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Noch einmal muss ich mich hier lustig machen über Mathias Döpfner, den so wunderbar redenden Vorstandsvorsitzenden der Axel Springer AG.

Denn er, der so eloquent und eindrucksvoll auftritt, hat ein Problem. Welches das genau ist, das kann wohl nur ein Psychologe herausfinden, vielleicht auch ein Pädagoge. Es könnte eine Adult Attention Deficit sein. Ein Stresssyndrom, das Vergesslichkeit hervorruft. Demenz, Schilddrüsenüberfunktion oder auch Creutzfeld-Jakob. Vielleicht aber auch nur mangelnde Allgemeinbildung.

Doch ist es erschreckend auffällig, wie häufig Döpfner in der jüngsten Zeit Dinge von sich gibt, die leicht widerlegbar und schlicht falsch sind.

Fall 1: Winnetou

Anlässlich der Münchener Medientage schilderte Döpfner in glühender Rede eine Szene aus „Winnetou 3“. Darin habe der weise Indianer beim Anblick einer Eisenbahn seinem Kumpel Old Shatterhand gesagt: „Nur wer sich dem Fortschritt nicht verweigert, wird überleben.“

Abgesehen davon, dass Winnetou natürlich am Ende in die ewigen Jagdgründe gleitet, gibt es diese Szene so nicht. Vielmehr geht es, wie Nice Bastard noch einmal nachgeschaut hat, früh im Film um Winnetous Reise in die Stadt. Und in diesem Zusammenhang fällt der Satz: „Winnetou hat an die Gefahren gedacht, aber er verschließt seine Augen nicht dem Fortschritt der neuen Zeit und er wird ihr entgegen gehen.“

Fall 2: Free

Im Interview mit dem „Handelsblatt“ behauptete Döpfner zwischen den Zeilen, Chris Anderson habe in seinem Buch „Free“ behauptet, journalistische Inhalte sollten per se verschenkt werden. Hier die Passage:

„Handelsblatt: Vor allem die Internet-Konzerne aus dem Silicon Valley, Google & Co., predigen noch immer die Umsonst-Kultur des World Wide Web als Errungenschaft der Zivilisation und als demokratischen Fortschritt.

Mein Kompliment: Diese Thesen haben einige sehr geschickt verbreitet. Im Gewand des Zeitgeistes und progressiver Visionen wurden knallharte Interessen auf Kosten der Medienindustrie durchgesetzt. Vorreiter waren Kevin Kelly, Chris Anderson mit seinem Buch „Free“ und Jeff Jarvis, die sehr stark in diese Richtung argumentiert haben – zur Freude der Suchmaschinen. Die nämlich haben kein Interesse, für die Inhalte, die sie kopieren, aggregieren, ordnen und vor allem vermarkten, auch noch Geld zu bezahlen.“

Das stimmt nicht, wie Anderson im Interview mit Business Insider auch jüngst noch erläutert hat.

Fall 3: Google

In genau jener Passage im „Handelsblatt“ spricht Döpfner von den Suchmaschinen, die kein Interesse haben, für Inhalte zu zahlen. Dies ist die Argumentation für das Leistungsschutzrecht. Nun schreibt der Axel-Springer-Lenker im Gegenzug aber in einem Beitrag in der „Neuen Zürcher Zeitung“: „Das Leistungsschutzrecht richtet sich nicht gegen Google.“

Fall 4: Mozart

Im gleichen „NZZ“-Artikel zieht Döpfner einen Vergleich zu Mozart:

„Mozart wurde verarmt vor der Stadt verscharrt, weil jeder seine Musik nutzen durfte, ohne zu zahlen. Unserer heutigen Hochkultur haben wir es zu verdanken, dass blinde und halb taube Genies wie Stevie Wonder ein Auskommen haben und sich auf ihre Kunst konzentrieren können, anstatt auf Marktplätzen zu betteln und im Blindenheim zu verkommen.“

Sehen wir mal davon ab, dass Döpfner damit implizit behauptet, blinde Menschen und halb taube Menschen würden in unserer Gesellschaft betteln oder in Blindenheimen verkommen.

Nein, kümmern wir uns lieber um Mozart. Für all jene, die es immer noch nicht wissen: Mozart ist nicht verarmt gestorben und seine Beerdigung entsprach der damaligen Norm. Er hat einfach sein Geld verprasst, davon hatte er aber ordentlich. Alles weitere zu diesem Thema finden Sie – free – bei Wikipedia, inklusive Verlinkung der Quellen.

So stellt sich die Frage: Müssen wir uns Sorgen machen um Mathias Döpfner? Ist er krank? Überlastet? Braucht er Ruhe?

Oder sollten wir ihm einfach nichts mehr glauben?

Nachtrag vom 21. September 2017:

Nein, Mathias Döpfner hört nicht auf, auf Podien Unfug zu erzählen. Ich fasse das jüngste Beispiel mal als Management Summary zusammen: Eine nicht existente Lokalzeitung berichtet zu einem anderen Zeitpunkt als dem von Döpfner genannten falsch über ein Ereignis im Schwimmbad – und Döpfner dreht es so, dass es Rechten in die Karten spielt. Mehr dazu beim Bildblog. 

Nachtrag vom 3. November 2017:

Döpfners Zustand wirkt immer besorgniserregender. Erst bezeichnet er ARD/ZDF als Staatsfunk – dann will er das nicht mehr gesagt haben. Wann wird dem Mann endlich geholfen?

(Foto: Medientage München)


Kommentare


Cihan 11. November 2010 um 13:55

Auch ich würde mich überhaupt nicht über solche Aussagen aufregen oder gar lustig machen. Die Zeit wird schon zeigen, wer recht behält und ich bezweifele, dass es Gabor Steingart oder Matthias Döpfner sein werden.

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Elles 11. November 2010 um 13:59

Ich finde man sollte nicht jede Metapher zerreissen, die genant wird mit Winnetou und Mozart!
Fakt ist einfach, das Döpfner im Moment der einzige in Deutschland ist, der versucht den Paid- Content öffentlich voranzutreiben! Während andere Verlage wie z.B. Gruner & Jahr still schweigen und zusehen, wie ihre Auflagenzahlen weiter in den Keller rasseln!
Es sollte auch nicht immer das Argument kommen, das Verlage sich nur durch Werbung finanzieren können! Für die meisten ist es nur schwer zu akzeptieren, das der Content aus dem Internet den sie mehr als 15 Jahre 4 free gekriegt haben, jetzt Geld kosten soll!!
Es wird niemanden schaden für qualitative Beiträge Geld zu zahlen!

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50hz 11. November 2010 um 14:06

Ein gewisser Wahnsinn kommt bei Verlegern doch gerade in Mode (#KND). Das liegt bestimmt an diesem – wie heißt das noch gleich – …. hier … Papier!

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Kotzendes Einhorn 11. November 2010 um 14:39

Putziges Kerlchen, habe sehr gelacht.

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Thierry Chervel 11. November 2010 um 15:27

Nun ja, wir machen alle Fehler. Bei Dir zum Beispiel ist Mathias Döpfner mit Doppel-t geschrieben. Döpfners eigentliche Irreführungen liegen hier:

1. Er behauptet implizit, die Zeitungen hätten früher vom Verkauf von Inhalt gelebt. Das ist aber falsch. Die Zeitungen haben in erster Linie davon gelebt, das sie – über Klein- und Rubrikanzeigen – den Markt organisierten. Diese Funktion ist an Google, Amazon und Konsorten übergegangen, und das ist heute das Problem der Zeitungen, die zu spät geschaltet haben (wobei Springer immerhin noch rechtzgeitig Dienste wie Stepstone gekauft hat, mit denen der Verlag jetzt seine berühmten Profit im Netz macht).

2. Döpfner behauptet implizit, die Inhalte der Zeitungen stünden kostenlos im Netz. Das ist falsch. Die Inhalte der SZ oder der FAZ stehen allenfalls zu 5 Prozent im Netz, der Rest ist nur im Print oder hohen Zahlschranken zu haben. Selbst Springers Welt steht nicht eigentlich kostenlos im Netz. Denn die Artikel der Print-Welt sind nur für Suchmaschinen zu finden. Dem Leser wird im Netz nicht mitgeteilt, was in der Zeitung steht. Er kriegt nur das bunte billige Online-Schaufenster.

3. Er behauptet, die Zeitungen brauchen ein Leistungsschutzrecht. Aber wofür? Sie stehen doch gar nicht im Netz!

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Oma Schmitz 11. November 2010 um 16:29

Das ist kein Altersproblem bei Herrn Döpfner. Wer wie ich in jungen Jahren die Vorstände von VIVA erlebt hat, weiß dass diese Art von realitätsferner Dummschwätzerei bei diesen Medienmanagern in jedem Alter auftritt, vorzugsweise aber ab einem gewissen Jahreseinkommen und Status, z.B. dem regelmäßigen Kontakt mit Politikern. Die Fachwelt vermutet die Ausbreitung durch Ansteckung, aber die Symptome verlieren sich meistens mit dem Verlust der Positionen,.
Allerdings nicht immer: Bei Leuten wie Dieter Gorny ist die Dummschwätzerei sogar bis in das Stadium der Unheilbarkeit gereift. Jüngstes Opfer dieses Bazillus ist wohl der junge Konstantin Neven DuMont, wobei hier noch klinische Unterschungen erfolgen müssen. Es könnte hier auch sog. „erbliche Dummschwätzerei“ sein.

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SvenR 11. November 2010 um 17:23

Das ist die Arroganz des Mächtigen. Der glaubt das alles genau so ist, wie er sagt. Weil er es ja sagt, muss es wahr sein.

Solche Leute gibt es nicht nur in Verlagen.

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Konstantin Neven DuMont 11. November 2010 um 18:06

@50hz: Können Sie Ihre These nachweisen? Für mich klingt das unglaubwürdig.

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Daniel 11. November 2010 um 19:29

Also ich dorge mich weniger um Herrn Döpfner, sondern eher darum, dass der Gesetzgeber seinen Thesen, insb. dem „Leistungsschutzrecht“, Glauben schenkt.

Eigentlich sollte die dahinterstehende Lobby groß sein, bis heute haben sich aber Gott sei Dank nahezu keine Politiker gefunden, die auf diese These aufgesprungen sind.

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Chat Atkins 12. November 2010 um 11:12

Ich vermute hier eher eine naive sprachmythische Komponente: „Was ich dreimal sage, ist wahr!“.

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Glanzlichter 41 « … Kaffee bei mir? 12. November 2010 um 15:34

[…] Knüwer Müssen wir uns sorgen um Mathias Döpfner? Nun ja, vielleicht, denn einiges in Döpfners Einlassungen macht schon […]

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Glanzlichter: Französische Geheimagenten, Sorgen um Döpfner und 100 Seiten Zukunft — CARTA 12. November 2010 um 15:45

[…] Knüwer Müssen wir uns sorgen um Mathias Döpfner? Nun ja, vielleicht, denn einiges in Döpfners Einlassungen macht schon […]

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Kaspar Klippgen 12. November 2010 um 20:59

Lieber Herr Knüwer,
normalerweise lese ich gerne Ihre Blogartikel. Sie sind angenehm bissig und scharfsinnig. Doch Sie sollten darauf achten, nicht zum (eher peinlichen) Wadenbeißer zu verkommen. Dieser Beitrag ist aber nichts anderes als ein schwaches Nagen an der Konzernchef-Haxe . Und es drängt sich so sofort der Verdacht auf, es ginge Ihnen eigentlich nicht um eine inhaltliche Debatte. Und das wäre sehr schade.

Gruß,
K.K.

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Lesezeichen | Too much information 12. November 2010 um 23:30

[…] Müssen wir uns sorgen um Mathias Döpfner? – […]

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Lesenswerte Artikel 15. November 2010 15. November 2010 um 5:58

[…] Müssen wir uns sorgen um Mathias Döpfner? "In genau jener Passage im “Handelsblatt” spricht Döpfner von den Suchmaschinen, die kein Interesse haben, für Inhalte zu zahlen. Dies ist die Argumentation für das Leistungsschutzrecht. Nun schreibt der Axel-Springer-Lenker im Gegenzug aber in einem Beitrag in der “Neuen Zürcher Zeitung”: “Das Leistungsschutzrecht richtet sich nicht gegen Google.”" […]

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DAMerrick 15. November 2010 um 12:50

@Elles

„Es wird niemanden schaden für qualitative Beiträge Geld zu zahlen!“

Für qualitative Beiträge nicht. Da haben Sie völlig Recht.
Weswegen ich übrigens Flatts nutze und aktiv diesen Blog unterstütze.

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Marcus Hellwig und Jens Koch sind nicht Ihr Fall, Mr. President. Schicken Sie die Jungs heim « Der Honigmann sagt… 30. Dezember 2010 um 14:07

[…]
https://www.indiskretionehrensache.de/2010/11/matthias-doepfner/
[…]

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Weil der Verlag sich ändern muss – ein paar Denkanstöße 31. Januar 2013 um 6:59

[…] glaubhaft? Ähnliche Sätze gibt es höchstens von Springer-Chef Mathias Döpfner zu lesen, doch hinterfragen sollte man seine Äußerungen besser nicht. Aber sonst? Chefredakteure oder Ressortleiter? Da sieht es nur wenig besser aus. […]

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Lieber Mathias Döpfner (oder: Warum wir den Axel Springer Verlag fürchten müssen) 16. April 2014 um 14:48

[…] gibt es noch mehr Belege, zum Beispiel falsche Zitate oder historische Zusammenhänge. 2006 schrieben Sie, sie glaubten an das damals schon mehr als fragwürdige Riepl’sche […]

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Monopol für uns, Wettbewerb für die! | Alarmknopf 28. März 2015 um 15:04

[…] Worte spricht der gleiche Mathias Döpfner, der vor noch gar nicht so langer Zeit bei jeder Gelegenheit das Blaue vom Himmel heruntergelogen hat und viel Aufwand für Abgeordnetenverdummungsarbeit in den Dunkelkammern des Reichstags getrieben […]

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