen. Denn wie einer der Vorredner erwähnt hatte: Es gibt keine Abgrenzung zwischen Arbeit und Freizeit. Als dann meine beiden Kinder hinzu kamen, wurde das Thema HO immer mehr zum Spießrutenlauf. Es gab in der Beziehung keine Abgrenzung zwischen, mein Mann ist auf der Arbeit oder mein Mann ist zuhause. Dieses wurde immer mehr zur Zerreisprobe. Hier sehe ich den Vorteil in einem externen Ort. Finanziell war dieses für mich ein riesen Vorteil. Ich konnte mein Arbeitszimmer steuerlich absetzen. Dieses hatte für mich einen großen finaziellen Vorteil.
Dennoch bin ich der Meinung das wir als Arbeitgeber mehr vertrauen in die MA geben sollten, um hier unvorbelastet an das Thema ran zu gehen. Denn so kann ich MA eine Chance geben die unter normalen Bedingungen einer Präsentsstruktur nicht möglich wären.
Ich denke das Ihr Bericht einfach nur die Sehnsucht nach alten Werten ist. Aber der Prozess hat gestartet und wird sich weiter fortsetzen.
Es lebe die Veränderung.
Marcus05 18. August 2020 um 8:23
Hat TKnüwer eigentlich mitbekommen, dass in den USA Corona weiterhin wütet wie wild und deswegen die großen US Konzerne das Home Office auf 2021 erweitert haben? Bizarr schlechtes Gedächtnis – ja, absolut. Hat der tatsächlich schon Covid-19 vergessen
Christian 18. August 2020 um 8:25
Wenn man einmal die Einstellung verinnerlicht hat, dass Arbeit nicht primär ein Ort ist, an den man geht, wird die Frage nach Büro in der Zentrale oder zu Hause automtisch ein ganze Stück kleiner…und die Bedeutung der Arbeit auch. Auch das wird hoffentlich für einige eine der positiven Lehren aus Corona sein.
Sabine 18. August 2020 um 8:26
Ich sehe die Trendwende hin zum Homeoffice etwas positiver als der Autor. Es könnte sicherlich so sein, dass es zu gesundheitlichen Probleme bei vermehrter Homeoffice-Tätigkeit kommt, doch auch die Tätigkeit im regulären Büro gewährleistet auch keine einwandfreie Haltung und optimiertes Arbeiten – trotz möglicher Arbeitsplatzauflagen durch den Arbeitsschutz. Vielmehr liegt es am Mitarbeiter, sich um die Gestaltung des Arbeitsplatzes zu bemühen, egal ob im Büro oder zu Haus. Meine Beobachtungen diesbezüglich sind sehr vielfältig. Trotz zahlreicher Möglichkeiten verzichten viele Leute aus Bequemlichkeit auf einen gut ausgestatteten Arbeitsplatz, Arbeitshilfen etc.. Unternehmen könnten verstärkt auf Angebote und Aufklärung setzen, um die Homeoffice-Arbeitsplätze auszubauen. Ich habe bereits in den frühen 2000ern einen Telearbeitsplatz eingerichtetet bekommen und musste nachweisen, dass ich entsprechende Möglichkeiten habe bzw. bereit wie, sie einzurichten. Keinesfalls aber ist es akzeptabel, dass die Ausstattung und andere Mehrkosten wie erhöhter Strom- und Wasserverbrauch auf Kosten des Mitarbeiters geht. Auch steuerrechtlich muss es wieder möglich sein, einen Teilbereich der Wohnung (also kein vollständiges Büro) als Arbeitsbereich auszuweisen, so wie es vor einigen Jahren noch möglich war. Wenn die Möglichkeiten seitens der Unternehmen und Staates gegeben werden, dürfte es auch im Homeoffice keine wesentliche Verschlechterung des gesundheitlichen Zustandes geben.
Bezüglich der sozialen Kommunikation hingegen musste ich feststellen, dass ich im Homeoffice eher mehr Kontakt (wenngleich auch telefonisch) als im Büro. Allerdings halte ich es für sinnvoll, Teams regelmäßig in ein Face-to-Face-Meeting zusammen zu bringen und mehr betriebliche Aktivitäten und Aktionen anzubieten, um genau das beschriebene Netzwerk ausbauen bzw. erhalten zu können. Denn nichts ist schneller als der "kleine Dienstweg".
Peters 18. August 2020 um 8:38
Ich mache HOn schon 20 Jahre und habe kein Problem damit. Es kommt darauf an sich zu strukturieren und ein Hobby zu finden mit dem man mit anderen Menschen in Kontakt kommt. Ich bin Single und bin in den Tanzsport gegangen. Ich fahre trotzdem 50TKm im Jahr mit meinem Diesel.
Paul 18. August 2020 um 8:39
Obwohl es viele so toll finden, bin ich kein Fan von Home-office. Ich persönlich brauche einfach die Trennung zwischen Beruf und Privat – nichts stresst mich mehr, als wenn während meines Urlaubs oder am Wochenende von der Firma angerufen werde. Wenn ich Zuhause bin, will ich einfach nichts mit der Arbeit zu tun haben, wenn die Arbeit nun in meine 4 Wände einziehen sollte, wäre sie somit permanent in meinem Leben, Tag und Nacht.
Während der Corona Zeit hatte ich immer 2-3 Tage Homeoffice pro Woche gemacht, wobei meine Arbeitsleistung (auch wegen der Kinder Dahein) auf vieleicht 1-2 Stunden pro Tag eingebrochen war. Das war veieleicht ganz nett Mal, ist aber sicherlich nicht nachhaltig.
Paul 18. August 2020 um 8:50
Noch eine Sache die berücksichtigt werden sollte: Arbeiten, die heute von Zuhause gemacht werden können, können evtl. morgen schon von jemanden in Polen gemacht werden – und übermorgen von jemanden in Indien. In einer Krise trennt sich ein Unternehmen bzw. outsourced die, auf die man am ehersten verzichten kann.
Gertrud Meier 18. August 2020 um 8:44
Einen Tod stirbt man immer. Eine Gesellschaft, die sich massiv gegen Mobilität ausspricht muß sich wohl oder übel für HomeOffice interessieren. Ich bin kein Freund von HomeOffice und ich bin auch kein Feind des Individualverkehrs. Ich habe aber keine Freude daran, dass Landstraßen, Autobahnen und Innenstädte in den vergangenen 30 Jahren so umgebaut wurden, dass eine Fahrt zur Arbeit zum Martyrium geworden ist. Inklusive der Parkplatzsuche. Es ist auch nicht sinnvoll für Arbeitgeber wenn Mitarbeiter 30% ihres Arbeitstages mit Straßenverkehr zubringen. Obendrein haben wir das Problem einer alternden Gesellschaft. Warum brauchen wir Massenzuwanderung? Weil die eigene Bevölkerung sich nicht vermehrt. Warum vermehrt sich die Bevölkerung nicht? Weil Mobilität teuer ist und viel Zeit kostet, weil ARBEIT viel Zeit und Geld kostet. Einen Tod stirbt man immer.
Torsten 18. August 2020 um 8:46
Selten soviel engstirnige, altbackene, weltfremde, schwarzweiß Meinung gelesen. Ich arbeite gern und effektiv im HomeOffice, zwei Tage die Woche. Ein Grund mehr meinem Arbeitgeber treu zu sein. Ich suche die Einstellung, diese Quelle auf meinem Firefox zu bannen.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 12:46
@Torsten: Man sollte nie die persönlichen Eindrücke als allgemeingültig annehmen. So landet man immer bei den falschen Schlüssen.
Julian 18. August 2020 um 8:47
Toller Artikel und meines Erachtens sehr viel Wahres dran. Ein bis zweimal pro Woche Homeoffice würde mir völlig genügen. Und auch nur dann, wenn mal wieder zu viel Verkehr auf dem Weg zur Arbeit ist ( z.B. verursacht durch neue Baustellen). Ansonsten bin ich sehr gerne in der Firma und pflege soziale Kontakte (persönlich) mit meinen Kollegen. Absolute Zustimmung, dass Karrieren im Homeoffice nicht mehr so stattfinden werden, wie sie es bisher tun.
Iris Gebert 18. August 2020 um 8:51
Danke für diesen außerordentlich spannenden Beitrag, es wirft viele Punkte auf, die man so in seiner Wahrnehmung noch gar nicht richtig realisiert hat.
Ich selber bin froh über die Möglichkeit des homeoffice, möchte aber auch nicht mehr als 2 Tage die Woche von daheim arbeiten. Ich "lebe" in einem sehr papierlastigen Beruf, das allein ist schon ein Grund fürs Bürodasein 🙂
Und ich kann folgendes sagen: während des Lockdowns war ich wochenlange allein im Büro, das war eine sehr bedrückende und alleingelassene Zeit … und wenn ich im Gegenzug nur von zu Hause gearbeitet hätte? Ich glaube, im Endeffekt wäre die Wirkung die gleiche gewesen.
Jedes Individuum wird diese Frage für sich selber bewerten, und in Wahrheit kann man eh nur das nutzen, was man zur Auswahl hat – ist ja nicht jede(r) in einem Großkonzern "daheim" 🙂
Sebastian 18. August 2020 um 8:52
Ich arbeite als Systemadministrator und bin damit normalerweise zur Präsenz verpflichtet. Dank Corona wurde aus HO im Ausnahmefall ein HO bei persönlichen Bedarf. Es hat in der IT für viel Bewegung gesorgt, glücklicherweise waren wir gut darauf vorbereitet.
Für mich heißt es das meine Präsenzzeit für den 1st Level Support reduziert wurde, ich mehr 2nd Level machen kann, ich fahre nun ausserhalb der Rushhout und spare täglich 15 Minuten Pendelzeit.
Die Frage ist wie man HO gestalltet, es gibt das falsche HO, das wird hier oben dargestellt und es gibt das Gesunde arbeitnehmerfreundliche HO.
Dafür benötigt man ungefähr 1m² Tischfläche, dort steht ein vom Arbeitgeber gestellter 27" HD Monitor, eine Tastatur und eine Maus, dazu ein Bürostuhl.
Daran wird entweder über USB-C ein Dock an einen Firmen-Laptop angeschlossen, oder etwas altmodischer USB Hub und HDMI Kabel, oder halt der Firmen-PC.
Das kann auch Steuerlich abgesetzt werden und kostet ca 300€ für die Peripherie und 500 für den Laptop. Wie gesagt vom Arbeitgeber gestellt/gefördert oder steuerlich abgesetzt.
Der Firmenlaptop hat den Vorteil das dort die Videokonferenz eingebaut ist und man einen Zweitmonitor zum Abtippen besitzt, aber weiterhin den Vorteil der Mobilität besitzt. Und hier kommt der richtige Weg zum HO in das Spiel, man sollte auch regelmäßig eine Präsenzkonferenz/Teamsitzung etc haben, man kann die auf angenehme Uhrzeiten legen wir 11 Uhr oder 13 Uhr. Dort tauchen auch die Firmenlaptops auf, da ja die Arbeit der letzten Woche auf ihnen vorliegen und es dann gesichert werden kann.
Der Arbeitnehmer sollte wenn möglich 1-2 mal die Woche im Büro vorbeischauen, denn dann kann er die generierten PDF ausdrucken und in die Post geben.
Im Endeffekt reduziert man so den Arbeitsflächen Bedarf um 50% wenn die Arbeitnehmer 3-4 Tage die Woche zuhause bleiben. Der Soziale Kontakt bleibt nicht aus und wird sogar besser geregelt, da er auf die Leerlaufzeiten beim Warten auf die Ausdrucke etc entfällt.
Es ist eine Organisationsfrage, die halt die Sozialen und Ergonomischen Aspekte mit berücksichtigen muss, und bzgl letzteres hatte ich viel Beratung machen dürfen und wir haben halt Monitore und Laptops verteilt. Wir haben nun einen "Docking" Bereich eingerichtet wo die Kollegen sich einloggen können und Ausdrucken, es kommt sehr selten zum Stau und das Arbeitsklima ist sogar besser geworden und man sieht dennoch alle Kollegen. Im System wird gebucht wer wann im Büro war, sodaß man im Coronafall es nachvollziehen kann.
Friedrich Jeschke 18. August 2020 um 8:55
Ein interessanter und wichtiger Beitrag Herr Knüwer. Die Praxis ist eben nicht Schwarz und Weiß. Und ich denke, dass es die Firmen nach Vorne bringt, die die Balance hinbekommen. Karriere und "Work-Life-Balance" setzen Home Office einerseits voraus – andererseits schätzen KollegInnen den echten persönlichen Austausch. Das hat sich bei uns im Unternehmen und den Unternehmen die ich im Vertrieb betreue gezeigt. Corona hat dafür gesorgt, dass die Akzeptanz für mobiles Arbeiten / Home Office größer geworden ist. Und das ist der entscheidende Punkt. Es hängt viel von den Prozessen, den Entscheidungen, den Leuten auf allen Ebenen ab und auch was eigentlich das Unternehmen macht. Nicht alle Jobs sinf für das Home Office gemacht.
Doch wenn man 2-4 Tage im Monat das Pendeln spart und konzentriert an Projekten zu Hause arbeitet, dann ist das ein Gewinn. Studien belegen, dass die MitarbeiterInnen ihren Job machen und nicht etwas anderes. Ich stelle das auch fest bei mir selber. Ich will den persönlichen Kontakt auf keinen Fall missen – aber dass die Akzeptanz nun da ist, dass ich mal 2 Stunden nicht im ZUg pendeln muss und mir mal nciht alle paar Minuten jemand ins Büro kommt, ist viel Wert.
Man sollte die Entscheidungen für das Home Office nicht pauschal verteufeln und genauso wenig pauschal als alternativlos hinstellen. Fakt ist, dass viele Führungsetagen es bis Februar als nicht gut empfanden dass es Home Office Wünsche gibt. Der Kontrollzwang hat überwogen. Nun hat man festgestellt: Shit, it Works!
Der Dieter 18. August 2020 um 8:59
Okay Boomer.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 12:43
@Der Dieter: OK, Millennial.
Tom 18. August 2020 um 9:01
Siegfried ganz oben bringt es auf den Punkt. Der Umwelt-Fußabdruck ist hier nicht zu verachten…
Karl Gruwe 26. August 2020 um 21:08
Auch in diesem Fall wird kein Weg an Rebound-Effekten vorbeiführen. Es wäre das erste Mal in der Geschichte der Menschheit, dass eine Einsparung von Ressourcen (das wären im HomeOffice (Zeit-)Kosten für den Arbeitsweg) für eine Sache, nicht zur Erhöhung des Ressourcenverbrauch in Summe geführt hätte. Insofern weigere ich mich (noch), über diese Brücke zu gehen.
Achim Lelle 18. August 2020 um 9:02
Ist das für den MA nicht letztlich der Unterschied zwischen "selbständig" sein wollen und "abhängig beschäftigt"?
Meines Erachtens spielt da die persönliche Psyche eine erhebliche Rolle. Nicht jeder will das Büro in der Firma (ganz gleich wie das aussieht) und nicht jeder will im HO sein. Warum? Karriere, persönliches Weiterkommen, Leute kennenlernen (weil man Ihnen begegnet), die Ruhe (gibt es dort oder dort – oder auch nicht), mal eben schnell einen persönlichen Auftritt hinlegen können, Kundenkontakt, dabei sein (wenn was passiert), …. das sind alles Motivatoren (unter ganz vielen) die doch deutlich machen, wie verschieden die Menschen sind.
Am Ende aber sind es 2 Wege die man geht: entweder man will leistungsorientiert und unabhängig sein (und kann das auch !) oder sicherheitsorientiert und abhängig (und ist bereit, den Preis dafür zu zahlen). Das sind die wesentlichsten (An-)Treiber.
Robert Kyosaki nennt übrigens 4 Wege um etwas im Leben zu erreichen: Abhängig, Selbständig, Unternehmer oder Investor. Ich glaube, die Zeit der "abhängigen Beschäftigung" nähert sich dem Ende, weil die Millenials und alle weiteren Generationen erkennen, dass viel viel mehr drin ist – und ganz nebenbei keiner mehr die alten Märchen von Sicherheit und rotem Faden braucht. Die jungen Leute sind agil, risikobereit und erwarten, dass sich was ändert. Das geht am Besten in der Freiheit. Und die findet man eher im HO.
Persönliche Entfaltung, seinen eigenen Masstab haben, freie Zeiteinteilung, sich nur mit den Menschen austauschen, die einen bereichern, schnelle persönliche Kontakte via Zoom & Co. …. das alles führt zu mehr Selbstbestimmung und fördert deshalb die Leistungsbereitschaft. Die Leistungsträger werden auch im HomeOffice zu Höchstleistungen kommen. Einige, die bisher in der Menge untergingen, werden die neue Freiheit für sich nutzen lernen und die Gruppe der Leistungsträger verstärken. Viele werden diese Freiheit für die persönliche Entwicklung – auch außerhalb des Unternehmens – nutzen.
Für Unternehmen wird es darauf ankommen, die richtige Form der Führung hinzubekommen. Denn bisher war es vielfach so, dass Veränderungsresistenz, mangelnde Förderung, so gut wie keine Fehlerkultur und wenig Lob die Führungsstile in Deutschland prägten. Nicht umsonst ist der Vorgesetzte der am meisten genannte Grund für einen Wechsel oder Kündigung. Vielfach werden Menschen als Mitarbeiter bevorzugt, die billig und willig sind. Das sind aber i.d.R. nicht die Leistungsträger. In einer Management Beratung kann man sich billig und willig wohl auch nicht vorstellen. Aber in der Hotline einer Firma, bei der gerade mal über dem Mindestlohn gezahlt wird, wohl schon eher. Es kommt also auch darauf an, welche Führungskultur aus Unternehmenssicht gewünscht ist. Alles über einen Kamm zu scheeren, erscheint mir zu einfach.
Sorry für die Aussschweifung. Wollte einfach nur eine andere Perspektive bieten. Es geht m.E. um den Menschen UND um das Unternehmen. Nur eine gute Führung wird das optimal zusammenführen. Da sollte der Ort des Office wirklich nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Sneaker 18. August 2020 um 9:03
Sie gehen hier aber auch von einem perfekten Arbeitsplatz in der Firma aus und das zu Hause alle vom Sofa aus am Laptop arbeiten. Haben Sie schonmal darüber nachgedacht das nicht alle Firmen ihren Mitarbeitern solch schöne Arbeitsplätze bieten können/wollen. Ich hab zu Hause eien eigenes Arbeitszimmer für mich alleine, 2 Bilschirme mit blau filter einen Schreibtisch der meiner größe entspricht und einen bequemen Stuhl und was mir am wichtigsten ist Ruhe. In der Firma hab ich 2 veraltete Monitore einen Tisch der zu niedrig ist einen Stuhl der Maximal durchschnitt ist keine Klimaanlage sondern wenn es draußen 30°C hat hat es drinnen 32°C und natürlich ist eine lange Hose Pflicht. Dazu kommt das das Büro mit 40 Kollegen besetzt ist und dadurch der Lärm Pegel entsprechend hoch ist. Zu Hause kann ich konzentriert arbeiten ohne Kopfschmerzen im Betrieb ist das für mich unmöglich. Natürlich muss man zu Hause die Arbeit vom Rest trennen, mir fällt das aber nicht schwer.
Also ich arbeite gerne von zu Hause aus und wenn jemand Rückenschmerzen hat muss er sich zu Hause halt besser einrichten!
Friedrich Konrad 18. August 2020 um 9:13
Na ja, meine Erfahrung ist da sehr geteilt. Bei der Menge der Betroffenen sind auch viele dabei die HO schlicht ausnutzen und weniger oder nett ausgedrückt gemütlicher Arbeiten. Die meisten die ich kenne sind einfach genervt von dem Unverständnis des häuslichen Umfelds. Kleine Kinder und die schnelle Verfügbarkeit von Oma. Opa, Mann oder Frau (kannst Du mal schnell)… usw. Alles menschlich, aber für einkonzentriertes Arbeiten nicht förderlich und auch nicht für die Firma.
Ausserdem wird es nur für die wenigsten möglich sein einen den gesetzlichen Anforderungen entsprechenden Arbeitsplatz in der Wohnung eingerichtet zu bekommen.
Aus der Not heraus läßt sich vieles machen, aber nicht für 40 Jahre erfolgreiches, "gesundes" Berufsleben.
Flo 18. August 2020 um 9:17
Ich kenne niemand der von sich behauptet daheim genauso effizient zu sein wie im Büro. Wenn dann noch "Störfaktoren" wie Kinder dazu kommen wird es nur stressig. Ich bin für die Mischung. 3 Tage Büro und 2 Tage HO wäre in meinen Augen für alle das Beste. So hat man noch soziale Kontakte und hat auch noch was für die Umwelt getan.
Christian 18. August 2020 um 9:17
Ich finde ein Homeoffice-Kultur im Unternehmen heute durchaus wichtig. Nicht nur, dass es wir schon weiter oben kommentiert eine nützliche Option beim Thema Verkehr in Großstädten sein kann, sondern sie bietet auch Optionen beim Fachkräftemangel.
Ich nehme mal als Beispiel eine Stelle in der Sachbearbeitung. Nehmen wir an Sie schreiben die Stelle für Köln aus. Vielleicht sitzt ihre ideale Besetzung in der Eifel 150 km weit weg. Nehmen wir an es ist eine Mutter oder ein Vater mit 2 Kindern, der Partner arbeitet in der Heimat vor Ort. Diese Person zieht nicht mehr so einfach um. Bei der Option von Zuhause aus arbeiten zu können wäre es aber eine Möglichkeit trotzdem zusammen zu kommen.
Anderes Beispiel, in der Vergangenheit habe ich in einem europaweit verteilten Team gearbeitet. Der Projektleiter saß mit 2 Entwicklern in GB, zwei von uns in einem Standort in D, zwei in CZ nochmal einer in I. Ich bin jeden morgen 15 km zum Büro gefahren um dort eine Daily Lync Konferenz zu machen und danach hat jeder seinen Job gemacht. Code wurde über GIT zum Review freigegeben und wurde von einem beliebigen Kollegen angesehen und kommentiert. Ganz ehrlich, das hätte aus dem Homeoffice genauso gut funktioniert. Bloß gab es keine Homeoffice-Kultur in dem Unternehmen damals.
Was ich mit den beiden Beispielen sagen will. Homeoffice hat viele Vorteile und viele Nachteile. So wie die "alte" Welt auch. Nicht alles ist gut und nicht alles ist schlecht. Sie gehen in Ihrem Beitrag leider verstärkt auf die negativen Aspekte ein. Es gibt genügend Büro-Situationen der mindestens genauso schädlich sind, wie die von Ihnen beschriebenen Homeoffice-Situationen. Denken sie nur an kontrollversessene Chefs, die ja nun auch nicht so selten sind.
Ich bin inzwischen selbst Führungskraft in einem mittelständischen Unternehmen und ich habe festgestellt, dass Mitarbeiter von mir deutlich aufblühen im Homeoffice und umgekehrt. Für Führungskräfte gibt es neue Herausforderungen um die Arbeitsabläufe zu steuern und Leistungen einzuschätzen. Das ist doch völlig ok. Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahren geändert und viele Führungsetagen haben die Augen davor verschlossen jetzt geht das eben nicht mehr. Viele Mitarbeiter mussten sich dem schon lange anpassen.
Peter 18. August 2020 um 9:22
"Einerseits, weil niemand Arschlöcher befördert"
Ok, bis dahin konnte man ja noch aus den Augen eines Managers folgen, aber ab diesem Punkt bin ich raus.
Sie haben KEINE AHNUNG, wieviele Arschlöcher befördert wurden und wieviele es noch werden.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 12:40
@Peter: Was dem einen ein Arschloch, ist dem anderen eine töfte Chefin – so etwas ist immer subjektiv.
Wittkewitz 18. August 2020 um 9:27
Jetzt kann ich mir ungefähr vorstellen, wie der Blogbeitrag eines Beraters für Organisationsentwicklung über einen neuen Trend im Digitalmarketing aussehen würde. Meinung gehabt, passende Studien gesucht, zwei O-Töne und ab in den Äther. Hübsch. Als wenn ein Autoverkäufer eine niegelnagelneue Druckmaschine von Heidelberg vorstellt: "Und hier sind die gelben Bedienelemente eher links und dort ein blaues Stellrad mit Rastmechanismus."
Bernd 18. August 2020 um 9:27
Eine so negative Bewertung der Entwicklung Home Office kann ich nun rein gar nicht unterschreiben. Ich habe vor 20 Jahren einer schwangeren Kollegin in unserer Werbe- und PR-Agentur ein erstes Home Office eingerichtet, als Experiment, mit großem Erfolg, obwohl die Technik dafür noch längst nicht auf heutigem Stand war.
Was braucht ein beratendes bzw. nicht produzierendes Unternehmen? Definitiv nicht mehr als ein ständig besetztes Sekretariat und einen ausgefeilten Konferenzraum für Kundengespräche. Präsenz ist maximal montags zur Wochenplanung und freitags zur Bewertung erforderlich – wenn überhaupt. Denn auch das geht über digitale Kanäle. Kurz gesagt – wer ohnehin keinen persönlichen Kundenkontakt hat, kann den Job auch 1:1 von zuhause aus durchführen und benötigt kein Büro.
Hier muss man sich auch überlegen, welche Unternehmenskultur in den letzten 10 Jahren entstanden ist. Mitarbeiter an endlos langen Schreibtischen wie Hühner auf der Stange zu platzieren? Die Individualität bedingungslos irgendwelchen "Teamgedanken" unterzuordnen und den Vorgesetzten bessere Übersicht und Kontrolle zu ermöglichen? Ist ja wie im Call Center… Und Nein, man möchte einigen Kollegen und Vorgesetzten evtl. nicht jeden Morgen begegnen, weil die Chemie nicht stimmt. Das ist nicht ungewöhnlich, es ist menschlich – und somit real.
Volkswirtschaftlich ist der Schaden, der durch verspätete Berufspendler auf der Straße oder im ÖPNV, durch überbewertete Zeitverschwendung in Firmen-Meetings, Klatsch & Tratsch (genannt Smalltalk…), sowie überdimensionierte Bürostrukturen in kostenintensiven Gebäuden am Arbeitsplatz jährlich entsteht, schon vor Jahrzehnten ausgerechnet worden. Dieser ist immens.
Der Kritik am Home Office entspricht der Denkweise derer, die im mittleren Management sitzen und ihren eigenen Kontroll- und Autoritätsverlust fürchten. Insbesondere die Hierarchie-Denker und Digital-Verweigerer wird man in diesem Bereich finden. Die Situation durch Corona hat genau diese Gruppe völlig unerwartet auf dem falschen Fuß erwischt, und nun wird sie von der Entwicklung der letzten 5 Monate komplett überholt. Es war überfällig, dass es so gekommen ist.
Wolf Schönenbach 18. August 2020 um 9:27
Halte ich für fraglich. Schon eine Kernthese – "Gleichzeitig aber sind materielle Anreize für Millennials und die GenZ weniger attraktiv als für vorhergehende Generationen" ist lächerlich. Das ist HR-Weisheit, um es zu rechtfertigen, Gehälter zu drücken, nicht Realität.
Materielle Anreize sind sehr wohl wichtig, beide Generationen bekommen aber schlicht solche Angebote nicht. Ich habe noch nie einen Millenial oder GenZler getroffen, der/die nicht über katastrophal niedriges Gehalt klagen würde – die Kinderlosigkeit dieser Generationen liegt ja schlicht daran, dass Kinder kaum finanziert werden können – bei prekären Arbeitsplätzen mit miesem Gehalt kein Wunder. Wer gründet Familien, wenn unbekannt ist, ob man in 6 Monaten noch einen Job hat, und eh kaum die überhöhte Miete zahlen kann?
Vielleicht sollten die Firmen einfach mal probieren, die Gehälter anzuheben. Dann wäre der Standort Europa auch direkt wieder attraktiver und müsste sich über Abstieg gegenüber China/Indien keine Sorge mehr machen. Mehr noch: Home office würde vermutlich eine ganze Reihe von großen sozialen Problemen in Europa lösen. So können Millenials dann plötzlich in kleineren Orten leben und arbeiten – und diese würden nicht mehr veraltern und aussterben. Gleichzeitig bleibt für junge Familien mehr vom Leben, da keine Großstadtmiete mehr gezahlt werden muss, und eine Familiengründung wird plötzlich möglich.
Mir fällt eigentlich nichts ein, das für Europa schädlicher wäre, als die Abkehr vom Home Office. In der derzeitigen Situation brauchen wir es dringend. HO ist vermutlich eine der wenigen Dinge, die Europa vor dem drohenden Absturz bewahren kann – Großstadtmieten werden ja nicht sinken, und Firmen werden sich weiterhin weigern, Gehälter zu zahlen, von denen junge Generationen eine Familie bezahlen können. Außer HO gibt es da also wenig Hoffnung auf Besserung.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 12:39
@Wolf Schönenbach: Meine These (Kernthese? Wie kommen Sie darauf?) ist nicht lächerlich, sondern fußt auf Generationenstudien (hierzu gerne "Generation Y" vom Zukunftsinstitut oder der "Workplace Culture Report").
Marc Haunschild 18. August 2020 um 9:29
Wenn man etwas will, findet man auch Gründe dafür. Wenn man etwas für falsch hält, findet man auch Gründe dagegen.
Die erwarteten Probleme sind spekulativ, ob sich Mitarbeiter einen ergonomischen Arbeitsplatz einrichten, liegt selten an Platzmangel (niemals zuvor haben Menschen so viele Quadratmeter zur Verfügung gehabt wie heute) und manches in dieser ad hoc-Umstellung ist provisorisch. Es gibt auch Mitarbeiter, denen das Zusammensein mit Fremden unangenehm ist und die sich in ihr Büro ebenso zurückziehen, wie in ihr Homeoffice und wir werden wohl auch eine Perfektionierung der Kommunikationskultur für Labertaschen im virtuellen Raum erleben.
Wenn durch vernünftige Ausstattung des HomeOffices und Abschaffung diverser Provisorien vernünftige Bedingungen geschaffen werden, dann haben sich viele der hie rgenannten Probleme erledigt.
Zu guter letzt: da es wohl den HomeOffice und den Kantinen-Typ gibt, denke ich Firmen können Mitarbeiter über finanzielle Anreize hinaus dadurch binden, dass man den verschiedneen typen die Wahl lässt, wo sie arbeiten wollen.
Gerade große Firmen werden dann wohl kaum zu menschenleeren Geisterhallen.
Und wer weiß: vielleicht stehen viele Freelancer, die für GRoßkonzerne derzeit unereichbar sind, den Firmen dann auch wieder als Arbeitskräfte zur Verfügung?
Georg Hess 18. August 2020 um 9:29
Für mich persönlich ist Home Office nicht geeignet (bin in IT tätig). Ich kann mich zu Hause nicht auf die Arbeit konzentrieren. Das sind bei mir zwei verschiedene Welten, die ich nicht vermischen möchte. Ich muß irgendwohin fahren/laufen, wo ich meine Arbeit erledige, wo ich mich mit Kollegen nicht nur virtuell austauschen kann, um dann nach Hause zu kommen (quasi als Belohnung) und all die Pflichten abstreifen zu können. Andernfalls würde ich durchdrehen, weil ich nicht abschalten kann. Auf alle Fälle würde die Qualität meiner Arbeit darunter leiden. Und der Erholwert meines Zuhauses auch.
Mark F. 18. August 2020 um 9:32
Ein interessanter Artikel, eine Kontraposition zur aktuell sich durchsetzenden Gesamtmeinung in den Medien und bei Arbeitgebern. Ich finde es wirklich gut, eine andere Position einzunehmen, bin mir aber nicht sicher, dass hier die richtigen Argumente gewählt wurden.
Meine Gegenposition: Ich war 5 Monate im HomeOffice und ich würde lieber sofort wieder zurückkehren. Warum? Die Karrieresucher vor Ort im Büro nerven ganz schön. Mein Job ist inhaltlich komplex, meine Ideen prägen nachhaltig unser Produkt. Ich brauche tatsächlich Ruhe und Raum für Kreativität. Brauche ich dann auch den Dauergrinser aus dem Nachbarbüro, der mich von der Arbeit abhält und nebenbei versucht meine Ergebnisse als seine zu präsentieren? In einem Webinar ohne die Möglichkeit all die Klebezettel an meiner Wand im Büro zu fotografieren und daraus eine eigene Präsi zu basteln, fällt das schon etwas schwerer.
Gegen die genannten Rückenschmerzen hilft übrigens Bewegung ziemlich gut.
Der Artikel verweist darauf, dass Karrieresuchende die Arbeit im Büro benötigen, um Karriere zu machen. Worin besteht das Interesse des Unternehmens: Karrieresuchende zu fördern oder die eigenen Produkte weiterzuentwicklen, um dauerhaft Erfolg zu haben?
Das wohl einzig wirklich stichhaltige Argument ist natürlich, dass gewisse Produkte einfach nicht durch einzelne oder zuhause sinnvoll entwickelt werden können. Andererseits gilt das m.E. für Tätigkeiten in Unternehmen, für die Homeoffice eh nicht in Frage kommt.
Ich kann nur sagen, dass es mir leicht fällt in meiner individuell (nach meinen Wünschen) eingerichteten Wohnung (die ich sonst viel zu wenig nutze, auch wenn sie ein Vermögen kostet) effektiv und effizient zu arbeiten, während mir die Arbeit in einem Großraumbüro (natürlich nach neuesten Erkenntnissen mit allen Möglichkeiten ausgestattet) eben nicht so leicht fällt und deutlich weniger Spaß macht – auch wenn ich jetzt den ganzen Tag mit noise cancelling Headsets meine Libelingsmusik hören kann). Sorry, vielleicht muss das jeder mal erlebt haben, aber zuhause macht Arbeiten tatsächlich wieder richtig Spaß. Endlich geht es um das Produkt, den Kundennutzen und eben nicht um die persönlichen Interessen der Kollegen, die am Ende nur ihre eigenen Ziele verfolgen.
Martin H. 18. August 2020 um 9:34
Ich werde ungern als soziales Tierchen bezeichnet. Aber ich muss dem Autor recht geben: Mir ist es wichtig, dass ich mit den Leuten, mit denen ich täglich zusammen arbeite, gut klar komme und mit ihnen nicht nur professionell sondern auch menschlich verbunden bin. Mit denen verbringe ich schließlich in der Woche mehr Zeit als mit meiner Familie, meinen Vereinsfreunden oder gar den engsten Freunden.
Ich trenne mein privates und beruflichs Leben, habe mich bis auf wenige Ausnahmen noch nie mit meinen Kollegen in der Freizeit getroffen, aber sie sind dennoch ein wichtiger Teil meines Lebens und meiner Lebensfreude. Das gute Miteinander kommt nicht an Bildschirmen zustande, sondern in Gesprächen am Rande von Meetings oder in Pausen, und in Krisen, die wir gemeinsman gemeistert haben. WIR. GEMEINSAM.
Ich bin jetzt seit 5 Jahren im Senior Management einer 100+ Mitarbeiter Organisation und kann mir vorstellen, hier bis zum Renteneintritt zu bleiben. Wir haben seit März auch unsere Erfahrungen mit Home Office hinter uns und haben letzte Woche – weil das letzte große Betriebstreffen im Juni ausfallen musste – ein freiwilliges Arbeitstreffen organisiert. Es sind ALLE Mitarbeiter gekommen, weil der persönliche Umgang fehlte. Offensichtlich bin ich nicht der einzige, dem etwas seit Monaten fehlte. Wohlgemerkt: Wir sind Kollegen und nicht Freunde.
Ich will keinem hier etwas wegnehmen, der sich im Home Office gut aufgehoben fühlt und dafür auch hehre umweltfreundliche Argumente vortragen mag.
Aber ich sehe es so, dass meine Identifikation mit dem Arbeitgeber, meinem Team und meinem Wunsch, mich hier in größtmöglichen Maße einzubringen, sinkt, je mehr das persönliche Miteinander auf die digitale Ebene verschoben wird.
Ach so, ja, ich bin ja schon 48 Jahre alt und habe noch knapp 20 Arbeitsjahre vor mir. Hoffentlich nicht Zuhause am Bildschirm.
Rainer Feike 18. August 2020 um 9:35
Als das elektrische Licht erfunden wurde prophezeiten Sozialwissenschaftler das Auseinanderbrechen der Familien – mangels vereintem Sitzen um den Kerzentisch. Das große Problem der menschlichen Fantasie ist nicht das exponentielle, sondern das mehrdimensionale – darum haben wir Probleme mit Differentialgleichungen. Die wenigsten – vor allem Wirtschaftsexperten – können aus ihrer ceteris paribus Vorstellungswelt raus und komplexere Änderungen antizipieren als bloße Extrapolationen in einer Dimension.
Und so kommt es, dass jedes mal wenn sich in unserer ABC Welt ein Teilchen ändert die Warnungen und Mahnungen vor den Gefahren aller Umbrüche in B laut gerufen und diskutiert werden während sich unbemerkt auch A und C umstellen – und daher alle Prognosen über die c.p. Änderungen in B nutzlos sind. Gemahnt und gewarnt wird in erster Linie vor denen, die Angst vor Änderungen haben und Risiken grundsätzlich höher einwerten als Chancen.
Und plötzlich ist die Welt anders als vorher und trotzdem gut weil der Mensch sich entgegen aller Ängste sehr gut und schnell auf Neues einstellen kann.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 12:34
@Rainer Feike: Es passiert mir eher selten, dass ich als technikfeindlich hingestellt werde – eher im Gegenteil. Ich beobachte Technologie hauptberuflich seit 22 Jahren. Und ich liebe den Fortschritt. Was ich aber in diesen 22 Jahren auch gelernt habe ist, dass es zwei Grenzen des technischen Fortschritts gibt: Naturgesetzt und menschliche Natur. Das vollständige Home Office geht gegen die Natur der meisten Menschen (nicht aller).
Und deshalb finde ich das Totschlagargument "Damals gab es auch falsche Prognosen" intellektuell unterkomplex.
Silvia 18. August 2020 um 9:36
Ich finde das der Artikel schön den Arbeitgeberverband unterstützt. Natürlich wird das Home Office Veränderungen mit sich bringen. Doch nicht einer der Punkte, die Sie aufgeführt haben, wäre nicht zu lösen. Natürlich ist Home Office nicht für jeden Menschen geeignet. Es wird immer Menschen geben, die lieber im Büro arbeiten.
Für die Anderen ist Selbstständigkeit und Selbstbestimmtheit wichtig. Lasst uns endlich frei und wir werden produktiver sein, als je zuvor.
Der Vergleich mit dem Büromitarbeiter und dem Mann am Fließband ist einfach nur albern. Da gibt es auch heute schon gravierende Unterschiede und das ist nun mal so. Mann selbst hat ja seinen Berufsweg gewählt, weil einem das hoffentlich Spaß macht.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 12:30
@Silvia: Ich finde es schade, dass Sie die genannten Problematiken beschränken auf die Unterstützung einer Institution. Ich glaube nicht, dass so etwas der Diskussion zuträglich ist.
Gast123 18. August 2020 um 9:37
Für meinen Persönlichkeitstyp ist Homeoffice die Rettung. Ich gehöre zu den ruhigen, unauffälligen Menschen, die ihre Arbeit gerne erledigen ohne in Kaffeeküchen herumzuschwafeln und zu netzwerken. Leider fühlt man sich in der Präsenzkultur damit oft isoliert. Im Homeoffice kann ich mich ganz meiner Arbeit widmen, Fragen und Probleme können hervorragend per Mail, Telefonkonferenz etc. gelöst werden. Ich freue mich zudem an täglich zwei Stunden gewonnener Lebenszeit wegen wegfallenden Fahrzeiten, pflege und liebe meine Kontakte zu echten Freunden und der Familie. Berufliche "Freundschaften" sind meistens keine echten Freundschaften.
Arwed 18. August 2020 um 9:41
Endlich mal ein kritischer Artikel.
So oft lese ich , vor Corona, der Chef braucht kein Büro, alle geht digital.
Das mag stimmen, aber als Arzt sage ich: Finger weg von ständiger Laptop arbeit.
Laptop Bildschirme sind derart unergonomisch plaziert, allein die Grösse erfodert doppelt so genaues hingucken.
Schreibe zwar auch gerad mit Laptop, aber Zuhause im "Bürozimmer" steht ein Rechner mit zwei Bildschirmen.
Wer das nicht mal ausprobiert hat, hat was verpasst….
George 18. August 2020 um 9:42
Natürlich sind einige der aufgezählten Probleme völlig korrekt, sind aber hauptsächlich Symptom dessen, dass es für viele Unternehmen wie Mitarbeiter eine völlig neue Arbeitssituation ist, an die sich beide Seiten erst anpassen müssen und werden.
In Summe wirkt der Beitrag aber wie die Ablehnung der Menschen, als damals das Auto eingeführt wurde. "Die Menschen werden verrückt bei der Fahrt! Wir wollen unsere Kutschen behalten."
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 11:26
@George: Es ist lustig, wenn mich jemand als technikverhindernd darstellen will. In der Regel behaupten Menschen nämlich das Gegenteil. Ich finde es aber schade, dass Ihnen zu meinen Argumenten keine Gegenthesen einfallen außer "wird schon werden".
Barbara 18. August 2020 um 9:50
Es ist wie bei allen Umstrukturierungen: Es gibt Gewinner/innen und Verlierer/innen, nach meiner langjährigen Berufserfahrung mehr Verliererinnen (vor allem Frauen).
Gerade haben wir doch eindrucksvoll erfahren, dass es vor allen Dingen die Frauen sind, denen verstärkt die Aufgaben rund um Heim und Herd neben ihrer Erwerbsarbeit zugeschoben werden (psst, Kinder, Papa muss arbeiten). Die scheinbar einfache Lösung ist dann oft, die Arbeitszeit (weiter) zu reduzieren. Wenn man jung und gesund ist, macht man sich keine großen Gedanken über soziale Absicherung – es sei denn, frau steht plötzlich entpartnert allein da.
Natürlich freut man sich, wenn man keine langen Arbeitswege hat – egal, mit welchem Verkehrsmittel. Lange Arbeitswege kommen aber zustande, weil es einerseits in so vielen Städten keinen ausreichenden und gleichzeitig bezahlbaren Wohnraum gibt und andererseits, weil so vielen Leuten das eigene "Häuschen im Grünen" als erstrebenswert im Kopf herumspukt. Ich kann mir gut vorstellen, dass viele, die hier geschrieben haben, sagen werden, dass sie solche Wünsche nicht haben. Das mag sein, aber ich denke, dass hier auch nicht die Mehrheit der Menschen repräsentiert ist. "Normalos" hegen solche Träume schon. Hier liegt eine große Aufgabe für Raumplanung und Architektur.
Was machen alle die Menschen, die in Gegenden wohnen, in denen es Funklöcher und Schneckenleitungen gibt? Und das ist nicht nur auf dem platten Land so. Es mag ja sein, dass der Netzausbau ein wenig forciert wird, was aber hinten und vorn trotzdem nicht reicht.
Wenn hier Menschen meinen, sie brauchen gar keinen persönlichen Kontakt zu ihren Kolleginnen und Kollegen, sind sie wohl bürotechnisch bestens aus-, fort- und weitergebildet. Meine persönliche Erfahrung sagt etwas ganz anderes: Viele Kolleginnen hatten mehr Probleme mit ihrem Computer, zuweilen war selbst ein Serienbrief eine große Hürde. Ja, ja, sie hätten halt das Handbuch lesen oder gezielt die Hilfefunktion nutzen können – das ist aber lebensfern. Lebensnah ist, sich bei solchen Problemen zusammenzusetzen und Schritt für Schritt die Lösung praktisch zu üben. So etwas funktioniert im Home-Office überhaupt nicht.
Zum Schluss möchte ich noch zu bedenken geben, dass Home-Office-Arbeit bedeutet, total vom Computer abhängig zu arbeiten. Ist das erstrebenswert?
Carsten Th. 18. August 2020 um 9:52
In vielen Teilen mag das möglicherweise stimmen, was Sie als Argument anführen, aber Sie vernachlässigen einen wichtigen Aspekt: Mobilität! Bzw. die sich immer mehr einschränkende! Die Pendelei, das Verschwenden von Lebenszeit im Stau oder im desolaten ÖPNV gegenüber einer Politik, die Klimawandel und Verkehrswende nur mäßig vielerorts geregelt bekommt, sorgt dafür dass viele Home Office begrüßen. Hinzu kommt, dass es heute und morgen und übermorgen nicht mehr verständlich ist, knapp werdende Ressourcen zu "verbrennen". Und da die Politik die Verkehrswende nur mit massiven Investitionen lösen könnte, macht sie das billigste als erstes: Einen rechtlichen Anspruch auf Home Office. Der wird kommen.
ben 18. August 2020 um 9:53
In diesem Artikel werden so viele Schein-Argumente aufgeführt, dass eseinen traurig macht.
Einsparungen für Büromiete können dem ANgestellten teilweise weitergegeben werden -> Arbeitszimmer zu hause.
DAs Ziel ist FLEXIBILITÄT, welches der Autor anscheinend nicht versteht.
1-2 mal die Woche im Böro möchten viele ANgestellte trotzdem gerne.
Die Eingesparte Zeit zum Pendeln. (mindestens 5h die Woche?) kann auch bei der VIdeokonferenz für persönliche Gespräche genutzt werden, Teambuilding-Events sind noch sehr viel konstruktiver als Tratsch vor der Kaffeemaschine.
Traurig was sich "journalismus" bezeichnet
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 11:33
@Ben:
– Einsparungen könnten weitergegeben werden. Theoretisch. Praktisch wird das nicht passieren, denn schon die buchhalterische Verarbeitung ist ja problematisch. Natürlich könnten Arbeitgeber ein Arbeitszimmer einrichten – wenn die Wohnung es hergibt. Doch da sind wir ja schon beim Theme, #Immobilienmarkt.
– Natürlich verstehe ich das Argument der Flexibilität. Und ich schreibe ja, was Ihnen anscheinend entgangen ist, dass Home Office in Maßen absolut verständlich ist. Derzeit aber werden Tatsachen geschaffen in Großunternehmen. Die Zahl der physischen Arbeitsplätze wird bei einigen massiv verringert.
– Small Talk in Videokonferenzen: Ja, könnte. Allerdings passiert das nach den ersten Studien eben nicht. Wir kommunizieren im Alltag mehr, als wir selbst wahrnehmen. Was bisher ein kurzer Gang zum Tisch des Kollegen war, wäre im Zeitalter des Home Office eine terminierte Videokonferenz mit mindestens 15 Minuten Länge. Und weil es so viele davon sind, bleibt keine Zeit für Smalltalk. Und genau dies schildern andere Kommentatoren ja.
– Ich bezeichne mich nicht als "journalismus". Ich bezeichne mich als Unternehmensberater.
Andy Kohler 18. August 2020 um 9:55
"…getrieben von Betriebsräten…"
Betriebsräte sind – mehr als jeder andere Mitarbeiter – von direktem Austausch mit den Mitarbeitern und dem unmittelbaren Erleben von Fehlentwicklungen abhängig. Home Office erschwert beides bis zur Unmöglichkeit. Denn wie will der BR mitbekommen, dass da die eine Hälfte der Belegschaft sich selbst bis zur Erschöpfung in 24/7 ausbeutet, die andere Hälfte so ineffizient ist, dass es mit dem Erhalt der Arbeitsplätze für alle (ja – auch darauf zu schauen ist eine Aufgabe von Betriebsräten) nicht mehr vereinbar ist. Oder wie will der BR beurteilen, ob die Kündigung eines in die Jahre gekommenen Mitarbeiters tatsächlich betriebliche Gründe hat – oder doch eher in der geringeren Arbeitsleistung für das Unternehmen zu suchen ist? In der Folge werden Betriebsräte noch mehr verschwinden, als es in unserer Präsenzarbeitswelt so schon der Fall ist.
Da haben wir über die Folgen für die gewerkschaftliche Vertretung noch garnicht gesprochen.
Niemand sollte indes annehmen, dass Unternehmen ihren finanziellen Vorteil aus Home Office an die Arbeitnehmer weitergeben werden. Eine Erhöhung des Leistungsdrucks, Druck zur permanenten Ansprechbarkeit und geringere Entlohnung (schließlich spart sich der AN ja auch Fahrtkosten) werden die Folge sein. Um so schlimmer, je mehr Korrektive wie Betriebsräte und Gewerkschaften aufgrund dieser Entwicklung wegfallen.
Susanne 18. August 2020 um 9:56
Das ist – Entschuldigung – typisch Mann: Ihr könnt offensichtlich nur in Schwarz oder Weiß denken. Es wird sich nicht DAS Home Office durchsetzen, sondern viele verschiedene Formen davon. Der/die Angestelte mit der kleinen Wohnung wird wahrscheinlich öfter im Unternehmen arbeiten als der mit Haus, Garten, Arbeitszimmer. Und natürlich werden sich auch die Leute immer wieder im Unternehmen sehen lassen, die Karriere machen wollen. Nur eben wird wahrscheinlich jede*r mit Büroarbeitsplatz jetzt lockerer mit seiner Arbeit umgehen und nach Absprache eben auch zuhause werkeln, wenn das besser in den Kram passt und mehr Komnzentration erfordert ist. Das wirkliche Problem im Home Office sind eher kranke Kinder oder Angehörige und Haushalt, also die Beschäftigten, die pflegen und arbeiten und das zuhause nur schlecht trennen können. Das geht ohne Hilfen schief: Wer konzentriert arbeitet, kann nicht hegen & pflegen, weil Kinder/Kranke umsorgt und abgelenkt, vulgo: bespasst, werden wollen. Daher haben erfolgreiche Selbständige und Unternehmerinnen Babysitter und Haushaltshilfen engagiert ….
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 11:41
@Susanne: Das ist – Entschuldigung – Sexismus.
Ich habe das Familienthema bewusst außen vorgelassen. Was mir aber auffällt ist, dass Frauen in Beziehungen (Alleinerziehende haben mein volles Verständnis) immer erklären, sie müssten die Kinder nehmen. Warum? Warum gelingt es anscheinen so vielen Frauen nicht, diese Aufgabe ihren Partnern zu übertragen? Läuft da nicht etwas in der Beziehung grundlegend falsch?
Melanie U 18. August 2020 um 18:11
Danke für den Artikel. Ich sehe sehr viele Punkte anders, einigen wenigen stimme ich zu. Dass Sie aber das Familien- und Pflegethema außen vorgelassen haben, ist aus meiner Sicht ein riesiges Versäumnis. Ohne dieses Thema zu berücksichtigen, finde ich nicht, dass man sich ein abschließendes Urteil zu Home Office erlauben sollte. Es blendet die Lebensrealität von vielen, der Großteil davon Frauen, aus.
"Was mir aber auffällt ist, dass Frauen in Beziehungen (Alleinerziehende haben mein volles Verständnis) immer erklären, sie müssten die Kinder nehmen. Warum? Warum gelingt es anscheinen so vielen Frauen nicht, diese Aufgabe ihren Partnern zu übertragen? Läuft da nicht etwas in der Beziehung grundlegend falsch?" Wenn Sie tatsächlich keine Ideen zu diesen Fragen haben, dann entnehme ich dem, dass Sie offenbar sich noch nicht viel mit dem Thema "Frauen in der Arbeitswelt" beschäftigt haben, oder mit der wirtschatlichen Ungleichheit der Geschlechter, Diskriminierung und Traditionen und Machtstrukturen in unserer Kultur. Wie gesagt, große Bitte, dies nachzuholen, sonst kann ein solcher Artikel m.E. keinen Anspruch auf Vollständigkeit haben.
Bettina 18. August 2020 um 9:58
Ich halte diesen Artikel für einseitig und teilweise falsch. Um die Karriereleiter zu erklimmen, benötigt man keine Kantinen- oder Pausen-Kontakte, sondern ordentliche Arbeit, die man abliefert. Klar, wer sich gut auf Socializing versteht, kann sich besser nach oben reden. Aber ist das der bessere Chef ? Oder trinkt er einfach nur öfters Kaffee mit anderen? Arbeit, die online abgeliefert wird, lässt sich viel leichter messen und bewerten, als vor Ort. Ganz außer acht gelassen, wurde meiner Meinung nach das Thema Mobbing, das online doch viel schwerer fällt, als direkt im Büro. Und zu behaupten, das Home Office ungesund ist, grenzt an kompletten Unfug. Die Firma kann den MA Stühle/ Tische auch fürs Home Office zur Verfügung stellen anstelle fürs Büro. Und wo bleibt der Aspekt Zeit- und Stress-Ersparnis durch wegfallende Anfahrt zur Arbeit und wieder noch Hause? Zeit ist unser kostbartes Gut – das man nicht einfach weglassen kann.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 11:45
@Bettina: Sie können sich denken, dass ich eine komplett andere Meinung habe. Ich weiß nicht, wieviel Erfahrung Sie in größeren Unternehmen haben. Aber dort sind soziale Kontakte essentiell, um einen guten Job zu machen. Auch aus meiner Vor-Selbständigkeitserfahrung stelle ich klar die These auf: Chefs, die besser "socializen", führen auch besser. Denn wenn sie sozial nicht kompatibel sind, sind sie auch nicht in der Lage, Menschen mitzunehmen – und das wird gerade in einer Krise zum Problem.
Mobbing: Riesenproblem. Aber: Das wird im Home Office ja noch schlimmer. Denn bei Anwesenheit bekommt man ja mit, wenn etwas gegen einen läuft. Jemand aber durch ausschließlich digitalen Kontakt auszuschließen ist erheblich einfacher.
Büroausstattung: Eine mehrfach hier geäußerte, schöne Vorstellung. Wenn man eine Wohnung hat, in die ein Arbeitsplatz passt. Und was, wenn nicht?
Petersen 18. August 2020 um 9:59
Weder das reine Home Office für jeden, noch das Zurückkehren in die Präsenz-Kultur halte ich für die die richtige Antwort. Sondern wie so oft macht es die Grauton-Mischung, für jedes Unternehmen und vielleicht sogar Team das richtige Maß zu finden, was natürlich sehr anstrengend ist. Selbst innerhalb meines Teams sind wir sehr unterschiedlich. Während ich restlos glücklich und meiner Firma für das Corona-bedingte 100% (optionale) Home Office sehr dankbar bin, leidet eine Teamkollegin unter dem mangelnden echten Kontakt. Während ich im Home Office mich mehr vernetzte als vorher und mehr persönliche Gespräche habe (ich telefoniere äußerst ungerne im Großraumbüro, und chatten/Mail schreiben ist kein echter Ersatz) und produktiver arbeite (keine ständige Störung durch ständig herum gehende Menschen und ständige Gespräche, kreative Pause auf dem Balkon, Lösungsfindung während einer kurzen körperlichen Tätigkeit wie Spülmaschine-Ausräumen, Konflikte sind durch die Distanz gar nicht mehr so schlimm, Meetings laufen produktiver), sieht es bei ihr anders aus. Home Office und virtuelles Arbeiten über 50 Standorte ist in meiner Firma nichts Neues. Aber jeder Jeck ist halt anders. Und das wird zu oft vergessen.
Bzgl. der viel gepriesene Vernetzung in der Kantine: Das halte ich für ein ziemlich theoretisches Wunschdenken. Es gehen stets die gleichen Leute aus den gleichen Teams in der gleichen Gruppe essen. Das konnte ich bei jeder Firma beobachten.
Stefan 18. August 2020 um 9:59
Ich arbeite in einem 70k Mitarbeiter starkem Dax-Konzern und teile die Meinung nicht. Tatsächlich glaube ich, dass meine persönliche Reichweite der Vernetzung mit anderen Mitarbeitern durch HomeOffice deutlich zugenommen hat, da die Räumlichkeit keine Rolle mehr spielt.
Ich fühle mich weniger gestresst und gesünder. Durch die Zeitersparnis habe ich satte 7 KG Gewicht verloren und bin nachweislich sehr viel fitter und wacher geworden.
Ich denke der Trend zum HomeOffice ist etwas gutes was man nicht durch "gut gemeinte" Argumente zerreden sollte, sondern dem man offen gegenüber treten sollte.
Ich denke HomeOffice in der Fläche hat eine ehrliche Chance verdient !!
Simone 18. August 2020 um 10:03
Hallo. Ich würde auch sagen, dass es weder ein eindeutiges pro noch contra geben kann, und es sowohl von der Firma als auch vom Arbeitnehmer abhängt. Ich persönlich würde in jedem Fall auch eine Mischung bevorzugen und keinen reinen Home Office Arbeitsplatz. Ich benötige zumindest hin und wieder, am besten mindestens 1x pro Wochen, einen persönlichen Kontakt zu meinen Kollegen und Vorgesetzten. Ich gehe insofern mit, dass für das reine Home Office zu einer zu großen Anonymität und ggf. weniger "Kollegialität" führt.
Stefan Reisz 18. August 2020 um 10:05
Grundsätzlich gilt auch bei diesem Thema: Zu viel Zucker kann tödlich sein…. Es ist immer das (Aus-)Maß, dass die Grenze zwischen Sinn und Unsinn markiert. Und natürlich gibt es in Sachen Home Office wieder die betriebswirtschaftlichen "Füchse", die mit sensationellen Einsparpotentialen den Krug so lange zum Brunnen tragen, bis er bricht. Ergo: Nicht das Home Office ist das Problem, sondern was einige "Strategen" im Hype wieder darum herum konstruieren. Offensichtlich geht´s hierzulande nicht mehr mit gesundem Nachdenken – und am Ende machen wir das "mit den Fähnchen". Weil mehr nicht übrig geblieben ist 🙁
Reiner C. 18. August 2020 um 10:06
Die Schwierigkeit beim Home Office ist, Arbeit von Freizeit abzugrenzen. Zu Hause benötigt es mehr Disziplin, in den Arbeitsmodus zu kommen. Aus diesem Grund miete ich mich gerne in einen Coworkung- Space ein.
jonathan 18. August 2020 um 10:07
Nachdem ich angefangen habe den Artikel zu lesen, wurde mir klar das dieser darauf abzielt das home office schlecht zu machen. Meine Generation verständigt sich ein Großteil übers Internet, sei es durch Online Spiele oder weil man zu weit auseinander wohnt. Wo ist den das Problem im Home Office? Die Firmen sparen eine menge geld, welches man in den AN investieren kann. Warum soll ein AG ein haufen geld monat für monat für mieten etc. ausgeben wenn er seine leute im home office arbeiten lassen kann? Büro stühle usw. sind eh vorhanden also kann man diese den AN zur verfügung stellen. Außerdem wollen doch alle was für die Umwelt machen oder nicht? Durch Home Office spart man eine menge Co² ein und es entsteht weniger Feinstaub. Was auch ein großer Vorteil ist, dass die Wohnungen zwangläufig günstiger werden, da viele in günstigen Regionen ziehen können um dort zu arbeiten. Warum sollte ich für 50qm 1000€ ausgeben wenn ich 30km weiter nur die hälfte bezahle und dafür in ruhe und mit einer geringeren gesundheitliche belastung lebe? Die ältere Generation "verteufelt" das Home Office warscheinlich weil es neu ist. Dies ist ganz normal da der mensch ein Gewohnheits Tier ist und sich mit neuen umständen schwer zurecht findet. Der einziege nachteil entsteht für Immobilien besitzer die ihre wohnung überteuert vermieten und für AG die gerne ihre AN beobachten(sogar überwachen) und immer wollen das der AN 200% gibt. Für den AN, der Umwelt und sogar für eine Firma hat dies mehr vorteile als nachteile!
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 12:28
@Jonathan: Nein, dieser Artikel soll Home Office nicht "schlecht machen". Er thematisiert aber, dass derzeit in größeren Organisationen Fakten geschaffen werden, die den Home Office-Anteil nach oben treiben. Sie fragen, wo das Problem sei – gehen aber auf die genannten Problem nicht ein. Schade.
HaPeK 18. August 2020 um 14:13
"Wo ist denn das Problem im Home office?"
Ein guter Kumpel von mir ist Elektriker. Er zieht Kabel, montiert Steckdosen, schließt Geräte und Beleuchtung an. Und das alles im Auftrag einer deutschlandweiten Drogeriekette. Genau das ist sein Problem mit Home office. Dumm gelaufen! Allerdings ist auch dumm, dass es immerwieder Arbeiten geben wird, die sich nur manuell vor Ort ausführen lassen.
Robert 18. August 2020 um 10:07
Was mir bei der Diskussion um Homeoffice oder mobiles Arbeiten oft untergeht ist der Aspekt der Gerechtigkeit.
1. Können vs. Nicht möglich: Eigentlich ist klar, das jemand, der im HO arbeiten kann, deutliche Vorteile gegenüber dem hat, dessen Arbeitsplatz das nicht erlaubt. Also: Wie wird z.B. ein Ausgleich zwischen Fertigung und Konstruktion geschaffen, nur als Beispiel.
2. Alt vs. Jung: Es ist nun mal so: Ältere Jahrgänge haben bessere Möglichkeiten, ein HO in ihr Leben einzuweben. Die Kinder sind vielleicht schon aus dem Haus, damit ist Platz für ein Arbeitszimmer vorhanden. Oder die Wohnung ist von sich aus größer, ein eigenes Zimmer von vorn herein eingeplant. Ich kann mich noch an meine Nach-Studien-Zeit erinnern, wo der Laptop auf dem Schreibtischchen neben dem Fernseher stand. Nicht sehr aufbauend am Feierabend.
3. Standort: Nicht überall gibt es eine gute Anbindung ans Internet, das wird anscheinend immer wieder gerne vergessen. Und jemand, der in einer Gegend wohnt, in der ISDN immer noch Standard ist, dem ist mit HO nicht geholfen.
4. Reich vs. Arm: Eigentlich eine Wiederholung von Punkt 2 und Punkt 3. Was kann ich mir leisten, wo und wie wohn ich, was ist für mich machbar.
5. Single vs Familie: Kann ich überhaupt ungestört von zu Hause arbeiten? Ist es kein Problem, weil ich Single bin und meinen Laptop in einer Nische verstecken kann oder muss mein Partner auch eine Nische für seinen Laptop finden?
Für mich alles offene Fragen, die sich nicht mit pauschalen Antworten wie "Selber schuld, hättest besser aufgepasst und was besseres gelernt." beantworten lassen.
Norbert 18. August 2020 um 10:07
Arschlöcher steigen nicht auf?
Im Homeoffice kann man nicht positiv auffallen?
Kaffeküchensozialkram benötigt man, um erfolgreich zu sein?
Habe ich anders erlebt.
Ich bin ein schwerer Fall von ICD F60.2 (auf Deutsch: Psychopath, Umgangssprachlich auch gerne als Arschloch bezeichnet) und mit 24 bei einem sehr großen deutschen Traditonskonzern in einer Junior-Position eingestiegen. Wegen meiner fachlichen Qualifikationen wollte man mich unbedingt haben und so habe ich von Beginn an auf einer 80%-Stelle mit sehr hohem Homeoffice-Anteil bestanden und diese auch bekommen. Innerhalb von 10 Jahren habe ich es dort bis auf eine Direktoren-Position geschafft.
Jens 18. August 2020 um 10:13
Hallo,
das finde ich überspitzt und übertrieben. Ich arbeite in einem Untrnehmen, das schon seit ca. 8 Jahren Homeoffice eingeführt hat. Wir sind zu 50% im Homeoffice. Unternehmen und Mitarbeiter sind damit sehr zu frieden.
Viele Grüße
Jens
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 11:48
@Jens: Ich trete für eine Home Office-Quote von unter 50% ein – wir liegen also nicht weit auseinander. Ich rate aber auch dazu, die Kommentare hier zu studieren.
Toni 18. August 2020 um 10:16
Hallo in die Runde, eigentlich finde ich Homeoffice in einem gewissen Maße durchaus angenehm. Ich merke allerdings, wie sich dadurch eine soziale Ungerechtigkeit zwischen den Arbeitnehmern entwickelt! Der Blick in meiner Reihenhaussiedlung zeigt, dass man Gartenarbeit , Einkaufen, Renovieren und 11:00 Uhr eine kurze Videotelefonie mit… Teams, Zoom , Skype ( aber ohne Kamara! Ich zeig doch nicht jedem wie ich wohne und aussehe) und meistens funktioniert die sowiso nicht richtig… nur bedingt kombinieren kann. Auch sind die Kosten für die Fahrt und der Verschleiß des Fahrzeugs und die Fahrzeit zum Arbeitgeber ein Thema.
Disziplin der Mitarbeiter im Homeoffice und Arbeitspakete ( auch messbar) der Unternehmen fehlen häufig. Da wird es schwer sein einen Mittelweg zu finden!
Zusätzlich kommt das noch zu betreuende Schulhome -Office der Kinder hinzu .
Robert 18. August 2020 um 10:17
Ich finde die Diskussion insgesamt spannend und sinnvoll, aber das Argument des beim Großstadtsingles fehlenden Schreibtischs kann ich nicht nachvoillziehen. Als ich das erste mal hausaufgaben für die Schule erledigen musste, bekamen ich und mein Bruder von meinen Eltern einen Schreibtisch, der seinen Namen verdient, in unser Zimmer gestellt. Einer von mehreren Gründen dafür, dass wir jeder unser eigenes Zimmer bekamen, war, dass so jeder seinen eigenen Hausaufgabenschreibtisch bekommen konnte. Der einzige Computer in unserer Familie wurde zu dieser Zeit noch im Wohnzimmer an den Röhrenfernseher angeschlossen.
Als ich in meine erste WG zog, war es für zwei jahre tatsächlich so, wie Thomas Knüwer beschreibt. Das Zimmer war zu klein für Bett und Schreibtisch, also wurde der Desktop-PC so neben das Bett gestellt, dass man mit Zoomfunktionen (die Funktion, nicht die Softwaremarke) auf dem Bett sitzend, den Rücken an die Wand gelehnt arbeiten konnte. Optimal war das nicht, aber das war für mich der Grund, in eine vollwertige Single-Wohnung mit 29,x Quadratmetern zu ziehen und in dieser hatte dann selbstverständlich sowohl das Bett als auch der Schreibtisch hinreichend Platz.
Bei jedem weiteren Umzuig in meinem Leben sind das die Konstanten: Bett und eben auch der Schreibtisch müssen passen, sonst wird der Mietvertrag nicht unterzeichnet. Derzeit wohne ich mit meiner Freundin zusammen in einer 2-Zimmer-Wohnung und wir haben zwei vollwertige Schreibtische mit Desktop-PCs und großen Bildschirmen auf Augenhöhe.
Ich bin mittlerweile fast 40 und mir wurde oft gesagt, Desktrop-PCs wären anachroinistisch. Aber ich hatte als Jugendlicher in den 90ern die TCO-Empfehlungen von den damals bei jedem Monitorkauf wichtigen TCO-zertifizierungen tatsächlich auch mal gelesen. Dort stand mit Bezug auf Studien zu Wirbelsäulenschäden, dass der Bildschirm bei jedweder Schreibtischarbeit auf Augenhöhe gerade vor den Körper ausgerichtet werden sollte, sodass der Arbeitende dabei weder dauerhaft nach unten noch zur Seite sehen möge. Aber als um 2005 herum das große Abschaffen der Desktop-PCs einsetzte, war der Schreibtisch den Millenials zu uncool. Vielleicht folgt auf die damals losgestoßene Laptop-Ära eine Zeit, in der die Menschen erkennen, wie unpraktisch es ist, ständig einen 2 bis 3 Kilogramm schweren Klapprechner mit sich herum zu schleppen. Vielleicht bracht man in Zukunft dank vor Ort vorhandener Rechner nur noch Datenträger transportieren und nicht ganze Computer. In den meisten Schulen geht das übrigens schon lange. Man muss sich mit seiner Slideshow, die die Präsentation unterstützen soll, dann eben darauf einstellen, dass man sich über die Software vor Ort vor ab informiert. Das funktioniert, wenn man bereit ist, auf die ein oder andere Hypermegaanimation in der Slideshow zu verzichten.
Yellowsubmarie 18. August 2020 um 10:20
Ich teile das. Natürlich hat Corona das Bewusstsein dafür geschärft, dass nicht jedes Meeting wirklich notwendig ist, dass etliches auch am Telefon geklärt werden kann, dass Kommunikationsprozesse besser vorbereitet, strukturiert und systematisiert werden können, etc. Dennoch ist meine Erfahrung, dass Videomeetings bei weitem nicht so effektiv sind wie Präsenzmeetings. Außerdem sind die Dynamiken online ganz andere, man bekommt die Hidden Agenda auf dem Bildschirm viel schlechter mit und auch die Interaktion der Teilnehmer funktioniert ab einer gewissen Gruppengröße nicht mehr wirklich. Homeoffice 1-2 Tage die Woche ist prima und ok, denn dort habe ich im Zweifelsfall mehr Ruhe zum strukturierten Arbeiten, und ein Videomeeting mit dem Kunden in München ist praktischer als 4 Stunden im ICE zu sitzen oder gar nicht zu konferieren. Aber ob vor Corona oder mit Corona – das war und ist für mich keine Lösung, die Face to Face dauerhaft und durchgehend ersetzen kann.
Jochen Ickert 18. August 2020 um 10:26
Ich halte den Artikel für realitätsfern, da die traditionelle Büroarbeit idealisiert wird.
Die Realität ist: Exorbitant hohe Mieten und Grundstücks- wie Wohnungspreise zwingen die allermeister Menschen dazu, entweder hohe Anteile ihres Arbeitseinkommens für das Wohnen auszugeben oder lange Pendelwege in Kauf zu nehmen. Großes Glück hat dann, wer im Zug "mobil arbeiten" kann. Wer aber mit dem Auto regelmäßig im Stau steht oder mehrfach umsteigen muss oder häufig erfüllte Züge oder Verspätungen erlebt, wird schon genervt im Büro ankommen.
Hinzu kommt die Schwierigkeit, den eigenen Alltag mit dem Büro-Leben zu vereinen, vor allem, wenn noch Kinder zu versorgen sind.
Der zweite Punkt ist: So toll, wie vom Verfasser beschrieben, ist die Büro-Realität nicht. Das fängt schon mit der Architektur an. Entweder hockt man alleine im Kaninchenstall, oder im Großraumbüro. Dann die häufigen Macken der Haustechnik. In unserem vor etwa 5 Jahren voller Stolz bezogenen "Passiuvhaus" müssen in einigen Teilen selbst im Hochsommer warme Jacken getragen werden, während in anderen Büros die Raumtemperatur nicht unter 25 Grad sinkt.
Und das soziale Klima ist nicht immer toll. Es gibt tolle Bürogemeinschaften – habe ich auch erlebt. Aber es gibt auch Neid und Missgunst, Mobbing oder Bossing oder die Isolation im Einzelbüro.
Und wer sagt, dass soziale Zusammenhänge und Kontakte digital nicht entstehen ? Zahlreiche soziale Netzwerke, Chatgruppen usw zeigen, dass es gut – im Guten wie im Schlechten. Und genauso, wie es in sozialen Netzwerken auch soziale Treffen in Person gibt, kann das im "Digital Office" auch funktionieren. Da müssen sich die Damen und Herren Manager nur darauf einstellen, hier entsprechende Regeln und Organisation zu schaffen. Von der gesundheitsgerechten Arbeitsausstattung für zu Hause und auch für unterwegs (z.B. für Pendler, die täglich 2 – 3 Stunden im Zug sitzen) bis hin zur sozialen Organisation der Zusammenarbeit.
Und abgesehen davon: HomeOffice wird schon allein wegen der Mieten und Wohnungspreise ein wichtiger Gesichtspunkt sein, um engagierte und qualifizierte Arbeitskräfte zu gewinnen. Und natürlich auch den Unternehmen immense Kosten für riesige Bürobauten "in zentraler Lage" ersparen.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 11:57
@Jochen Ickert:
Ich idealisiere Büroarbeit keineswegs. Aber ich sehe auch die Realität in Unternehmen, gerade in größeren, und ich schaue mir Studien über bereits jetzt arbeitende Generation der Millennials an.
Sie haben in Sachen Mieten vollkommen recht. Allerdings wird mit Home Office das Leben auf dem Land nicht begehrenswerter. Früher war klar geregelt: Wenn die Kinder kommen, zieht man raus. Selbst das ist heute nicht mehr so logisch. Gerade weil die Kinderbetreuung heute weitaus besser geklärt ist als vor 20 oder mehr Jahren wollen auch junge Familien eine Anbindung an die Stadt – nicht aus beruflichen Gründen, sondern aus privaten.
Alte Büros sind tatsächlich ein Problem. Aber: Wir erlebten in den vergangenen Jahren einen Bauboom auch im Büroimmobilien-Bereich. Und deshalb sind die meisten Arbeitsstätten heute erheblich arbeitnehmerfreundlicher als früher. Wir haben mit unserer Firma vor 2 Jahren eine neue Heimstatt gesucht und es gab bei all den Büros, die wir besichtigten, nur ganz wenig, was nicht akzeptabel war.
Kontakte sind zwar auch digital zu halten oder zu machen. Aber gerade die Extremdigitalen ticken über das persönliche Zusammentreffen auf Konferenzen, Barcamps, etc. Natürlich fasse ich weniger Vertrauen zu jemand, der nur ein Bild auf dem Monitor ist (dazu bitte auch die anderen Kommentare hier beachten).
Frank 18. August 2020 um 17:54
@Thomas Knüwer: "Aber ich sehe auch die Realität in Unternehmen, gerade in größeren, und ich schaue mir Studien über bereits jetzt arbeitende Generation der Millennials an." –> 3 x dürfen Sie raten, was ich so mache…
Frank70 19. August 2020 um 9:53
Dies kam von mir "Frank70" ! Ich wollte in keiner Weise die Kommentare des anderen "Frank" unterwandern, sondern hatte nur unbedacht auch als "Frank" kommentiert. SORRY !
Frank 18. August 2020 um 18:08
Sehr schön auf den Punkt gebracht ! HO setzt einfach neue Freiheiten und Flexibilitäten frei, was schon immer ein Problem für Menschen war, die damit nicht umgehen können (Stichwort: Eigenverantwortung). Der Badehose die Schuld zu geben, wenn man nicht schwimmen kann, ist dann gerne die Stereotypreaktion.
Frank70 19. August 2020 um 9:54
Dies kam von mir "Frank70" ! Ich wollte in keiner Weise die Kommentare des anderen "Frank" unterwandern, sondern hatte nur unbedacht auch als "Frank" kommentiert. SORRY !
Frank70 18. August 2020 um 18:12
Sehr schön auf den Punkt gebracht ! HO setzt einfach neue Freiheiten und Flexibilitäten frei, was schon immer ein Problem für Menschen war, die damit nicht umgehen können (Stichwort: Eigenverantwortung). Der Badehose die Schuld zu geben, wenn man nicht schwimmen kann, ist dann gerne die Stereotypreaktion.
Rudi 18. August 2020 um 10:28
Dieser Artikel sollte wahrscheinlich polarisieren und Rückmeldungen hervorrufen. Hier ist meine:
Ich kann dem Artikel nicht zustimmen, weil meine Erfahrung eine andere ist.
Jahrelang habe ich in großen Unternehmen in einer sogenannten "Dienstleister-Position" gearbeitet. Das heißt: ich habe andere befähigt, gut zu arbeiten: (Berichte, Datenbank, Analysen, Trainings usw). Niemals wurde ich danach bewertet, ob ich beim Kaffee einen netten Plausch hatte. Immer wurde ich danach bewertet, ob ich es geschafft habe, in der fremdbestimmten Zeitspanne zu liefern. Karriereleiter? Nope. "Du gefällst uns gut dort wo du bist".
Ich finde der "soziale Austausch" wird massiv überwertet. Mein sozialer Austausch in Firmen bestand zu 90% darin, Aufträge entgegenzunehmen. Manch einer der mich auf dem Flur traf sagte dann "Ach, wo ich dich sehe… ich brauche noch…"
Bezüglich der Haltung am Laptop: Mittlerweile arbeite daheim am Laptop. Habe aber einen externen Monitor und eine externe Tastatur angeschlossen… also lösbar.
Der Austausch funktioniert jetzt organisierter: Keine Zurufe mehr auf dem Flur. Organisierte Kommunikationswege.
Den sozialen Austausch mache ich bevorzugt mit Leuten die ich mag (=Freunde)
Der Kaffee schmeckt zuhause sowieso besser
Und das Auto steht kurz vor der Abschaffung. (Okay, ein bisschen übertrieben…)
Man sollte Home-Office nicht verteufeln. Es sei denn man arbeitet in der Automobilindustrie.
Angelika 18. August 2020 um 10:31
Auch schön ! – Hier werden nur die Artikel freigeschalten, die ‚gefallen ‚ !
Herr Knüwer, dass ist Ihre Meinungsfreiheit ?
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 11:58
@Angelika: Hier wird jeder Kommentar freigeschaltet, der nicht beleidigt. Allerdings wird jeder Neu-Kommentator erst nach Begutachtung freigeschaltet. Und da über Nacht über 100 Kommentare reinkamen, dauert dies etwas…
Corinna 18. August 2020 um 10:36
Ich verstehe das Gesabbel um die Wertekultur der Millennials nicht. Die sind in allen IT-Unternehmen, in denen ich bisher gearbeitet habe, die ersten, die nach Home Office schreien und sich mit riesigen Kopfhörern abkapseln von den ollen Gen-Xlern, digital mit einem chatten, obwohl man sich am Tisch ggü. sitzt, Arbeiten vom Café nebenan in ewig langen Mittagspausen oder am liebsten von irgendwo auf der Welt. Klar kommen sie gern mal rein, um in Meetings ihre Genialität unter Beweis zu stellen, ansonsten ist aber genau diese Generation "Digital Native" eben nicht der Treiber von persönlichen, verbindlichen, wertschätzenden Kontakten im richtigen Leben – zumindest nach meinen Erfahrungen.
Ansonsten bin ich hinsichtlich Home Office zwiegespalten. Es erfordert von allen Kollegen ein proaktives Kommunizieren über den eigenen Tellerrand. Man muss wissen, was die anderen Kollegen tun, um sich als Teil des ganzen Puzzles zu verstehen und seinen Beitrag leisten zu können. Gerade ITlern fällt sowas erfahrungsgemäß öfters schwer. Hier sind starke Manager gefragt, die den Überblick behalten und die Aufgaben gut aufteilen und koordinieren können, um das Endprodukt zu konzertieren – quasi wie ein Dirigent. Aber das ist auch ohne Home Office erforderlich.
Auch habe ich den Frust bei Leuten in der Logistik gesehen, die eben nicht daheim bleiben durften und neidisch waren auf die, die es durften. (Allerdings gab es bei jemandem aus der Gesundheitsbranche auch einen gewissen Stolz darauf, systemrelevant zu sein. 🙂 )
Die ökonomischen, ökologischen und gesundheitlichen Vorteile liegen allerdings auf der Hand. Ich würde persönlich auch jeden Tag fast 2 h Fahrtweg sparen und könnte den Launen aggressiver Kollegen etwas besser aus dem Weg gehen, würde Geld sparen beim Mittagessen und hätte mehr Zeit für mein Privatleben und Ausschlafen. Keinen angestammten Schreibtisch mehr im Unternehmen zu haben, wenn man doch immer mal in die Firma fahren muss, würde mich allerdings massiv stressen. Als ich jünger war, haben mich solche Unsicherheiten nicht gestört.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 12:00
@Corinna: Man sollte die eigene Beobachtung eher nicht für allgemein gültig hinnehmen. Unsere Erfahrung ist: Ja, Millennials wollen Homeoffice – aber eben nur in Maßen.
Elmar 18. August 2020 um 10:38
Wegen der derzeitigen Corona-Krise wird das momentan sehr locker gesehen, aber wenn ein dauerhafter Homeoffice-Arbeitsplatz besteht, dann müssen hier die Arbeitsschutzvorschriften auch bezüglich ergonomischer Ausstattung und Arbeitsplatzsicherheit genau so eingehalten werden, wie im Büro. Hierfür ist der Arbeitgeber verantwortlich und muss das ggf. überprüfen und etwaige Mängel beheben. Das im Artikel genannte "Argument", Homeoffice schade der Gesundheit, weil kman ja irgendwo am Küchentisch mit dem Laptop sitzt, ist schlicht und einfach sachlich falsch.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 12:06
@Elmar: Ja – und nein. Derzeit vermeiden Unternehmen ja den Begriff "Home Office" in der Kommunikation, die Rede ist von "Mobilem Arbeiten". Und zwar genau deshalb: Ein Home Office muss vom Arbeitgeber eingerichtet und überprüft werden.
Alexander 18. August 2020 um 10:40
Sorry, in Deutschland gibts bei vielen v.a. Grossunternehmen nichtmal kostenlos Kaffee, dass kann man nicht mit Google und Facebook vergleichen. Ich habe bei einem Münchner LKW Bauer und einem Stuttgarter Automobilhersteller gearbeitet. Großraumbüros mit viel Lärm, veraltete Hardware (v.a. Bildschirme), z.T. renovierungsbedürftige Gebäude und Sanitäranlagen, langer Anfahrstweg (Parklätze außerhalb + schlechte Anbindung an ÖVPN) waren vorzufinden. Firmenfeiern wurden auch reduziert oder sogar komplett abgeschafft. 90% der Arbeit (hauptsache Simulationen) war im Homeoffice zu erledingen. Also 2-4 mal homeoffice pro Woche sind ein reiner Segen, da dies die vereinbarkeit Beruf Familie verbessert und es erlaubt weiter außerhalb in kleineren Städten oder Dörfern zu wohnen.
Holger Schatzer 18. August 2020 um 10:45
OK Boomer: Die Ängste sind unbegründet. Homeoffice macht alles, aber nicht krank. Was immer gerne ausgelassen wird: Vorgesetzte, Chefs etc. können schon heute ins Homeoffice wie und wann sie wollen.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 12:06
@Holger Schatzer: OK, Millennial. Vielleicht mal mit den Argumenten und den anderen Kommentaren hier beschäftigen?
Holger 18. August 2020 um 10:50
Also ich arbeite nun seit über 3 Jahren durchgehend im Home-Office. Ich habe zuhause ein großer Schreibtisch und ein guten Büro Stuhl. 1Gbit Netzanschluss, und auch ein Notebook, was sowieso fast jede Firma bereitstellt.
Ehrlich gesagt, kann ich besser von Zuhause arbeiten, als in wie damals im Büro. Ich habe keine nervigen Kollegen mehr, die ständig laut Telefonieren. Keine Kollegen mehr die mit Schnupfen über dem Flur laufen. Kein Stress mehr sich durch den Stau im Verkehr zu kämpfen. Keine Lebenszeit Verschwendung mehr von 2 Stunden täglich zum Pendeln. Keine hohe Tank Kosten mehr. Aber was viel wichtiger für die Firma ist: Dadurch, dass alle zuhause arbeiten, wird nun das Risiko minimiert, das es ein totaler Ausfall der Firma gibt. Wegen der Redundanz jeden einzelnen Mitarbeiter. Wir hatten damals manchmal das Problem, das die Netzwerker Änderungen gemacht haben, und dann das ganze Haus abgeschnitten war zu den anderen Standorten der Firmen. Kein Email und keine Netz Laufwerke mehr da. Und alle stehen doof da im Haus. Aber jetzt wenn jeder Zuhause ist, müsste ja die ganze Stadt ein Netzausfall haben, damit keiner mehr arbeiten kann. Und dieses Risiko ist ja viel geringer, als ein Büro Gebäude. Und was auch gut ist für die Firmen. Sie brauchen ja nun keine teure Miete mehr zahlen für Flächen. So spart die Firma auch extrem viel Geld.
Ich sehe es als Weiterentwicklung, die schon lange überfällig war. Die ja nur blockiert wurde von den Chefs, weil die dieses System nicht verstehen. Oder auch welche gibt, die ihre Machtspielchen brauchen, um Leute persönlich zu Kontrollieren. Und dann gibt es noch meine Lieblings Idioten, die sich Manager nennen. Gerne zu Meetings einlädt, wo es Kaffee und Kekse gibt, und wo der Manager mit sein Bunten Malstiften auf dem Flipp schart herum malen darf. Am lustigsten fand ich es immer, wenn Er in seiner Glaskugel schaute und Zickzack Linien nach oben malte, wie es sich entwickeln wird. Und nächstes Jahr, wie zu erwarten, doch nicht so passiert ist. Zum Glück wird man nun von so einem Kinderkram verschont.
Also ich vermisse nichts im Homeoffice. Ich sehe nur Vorteile für alle.
Andy Kohler 18. August 2020 um 22:45
Echt – Du wirst jetzt von dem Kinderkram verschont?
Die Flut der Mails, in denen Arbeitszeit durch genau solche Präsentationen geklaut wird, ist schon außerhalb von Home Office unerträglich.
Und wehe, wenn Du beim nächsten "Team"-Meeting nicht umfassend über die Inhalte informiert bist.
Man stelle sich vor, diesem Typ Manager bleibt nur noch die digitale Kommunikation. Schauderhaft.
Alfy Singer 18. August 2020 um 10:52
Neben den vielen genannten kritischen Punkten eher aus Unternehmenssicht, die ich aus eigener Erfahrung im Wesentlichen bestätigen kann, gibt es für mich als Arbeitnehmer einen wichtigen psychologischen Punkt, weshalb ich Homeoffice ablehne: Für mich ist die klare Trennung zwischen Beruf und Privatleben, zwischen Arbeitszeit und Freizeit enorm wichtig. Ich brauche diesen klaren Cut, der mit Verlassen des Büros bei Feierabend eintritt. Dieses Ineinanderfließen oder Ineinanderübergehen beider Bereiche, das wiederum aus eigener Erfahrung im Extremfall in eine Dauerverfügbarkeit münden kann, das ist für mich die Vorhölle!
Ein anderer negativer Aspekt von Videokonferenzen: Ich führe in meinem Beruf viele Verhandlungen. Der diplomatische Smalltalk in der Verhandlungspause mit dem Verhandlungsführer der Gegenseite ist oft entscheidender für vernünftiges Ergebnis als der offizielle Teil, in dem stundenlang die gegenseitigen Positionen aufgebaut und die Mauern hochgezogen werden. Das und wichtige Seitenblicke, Mimiken, Gesten, fehlen bei Videokonferenzen.
Böttcher 18. August 2020 um 10:54
Zitat: "Doch was, wenn Personal wechselt? Wie soll ein neuer Mitarbeiter in eine Teamstruktur integriert werden, wenn über die Hälfte seiner Kollegen – oder im Extremfall alle – nur digital zu sprechen sind? Wie soll die Neue ein Gefühl dafür entwickeln, wem sie vertrauen kann, wer zuverlässig ist oder nicht?"
Das ist eine Frage der Organisation. Und funktioniert nach meiner Erfahrung im Homeoffice gut oder nicht gut, wie es auch im Büro gut oder nicht gut funktioniert.
Dieses und die anderen Probleme lassen sich allesamt mit gutem Willen und Köpfchen lösen. Homeoffice wird auch in Bezug auf die Abmilderung des Klimawandels ein wichtiger Baustein sein. Die genannten Problemchen sind im Vergleich zu den Chancen Nebensache und lösbar.
Hans Weber 18. August 2020 um 10:59
Der typisch deutsche Artikel!
Wenn der Chef nicht persönlich über seine Untertanen wachen kann, dann isses nix. Wir werden niemals das Volk sein, das offen und modern in der Arbeitswelt auftritt. Was haben wir nicht alles schon als Hype erlebt. Japanische Arbeitsweisen, oder skandinavische…. Amerikanische oder koreanische…. Nun ist das Home Office in aler Munde und genau so schnell sitzen wir wieder im Büro und es wird schwer werden auch nur einen Tag in der Woche Home Office machen zu dürfen.
Flexible, zukunftsorientiert oder gar offen sind in Deutschland in Sachen Arbeitsplatz nicht zu verbinden!
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 12:09
@Hans Weber: Viellicht beschäftigen Sie sich doch mal mit den Argumenten des Artikels? Oder mit den Kommentaren hier? Übrigens ist in US-Großunternehmen Home Office keineswegs so selbstverständlich, wie Sie behaupten (die anderen Länder kann ich nicht beurteilen).
Friedrich Klöfkorn / Kloefkorn 18. August 2020 um 11:01
Vielen Dank für den Artikel, zeigt er doch auf, wie ungewiss alles in Sachen HomeOffice bzw. NewWork ist. Was fehlt, sind natürlich Langzeitstudien, die auf jeden Fall kommen werden. Nach meinen Erfahrungen liegt immer alles in der Mitte, d.h. ein Teils-Teils wird sich heraus kristallieren.
Der Schweitzer Hans A. Pestalozzi wurde mal in einem Interview (sinngemäß) gefragt: "Als Philosoph und Denker könne er doch prima zuhause arbeiten und sich den täglichen Weg ins Büro schenken". Seine An) folgende: "Wenn ich arbeite dann arbeitete ich und Schriftstellern ist meine Arbeit. Zu Hause ist zuhause und ich habe Feierabend. Außerdem brauche ich den Weg zur Arbeit, um meine Gedanken vorzubereiten und den Weg nach Hause, um Abstand zu gewinnen.
Für mich heißt das: Alles hat seine Zeit, seinen Ort und seine Wertestellung.
Wenn ich ein konkretes Projekt, einen konkreten Auftrag habe und Ruhe brauche geht das zu Hause, aber auch nur zeitweise. Mein Zuhause soll mein Zuhause bleiben. Heimarbeit "belagert" die ganze Familie, ein Abschalten fällt schwer. fkl
Bernd 19. August 2020 um 6:58
Viele bekannte Künstler und Schriftsteller hatten schon vor 120 Jahren ihr Home Office – in Form eines Ateliers, in dem sie völlig ungestört arbeiten konnten. Warum wurde die Firma Apple in einer Garage erfunden?
Wenn es an Möglichkeiten des ungestörten Home Office in 2020 mangelt, ist es in erster Linie eine Frage von Disziplin.
Wenn man Kind A, B oder C nicht beigebracht hat, dass Mama oder Papa zu bestimmten Zeiten nicht gestört werden dürfen, weil sie gerade das Geld für die Familie verdienen, liegt der Fehler nicht im Home Office, sondern an unstrukturierten Familienbeziehungen. Ohne Voranmeldung oder wenigstens Anklopfen geht auch im Büro niemand mal eben zum Chef…
Tim 18. August 2020 um 11:06
Aiaiai, hier scheint es echt viele intereessante ansichten zu geben. Allerdings muss ich sagen, dass ich ein absoulter Befprworter des HO bin.
Ich arbeite in einem mittelständischen Unternehmen in der IT. Wir haben etwa 80 MItarbeiter und auch vor der Corona Krise war HO Gang und Gebe.
Allerdings wurde dennoch erwartet, regelmäßig im Büro zu sein. Nun steht in unseren verträgen allerdings auch, dass unser Arbeitsort auch auf Vertrauensbasis basiert. Wer allerdings nur HO macht und unter 60% Faktura kommt, muss wieder regelmäßig in’s Büro. In meinen Augen absolut Fair.
Alle Argumente, die ich nun gegen das HO höre, sind in meinen Augen SEHR konservativ und kommen immer nur von "älteren Leuten".
Ich selbst bin 26, habe mir letztes Jahr einen Hund geholt und arbeite fast ausschließlich von zuhause.
Hierbei höre ich immer nur "Unternehmenskultur" soll sich nicht ändern. Wir müssen anwesend sein, weil ein Austausch unter Kollegen sonst nicht mehr stattfindet.
Unser Chef legt dennoch Wert auf Anwesenheit im Büro um den "realen" Austausch zu ermöglichen. Ja, Menschen brauchen definitiv auch Kontakt, der vor Ort ist.
Zum einen für die Bindung der Kollegen, zum anderen aber auch …. ja wofür denn überhaupt?
Wir haben regelmäßig Meetings und wenn jemand was von mir braucht, starten wir eine Telefonkonferenz, gerne auch mit Webcam.
Ein Austausch ist so immer noch genau so möglich. Will ich mal mit jemandem Quatschen, dann schreiben wir.
Ich bin zudem deutlich produktiver im HO, da ich nicht mehr unnötig vollgelabert werde (was leider auch nur im Büro passiert). Zudem ist unser "Open Space" Büro einfach zu laut und konzentriertes Arbeiten ist selten drin.
Ich erspare mir zudem jeweil 45 Min. Arbeitsweg, habe mehr Zeit für mich, für meinen Hund und bin weniger gestresst.
Um ehrlich zu sein, habe ich auch wenig Interesse, mich mit vielen meiner Kollegen anzufreunden. Mit meinem Team (6 Leute) ist die Bindung aber dennoch sehr gut, obwohl wir momentan alle mehr von zuhause arbeiten als vom Büro aus.
Nun denke ich aber auch, dass das von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist. Manche kriegen den Spagat zwischen Arbeit und Privatleben nicht hin.
In meinen Augen ist man dann aber selbst Schuld. Wer nicht die richtigen Mittel hat/gestellt bekommt um zuhause zu arbeiten, sollte dies auch nicht tun.
Wer aus dem Schlfazimmer arbeitet und nicht abschalten kann ist auch selbst Schuld.
Ich persönlich habe damit aber keine Probleme. Ich schlafte irgendwann meinen Rechner aus. Deaktiviere Teams im Handy und habe Feierabend.
Ruft wer an, bin ich nicht erreichbar und nach Herunterfahren meines Notebooks, war es das auch mit den Gedanken an die Arbeit.
Man muss also schon etwas diszipliniert sein, um das hinzubekommen, allerdings sollte das nicht auf die Allgemeinheit angewand werden.
Immer dieses Argument, "Arbeit und Privatleben" lässt sich nicht mehr trennen…. völliger Schwachsinn.
Ich bin auch weiterhin noch dabei,. zu versuchen, einen kompletten HO Vertrag zu bekommen.
Ich hoffe dass sich auch langsam die Ansicht der konservativen Arbeitstiere mal verändert.
Für mich hat HO tatsächlich NUR Vorteile.
Michael Winkler 18. August 2020 um 11:07
Diese Home Office-Welle ist etwas Neues, das natürlich noch nicht vollends durchdacht ist. Sicher gibt es noch den einen oder anderen Aspekt dert alten Welt, der re-interpretiert werden muss und das wird auch lange dauern; ich finde es jedoch einen schlechten Dienst am eh schon verunsicherten Kunden, da ein Drama mit Existenzängsten daraus zu machen und eine Abwehrhaltung zu emnpfehlen. Definieren sich Berater nicht über Lösungen statt über Angst? Der Autorin wünsche ich jedenfalls dass sie ihr Geschäftsmodell ganz schnell überdenkt denn was wir sicher nicht brauchen sind noch mehr Berater die ein "Des hammer immer schon so gemacht" unterstützen und ihre Kunden so in eine Sackgasse manövrieren.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 12:13
@Michael Winkler: Berater definieren sich über realistische Lösungen und nicht über Luftschlösser.
Frank70 19. August 2020 um 16:12
Sehen Sie mir bitte nach, dass ich mich da vor Lachen wegschmeissen muss.
Mila Kulas 18. August 2020 um 11:08
Die Argument für als auch wider Homeoffice sind interessant.
Beide Seiten haben zu gewissem Maße recht. Nicht.
Aber das Problem oder die Frage ist nicht Homeoffice ja oder Homeoffice nein.
Wenn wir über Homeoffice diskutieren wollen, dann diskutieren wir über einen kleinen, jetzt größeren, Wurmfortsatz von Arbeit bzw. Beschäftigung.
Wir diskutieren darüber, ob es zeitgemäß ist 35+Stunden Probleme immer gleich zu bearbeiten, die es schon seit Jahrzehnten, als Arbeit, gibt.
Unsere Unterhaltung sollte sich darum drehen, ob das Modell "Verkehrschaos, Konzern = Familie, Bunkermentalität, Meetingfriedhof, feste Arbeitszeit, Kernarbeitszeit, ‚Anwesenheitspflicht‘, … " nicht mittlerweile etwas zu gaga ist.
Ist es nicht eher ebenfalls so, dass große Teile der Arbeit, die eine physische Anwesenheit erfordern und für Menschen eine angebliche Beschäftigung darstellen, doch eher auch Maschinen erledigen könnten? Vielleicht nicht heute, nicht morgen, aber übermorgen? Diese Arbeiten gar nicht Sinn stiftend sind?
Oder um sich aus der anderen Richtung zu nähern: Bei Büroarbeiten gibt es Termine. Diese sind einzuhalten. Wer diese wo und wann genau erledigt? Völlig wumpe, wenn rechtzeitig fertig.
Dieses altmodische Modell sich einen Teil seiner Beziehungen und sozialen Kontakte über die Arbeit in einem völlig fremden Umfeld zu organisieren, wird uns nicht zuletzt bereits im Kindergarten eingetrichtert, in der Schule verfeinert und in der Arbeitsstätte vollkommen eingehämmert. Ziemlich doof, mit ein wenig Abstand betrachtet. Dafür wird die Familie für einen Großteil des Tages aufgegeben. Das lässt unser Verhalten aber auch nicht intelligenter erscheinen.
Der Zwang Arbeit so zu verrichten, wie das die letzten Jahrzehnte, übertrieben gesagt, seit dem ersten Rauch aus einem Industrieschlot, auf die meisten ausgeübt wird – greift von Anfang an die innersten sozialen Strukturen an. Industriesoldaten wurden erschaffen. Zu dienen. Treu dem Konzern, Familie und Freund zweitrangig gesteckt.
Diese Industrie, der dritte Sektor verabschiedet sich langsam, aber endlich ins Aus.
Warum wird aber am Modell des Vor-Ort-Industriearbeitsplatzes festgehalten?
Die Frage, die sich stellt – ist unsere Form der Arbeitsorganisation, wie sie immer noch zu großen Teilen in der Wirtschaft herrscht und auch mit der Kritik am Homeoffice durch diesen Blogeintrag schimmert, denn ein echte so tolles Zukunftsmodell?
Wollen wir das auch in Zukunft so weiter verfolgen?
Die zwangsweise Situation, welche durch Covid-19 geschaffen wurde, ist die erste richtige Chance damit als Arbeitnehmer (und deren Vertreter [Gewerkschaften]) wieder ins Spiel zu kommen, die menschlichen, nicht sicherheits- und arbeitsrechtlichen Aspekte, aus dem Schatten zu zerren und sich einen Teil unserer ursprünglichen Freiheit zurückzuholen.
Die Arbeit, besser noch unsere Beschäftigung zu uns und nicht uns zur Arbeit kommen zu lassen, diese möglich frei in Raum, Zeit und Einteilung zu erledigen und dafür entlohnt zu werden.
Zeitgemäß zu arbeiten.
Im doppelten Wortsinn.
JSH 18. August 2020 um 11:21
So wie viele andere Trends ist auch das Home-Office kein Allheilmittel. Menschen sind Individuen und gehen auch individuell mit Situationen um. Dazu kommen unterschiedliche Lebensphasen. Was für Singles und kinderlose Paare gilt, gilt noch lange nicht für Familien und ebenso wenig für die Generation ab 50+. Dazu kommen junge Arbeitskräfte aus dem Ausland, die weder über die sozialen Strukturen noch über die passenden Räumlichkeiten verfügen.
Für manche war das Home-Office unter Corona ein Desaster in denen Arbeits-, Familienzeit und Freizeit scheinbar grenzenlos miteinander verschwommen sind. Eltern statt einem Job nun zwei bis drei Jobs auszufüllen hatten. Für andere wiederum war es die produktivste Zeit ihres Lebens. Bitte vergessen wir nicht, dass jede Lebensphase andere Lebensumstände, Aufgaben und Herausforderungen mit sich bringt. Eine Krise ist kein Dauerzustand und Veränderungen, die sich hier anbahnen, sollten kritisch hinterfragt werden, bevor sie als Entscheidungsgrundlage dienen.
Home-Office oder auch Mobile Work sollte meiner Ansicht nach eine von vielen Möglichkeiten der Arbeitsform sein. Es gibt Arbeitstypen die sehr gut mit der Heimarbeit oder auch der mobilen Arbeit zurechtkommen, für die 100% Remote-Working ihre Lebensphilosophie unterstreicht. Es gibt aber eben auch die Anderen! Es sollten in Zukunft "Möglichkeitsräume" geschaffen werden und nicht ausschließlich Vorgaben. So kann eine Kombination aus Präsenz im Büro, dezentrales Co-Working und mobiles Arbeiten für die sogenannten Wissensarbeiter durchaus eine Post-Corona Perspektive sein.
Auch bei uns im Team geht die Schere weit auseinander. Ich selbst arbeite durchaus gern im Home-Office und würde dies auch gern weiterhin für 2 Tage pro Woche beibehalten, weil es zu meiner aktuellen Lebensphase und meinem Job passt. Dabei steht für mich vor allem die Flexibilität im Vordergrund. Vor 10 Jahren wäre dies sicher anders gewesen, völlig unabhängig von dem Digitalisierungsfortschritt. Dennoch schätze ich den Arbeitsplatz als Ort des Austausches, der Begegnung und auch des Netzwerkens auf physischer Ebene.
Last but not least das Thema Nachhaltigkeit: natürlich hat es der Umwelt gutgetan, dass die Pendler zeitweise von den Straßen verschwunden sind und die Flugzeuge am Boden blieben (nur ein Puzzlestück). Aber auch das ist eher eine symptomatische Behandlung der Probleme unserer Zeit. Warum leben so viele Menschen außerhalb ihres Arbeitsortes? Was hat sie dazu veranlasst?
Sollten wir nicht anfangen unsere Städte wieder lebenswerter zu gestalten, sicherer, grüner, nachhaltiger, attraktiver und v.a. erschwinglicher? Wenn der E-Commerce, Home-Office und Rückgang des Tourismus für menschleere Innenstädte sorgen, wie kann man dann die Städte noch attraktiv und lebenswert gestalten? Orte der Begegnung schaffen? Welche Rollen müssen Unternehmen und neue Arbeitswelten hier einnehmen? Welche Impulse liefern?
Wagen wir den Blick über den Tellerrand, lassen wir Toleranz und Verständnis für unterschiedliche Modelle walten, aber fördern wir dennoch weiterhin ein soziales physisches Miteinander.
Lena K. 18. August 2020 um 11:25
Ergonomischer Arbeitsplatz im Unternehmen? Entspricht leider nicht so oft der Realität. Sitzen ist zudem generell ungesund. Um die sitzende Haltung auszugleichen, braucht es viel Fitnesstraining.
Mario 18. August 2020 um 11:30
Es ist EINE Meinung von vielen. Für mich hat sich durch das Home-Office neben dem gesundheitlichen Faktor (ich kann jetzt 2 Stunden Sport machen anstatt im auf dem Weg zur Arbeit im Auto zu sitzen) auch gezeigt, dass ich die Arbeit nicht mehr isoliert zum Privatleben sehe. Beides ist ohnehin Bestandteil eines jeden Arbeitnehmers. Jetzt passt beides aber viel besser zusammen und einen Verlust an Qualität und Kommunikation sehe ich nach 5 Monaten noch immer nicht.
Die Vergangenheit zeigt doch immer wieder, dass der Mittelweg meistens derjenige ist der real gelebt wird. Studie hin oder her..
Claudia Weber 18. August 2020 um 11:41
Vielen Dank für den aufschlußreiche Artikel
Ich bin nicht komplett gegen Homeoffice, das kann man ab und an mal einen Tag machen.
Jedoch bin ich schon der Meinung, das die Kreativität extrem leidet, da man oft viele Dinge/Themen in der Kaffeeküche oder beim Mittagessen etc…
aufgreift… Kreativität ist schwer zu steuern.
Ja der ein oder andere ist zu Hause produktiver, jedoch nicht jeder.
Die sozialen Kontakte entfallen fast völlig…. Die Zukunft gehört den Psychologen…hoffentlich nicht online.
Für neue Mitarbeiter ist das eine Katastrophe…. Wie soll die Einarbeitung, denn da erfolgen, mal eben ein Blick über
die Schulter…im Büro sieht man sofort, kommt der/die zurecht oder hat der Fragezeichen auf der Stirn, dann kann man sich
sofort einschalten, ehe derjenige stundenlang irgendwas versucht ….. , ohne Wissen Fehler macht, das hat mit Produktivität nichts mehr zu tun.
Hier verdoppelt sich die Zeit des Onboarding.
Karriere oder Weiterkommen passiert nicht im Homeoffice, da bin ich sicher…. Es werden Menschen befördert,
die man kennt, vom Sehen, reden, fachlicher Austausch, die kann man menschlich einschätzen, Umgangsformen, Kultur
was ein großer Bestandteil einer Beförderung ist.
Und ich frage mich, wo bleibt der Aufschrei bezüglich des Datenschutzes????
Geht’s noch?
Hier sind Spionen, ja die gibt es, Tür und Tor geöffnet….
Und jetzt erzähl mir keiner was von Sicherheitssystemen…da kann niemand mehr was kontrollieren.
Die Frage stellt sich, müssen die Kameras alle eingeschaltet sein, so das ich sehen kann,
ach wo ist der Typ denn jetzt schon wieder, Rasen mähen?
Und wenn mir einer sagt, ja ich muss lange fahren, in der Bahn kann man wunderbar lesen,
sogar Fachliteratur… Auto, gibt Hörbücher, schöne Musik,
und man hat ja beim Unterschreiben des Vertrages gewusst, wie weit die Firma
entfernt ist und war ja damals damit offenbar einverstanden….wozu jetzt jammern…
Und die Firmen sparen Mieten für überflüssige Flächen, Strom, Heizung, Wasser, Toilettenpapier, Handtücher, Seife…..
Kaffee, Milch soweit gratis..
Martina 18. August 2020 um 11:41
"…die Identifikation mit dem Arbeitgeber sinkt."
Absolut richtig! Ich habe ein tolles Team, mit dem ich seit fünf Monaten aber nur noch virtuell verbunden bin. Andere habe ich seit langem nicht mehr gesprochen – oder gar gesehen! Fachlicher Informationsaustausch im Vorübergehen oder beim Mittagessen? Mal eben einem Kollegen bei der Arbeit über die Schulter schauen, um noch ein besseres Gesamtbild unserer Prozesse zu bekommen? Spontanes "kannst Du mir bitte mal helfen"? Alles Aktivitäten, die verbinden – alles tot!
Die ersten Wochen war ich tatsächlich überrascht, wie gut ich zu Hause arbeiten kann. Auch hat der eine oder andere Tag Home Office für mich als Berufspendlerin durchaus Vorteile, wenn es darum geht, mal einen privaten Termin in den Arbeitsalltag einzubinden.
ABER: Ich liebe es, Menschen zu begegnen – persönlich! Schon auf dem Weg zur Arbeit hatte ich bisher dazu viele spannende, erheiternde Gelegenheiten – es entstandne sogar neue Freundschaften. Home Office macht das Denken träge, die Konzentration fällt schwer: So viele Begegnungen, so viel Kommunikation, Abwechslung, Bewegung, wie bei mir seit dem Home Office wegfällt, kann ich trotz Familie, vieler Freunde und sportlicher Aktivitäten außerhalb der Arbeit niemals aufholen!
Alfy Singer 18. August 2020 um 11:42
Die Bauarbeiter, die vor meiner Haustür die Gehwegplatten rausstemmen und den Boden mit dem Presslufthammer bearbeiten, würden sich bestimmt über Home-Office freuen.
Vivien 18. August 2020 um 11:43
Ich finde den Artikel super.
klar gibt es bestimmt mehr vor- und nachteile.
Für mich wäre z.B. Homeoffice gar nichts. Ich hab Gleitzeit, kann kommen und gehen wann ich möchte, Fahre höchstens 10 min, die ich auch mit dem Fahrrad Fahren könnte. Ich wohne in einer Kleinstadt mit rund 8.000 Einwohnern. Klar, die OPTION auch mal Homeoffice machen zu können wäre super, vorallem wenn mal ein privater Termin ansteht.
Aber ich freue mich jedesmal auf arbeit zu gehen, ich hab super Kollegen, mit denen ich wunderbar spaß habe.
Wenn das alles wegfallen würde wäre es eine Katastrophe. =x
Aber wie alles im Leben gibt es immer 2 Seiten einer Medallie.
Liebe Grüße
Vivien
Gerrit Oehlmann 18. August 2020 um 11:46
Seit Jahrzehnten wird vom Arbeitnehmer flexibilität erwartet und nun wo man ganz flexibel Bundesweit seine Arbeitskraft anbieten kann ohne das Haus zu verkaufen soll es schon wieder vorbei sein? Nein.
Homeoffice muss auch nicht daran scheiten das man nicht in der Lage ist sich einen anständigen Bürostuhl zu kaufen, denn die Kosten dafür habe ich dank wegfallender anderer Kosten schnell wieder eingespart.
Was die Karriere anbelangt – es ist doch absolut erstrebenswert wenn diese anhand von Arbeitsergebnissen gemacht wird. Wenn diese nämlich nur auf Schleimereien basiert, werden diejenigen benachteiligt die sich dafür zu schade sind und letztlich benauchen wir oben Kompetenz und nicht nur Politiker.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 12:20
@Gerrit Oehlmann: Natürlich kann man sich einen solchen Stuhl kaufen. Allerdings ist er erstmal echt teuer (wie ich als Arbeitgeber aus eigener Erfahrung sagen kann), zum anderen wird ein Teil einer vielleicht ohnehin nicht üppig großen Wohnung zum Arbeitsbereich. Wünschenswert?
Die Beurteilung anhand von Arbeitsergebnissen ist eine sehr starke IT-Denke. Denn häufig genug sind Arbeitsergebnisse eben nicht quantifizierbar. Ich war früher Journalist. Und mein Ex-Arbeitgeber erwog ungefähr 5 Minuten lang, Redakteure anhand der Menge der geschriebenen Zeilen zu beurteilen – dann war klar, dass dies so nicht funktionieren kann.
Thorben Schulte 18. August 2020 um 18:25
Ich bin seit vielen jahren bei einer Homeofficequote von 98%. Meiner Karriere hat es keinen Abbruch getan und meiner Gesundheit schon gar nicht.
Wir arbeiten Remote einfach produktiver und entspannter. Das Daily und andere Meetings lassen sich hervorragend online abhalten.
Asynchrone Kommunikation und Tools wie Slack oder Mattermost helfen dem Teamwork imho mehr als ständiges Klopfen an den Türen der Kollegen.
Sicherlich gibt es Berufsbilder, die mit Homeoffice besser oder schlechter als andere funktionieren.
Was aber besonders relevant ist, ist die Frage des dezidierten Arbeitsraumes. Ein Arbeitszimmer oder zumindest eine durch Raumtrenner separierte Ecke in der Wohnung ist ein Muß. Alleine schon, um auch zwischen Arbeit und Freizeit trennen zu können. Ergonomie ist wichtig. Laptop auf dem Sofa ist selten gut.
Elektrisch höhenverstellbare Schreibtische brauchbarer Qualität lassen sich für 350-450€ beschaffen. Ein guter Steh-Stuhl kostet 150€. Rechnet man 30c/km und wohnt 50 Autokilometer vom Arbeitsplatz entfernt, dann hat sich das schnell relativiert.
Manche Dinge erfordern natürlich noch immer persönliches Erscheinen. Doch jeden Tag 1-2 Stunden im Auto zu sitzen ist weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll.
Homeoffice ist anders, als Büropräsenz. Es lassen sich einige Fehler beim Homeoffice machen. Selbiges gilt aber auch für das Büroleben. In meiner Welt hat es sich rentiert, daß ich mich schon vor Jahren für Homeoffice entschieden und danach meine Arbeit- bzw Auftraggeber ausgewählt habe.
Andy Kohler 18. August 2020 um 23:03
Das ist genau der Punkt. Nicht nur den Stuhl, sondern den ganzen Arbeitsplatz hat der Arbeitgeber einzurichten. Bis hin zur IT-Anbindung. Denn was passiert, wenn über das private Netzwerk sensible Firmendaten gehackt werden oder sogar ein Virus eingespeist wird?
Aber statt das sich hier mal über gesetzliche Vorgaben und realistische Notwendigkeiten Gedanken gemacht wird, phantasiert man über "tolle Möglichkeiten" bei gleichzeitiger Unterstellung, dass selbstverständlich der Arbeitnehmer selbst für alles zu sorgen hat. Nope Leute – so nicht.
Dirk Leutbecher 18. August 2020 um 11:52
Sorry! Aber ich frage mich bei der Lektüre dieses Artikels, warum eine Kommunikation per Videochat eigentlich soooooo viel schlechter ist, als eine an der so berühmten Kaffemaschine?? Ich habe Bekannte, die sich in Großkonzernen regelmäßig zum virtuellen "Feierabendbier" oder zur virtuellen "Mittagspause" verabreden. Und das scheint wirklich super zu funktionieren. Einschließlich dem Lästern über den einen oder anderen Kollegen/in im privaten Chat. Wie in der "richtigen" Welt auch. Wenn man die Kommunikation per Videochat als "normales" Medium ansieht, fallen so ziemlich alle Argumete im vorliegenden Artikel in sich zusammen. Und die Frage nach einem passendem Stuhl oder Tisch spielt dann auch kaum noch eine wirklich entscheidende Rolle. Ich versuche es mal mit einer nicht ganz so ernst gemeinten Anachronie zu den Anfängen der Eisenbahn. Hier gab es auch die gutgemeinten Ratschläge, das man einen hohen Zaun neben den Gleisen bauen sollte, da Schwangere beim zusehen sonst in der Gefahr wären, aufgrund des einsetzenden Schwindel eine Fehlgeburt zu erleiden! 🙂
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 12:17
@Dirk Leutbecher: Das beschreiben hier ja etliche Kommentatoren. Videocalls leiden zunächst mal unter der Technik: schlechte Mikros, schlechtes Licht, hallige Räume und der Sound kommt aus dem Computer-Lautsprecher oder über Kopfhörer. All dies ist anstrengend. Hinzu kommt: Was bisher ein Vorbeigehen am Tisch des Kollegen war, wird nun zum terminierten Videocall von mindestens 15 Minuten Länge. Und länger geht auch nicht, denn da steht dann schon der nächste im Kalender. Und der Nächste. Etliche hier berichte, was erste Studien auch sagen: Der Tag ist plötzlich voll mit Videocall-Terminen und das stresst. Der Begriff "Zoom Fatigue" ist keine Erfindung von mir, sondern von Psychologen, dies beobachten.
Tim 25. August 2020 um 11:20
Da muss ich echt sagen, dass ich hier wirklich allen Punkten widersprechen muss 😀
Unsere Technik ist gut, wir hatten noch nie Probleme bei einem Call. Entspannt ist es auch, dass man sonst mal mit Funkkopfhörern auch gerne mal einfach aufstehen und sich einen Kaffee holen kann.
Was bei uns ein "Vorbeigehen am Tisch des Kollegen" ist, wird im Büro nur zu unnötigem belabert werden. Gerne erzählen mir hier Kollegen auch mal 30 Minuten, wie sie ihr Lauftraining gestalten. (Das hatte ich im HO noch nie)
Wenn man das mit den Video Calls nicht sturkturieren kann und keine Organisation hierbei hat, dann ist man in meinen Augen selber Schuld.
Dass man (zumindest in der IT) so viele Meetings und Calls hat, liegt auch leider nicht am Abstimmungsbedarf, sondern eher an Projektmanagern, die bestimmen, dass man pro Woche mindestens 12 Pflichtcalls hat.
Ich arbeite im HO, und habe 1-2 calls am Tag, einer etwas 15-30 Min Einsatzplanung, Problemklärung, und der zweite, wenn ich mal spontan mit einem Kollegen arbeite.
Wenn das HO also nicht klappt, dann ist denke ich der Chef des Unternehmens schuld, der nicht in der Lage ist, vernünftige Richtlinien durchzusetzen.
Malte 18. August 2020 um 11:59
Ich arbeite gerne im HO. Ich habe ein eigenes Arbeitszimmer und gute Büromöbel, nach bestem Wissen und Gewissen ergonomisch eingerichtet. Ich pflege keine privaten Kontakte zu meinen Kollegen. Ich arbeite weder in einem Konzern noch bin ich an einer solchen Karriere interessiert. Stattdessen arbeite ich in einem äußest digitalen Unternehmen, mit nur knapp 80 Mitarbeitern und schon vor Corona war Remote Work für uns gang und gäbe.
Auch das Onboarding von neuen Kollegen im interkontinentalen Ausland haben wir bereits mehrfach erfolgreich gemeistert.
Und doch… und doch habe ich die ganze Zeit bedächtig vor mich hin genickt.
Ich glaube auch daran, dass eine Firmenkultur nicht so einfach ins digitale übertragbar ist. Ich arbeite sehr gerne bei meinem Arbeitgeber, weil mich der Spirit im Unternehmen reizt. Weil eine Energie dort herrscht, die mitreißt. Weil das Miteinander der Mitarbeiter so herzlich und inspirierend ist.
Die jetzt aus dem Boden sprießenden HO Pläne kranken aus meiner Sicht alle daran, dass zu viele Verantwortliche glauben, die Ausnahmesituation der wir alle ausgesetzt sind, zu einem Dauerzustand machen zu können. Auch bei meinem Arbeitgeber erlebe ich den Wunsch vieler (zumeist sehr junger) Kollegen, den HO Zustand dauerhaft zu erhalten. Sie halten den Kontakt zu Ihren Teams über Videomeetings und Chats und fühlen sich wunderbar damit.
Meiner Meinung nach vergessen alle diese Kollegen, dass die Welt sich weiter drehen wird. Irgendwann kommen wir alle aus unserer Schockstarre heraus. Wir werden uns umorientieren, weiterentwicklen, den Arbeitgeber wechseln, neue Kollegen hinzubekommen und alte (Kollegen-)Freunde verlieren. Das ist ganz normal, aber nur die wenigsten haben eine Idee davon, wie dieser Prozess bei ausschließlich zuhause arbeitenden Kollegen funktionieren kann und soll.
Mein Arbeitgeber betreibt nun auch noch die Aufgabe der Büroräume und plant, für die Sehnsüchtigen einen kleineren Platz anzumieten.
Ich frage mich, was passieren soll, wenn diese Pandemie hinter uns liegt. Ich ahne, dass der von mir zuvor erwähnte Spirit sich so nicht halten lassen wird. Ich glaube nicht, dass die Energie des Unternehmens digital so fließen kann, wie es an einem gemeinsamen Arbeitsplatz möglich ist.
Daher, lieber Herr Knüwer, teile ich Ihre große Skepsis und würde mir wünschen, dass der eine oder andere Entscheider Ihren Text liest und noch einmal ins Grübeln kommt. Ich glaube nicht, dass man die Entwicklung aufhalten kann oder gar sollte, aber man sollte sich viel mehr Gedanken darüber machen, was diese Transformation bedeutet, wie man mit den unausweichlich damit einhergehenden Konsequenzen umgehen möchte und sich sehr genau überlegen, was den Wert des Büroarbeitsplatzes ausgemacht hat und inwiefern man diesen für das Unternehmen und die Mitarbeiter bewahren kann.
Hans Meyer 18. August 2020 um 12:16
Dass Homeoffice Mumpitz ist, war mir von Anfang an klar. Was nervt, ist nicht das Homeoffice, obwohl das auch extrem nervt (hab gerade meinen Job gewechselt), aber was nervt, ist dieses ewige Gesuche nach neuen Arbeitsmethoden.
Grendel 18. August 2020 um 12:16
@Autor: "Wir verlieren gerade die Orte, an denen wir unterschwellig ausverhandeln, wie unsere Gesellschaft sein soll".
Viel pauschaler geht’s wahrscheinlich nicht. Entweder Provokation oder ein typischer Berater-Trick.
Sie vermischen mit dieser Aussage zwei Dinge, die Meiner Meinung nach definitiv nicht zusammen gehören. Einerseits die weitgehende Isolation Einzelner, bedingt durch die aktuellen, staatlich verordneten Corona-Abwehr-Maßnahmen und eine grundsätzlich vorhandene Flucht aus der Gesellschaft (Stichwort z.B. Spielekonsole), und andererseits die durchaus sinnvolle Diskussion über Vor- und Nachteile des Einsatzes von Home-Office-Arbeitsplätzen – auch zukünftig und insbesondere ohne Corona. Für mich und die meisten meiner 180 IT-Kolleginnen und Kollegen ist HO ein probates Mittel, sowohl die Effektivität der Gruppe als auch die Work-Life-Balance des Einzelnen zu verbessern.
Und zu den Orten, an denen ich irgendetwas Gesellschaftspolitisches – egal ob unterschwellig oder überirdisch – aushandeln würde, gehört gehört mein Arbeitsplatz gewiss nicht.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 12:23
@Grendel: Ich vermische das nicht, ich stelle unsere Situation dar. Wir reden ja derzeit nur deshalb so viel über Home Office, weil die Corona-Krise viele Unternehmen dazu gedrängt hat, in diesem Feld aktiv zu werden.
Und es mag sein, dass Sie mit keinem Kollegen über Politik, Corona-Maßnahmen, Kindererziehung oder Ähnlichem reden. Der Alltag der allermeisten Menschen sieht anders aus: Darüber redet man im Büro und das seit Erfindung desselbigen.
Gast123 18. August 2020 um 14:52
Das Smalltalken über die von Ihnen genannten Punkte ist sicherlich kein "ausverhandeln, wie unsere Gesellschaft sein soll", sondern bestenfalls Networking und schlechtestenfalls nervtötendes aber notwendiges Gequatsche in einer Präsenzkultur. Schließlich kann man nicht die ganze Zeit stumm nebeneinander verbringen und muss daher die Stille mit irgendwelchen Themen füllen, der letzte Urlaub, die letzte Party, die Wochenendaktivitäten, die Kinder usw. Ich habe den Verdacht, dass gerade diejenigen, welche vorhaben, über persönliche Kontakte (schleimen) Karriere zu machen, tendeziell gegen HO eingestellt sind.
Grendel 18. August 2020 um 13:31
Unterstellen Sie mir doch was Sie wollen. Ich unterscheide eben zwischen "über Dinge reden" und "gesellschaftlichem Aushandeln". Letzteres beinhaltet für mich polarisierende oder Einfluß nehmen wollende Bewertung globaler, gesellschaftlicher Rahmenbedingungen, sei es Politik, Religion oder ähnliches. Und das hat im Büro nichts verloren. Waren hingegen die Kinder krank oder der Urlaub schön, dann ist das ganz normaler Büro-Smalltalk. Und den haben wir zum jetzigen Zeitpunkt genauso wie vor dem HO.
Matias 18. August 2020 um 12:18
Der Artikel ist sicher interessant. Besonders interessant finde ich die Kommentare, die Gedanken in verschiedene Richtungen entwickeln.
Die Entwicklung ist am Immobilienmarkt bereits abzusehen. Die großen Bürotürme verlieren ihre Kunden und werden weniger nachgefragt.
Besonders in den Metropolen.
Vor diesem Hintergrund ist es auch vorstellbar, dass die Entwicklung zu dezentralisierter Arbeit, sowohl die Wohnung, oder das Haus weit vor der Metropole begünstigen, als auch Folgen für die Gehälter haben könnte. Denn Mitarbeiter mit vergleichbaren Qualifikationen stehen im Wettbewerb um den Arbeitsplatz im Unternehmen. Der Mitarbeiter mit Internetanschluss weit vor der Stadt hat womöglich geringere Kosten und kann mit einem kleineren Gehalt einen hohen Lebensstandart leben. Home Office ist keine neue Erscheinung. Es sind schon die modernen Nomaden entstanden, die von quasi überall auf der Welt ihre Arbeit erledigen können. Ich bin gespannt wie sich dieser Trend fortsetzt. Die technischen Möglichkeiten werden sicher noch weiter verbessert.
nilz 18. August 2020 um 12:28
Ist die Diskussion "Home Office oder nicht" überhaupt die richtige Diskussion? Geht es nicht in erster Linie darum, wertschöpfend tätig zu sein und der Ort, ob nun Einzelbüro, Großraumbüro oder Home Office m.E., in vielen Fällen davon vollkommen unabhängig ist (außer es sind gruppenspezifische Dynamiken erforderlich)?!
Zyniker 18. August 2020 um 12:28
Noch fragst du dich, ob du vom Home-Office aus noch Karriere machen kannst. In ein paar Jahren fragst du dich, ob das Home-Office nicht billiger von Indien, Tschechien oder Rumänien aus gemacht werden kann, wenn auch vielleicht nicht mehr von dir.
Gast123 18. August 2020 um 15:00
Die ist doch schon seit Jahren Realität. Und kein Arbeitgeber hat es jemals als Argument gelten lassen, dass die angeheuerten Inder weder smalltalken noch Präsentismus leben können. Das spielte gar keine Rolle, Hauptsache man konnte festangestellte Arbeitnehmer entlassen, so vor einigen Jahren geschehen bei einer Bekannten, welche 20 Jahre in der Deutschen Bank gearbeitet hatte.
Doris Eichmeier 18. August 2020 um 12:30
Danke Dir für diesen Beitrag. Endlich zeigt mal jemand die problematischen Aspekte des Home Offices auf. Das schreibe ich, obwohl ich seit über 20 Jahren überzeugte Home-Officianerin bin. Meine 3 Cent: Die Mischung macht’s. Es ist unsinnig, sich radikal für eine Seite zu entscheiden. Warum auch? Das aktuelle Home-Office-Getöse wirkt auch mich wie ein PR-Gag, der eine unheilvolle Eigendynamik entwickelt hat. Wie wäre es stattdessen mit kombinieren? Die Flexibilität in den Firmensitzen erhöhen, das Home-Office professionalisieren und mehr wertschätzen?
Meine persönlichen Erfahrungen – aus Home-Office-Sicht:
1. Auch ein Heimbüro-Mensch braucht Kontakt nach draußen, das wird in der Debatte gern vergessen. Die "reine Home-Office-Form" gibt es nicht. Ich persönlich liebe meine Treffen mit Auftraggebern oder Kollegen, vor Ort, direkt im Büro: Dort entstehen komplett neue Ideen, oft unerwartet und spontan. Es werden Probleme aufgebohrt, Festgefahrenes wieder in Gang gebracht. Ich lerne neue Menschen kennen, kann mich vernetzen. Meine Erfahrung: Im Büro entsteht Neues, menschliche Tiefe, Kreativität und Gemeinschaftssinn. Diesen kraftvollen, frischen Wind habe ich in Online-Meetings noch nicht gespürt.
2. Im Frühling koketierten Festangestellte, die zwangsweise ins Home Office ausgelagert wurden, mit ihrem Anti-Bürolook. Sie zeigten in Social Media ihre Jogginghosen. Das war lustig. Gleichzeitig war es schockierend. Ich dachte mir: Oh mein Gott, das denken meine Auftraggeber über mich? Dass ich nicht vor 12 Uhr Mittags ungeduscht im Schlabberlook auf meinem vollgebröselten Sofa liege und ein bisschen vor mich hin tippe? Hej: Ich besitze keine Jogginghose – nach über 20 Jahren des Freiberufler-Daseins. Haben wir Externen ein Imageproblem? Echt jetzt? Heute noch? Das beschäftigt mich.
3. Es ist, wie es ist: Das Arbeiten von zuhause aus hat einen unschlagbaren Vorteil: die selbstbestimmte Zeiteinteilung für Familie und Job. Aber dazu braucht ’s Routine, Eigenmotivation, Ziele und Ehrgeiz. Es ist nicht für jeden die beste Arbeitsform. Wer meint, Home Office sei was Gemütliches (Jogginghose), ist eher ungeeignet.
Aus Unternehmenssicht:
Dass die Kultur durch das Home Office geschwächt oder verdrängt werden könnte, ist ein wichtiger Aspekt. Das bedeutet aber nicht, dass man seine Schäfchen wieder alle versammeln muss. Ich sehe hier Führungskräfte in der Pflicht – sie müssen die Unternehmenskultur selbst in neuen Strukturen zur Geltung bringen können. Lasst Euch was einfallen! Insgesamt sollten alle Büroarbeiter den PERSÖNLICHEN Kontakt zu den Externen intensivieren. Sie müssen zugänglicher werden, damit es auch extern klappt mit der Unternehmenskultur. Kein Ersatz sind monströse Zoom-Sessions, in denen alle aufeinander kleben und sich keiner was sagen traut.
So, das war mein längster Kommentar aller Zeiten 😉
Andy Kohler 18. August 2020 um 23:10
Kommentar eines Kollegen, der Corona-bedingt eine Zeit lang vom Home Office aus gearbeitet hat:
"Meine Frau hat mich dabei erwischt, dass ich mir morgens im Schlafanzug vor den Laptop gesetzt habe – und als sie Abends nach Hause kam, saß ich immer noch im Schlafanzug da."
Sicherlich extrem – aber ebenso sicherlich k(eine) wünschenswerte Entwicklung im Zuge von Home Office.
Tünn 18. August 2020 um 12:35
Wurde schon einmal bedacht, dass der Mitarbeiter keine Großraumbüros mehr besuchen muss, nicht in einem mini Büro mit 4 Personen zu sitzen? Dies all das ermöglicht ebenfalls das Home Office – mein eigenes Büro wiederzuhaben. All diese tollen Mega-Büros die nur eins machen und zwar dem Unternehmen Geld sparen auf Kosten der Gesundheit eines Mitarbeiter (durch Studien erwiesen). Dieses alles fällt weg und zwar durch das Homeoffice. Die Produktivität ist höher und somit der Output. Ich finde es super wenn es so weitergeht. Jeden Tag eine Stunde Lebenszeit gewonnen (macht ca. 20 im Monat, also eine halbe Arbetswoche), kein Stau, kein Stress durch Stau etc. Auch werden sich Dienstreisen bald vermehrt ins Virtuelle verlagern und viel positive Effekte erzeugen.
Y 18. August 2020 um 12:42
Unter jedem Kommentar der keine direkten Gegenargumente sondern einfach nur Meinungen/Erfahrungen enthält einen Kommentar zu hinterlassen, dass keine Gegenargumente geliefert werden und im gleichen Atemzug gut argumentierte Kommentare missachten bzw. mit dem Totschlagargument "die Generationen Y Z wollen das aber nicht was Sie gut finden" zu kommen ist ein wenig schwach, finden Sie nicht?
Und wenn ich schon dabei bin, ich gehöre mit meinen Mitte 20 wohl zu eben dieser Generation. Ich kann natürlich nur von mir und meinen Bekannten ausgehen, aber ich jeder den ich kenne würde HomeOffice aus oft genannten Gründen vorziehen. Die angebliche "Suche nach einem Sinn" und ähnliches spiegelt sich weniger im Arbeits- als im Privatumfeld wieder. Nicht falsch verstehen, natürlich gibt es oftmals das Bedürfnis nach einem sinnstiftenden Job, jedoch heißt das nicht mit Kollegen zusammen in der Kaffeküche stehen, das mache ich doch viel lieber mit meinen WG-Mitbewohnern.
PS: Ich habe mich gewundert, dass diese Argument des Autors nicht viel heftigeren Widerspruch erhalten hat, dann ist mir wieder beuwsst geworden, dass dies ein Blog ist und ich wohl der einzige jungen Mensch bin der so etwas noch ab und an liest.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 12:51
@Y: Ich schalte alle Kommentare frei, die nicht beleidigend sind. Allerdings sind über Nacht über 100 Kommentare reingekommen, die ich alle lese (aktueller Stand: 35 to go). So was dauert… Ich reagiere bei allen, bei denen ich etwas beizutragen habe.
Und was die jungen Leute und Blogs betrifft: Als Mit-Ausrichter der Goldenen Blogger ist ihre Aussage ziemlicher Unfug.
D.M.K. 18. August 2020 um 12:46
Ich denke, Home Office ist keine Angelegenheit von "entweder-oder", sondern ein Aspekt der Flexibilisierung. Ich kann von Zuhause aus arbeiten, muss es aber nicht. Ich erwarte ein Paket? Super, statt einen Urlaubstag darauf zu verwenden, erledige ich die Arbeit von Zuhause aus. Es ist keine Frage, ob ein Unternehmen komplett auf HO umstellt oder dies gar muss – oder gar nicht, sondern gerade die Flexibilität macht den Mehrwert aus. Die Digitalisierung hat zudem die Werkzeuge dafür bereitgestellt. Voraussetzung ist natürlich, dass man sich um gute Technik bemüht und nicht einfach dauerhaft improvisiert. Ob ich heute im Nachbarbüro sitze oder in Bangkok? Das merken Kunden wie Kollegen nicht unbedingt, dank Rufumleitung, VPN, etc.
Sicherlich muss man im Detail schauen: Dauerhaft Homeoffice macht wenig Sinn, da der soziale und fachliche Austausch fehlen. Corona hat gezeigt, dass man im Homeoffice auch vereinsamen kann. Eine flexible HO Regelung kann jedoch den Bedürfnissen der Mitarbeiter sehr entgegenkommen, da sich Privates und Berufliches besser in Einklang bringen lassen und so Stress reduzieren. Außerdem entfallen oft lange Wegezeiten und CO2 Emission. Darüber hinaus ist oft ungestörteres Arbeiten möglich als im Büro.
In Summe ist das örtlich flexible Arbeiten ein Segen für alle: Stress wird reduziert durch die bessere Vereinbarkeit der Arbeit mit Privatem, was der Gesundheit förderlich ist, ersparte Fahrtwege liefern zusätzliche Zeit un sparen CO2.
Oft ist es das Kontrollbedürfnis, welches der Vorgesetzte zwanghaft pflegt, jedoch wäre Misstrauen ein Alarmzeichen, dass etwas Grundlegendes nicht stimmt: Solange die Arbeit mit gutem Resultat erledigt wird und es sonst keine Beanstandungen an der Person gibt, wäre Misstrauen fatal: Psychologische Studien zeigen, dass Misstrauen letztendlich eine selbsterfüllende Prophezeihung sein kann. Entgegengebrachtes Vertrauen jedoch ist Basis vieler positiver Auswirkungen, die sowohl dem Mitarbeiter als auch dem Unternehmen zu Gute kommen. Arbeitszeit ist heute im Bürokontext kein Indikator für Leistung: Die Arbeit wird oftmals einfach auf die zur Verfügung stehende Zeit verteilt. Das Ergebnis ist aber alleiniger Maßstab, wir sollten Menschen nicht zum Absitzen ihrer wertvollen lebenszeit zwingen.
Fazit: Homeoffice kann eine Bereicherung in ausgewählten Bereichen sein, die dem Mitarbeiter und somit auch dem Unternehmen zu Gute kommt. Weder 100% Homeoffice noch 100% Präsenzarbeit sind ein erstrebenswerter Zustand, sondern eine Flexibilität, die allen das Leben leichter macht und Energie für Produktives freisetzt. Dabei sollten wir uns Neuem nicht verschließen, sondern das Beste heruassuchen und nutzen, manches wird sich als nützlich erweisen, anderes nicht, das ist ein ganz normaler Prozess.Es ist unseriös, das Arbeiten von Zuhause pauschal zu verteufeln oder zu lobpreisen. Wir sollten weniger in Schubladen denken, auf dem Status Quo verharren oder in Schwarz-Weiß-Mustern, sondern dem Wandel offen gegenüberstehen. Ein typisches Beispiel dafür, warum Veränderungsprozesse so schwierig sind, die Angst vor Veränderung ist eine große Bremse!
Herman 18. August 2020 um 12:47
Soviel BLA in den Kommentaren, ez -> Homeoffice ok gerne aber nicht übertrieben, jeder der mal einen kollegen nicht erreichen konnte weil dieser so fleissig im homeoffice ist, weiss wovon ich rede
Andy Kohler 18. August 2020 um 23:14
LOL – und jeder, der einem Kollegen etwas im Programm nicht erklären konnte, weil der während Home Office "gerade mal mit den Hund unterwegs ist", weiß wieviel Mißbrauch getrieben wird.
Hannes 18. August 2020 um 12:51
Ich glaube so schwarz / weiß, wie es hier dargestellt ist es nicht. Und anhand der Kommentare habe ich auch nicht den Eindruck mit meiner großen Zufriedenheit mit dem Home-Office, die Ausnahme zu sein.
Ich arbeite in einem kleinen Team (4 Personen im Kern und weitere 3 im Partnerunternehmen) in der Forschung – Bereich IT mit Software und Hardwareentwicklung. Seit März sind wir im Home-Office.
Ich hatte zuvor große Ängste davor, weil Änderungen generell nichts sind mit dem ich einfach zurecht komme. Es klappte aber sehr gut und nach einiger Zeit stellte ich fest, dass ich viel besser im Home-Office klar kam als im Büro. Ich habe viel weniger Rücken- und Kopfschmerzen und bin generell entspannter. Der Grund ist die freie Zeiteinteilung, der Wegfall von Wegen und die Bessere Vereinbarkeit mit dem Privatleben.
Ich habe aber auch von Anfang an Strukturen eingezogen, die das begünstigen:
1.) Arbeitsplatz: Unsere Wohnung ist nicht groß und ich brauchte einen Arbeitsplatz. Die Küche oder Couch kamen für mich nie in Frage. Also flog der Fernseher raus und wurde durch einen großen Bildschirm auf dem Schreibtisch ersetzt. Daran hängt mein Arbeitslaptop. Ich habe einen Bürostuhl gekauft, der ergonomisch für mich passt. Abends wird aus dem Arbeitszimmer wieder das Wohnzimmer. Der Bürostuhl kommt an die Seite unter den Tisch geschoben. Tastatur und Maus liegen auf dem zugeklappten Laptop. Per Chromecast am HDMI wird der Monitor zum Fernseher.
2.) Abläufe und Strukturen: Ich habe feste Arbeitszeiten und eine feste Mittagspause. Damit umgehe ich die Gefahr, dass die Arbeit mir die Freizeit raubt. Am Wochenende bleibt das Wohnzimmer Wohnzimmer. Außerdem – das mag bescheuert klingen – ziehe ich mich fürs Home-Office an, wie ichs auch fürs Büro tun würde und frühstücke morgens vor der Arbeit draußen um einen Arbeitsweg zu haben.
3.) Kommunikation: Mit den Kollegen gibt es weiter jeden morgen die feste Kaffeerunde, wenn alle am Rechner sind wie es sie in Präsenz auch im Büro gab. Zusätzlich sind wir (das dürfte überall so sein) ohnehin in Skype online und können uns anschreiben/anrufen. Nach Ende der Arbeitszeit ist aber auch Skype aus.
Soll heißen: Es gibt sicher viele Situationen in denen Homeoffice nicht machbar ist. Aber so schwarz weiß wie es im Artikel dargestellt ist, ist es nicht.
Schaefer 18. August 2020 um 13:01
Interessanter, differenzierter Artikel. Die meisten Kommentare zeigen mir, wie die Gesellschaft weiter auseinanderdriftet der Egoismus und die Selbstoptimierung vorherrschen.
Viele gesellschaftliche Schichten werden voneinander getrennt, sei es aus aufgrund von Arbeitsstrukturen, unbezahlbarem Wohnraum oder anderen Dingen.
Die unterschiedlichen Bevölkerungsschichten treffen immer weniger aufeinander und sind für viele nicht mehr sichtbar. Ein Austausch findet nicht mehr statt. Das Resultat ist Unkenntnis, Unwissenheit und Unverständnis füreinander.
Ein Kollege sagte mir neulich…..ich habe mich gestern Abend mit der Reinigungskraft unterhalten, kennst du Ihre Geschichte…..was die mitmachen musste…..das es so etwas gibt.
Bei uns kann jeder wählen zwischen Präsenz am Arbeitsplatz und HO. Freiwillige Präsenz überwiegt.
Beatrix 18. August 2020 um 13:14
Ich habe den Eindruck, dass hier viele Priviligierte diskutieren. Es gibt zigtausende Bürojobs bei denen die Schreibtischarbeit verbunden ist mit "echtem" Kundenkontakt, mit Beratung, Abfertigung usw. Jobs die nicht unbedingt von hochqualifizierten Spezialisierten bequem 5 Tage die Woche im Homeoffice ausgeübt werden können. In Corona-Zeiten versuchten die Vorgesetzten auch in solchen Branchen dann abwechsend einen Teil der Belegschaft im HomeOffice arbeiten zu lassen. Wer durfte ins HO gehen? Die Vorgesetzten, die ohnehin mit einem Laptop und Dienstwagen ausgestattet waren. Die alleinerziehende Mutter die nicht wusste wie sie bei Kita-Schließung ihr Kind betreuen sollte, wurde aufgefordert ihren Jahresurlaub einzusetzen (Tatsache!). Es gibt dabei zigtausende Menschen die Ihre Pausen nicht einhalten können und jeden Tag Überstunden machen weil permanent zu wenig Personal vorhanden ist und im HO niemand zur Unterstützung zur Verfügung steht. Gerade in Branchen wie z.B. der Logistik kommen dazu Löhne und Gehälter die es den Menschen gar nicht ermöglichen, Wohnungen mit separaten Arbeitszimmern oder- unerfüllbarer Wunschtraum- einem Garten anzumieten.
Wie werden die MA im Homeoffice geschützt vor ständig steigenden Anforderungen, falschen Infos "Sie sind die einzige die noch nicht abgeben hat". Wer erkennt Mobbing-Tendenzen oder unfähige Führungskräfte rechtzeitig? Bei Präsenz im Büro sind die Chancen besser Fehlentwicklungen zu erkennen, sich auszutauschen – sowohl auf horizontaler als auch vertikaler Ebene. Wer hoch qualifiziert ist und jederzeit einen neuen Job finden kann, kann leichter wechseln. Es gibt aber nicht genug gute Jobs für alle, selbst wenn sich alle höher qualifizieren würden. Probleme durch permanente Überwachung und vergleichende Messungen im HO soll es häufiger geben, nicht alle Arbeitgeber sind fair. Die Gefahr vom Arbeitgeber ausgenutzt zu werden, ist für die große austauschbare Masse der Mitarbeiter im HO wesentlich größer als in den Büros wo man sich vernetzen, austauschen und ja – leichter einen Betriebsrat gründen kann.
Andy Kohler 18. August 2020 um 23:20
‚"Wer durfte ins HO gehen? Die Vorgesetzten, die ohnehin mit einem Laptop und Dienstwagen ausgestattet waren. Die alleinerziehende Mutter die nicht wusste wie sie bei Kita-Schließung ihr Kind betreuen sollte, wurde aufgefordert ihren Jahresurlaub einzusetzen (Tatsache!)."
Kein Betriebsrat bei Euch, der das mitgestaltet hat?
Das ist genau das Problem, welches ich weiter oben andiskutiert habe, ohne das es jemand aufgegriffen hat.
Es kommt nicht von ungefähr, dass es gerade in den vielgelobten Arbeitsbereichen der New Economy so wenig Mitarbeitervertretung gibt.
ilga 18. August 2020 um 13:16
Sehe ich genauso. Endlich mal jemand, der sich dem Mainstream verweigert und anspricht was Sache ist. ABER mich wundert, daß Sie damit tatsächlich gehört werden. Normalerweise wird nur in den Medien kolportiert, was gerade so angesagt ist. Ich selbst arbeite viel zuhause – und das seit Jahrzehnten, aber meinen Mitarbeiterinnen würde ich es nur bedingt erlauben. Viel zu wenig Kontrolle, viel zu wenig persönlicher Kontakt. Negative Spannungen kann man so nicht wahnehmen und gegensteuern und auch Erfolge kann man so nicht genügend gemeinsam feiern.
Arbeitsplatz zuhause -> wirklich keine neue Idee und erstaunlich, daß jetzt jeder so tut, als sei er gerade davon angesprungen worden. Vielleicht, weil es nun Home office ist statt Arbeitsplatz zuhause. Tatsächlich wurde das alles schon vor Jahrzehnten diskutiert -> Gewerkschaften waren dagegen wg. befürteter Selbstausbeitung, diametral entgegengesetzt dachten die Untermehner -> zu lasche Arbeitsmoral wurde für zuhause befürchtet. Das ließe sich nur mit PC-Kontrollmechanismen ausschließen -> das nervte die Datenschützer. Also Ende der Überlegungen.
Und heute: alles anders. Alle sind plötzlich dafür.
Detlef 18. August 2020 um 13:24
Interessanter Artikel, aber leider immer wieder nur Fokus auf die "Jungspunde": Wer ist das? Was genau sind denn deren Bedürfnisse, die mit HO inkompatibel sind? Und wenn die berücksichtigt werden müssen (dem stimme ich natürlich zu): Die der anderen Mitarbeiter doch wohl auch? Ich habe Kinder und an der Hochschule Studierende in dem "Jungspund-Alter, das der Autor wohl im Sinn hat, in einer (teuren) deutschen Großstadt. Da erlebe ich aber andere Bedürfnisse und andere Prioritäten als die vom Autor unterstellte max. 27qm Wohnung.
Einige Beispiele:
-Es gibt nicht nur junge Singles, sondern Partnerschaften jeglicher Art haben einen hohen Stellenwert. Und die wollen zusammen leben., wenigstens am selben Ort.
-Wie sollen also junge Paare eine gemeinsame, für beide zufriedenstellende und haltbare Lebensplanung machen, wenn es keine adäquaten Jobs für beide am gleichen Ort gibt?
-Wie funktioniert das mit dem Büronetzwerk etc, in einem globalisierten Unternehmen, wenn unmittelbare Mitarbeiter*innen und Chefs*innen irgendwo anders auf der Welt lokalisiert sind? Persönlichen Kontakt mit dem Chef und Mitarbeitern gibt’s dann vielleicht zweimal im Jahr, wenn’s hoch kommt: Persönliche Treffen kosten eben viel Geld und Zeit und die Budgets dafür werden mehr und mehr zusammengestrichen.
-Wenn regelmäßige Präsenz Vorteile bieten sollte, dann wohl am ehesten, wenn man am Arbeitsort der/s Chefs*in der Truppe wohnt. Das Glück habe ich fast 20 Jahre lang in einem großen globalen Unternehmen nicht gehabt und meine Mitarbeiter*innen in USA und Indien auch nicht.
-Wie gewinnt man kompetente Fachkräfte, wenn die wenigen am Markt vorhandenen kein Interesse haben, ihre mit Mühe erworbene bezahlbare Wohnung aufzugeben oder ihre Kinder an den Unternehmensort umzuziehen und aus dem lieb gewordenen Umfeld zu reißen? Oder excessive Strecken zum Arbeitsplatz zurückzulegen. Und alles nur, damit man täglich ins Büro kann? Dabei ändert sich offensichtlich gerade erheblich, was man als excessiv empfindet.
Selbst kleine Unternehmen, die ich jetzt wissenschaftlich berate, stellen wegen Knappheit von Fachkräften am lokalen Arbeitsmarkt (selbst im unmittelbaren Einzugsbereich von drei Universitäten) zunehmend Mitarbeiter*innen (auch "Jungspunde"!) ein, die bis zu 1000km und mehr vom Firmensitz entfernt wohnen und die nicht umziehen wollen oder können. Da in meiner Branche (Biotech) englisch Geschäftssprache ist, spielt Herkunft eh keine Rolle.
Natürlich braucht jegliche Zusammenarbeit von Menschen auch ein Mindestmaß an persönlichem Kontakt. Das heißt aber dann oft wenigstens gelegentlich Reisen. Aber eben nicht notwendigerweise den täglichen Weg in ein Büro. Das ist selbst bei Start-Ups mit einer Handvoll Mitarbeiter*innen häufig nicht anders. In der Produktion sind die Bedingungen natürlich recht anders.
Quintessenz: Das Problem betrifft alle Alters- und Erfahrungsgrupen und ist wohl deutlich komplexer als im Blog angedeutet. Aber Remote-Arbeiten wird zunehmend wichtiger werden, auch jenseits von Corona. Vielleicht sollten wir mehr Energie auf das "Wie" als das "Ob" verschwenden.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 14:00
@Detlef: Wie im Artikel beschrieben haben die Generation Y und Z eine andere Wertehaltung. Sie legen Wert auf Gemeinschaft und Sinnsuche. Dies ist durch zahlreiche Studien auch so belegt.
Die von Ihnen aufgeworfenen Fragen sind valide, werfen aber neue auf: Wie soll ein Paar im Home Office sich in der Großstadt eine Wohnung leisten, in der beide in Ruhe arbeiten können? Noch dazu, wenn Kinder kommen?
Florian 18. August 2020 um 13:36
Home Office an sich, als den größten Fehler zu bezeichnen ist glaube ich so nicht richtig. Ich finde gerade dieses starre Denken was Arbeitszeit, Bürozeit und Kernarbeitszeit angeht ist eher etwas was hemmt heutzutage. Auch und gerade bei der jungen Generation. Gerade junge Familien mit kleinen Kindern sind auf diese Möglichkeiten angewiesen und bieten die Möglichkeit Job und Familie unter einem Hut zu bekommen. Und da kann und muss es ganz einfach auch die Möglichkeit geben einer flexibleren Arbeitsgestaltung. Sei es von der Zeit oder dem Ort. Ob es jetzt zu 100% Homeoffice sein muss oder teilweise sei jetzt erstmal dahingestellt. Auch ich sehe dadurch nicht die Gefahr, das die Jobbindung auf der Strecke bleibt. Ebenso der soziale Kontakt. Wie schon einige vorher beschrieben, wird dieser ja eher im Freizeitbereich geführt und mit Freunden. Erholung von der Arbeit ist es eher, wenn man sich mit Menschen außerhalb dieser Sphäre trifft um auch andere Themen zu haben als nur den Job. Man bleibt eher bei einem Arbeitgeber, gerade wenn man das Gefühl hat, das auch die persönlichen Aspekte nicht auf der Strecke bleiben. Ich denke ein Mittelweg ist hier nicht verkehrt. Zwischen Schwarz und Weiß ist noch genügend Platz für andere Schattierungen. Ich selbst arbeite auch teils teils im Büro und im Homeoffice. Büro ist für mich genauso wichtig, gerade in Bezug auf Besprechungen und einer breiteren Entscheidungsfindung. Auch wenn ich gemerkt habe, das dies dank Corona auch anders geht und ebenso zielführend ist.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 14:01
@Florian: Ich bezeichne dies als größten Managementfehler des Jahres. Nur zur Einordnung…
Florian 18. August 2020 um 14:39
Das mag vielleicht sein, trotzdem zeigt es nur die Sichtweise aus einer Richtung und dementsprechend sind auch die Argumente aufgebaut. Arbeit und Leben soll und muss individuell sein. Ich verstehe die Argumente die dafür sprechen, ebenso die Argumente dagegen. Und da jeder Mensch ein Individuum ist mit individuellen Bedürfnissen, ist es an der Zeit genau diese zu schaffen durch Rahmenbedingungen, die diesen gerecht werden. Dieses anlaoge und gestrige 9 to 5 denken, ist einfach veraltert. Gerade in den Positionen wo diese Individualität gegeben werden kann, sollte dies auch getan werden. Wir reden hier eh über eine nur kleine Gruppe der Arbeitnehmer. Uund wenn ich weiter oben den Punkt der fehlenden "Kontrolle" lese, dann kann ich nur gegenhalten, das es immer messbare Kontrollmechanismen gibt.
Hendrik Venebrügge 18. August 2020 um 13:49
Ein Aspekt, der in dem Artikel nicht angesprochen wurde, ist die bewußte Trennung der Lebenssphären. Dies ist meiner Meinung nach eine Errungenschaft, die nicht leichtfertig aufgegeben werden sollte.
Als Jemand, der sowohl als Freelancer als auch als Selbständiger von Zuhause aus gearbeitet hat, bin ich froh, zur Arbeit an einen anderen Ort gehen zu können und mich dort nur auf die Arbeit zu konzentrieren. Ich fahre dafür sogar jeden Tag 25 Kilometer (eine Strecke).
Mein Zuhause solle ein Ort bleiben, an dem ich mich auf mein Privatleben beschränkt bleibe und an dem ich meinen Chef (auch nicht per Video-Konferenz) nicht sehen muss. Auch Kollegen (und nicht nur die Netten) dringen per Homeoffice und Online-Meeting in meinen privaten Bereich ein.
Durch ständige Erreichbarkeit, Videokonferenzen, vorhandene Infrastruktur wie Arbeitsplatz, Drucker, Monitore etc gibt es durch das Home-Office keinen Ort mehr, der nicht von der Arbeit geprägt wird. Viele ArbeitnehmerInnen haben nicht die Möglichkeit, sich einen separaten Raum nur für die Arbeit einzurichten, so verschmelzen die Sphären Arbeit und Privat. Regelmäßigkeiten und eingeübte Zeitabläufe bleiben dadurch auf der Strecke. Wenns dringend ist, macht man "nochmal eben schnell" irgendwas und wird aus der häuslichen Situation in Punkto Ansprechbarkeit für die Famile oder Teilhabe am Familienleben, herausgerissen.
Die Trennung ist für viele Menschen ein Segen und eine Errungenschaft. Dreck und Staub, Belastungen (auch psychische) bleiben an einem anderen Ort. Private Sorgen kann man für ein paar Stunen vergessen und sich auf die Arbeit konzentrieren oder sie zumendest mit etwas Abstand betrachten. Vielleicht fragt man auch eine Kollegin in der Pause um Rat.
Räumliche Trennung bringt auch Freiheit. Auf dem Arbeitsweg hat man soziale Interaktion. Auf dem Hof trifft man vielleicht regelmäßig den Hausmeister und schnackt kurz mit ihm. Mit den Kollegen diskutiert man die neuesten Nachrichten oder die Entwicklungen innerhalb der Firma.
Home-Office führt dagegen zur sozialen Vereinzelung. Viele direkte Kontakte entfallen. Sozialen Phobien wird Vorschub geleistet. Über digitale Kanäle spricht man in der Regel nicht so offen, wie im direketen Gespräch, weil man nie weiß, in welche die Hände die kommunizierten Gedanken nachher geraten.
Das sind Erfahrungen, die ich selbst machen musste und die Lehre, die daraus gezogen habe, ist, wieder in einem Betrieb zu abrbeiten.
JCS 18. August 2020 um 13:52
Mir erscheint keines der Argumente, die hier gegen Home-Office aufgeführt werden, plausibel. Der Grund für Rückenprobleme ist doch nicht das Home-Office, sondern der falsche Bürostuhl. Wenn Home-Office die Regel wird, wird man sich entsprechend ausstatten – und das wird nicht an der Wohnungsgröße scheitern. Und die "Gefahr", dass beruflicher Aufstieg "nur" über Leistung und nicht mehr über persönliche Sympathie funktioniert – also diese Aussage erscheint mir fast schon absurd. So schlimm kann es doch nicht sein, wenn in Unternehmen diejenigen befördert werden, die etwas leisten, und nicht diejenigen, die dem Vorgesetzten am sympathischsten sind. Die Löhne werden steigen, weil die Arbeitnehmer das nette Lächeln des Chefs und die prima Kollegen nicht mehr als Lohnersatzleistung haben? Also wenn 1,5 Stunden mehr Freizeit pro Tag drin sind, weil der tägliche Arbeitsweg entfällt, bietet Home-Office per se schon eine Lohnerhöhung, ohne dass der Arbeitgeber mehr zahlen muss. Das wiegt ein Pläuschchen mit Kollegen an der Kafeemaschine denke ich nicht auf. Davon abgesehen spart sich das Unternehmen Miete für Büroflächen. Diese Einsparungen dürften eventuelle Gehaltswünsche, die hier orakelt werden, mehr als auffangen. Das einzige, was tatsächlich ein bisschen schwierig werden könnte, ist die Einarbeitung und vor allem die Ausbildung von Mitarbeitern. Wobei man hierfür sicher auch digitale Lösungen finden kann.
Ich halte diese ganzen Argumente gegen Home-Office aber letztlich für vorgeschoben. Die eigentliche Skepsis mancher Unternehmen gegenüber Home-Office liegt glaube ich in der Angst, die Kontrolle über die Mitarbeiter zu verlieren. Das Gefühl, die Mitarbeiter nicht mehr beobachten und bei Bedarf zurechtweisen zu können, sich eben nicht mehr richtig als Chef zu fühlen, ist vermutlich für manch einen eine Umstellung. De facto lässt sich die Effizienz der Arbeit im Home-Office aber ganz hervorragend überprüfen. Wenn diese Möglichkeiten genutzt werden, führt Home-Office sicher nicht zu weniger Produktivität. Home-Office entlastet den Verkehr und damit die Umwelt, verbessert die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, reduziert Fehltage, weil man sich nicht mehr ständig im Büro gegenseitig anhustet – also ich sehe nur Vorteile, und fände es Jammerschade, wenn all diese Chancen nun wieder zunichte gemacht würden.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 14:09
@JCS: Wie bereits in den Kommentaren ja angemerkt. Klar, man könnte sich einen Bürostuhl kaufen – aber wo hinstellen? Die Trennung von privater und beruflicher Sphäre wäre in einem kleineren Appartment sofort aufgehoben. Und was bei einem Paar? Dann bräuchte es schon 2 Arbeitsplätze. Wenn dann noch 2 Kinder da sind, reden wir über einen massiv steigenden Platzbedarf.
Aufstieg über Leistung: Sehr viele Leistungen sind nicht quantifizierbar. Deshalb haben Großunternehmen schon vor langer Zeit Bewertungsmaßstäbe entwickelt, die weiche Faktoren beinhalten.
Es ist ein schöner Gedanke, dass Unternehmen Miteinsparungen weitergeben. Das werden Sie aber in Gestalt der Einrichtung eines Arbeitsplatzes tun. Dieser Arbeitsplatz wird übrigens nicht individuell gestaltbar sein, denn es müssen die Möbel des Arbeitgebers verwendet werden. Man sollte dann also vielleicht nicht ganz so viel wert auf Optik legen.
Ansonsten verweise ich gern auf die weiteren Kommentare hier.
Sabine 19. August 2020 um 22:34
@ Thomas Knüwer: Ich arbeite bei einer großen behördenähnlichen Firma im Ruhrgebiet und habe durch Corona 100% Homeoffice erhalten, während zuvor 60% maximal möglich waren. Wir haben unterschiedliche Homeoffice-/ Telearbeitsmodelle, von denen abhängt, ob man seine eigene oder eine Firmenausstattung nutzen muss/ darf. Die meisten nutzen das Homeoffice mind. 1 Tag. Steh- und Sitzschreibtisch auf kleinem Raum passen je nach Einfallsreichtum und Familienflexibilität meistens in die Wohnung. Ich habe nichts gekauft, sondern Vorhandenes umgebaut, betriebsmedizinisch akzeptiert. Es ist ruhiger, mit grüner Aussicht und der Möglichkeit, zum Nachdenken die freie Wahl der Beschäftigung derweil zu haben.
Homeoffice bietet eine Lösung, die ein Teil derer, die die Chance haben, ablehnen, ebenso, wie andere sie begrüßen. Der Zugzwang, der durch sich schnell füllende Verkehrswege entsteht, entfällt 2x/ Tag beim Homeoffice und die Entspannung, mit der die Tage starten, nimmt der Nachwuchs mit in die Schule. Autoabnutzung und Benzinverbrauch für die Arbeit sind stark reduziert und eine stille Gehaltserhöhung. Die bessere Lebensqualität samt Zeitgewinn sorgt für Arbeitsfrieden bei den meisten Kollegen und man kann anderen, die in der Firma sein müssen, besser mal etwas abnehmen. Diejenigen unter den Kollegen, die gern Unfrieden stiften, schaffen das auch digital – siehe social media. Nicht präsent, ist man leichter ausgrenzbar, z.B. über Mailverteiler, und kann sich schlechter wehren. Personalführung ändert sich und muss es, wenn die Mitarbeiter verstreut lokalisiert sind. Die Art der Machtinstrumente verändert sich – nicht die Sache an sich, da unausgeglichene Charaktere immer ihren Weg finden müssen, um zu existieren. Ihre Arbeitshaltung behalten Menschen als Teil ihrer Persönlchkeit bei, gleich, wo sie arbeiten: Pausierer pausieren, Kamele arbeiten durch, Schwätzer und Selbstdarsteller haben’s schwerer und mögen das Homeoffice daher nicht sonderlich. Die wegbrechende Möglichkeit der permanenten Begegnung und mehrschichtigen be- und unbewußten Austauschs mit anderen stresst auch, je nach Persönlichkeitstyp und wohl auch nach Lebensalter. Ich beobachte, dass die Leute, die zuhause arbeiten, in ihrer Freizeit auf der Suche nach Abwechslung mehr herumkommen. Die automatische Partner- und Kontaktbörse "Job" bricht in iher Art ein – ist aber ersetzbar. Die IT der Firma ist mehr gefordert, ebenso wie die öffentlichen Versorgungsnetze.
Immobilienanleger, Büroausstatter, Caterer u.ä. dürften das Homeoffice mit Sorge betrachten. Als Pferdefuhrwerke durch Automobile abgelöst wurden, hat sich die Wirtschaft verlagert und die Gesellschaft dies begrüßt. Das Bessere setzt sich üblicherweise duch. Lobbyismus im Sinne und mit dem Ziel von Erhaltung lukrativen Status‘ quo lähmt Entwicklung, bester Begründung zum Trotz, und schadet einer Gesellschaft tatsächlich deswegen. Wirtschaftsphilosophie hat dagegen interessante Ansätze FÜR den Menschen.
Die Gefahr, dass das Land noch mehr zersiedelt wird, Städte mangels Erfordernis zur Arbeitsortnähe zum Wohnen weniger gewählt werden, besteht. Das Einsparen von Pendler-Abgasen wird dann durch diejenigen von noch mehr Baumaschinen ersetzt – und die sind erheblich. Wir brauchen mehr Grünflächen und Radwege, weil die Homofficer mehr Freizeit haben, in der sie Ausgleich suchen.
Es wäre zu begrüßen, wenn das Modell Homeoffice allen, deren Beruf eine Nutzung ermöglicht und die es auch nutzen wollen, breitestmöglich verfügbar sein könnte, damit die permanent sich verdichtende Beschleunigung im Stadtleben/ Arbeitsumfeld ihre Energie in förderlichere Kanäle entlädt. Daran sollte unsere Gesellschaft sich versuchen, zugunsten der Umwelt und der Menschen. Wir brauchen weniger Geschäftigkeit, damit wir mit der Klimaerwärmung leben können, wenn wir sie schon nicht bremsen können, nach dem wir ihr nunmehr 45 Jahre lang zugeschaut haben. Homeoffice kann ein gutes Puzzleteil sein, wenn man es sich weiterentwickeln lässt – und das geht nur "by doing" im breiten Feldversuch, nicht nur theoretisch. Es haben viele gute Köpfe ihre Gedanken und Erfahrungen hier zusammengetragen – sie zeichnen ein starkes Bild. Die reine Theorie des "immer-weiter-so-sonst-verlieren-wir" ist, auch wenn ihr Auftritt stark geformt und gelungen ist, schwächer. Es geht viel, wenn Pluralität der Meinungen nicht bedeutet, dass ständig auf der Bremse gestanden wird, bis sie heiß läuft und versagt – denn dann kommt ein ersatzloser Crash.
Sandra 18. August 2020 um 13:52
Wenn ich daran denke, wie oft meine Konzentration und damit Produktivität durch Kollegen gestört wurde, die entweder miteinander über Privates sprachen oder mit mir über private oder berufliche Heldentaten sprechen wollten, dann lobe ich mir mein Home Office in dem ich seit fast 10 Jahren auf einem ergonomisch herovrragenden Stuhl an einem großen Schreibtisch mitten in meinem extra dafür vorgehaltenen Zimmer arbeite. Ich kann mein Fenster öffnen oder wahlweise die Klimaanlage anmachen, Radio laut hören oder in Stille arbeiten und mich in Arbeiten vertiefen, ohne Angst, dass gleich wieder ein Kollege oder Vorgesetzter reinkommt, der Lust auf ein Schwätzchen hat. Ich bin auf diese Weise sogar neu in ein Team gekommen und habe den Eindruck, dass Teamarbeit trotzdem möglich ist. Durch Videokonferenzen sind Meetings wesentlich kürzer und produktiver. Wo früher der Chef sich erstmal 2 Stunden Zeit genommen hat, alle Anwesenden über sein Privatleben zu informieren und alles Wesentliche in den letzten 5 Minuten und im Schweinsgalopp abgehandelt wurde, wird jetzt stringent an der Agenda gearbeitet, so dass nach einer halben Stunde die Grundlage für die weitere Zusammenarbeit gelegt ist. Ich bin tatsächlich überrascht, wie viel soziale Interaktion tatsächlich auch via Videokonferenz und Telefon möglich ist. Von den offensichtlichen Vorteilen der freien Wahl des Wohnortes und dadurch besserer Verteilung der Immobilienpreise auf Stadt und Land sowie den Vorteilen fürs Klima und auch für die Work Life Balance durch Freiwerden von Stunden, die vorher für den Arbeitsweg draufgegangen sind ganz zu schweigen. Und noch einen Vorteil gibt es: Da wo es früher Reibungsverluste zwischen den Kollegen gab, was räumliche Resourcen, Lärm, Klima im Büro etc. gab, stellt sich durch das Arbeiten im Homeoffice eher ungetrübte Freude ein, wenn man die Kollegen dann doch mal wieder "live" sieht und mit ihnen nicht vorher um ihre stehengelassene Kaffeetasse gestritten hat oder gegen sie einen heimlichen Groll wegen ihrer lauten Telefonstimme hegte. Ich denke, für "nichtgesuchte" Interaktion, wie sie bspw. an der Kaffeemaschine oder am Drucker im Büro stattfindet, kann man tatsächlich auch virtuelle Räume und Strukturen schaffen. Und das Argument, es würde derjenige, der der Chefin öfter "live" begegnet am ehesten befördert, könnte man gegen eine Gleichverteilung von Präsenz- und Homeofficetagen entgegenwirken.
Lila 18. August 2020 um 13:55
"Wir verlieren gerade die Orte, an denen wir unterschwellig ausverhandeln, wie unsere Gesellschaft sein soll – und das halte ich nicht für gut." DAS, Herr Knüwer, ist tatsächlich ein nicht zu unterschätzendes Argument! (Es lässt sich derzeit ja prächtig beobachten, was passiert, wenn Menschen in ihren kleinen Blasen vor sich hin köcheln – und das sogar ohne Home Office…)
Ich persönlich genieße die Arbeit zu Hause zwar sehr, wenngleich sie mindestens genauso anstrengend ist wie die gleiche Tätigkeit im Büro; auch vermisse ich die Kolleginnen und Kollegen zuweilen. Meine Hoffnung ist, dass mein Arbeitgeber mir in der Nach-Corona-Zeit einen vernünftigen Mix aus beiden Arbeitsweisen ermöglichen wird.
Tim 18. August 2020 um 14:03
Ich finde der Artikel ist etwas einseitig negativ geschrieben. Ergonomie kann ich auch im HO. Austausch mit Mitarbeitern über Kaffeeküche mag fehlen, kann aber technologisch durchaus gelöst werden. Warum nicht statt des Büros einmal im Monat mit alle Mann ins Restaurant und ne Sause feier. Kann mir vorstellen, dass das prägender ist als der tägliche Bürotag.
Sobald die Arbeitgeber merken, dass 1. der Krankenstand niedriger ist und 2. sie weniger Büroflächen benötigen, kann das in der Konsequenz auch z.B. die Wohnmieten verringern, da auf einmal 1/3 der Büroflächen zu Wohnflächen umgewidmet werden können. Das kommt zu dem weniger Verkehraufkommen noch hinzu. Sorry, aber bei diesen schon starken Verbesserung, sind Rückenschmerzen und KOnzernkarriere doch wirklich zu vernachlässigen. Die meisten Mitarbeiter können doch auf die sich permanent profilierenden und karrieregeilen Kollegen verzichten. Sollen die doch ins Büro gehen und sich im leeren Büro aufplustern.
Tim 18. August 2020 um 14:05
Und dazu der schier unbegrenzte Talente Pool. Wer über Fachkräftemangel spricht, sollte vielleicht – bevor die Firma zugrunde geht – an 100% HO denken. Dann greift man plötzlich auf die gesamte Welt an potentiellen Arbeitnehmern zu.
Markus 18. August 2020 um 14:03
Leider wieder einmal ein rein Homeoffice kritischer Artikel, der nur mögliche Nachteile ausführlich betrachtet, aber fast keinen einizgen Vorteil nennt. Schade, denn zu den genannten möglichen Nachteilen (die auch je nach individueller Situation gar nicht entstehen müssen), gibt es ein Menge Vorteile. Der wichtigste ist m.E. der Wegfall des Arbeitsweges, dadurch imense Zeiterstparnis, Kostenersparnis und Entlastung der Umwelt. Bei mir persönlich sind das pro Arbeitstag 230 KM oder 3 Stunden. Klar nicht jeder fährt so weit, aber sehr viele doch mindestens 30 Minuten oder 1 Stunde in die Arbeit. Das ist ein erheblicher Gewinn an Lebensqualität und Kostenersparnis. Dazu kommt die viel bessere Vereinbarkeit von Arbeitsleben und familiären Pflichen, verbunden durch die höhere Freizeit und Verfügbarkeit.
Auch aus Sicht des Arbeitgebers ist Homeoffice kein Nachteil, die Produktivität ist m.E. viel höher ist, da alle störenden unproduktiven Ablenkungen entfallen, ich würde mal schätzen, dass in einem normalen Büroalltag mindestens 10 % bis 20 % der Zeit mit unproduktiven Thmen, wie dem zitierten "Ratsch" in der Kaffeeküche verloren gehen. Dieser wird beispielsweise immer alls Kontaktpflege hervorgehoben, meine Erfahrung ist aber, dass dies nur selten wirklich der Fall ist. Meist ist es doch Belangloses, das in gut bezahlter Arbeitszeit besprochen wird. Auch habe ich die Erfahrung gemacht, dass Meetings als Videokonfernz wesentlich diszplinierter, produktiver, strukturierter und effizienter ablaufen, da die üblichen "Schwätzer", die sich nur produzieren möchten, nicht so zum Zuge kommen. Persönlich glaube ich auch, dass Homeoffice kein Karrierehindernsis ist, denn wirklich überzeugen sollte man mit Ergebnissen und hoher Arbeitsqualität. Im Gegenteil, die vorgenannten heiße Luftproduzenten kommen hierdurch ins Hintertreffen und haben m.E. nun die Angst, dass heiße Luft alleine nicht mehr reicht, sie aber mehr nicht liefern können. Ich meine diese Ängste aus dem Artikel herauslesen zu können. Abschließend meine Meinung klar pro Homeoffice, sicher nicht 100 %, aber 50 % bis 75 % halte ich für mich persönlich sehr wünschenswert.
Karina 18. August 2020 um 14:06
Ich finde den Artikel top! Wer sich im Homeoffice wohlfühlt und sich eine große Wohnung leisten kann, in der ein Schreibtisch reinpasst, prima. Bei mir passt das halt nicht.
Im Januar habe ich in der Firma angefangen und seit Mitte März bin ich im Homeoffice. Ich hasse es!! Keine Trennung mehr zwischen Artbeit und Privat. Mein Küchentisch ist jetzt mein Arbeitsplatz und von Ergonomie kann ich nur träumen. Und nein ich wohne nicht in einer Großstadt, aber selbst auf dem Land ist das Wohnen nicht gratis. Scheinen manche klugen Vorredner zu vergessen.
Mir fehlt der Kontakt zu den Kollegen und das ich einfach meine Wohnung als meine Wohnung habe. Der Arbeitsweg fehlt mir auch, einfach weil es die Trennung zwischen Arbeit und Privat markiert.
Jeder ist da anders und man muss einfach flexible Lösungen finden.
Ich bin 1984 geboren und wenn ich nur im Homeoffice irgendwo arbeiten würde, würde mir die Identifikation zur Firma fehlen. Ich gehe nicht arbeiten um Freunde zu finden, aber ich gehe auch nicht nur arbeiten um Geld zu verdienen. Leuten, die dies tun, merkt man immer eine gewisse chronische Unzufriedenheit an.
So möchte ich nicht enden und ich kann es gar nicht erwarten endlich wieder zurück ins Büro zu können.
Trotz Introvertiertheit mag ich es Leute um mich zu haben. Es ist auch einfacher bei Fragen und Abstimmungen. So einfach ist das ganze nämlich auch nicht wenn jeder im HO hockt und man nicht sieht wann ist wer online und man wie blöde rum telefonieren muss.
Jedem das was er mag, aber man sollte nicht krampfhaft versuchen eute vom Homeoffice zu überzeugen. Es ist wie alles eine individuelle Sache.
Selbst meine Mama hat schon zu mir gesagt, dass sie trotz eigenem Büro Zuhause froh ist, dass sie nie im Homeoffice arbeiten musste. Für sie wäre das nichts gewesen.
Jan Bühler 18. August 2020 um 14:33
Ich finde es immer mal wider schön, Artikel zu lesen, die meiner Meinung widersprechen. Leider ist er in weiten Teilen gegen überstürztes 100%-Homeoffice angeschrieben, obwohl die Zitate nicht darauf hinauslaufen. Zu Coronazeiten an den Küchentisch ist sicher nicht gesund für den Rücken, wenn man sich darauf einstellt, weil man langfristig damit plant, ist die Anschaffung eines anständigen Stuhls etc. gut möglich.
Der Authors scheint sich vor Corona noch nicht mit Homeoffice beschäftigt zu haben: Zoom ist mir bei Videokonferenzen im Arbeitsumfeld noch nicht begegnet, dafür kenne ich die Situation, die "Zoomkacheln" beim Teamevent alle 3 Monate zu treffen. Als Softwareentwickler/IT-Consultant (der äußerst selten im Tunnel entwickelt, da die Aufgaben typischerweise sehr kommunikationsintensiv sind – auch hier scheint der Author nur die gealterten Softwareentwickler in gut abgesicherten Konzernstrukturen vor Augen zu haben, die nur mundgerecht vorgekaute Arbeitspackete abarbeiten wollen) funktioniert es tatsächlich super, auch 100%-Remote Onboardings sind möglich, insbesonder wenn die Unternehmensstrukturen mitspielen und es alle Beteiligten gewohnt sind.
"Ich kann ehrlich gesagt kein Argument entdecken für mehr Home Office als ein, zwei Tage in der Woche."
Hier wieder die Frage, wie groß der Tellerrand des Authors ist: Wer eine Stunde oder mehr täglich unterwegs ist, wird jeden Tag begrüßen, an dem die Pendelei entfällt.
"Sobald wir aber ohne Hygienepläne arbeiten können, sollten Arbeitgeber ihre Mitarbeiter nicht ins Home Office drängen – sondern sie dort herausreißen, zusammenführen und die Gemeinschaft feiern, statt ihre Büros in anonyme Operationssäle zu verwenden."
Wenn man die anachronistische Haltung "Präsenzpflicht über alles" auf den Punkt bringen wollte, hat der Author dies gut geschafft (sofern damit der Büroalltag und nicht "corona is over"-parties gemeint sind). Jeder Mensch sollte selbst Entscheiden, was funktioniert, vielleicht innerhalb moderater Leitplanken (z.b. 20-80% Homeoffice als Regelfall, Ausnahmen mit Begründung). Dann kann der Großstadtmensch kurz zur Arbeit laufen und wer will kann in der großen Wohnung auf dem Land leben. So kann jede:r entscheiden, was passt: Manche:r wird am Puls leben wollen, andere rechnen die Miet/Kaufpreisersparnis gegen möglich Gehaltsgewinne durch Beförderungen auf und Entscheiden sich für die flachere Karriere – und leben trotzdem glücklich und zufrieden in relativem Wohnstand aufgrund niedriger Lebenshaltungskosten.
Egal was am Ende dann genau rauskommt: Jede:r Pendler:in weniger wirkt enorm positiv auf die Umwelt – ein paar Prozent weniger Verkehr können dutzende Prozent weniger Stau ausmachen. Und mehr Vielfalt, die es mehr Menschen ermöglicht, entsprechend ihren persönlichen Bedürfnissen und Präferenzen zu arbeiten, wird sicher nicht zu weniger Innovation führen.
Wobei bei alledem nicht ausgeschlossen ist, dass durch Missmanagement Homeoffice schädlich wirkt.
DRMS 18. August 2020 um 14:40
Lieber Herr Knüwer, vielen Dank für den Artikel. Ich bin inzwischen wirklich froh, auch mal über die negativen Seiten des HO zu lesen. Viele der von Ihnen angesprochenen Punkte, erfahre ich gerade selbst in dieser Art auf der Arbeit. Ihnen wird an vielen Stellen vorgeworfen, schwarz-weiß zu denken, wenn dann die Lobeshymnen aufs HO angestimmt werden, verstehe ich allerdings nicht, wo da dann der Unterschied sein soll. Falls Sie Ihren Artikel ergänzen wollen, hätte ich hier noch eine Anregung. Erlauben Sie mir notfalls eine Dopplung. Ich hab nicht alle Kommentare gelesen: Der Absatz zu neuem Personal ist etwas kurz und ich denke, Sie könnten diesen ruhig erweitern. Wie ist Ihre Sicht auf die Frage, was eine HO-Regelung, bei der kaum Mitarbeiter dauerhaft im Büro sind für Auswirkungen auf neue Arbeiter hat. Nicht nur neu im Unternehmen, sondern wirklich in ihrem allerersten Job. Hier "schwimmen" viele ganz schön herum. Ihnen fehlt der Bezug und die Struktur. Die Verantwortungspersonen berufen sich darauf, wie alle anderen doch auch HO machen zu wollen/zu dürfen. // Und eine weitere mich persönlich störende Sache: Als der im Büro Gebliebene (aus verschiedenen Gründen) fallen mir auch ganz neue Aufgaben zu – Post, Scannen, Drucken, Informieren, Dateien auf Laufwerke platzieren oder von Laufwerken downloaden. Alles Dinge, die für Kolleg:innen anfallen, die keine Lust (ja, keine Lust) haben, ins Büro zu fahren. Corona lasse ich als Grund übrigens nicht mehr gelten. Beim ausschweifenden Privatleben ist der Gang ist Büro noch das geringste Risiko. Viele Grüße
AMi 18. August 2020 um 14:43
Oho, einfach zu akzeptieren, dass viele damit zufrieden sind war offensichtlich nicht drin. Die wenigsten Firmen verlangen Homeoffice, d.h. wer will der kann auch anders. Das mit der geringeren Wahrscheinlichkeit aufzusteigen, halte ich für an den Haaren herbeigezogen. Es ist sicherlich wahrscheinlich, dass von Führungskraft mehr Präsenz in der Firma erwartet wird, aber eben auch erst dann.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 14:58
@AMI: Doch, ich akzeptiere voll und ganz, dass viele damit zufrieden sind. Nur werden derzeit in Großunternehmen Tatsachen geschaffen, die zu einer Anhebung der Homeoffice-Quote führen. Und das halte ich eben für einen Fehler.
Und anscheinend bin ich nicht der einzige, wie Sie an vielen Kommentaren hier lesen können.
Stefanie Hanau 18. August 2020 um 14:49
Ich arbeite seit Jahren im Homeoffice, zu 100%. Nicht mal zum Vorstellungsgespräch war ich im Büro, ich habe weder meine Vorgesetzten, noch meine Kollegen jemals persönlich getroffen. Soviel zu den Randbedingungen.
Dieser Artikel beschreibt sehr einseitig die Nachteile von Homeoffice. Es findet keinerlei ernsthafter Versuch statt, die Vorteile zu sehen. Home-Office schadet der Karriere, weil Präsenzler bevorzugt werden? Machen alle Homeoffice, sind wieder alle gleich. Wahrscheinlich wäre das sogar sehr viel Fairer, da viele Betriebe nach Nase und Äußerlichkeiten gehen und das Prinzip der langen Zungen kommt natürlich bei Präsenzarbeit auch deutlicher zum Tragen. Im Homeoffice gibts nicht nur weniger Gelegenheit zum Schleimen, auch die ganzen Schüchternen und denen, die Schleimerei ablehnen, könnten davon profitieren, da nun alle weniger präsent sind und man eher durch gute Arbeit auffallen muss.
Und was ist bitte mit dem enormen Zeitgewinn durch nicht mehr stattfindendes Pendeln? Weniger überfüllte Züge, weniger Staus und weniger Smog? Fahre ich zur Arbeit (zu meinem Minijob im Labor), sind 2 Stunden einfach weg. Zum Glück mache ich das nur einmal die Woche.
Die Kleinigkeiten wie Bookingtools falls man doch ins Büro möchte (gibt es bei uns!), digitale Zeiterfassung serienmäßig für alle, auch die im Homeoffice (gibt es bei uns!), und das mir völlig unverständliche, konstruiert klingende "Problem" des Arbeitens auf dem Sofa (mal ehrlich, auf dem Sofa/im Bett kann ich mit dem Laptop schnell mal die Mails checken, aber doch nicht arbeiten. Ich brauche zum Arbeiten Papierkram, Post-Its und Stifte und möchte nichts davon alle 2 Minuten aus irgendwelchen Sofadeckenfalten kramen) – alle diese Dinge sind lösbar und jeder, der Homeoffice langfristig betreiben möchte, wird schon zusehen, dass er sich einen ergonomischen Arbeitsplatz zuhause einrichtet. Und nein, der Stuhl muss keine 1000 Euro kosten, eine Null weniger tuts auch.
Und wer Rückenschmerzen hat, sollte seine Hüfte dehnen, egal ob im Büro oder im Homeoffice.
Ich würde Homeoffice nie wieder hergeben wollen. Allein die Tatsache, dass man wohnen kann wo man will…
Aber ich mache das eben auch nicht erst seit Corona und mein Arbeitgeber wurde von Homeoffice auch nicht überrascht, sondern besitzt die entsprechende Infrastruktur.
Thomas Anhut 18. August 2020 um 14:56
Betrachten wir Home Office doch einmal ganz neutral.
(1) Es gibt Arbeiten, die im HO erledigt werden können und solche, die eine Anwesenheit vor Ort erfordern.
(2) Es wird (von Corona und anderen Unbilden abgesehen) niemand gezwungen, im HO zu arbeiten.
(3) Solange HO vom Arbeitgeber angeboten wird und der Arbeitnehmer mitmacht, spricht nichts gegen HO.
Welche Vorteile sprechen für HO?
(1) Der tägliche Weg ins Büro und zurück nach Hause fällt weg. Je nach Entfernung sind das ein bis zwei-drei Stunden zusätzliche Frei- und Lebenszeit pro Tag.
(2) Der Arbeitnehmer hat eine Kostenersparnis, denn Monatskarte oder Spritkosten fallen weg.
(3) Kranke Kinder können leichter betreut werden.
(4) Man muss nicht unbedingt in der Stadt wohnen, sondern eventuell am Stadtrand oder außerhalb im Grünen und gewinnt dadurch zusätzliche Lebensqualität.
(5) In täglichen Arbeitsalltag fallen schwatzende oder mobbende Kollegen, nervende Chefs, unproduktive Besprechungen, Bürointrigen und sonstige unangenehme Begleiterscheinungen vollständig weg.
Wenn der Verfasser des Eingangsartikels die fehlende Loyalität der Arbeitnehmer zu ihrem Arbeitgeber beklagt, dann sei auch die Frage erlaubt, wie es mit der umgekehrten Loyalität aussieht? Nicht angemessene Bezahlung, Hire-and-Fire-Mentalität, befristete Arbeitsverträge usw. sind doch an der Tagesordnung.
Constantin 18. August 2020 um 15:47
Sehr spannender Beitrag, den ich gerne gelesen habe. Ich bin gespannt, was die Zukunft tatsächlich bringen wird – gefühlt würde ich das Home Office weniger negativ bewerten, ohne es objektiv belegen zu können.
Für mich persönlich hat sich der Wechsel ins Home Office sehr bezahlt gemacht – ich erspare mir ca. 2 Stunden tägliches Pendeln, habe ein großes, separiertes und gut ausgestattestes Büro zu Hause (und mithin keine Rückenproblematik). Die individuellen Voraussetzungen stimmen also, das kann natürlich nicht jeder für sich beanspruchen.
Was sich in meiner Arbeitsrealität (in einem Konzern) verändert hat:
– tatsächlich habe ich durch weniger Pendeln mehr Zeit, unsere verschiedenen Standorte anzufahren und dort persönliche Kontakte zu vertiefen. Außerdem habe ich mehr Zeit für das NetzerkenAustauschen mit Partnern, Dienstleistern usw.
– durch Videocalls kenne ich viel mehr Gesichter als vorher – und Details wie Gestik und Mimik sind auf alle Fälle besser zu erkennen als via Telefon
– im Unternehmensaustausch bin ich näher an die Entscheider herangerückt, da Wege kürzer und Barriere niedriger geworden sind. Ich habe viel öfter die Möglichkeit, meine Themen einzuspielen und habe gefühlt eine stärkere Stimme im Unternehmen bekommen
Das ist meine individuelle Erfahrung, eine von den vielen hier postulierten. Ein Gesamtkontext lässt sich daraus sicher schwerlich ableiten. Ich hoffe, dass es in ein paar Monaten/1-2 Jahren einen Folgeberich gibt und wir sehen, wie sich die Arbeitsrealtität wirklich entwickelt hat.
Wolfgang 18. August 2020 um 15:52
Ojeh, da wird aber viel TamTam um wenig gemacht.
Die aktuelle Situation ist Pandemie-bedingt doch ein Ausnahmezustand.
Dem zur Folge kann man sich auch mal etwas provisorisch mit dem Laptop an den Küchentisch verziehen.
Aus meiner Erfahrung heraus kann ich – zumindest für mich – sagen, daß "Homeoffice"-Tätigkeiten
wirklich gut nur in eigens dafür vorgesehenen Räumen funktioniert.
Ich kann mir ein dauerhaftes Arbeiten in meinem intimen Wohnbereich nun gar nicht vorstellen.
Ich habe ein in sich abgeschlossenes Büro, welches alle Belange meines Berufes abdeckt.
Nur so habe ich auch das Gefühl professionell zu arbeiten.
Wichtig für mich ist, daß ich die Türe hinter mir zu machen kann, und mich somit voll im Arbeitsmodus befinde.
Meine Familie betrachtet mich bei geschlossener Türe als nicht anwesend; ich bin auf der Arbeit.
Larifari-Excel-Sheets ausfüllen mag mit spielenden Kindern zwischen den Beinen vielleicht noch gehen,
aber Tätigkeiten welche Hirnschmalz verlangen, gehen nur noch in professioneller Umgebung mit allen angemessenen Hilfsmitteln.
Ein Schreibtisch im Wohnzimmer oder Schlafzimmer? Nein, das geht gleich überhaupt nicht.
In meinen privaten Räumen steht nichts, was auch nur annähernd an Arbeit erinnern könnte.
Mein Privatbereich wird immer privat bleiben. Ich trenne ganz strikt zwischen Beruf und privat.
Sogar Telefon und INternet-Zugang sind für das Büro separat vorhanden; Strom und Heizung werden separat abgerechnet.
Wenn ich mein Büro (Homeoffice) verlassen habe (Feierabend), dann renne ich auch nicht mehr zurück, wenn das beruflich bedingte Telefon klingelt.
Alle Welt redet so gescheit über "life-work-ballance", und dann kommen einige Experten, und durchweichen die letzte vor der Arbeit geschützte Bastion.
Leute, wir können uns doch für unsere Arbeit-/Auftraggeber nicht noch der letzten Ruheinseln berauben lassen.
Wer dieses aufgibt, der wird fürderhin nur noch ein von der Arbeit getriebener Sklave sein.
Ich arbeite auch sehr hart und viel; mit 50 Wochenstunden komme ich sehr selten zurecht. Oftmals sind es auch 60 Stunden.
Und danach mag ich von der Arbeit nichts mehr hören und sehen.
Thomas Knüwer 18. August 2020 um 18:52
@Wolfgang: Wie ich im Artikel schrieb, wird aus der Sondersituation heraus derzeit eine Dauersituation geschaffen. Mit der muss man sich beschäftigen.
Mina Minus 18. August 2020 um 15:59
Ich arbeite in einem mittleren Unternehmen das mehrere Standorte hat die aber sehr klein sind… idR so 3-4 Festangestellte und 2-4 freie Mitarbeiter, je nach Bedarf.
Ich war 2 Monate im Homeoffice, die ersten 2 Wochen fand ich es toll, dann kippe es langsam und endete im Verlust der Arbeitsdisziplin, dafür gewann ich das Gefühl der Isolation. Ich vermisste meine Kollegen am meisten, deren physische Präsenz. Aber auch das ganze drumherum, zu erfahren was im Unternehmen so abgeht und passiert und auch in den Unternehmen mit denen wir arbeiten die zufällig im gleichen Gebäude oder nebenan sind und man sich öfters mal trifft und sei es im Raucherpavillon (ich rauche nicht mal, das ist aber schon n wichtiges Informationszentrum). Ich vermisste sogar mein Büro welches eben auch für meine Arbeiten so ausgelegt ist. Mein privater Bereich ist es nicht. Aber das könnte man ja abändern (den Platz könnte ich schaffen).
Bei uns gab es leider keine Teammeetings. Aufgaben kamen vom Chef oder vom Chef des Chefs per Mail, selten Telefon. Mit 2 Kollegen telefonierte ich ab und zu nach der Arbeit privat aber das reicht mir nicht. War happy als ich wieder ins Büro fahren durfte.
Helge Harder 18. August 2020 um 16:00
Meiner Meinung nach ist Homeoffice eine gute Sache- aber wie bei fast allen Fragen kommt es auf die Umstände an. Homeoffice als Option, mit vom Arbeitgeber gestellter Ausstattung bzw. Kostenübernahme finde ich super.
Zum Problem wird das ganze, wenn das wie jetzt in manchen Firmen zu beobachten ist, nur als Gelegenheit genutzt wird, der Firma Geld zu sparen, indem man Büros abbaut und eventuell die Kosten fürs Homeoffice auch noch den Arbeitnehmern überholzt nach dem Motto "Hier haben Sie ein Notebook, einen Schreibtisch werden Sie jawohl haben". Und irgendwann sind nicht mehr genügend Arbeitsplätze für die Mitarbeiter da. ODer man macht es wie bei IBM, wo man gar keinen festen Arbeitsplatz mehr hat, sondern sich morgens mit seinem Rollcontainer einen freien Arbeitsplatz im Großbüro sucht. Finde ich persönlich absolut schrecklich. Andere mögen das natürlich klasse finden…
Dirk Fabricius 18. August 2020 um 16:26
Schöner Artikel. In letzter Zeit kamen viele Beiträge die Homeoffice zum neuen Arbeiten erklären, als hätte es zu dem Thema bislang noch keine Studien gegeben. Einige der Verfechter des WFH bringen Argumente dafür vor, als wären sie in einer Sekte. Scheibar haben viele gemerkt, dass sie unter dem Strich nur 3 Stunden arbeiten, 3 "Informationen" transportieren und 2 nur beschäftigt aussehen. Oder, dass sich die Abteilung auch ohne sie ganz gut führt.
Zugegeben: Einige Unternehmen, meines in der IT Branche eingeschlossen, haben den kurzfristigen Sprung sehr gut geschafft. Die Produktivität ist auch hier gestiegen und viele der Angestellten wollen nicht zurück ins Office. Probleme gibt es allerdings bei unvermeindlichen Konfliken zwischen Mitarbeitern – diese sind meines Erachtens nur sehr schwer selbst mit gutem Equipment zu lösen. Nicht umsonst hat die Anzahl der Beziehungen, welche mit einer Textnachricht gekündigt werden dank der Einfachheit sich stressfrei zu verabschieden zugenommen. Auch ist es so, dass jeder Chatbeleidigung für immer steht – die meisten Unternehmen haben hier kein Recht/Workflow auf Vergessen implementiert. Das alles macht Konflikte sehr problematisch.
Auch der neue Kollege ist wie geschrieben schwer zu integrieren: Virtuelle Kaffepausen, virtuelles Mittagessen, Daily-Meetings, Spiele, Präsente – alles zusammen genommen fern vom Wert von ein paar Tagen persönliches Kümmern.
Und die Leute werden einfach gehen. Man hat ja noch nicht einmal den Umzug ins Unternehmen investiert, man muss den Kollegen danach nicht mehr über den Weg laufen und man klickt sich halt morgens in ein anderes Untenehmen – die Software bleibt meist sogar die selbe.
Die andere "Seite" ist auch nicht ohne. Ich bin sicher, dass in ein paar Monaten wieder die Outsourcing Kuh durch das Dorf getrieben wird. Management hat sich ans Homeoffice gewöhnt und wird nach billigeren Arbeitskräften aus anderen Gegenden schielen. Diese sind durch die komplette Umstellung vermeindlich genauso schwer oder einfach zu integrieren, als würden sie am meist teureren Firmenstandort wohnen. Als hätte die IT nicht vor Jahren schon den Preis dafür bezahlt.
Hubert Schmitz 18. August 2020 um 16:41
Es war 1984. Als frischgebackener Ingenieur machte ich mich jeden Morgen auf, von meiner Stadt in die 25 km entfernte Nachbarstadt zu fahren, wo ich bei einem mittelständischen Unternehmen meinen ersten Job ergattert hatte.
Dabei beobachtete ich, dass "mein" Stau genau so lang war, wie der "Gegenstau" aus der anderen Straßenseite-ergo wollten etwa gleich viel Leute in meine Stadt zur Arbeit, wie umgekehrt Leute wie ich in die Nachbarstadt zur Arbeit wollten.
Da kommt man auf Gedanken wie "hey, wir sollten entweder die Wohnungen oder die Jobs tauschen-und alles wird gut".
Das war natürlich Phantasie und Schneegestöber, aber das ist jetzt (wo der Berufsverkehr weit dichter geworden ist) ein gewichtiges Argument PRO Homeoffice-denn heute wäre es im "gehobenen" Segment möglich-Bäcker und LKW-Fahrer profitieren eher nicht davon.
Heute bin ich als Hochschullehrer tätig und bilde meinerseits angehende Ingenieure aus, meine Frau arbeitet als CPO eines kleinen High-Tech-Unternehmens.
Beide waren wir ab Februar im Homeoffice, uns beiden wurden die Grenzen aufgezeigt, die auch im Artikel angesprochen wurden.
Kurz gesagt:
Schnauze voll von Emails, Telefonaten, Chats, Videokonferenzen usw. Ein bis zwei Tage pro Woche sollten das Limit sein. Mehr nervt.
Man will mal wieder mit Kollegen und Kunden was essen gehen, will sehen, was die Mitarbeiter zustande gebracht haben, auch wieder mal eine Dienstreise machen. Home-Vorlesung und Home-Übung klappen so halbwegs, aber Praktika sind naturgemäß nicht möglich.
Und jetzt noch eine Warnung vor den de-individualisierten Arbeitsplätzen:
Bis vor 10 Jahren war ich Herrscher aller Reussen in einem Laborkomplex-ich betrachtete das Ganze als MEINE Arbeit, mein Labor, meine Geräte, meine Leute. Und empfand selbstverständlich auch Verantwortung dafür: Hätte die Bude je gebrannt, ich würde eigenhändig versucht haben zu löschen.
Dann zogen wir in einen "modernen" Neubau:
Labore, Geräte, Konferenzzimmer, kurzum alles sollte plötzlich allen zur Verfügung stehen.
Es misslang, es herrscht ein völliges Chaos, weil sich niemand mehr so recht verantwortlich fühlte, weil niemand mehr als echter Hausherr auftreten kann, weil nichts einem alleine zur Verfügung steht. Der kleine Kommunismus gewissermaßen-und der funktioniert nun mal nicht…
Diesen Effekt kann man auch in den Büros beobachten, die "sterile" Arbeitswelt wird versiffen.
Oder, um beim obigen Beispiel zu bleiben:
Die Bude brennt? – Mir doch egal! Ist doch nicht meine…
Claudia 18. August 2020 um 16:51
Dein Kommentar wartet auf Freischaltung.
Ich bin dankbar dafür, dass gerade bewiesen wird: Homeoffice funktioniert bei uns in der Firma! Denn nichts wäre mir lieber als dauerhaft 100% Homeoffice in der Pampa (40% durfte ich auch schon vor Corona), den Rechner ausmachen und daheim sein, draußen sein, keine Großstadt, kein Berufsverkehr, keine verlorene Lebenszeit durch ewige Fahrten. Garten, weil ich ihn mir da leisten kann, und arbeiten dürfen, dort wo mein Leben sich gerne abspielt :). Es liegt aber auch daran, dass wir bis zur Video-Kaffeerunde an altem festhalten: man trifft sich halt heute virtuell in der virtuellen Kaffeeküche. Und, ja, Kollegen von mir überlegen schon, ob eine Wohnung in München noch sein müsste, wenn man "von überall aus" arbeiten kann. Für die Ersparnis vom Diesel für 2Wochen Fahrt zur Arbeit, gab’s bei mir dann auch schon vor Jahren einen ordentlichen Schreibtischstuhl… man kann natürlich Probleme konstruieren, wenn man will… muss man aber nicht… und… ich bin froh, dass ich meinen Arbeitgeber vermutlich mitnehmen kann, wenn ich Lust hab, meinen Lebensmittelpunkt in eine ganz andere Gegend zu verlegen,. Für mich ein Grund, den Arbeitgeber nicht zu wechseln…
Christian Wachter 18. August 2020 um 16:52
Der Beitrag ist sehr interessant – wie sich auch an den vielen Diskussionsbeiträge zeigt. Sitze im Café und hab den Kellner gefragt, wieviel er im Homeoffice arbeitet.
Mark 18. August 2020 um 17:01
Lesenswerter Beitrag mit vielen guten Gedanken. Kann das persönlich nur unterstreichen: Für ein, maximal zwei Tage die Woche ist Home Office eine Option; nur in bestimmten Situationen (Pandemie, Krankheit von Angebörigen etc.) ist mehr wirklich sinnvoll. Gerade, wenn man in einem kleinen Team kreativ neue Produkte, Prozesse und Strukturen entwickelt, ist der persönliche Austausch face-to-face kaum virtuell zu ersetzen. Klar, ganz viel überflüssiges kollegiales Geraschel zwischen Tür und Angel oder in der Kaffeeküche fällt weg. Aber die Distanz wird eben auch größer zu den anderen Kolleg*innen. Hinzu kommt: Bevorzugt werden vor allem diejenigen, die entsprechende Räumlichkeiten daheim vorhalten können. Durch Home Office werden also soziale Ungleichheiten noch verschärft. Wer wohlhabend ist und sich ohnehin ein Arbeitszimmer oder einen Schreibtisch in der Wohnung leisten kann, den wird es kaum stören, dort auch dauerhaft sein Büro einzurichten. Wer aber beengt wohnen muss, für den ist Home Office kaum eine Option. Wer nebenberuflich auch am Bildschirm arbeitet, kann zudem Hauptjob und Nebenjob schlechter trennen. Gefühlt kommt man dann gar nicht mehr vom Home-Office-Arbeitsplatz weg. Da fahre ich persönlich lieber 45 min ins Büro in die Stadt, mache dort meinen Hauptjob – und meinen Nebenjob dann getrennt davon am heimischen PC oder Laptop auf dem Land.
Kassandra 18. August 2020 um 17:06
Was für ein Unsinn aus meiner Perspektive ! Ich liebe Homeoffice und bin ganz traurig, dass es zu ende ist! 2- 3 Tage im Büro reichen mir völlig. Ich bin kreativer, produktiver und lebe entgegen dieser Behauptung eindeutig gesünder. Heute sitze ich schon 6 Stunden im Büro. Mein Bein tut weh und ist dick geworden, die Kollegen nerven mit sinnlosen Gesprächen, auf die ich verzichten kann und die nichts mit der Arbeit zu tun haben. Zu Hause achte ich viel mehr auf mich, bewege mich mehr, habe mehr Zeit, arbeite einfach ohne in die Arbeit erst GEHEN zu müssen. Tut mein Bein weh mache ich etwas Yoga oder gehe Joggen, wenn ich mich dann wieder dran setze fließt es nur so…übrigens denke ich während des Joggens auch an meine Arbeit und suche nach Lösungen, die anschließend nur so aus mir heraussprudeln. Dieses ewige nett tun unter Kollegen finde ich auch anstrengend. Wie gesagt 2 x die Woche im Büro zu sein ist schön und dann freue ich mich auf die Kollegen, aber sonst …Ich habe am 01.03.2020 einen neuen Job begonnen und am 15 .03 ging es mit Home Office los und ich muss sagen, ich bin nur deswegen noch hier, weil ich zu Hause gearbeitet habe mit wöchentlichen Gesprächen und viel Austausch mit meinen Chef. Nun nach den Sommerferien sitze ich im Büro und denke wie artfremd es doch ist 8 Stunden so rum zu sitzen. Ich denke es kommt auf den Typ Menschen an. Ich meine auch, dass eine Studie bewiesen hat, dass Home Office gesünder ist.
Jan Kändler 18. August 2020 um 17:19
Den Artikel finde ich, wie viele Kommentatoren, ehrlich gesagt ziemlich "schwach", viele Argumente gegen das Home-Office geradezu lächerlich. Die Chancen und Vorteile werden so gut wie garnicht herausgearbeitet. Da sind viele Kommentare wesentlich besser. Natürlich gibt es auch Arbeiten, die weiterhin in der Firma statt finden werden, aber eine Quote von 30-50% Homeoffice, wie sie viele Betriebe/Konzerne/Verwaltungen auch zukünftig beibehalten wollen, halte ich für begrüßenswert und unabdingbar. Der Autor scheint ein Anhänger der Arbeitsorganisation "von gestern" zu sein und fürchtet wohl Veränderungen, die seinem Hierachiemodell, sowie der Verkehrs – oder Immobilienlobby schaden könnten. Wenn man nur einen Teil von bisherigen Fördermittel (bspw. die Km-Pauschale, Abschreibungsmodelle für Büroimmobilien) in die Homeoffice-Infrastruktur und Ausstattung steckt, braucht sich der Autor nicht um wacklige Bürostühle oder Küchentische im Homeoffice zu sorgen.
Siegfried Hotter 18. August 2020 um 17:44
Hier herrscht ein großes Missverständnis, Home Office wird nicht zwischendurch auf der Couch, am Esstisch, im Park oder im Zug verrichtet !!! Ich bitte Euch alle, Euch vorerst klar zu machen wie das Gesetz die Art der TeleArbeits-Möglichkeiten definiert, unterscheidet und behandelt.
Arbeitgeber lieben es wenn unsere Gesellschaft die "Mobile" mit der "Alternierenden" TeleArbeit bzw, Home Office verwechseln, denn somit sparen sich die Arbeitgeber viel Geld und eventuelle Schadensersatzklagen wegen erlittenen Gesundheitsschäden.
Es folgt eine kurze Klärung der Arten der Telearbeit:
1.- Home Office oder "Alternierende TeleArbeit": Man "alterniert" bzw. wechselt zwischen mehrerern festen Arbeits-Plätzen. Diese festen Arbeitsplätze müssen wirklich allen Verordnungen und Richtlinien zu Arbeits- und Gesundheits-Schutz (ArbSchG) sowie der Deutschen Gesetzlichen Unfall Versicherung (DGUV) und der Arbeitsstätten-Richlinie (ASR) und sogar den Zutritts-Regeln nach dem BetrVG entsprechen. Home Office schützt die Gesundheit und ist deshalb teuer wenn nach den Vorschriften umgesetzt. 95% der Arbeitnehmer haben deshalb auch keine Gelegenheit zu echteme Home Office, weil sie zuhause gar kein Büro mit eigenem Zugang !!! und einem konformen Arbeitsplatz einrichten können.
2.- "Mobile Telearbeit" ist diese gesundheitsschädigende LapTop-arbeit die man ungeregelt und deshalb gesundheitlich ungeschützt ÜBERALL verrichten kann. Die
Also bitte alle hier zurückrudern und neu anfangen, Arbeit in Home Office kann gar nicht auf der Couch oder am Esszimmertisch verrichtet werden.
Noran 18. August 2020 um 17:47
Ich muss den Befürwortern des HO Recht geben. Herr Knüwer schreibt einen relativ einseitigen Artikel, in dem er überwiegend nur diskutable Nachteile auflistet. Zu den von ihm genannten potenziellen Nachteilen, gibt es jedoch eine Mehrzahl von Vorteilen, die von H. Knüwer außer Acht gelassen werden. Die wichtigsten Vorteile wären m.E nach die Folgenden:
1. Die bessere Work Life Balance führt zur Ausgeglichenheit. Die Nähe zur Familie führt zur inneren Ruhe und gleicht die Balance zw. Privatem und Beruflichen, was zu einer höheren Produktivität zu Vorteilen fürs Unternehmen führt.
2. Man kann Zuhause in Ruhe über geschäftliche Abläufe und Situationen besser nachdenken. Man erfährt weinigere Störungen durch unnötiges Gerede, Klatsch oder Plauderei. Austausch macht überhaupt nicht produktiver.
3. Man spart sich den Weg zur Arbeit und zurück. Auch bei der Kleidung spart jeder Geld. Wenige Fahrten tun auch der Umwelt gut. Es sinkt auch den Kraftstoffverbrauch: entweder spart der Angestellte oder die Fa. selbst. Auch teure Mieten sparen sich die Firmen.
4. Wenn ich morgens aus dem Bett steige und arbeiten will, ist das keine fremde Motivation! Ein Vorgesetzter kann niemals motivieren (sagen auch namhafte Psyhologen), dafür aber können sie wunderbar demotivieren. Jeder von uns kennt genügend Beispiele hierfür. Wenn man gleich in aller Herrgottsfrühe die tatsächlich wichtigen Aufgaben erledigen kann und erst später irgenwelche Wünsche des Vorgesetzten erfüllt, ist das die halbe Miete für eine starke Motivation.
5. Die vielen nutzlose Meetings entfallen und dadurch gewinnt man Arbeitszeit. Teambuilding läuft im Büro überhaupt nicht so harmonisch, wie manche das behaupten. Es ist erwiesen, dass in HO mehr geleistet wird als im Büro. Das Problem ist aber, dass viele Vorgesetzte/Chefs ihre Mitarbeiter um sich haben wollen, weil sie "führen" müssen, sprich sie müssen delegieren, weil sie selbst… Ihnen ist die Anwesenheit wichtiger, als viele andere Faktoren.
6. Das Postulat wonach, "Home Office und neue Mitarbeiter – ein sicheres Desaster", ist übertrieben und, wie auch andere HO-Themen, vom Spezifikum des jeweiligen Unternehmens abhängig.
Es wird nicht so heiß gegessen, wie…
Einen schönen Dienstagabend, Feierabend meine ich!
Harald Otto Schweizer 18. August 2020 um 18:15
Mache auch schon seit April Home Office und kann mich in die vielfältigen Kommentare reindenken. Erfahrungsgemäß erweckt die Home Office Arbeitsvariante unter den älteren Mitarbeitern einen Kompetenzmangelstreß. Dieser ist hauptsächlich vorhanden wenn die technischen Anforderungen und neue Arbeitsweise eine radikale Änderung des Arbeitsablaufes darstellen. Je älter man wird (außer ich natürlich) desto mehr fürchtet man daß man mit den neuen erwarteten Kompetenzen nicht mehr mitmachen kann. Dabei spielt der Zwang eine besondere Rolle.
Die Anpassungsfähigkeit ist ja oft altersbedingt und man widerstrebt sich mit allen möglichen Ausreden warum die neue Arbeitsform nicht akzeptabel ist oder sein kann. Das fing vor Jahrzehnten schon mit dem Internet an. Fünf Jahre nach der Einführung von Email an einer anderen Uni erfuhr ich daß ein Kollege nie seine Email nachgeguckt hatte. Er wußte nicht wie. Ich schaute nach und in seinem Email-Konto waren 5 Jahre an nie gelesenen Emails.
In meinem Bereich (Uni) gehen manche ältere (aber jünger als ich) Profeßoren und Dozenten vorzeitig in Rente weil sie keine Zuversicht haben diesen neue Anforderungen erfolgreich nachkommen zu können, so nach dem Motto des alten Sprichtwortes (älter als ich) „was der Bauer nicht kennt frisst er nicht.“
Andere wiederum schöpfen nicht die ganzen Möglichkeiten des Home Office aus und es fehlt bei einfachen Zoom Vorlesungen an Kreativität. Auch eine Power Point ist zuviel gefragt.
Die Aufnahme einer Zoom Dienstbesprechung oder Vorlesung bringt dazu eine neue Datensammungsmöglichkeit und erhöht damit die Verantwortung des Einzelnen, ja nichts gegen den Strich zu sagen. Diese neuen Möglichkeiten bieten dann dem Advokatenheer zusätzliche Klagenbereiche.
Die „Verdammung?“ zur Home Office Arbeit bringt aber noch andere Schwierigkeiten die gestern in einem Webinar unseres Uni-Präsidenten besprochen wurden. Wie bewertet man die Arbeitszeit bei Home Office? Wer überprüft ob der Arbeitsaufwand daheim einem siebeneinhalb oder acht Stunden langen Arbeitstag gleich ist?
Seit April bemerke ich die schwindende Grenze zwischen Arbeits- und Freizeit. Das ist auch bei unserem Verwaltungspersonal in meiner Uni-Abteilung der Fall. Zuhause macht man ja auch mal zwischendurch persönliches, aber wie verhält sich das mit der verpflichteten Arbeitszeit?
Die Arbeitsmenge ist schwer zu beurteilen und jeder erledigt sie in einem anderen Tempo. Am Arbeitsplatz selbst kann man sich auch drücken, ist aber nicht so einfach. Ein neues Paradigm wäre einfach Bezahlung nach Leistung und nicht nach dem Zeitaufwand. Oh weh, da würden sich die Gewerkschaften dagegen wehren und es wäre dazu diskriminierend da ja nicht jeder (jede) dieselben Fähigkeiten hat.
Home Office bietet aber wiederum Personen mit Behinderungen die eine Tätigkeit an einem Arbeitsplatz erschweren oder gar unmöglich machen würde, die aber die nötigen Fähigkeiten haben, die Möglichkeit zu arbeiten. Solche Personen würden darüber bestimmt besonders dankber sein.
Im Endeffekt ist die Verschiebung vom Arbeitsplatz zum Home Office einfach eine Frage der Arbeitssubstanz, die Fähigkeiten und den Arbeitsgeist des Beschäftigten, und dem Geselligkeitsdrang unter den Bediensteten. Neue Erkenntnisse durch das ungeplante Quatschen unter- und miteinander sind auch ein wichtiger und nützlicher Bestandteil der Arbeitsplatzdynamik.
Fazit: It all depends
Henning 18. August 2020 um 18:27
Guter Artikel, aber ein wichtiger Aspekt kommt mir zu kurz: Für Einsteiger oder Berufsanfänger ist Home Office eine Katastrophe.
Für Praktikanten, Auszubildende, Trainees, Voluntäre und andere Einsteiger ist das Reinschnuppern in einen Beruf und das Lernen der ersten Schritte um Längen schwerer im Vergleich zu der Zeit, als wir noch alle vollzeitpräsent im Büro (oder wo auch immer) waren. Das wichtige über die Schulter Gucken, das schnelle "Wie geht das?"-Fragen, das Lernen von social skills und politischem Agieren, das Beobachten, wie Menschen miteinander umgehen … ist halt im Home Office für junge Menschen und Einsteiger um ein vielfaches schwerer – wenn nicht unmöglich.
Noch schlimmer als das: Für die aktuellen Schüler, Studierenden, Auszubildenden, Absolventen ist es aktuell wahnsinnig schwer, überhaupt einen Einstieg zu finden. Wir erleben das gerade mit unserer Tochter – Corona und Home Office sind da die Totschlagargumente.
Hier fehlt mir die soziale Verantwortung der Unternehmen! Gut, von Dot.coms kann man hier eh nicht so viel erwarten (es sei denn, es bringt Coolness-PR -> geiles Wort übrigens!). Wie aber gehen Konzerne wie Allianz oder Siemens damit um? Fällt ihnen die fehlende oder schlechte Ausbildung einer Absolventen-Generation nicht irgendwann mal richtig auf die Füße, wo wir doch händeringend guten Nachwuchs brauchen? Gern würde ich dazu mal ein paar Lösungsansätze lesen!
Andreas Neumann 18. August 2020 um 18:31
Erlebnisbericht. Ich sitze nun durchgehend seit dem 16. März im Home Office. Auch vorher war diese Lösung bei uns etabliert (internationaler Konzern) bei ca. 1 Tag pro Woche. Was ist passiert? Ja klar, man spart sich den Weg zur Arbeit, Benzin und Zeit. Abhängig von dort wo man wohnt ist das halt mehr oder weniger. Dafür muss ich jetzt aber auch für jeden "Handschlag" das Auto abends aus der Garage fahren, was man vorher auf dem Arbeitsweg hin oder zurück mit erledigt hat. Einkaufen, Sport, jemanden besuchen, Essen gehen, was man halt so macht. Ja, insgesamt halten die Reifen und das Benzin länger, aber auch hier schon mal ein Tipp, wenn man seine Arbeitszeit ein wenig antizyklisch gestaltet verringern sich auch Fahrzeiten schon mal ganz erheblich. Wenn wir schon HO wollen, warum dann nicht zB auch die erste Stunde von zu Hause arbeiten und dann später los bei viel weniger Verkehr? Oder geht es dann doch nur um die "Komfortzone" zu Hause?
Und die Arbeit? Meine Funktion: Projektleiter in IT. Fast jeden Tag lange (Management) Video Meetings, man will ja nichts verpassen. Aber Yammer lese ich nicht mehr, keine Zeit. Ebenso Intranet. Dann kommen ja auch noch Email Newsletter und Video Botschaften. Hat jemand Zeit das alles zu lesen und zu gucken? Ich meine UND zu arbeiten? Denn alles dauert länger. Viel länger. Eine kurze Skizze am Whiteboard – im HO nicht möglich. Drei, vier Leute in ein Büro holen um einen gemeinsamen Beschluß zu fassen? Nicht machbar. Am Flipchart etwas festhalten? Fehlanzeige. Und spontan drei Leute per Teams zusammen zu bekommen, ohne Einladung mit Agenda zwei Tage zuvor – fast unmöglich. Stattdessen pixelige Video Chats mit interpolierter Auflösung, es ist kein miteinander mehr sondern nur noch einseitige Dialoge. Lerneffekte sehr viel schlechter als Dinge gemeinsam interaktiv durchzuführen.
Und die praktische und unkomplizierte Möglichkeit Kollegen oder Management in der Cafeteria zu treffen? Ersatzlos gestrichen. Jede kleine Frage oder Information bedarf eines Anrufs oder Chat. Und auf die Antwort wartet man, man wartet und wartet. Ansonsten hätte man halt einfach den ‚anderen‘ Kollegen im Büro gefragt oder die Sekretärin oder oder oder.
Und die Physis? Läst nach… Weil, ich sitze jetzt deutlich mehr und länger vor den Bildschirmen(!). Die Wege zum Kaffee oder "Nase pudern" 5 Meter. Vorher mal Treppe rauf und runter, zum Besprechungsraum, in die Kantine oder in andere Büros. Selbst der Weg zum Tö ist länger im Büro und die Wege summieren sich auf. Jetzt Stillstand im wahrsten Sinne des Wortes. Man kann halt zu Hause nicht alles ersetzen, und um entsprechenden Argumenten gleich etwas vorzubeugen – hinter mir hängt eine Klimmzugstange mit Bauchschlaufen, Slingtrainern etc. Ich trainiere zu Hause, intensiv. Im Mai 1000 Klimmzüge in 30 Tagen. Trotzdem schmerzen mir jetzt abends die Knie vom langen Sitzen und meine motorische Beweglichkeit lässt nach.
Aber etwas anderes macht mir mehr Sorge. Für eine gute Bezahlung muss man allgemein auch eine entsprechende Leistung liefern, und das bedeutet Leistung in Form von Ergebnissen. Ein Video Chat ist kein Ergebnis. Auch nicht Yammer oder sich "abgestimmt" zu haben. Der Punkt ist, brauche ich 10% länger für Ergenisse, so hat die Leistung auch weniger wert und letztlich müsste (oder wird?) das Gehalt auch entsprechend sinken. Oder noch einen Schritt weiter, wenn man nicht gute, sehr gute oder herausragende Ergebnisse liefern kann, was hindert einen Arbeitgeber mittelfristig daran die Arbeitsleistung in Rumänien oder Indien einzukaufen? Remote Working verringert die Unterschiede im Arbeistergebnis und sorgt für eine leichtere Ersetzbarkeit. Ich will das nicht. Ich möchte gerne Leistung bringen und habe Spaß daran. Und zwar nicht für Schatzi, sondern für meinen Auftraggeber, der mich letztlich bezahlt. Dafür rasiere und kämme ich mich auch und dafür zeige ich auch Präsenz, für Lob UND Tadel.
Aber das bedeutet nicht dass ich jemandem sein Home Office wegnehmen möchte, das ist nicht meine Absicht. Und weder 100% so oder anders ist richtig. Aber ich möchte gerne wieder für 3 oder 4 Tage die Woche ins Büro und zusammen mit anderen Kollegen gerne auch die schwierigsten und kniffligsten Aufgaben bekommen. Gebt sie mir und zusammen mit einem gut eingespielten Team machen wir uns an die Arbeit. Wo alle anderen dann sind ist mir ehrlich gesagt ziemlich gleich, gerne auch zu Hause bei sich im Garten.
Insofern teile ich nach 5 Monaten weitestgehend die Ansichten von Herrn Knüwer. Ich kann mir nur auch schwer vorstellen wo in den Stadtwohnungen ein höhenverstellbarer Schreibtisch Platz finden soll. Vielleicht ja als Küchentisch und dann entweder-oder…? Oder warum im Büro durchgehend zwei oder drei Monitore am Arbeitsplatz vorhanden sind ohne die die Arbeit ’nicht effizient‘ erledigt werden kann, und das klappt jetzt problemlos mit dem Notebook only? Solange wir im "Corona-Standgas-Betrieb" operiert haben mag das funktioniert haben. Aber sowohl ich wie auch nicht wenige meiner Kollegen stoßen jetzt an die Leistungsgrenzen von dauerhaften mobilen arbeiten, insbesondere wenn wieder Fahrt aufgenommen werden soll. Mobiles Arbeiten ist in der richtigen Dosierung für viele Dinge gut und richtig und auch ich möchte nicht darauf verzischten. Aber _dauerhaftes_ Home-Office, Home-Schooling oder Home-Training halte ich gleichermaßen für wenig sinnvoll. Aber ich lasse ich gerne auch vom Gegenteil überzeugen wenn die Bundesliga Teams ihre Leistungszentren in 2021 auflösen und Spitzenspieler ab dann mit YouTube Videos und per Handy-App im heimischen Vorgarten ausbilden. Und das sollte jetzt ein Spaß sein 😉
Patrick 19. August 2020 um 10:26
Hallo Andreas,
ich nehme mir mal raus, beim distanzierten „Sie“ zu bleiben, denn meine Kritik ist etwas provokant.
Sie beklagen sich über zu wenig Zeit, weil Sie stundenlang in Meetings sind. Aber haben diese nicht vorher auch stattgefunden? Und waren diese nicht wesentlich ineffizienter? Mussten Sie nicht zu Beginn warten auf die Kollegen, die mit Kunden am Telefon hingen oder noch auf dem Pott saßen? Die Suche nach Räumen. Wartezeiten bis jeder seine sieben Zwetschgen bereit hatte.
Zu wenig Bewegung? Nun, können Sie die Zeit, die Sie für den Arbeitsweg sparen, dafür nutzen? Vielleicht eine Fahrradeinkaufsfahrt, anstatt das Auto aus der Garage zu holen?
Ein Video Chat ist kein Ergebnis? Ist ein persönliches Meeting mehr Ergebnis? Oder stundenlanges Sitzen am Schreibtisch? Das „Stundenrunterreißen“ um sich hervorzutun? Morgens als Erster da und abends als Letzter draußen?
Mir scheint, Sie verwechseln einfach Telearbeit/Remotearbeit mit der Homeoffice-Bummelei am Freitagnachmittag. Ein störungsfreier vernünftig eingerichteter Arbeitsplatz mit Möbeln, schneller Internetanbindung und Selbstorganisation. Dann liefert man auch Ergebnisse.
Frames 18. August 2020 um 18:59
>weil niemand Arschlöcher befördert
Kann es sein das wir auf verschiedenen Planeten leben?
Piet 18. August 2020 um 19:02
Home Office fragt viel mehr Selbstdisziplin als das Arbeiten im Büro. Auch wenn man es schafft zu hause produktiv zu arbeiten, kostet es mehr Energie um konzentriert zu arbeiten als ins Büro
Lila 18. August 2020 um 20:01
"Es folgt eine kurze Klärung der Arten der Telearbeit: [ … ]"
@ Siegfried Hotter: Wo Sie Recht haben, haben Sie natürlich Recht: der Gesetzgeber definiert Home Office entschieden anders als das, was viele von uns zur Zeit fälschlich so nennen und mehr oder weniger freiwillig seit Monaten betreiben – wobei ich das Glück habe, dies in einer auch für 2 ‚Heimarbeiter‘ ausreichend Platz bietenden Wohnung an einem (vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellten!) großen Bildschirm zu tun. Ich kann durchaus verstehen, dass diejenigen, die am Küchentisch und womöglich noch umtost von aus der Kita ausgesperrten Kleinkindern ("Mama, du sollst nicht immer telefonieren! Du sollst jetzt mit mir SPIELEN!") zu arbeiten versuchen, weniger glücklich über die erzwungene Heimarbeit als Menschen wie ich, für deren Arbeitsergebnis es zudem ziemlich egal ist, wo sie es erbringen.
Wie ich schon zuvor schrieb: ich genieße diese Form der Arbeit – die in meinem Unternehmen bis Corona eher unerwünscht war – sehr und würde sie gerne partiell weiterführen; das bedeutet aber nicht, dass sie jeder und jedem zusagen muss bzw. für alle dauerhaft möglich ist. Da gilt es dann eben, für alle Beteiligten eine maßgeschneiderte Lösung zu finden; das sollte bei der Flexibilität, die von den Arbeitnehmern so gerne eingefordert wird, doch auch auf Arbeitgeberseite möglich sein – oder?
Patrick Bär 18. August 2020 um 20:41
Ich bin IT-Freiberufler und erlebe gerade bei zwei Kunden, wie unterschiedlich das Arbeiten im Home Office doch sein kann.
Der erste Kunde selbst sehr stark auf Präsenz und ist durch Corona dazu genötigt worden, auf beinahe 100 % Home Office umzustellen. Mittlerweile ist das beendet und die Angestellten wieder vor Ort. Während der Coronazeit gab es täglich Telefonkonferenzen zur Lagebesprechung. Die andere Kommunikation wurde über wenige Skype Anrufe und-/oder Chat abgewickelt. Die Kommunikation habe ich wesentlich schlechter erlebt, insgesamt hat meiner Meinung nach die Produktivität darunter gelitten.
Der zweite Kunde dagegen hatte schon vorher mehr Mitarbeiter im Home Office und auch Niederlassungen in verschiedenen Städten und Ländern, so das elektronische Kommunikation sowieso schon eingeführt war. Bei diesem Kunden klappt die Zusammenarbeit wirklich einwandfrei, was vor allem daran liegt, dass hier die technischen Möglichkeiten voll ausgeschöpft werden. Bildschirmpräsentationen, Videokonferenzen und offene Gruppenchats werden dort routiniert eingesetzt und die Berührungsängste, wie man sie vor allem bei den alten Hasen sieht, die noch an der Vollzeit-Präsenz hängen, gibt es dort nicht.
Die beiden Probleme, die ich sehe sind der Tatsache geschuldet, dass wir, was das Home-Office angeht, ins kalte Wasser geschmissen worden sind. Angestellte, die mit dem Notebook am Küchentisch sitzen, während zwei Kinder um sie herumtollen? Das kann natürlich nicht gut gehen!
Was benötigt wird ist ein fester Arbeitsplatz, in dem der Angestellte in Ruhe arbeiten kann. Ein Arbeitsplatz, an dem alles vorhanden ist, was der Angestellte braucht. Ob das nun ein höhenverstellbaren Schreibtisch ist, damit abends nicht der Rücken schmerzt, ein bequemer Bürostuhl, Computer und Bildschirme usw.
Und an diesem Arbeitsplatz muss dann eben gearbeitet werden, wie es heute in den Büros üblich ist; nicht so wie wir es in den letzten Jahren bei dem einen Home Office Tag pro Woche praktiziert haben: da wurde dann ein bisschen nebenbei gearbeitet, oder auf der Couch E-Mails gelesen usw. wer aus dem Home Office arbeitet, der muss dort genauso präsent sein, wie er es vorher auch im Büro war. Dann kann er auch sofort auf Telefonanrufe, Videokonferenzen und Ähnliches reagieren.
Wer sich heute darüber beschwert, dass die Kommunikation leidet, weil er nicht ins Nachbarbüro marschieren kann oder in der Kaffeeküche niemanden sieht, der nutzt einfach die vorhandenen Kanäle nicht aus. Was hindert mich daran, mit drei Mausklicks eine Videokonferenz zu starten?
Peter Drohn 18. August 2020 um 21:43
Hallo,
ich konnte jetzt kaum die Fülle der Kommentare sinnvoll überblicken, geschweige denn aufnehmen.
Ich habe auch schon im Einzelbüro, zu zweit, zu dritt, zu 20 ("großer Raum"), zu 100 in einer architektonisch sehr smarten Etage und auf Tradingfloors (große Halle, hohe Decken) gearbeitet. HO immer auch, aber die Diskussion um tooling/Ausstattung/internationales team/kommunikationaufwand/Benehmen/single vs. familie usw lass ich mal. Kommt alles mit Vor- und Nachteilen, sehr relativ alles zum Job/der Aufgabe/der familiären Situation.
Ich vermute aber mit Hinblick auf die Entwicklungen zu "These companies told their employees that they don’t ever have to come back to the office: […]" folgendes:
Es ist ein "outsourcing" von "office". Will heißen: Wer keins braucht/will bleibt halt im HO. Wer aber Wert drauf legt oder die praktische Notwendigkeit sieht, wird sich – und zwar privat finanziert (!) – eins zulegen. Sehr wahrscheinlich wird er/sie sich zusammenschließen mit Gleichgesinnten, was dann auch eine interessante Arbeitsdynamik ergeben wird. Die haben dann halt das "ein Office" – co-working space oder "klassisch". Nach individuellen Bedürfnissen, aber privat finanziert.
Irgendwann wird dann vlt. auch das tooling privat finanziert werden müssen.
Den oben angegebenen Unternehmen traue ich locker zu so weit gedacht zu haben.
lg,
Stephen Walter 18. August 2020 um 21:57
"Wie soll ein Vorgesetzter einen Mitarbeiter beurteilen, den er nur vorm Bildschirm kennt?"
Ganz einfach: nur nach der Leistung! Das ist doch der Anspruch von Führungskräften wenn sie gefragt werden, was das Kriterium für Erfolg ist. Oder etwa doch nicht?
Doch lieber nach dem Nasenfaktor?
Thomas Knüwer 19. August 2020 um 9:28
@Stephen Weiler: Die Leistung ist schon sehr lang nicht mehr das einzige Kriterium. Denn gerade im Bereich der Bildschirmarbeitsplätze finden sich zu wenig objektive, quantitative Messgrößen. Mein Ex-Arbeitgeber versuchte zum Beispiel für gefühlt 5 Minuten die Leistung von Redakteuren an der Zahl der Zeilen zu bemessen, die sie veröffentlichten – eine offensichtlich eher semigute Idee. Deshalb sind weiche Faktoren bei Großunternehmen bereits seit Jahren Teil der Mitarbeiterbeurteilung. Genauso gibt es Feedback-Systeme, bei denen Kollegen einander und Mitarbeiter ihre Chefs beurteilen.
Alex von OHRBEIT 19. August 2020 um 9:46
Zunächst einmal gebe ich Ihnen Recht, dass die nahezu komplette Umstellung auf remote-Arbeit (auf den Unterschied komme ich gleich) ein Fehler wäre, besonders für Unternehmenskulturen, das stimmt in der Tat.
Aber diese Revolution wird vermutlich nicht passieren, wie Sie eben selbst am Ende Ihres Artikels schreiben, ist das "ganz tiefe Kaffeesatzleserei".
Denn schon jetzt ist es ein Angebot und keine Verpflichtung, das ist ganz wichtig:
Niemand wird ins Home-Office gezwungen!
Ich schätze einfach mal, diese sehr einseitige Gegenposition ist bewusst gewählt, um Aufmerksamkeit, Reichweite und Klicks zu generieren.
Und das wurde erreicht, mein ehrliches Kompliment für diese Idee, Herr Knüwer! 🙂
Sätze wie "Die wahren Folgen werden wir erst in einigen Jahren sehen – in Form krummer Rücken und krummer Augen." haben mir ein Schmunzeln bereitet. Meine Oma hat auch immer gesagt, vom vielen Fernsehschauen bekäme ich "viereckige Augen"….
Zum Inhalt:
Wie in so vielen Artikeln über Home-Office wird hier allerdings mindestens ein grundlegender Fehler gemacht.
Remote Arbeit ist nicht Home-Office.
D.h., wenn ich mit dem Laptop auf den Knien, auf dem Küchenboden sitzend, meine Mails bearbeite, ist das kein Home-Office.
Home-Office heißt, ein fest eingerichteter Arbeitsplatz in einem eigenen Raum, in dem man ungestört arbeiten kann.
Hier gibt es sogar eine gesetzliche Vorschrift (vom Arbeitgeber finanziert), sollte das Recht auf Home-Office im Arbeitsvertrag festgeschrieben sein.
(Wer also eine 1-Zimmer-Wohnung und 2 Kinder hat, kann also Home-Office nur machen, wenn die Kinder z.B. im Kindergarten sind.)
So gibt es auch keine Probleme für die Gesundheit bzw. keine schlimmeren als eh schon. Wer kennt nicht die ganzen blassen Büroleichen aus dem Amststuben, die sich verkrümmt zur Arbeit und dann wieder nach Hause quälen. Hier sind unabhängig von remote Arbeit, schon immer Aufklärung und Angebote des Arbeitgebers, sowie Selbstverantwortung der Mitarbeitenden gefragt.
Thema Konzernkarriere:
"Wer im Rahmen einer größeren Organisation Karriere machen möchte, braucht mehr als gute Leistung."
Es heißt hier z.B: "Vorgesetzten positiv auffallen.". –> Ja, um Himmels willen!
Genau diese Speichellecker-Kultur der Unfähigen sollte endlich verschwinden. Karriere sollte nur nach Leistung und (modernen) Führungsqualitäten beurteilt werden, und beides wird inzwischen eh digital gemessen. Ein guter Netzwerker ist noch lange keine gute Führungskraft. Nur wer Teams vor Ort als auch virtuell führen kann, hat die Karriere verdient.
Thomas Knüwer 19. August 2020 um 10:19
@Alex: Derzeit haben Sie in einem Punkt natürlich nicht recht. Niemand wird ins Home Office gezwungen? Das ist nachweislich falsch. Corona-bedingt müssen in vielen Unternehmen Mitarbeiter auf absehbare Zeit mobil arbeiten.
Ihr Abtun gesundheitlicher Schäden mit dem Hinweis auf Ihre Oma finde ich ebenso schwierig. Zum einen, weil nachgewiesen ist, dass überhöhtes Betrachten eines Monitors Kurzsichtigkeit fördert. Zum anderen, weil es nun wirklich feststeht, dass Bildschirmarbeit auf orthopädisch fragwürdigen Sitzmöbeln Haltungsschäden verursacht. Nun werden Sie sagen: Dann kauft man halt nen vernünftigen Arbeitsplatz. Und, klar, das kann man. Nur: Wohin damit? Sie beschreiben das Problem ja selber, ohne eine Lösung zu nennen.
Hans 19. August 2020 um 13:25
Lieber @ThomasKnüwer,
der Eingangsthese stimme ich zu: die Struktur großer Unternehmen und die Werte der Arbeitswelt werden sich in hohem Maße verändern. Dies als Folge zu begreifen, deren Ursache auf ein Missmanagement zurückzuführen sei, würde im Umkehrschluss bedeuten, ohne Missmanagement würden sich Strukturen und Werte nicht verändern. Das halte ich für fundamental falsch.
Die Strukturen und Werte der Arbeitswelt unterliegen einem stetigen Wandel und es sind oft gerade diejenigen, die sich dem Wandel als Herausforderung stellen, ihn annehmen und in Lösungen für sich daraus ergebende Probleme denken, welche sich gegenüber den Bewahrern des "war schon immer so, alles andere ist neumodischer Schnickschnack" überproportional gut entwickeln. Das kann man als Modeerscheinung abtun, abgerechnet wird am Ende. Wir werden also in einigen Jahren auf die Entwicklungen von heute zurückblicken und sie bewerten können, die Glaskugel für den sicheren Vorwärtsblick haben auch Berater noch nicht erfunden. Ich respektiere eine skeptische Meinung, den Hinweis auf Probleme, meinetwegen auch den Glauben an das Scheitern. Daraus aber den Schluss zu ziehen, schon der Versuch sei ein Fehler, halte ich unter methodischen Gesichtspunkten für unverzeihlich. Überhaupt operiert der Text auf methodisch fragwürdiger Grundlage. Fast alle erwähnten Unternehmen gehen für die Zukunft von Mischformen aus, in denen dem Anteil des mobilen Arbeitens ein größerer Stellenwert zukommen soll als bisher. Der folgende Verriss des Home-Office stellt dann fast durchgängig auf ein entweder-oder-Szenario ab, ist also schon gar nicht auf das anwendbar, was er vermeintlich kritisieren möchte.
Dass wir Menschen schlecht exponentiell denken und uns schlecht erinnern zeigt dieser Text sehr deutlich, wenn aus ersten Erfahrungswerten am Ende eines, übrigens statistisch eher kurzen, Zeitraums, ohne Betrachtung von möglichen Gegenmaßnahmen und -wirkungen, vermeintlich sichere Vorhersagen extrapoliert werden und der Autor den Vergleich mit dem Alternativszenario gleich ganz vergisst. Beispiel: Zoom-Fatigue. Nach einigen Monaten der Fernzusammenarbeit merken also viele, dass Meetings am Laptop anstrengend sein können. Meeting in Besprechungsräumen also nicht? Wer noch nie einer Besprechung beigewohnt hat, an deren Ende er sich fragte, was er sinnvolles mit dieser Zeit hätte anfangen können, werfe den ersten Stein. Wer Meeting-Marathons, mit ihren Sprints von Besprechungsraum zu Besprechungsraum, über Etagen und Standorte hinweg, nicht als anstrengend empfindet, der hat vielleicht noch nie einen solchen Arbeitstag gehabt. Vielleicht ja auch noch nie in einem großen Unternehmen in Schnittstellenfunktionen gearbeitet.
Die Kollegin, die partout nicht ins Home-Office geht, soll automatisch besser Karriere machen, weil der Kollege im Home-Office nicht an der Kaffeemaschine angetroffen wird? Und was, wenn der Chef auch gerne im Home-Office arbeitet und an der Kaffeemaschine gar nicht anzutreffen ist?
Der Text berichtet von neu entdeckter Lockerheit und führt dies auf den gegenseitigen Blick in die Wohnzimmer zurück; einige Absätze später behauptet er, die Situation am Bildschirm sei weniger ungezwungen. Was stimmt denn nun, die Beobachtung oder die Behauptung?
So geht es weiter mit den individualisierbaren Büros im Silicon Valley, wo das Foto eines Lego-Wand gezeigt wird. Hat jeder eine LEgo-Wand? Ach nein, sie steht im Durchgang oder im Gruppenraum, denn der einzelne Arbeitsplatz ist ein völlig unpersonalisierter Schreibtisch in einem fabrikhallengroßen Großraumbüro. Es ist nicht entweder-oder, sondern sowohl-als-auch: der Weg zu Wohlfühlbüros führt nicht ausschließlich über die hochpersonalisierte Schreibtisch-Bastion, sondern kann auch über andere Pfade beschritten werden. Und weil man viele Quadratmeter von Schreibtischen belegter Fläche einspart, mindestens für den ohnehin nie anwesenden Teil der Belegschaft, der in Urlaub, krank, auf Dienstreise oder spontan im Home-Office ist, schafft der angeblich unpersönliche Flex-Desk überhaupt erst die Freiräume, solche Flächen zu schaffen ohne gleich an einen neuen Standort umziehen zu müssen. Das gilt übrigens völlig unabhängig von Home-Office.
Ja, es gibt Kollegen, die haben nicht den Platz für einen ergonomischen Heimarbeitsplatz, da hilft auch gute Ausstattung nichts. Ja, es gibt Arbeitsplätze, die lassen sich schlicht nicht zuhause erledigen. Ja, es gibt organisatorische Herausforderungen und handfeste Probleme. Und schließlich ja: es gibt auch die Kollegen, die schlicht nicht zuhause arbeiten wollen, sei es weil sie nicht der Typ dafür sind oder weil sie eine klare Trennung von Arbeits- und Privatsphäre brauchen. Niemand hat gesagt, das Home-Office sein ein problemloser Alleskönner. Es deswegen ganz verhindern zu wollen, ist genauso vorschnell wie ein Zwang dazu. Es gibt schon heute rein virtuelle Unternehmen und solche, in denen sich niemand vorstellen kann, zuhause zu arbeiten. Und es gibt eine gewisse Menge an Unternehmen, die für sich erkannt haben, dass nicht jeder menschliche Kontakt virtuell vollwertig ersetzbar ist, und gleichzeitig nicht jeder Handschlag die physische Anwesenheit an einem bestimmten, zentralen Ort erfordert. Diese Unternehmen wollen ihre Arbeitswelt gestalten, wir sollten sie lassen. Es gitb nicht für alle die eine Lösung und so stellt sich der Trend in den Unternehmen schon heute nicht dar. Da gibt es kein homogenes "alle machen das gleiche", sondern ein sehr unterschiedlich ausgeprägtes "viele machen aus den Erkenntnissen etwas Neues". In einigen Jahren können wir über die Wirkungen sprechen und uns darüber Urteile bilden, heute sind es Chancen, die es zu ergreifen, Herausforderungen, die es zu bewältigen und Probleme, die es zu lösen gilt.
Thomas Knüwer 19. August 2020 um 15:06
@Hans: Schon in einem wichtigen Punkt kann ich Ihnen widersprechen. Jenes Facebook-Office mit der Lego-Wand ist eben keine Ausnahme, es gab zahlreiche, verspielte Idee. Und: Jeder Mitarbeiter hatte seinen Schreibtisch und durfte damit machen, was er wollte.
Thomas Anhut 19. August 2020 um 10:07
Der in vielen Beiträgen gepriesene Austausch mit Kollegen in der Kaffeküche kostet nur Zeit, die man sinnvoller nutzen könnte. Wie viel Zeit wird hier für Klatsch und Tratsch verplempert. Ich war auch nie mit Arbeitskollegen befreundet und von Teamarbeit halte ich absolut nichts. Betrieblich verordneter Kollektivismus (so nach dem Motto wie gehen jetzt gemeinsam Mittagessen) ist mir ein absoluter Graus. Zum Glück bin ich Freiberufler und kann mir den Umgang und die Arbeit selbst aussuchen.
Tillmann 19. August 2020 um 13:25
Allein die Headline ist schon ein Clickbait. Keine differenzierte Auseinandersetzung mit einem Thema, sondern nur Meinungsmache. Es wäre ja okay gewesen, auf die "Störfaktoren" im HomeOffice hinzuweisen und diese dann zu diskutieren. So wäre es möglich gewesen, verschiedene Auffassungen zu Wort kommen zu lassen und eventuell dem Lesenden zu gestatten, ein Fazit zu ziehen. Aber: "Größter Management-Fehler" sorgt für Aufregung und Leser. Checked! Scheinbar lernen die Unternehmen, die zu Ihren Kunden gehören, auch nicht hinzu. Ich glaube, dass es dort mehr Baustellen gibt, als work from anywhere.
Frank70 19. August 2020 um 16:31
"Home Office schadet der Gesundheit" –> Wohl der größte Unfug den man sich denken kann ! Wer im HO stundenlang krumm auf einer Orangenkiste vor einem viel zu kleinen Bildschirm sitzt ist selber schuld, wenn das Rückenschmerzen nach sich zieht. Das ist kein Schaden, der grundsätzlich durch HO hervorgerufen wird. Da ist sie mal wieder, die berühmte Badehose, die schuld ist wenn nicht geschwommen werden kann.
Frank70 19. August 2020 um 16:59
Home Office kann Schwangerschaft bei Männern hervorrufen !
Wolfgang Lünenbürger 19. August 2020 um 17:02
Der Text und die Diskussion um den Text hat dazu geführt, die ersten Gedanken und Erfahrungen nun endlich auch mal selbst aufzuschreiben. Und überwiegend nicht zuzustimmen: https://www.haltungsturnen.de/2020/08/home-ins-office.html
Frank70 19. August 2020 um 18:01
"Home Office erodiert die Unternehmenskultur" –> In der Tat, "Unternehmenskulturen" die auf Nasenfaktorei und Machtseilschaften aufbauen haben es schwerer, und das ist auch gut so. Unternehmenskulturen bei denen Wertschätzung und Vertrauen (kleine Hilfestellung für BWLer: Das funktioniert doch tatsächlich in beide Richtungen, einfach mal ausprobieren !) keine Fremdworte sind, werden einfach nur gestärkt.
Frank70 19. August 2020 um 19:30
Die Sinnhaftigkeit und Seriösität des Artikels lässt sich mit folgender Gleichung deutlich machen:
"Home Office- größter Management Fehler 2020" (Consulter als Autor) = "Rauchen ist nicht gesundheitsschädlich" (Zigarettenindustrie als Autor)
Alexander Bromberg 20. August 2020 um 8:24
Leider tut der Artikel etwas weh beim lesen, trotzdem kann ich es mir nicht nehmen einmal die markantesten Punkte zu entkräften:
Home Office schadet der Gesundheit – Ich habe seitdem ich im Home Office bin viel mehr Zeit zum Sport treiben. War ich vorher meistens erst um 19 oder 20 Uhr Zuhause (Fahrtzeit zur Arbeit, obligatorische Mittagspause, Fahrtzeit nach Hause), konnte ich mich meistens nur sehr schwer aufraffen zum Sport zu gehen. Nun schaffe ich es ohne Probleme 4-5x die Woche zum Sport. Mein Rücken hat es mir gedankt – seitdem ich Krafttraining mache, konnte ich meine Rückenmuskulatur signifikant aufbauen, ich fühle mich stärker und vitaler. Gleichzeitig kann ich in der Mittagspause gesund kochen und mich bewusst ernähren – statt Pommes und Bratwurst in der Kantine zu Essen und danach in ein Suppen Koma zu verfallen. Ich kann mir meine Zeit auch unter Tage besser einteilen, kann Termine wahrnehmen oder auch nachmittags mal die Sonne genießen und abends weiter arbeiten.
Home Office schadet der Konzernkarriere -> Wie andere Beitragsverfasser bereits geschrieben haben, wird Leistung nun viel mehr deutlich. Die Schaumschläger die nichts produzieren sind nun in Zug Zwang statt einfach den ganzen Tag busy durchs Büro zu rennen. 😉
Ich habe nichts dagegen auch mal ins Office zu kommen – das sollte aber eine Option sein und keine Pflicht.
Frank70 25. August 2020 um 17:31
Ihr Beitrag ist das beste Beispiel für die Kombination "gesunder Menschenverstand" und "präzise und seriöse Differenzierung".
Volker Sedlmair 20. August 2020 um 12:47
Das HomeOffice automatisch neue Mitarbeiter isoliert ist so nicht korrekt.
Ich bin selber Anfang April als Softwareentwickler eingestellt wurden in einem Start-Up, also genau da als Corona am heftigsten war. Ich musste da natürlich auch alles remote kennenlernen. Hat sein Tücken und ist natürlich aufwendiger, aber das man isoliert wird stimmt einfach nicht. Man muss natürlich selber aktiv werden und nicht immer darauf warten dass einem etwas vor die Nase geworfen wird.
Wenn man sich aber engagiert und aktiv auf die Kollegen zugeht (z.B. mit Mail, Slack, Telefon, Konferenz) dann funktioniert das sehr wohl.
Alexander Paul 20. August 2020 um 17:57
Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass Selbstdisziplin, sowie klare Regeln und ein fester Arbeitsplatz im Home Office unerlässlich sind. Zu einem guten Arbeitsplatz gehört neben Platz sicherlich auch der richtige Schreibtisch und Stuhl, um gesundheitliche Schäden abzuwenden. Hier sehe ich die Pflicht klar beim Arbeitgeber dem Arbeitnehmer entsprechend die benötigten Mittel zur Verfügung zu stellen. Auch wenn der Arbeitgeber sicherlich nicht für genügend Platz garantieren kann, so ist es ohne weiteres möglich eine gute Ausstattung in den neuen Büros (zuhause) zu Verfügung zu stellen.
Gerade in der Zusammenarbeit mit meinem Kunden, einem Großkonzern mit sehr gewachsenen Konzernstrukturen, stelle ich fest, dass eine Konzernkarriere dennoch weiter möglich ist. Schließlich sollte nach Leistungen und Softskills entschieden werden und eine gute Führungskraft bekommt, genau wie im Büro auch, über ein digitales Meeting einiges über die eigenen Mitarbeiter mit. Und das Netzwerken heute auch digital möglich ist, beweisen soziale Medien stets aufs Neue.
Bezüglich der Unternehmensidentifikation ist es einfach eine Frage des Transfervermögens, bzw. des Abstraktionsvermögens, die Strukturen einer alten Welt in eine neue digitale zu überführen. Schließlich konnten neue Mitarbeiter auch in der alten Welt nur durch einen guten Prozess richtig eingearbeitet werden. Es liegt an den Unternehmen selbst, diesen Prozess nun zu digitalisieren und ein Team durch gemeinsame Tagesmeetings und einem digitalen Austausch zu formen. Außerdem heißt das nicht, dass Home Office stets nur virtuell meint. So können sich die Mitarbeiter wie bisher zu Teamevents treffen oder auch neben der Arbeit eine gute Freundschaft aufbauen.
Zwar konnte ich keinen Zusammenhang zwischen Teamarbeit und den Vitrinen der Produktmanager mit verschiedenen Verpackungsvarianten erkennen, denke jedoch, dass auch hier der Denkansatz hilft, dass zukünftige zum großen Teil digitale Produkte konsumiert werden. Zu Zeiten einer Schallplatte konnte auch niemand ahnen, dass sich 100 Jahre später jedes Lied in bester Klangqualität wann und wo auch immer streamen lässt.
Die zitierte Studie spiegelt ebenfalls nur einen gesellschaftlichen Wandel wider der bereits in die meisten Privatleben vollends Einzug gehalten hat. Zufällige Begegnung und Small Talk wird es immer weniger geben, da wir digital stärker mit unseren engeren Freunden und der Familie vernetzt sind und nicht mehr auf die zufällige Begegnung angewiesen sind. Das zeigen auch die zahlreichen Dating oder Freunde-finden-Apps. Die meisten schreiben oder telefonieren mit den bereits bekannten Kontakten lieber, als das sie sich aus der Komfortzone heraus begeben.
Das Kapazitätenproblem ist ein erfundenes. Schon in Unis lernen die meisten Mitarbeiter, welche später eine Schreibtischlaufbahn anstreben, dass flexible Arbeitsplätze gebucht werden können und müssen. Eine direkte Zuteilung ist dabei auch gar nicht notwendig. So kann ebenfalls eine sehr gute Durchmischung und Diversität erzeugt werden.
Der Vergleich mit dem Gefühl eines VW-Mitarbeiters erschließt sich mir ebenso wenig.
Das es vielen aktuell zuhause gut gefällt zeigt doch, dass es einfach am Ende auch eine Typfrage ist und die tollen bunten Büros eben nicht bei jedem das gleiche tolle Gefühl wie seine eigenen 4 Wände auslöst. Meines Wissens stehen die Generationen Y und vor allem Z ebenso für Freiheit, Mit- und Selbstbestimmung. Das ist die richtige Chance, um damit anzufangen.
Das Fazit erschließt sich mir ebenfalls nicht. Kreativität und Ideenvielfalt wird sicherlich nicht durch starre Großkonzerne entwickelt und der Fortschritt durch die neue Veränderung auch nicht gehindert.
Jochen Weper 20. August 2020 um 20:37
Interessanter Artikel. Auch ich sehe zur Zeit die negativen Begleitumstände des erwungenen Home Office nach 6 Monaten. Z.B. ein Nährboden für Introvertierte und fehlende Erreichbarkeit. Die Farbenlehre von Teams entspricht selten der Realität. Videocall an Videocall führt eher zu Frust. Bei einem Aufteilen von home office und onside Arbeit sollten Gruppen darauf achten, dass sie gemeinsam im Büro sind. Es gibt technologisch nichts Schlimmeres ,als Remote und onside Kollegen in einem Call. Das war schon vor 2019 ein Problem. Die Kosten und Zeitfrage stellt sich für jeder, der jetzt nicht mehr raus ins Office muss. Aber geht es immer nur um Kohle? Ich denke, dass auch bei den jüngeren Leuten nur home office zu einer fehlenden Indentifikation mit dem Unternehmen führt und damit die Bindung entfällt. Bei Jobs mit inhaltlicher Konstanz wird das schwierig. Vieles wir individuell gesehen, vom gesundheitlichen Standpunkt fehlt mir mein höhenverstellbarer Schreibtisch, so daß ich unbedingt mal wieder für einen Tag pro Woche ins Office möchte. Und: Die heutigen Manager sind überhaupt nicht auf die jetzige Situation eingestellt. Da erwarte ich deutlich mehr Empathie und Kreativität in der Zukunft. Und wenn die Vertriebler nicht mehr zum Kunden kommen haben wir hauptsächlich die Verwaltung von Bestandsgeschäften.
Trautwein 21. August 2020 um 22:39
Ich bin Millennial. Ein überbordendes Bedürfnis nach „Sinn“ in der Arbeit, also Welt retten oder Leute glücklich machen, habe ich nicht. Eher interessante Aufgaben und geregelte Arbeitszeiten sind wichtig. Auch muss ich mich nicht mit Kollegen oder der Firma supertoll identifizieren, freundliche Zusammenarbeit reicht. Für den Rest gibt es Freizeit. Mit Home Office habe ich das Gefühl produktiver und glücklicher zu sein, als im Büro. Ich spare mir Stunden und Tage an Pendelzeit und kommuniziere mit Kollegen sogar mehr, da jeder nur einen Videoanruf entfernt ist. Wie die Leute in echt ausstehen, weiß ich und brauche es nicht jeden Tag aufs neue zu sehen. Finde mich nicht wieder in Ihrem Beitrag. Bin ich jetzt eine Ausnahme?
Thomas Knüwer 22. August 2020 um 7:55
@Trautwein: Eine der Errungenschaften der Aufklärung war es, die Welt nicht ausschließlich aus der eigenen Sicht zu betrachten. Die Studien über Millennials sind vielfältig und wenig widersprüchlich.
Sven Rautenberg 24. August 2020 um 9:36
Sehr interessant und vielfältig, was an Meinungen und tatsächlichen Erfahrungen hier abgebildet werden.
Für mich persönlich ist alleine die Möglichkeit HO zu machen, eine neue Freiheit.
Ich KANN aber ich MUSS nicht.
Je nach Unternehmen, Branche, örtlichen Gegebenheiten, usw. macht es Sinn HO zu machen oder auch nicht.
Die wirkliche Herausforderung ist doch nicht, das "entwederoder" zu finden, sondern für jeden Einzelnen die beste Lösung.
Sowohl für AG und AN.
Für mich gilt hier: "Gewinner finden Lösungen, Verlierer finden Ausreden".
steffen 8. Oktober 2020 um 12:38
Homeoffice ist eine gute Sache und dient auch der Umwelt. Leider haben das viele Chefs bislang noch nicht erkannt – erst in der Krise. Wahrscheinlich glauben die Führungskräfte, die Mitarbeiter sind zu Hause Faul. Das Gegenteil ist der Fall. Die Mitarbeiter müssen nur aufpassen, dass Sie nicht mehr leisten als im Büro
Albrecht Leuerer 2. Dezember 2020 um 18:14
Guten Tag,
meine Anmerkungen zu diesem Artikel sind nicht zeitnah.
Ohne alle Kommentare gelesen zu haben möchte ich darauf hinweisen daß das im Moment hochgelobte Homeoffice des Mitarbeiters sonstwo auf der Welt sein kann. Die Arbeitgeber werden das schnell erkennen.
Die Folge ist der Abbau von heimischen Arbeitsplätzen.
Albrecht L.
Anton Schneider 19. Dezember 2021 um 14:09
Vielen Dank für diese Sichtweisen bezüglich der Risiken der Home-Office-Arbeit. Die Pandemie hat uns mehr oder weniger dazu gezwungen, dass wir uns sozial distanzieren mussten und größtenteils vom Home-Office arbeiten müssen. Ich selbst war sehr beeindruckt, wie gut zum Beispiel die Videokonferenzen für das Home-Office funktioniert haben. Da es sich um eine Ausnahmesituation handelt, finde ich, dass auch viele gut reagiert haben, um den vermehrten Rückenschmerzen durch ergonomisches Arbeiten entgegenzukommen.
Rudi Sterzer 22. Januar 2023 um 16:03
Ich denke auch, dass Homeoffice der Unternehmenskultur schade. Selbst Bürojobs sind von Hause nicht so effizient wie im Büro. Ich könnte ohne meinen Büroservice meine Arbeit so nicht erledigen.
Cybersecurity als Toppriorität – Von Wirtschaft, Verwaltung, Infrastruktur bis daheim – StefanPfeiffer.Blog 21. Februar 2024 um 10:26
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