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In unserer wöchentlichen Web-Talkshow „Das Digitale Quartett“ versuchen wir reinrassige Medienthemen eher zu meiden. Wir alle im Team bloggen ja sehr viel darüber und haben den Eindruck, das meiste ist dann auch irgendwie aufgeschrieben.

Gestern Abend ging es trotzdem um Medien, denn wir hatten den Eindruck, dass die Debatte um die Zukunft (so es eine gibt, was ich ja nicht glaube) der Zeitungen neben der Realität des Überwachungsstaates (wozu wir bereits zwei Runden gesendet haben) das dominierende Digital-Thema dieser Tage ist. Dafür gab es hier in den Kommentaren einige Kritik, wobei sich die Kritiker widersprachen. Und auch die immense Reaktion auf Twitter deutet daraufhin, dass es noch einiges an Diskussionsbedarf gibt.

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Mir bleiben zwei Dinge im Gedächtnis:

Zum einen wird es in zwei bis drei Wochen eine Auswertung der Debatte beim „Spiegel“ geben – wir sind gespannt und haben Cord Schnibben zu einem weiteren Besuch im Digitalen Quartett eingeladen.

Zum anderen war da Marcus Schwarze. Wie auch sein Chefredakteur Christian Lindner wies der Online-Lenker der „Rhein-Zeitung“ jedwede Kritik von sich. Alles ist gut und toll bei in Koblenz, man sei auf der Höhe der Zeit, Zeitungen sollten nicht immer so schlecht geredet werden und überhaupt hätten wir, die wir das Gegenteil für die Gesamtbranche behaupten, keinen Einblick in die Arbeit von Lokalzeitungen. Weder unser Einwand noch die Hinweise via Twitter bekamen bei dieser Haltung irgendein Gewicht.

Beispielhaft dafür stand die Veröffentlichung der Rhein-Pegelstände. Wir kamen darauf beim Vergleich der Online-Angebote ostdeutscher Lokalzeitungen in den Tagen der Oder-Flut im Vergleich zu dem, was US-Medienhäuser  rund um den Wirbelsturm Sandy aufsetzten. Hier Live-Ticker, da interaktive, ständig aktualisierte Grafiken. Schwarz sprang sofort hinein und erklärte: „Pegelstände – das machen wir seit 10 Jahren!“. Ja, aber – das sieht dann so aus:

Schnappschuss (2013-08-13 09.37.12)

Würde nun ein Anschwellen des Rheins drohen, fehlt jede Interpretation. Was bedeuten diese Graphen für den Bürger. Es fehlen Erklärungen und Erläuterungen, es fehlt der Kontext, der aus Daten Informationen und Nachrichten macht. Und selbst wenn jemand mit diesen Daten weiterarbeiten wollte, so erhält er es Download eine Txt-Datei, eine Excel-Tabelle wäre mutmaßlich sinnvoller (wobei programmierkundigere als ich dies gern widerlegen dürfen).

Den Höhepunkt der Begeisterung für die eigene Arbeit erreichte Schwarze dann auf die Frage, warum denn die Auflage der „Rhein-Zeitung“ ebenfalls seit Jahren sinkt: „An und liegt das nicht.“ Einen Moment hofften wir, #anunsliegtdasnicht würde zum Meme mutieren. Wenn es aber nicht an der scheinbar so tollen Arbeit der Redaktion liegt, dass die „RZ“ in den Jahren 2008 bis 2012 ein Viertel ihres Einzelverkaufs und 9% ihrer Abos verloren hat – bedeutet das nicht logischerweise, dass die gedruckte Zeitung nicht zu retten ist?

Ehrlich, liebe „Rhein-Zeitung“ler: Ihr seid sympathisch, Ihr macht vieles richtig – aber diese Masche, jedwede Diskussion damit totzuschlagen, dass alles supidupi läuft, die ist nicht mehr erträglich. Ich kann das nicht mehr ernst nehmen und Euch damit auch nicht.

Holger Schmidt vom „Focus“ hat in seinem privaten Blog seine Eindrücke zur Sendung ebenfalls aufgeschrieben – lesen können und sollten Sie dies unter diesem Link. 

So, und nun noch das Storify zur Sendung, zusammengestellt von Herrn Fiene:


Kommentare


Ulrich Bähr 12. August 2013 um 13:07

Ich will jetzt schon mal ne Frage loswerden: Während Überwachungsstaat ja durchaus nicht nur ein Thema unter Geheimdienstmitarbeitern ist, sondern wirklich breite öffentliche Relevanz hat – weiß jemand, wie sehr die Zeitungsdebatte an den deutschen Abendbrottischen Thema ist? Merkt das jemand, betrifft das jemanden? Ich kann’s nicht beurteilen, weil ich selbst in der Blase sitze.

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Jürgen Siebert 12. August 2013 um 13:29

Dürfen bei diesen Quartetts eigentlich nur Männer mitmachen?

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Thomas Knüwer 12. August 2013 um 13:42

@Jürgen Siebert: Wir haben keine Frauenquote und keine Männerquote. Zur Beruhigung: Moderation macht Ulrike Langer.

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Mike 12. August 2013 um 13:31

„denn wir haben den Eindruck, dass die Debatte um die Zukunft (so es eine gibt, was ich ja nicht glaube) der Zeitungen neben der Realität des Überwachungsstaates (wozu wir bereits zwei Runden gesendet haben) das dominierende Digital-Thema dieser Tage ist“

Ih halte das für eine Fehleinschätzung. Die Zukunft der Zeitung dürfte m.E. kaum jemanden unter 30 interessieren, jedenfalls nicht mehr als die Zukunft des Grammophons: Man ist mit diesem Medium überhaupt noch nie in Berührung gekommen und wird es auch nie.

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Boris Borchert 12. August 2013 um 13:51

Bei Unterhaltungen mit Nichtjournalisten ist es überhaupt kein Thema. Die ältere Generation beschwert sich lediglich, dass die Zeitung qualitativ schlechter wird. als ich in einer großen Runde von Menschen, die nicht als Journalisten oder im digitalen Bereich arbeiten von Jeff Bezos anfangen wollte, gab es nur erstaunte „Jeff -Wer?-Blicke. Das Thema hat einfach nach meiner Erfahrung nicht die persönliche Relevanz für die Leute.

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Rainer Klute 12. August 2013 um 14:32

Man darf auch gerne mal ein Thema »setzen« und nicht nur darüber reden, was bei der »breiten Öffentlichkeit« gerade diskutiert wird. Sonst müsste das digitale Quartett heute vermutlich über Schildkröten und/oder Pep Guardiola sprechen.

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moe 12. August 2013 um 15:09

@Ulrich Bär Kann nur was zu meinem Umfeld sagen, keine Journalisten, ein paar Nischen-Blogger:
U30 hatte noch nie ein Zeitungsabo und wird das nie haben. 30-40(inkl mir) hatten zumeist mal FAZ/SZ als Studis, vereinzelt später dann Lokalzeitungen, jetzt fast niemand mehr. 40+ hohe Verbreitung von Lokalzeitungen, starker Rückgang SZ/FAZ in den letzten 10 Jahren. Daher schein mir, dass eine solche Diskussion nur an Abendbrottischen von Menschen 40+ geführt werden kann, was natürlich eher problematisch ist, wenn man sich über die Zukunft eines Mediums austauscht.
Eine Diskussion über die Zukunft, aus der sich die Generation U30 heraushält, ist einfach als solche nicht relevant. Daher nein, ist kein Thema außerhalb der Blase.

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Carom 12. August 2013 um 18:12

@Ulrich Bähr:
Noch nicht einmal die Überwachungsaffäre ist wirklich breites Thema (es sei denn als „NSA liest Deine Mails“-Witz), und Zeitung schon garnicht – die Mehrheit der Bürger hat andere Prioritäten, wo nicht Sorgen.
Und als Übung für Sie: Schauen Sie mal auf die Straße und in die Bahn, welche Leute sich was vor der Nase halten – das ist mit „je jünger, desto Smartphone“ ziemlich genau umrissen.

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“An uns lag es nicht” — Digitales #Quartett zur Frage: Was wird aus der Zeitung? [Storify] | Was mit Medien. Medienmagazin. 12. August 2013 um 22:28

[…] Eindrücke von Daniel rund um diese Debatte gibt es in seinem Blog. Ulrike und Thomas haben vorab gebloggt, hier lohnen sich auch zusätzlich jeweils die Kommentare in deren […]

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David 12. August 2013 um 23:06

Auch wenn es großteils sehr zynisch von Sascha Lobo klang, ist für mich die Essenz nur der letzte Absatz, und den geht man mit diesem Format ja auch letztlich an. Für mich sagt er vor allem, dass es nichts bringt, wenn jeder auf seiner individuellen Position beharrt und seine These als Allheilmittel verkaufen will, sondern es wird Zeit darüber in Dialog zu treten und beispielsweise zu schauen, wie sich unterschiedliche Aspekte zusammendenken lassen. Dass er mit seinem Schreibstil aber erstmal Widerstände provoziert, ist man ja eigentlich mittlerweile gewohnt.

Die Hintergrundgeräusche machen das zuhören teilweise übrigens wirklich schwierig :/

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Daniel 13. August 2013 um 15:11

Um ehrlich zu sein: normalerweise nehme ich mir selten die Zeit, das Digitale Quartett komplet anzuschauen. In diesem Fall habe ich es (wenn auch nicht live) habe ich es dennoch getan, weil mich das Thema sehr interessiert.

Drei Anmerkungen meinerseits:

– 9 Teilnehmer zu Beginn scheinen mir das Format zu sprengen. Noch dazu kam die Geräuschkulisse in den ersten ca. 20 Minuten. A) Viel zu hektisch (aufgrund der Teilnehmerzahl) und B) Zuschauervergraulend aufgrund des Hintergrundlärms. Daher meine Empfehlung, den Teilnehmerkreis zu beschränken (und dann auf die Personen, die auch von Anfang bis Ende teilnehmen können). Und Herr Fiene kam leider fast garnicht zu Wort….

– Überhaupt nichts gegen Herrn Schwarze, ganz im Gegenteil, sehr sympathisch. Aber wenn Mann/Frau eine wirklich konträre Diskussion sucht/wünscht, dann sollte man sich auch eine(n) Diskussionpartner(in) einer Tageszeitung suchen, deren Website online bislang völlig enttäuscht.

– Völlig vermisst habe ich die Kritik an dem Auftreten und Vorgehen von SPON (hier bitte nicht persönlich an Herrn Schnibben, dessen Kommentaren ich sehr gerne gelauscht habe, sondern am grundsätzlichen Vorgehen/Denken in der SPIEGEL-Redatktion) bzgl. der großangekündigten Debatte. Obwohl SPON wohl die mit Abstand größten Mittel und Reichweiten hätte, um das interessante Thema breitflächig zu diskutieren, erfolgt das nur mit ganz ganz arg angezogener Handbremse. Die Debattenbeiträge werden gut versteckt auf irgendwelchen Unterseiten. In den Forenbeiträgen passiert seit ein paar Tagen so gut wie nichts mehr (das mag auch an dem Konstrukt des künstlich so bezeichneten „Forums“ liegen, das irgendwie an die Anfänge der Kommunikation via Foren Anfang der nuller Jahre erinnert). Und eine Kommunikation mit dem Leser besteht darin, dass sich eine SPON-Mitarbeitern im ca. Forenpost Nummer 97 erstmalig meldet und brav „Danke“ sagt für all die Rückmeldungen. Danach wieder Totenstille. Gute Artikel bzgl. der angeblichen Debatte in der aktuellen Printversion: Fehlanzeige…. Eine „Multichannelstory“ stelle ich mir irgendwie anders vor….

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Thomas Knüwer 13. August 2013 um 16:24

@Daniel: Die Diskussion über die Art des Spiegel haben wir bewusst vermieden, denn würde uns das weiterbringen? Die Debatte ist nun mal so, wie sie ist, der Spiegel hat genug Haue bezogen.

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Daniel 15. August 2013 um 14:04

Einerseits verständlich, andererseits…..

Mittlerweile ist das Thema ganz von der Startseite verschwunden. Wenn man neue Beiträge dazu finden will, muss man schon tief (und aktiv) graben, und dann findet man einen der besten Beiträge der Debatte von Frau Burmester, den aber viele andere, die nicht graben, nicht finden werden. Sorry, aber um mit Worten aus dem Digitalen Quartett zu sprechen: SPON, Setzen, sechs!

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immer Neues von Holger Schmidt … | Liebhaberreisen 19. August 2013 um 14:00

[…] digitale Quartett mit Cordt Schnibben (Spiegel), Constantin Seibt (Tagesanzeiger / Deadline Blog), Marcus Schwarze […]

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Zeitungsdebatte #tag2020 – kein Thema für Twitter? | VOCER 10. Januar 2014 um 21:40

[…] Einen zusätzlichen Anstoß zum Start gab die Meldung am Abend desselben Tages, dass Amazon-Gründer Jeff Bezos die Washington Post kauft. “Während in Villarriba noch über die Zukunft der Zeitung nachgedacht wird, wird sie in Villabajo schon gemacht…#WashingtonPost #tag2020″ twittert Journalist Karsten Lohmeyer und träumt in seinem Blog-Artikel schon vom “Beginn einer neuen Ära”, in der Bezos Millionen Leser dazu bringt, sich per Ein-Click System Artikel für ihr Lesegerät zu kaufen. Andere zeigen sich da eher skeptisch. “Und morgen kauft Zalando die FAZ…” twittert etwa Journalist Simon Sturm – und bekam prompt eine Antwort des Konzerns. Auch die Autoren selbst – etwa Richard Gutjahr und Cordt Schnibben – beteiligen sich zum Teil rege an der Zeitungsdebatte, oder posten weitere Beiträge zum Thema, wie Thomas Knüwer. […]

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Zeitungskrise? Wertekrise im Journalismus! | JUICED.de 14. Januar 2014 um 6:38

[…] Thomas Knüwer: Das Digitale Quartett #42: Was wird aus der Zeitung? […]

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CARTA — Journalisten müssen endlich streiten 21. Juli 2014 um 12:55

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