Deutschlands Medienjournalisten haben eine recht simple Sicht auf die Welt der Nichtmedienjournalisten. Sie lässt sich zusammenfassen mit den Worten: „Alles Idioten“. Nur so ist die Reaktion diverser Autoren und Medien auf die Meldung zu erklären, dass die Huffington Post nun endlich einen deutschen Partner gefunden hat: den Burda-Konzern.
Es ist geradezu ermüdend, deprimierend und ernüchternd, wie Autoren, die sich selbst der Tätigkeit des Journalismus zichtigen, platteste Vorurteile hervorkramen, ohne auch nur 30 Sekunden darüber nachzudenken, ob sie selbst nicht mit ihrer ersten, blindwütigen Reaktion falsch liegen.
Der erste Kritikpunkt ist die Blog-Sektion der Huffington Post, denn die Autoren dort werden nicht bezahlt. So schrieb der von mir sonst sehr geschätzte Wolfgang Michal bei Carta:
Natürlich erhitzte sich auch der DJV, jener Journalisten-Lobbyverband, der noch immer nicht aktiv für einen Online-Tarifvertrag kämpft:
Nein ist sie nicht. Denn noch immer darf jeder, der es möchte, ohne Bezahlung schreiben. Und das tun auch viele, selbst wenn dies für DJV-Funktionäre nicht vorstellbar zu sein scheint.
Der Denkfehler hinter dem vorauseilenden Wehklagen ist die Vorstellung, dass Autoren, die in Blog-Software reinschreiben gleichzusetzen sind mit Bloggern wie Johnny Haeusler, Richard Gutjahr oder Egghat. Statt eigene Präsenzen zu betreiben würden sie sich nun in ihrer unfassbaren Dummheit von der Huffington Post einsammeln lassen, scheint mancher zu glauben. Ganz ohne Honorierung. Ja, kann sie denn niemand vor sich selbst schützen?
Diese Vorstellung ist natürlich Unsinn. Und auch die US-Autoren der HuffPo sind selbstverständlich keine ausgemachten Dummköpfe, die sich blind ausschlachten lassen. Arianna Huffington sammelt als Gratisautoren all jene ein, die nicht genug Stoff haben, für ein eigenes Blog, zu wenig Antrieb ein solches zu gründen, oder die in gegenseitiger Befruchtung von der Lesermasse der Plattform profitieren. Das wird ziemlich schnell klar, wenn man einfach mal einen Blick auf die Blogs des Reiche Huffington schaut.
Ein paar Beispiele:
- Jamie-Lee Curtis: Keine zehn Artikel hat die Schauspielerin in 12 Monaten verfasst. Die aber sind so gut, dass ich liebend gern mehr von ihr lesen würde. Mal giftet sie über die „verstörende“ Oscar-Show, dann berichtet sie über die Hauptfigur ihres neuesten Filmprojektes. Warum tut sie das? Vielleicht macht es ihr einfach Spaß, eine andere Plattform hat sie nicht. Und dann ruft Arianna gelegentlich mal an und Jamie Lee schreibt.
- Marlo Thomas: Schauspielerin war sie, vor allem aber verfasst sie Selbsthilfebücher mit fluffigen Titeln wie „Free to be you“ oder „Thanks and Giving: All Year Long“. Im Gegensatz zu Curtis schreibt Thomas jede Menge, zum Beispiel „10 Tips for Great Sex in Your 40s, 50s and Beyond„. Warum macht sie das? Ganz einfach: Die Huffington Post liefert ihr eine bestens besuchte, weil exzellent suchmaschinenorientierte Homepage. Wer nämlich auf www.marlothomas.com gehen möchte, wird weitergeleitet auf www.huffingtonpost.com/marlothomas. Somit löst die HuffPo ein Problem, unter dem auch in Deutschland viele Buchautoren leiden: Ihre Verlage liefern bestenfalls simple Homepages von der Stange. Also müssten sie selbst Geld investieren, doch bleiben die Zugriffszahlen auf die so entstehenden Seiten gering. Ariannas Mitarbeiter bringen besonders für Autoren, die sich ohnehin an ein sehr breites Publikum richten, reichlich Leser mit, gepaart mit der SEO-Kompetenz des Unternehmens.
- Courtney Scott: Sie zeichnet als „Senior Editor“ beim Discount-Reiseanbieter Travelocity. Sprich: Sie wird für’s Schreiben ihrer Artikel bezahlt. Von Travelocity. Die Artikel des Firmenblogs werden dann gern mal thematisch zweitverwertet in der Huffington Post. Zum Beispiel „Travelocity’s Top 10 Memorial Day Destinations 2013“ hier und hier. Letztlich aber geht es darum, Travelocity als kompetenten Informationslieferanten für Reisethemen in den Köpfen der Leser zu verankern. Ob das Reiseunternehmen dafür Geld an die HuffPo zahlt ist eine offene Frage.
Drei beliebige Autorinnen – keine von ihnen ist dumm, weil sie Texte für die Huffington Post liefert. Keine von ihnen würde wohl auch zusätzliche Entlohnung verlangen, denn sie erhalten entweder eine Gegenleistung oder haben diese gar nicht nötig.
Und wo sollen solche Schreiber in Deutschland herkommen? Einer der wichtigsten Hebel ist der Name des Konzerns: Burda. Über den Verleger, über Helmut Markwort und natürlich über das Klatschblatt „Bunte“ verfügt das Unternehmen über beste, nutzbare Verbindungen. Freuen wir uns also über gelegentliche Ergüsse von Veronica Ferres, das Australien-Blog von Blacky Fuchsberger und die Ansichten von Integrations-Bambinist Bushido. Schon heute gibt es in Deutschland ja im Kleinen solche Ansätze. So verfasste Pierre Littbarski mal ein Blog für Finnair und Oliver Kahn schreibt für sein eigenes Startup Fanorakel.
Wer will das lesen? Jede Menge Leute, wenn ein Mechanismus dafür sorgt, dass sie die Artikel ihrer Lieblings-Promis finden. Denn schließlich lesen jede Woche eine ganze Menge Leute Publikationen wie „Bunte“, „Gala“ oder „Die Aktuelle“. Ja, auch „Aktuelle“-Leser sind längst online, wie der Erfolg des Schlagerplaneten beweist (es dürfte eine erhebliche Überschneidung zwischen Bumspresse-Käufern und Schlagerfreunden geben).
Der Schlagerplanet widerlegt auch die zweite These der HuffPo-Deutschland-Kritiker: Dass es keinen Bedarf an neuen Informationsangeboten in Deutschland gebe. Michal macht sich in seinen Carta-Artikel sogar über HuffPo-CEO Jimmy Maymann lustig, weil der sagt: „Ich sehe uns nicht so sehr in Konkurrenz zu Bild, sondern mehr zu Stern, Focus oder Spiegel.“
Was gibt es da zu belächeln? Natürlich macht die Post kein Tiefst-Boulevard wie die Bild.de sondern jene Form von Online-Boulevardjournalismus wie sie Spiegel Online oder Focus Online pflegen. Das potemkinsche Journalismus-Dorf Stern.de zu überholen dürfte noch die einfachste Aufgabe sein.
Denn bisher beschränken sich die deutschen Nachrichtenseiten darauf, systematisch SEO-Maßnahmen voranzutreiben. Die Reichweite über eine strategische Herangehensweise im Social Web zu erweitern – diese Idee pflegen konzernunabhängige Angebot.
Zwei von diesen demonstrieren, was möglich ist. Obwohl Welt.de und Spiegel Online versuchen mit Satire-Seiten lustig zu sein, wurden sie vom großartigen Postillon locker überholt. Selbst der analogste Teil meines Freundeskreises reißt inzwischen regelmäßig Witze, die aus dem Hause Postillon kommen. Das unterstreichen auch die Top3 der gestern am meisten im Social Web herumgereichten Artikel (ermittelt von 10000 Flies):
Das andere Beispiel sind die Deutschen Wirtschaftsnachrichten. Politisch gesehen ist es eher fragwürdig, was dort zu finden ist. Doch merkwürdigerweise reichen nicht nur die Freunde rechtslastiger Verschwörungstheorien die aggressiv vorgetragenen Anti-Euro-Artikel herum. Auch bei Rivva tauchten Stücke aus den DWN auf, auf Facebook-Seiten von Personen aus dem Mittelstand beobachte ich reichlich Verlinkungen. Auch hier der Beleg via 10000 Flies – die meist sozialisierten Artikel der vergangen Woche:
Ein steigender Prozentteil der Leser von Nachrichtenangeboten erreicht als Quereinsteiger einzelne Artikelseiten via Social Media. Wer dies realisiert und systematisch nutzt, kann Erfolg haben. Auf diesem Prinzip basiert auch das höchst erfolgreiche Buzzfeed.
Diesen Effekt zu nutzen, darüber müssen sich die Blogger der Huffington Post weniger Gedanken machen – denn es gibt ja noch die Redaktion. Maximal ein Dutzend Leute soll sie umfassen, berichten deutsche Medien. Auf den Nannen-Preis sollten die Mitarbeiter dabei nicht hoffen. Ihre vornehmliche Aufgabe wird es sein, Nachrichten aus anderen Quellen so aufzubereiten, dass sie im Social Web geteilt werden.
Ist das schmarotzerisch? Ja. Aber genauso schmarotzerisch agieren die allerallermeisten deutschen Nachrichtenangebote: Sie schreiben Agenturmaterial um, bedienen sich aus anderen Medien und dem Social Web. Ein einzelner Tweet des DJV reichte dem „Tagesspiegel“ für die Story mit der Überschrift „DJV twittert gegen Huffington Post“, die Geschichte von Sueddeutsche.de zum deutschen HuffPo-Start enthält nicht eine frisch recherchierte Drittstimme – sie besteht allein aus DPA und Online-Recherche.
Natürlich hatte Nico Lumma vollkommen Recht, als er vor einiger Zeit forderte, deutsche Medienhäuser sollten das Modell der Huffington Post selbst kopieren. Doch ist ja genau das die Crux, die immer gleiche Crux: Die trägen, fetten Konzerne begreifen nicht, was nötig wäre.
Und deshalb hat Burda nach meiner Meinung das Richtige getan: Die Münchener haben sich einen Partner mit dem Know-how geholt, für dessen Aufbau sie selbst nicht klug genug waren. Deshalb glaube ich, dass die deutsche Huffington Post zu einem viel gelesenen Angebot und in der Folge profitablen Angebot werden kann. Dafür gibt es keine Garantie – aber eine echte Chance. Und das nicht, weil die HuffPo so gut ist – sondern weil die deutschen Medienhäuser mit ihrer Lethargie diese Chance eröffnen.
Kommentare
teekay 30. April 2013 um 18:00
Einer der besten Beitraege zur HuffPost-Deutschland Debatte. Da ich hier in Nordamerika das ‚Original‘ und den kanadischen Ableger kenne waere ich auch zurueckhaltend mit dem ‚wer soll da denn schreiben?‘ Gejammer. Natuerlich gibt es in Nordamerika einen riesigen, milliardenschweren Lifestyle-Beratungsmarkt den es so in Europa nicht gibt. Die Oprahs und Deepak Chopras und und und. Die wollen alle Buecher, Tourneen, DVDs und Fernsehsendungen bewerben. Ich glaube aber, dass sich fuer das Angebot ein Markt finden wird, es also genug ‚So leben sie ihr perfektes Leben‘ Schreiber finden werden. Einige werden mit der HuffPost wachsen-viele werden einfach so mitschwimmen. Auch der ‚Markt‘ fuer akademische, universitaere Blogger ist in Nordamerika staerker ausgespraegt. Junge, frische Leute liefern mitunter gute, kritische und provokante Analysen-und bewerben ihr Buch oder erhoehen einfach ihre e-reputation. Da muss man nicht jede Woche schreiben und wie du richtig schreibst uebernimmt HuffPost einen Teil der ‚Arbeit‘. Die Moeglichkeiten sind da-aber der nicht gerade durchschlagende Erfolg in UK zeigt auch, dass es kulturelle Unterschiede gibt. SO spannend sind dann Beitraege von Promis ueber ihre Charity-Arbeit auch nicht und fuer als Inhalt getarnte Werbung haben wir ja schon bestehende Portale ;). Ich glaube, dass sich mit Hilfe der Post ein paar neue, interessante Blogger etablieren koennen, aber es in Deutschland (LSR) einige hohe Huerden gibt, die einen schnellen Erfolg eher nicht erwarten lassen. Last not least fehlt natuerlich die politische Dynamik: Es gibt schon viele etablierte ‚linke‘ (und ‚rechte‘) Angebote, die sich nicht von Burda vereinnahmen lassen. Und die HuffPost als verlaengerter Arm der SPD-also da muss ich ja mal herzlich lachen…
Wolfgang Michal 30. April 2013 um 18:22
Wenigstens Thomas Knüwer hält mal dagegen. Er freut sich schon jetzt auf die deutsche Huffington Post aus dem Hause Burda und auf die kommende Promiklatsch- & Bloggeraggregation der „Nichtmedienmenschen“.
In einigen Punkten hast du ganz gewiss Recht, insbesondere, was die Interessenlage der „Nichtmedienmenschen“ betrifft. Journalisten denken da ein bisschen zu journalisten-zentriert.
Aber wenn ein großer Verlag, der gerade eben noch Google angegriffen (und ein Gesetz erzwungen) hat, weil der böse Suchmaschinenkonzern mit kostenlos übernommenen Inhalten von Burda Geld verdient, nun seinerseits mit den kostenlosen Inhalten von Bloggern Geld verdient (Aggregation), dann stimmt doch was nicht, oder?
Diesen Widerspruch registrieren auch die anderen Verlage, die jetzt ihre PayWalls vermutlich noch mal neu justieren müssen. Da geht ein kleiner Riss durch die Verlagslandschaft.
Richtig ist auch: Man soll dem Neuen eine Chance geben! Aber ich habe schon viele tolle Projekte mitansehen müssen, bei denen es am Anfang euphorisch hieß, wir machen jetzt den investigativen Journalismus und die große Reportage… und am Ende war es dann doch wieder die übliche Lifestyle-Matsche. Hochfliegende Pläne und Realisierung sind eben zweierlei.
Trotzdem bin ich sicher, dass schon jetzt viele Bewerbungen bei Burda auf dem Tisch liegen.
Bleibt den Medienmenschen also nur die Losung des VII.Parteitags: Die Tiger im Stadion beobachten!
Thomas Knüwer 1. Mai 2013 um 10:45
Ich hab übrigens nirgends behauptet, ich würde mich freuen.
ClaudiaBerlin 30. April 2013 um 21:46
Als seit den 90gern Bloggende sag ich dazu:
Einerseits ist der Gedanke nicht falsch, dass es zumindest in Europa (zum Glück noch!) durchaus fragwürdig erscheint, kostenlos für die Profite eines Großverlags zu arbeiten.
Andrerseits relativiert sich das „kostenlos“, wenn auf andere Weise ein ausgegliches Geben & Nehmen erreicht wird.
Wenn ich mir die Bloggenden auf der HuffPost mal punktuell anschaue, scheint dies gegeben: es sind oft Zweitverwertungen von Blogartikeln, wobei ausreichend prominente Links zur Quelle für die HuffPost kein Problem zu sein scheinen.
Ob also jemand seine Sicht der Welt zum Besten geben, sein Buch oder ihren Youtube-Kanal promoten oder einfach nur mehr Leser fürs Blog finden will: die HuffPost scheint dafür eine gute Adresse zu sein! (Hauptsache, man schreibt/kreiert unterhaltsam…)
Ganz anders als die üblichen Verlagsseiten: da herrscht der Link-Geiz als oberstes Gebot: „Wir nehmen gerne Eure Gedanken, aber einen Kanal zum „mehr lesen“ eröffnen wir nicht, wenn er von UNSEREN SEITEN weg führt.“
Diese Denke macht viele Möglichkeiten zunichte! Und sie merken das nicht einmal… gruslig! (Wenn sie dann auch noch meinen, hinter der Paywall lauere das bessere Leben bzw. endlich der ROI… oh je!).
Nun ist es ja nicht so, dass es Versuche, mittels „User generated Content“ zu reüssieren im deutschsprachigen Raum nicht gegeben hätte. Wieviel nette „Einladungen“, meine Blogposts anderswo einbetten zu lassen ich in den letzten 10 Jahren bekommen habe, kann ich nicht mal mehr schätzen – es waren jedenfalls VIELE.
Oft ganz gute Konzepte, aber es war meist nicht ersichtlich, was sie den Blogger/innen denn für ihre Texte hätten BIETEN könnten. Sie waren ja selber meist Newcomer/neue Projekte, die sich eher mittels der bereits vorhandenen Reputation der Blogger in deren Aufmerksamkeits-Bubbles hieven wollten, als dass sie ihnen ein „MEHR“ an Publizität hätten bieten können.
Wenn dann auch kein anderer bindender Inhalt – wie etwa eine gemeinsames politisches Anliegen – dem Mittun einen Sinn gibt, dann wird man das Mittun normalerweise unterlassen. Allenfalls reine SEO- und MFA-Blogs nehmen auch sowas mit, doch faszinieren diese halt auf Dauer keine Leser.
Die HuffPost hat m.E. aufgrund ihrer bereits vorhandenen Reputation in Sachen Verbreitung und freizügiger Verlinkung durchaus Chancen, Mitschreiber/innen zu gewinnen. Nämlich alle, die sich abgestoßen fühlen von der „Alles-meins-Mentalität“ unserer Mainstream-Medien, andrerseits aber die Potenziale eines bekannten und viel gelesenen Mediums gerne nutzen würden.
Auch „kostenlos“ – aber eben nicht umsonst!
Thomas Koch 1. Mai 2013 um 0:24
Die HuffPo kann ja nur deshalb nach Deutschland kommen, weil niemand in diesem Land das journalistische Modell der HuffPo zu adaptieren verstand. Keines der hiesigen „Medienhäuser“ jedenfalls. Ich wünsche ihr viel Glück. Ich werde sie lesen. Und ja, auch ich würde für sie schreiben. Notfalls umsonst…
Moon 1. Mai 2013 um 6:23
http://www.techdirt.com/articles/20110319/00355113560/if-you-think-writing-free-undermines-your-profession-just-dont-do-it.shtml
Marco Ripanti 1. Mai 2013 um 9:11
Ich muss dem Thomas absolut zustimmen! Dieses Geplärre hinsichtlich der „Ausbeutung“ der „arme“ Blogger ist einfach lächerlich.
P.S. BURDA hat den Deal übrigens abgelehnt. Tomorrow Focus hat dann zugesagt 🙂
Stephan Dörner 1. Mai 2013 um 9:17
Ich würde sagen, der Erfolg der HuffPo wird vor allem davon abhängen, wie mutig sie dabei sind, das Niveau als nach unten offen zu betrachten. Der Social-Media-Erfolg von Schwachsinn wie den „Deutschen Wirtschaftsnachrichten“ zeigt ja, dass Aggressivität und Niveaulosigkeit gefragt sind.
Ulf-Jochen Froitzheim 1. Mai 2013 um 9:58
Thomas, deine Beispiele fallen nicht unter Journalismus, sondern unter Öffentlichkeitsarbeit oder Selbstmarketing. Demnach würde Burda eine schickere Version von openPR aufbauen – und es wäre nur Etikettenschwindel, das als journalistisches Angebot zu promoten.
Thomas Knüwer 1. Mai 2013 um 10:44
Das was die Redaktion der HuffPo macht ist Journalismus. Hochwertiger Journalismus? Nein. Hab ich aber auch nicht behauptet. 😉
Hendrik Zörner 2. Mai 2013 um 8:53
Der wie immer bestens informierte Thomas Knüwer unterstellt, der DJV kämpfe nicht für die Integration der Onlinejournalisten in die Tarifverträge. Zum einen gibt’s dafür keine Fakten, zum anderen ist es falsch. Die Onliner werden bei den Tarifverhandlungen mit den Zeitungsverlegern in diesem Jahr auf der Agenda stehen. Das ist übrigens auch nachzulesen: http://bit.ly/ZJ3Qdo
Thomas Knüwer 2. Mai 2013 um 9:02
Ne, echt jetzt? Nur 15 Jahre nach dem Aufbau großer Online-Redaktionen setzt der DJV deren Mitarbeitern im Rahmen der Zeitungstarifverhandlungen mit „auf die Agenda“? Und widmet dem in seiner Mitteilung in unfassbarer Großzügigkeit wirklich den vorletzten Satz? Also, natürlich nur den vorletzten Satz, der letzte hat schon wieder ein anderes Thema.
Wenn das ein Kampf sein soll, dann ist hat ein Ay mehr Chancen gegenüber einem tollwütigen Löwen als der DJV beim Versuch Online-Tarifverträge einzuführen.
Hendrik Zörner 2. Mai 2013 um 9:37
Nee, nicht erst jetzt. Aber bisher ist die Einbeziehung der Onliner in die Tarifverträge an den Verlegern gescheitert. Ob das am Anfang oder am Ende einer Pressemitteilung steht, ist bei Tarifverhandlungen ziemlich egal.
Philipp 2. Mai 2013 um 13:49
Ich glaube, dass neben den möglichen Schreibern, die Du oben aufgezählt hast, die HuffPo Deutschland auch für „normale“ (junge) Blogger attraktiv sein kann. Immerhin kann das ein Katapult für die eigene Bekanntheit sein, das heute imho noch völlig fehlt.
Karsten Lohmeyer 2. Mai 2013 um 17:15
Was ich persönlich schade finde: Dass es in Deutschland, wie Thomas Knüwer schreibt, keinen Verlag oder anderen Anbieter gab, der schlau oder mutig genug gewesen wäre, etwas Ähnliches völlig eigenständig auf die Beine zu stellen…
tjark 2. Mai 2013 um 21:41
Also, ich hätte wirklich überhaupt kein Problem für dieHuff zu schreiben, posten oder whatsoever. Ich belege meine Nische ums Verecken nicht, um Geld damit zu verdienen, sondern, weil es mir a) Spaß macht und b) ich damit einen Teil unserer real existierenden und esisitert habenden Welt konserviere.
// rr
sportinsider 3. Mai 2013 um 9:30
@hendrik zörner: Stelle in der Pressemitteilung hin oder her. Dies ist Jacke wie Hose. Thomas Knüwer hat mit dem angesprochenen 15-Jährigen Dornröschenschlaf den Finger zu Recht in die Wunde gelegt.
Aus meiner Beobachtung de rletzten Jahre hat der DJV in der Vergangenheit mit dem Thema bloggen oft ein ambivalentes Verhältnis gehabt.
Dabei gibt es herausragende Kournalisten und bemerkenswerte Blogger in einer Person. Stellvertretend seien hier der Hausherr Thomas Knüwer, Jens Weinreich, Daniel Drepper oder Jonathan Sachse genannt.
gagafatz 6. Mai 2013 um 13:02
Als jemand, der von journalistischer Arbeit lebt und damit sein Gekd verdient, kann ich nicht umhin anzumerken, dass die Debatte einen gewissen Zynismus nicht verleugnen kann. Ich persönlich habe weder etwas gegen die „Huffington Post“, noch habe ich etwas gegen private Blogs, bei denen Menschen ohne Honorierung frei schreiben. Ich selbst betreibe so ein Blog ebenfalls.
Allerdings sollte man darüber nachdenken, dass es einen Effekt auf den Markt hat, wenn ein Konzern wie Burda nun Tausende Blogger für sich instrumentalisiert und – da sein wir mal ehrlich – die Journalisten, die (was für eine Frechheit!) für ihren hart erarbeiteten 12-Stunden-Tag auch noch Geld haben wollen (es gibt Tage, da verdiene ich mit acht Stunden harter Arbeit vielleicht gerade mal 100 Euro!), noch weiter unter Druck setzt.
Ich frage mich, wann die Redaktionen für die ich schreibe, mit der Nachricht auf mich zukommen werden, dass das Honorar für Freiberufler leider zusammengestrichen werden muss, weil man mit der Konkurrenz, die alles „umsonst“ geschrieben bekommt, nicht mehr mithalten kann.
Oft wird so getan, als handele es sich bei den Verlagen um reiche Protzbuden. Aber da seht Euch bitte noch einmal um, Leute: Von wenigen elitären Presseorganen abgesehen, befinden wir uns in den Zeiten des Verlagssterbens. Und die sterben, weil sie ihre Produkte nicht mehr finanzieren können. Weil Expertenwissen zu teuer wird. „Wikipedia“ tut’s ja auch.
Bitte versteht mich nicht falsch: Ich sehe die Sache eher ambivalent und kann beide Seiten ganz gut verstehen. Fakt ist aber, dass ich als Freiberufler jeden Monat neu in den Kampf ziehen muss, um meinem Kind irgendwann auch einmal ein Studium finanzieren zu können. Wenn es mich je fragen sollte, was es denn studieren soll, werde ich sicher nicht Journalismus vorschlagen. Das könnt Ihr mir glauben…
Fundraisingwoche vom 29.04.-05.05.2013 | sozialmarketing.de – wir lieben Fundraising 6. Mai 2013 um 17:02
[…] die erste Website der Welt ist wieder online. Die Huffington Post kommt nach Deutschland und einige werden sich umsehen. Die Telekom drosselt jetzt in echt und wirklich niemand findet es auch nur annähernd […]
frankzimmer 9. Mai 2013 um 10:36
Was @tknuewer über die deutsche #HuffPo schreibt, hat einiges für sich. Aber am Ende bleibt die 100.000-Euro-Frage offen: Funktioniert in Deutschland werbefinanzierter Online-Only-Journalismus? Bei der Netzeitung und Zoomer hat es nicht funktioniert, und selbst ein so schlank aufgestellter Dienst wie Meedia hat diese Woche eingeräumt, dass es mit dem Internet allein nicht klappt. Jetzt gehören die Kollegen zur Handelsblatt-Gruppe. Ich möchte wirklich gerne an Online-Only glauben, aber kennt jemand wirtschaftlich und inhaltlich interessante Beispiele aus Deutschland? (Ich meine damit keine 2-Mann/Frau-Blogs, die mit Leidenschaft, Selbstausbeutung und/oder nichtjournalistischen Nebengeschäften über die Runden kommen und vor denen ich grundsätzlich großen Respekt habe).
Thomas Knüwer 9. Mai 2013 um 11:00
Dazu hab ich doch auch schon geblogt 😉
https://www.indiskretionehrensache.de/2012/11/wie-verlage-im-internet-geld-verdienen-iii/
Gewöhnt Euch dran! Gedanken zur deutschen Huffington Post – und natürlich Buzzfeed | 120sekunden | Ein Blog von Martin Giesler 10. Mai 2013 um 20:12
[…] Ausgabe der HuffPo bringt Bewegung in die deutsche Medienlandschaft und kann wertvolle Impulse bringen – in alle […]
Dieter Cohnen 27. Mai 2013 um 18:14
Ich gestehe: Ich habe mir schon vor vielen Monaten das HuffPo Modell zur Ideengebung für eine neue Zeitschrift angesehen und aktiv Blogger angeschrieben, bei teiler.das nachhaltige magazin (nein, es gibt noch keine Webseite, weil wir – Anachronismus pur, ich weiß – aber ganz bewußt so gewählt – zuerst AUF PAPIER und gedruckt erscheinen wollen) mit zu machen.
Im Gegensatz zum bekannten crowd funding haben wir das knowledge funding gewählt, d.h. wir wollen das Wissen, die Erfahrung und natürlich damit auch die Text- und Bildbeiträge von allen denen einsammeln, die im Bereich Nachhaltigkeit interessiert sind und schreiben.
Und genau wie die HuffPo habe ich im ersten Schritt des „deals“, den wir angeboten haben, zunächst einmal darauf hingewiesen, dass jede/r blogger/in und jede/r Journalist/in diese Möglichkeit nutzen kann, um auf die eigene Sachkompetenz, den eigenen Blog oder auch die eigene Webseite hinzuweisen.
Und im zweiten Schritt – und das unterscheidet sich von Ariane Huffingtons „Modell“ – sollen die Autoren durch ein Gewinnbeteiligungsmodell fair am Erfolg des Magazins beteiligt werden. Also eigentlich – zumindest aus unserer Sicht – deutlich fairer als HuffPo, da man nicht nur das unternehmerische Risiko im Schritt 1 mitträgt (wir machen den teiler.das nachhaltige magazin, übernehmen die Druck- und Satz- und Vertriebskosten – das „Inhaltsrisiko“ tragen die Autoren), sondern im Schritt 2, wenn das Magazin als Verkaufsobjekt über den Zeitschriftenhandel erfolgreich verkauft wird, auch an den Erlösen beteiligt wird.
Das haben wir ca. 30 „spezialisierten“ Bloggern (die verschiedenste Themen aus dem Bereich Nachhaltigkeit betreuen) angeboten und…2 Reaktionen bekommen. Eine war sehr böse („Abzocker“) und mit einer Bloggerin werden wir jetzt zusammenarbeiten. Die anderen haben auch nach einer weiteren Mail nicht geantwortet.
Ich möchte dabei noch darauf hinweisen: Wir haben ausdrücklich um bereits veröffentlichte Manuskripte und Bild-Material gebeten – also gar nicht erwartet, dass uns jemand etwas neues schreibt.
Sind deutsche Blogger anders als amerikanische? Vielleicht. Wir haben es nicht aufgegeben und werden teiler.das nachhaltige magazin am 8.6. erstmalig herausbringen – und hoffen natürlich darauf, dass vielleicht danach das offensichtliche Mißtrauen zwischen Blogging-Autoren und -eigentlich sehr transparent agierenden- Verlagen wie unserem abnimmt.
Dies einfach mal als konkretem Bericht aus der Praxis. 🙂 Achja: Wer mehr über unser Projekt wissen will – einfach mal beim Gesichtsbuch teiler.das nachhaltige magazin eingeben. Oder gern auch direkt schreiben teiler@annonce.de
Coskun Tuna 31. Mai 2013 um 22:34
Ich finde die Idee HuffPo gut, bezweifle aber das erfolgreiche Gelingen in Deutschland. Die Mentalität des deutschen Bloggers ist anders gepolt, als die Amerikanische. Spannend wird es allemal. Bei unserer Bloggerumfrage, die wir heute gestartet haben, bin ich von den ersten Antworten auf jeden Fall überrascht bezüglich HuffPo. In zwei Wochen habe ich dazu mehr.
Kommentar: Golem wird zur Autorenplattform. :: 1337core 3. Juni 2013 um 21:56
[…] Hier ist übrigens ein guter Artikel über die Huffington Post. […]
Ulrike Zecher 3. Juli 2013 um 7:54
Ich – Bloggerin seit 2010 – habe im Jahr 2013 einer Autorin und (ausgebildeten) Journalistin erklärt, was ein Blog ist… Ohne Worte…
Glückwunsch, Huffington Post Deutschland! 12. September 2013 um 8:56
[…] einigen Monaten schrieb ich, warum ich der HuffPost in Deutschland echte Chancen einräume – die sind nun […]