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In all den Berichten über die SXSW 2016 könnte eine Fehlwahrnehmung entstehen: dass Snapchat ein dominierendes Thema in Austin war. War es aber nicht – und trotzdem könnte die Konferenz für Snapchat in Deutschland einen wichtigen Markierungspunkt bedeuten.

Beim Hinflug beschloss ich spontan ein Experiment: Kann man Snapchat für eine ernsthafte Konferenzberichterstattung nutzen? Und würde das irgendeine Sau interessieren?

Bild: Netimperative

Bis zu diesem Zeitpunkt erreichten meine Snaps maximal 40 Personen, was ein Bruchteil dessen ist, was der geschätzte Richard Gutjahr schafft, der Teil unserer jährlichen Austin-Reisegemeinschaft ist. Aber der kann ja auch zeichnen. Und ist unterhaltsam. Und kommt im Fernsehen. Und sieht gut aus. Der Sack. Richard testet schon seit einiger Zeit in herausragender Weise, wie sich Snapchat journalistisch nutzen lässt. Ein anderer der Entourage, Daniel Fiene von RP Online, experimentiert ebenfalls.

IMG_2042Also machten wir einfach mal und es geschah etwas merkwürdiges: mit einem Mal waren unsere Snapchat-Accounts auf dem Radar der Medien-Filterblase. Innerhalb von zwei Tagen verdreifachten sich meine Abrufe, mehrere Menschen bedankten sich via Twitter. Kurz darauf produzierten Mediendienste Snapchacht-Listen von der South-by, was noch einmal für ein wenig mehr Aufmerksamkeit sorgte.

Dabei gilt weiterhin, was ich vor einigen Monaten schrieb: Ich habe keine Ahnung, ob Snapchat noch in zwei, drei Jahren Bedeutung haben wird. Ich bin aber ziemlich überzeugt, dass diese neue, multimediale Art, Geschichten zu erzählen uns erhalten bleiben wird.

Snapchat vor Börsengang?

Allerdings könnte es durchaus Snapchat sein, das diesen Markt dominiert – dank Finanzkraft.

Daniel Kröger, Fondsmanager bei Acatis und Teil unserer Airbnb-WG, traf vor der Reise nach Austin Snapchat-Gründer Evan Spiegel. Und der brachte zum Gespräch drei Juristen mit: „Das machen sonst nur Unternehmen, die einen Börsengang planen“, sagte Daniel aus Erfahrung. Vielleicht war dies der Grund, warum Spiegel und sein Team auf der SXSW auffällig nicht-präsent waren? Zwar gab es eine Hand voll Panels zu Snapchat – aber ohne Vertreter des Unternehmens. Auch gab es keine Live-Story zur SXSW Interactive, erst beim Musikpart wurde ein Tag für dieses Format genutzt. Vielleicht ein Filter? Nö. Da sprangen Werbekunden wie Samsung oder Spotify ein. Und natürlich Herr Fiene, der für unser Airbnb-Haus täglich einen Filter für einen Bewohner gebucht hatte – das kostete microlokal 6$ am Tag.

Ein IPO brächte Snapchat neue finanzielle Möglichkeiten – und die würden vielleicht genutzt, um die Umbaumaßnahmen vorzunehmen. die von werbetreibenden Unternehmen gefordert werdem. Denn derzeit wirkt manches wie aus den allerersten Tages des Social Media-Marketing, zum Beispiel im Bereich Statistik. Will eine Marke beispielsweise ihre Reichweitenentwicklung protokollieren, muss sie zu archaischen Mitteln greifen, wie die US-Rennserie Nascar: „Wir schreiben die Abrufe täglich in ein Google Doc, die Snaps selbst laden wir runter und speichern sie auf Dropbox“, sagte Social Media-Chefin Amanda Vandervort in Austin.

Dabei geht es weiterhin um ein sehr junges Publikum. Wer das aber erreichen möchte, für den hat Snapchat einen Reiz, den andere Plattformen nicht bieten: „Facebook wird immer mehr zur Nachrichtenquelle, Instagram ist Content Kuratierung, Snapchat handelt vom Leben, wie es sich gerade entwickelt“, erklärte Rebecca Coleman, Gründungspartnerin der Online-Beratung Something Massive aus Los Angeles.

The ghost in the room

Markenverantwortliche müssen allerdings im Kopf umparken, erklärte Amanda Lordy, Director bei der US-Fußballliga MLS: „Engagement auf Snapchat ist wichtig, aber man kann keine wirkliche Konversation führen. Es ist fast eine 180-Grad-Wende gegenüber anderen Plattformen.“ Dabei gehört Snapchat auch zu einem anderen Trend im Bereich Social Media Marketing: Während vor zwei, drei Jahren noch einzelne Postings für unterschiedliche Plattformen verwendet wurden, erzählen US-Marken heute eine Geschichte für jeden Dienst neu angerichtet. Coleman: „Bilder auf Instagram zu posten, die man auf Snapchat gemacht hat, ist ein Missverstehen der Plattformen.“ Nascar-Vizepräsidentin Vandervort gesteht: „Snapchat hat uns gezwungen neu zu denken, was Social Media eigentlich ist.“

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Es gibt noch sehr vieles, was das Wachstum von Snapchat bremst. Zum Beispiel die Frage, wie man einen Nutzer findet. Oder wie man darauf aufmerksam macht, dass es neue Snaps gibt. Immerhin ging vergangene Woche ein Projekt an den Start, das dies ändern will: Auf Snapgeist soll eine Datenbank der Snapchatter entstehen – eine gute Idee von Philipp Steuer und Sven Giesen. Es wäre möglich, dass sich Evan Spiegel auch solchen kritischen Fragen entziehen will. Während Google oder Facebook gerne mit deutschen Journalisten reden, ist Snapchat auch in diesem Punkt sehr, sehr still – eine Kontaktaufnahme ist schwer bis unmöglich, berichteten Medienvertreter in Austin.

Abseits der spezialisierten Diskussionen wurde der Dienst deshalb bei der SXSW „the elephant in the room“, also das Thema, über das niemand redet – oder angesichts des Firmenlogs der „ghost in the room“.

Dies ist ein Beitrag aus einer Reihe zu meinen Eindrücken von der SXSW2016. Alle Beiträge finden Sie unter diesem Link.

Wen meine Reportagen noch interessieren: Hier gibt es vier von fünf. Leider war das Herunterladen von Tag IV nicht möglich – auch so eine Sache, an der Snapchat arbeiten sollte.

Tag I:

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Tag II:

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Tag III:

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Tag V:

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Kommentare


Christian Beissel 22. März 2016 um 16:34

Hallo Thomas,
wie haben denn die 3x mehr Zuschauer von deinen Snaps erfahren? Hast Du das über eine andere Plattform angeschoben? LG Christian

Antworten

Thomas Knüwer 23. März 2016 um 8:00

@Christian: Ich vermute einerseits via Twitter, andererseits über die Medien-Community.

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TäTho – der Snapchat-Medien-Rant 6. April 2016 um 12:43

[…] bei ihrem ersten “Snapchat-Powerranking” auf Rang 6 gesetzt hat. Nicht wegen meiner Berichte von der SXSW aus Austin – sondern wegen meines Snappen vom Bergintervall-Training für den Hamburg […]

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Neues Snapchat-Format aus dem Hause kpunktnull 6. April 2016 um 13:42

[…] Thomas Knüwer landete der Dienst, eigentlich abgetan als Teenager-Belustigung, während der Digitalkonferenz SXSW auf dem Radar vieler Medienmacher und Werbungtreibenden. Die Onlineagentur Ministry setzte Knüwer jüngst sogar auf Rang 6 ihres […]

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