Am Samstag saß ich auf zwei Podien. Und war von Minute zu Minute ratloser, sprachloser, desillusionierter.
Es waren Diskussionen im Rahmen des Politcamps in Berlin. An dessen Organisatoren erstmal ein großes Lob: Eine Veranstaltung mit 1000 Teilnehmern so sauber über die Bühne zu bringen verdient Respekt.
Trotzdem war ich traurig. Ich bin weder politisch aktiv noch in einer Partei. Und mir wurde wieder einmal bewusst, warum.
Da ist das kindische Sandkastengebalge der Jugendorganisationen. Fünf junge Piraten waren gekommen, sie trugen abwechselnd eine Parteifahne über den Schultern, gefühlt waren sie die jüngsten Gesichter vor Ort. Via Twitterwall durften sie sich als „peinlich“ bezeichnen lassen. Oder als „süß“. Warum? Weil sie jung sind und das aus Sicht der geistig unterbelichteten Autoren dieser Tweets das falsche Parteibuch haben.
Man darf sich fragen, was peinlicher ist: Jugendliche, die sich für Politik interessieren und eben sind, wie Jugendliche sind – oder Menschen, die mit über 20 noch in der „Jugend“organisation einer Partei sind? Mich jedenfalls hat diese Reaktion angekotzt.
Oder das Verhalten manches Berufspolitikers.
Nehmen wir Burkhard Müller-Sönksen von der FDP. Wie er sich in wenigen Sätzen von der partizipatorischen Demokratie über Volksabstimmung und die „Bild“ zur Todesstrafe redete um dann brusttönig zu verkünden, er sei gegen die Todesstrafe, das hätte in jede Satiresendung gepasst.
Sprachlos hinterließ es mich, wie auf dem Planeten Berlin nicht mehr vorstellbar ist, dass jemand überfordert ist, attackiert ihn einen Macht, die scheinbar überlegen ist. Beim Thema Abmahnanwälte waren sich fast alle einig, dass ungerechtfertigte Abmahnungen doch kein großes Problem sein, „Sie können sich doch wehren“. Dass so mancher Bürger gar nicht weiß, was er in so einem Fall tun soll, dass er Angst hat hinterher noch höhere Kosten (die seines Anwaltes) tragen zu müssen, als die, die ihm angedroht werden – das scheint für Müller-Sönksen so unvorstellbar wie für den Grünen Volker Beck.
Der gerierte sich als Google Streetview-Gegner. Leider konnte nicht mehr vor dem Mikro geklärt werden, was ich mir schon gedacht hatte. Dass es Marketing-Dienstleister gibt, die jedes Haus in Deutschland fotografiert und mit soziodemographischen Daten versehen haben, das es in Köln ein deutsches Unternehmen gibt, das ganz ähnlich agiert wie Google – Beck wusste es nicht.
Man könne es ihm doch sagen, rechtfertigte er sich. Doch genau das ist auch etwas, was ich an der politischen Kaste nicht mag. Es ist vollkommen verständlich, wenn sich ein Volksvertreter erst durch Googel Streetview mit dem Thema Ablichten des öffentlichen Raumes beschäftigt. Dass er aber losplappert, bevor er vernünftig recherchiert – das ist für mich nicht akzeptabel. Von Parlamentsangehörigen erwarte ich fundierte Meinungen, fundiertere als von jedem anderen Menschen in der Republik.
Diese Art zu reden, zu agieren, sich zu rechtfertigen, das immer wiederkehrende Klagen, wie schwer die Politik ist – es wirkt so… gestrig. Unzeitgemäß. Behäbig. Der am häufigsten gehörte Satz war für mich „Politik ist das Bohren dicker Bretter“. Nur: Diese Bretter sind wieder Politiker. Und man muss für die dicken Bretter eben auch die besten Bohrer haben.
Ich habe den Eindruck, da dreht sich ein System um sich selbst und nimmt das als bequeme Ausrede möglichst wenig ändern zu müssen. Der Online-Wahlkampf sei ein Nischenthema, habe viel zu wenig bewegt, hieß es. Stimmt. Nur: Wer hat denn tatsächlich die Instrumente genutzt, um sich zu öffnen? Wer hat etwas angeboten, das die Bürger digital mitgenommen hätte? Munter werden auch Prozesse als „offen“ und „transparent“ tituliert, nur weil gelegentlich mal ein PDF-File mit einem unverständlichen Gesetzesentwurf veröffentlicht wird.
Das trifft gewaltig auf den Jugendmedienschutzstaatsvertrag, zu dem ich eine Diskussion moderierte. Allein das Wortungetüm lässt erahnen, dass da wieder etwas schief geht. Noch am Morgen war eine neue Version veröffentlicht worden, nicht einmal Constanze Kurz vom Chaos Computer Club hatte sie schon gelesen – und um den verschwurbelten Text zu verstehen müsste man schon Jurist sein. Man darf aber wohl sagen: Es handelt sich um das nächste Stück sinnlose Symbolpolitik in die zu viel Hirnressourcen und Geld fließen. Was der rheinland-pfälzische Staatssekretär Martin Stadelmaier sich dafür anhören musste war heftig – und gerechtfertigt.
Die Jugend soll geschützt werden vor Inhalten, die Jugendliche besser nicht sehen sollten – ein sinnvolles Ziel.
Doch das geht eben nicht mit der nun geplanten Software, die Eltern herunterladen müssen und die alle Seiten sperrt, außer jenen, die sich zu einer freiwilligen Kontrolle melden. Alle anderen sind nur zu sehen, wenn Eltern sie freischalten. Das mag bei Siebenjährigen noch gehen. Bei Teenagern aber ist dies utopisch. Das Internet ist international, es besteht nicht nur aus Seiten, die man bewusst aufruft, sondern aus dem Umherstreunen und Herumsuchen. Und jedes Mal soll Mama oder Papa gefragt werden? Mal abgesehen davon, dass dies auch die Aufgabe der digitalen Privatsphäre gegenüber den Eltern ist. Allen Ernstes soll es außerdem Sendezeiten geben, während derer jugendgefährdende Inhalte dann freigegeben werden – oder nicht.
Es sind Ideen, die nur von einem Haufen Weltfremder und Frühvergreister, ich möchte fast sagen -verkalkter, entworfen werden können. Und Staatssekretär Stadelmaier nahm bei der Diskussion erheblich zu viel Raum ein – in diesem Punkt habe ich als Moderator einen ganz schlechten Job gemacht.
Und natürlich geht es im Jugendmedienstaatschutz…, pardon, Jugendstaatschutzmedien…, also in dem Ungetüm wieder einmal darum, die Jugend vor den Medien zu schützen. Überhaupt: Das Politcamp beschäftigte sich leider – wie der Rest Deutschlands – viel zu sehr damit, zu schützen, zu sperren, zu filtern – oder dies zu verhindern.
Wieder einmal kam viel zu kurz, dass jenes Internetzdingsbums nicht nur eine Freizeitbeschäftigung ist, sondern ein Wirtschafts- und Standorfaktor. Es ist die wichtigste Technik unserer Zeit – und Deutschland hat zu ihr herzlich, besser: erschreckend, wenig beizutragen.
Wie bekommen wir die Diskussion mal in diese Richtung gedreht? Konstruktive Vorschläge sind in den Kommentaren herzlich herbeigesehnt.
Womit wir bei Familienministerin Kristina Schröder wären. Die war auch auf jenem ersten Podium. Und sagte ein paar gute Dinge, so wie sie dies auch im Interview mit Spiegel Online tat. Sie sagte dies auf den Punkt, drängte sich nicht alphatierchenhaft in den Vordergrund – und schien ebenfalls genervt vom Betragen einiger anderer Diskutanten.
Sie scheint den Willen zu haben, zumindest so zu tun, als beschäftige sie sich intensiver und ernsthafter mit dem Thema als ihre Vorgängerin Ursula „Zensursula“ von der Leyen. Und, ja, sie twittert tatsächlich wohl selbst – was bei nicht jedem Mandatsträger der Grünen der Fall sein soll. Das Ministerium hat über ihren Politcamp-Besuch ein Video gemacht. Vermutlich wird auch dieses – wie die Merkel-Podcasts – maßlos überteuert produziert. Und dass es nicht einbindbar ist, demonstriert den Nachholbedarf in Sachen Web-Denken. Aber immerhin.
Das macht sie vielleicht zu einer Art Hoffnungsträgerin der Netzpolitik – wenn auch auf einem sehr niedrigen Niveau. Doch sehe ich solche Ansätze wie bei Schröder derzeit eben bei keinem anderen Politiker in Berlin.
Kommentare
„Keinen Plan fürs Internetzdingsbums“ : moosblogger 22. März 2010 um 10:34
[…] gerade einen spannenden Bericht „Unter Polit-Campern“ in einem meiner Lieblingsblogs „Indiskretion Ehrensache“ von Blogger Thomas […]
David 22. März 2010 um 10:53
Danke für diese vermutlich leider nur zu exakte Wiedergabe der digitalen (Schief)lage der Nation. Du faßt in Worte, was mir seit Monaten, mindestens, unformuliert den Kopf blockiert.
Was kann man tun? Ich fürchte, außer selbst den Weg gehen, den man für richtig hält und andere an die Hand zu nehmen und zu motivieren, das gleiche zu tun, bleibt nicht viel. Die so treffend beschriebene frühverkalkte Kaste des Berufspolitikers (ich bin ehrlich entsetzt, wenn ich höre, was Leute, die mit teilweise unter 30 jünger sind als ich, an realitätsfernem und visionslosem Unsinn von sich geben) wird nicht von selbst abtreten oder gar an sich arbeiten. Sie wird mit der nächsten Welle der Evolution einfach weggespült und hernach von niemandem vermißt werden. Jedenfalls, wenn ich mal ausnahmsweise optimistisch in die Zukunft blicke und auch mal an die „normative Kraft des Faktischen“ glaube, die im Falle des Internets bislang um jeden Blockadeversuch irgendwie herumgeroutet werden konnte. Möge es so bleiben.
Julius 22. März 2010 um 11:13
Da wird unsere SeniorenFrauenJugendFamilienministerin mal mit ein paar lustigen Triggerfloskeln für das zu erwartende Publikum aus Netzidioten fitgebrieft und kommt damit ganz gut an? Na dann gibt es ja noch Hoffnung für die Republik.
Siepert77 22. März 2010 um 11:30
Als Nichtteilnehmer würde ich, die Schilderung der Veranstaltung mal als korrekt wiedergegeben nehmend, trotzdem andere Schlüsse daraus ziehen. Ein erstes Ziel beim Aufbrechen der geschilderten verkrusteten Denk- und Verhaltensmuster muss immer die Schaffung von mehr Transparenz sein. Das Politcamp hat diesen Prozess offenbar an einigen Stellen anstoßen können. Wunderbar.
till we *) . Blog » Kleine Blogschau zum Politcamp 10 (Update) 22. März 2010 um 11:30
[…] wurde Thomas Knüwer (Indiskretion Ehrensache, Podiumsteilnehmer) »von Minute zu Minute ratloser, sprachloser, desillusionierter« – nicht wegen der Organisation, sondern wegen Rhetorik und Verhalten der meisten […]
Olli 22. März 2010 um 11:46
Danke für diese kritischen Gedanken!
Vorweg, natürlich war das Politcamp 2010 eine wichtige und prinzipiell gut gelungene Veranstaltung. Great job vom Orga-Team! Per Stream und Twitter ein Stück dabei zu sein hat gut getan. Jedoch bleiben auch viele „aber“ im Kopf hängen.
Die Moderationen (nicht persönlich nehmen) hätten stärker in die Diskussionen eingreifen und Akzente setzen müssen. Gelungenes Beispiel dafür war meiner Meinung nach das Abschluß-Panel am Sonntag.
Die Politiker betonierten wie erwartet ihre bekannten Meinungen und dennoch waren Differenzierungen sichtbar. Positiv fielen mir dabei stellvertretend Matthias Groote und Lars Klingbeil auf. Von anderen wurde zwar viel gesagt, aber wenig zugehört.
Es gab jede Menge Fachwissen, das (z.B. M. Beckedahl) die Grundlage der Diskussionen ausmacht, aber dennoch per Twitter leider zu vorschnell als langweilig abgetan wurde.
Und, wie auch im Blog von Kooptech http://bit.ly/cBp4SJ beschrieben bleibt der schale Beigeschmack des Hauptproblems in meinen Augen: Wer, außer einigen Politikern und dem aktiven Teil der Netzwelt nimmt diese fundamentalen Themen überhaupt war? Die Mehrzahl meiner Kollegen und Bekannten wird von alldem nichts mitbekommen, es sei denn ich erzähle ihnen davon… Wir sind im Kommunikationszeitalter weit entfernt davon, die Menschen ohne Twitteraccount und eigenem Blog zu erreichen. Das ist nicht nur schade, geht es doch u.a. um Bürgerrechte aller – das ist m.E. n. gefährlich, weil es denjenigen, die medial publikumswirksame Darstellungen verbreiten, ein Meinungsmonopol verschafft, dem wir (noch) nichts anhaltend wirksames entgegen setzen.
Franziska Heines Engagement gerät im Parteienkrampf schon wieder zwischen die Mahlsteine…
stk 22. März 2010 um 12:08
Ich habe gelegentlich in den Livestream hineingesehen und mir so meine Gedanken gemacht. Insbesondere im Hinblick auf den JMStV sind meine Erwartungen voll und ganz erfuellt worden: Die zustaendigen Politiker wissen nicht, was sie ueberhaupt tun.
Das klingt jetzt vermutlich resigniert, aber wenn wir mehr Transparenz in den Prozessen haben moechten, muss es so schnell wie nur irgendwie moeglich von 0 auf 100 gehen. Wenn naemlich Transparenz nur bedeutet, dass einer breiten Masse endlich klar wird, wie politische Entscheidungen gefaellt werden, duerfte die Politikverdrossenheit nur noch schlimmer ausfallen.
Im Wahlkampf habe ich viele Gespraeche mit den Standdrohnen der diversen Parteien gefuehrt, mich mit allen moeglichen Leuten jedweder politischen Couleur unterhalten und dabei hinter vorgehaltener Hand immer wieder denselben Tenor gehoert: Die Leute schauen sich die Beschlussvorlagen nicht an. Die endgueltigen Unterlagen kommen am Abend vor der Abstimmung und umfassen 200 Seiten — und der Parteiexperte zur Thematik bekommt dann ein Kurzbriefing und teilt dem Rest der Mannschaft mit, wie abzustimmen ist.
Ich hielt das damals fuer Einzelfaelle. Beim JMStV und ACTA sehe ich das nun wieder, und die Kroenung war ein Gespraech letzte Woche, in dem ich erfuhr, dass das Bologna-Abkommen auf genau diese Weise im stillen Kaemmerchen durch zwei Staatssekretaere durchgewunken wurde, und dass Herr Pinkwart als NRW-Kultusminister keine Ahnung hatte, dass sein eigenes Ministerium gar nicht erst auf Vorbereitungskonferenzen faehrt, „weil eh schon alles beschlossen ist.“
Das ist der Status Quo. Und ich weiss nicht, in welche Richtung es gehen wird, wenn der erst einmal durch geeignete Transparenzwerkzeuge an eine breite Oeffentlichkeit geraet.
Dominik 22. März 2010 um 12:10
Danke für den Post. Ich konnte leider dieses Jahr selbst nicht da sein, hatte aber befürchtet, dass es sich (wieder) in die von Dir beschriebene Richtung entwickeln würde. Wie das meiner Erfahrung nach eigentlich fast immer passiert wenn man sich, unabhängig vom Thema, mit der eigenen „Netzlogik“ im Vorderkopf mit etablierten Systemen auseinandersetzt. Man meints doch nur gut, will Impulse setzen, aktiv sein und mitgestalten… aber man kommt irgendwie nicht durch, es fühlt sich fast so an, als ob man zweierlei Sprachen sprechen würde. Und ich glaube immer weniger, dass es sich nur so anfühlt und immer mehr, dass es wahrscheinlich einfach so ist… Da ist sehr viel Engagement leider nur „vergebene Liebesmüh“. Aber ich sehe sie längst auch überall um mich herum langsam durch den Asphalt brechen wie bei Löwenzahn, kleine Gruppen die was auch immer, einfach anders machen. Sich ausprobieren, experimentieren, offen sind für jeden Interessierten, aber sich nicht zwingend gleich am „großen Ganze“ abarbeiten und die Lust verderben lassen. Und mit dieser „Politik“ der kleinen Schritte Welt verändern. Im Kleinen. Aber ganz viele Kleine geben irgendwann eben auch ein Großes und dann werden sich Einige sehr verwundert umschauen und wundern, wann sie da jetzt eigentlich wo den Anschluss an ALLES verpasst haben…
Skapiratin 22. März 2010 um 12:24
Vielen Dank für den Augenzeugenbericht. Es ist immer etwas anderes, wenn jemand über die Atmosphäre schreibt, die sich bei einem Ereignis bildet, statt eine Zusammenfassung der Themen wiederzugeben. Das verschafft viel mehr Authentizität, als ein „neutral“-journalistischer Artikel.
Und ich finde es auch traurig, wenn man zu Jugendlichen „süß“ oder „peinlich“ sagt, wenn sie sich für Politik interessieren und evtl. auch noch zu einer Partei bekennen. Darum trauen sich viele Jugendliche nicht oder resignieren, weil sie sich genieren . Nicht nur auf so einer Veranstaltung, sondern auch in der Schule passiert es hin und wieder, dass man für sein Interesse/Engagement für hirnverbrannt erklärt wird. Traurig, aber leider wahr.
Moralkeule für Jörg Tauss 22. März 2010 um 12:54
[…] weitgehend Unbeteiligte von derartigem Treiben wenig entzückt sind, zeigt das ehrliche Statement des Journalisten Thomas Knüwer, mit dem er vom diesjährigen Politcamp kam.Daumen hoch!Daumen runter!wiederkehrende gleichlautende […]
Das war das Politcamp10 22. März 2010 um 13:38
[…] dem Ablauf einiger der Panel-Diskussionen war ich auch nicht zufrieden und teile die Kritik von Thomas Knüwer, der ein Panel moderiert und an einem mitdiskutiert hat. Ich hätte mir auch gewünscht, dass mehr […]
Klaus 22. März 2010 um 13:47
„Familienministerin Kristina Schröder“: Ist das wirklich die Einäugige unter den Blinden? War das Niveau wirklich so niedrig wie man es hier nicht nur zwischen den Zeilen liest?
rka 22. März 2010 um 13:59
Schöne zusammenfassung!
Ich hatte jedoch den Eindruck, dass bei den Sessions ohne Podium in den Studios des Radialsystems wesentlich mehr herausgekommen ist, als das bei denen im großen Saal der Fall gewesen ist.
Dort ging es tatsächlich auch mal um zukünftiges in der Politik, auch um utopisches. Gerade das Erweitern des eigenen Horizonts oder die kleinen Einblicke in andere Organisationsstrukturen sind spannend. Und es gab ja nicht nur Theoretisches, sondern auch praktische Erfahrungen, bspw. in der Session zu LiquidFeedback (http://www.lqpp.de).
Jonas 22. März 2010 um 14:03
Habe nur im nachhinein das Tagungsvideo auf der PC10 site gesehen, damit aber wohl genauso viel inhaltlich aufgenommen wie live-Besucher. “Familienministerin Kristina Schröder” in ihrem panel hat als einzige nicht mit dem Thema gefremdelt oder ein Egoproblem – aber das gehört ja auch zu den vielzitierten weiblichen social skills und stellt ja insofern keine Errungenschaft dar. Sie als „digerata“ darf sich innerhalb der politischen Klasse allgemein und des Unions-Lagers im Speziellen als Avantgarde betrachten und wird dies auf absehbare Zeit auch bleiben. Was das panel gezeigt hat: Die Wahlkampfmanager denken immer noch nur in „Kanälen“ oder pipelines, um ihre inhaltsleeren Slogans in die Umwelt zu pumpen und verkennen den fundamentalen shift. Damit können sie sich in die Reihen der anderen Paleo-Branchen wie diejenigen der Musik-und Zeitungsverleger einreihen. So wird das nichts.
Anja Rauch 22. März 2010 um 14:35
Mir gefällt sehr der Abschnitt zu unbegründeten Abmahnungen in Deinem Text. Ein typisch deutsches Phänomen, wie mir scheint, das eben genau das ist, nämlich oftmals (oder meistens?) „unbegründet“ bzw. überflüssig. Außer für diejenigen, die genau damit ihr Geld verdienen natürlich.
Parteien und Ratgeber rätseln: Mit oder ohne Twitter & Co in den Wahlkampf ziehen » Regioblog 22. März 2010 um 14:57
[…] Es gab noch mehr differenzierte Kritik am Umgang miteinander, und den Auftritt von Politikern, hier die von plomplomplom: Unter Politcampern. […]
Fazit zum PolitCamp 2010 » Beitrag » PolitCamp | Politik trifft Web 2.0 22. März 2010 um 15:32
[…] dem Ablauf einiger der Panel-Diskussionen war ich auch nicht zufrieden und teile die Kritik von Thomas Knüwer, der ein Panel moderiert und an einem mitdiskutiert hat. Ich hätte mir auch gewünscht, dass mehr […]
Stefan Hennewig 22. März 2010 um 15:59
@Jonas
Geht es etwas differenzierter als „Paleo-branche“?
Schließlich will ich mich und den Web-Wahlkampf gerne weiter entwickeln…
Thomas 22. März 2010 um 16:09
Es war eine sehr informative Veranstaltung, welche mir persönlich neben etlichen neuen Kontakten auch viele neue Ideen gebracht hatte.
Zu verbessern gibt es immer etwas. Ich möchte jetzt weder irgentwelche Verbesserungsvorschläge, noch das Verhalten einiger Teilnehmer kommentieren. Denn dies wurde hier schon ausführlich getan.
In den ganzen Diskussionen ist mir nur ein Phenomän aufgefallen. Es wurde viel über WEB 2.0, E-Goverment, Open Data, Internetwahlkampf, Blogs, Sozial Networks usw. gesprochen. Aber leider setzt diese ganzen tollen Sachen einen schnellen und bezahlbaren Internetzugang voraus. Nur leider ist Deutschland nicht flächendeckend mit diesen Ausgestattet.
Somit kann viel darüber gesprochen werden, solange aber kein gleichberechtigter Zugang möglich ist, wird dies eine Diskussion der Minderheiten bleiben.
Peter Löwenstein 22. März 2010 um 17:13
Danke für den Text. Ich habe aus der Ferne 2 Tage (echt jetzt) zugesehen, vieles kam wie von dir geschildert an, was ich so vorher nicht vermutet habe.
Einige Vorschläge:
* Sammelung der Vorschläge überhaupt mal zentral zum Wiedernachlesen vorm nächsten politcamp. Geht das vielleicht über euch Referenten/Moderatoren?
* politcamps in die Länder tragen. Wir hier in Hessen haben nächsten März Kommunalwahl und vorher sollte ein politcamp Hessen möglich sein. Mit einer parteienübergreifenden Organisation, unabhängiger Moderation, und meinungsstarken Vorträge. Da würde ich gerne mitgestalten.
* Wir sollten überlegen, wie wir die eigenen Ergebnisse und Handlungsvorschläge aus unseren Erfahrungen der Kommunalpolitik zur Verfügung stellen. Mit genügt nicht, dass lediglich die parteieigenen Stiftungen + Bertelsmann Institut + Zentrale für politische Bildung zu dem Thema gedrucktes weichgespültes Material beisteuern.
* Ein parteienübergreifend anerkannter Kodex gefällt mir gut, welche Internet/IT Kompetenzen für die zukünftigen Kandidaten der Bürgermeister- und Landratswahlen mitzubringen sind. Diese Ämter sind Personenwahlen, über die von den Bürgern direkt abgestimmt wird. Können wir es uns leisten, Kandidaten zu wählen, die auf die heute zeitgemäße, moderne Art und Weise nicht telefonieren können und das auch nicht lernen wollen? Ich lebe im Kreis Darmstadt-Dieburg, wie haben die besten IT Unternehmen Deutschlands im Landkreis, mit guten Zukunftsaussichten und ich erschrecke beim Gedanken daran, wie wenig Ahnung unser frisch gewählter Landrat vom Internet oder dialogorientierten und transparenten Verwaltungsvorgängen hat.
Gruß aus dem Odenwald,
Peter Löwenstein
Ralf Bendrath 23. März 2010 um 13:54
„Das macht sie vielleicht zu einer Art Hoffnungsträgerin der Netzpolitik – wenn auch auf einem sehr niedrigen Niveau. Doch sehe ich solche Ansätze wie bei Schröder derzeit eben bei keinem anderen Politiker in Berlin.“
Sorry, Thomas, aber bei so einem Satz kann ich dir nur deine eigenen Worte vorhalten: Mach erstmal deine Hausaufgaben. Da gibt es einige. Wo warst du die letzten paar Jahre?
andi 23. März 2010 um 23:37
Sehr guter Artikel. Besonders der Kommentar zu den Piraten fand ich sehr passend. Hoffentlich lesen den auch die Absender der Tweets. 🙂
IP|Notiz – IP|Webnotizen VIII 24. März 2010 um 13:49
[…] Bericht vom Politcamp […]
Turtle 24. März 2010 um 14:13
Ich sehe bei Fr. Schröder noch keine Hoffnung, selbst wenn sie hin und wieder was Vernünftiges von sich gibt, aber genauso wie ihre Vorgängerin redet sie von der „Internetcommunity“. Auch sie hat nicht begriffen, dass das keine Parallelgesellschaft ist, sondern Leute die sich für ihre Rechte und das Internet interessieren.
links for 2010-03-24 « just another weblog 25. März 2010 um 0:01
[…] Politcamp mit Kristina Schröder Trotzdem war ich traurig. Ich bin weder politisch aktiv noch in einer Partei. Und mir wurde wieder einmal bewusst, warum. (tags: twitthis cfischercom gruenemenden) […]
dagger.twoday.net 31. März 2010 um 17:40
Politcamp – Tag 1…
Nun ist es schon ein paar Tage vorbei. In Deutschlands Politikhauptstadt Berlin trafen sich Mitte März zum Politcamp 2010 ein paar hundert Blogger, Journalisten, Netzwerker, Dagger und andere Menschen welche alles andere als politikverdrossen wa…
Ralf Bohle/Schwalbe mahnt Toms Bike Corner ab 6. Mai 2010 um 16:07
[…] einiger Zeit saß ich auf dem Podium des Politcamps in Berlin. Unter anderem warf ich ein, dass die Abmahnkultur in Deutschland ein für die Demokratie nicht […]
Google-Street-View-Argumentationshilfe für Volksvertreter 12. August 2010 um 17:36
[…] ist da sie Sache mit den anderen Anbietern. Den laut zeternden Volker Beck überraschte ich beim Politcamp ja mit der Existenz von Geomarketing-Unternehmen, die jedes Wohnhaus in Deutschland fotografiert […]
Kobler 15. August 2010 um 15:15
Das Internet scheint für die „heutige“ Gesellschaft noch so etwas wie ein Hobbyverein zusein. Die neue Generation wird dies anders sehen, denn schließlich wachsen heutzutage ja schon die 10 Jährigen mit dem Internet auf und der mediale Einfluß war auch noch nie stärker. Dies wird gerade durch die ganzen Social Communities immer stäker gefördert.
Beispiel:
Bund: „Um sie gegen Terrorismus zu schützen, werden wir sie Nacktscannen.“
Volk: „OK, kein problem.“
Bund: „Ab heute darf jeder Bürder nur noch 2 Stunden maximal im Internet surfen.“
Volk: *Aufschrei* „Das werden wir nicht zulassen!“
Gruß Kobler
Offener Brief an die SPD NRW in Sachen JMStV 25. November 2010 um 15:30
[…] vergangenen März kochte ich einen Tag lang. Es war während es Politcamps in Berlin, eine gute Veranstaltung, die auch nichts ändern kann an der nicht mehr zeitgemäßen Systematik […]
Deutschlands Parteien: unwählbar – eine Wutrede 29. November 2010 um 22:25
[…] so stöhnten einige beim Politcamp, sei das Bohren dicker Bretter. Tatsächlich ist es das Heißlaufen verbretterter Holzköpfe. Wer so […]
Mein Rückblick auf das Politcamp 2010 – Literatenmelu 30. November 2010 um 23:50
[…] auch interessant. Die Debatte zum Jugendmedienschutz-Staatsvertrag verlief sehr einseitig, weil der Moderator sich nicht gegenüber den Sprechern durchsetzte. Es ging wie immer nur um das Sperren, Filtern und […]
Largos 11. Mai 2011 um 8:18
Guter Artikel. War die Veranstaltung wirklich so erschreckend oberflächlich gestrickt wie man hier liest, oder gab es vielleicht auch den einen oder anderen Lichtblick?
Die Lichtblicke bestanden ja nach dem was ich hier lesen konnte eigentlich nur aus einer Politikerin die selbst twittert…
Es ist verwunderlich, dass gerade bei den Jugendorganisationen, auch wenn viele Mitglieder über 20 sind, so viele ewig gestrige dabei zu sein scheinen. Was ist wohl der Grund dafür?