Stellen Sie sich vor, Sie arbeiteten in der Marketingabteilung eines Unternehmens und wären dabei, eine Werbeagentur zu suchen. Es stellt sich ein möglicher Dienstleister vor und der Kreativchef sagt: „Ach, privat blende ich Werbung eigentlich aus.“
Oder stellen Sie sich vor, ein Modedesigner erklärte: „Privat ist mir eigentlich egal, was ich anziehe. Ich geh halt zu Takko und kaufe, was gerade rumliegt.“
Auch der Chefkoch ist ein gutes Beispiel, der in einem gehobenen Restaurant arbeitet, nochalant aber einwirft: „In meiner Freizeit achte ich nicht so sehr darauf, was ich esse. Frittenbude oder McDonald’s reichen.“
An diesen drei Personen würden Sie vermutlich zweifeln. Dass ein Liegenschaftsbeamter sich in seiner freien Zeit nicht in Akten und Registern suhlt – klar. Doch gibt es eben Berufe, bei denen wir ein gewisses Maß an Leidenschaft erwarten (dürfen), ein Augenoffenhalten, ein Mitdenken und -fühlen. Der Art Director sollte sehen, welche Trends es in der Werbung gibt; der Designer Lust auf Mode ausstrahlen; von einem Koch hegen wir ab einem gewissen Niveau die Erwartung, dass er selbst Wert auf ordentliches Essen legt.
Deshalb schlägt mein Kopf auf die Tischkante, wenn der Digitalverantwortliche eines Unternehmens öffentlich erklärt: „Privat mach ich nicht so viel im Internet.“ Das passiert erschreckenderweise nicht gerade selten. Erst heute, bei den Digital Marketing Days in Berlin, ließ eine Unternehmensvertreterin diesen Satz fallen.
Der Tonfall kann dabei variieren. Einerseits gibt es die Lapidaren, andererseits die Demonstrativen. Bei den Lapidaren wirkt die Aussage wie eine Absage an die eigene Digitalkarriere. Ja, sie machen da jetzt was mit Online, aber das ist nur eine Durchgangsstation. So wie jemand, der für drei, vier Jahre in die Auslandsvertretung in China wechselt ja auch nicht China lieben muss. Der schickt seine Kinder auf die internationale Schule, verbringt die Freizeit mit anderen Expatriats auf dem Golfplatz und geht lieber ins italienische Restaurant des Top-Hotels als auf den Nachtmarkt. Entsprechend wird China zwar seinen Lebenslauf zieren, niemals aber sein Herz erreichen. Das heißt nicht, dass seine Arbeit schlecht ist – aber mehr als Mittelmaß ist von den Lapidaren nicht zu erwarten.
Die Demonstrativen sind da schlimmer. Bei ihnen ist eine Emotion im Spiel: Verachtung. Das ganze Internetzeugs ist nicht für sie, die Elite; es ist für das gemeine Volk, auch bekannt unter dem Begriff „Konsumenten“. Die Demonstrativen halten diese Bevölkerungsschicht für leicht zu manipulierendes Kaufvolk, das man nur lang genug mit Werbung, getargetet über Big Data, penetrieren muss, bis es kauft.
Egal zu welcher Gruppe ein Privatmachichnichtsovieldigitaler gehört: Ich behaupte, dass Zweifel an seiner Kompetenz angebracht sind. Zum einen, weil wir hier weiterhin über ein sich schnell entwickelndes Feld sprechen.
„Entspannen sie sich, so langsam wie heute wird die Welt nie wieder sein“, sagte Twitters Deutschland Chef Thomas de Buhr heute sehr schön anlässlich der Digital Marketing Days. Wer in solch einer Welt das Steuer in der Hand behalten möchte, muss auf dem Laufenden bleiben. Für Digital in einem Unternehmen verantwortlich sein ist kein Neun-bis-Fünf-Job. Solch eine Stellung erfordert Leidenschaft und Bereitschaft zum Experiment.
Solche Experimente in einem Unternehmen zu realisieren, erfordert Budgets und Freiheiten. Doch wie soll auch nur eines von beidem zur Verfügung stehen, wenn der Verantwortliche nonchalant das Dienstliche vom Privaten trennt? Denn sollte der Vorgesetzte des Digitalen eher analog unterwegs sein – und das ist der Normalzustand in Deutschland –, bekommt er eine wunderbare Ausrede geliefert, die Budgets in klassischere Felder zu verschieben: Wenn schon sein Digitaler in der Freizeit nichts mit Internet oder Social zu tun haben möchte – dann wird es bei den Verbrauchern kaum anders sein. Tschüss, Digital-Budget.
Es ist für mich nicht verständlich, wieso Digital Manager, diese Äußerung von der Analogie des Privaten von sich geben. Schämen sollten sie sich dafür. Natürlich müssen sie nicht wie mit Tour de France-Mitteln gedopt durch die Gegend kommunizieren. Aber: Eine leicht überdurchschnittliche Nutzung digitaler Dienste sollte auch im Privaten erwartbar sein. Schließlich müssen sie Leidenschaft mitbringen für ein weiterhin rasant nach vorn preschendes Feld, für die vielleicht spannendste Aufgabe, die es derzeit in Unternehmen gibt.
Stattdessen glauben sie, es gehöre zum guten Ton, sich vom eigenen Arbeitsfeld zu distanzieren. Doch dies ist weder für den Arbeitgeber förderlich – noch für die Karriere. Denn die Digitalisierung wird nicht wieder weggehen. Und wenn es gilt, den nächsten Digital Manager oder Chief Digital Officer zu finden, wird in der Stellenbeschreibung kaum stehen: „Sollte privat eher weniger digitale Technologie nutzen.“
Kommentare
Mia Stadelmann 13. Juli 2015 um 18:47
hervorragend beobachtet! Mir geht das ganz oft so, wenn ich mit Kunden spreche oder auch mit „Kollegen“. Auch sehr viele aus dem IT-Bereich generell finden es schick, sich ständig zu distanzieren, als wäre der eigene Arbeitsbereich Teufelszeug.
Robert 13. Juli 2015 um 18:56
Hmm, die Aussage dass es kein 9to5 Job ist finde ich schwierig. Denn generell sollte es überhaupt keine Berufe geben, die gegen dieses Prinzip verstoßen. Nicht ohne Grund haben wir in Deutschland eine Arbeitszeitgesetz.
Thomas Knüwer 13. Juli 2015 um 19:31
Solche Berufe gab es immer und das ist gut so. Denn es gibt Berufe, die eine besondere Leidenschaft verlangen – Journalist, um ein Beispiel zu nennen. Koch, Rechtsanwalt, Arzt…
Vor allem aber wurde Deutschland gebaut von Machern und Selbständigen. Und mit 9to5 baut man nichts auf, das ist nun mal so. Der Glaube an ein allgemeingültiges Arbeitszeitgesetz stammt aus dem Denken einer Wirtschaftsstruktur, die es nicht mehr gibt (und vielleicht nie gab).
Holger Vorstheim 13. Juli 2015 um 19:42
Sehr guter Beitrag, der es genau auf den Punkt bringt!
Viele, besonders kleinere NPO (so meine Beobachtung) wollen eigentlich auch beispielsweise gar keine Präsenz auf FB oder Twitter, sehen sich aber irgendwie dazu gezwungen, „weil es ja xy auch machen.“
Dann wird „Herr Meier“ beauftragt, das mal so „nebenbei“ zu machen. Antworten auf Anfragen erfolgen dann meist 2-3 Tage später, wenn überhaupt…
In so einem Fall sollte es besser direkt gelassen werden.
Da gibt es noch eine Menge Aufklärungs-, Schuljungs- und vor allem Motivationsarbeit.
Holger Vorstheim 13. Juli 2015 um 19:47
Korrektur:
Es soll natürlich „Schulungsbedarf“ lauten. Da hat die AK zugeschlagen…
Micha 13. Juli 2015 um 21:53
Und der Chirurg so: Also zu Hause halte ich mich mit Operationen eher zurück. „Na Gott sei Dank“ möchte man ihm zurufen. Und wie schauts mit dem Lastwagenfahrer aus? Soll man den rausschmeissen, wenn er privat mal nicht überdurchschnittlich viel mit nem 40-Tonner durch die Gegend fahren will? Und was ist so komisch daran, wenn ein Koch auch mal alle Löffel grade sein lässt und sich einfach mal entspannt, also zu Hause nicht auch in der Küche steht? Sollen die Leute denn wirklich alle inkompetent sein? Ich bezweifle das in den meisten Fällen einfach mal sehr stark. Und ja, Deutschland wurde gebaut von Machern, jedoch zähle ich „Digital Manager“ garantiert nicht dazu. Das klingt nämlich zu sehr nach „Macht irgendwas mit Medien“.
Thomas Knüwer 14. Juli 2015 um 9:02
@Micha: Wie ich schrieb, gilt das für gewisse Berufe. Das Kochbeispiel geben Sie bereits verfälscht wieder, ich habe es ja auch benutzt.
Aber stellen wir uns vor, ein FAZ-Redakteur sagt: „Privat lese ich kaum Zeitungen oder gucke Fernsehen oder ins Internet oder höre Radio.“ Alles prima dann?
Mael 13. Juli 2015 um 22:25
Die Aussage dieses Beitrags finde ich absolut richtig. Ich bin gerade im Urlaub und trotzdem bin ich genauso digital unterwegs, wie im Alltag. Natürlich muss man sich eine Auszeit gönnen und nicht ständig an den Job denken aber digital ist m.E. keine berufliche Pflicht sondern auch eine Begeisterung. Man spielt gerne damit und ist von den Möglichkeiten begeistert, man nimmt es als Chance wahr, nicht als pure Expertise, die man für den Job haben muss…
Toller Beitrag 🙂
Mathias Jahn 13. Juli 2015 um 23:23
Achtung: Die „Expats“ haben nichts mit Patrioten zu tun, sondern sind „Expatriates“ – ausserhalb des eigenen (Vater-)landes Lebende. Ansonsten stimme ich sehr zu: Wer über Kommunikationsbudgets mit digitalen Inhalten entscheiden soll, sollte auch mal (z.B.) die Privatsphären-Einstellungen von facebook genutzt haben. Sonst wundert man sich vielleicht über die Ergebnisse.
Thomas Knüwer 14. Juli 2015 um 6:54
@Mathias: Nichts anderes war mit Expats gemeint. Wie kommt das Patriotische in die Deutung?
Privat halte ich mich eher mit den Internet zurückLucas Scheel 14. Juli 2015 um 6:50
[…] Privat halte ich mich eher mit den Internet zurück […]
Hansi Küpper 14. Juli 2015 um 8:36
Für die Welt ums Digitale mag so eine Aussage zwar zutreffend sein, jedoch besitzt sie keine Allgemeingültigkeit für andere Branchen. Es kommt vor allem auch an, ob man selbst Führungsanspruch hat und so ein Beispiel für seine Mitarbeiter ist, oder ob man eben nur einfacher Angestellter ist.
Wer natürlich offen rumposaunt, dass er mit dem Internet nicht so viel am Hut hat, ist natürlich selbst Schuld. Allerdings gezielt danach gefragt werden bei einem Bewerbungsgespräch ist in Deutschland nicht erlaubt.
Privat bleibt Privat. Diese Praktik ist für viele Berufszweige auch nötig. Immer und überall für den Arbeitgeber bereit sein lässt einen nicht abschalten und schadet damit der eigenen Gesundheit und letzendlich auch dem Arbeitgeber.
Am Ende muss man wirklich von Fall zu Fall schauen da pauschale Aussagen in unserer dynamischen Gesellschaft kaum möglich sind.
Christian Buggisch 14. Juli 2015 um 9:45
Als wir begonnen haben, über Corporate Blogs nachzudenken, habe ich als erstes mal ein privates Blog eingerichtet, weil ich wissen wollte, wie das funktioniert, wie sich das anfühlt, wie viel Arbeit es macht, welche Interaktion das auslöst, ob und wie man das alles beeinflussen kann etc. (Ich bin dann dabei geblieben und blogge immer noch privat.) Ich sage nicht, dass jeder so vorgehen muss, aber mir und uns hat es geholfen. Denn Blogs lesen oder ein Buch übers Bloggen lesen ist definitiv was anderes als selbst bloggen. Und das gilt meines Erachtens für die ganze restliche digitale Kommunikation auch. Streiche digital: für alle andere Kommunikation auch …
David 14. Juli 2015 um 10:44
Man sollte für seinen Beruf schon eine gewisse Leidenschaft an den Tag legen. Natürlich soll es jedem Frei gestellt sein sich nach Feierabend mit anderen Dingen beschäftigen zu dürfen und natürlich muss sich ein Lastwagenfahrer nach Feierabend nicht mit seinem Laster beschäftigen. Aber um bei dem Beispiel zu bleiben. Jemand der Lastwagen fährt und damit sein Geld verdient wird sich doch wohl kaum öffentlich hinstellen und behaupten: Lastwagen interessieren mich nicht und privat fahre ich auch ganz schlecht Auto. Das ist genau der Unterschied, diese blasierte Art seine eigene digitale Inkompetenz auch noch zu kommunizieren. Wieso geben Unternehmen solchen Menschen überhaupt Jobs?
Die Links aus dem Social Media Newsletter von heute (14.7.2015) – socialmedianewsletter.de 14. Juli 2015 um 11:13
[…] Privat halte ich mich eher mit den Internet zurück https://www.indiskretionehrensache.de/2015/07/digital-manager/ […]
Mathias Jahn 14. Juli 2015 um 14:29
Sorry, hätte den Hinweis deutlicher machen müssen: Im Artikel steht „…verbringt die Freizeit mit anderen Expatriots auf dem Golfplatz“. Da bin ich hängengeblieben, dachte erst an Patriot-Raketen, dann an amerikanische Flaggen – und dachte, vielleicht korrigierst Du das noch in „Expatriates“. (Ja, Grammar Nazi, ich weiß. Aber in diesem Fall geht’s ja um den Inhalt 🙂
Thomas Knüwer 14. Juli 2015 um 19:34
@Mathias Jahn: AAAHH! Jetzt hab ich’s verstanden und korrigiert. Danke für den Hinweis!
kojote 15. Juli 2015 um 13:26
http://www.filmsforaction.org/news/your_lifestyle_has_already_been_designed passt gut zum Thema 9-to-five
Zum Artikel: Ohne Leidenschaft kannst es gleich bleiben lassen. Vielleicht nicht gerade an der Kasse, aber in allen anderen Berufen arbeite ich immer lieber mit jemandem der für eine Sache brennt und nicht mit den 9to5 10 years always the same. Die gibt es nämlich nicht mehr lange. Siehe Schichtwechsel http://www.brandeins.de/archiv/2015/maschinen/wolf-lotter-industrie-4-0-wissensgesellschaft-schichtwechsel/
Micha No2 16. Juli 2015 um 12:50
Ich gehöre auch zu denjenigen im ersten Bsp. Dies allerdings bewußt als Unwahrheit aus dem einfachen Grund, weil ich mein privates digitales Ich von meinem beruflichem trenne.
Mir ist bewusst, dass dies nicht bei allen Berufgruppen funktioniert, v.a. nicht bei Journalisten. Wenn aber wie bei mir kein Nutzen für beide Seiten darin besteht private Accounts öffentlich zu machen ist es meine Entscheidung diese auch nicht zu kommunizieren.
Welchen Mehrwert hätte ein beruflicher Kontakt von dem Wissen welche nicht-fachlichen Tweets ich fave?
Thomas Knüwer 16. Juli 2015 um 13:57
@Micha No2: Es geht nicht um Öffentlichmachung. Es geht um Nutzererfahrung. Wenn ich Dienste komplett anders – nämlich allein beruflich – nutze als der Rest der Bevölkerung, ist es schwer, für den Rest der Bevölkerung entsprechende Angebote zu machen. Ein Vegetarier wird Probleme haben, ein Steakhaus zu führen – obwohl beide Salat essen.
Micha No2 16. Juli 2015 um 14:25
@Thomas Knüwer: Punkt verstanden.
Mein Sprachbild wäre dann: Ich kann sowohl einen guten Salat als auch ein gutes Steak machen, verkaufe aber nur das Steak und behalte den Salat für mich? – Ach egal –
Vielleicht einfach bitte im Hinterkopf behalten, dass wir uns vielleicht auch mal auf XY Digital Days treffen und ich ihnen sage könnte, dass ich privat nicht so viel machen würde.
Lorna 21. Juli 2015 um 9:42
Ich hatte ursprünglich Modedesign studiert und hab ausgerechnet während dieser Zeit am allerwenigsten über Mode für mich nachgedacht. Irgendwann ist viel vom Thema einfach zu viel. Die besten Designer ziehen sich übrigens meistens unaufgeregt an: Lagerfeld, Gautier und Konsorten. Egal. Im digitalen Feld mag es anders sein – ein Interesse – und dann wieder doch nicht: Ich kann dennoch eine Kampagne für Instagram konzipieren ohne das visuelle Mitteilungsbedürfnis für mich selbst zu haben.
Thomas Knüwer 21. Juli 2015 um 14:51
@Lorna: Designer und die Modebranche sind doch ein gutes Beispiel. Denn die wirklich Guten hören ja nicht auf, ständig Eindrücke aufzusaugen und inszenieren sich gleichzeitig selbst. Ein Lagerfeld läuft halt nicht in Adiletten durch’s Bild.
Digitaler Marketer 21. Juli 2015 um 15:06
Den Artikel finde ich recht populistisch. Ein Digitaler sollte eine gewisse Leidenschaft haben, so wie in jedem Beruf. Das heißt aber nicht, dass man als Digitaler den ganzen Tag online sein muss dafür. Je mehr man das Online-Business versteht, umso weniger will man privat damit zu tun haben (und ja, das Internet inkl Werbung wird nun mal von der breiten Bevölkerung über alle Schichten genutzt und nicht nur von Digital Managern). Nicht, weil man seinen Job nicht leidenschaftlich macht, sondern weil man die Hintergrund-Mechanismen kennt. Und weil man Pause braucht. Um am nächsten Tag den Job wieder leidenschaftlich zu machen. So wie ein Koch, der den ganzen Tag in der Küche steht, abends keine Lust hat ein exklusives Menü privat zu kochen. Was nicht heißt, dass er privat kein gutes Essen schätzt. Ein guter Journalist sollte übrigens auch leidenschaftlich die Rechtschreib-Regeln verfolgen.
Lorna 22. Juli 2015 um 6:42
Thomas, das ist dann eine andere Ebene die Du ansprichst. Da sind wir beim Geschmack. Das was ich anspreche ist die Frage, ob die Beschäftigung/Auseinandersetzung mit einem Thema unbedingt mit Professionalität einhergehen muss. Ich sehe schon den Punkt, dass man im Falle von Social Media ein Stück weit auch selbst aktiv sein muss, um die Denke und den Mechanismus (wenn man das so ausdrücken kann) dahinter zu verstehen. Wenn ich aber für ein Unternehmen bereits sehr aktiv diesen Teil operativ betreibe, habe ich dies zwangsläufig.
Lorna 22. Juli 2015 um 6:48
Korrektur: ich habe den zweiten Satz falsch formuliert. So sollte es sein: „….ob die private Beschäftigung/Auseinandersetzung…“. Als Beispiel meine Frage: Hast du privat jemals sponsored stories geschaltet? Und dann möchte ich noch anfügen, dass wir ev auch unterscheiden sollten, auf welcher Ebene die Beschäftigung ausgeführt wird (operativ vs strategisch)
Matthias 22. Juli 2015 um 7:54
Thomas, was Du hier erzählst, hat nichts mit „Leidenschaft“ zu tun. Im Gegenteil: Das ist eine Glorifizierung der (Selbst-)Ausbeutung. Wer nicht in der Lage ist, vom Job abzuschalten, ist ganz einfach ein Workaholic. Da halte ich mich lieber an die Tipps aus der Karrierebibel, das ist langfristig gesünder: http://karrierebibel.de/feierabend-den-arbeitstag-richtig-beenden/
Thomas Knüwer 22. Juli 2015 um 15:13
@Matthias: Ich sehe es genau anders. Wer im Privatleben nicht mal mehr die Augen offenhält für berufliche Entwicklungen, der trennt berufliches und privates Leben vollkommen voneinander. So entsteht dann die absurde Idee einer Work-Life-Balance, gerade so, als ob die Arbeit nicht Teil des Lebens wäre – es gibt für mich nur eine Life-Balance.
Christian Faltin 22. Juli 2015 um 16:18
Das erinnert mich an eigene Interviews vor zwei Jahrzehnten mit Programmverantwortlichen von priaten TV-Sendern, die ihren Kindern den Konsum von Privat-TV hatürlich verboten hatten und stattdessen auf Kika und die Öff.Rechtlichen verwiesen. Wer selbst nicht lebt, was er im Job macht und empfiehlt, ist selten lang da.
Sebastian 23. Juli 2015 um 6:14
Sehr guter Artikel mit Wiedererkennungseffekt. Meiner Erfahrung nach kommen solche Einstellungen aber auch schon mal von der Unternehmensführung und wird von Mitarbeitern erlernt. Kleines Beispiel einer Aussage vor ein paar Jahren: „Also ich finde ja diese Anzeigen, die einen verfolgen sowas von nervig Herr XY. Sowas machen wir aber nicht Herr XY!“ Nach solchen Aussagen muss dann der Mitarbeiter erstmal Rückgrad beweisen und seine positiven Remarketing Ergebnisse rechtfertigen. Viel einfacher ist natürlich einfach das Remarketing abzuschalten – wenn der Mitarbeiter nicht erfolgsbeteiligt ist, ist es ihm ja schnurz.
Mirko Kaminski 23. Juli 2015 um 10:49
Das Internet kann man nicht mehr ausblenden. Für mich persönlich ist es ein ganz wichtiger Teil meines Lebens geworden. Ich liebe Informationen, ich liebe Net(t)zwerke, ich liebe und lebe Social Media und deshalb liebe ich, was ich tue. #Socialmediaverbindet
elephanteum 23. Juli 2015 um 11:46
Im Grunde gebe ich Ihnen Recht, mit der kleinen Ausnahme, dass mir die Erwartungen Dritter auf den Keks gehen.
Ich habe Zusatzqualifikation als Mediator. Das bedeutet aber nicht, das ich als Privatperson dauernd als Friedensengel rumlaufe. Gerade als Profi in Sachen Konflikt kann ich privat schön mal pöbeln oder trollen.
Lesenswerte Links – Kalenderwoche 30 in 2015 > Vermischtes > Lesenswerte Links 2015 24. Juli 2015 um 7:01
[…] Thomas regt sich auf: Privat halte ich mich eher mit den Internet zurück. […]
Anja Gsottschneider 24. Juli 2015 um 10:01
Es geht um die intrinsische Motivation. Darum, dass man das, was man tut liebt und lebt und nicht nur „irgendeinen Job“ braucht.
Natürlich werden das hier jetzt einige lesen und sich sagen: „Ach, beim nächsten Mal bin ich schlauer, dann behaupte ich einfach, ich bin auch privat voll und ganz dabei…“
Tja. Das kann man machen, aber man tut in der Folge auch sich selbst damit keinen Gefallen.
Wenn das was man tut nicht mit Leib und Seele tut, dann kann die Sache für einen selbst auch zur Qual werden und das ist nur der Anfang einer sehr toxischen Spirale nach unten für alle Beteiligten…
Was folgt im ungünstigsten Falle noch? Kollegen, die intrinsisch motiviert sind, erscheinen so jemandem manchmal wie der böse Feind, obwohl sie einfach nur „ihr Ding“ tun. Klar, irgendwie steht nun diffus die ständige Bedrohung im Raum, dass andere leichtfüßiger an einem vorbeischnellen, einfach weil sie sich nicht täglich erst „überwinden“ müssen, weil sie daher mit einem ganz anderen Bewusstsein an die Arbeit herangehen und auch ganz anders Infos aufsaugen, zudem dabei stetig wachsen und kompetenter werden. Sich auch „privat“ zu interessieren zahlt sich natürlich aus, weil man permanent Wissen anhäuft und einen besseren Überblick bekommt.
Mancher kann einen regelrechten Hass gegen solche Kollegen entwickeln und wenn der sich – zuerst nur vereinzelt und sehr subtil – offenbart, dann Hilfe! Da fängt oft Mobbing gegen gute Leute an, und wenn die guten Leute eines Unternehmens dann beeinträchtigt werden, dann schießt sich das Unternehmen selbst ins Knie. Wir haben uns einen perfekten Innentäter herangezüchtet und bis wir das durchblickt haben…
Ich hatte selbst mal einen Mitarbeiter eingestellt, der sich beim Vorstellungsgespräch gut verkauft hatte und von dem ich ausging: Der macht das!
Später stellte sich heraus, dass er eigentlich schon sein Lebtag lang lieber Animateur geworden wäre und davon träumte in Italien und der Südsee Leute zu entertainen. Sprich, mit dem Herzen war er ganz woanders. Das ist erst mal unerfreulich für ihn selbst, denn mit einer Selbstlüge lebt es sich recht unkommod.
Als dann eine höhere Position vakant wurde hat er sich trotzdem dafür interessiert, denn damit winkte ihm ja auch ein besseres Gehalt. Leider fing er dann sehr unschöne Methoden an den Tag zu legen um sich vor denen zu behaupten, die richtig gut waren und Freude an der Sache an den Tag legten. Er hatte wohl irgendwie geahnt, dass die anderen ihm etwas voraus hatten und dann griff er zu unsauberen Mitteln und wurde fast intrigant. Zudem fing er natürlich immer öfter an zu klagen und unmotiviert herumzujammern, weil – wenn ihm die Sache nicht im Blut liegt – wird sie naturgemäß natürlich zu einer Bürde für ihn. Leider zieht diese miese Laune dann oft auch andere runter und das schadet dem Team, dem Arbeitsfluss, allem… und – wie gesagt – er schadet auch sich selbst damit. Wäre ihm das früher bewusst gewesen hätte er sich und anderen eine Menge Stress und Ärger erspart und mir Kosten!
Ich bin da durch eine sehr „teure“ Schule gegangen. Ich gucke mir meine Mitarbeiter jetzt ganz anders an. Wenn alle Feuer und Flamme sind, dann kann ein Team gedeihen. Ansonsten: Holzauge sei wachsam!
Mir ist intrinsische Motivation bei Kollegen und Mitarbeitern sehr wichtig und eindeutig Vorraussetzung für eine gelungene Teambildung. Keiner muss perfekt und top sein, aber intrinsische Motivation ist die Vorraussetzung für gesundes (!) Wachstum und langjährige erfreuliche Zusammenarbeit. Wer intrinsisch motiviert ist bildet sich auch zum Vorteil aller weiter und trägt zum Wachstum aller bei.
Daher: Bitte tut alle etwas, was ihr wirklich liebt! Alles andere macht keinen Sinn und endet in nichts Gutem!
Anja Gsottschneider 24. Juli 2015 um 10:21
P.S. Trotzdem braucht jeder mal Ferien. Und Abschalten…
Dennoch gibts keinen Maler, Rockstar oder Philosophen, der sagt: Abends will ich nüscht mehr mit dem Mist zu tun haben!
Working Class Rock Star
Ich bin ein Rockstar Nine to Five
und in der Nacht mitnichten
Ich rocke nur zur Regelzeit
hab keine späten Schichten
Ich hab am Wochenende frei
und feste Arbeitszeiten
Pause von halb zwei bis zwei
so wolln’s die Obrigkeiten
Ich mache auch mal Überstunden
Doch dann schreib ich sie auf
Und lass sie mir danach vergüten
Punkte beim Chef darauf!
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Als leitender Abteilungsrocker
Und Rock’n’Roll Verwalter
Trag ich den Schlips auch extralocker
Was sagst Du dazu, Alter?
Kommentar: "Privat halte ich mich eher mit dem Internet zurück" 10. August 2015 um 13:57
[…] Gerade stolperte ich zufällig über Thomas Knüwers Blog-Artikel „Privat halte ich mich eher mit den Internet zurück„. […]
frischebriese 10. August 2015 um 15:28
Dieser unbeschreibliche Blick, wenn Freunde mitleidig meinen, ich müsse das ja wohl machen wegen des Jobs, und ich dann antworte: „Nein, das macht mir wirklich Spaß!“ #socialmedia
Moritz 28. September 2015 um 22:08
Ganz ehrlich, besser hätte man es nicht sagen können.
Ich frage mich wirklich, wann das viele dieser Chefs endlich verstehen. Marketing anhand der eigenen Lebensweise(n) zu gestalten ist nicht einmal unbedingt altmodisch, sondern einfach ein prinzipieller Denkfehler.