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Nein, dies ist kein Einstimmen in die en vogue befindliche Google-Kultur-Pessimistik. Im Gegenteil. Nach der Innovationswelle in dieser Woche muss man wieder einmal Bewunderung empfinden ob der nicht enden wollenden Ideen aus dem Hause G.

Eines aber, und es wurde erst heute publik ärgert mich maßlos. Weil es schon wieder Google ist, das eine neue Idee in die Diskussion um die Zukunft des Journalismus wirft. Diesmal geht es um die Frage, wie sich journalistische Artikel verändern müssen, wenn sich die Nachrichtenlage dreht. Dieses Thema hatte ich mir mal im Juni von der Seele geschrieben.

Google präsentiert – klar – einen technischen Lösungsansatz. Immerhin zusammen mit US-Partnern:

Wann dürfen wir denn mit nur einem Vorschlag deutscher Verlage rechnen, der sich gedanklich mit solchen Fragen auseinandersetzt? Er muss nicht mal programmiert sein – es reicht schon die Idee.

Wann?

Wann?


Kommentare


Andre 9. Dezember 2009 um 21:18

Gebe dir vollkommen recht! Würde mir auch einmal wünschen, dass man den Namen eines deutschen Verlags lesen würden. Wenn das so weiter geht, dann brauch sich keiner mehr wundern, warum alle von Google sprechen und auf sie angewiesen sind!

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Sebs 10. Dezember 2009 um 0:08

Gar nicht, denn man ist ja hierzulande auf Krautcomputing spezialisiert.

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Christoph Kappes 10. Dezember 2009 um 1:45

Das einzige, was an dem Projekt journalistisch-inhaltlich interessant ist, ist eine aktuelle Summary, welche die Nachrichtenlage zusammenfasst. Das ist sinnvoll, aber nicht neu. (Der Rest sind technisch leicht mögliche unterschiedliche Views und Filter.)
Dass Google dieses Feature pusht, liegt daran, dass Google als Aggregator noch mehr als Verlage eine inhaltliche Klammer um die aggregierten Nachrichten braucht, weil die von Google aggregierten Nachrichten teilweise unterschiedliche Nachrichtenlagen berichten.

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maxwed 10. Dezember 2009 um 6:28

Je besser Information strukturiert wird, z.B. wie von google beschrieben, umso klarer treten die Vorteile des Mediums Internet zutage. Wer schonmal ein halbes Jahr Zeitschriftenstapel mit der Frage im Hinterkopf „Da war doch mal was gewesen, wo ist es bloß?“ durchwühlt hat, weiß, was ich meine. Kann man es den Zeitungsverlagen verdenken, daß sie nicht wie die Verrückten an Ideen arbeiten, die die Distanz zwischen den Übertragungswegen Papier und Netz noch vergrößern, was die Nützlichkeitseinschätzungen der Konsumenten angeht? Damit die sich noch schneller vom Papier verabschieden ins Netz, in dem die Verlage nichts verdienen?

Außerdem ist irrelevant, wer solche Ideen zuerst hat, denn man kann sie doch kopieren, oder sagen wir mal, mit einem unproblematischeren Wort: aufgreifen. Irgend wann mal. Demnächst.

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Thomas 12. Dezember 2009 um 20:51

Die Verlage stecken in einer schweren Krise und in dieser fehlt es ihnen an der Spitze am geeigneten Personal. Die Verleger haben ja recht, wenn sie verlangen, dass der Leser für die Inhalte, die er konsumiert, am Ende auch im Web bezahlen muss. Nur ist es keine bahnbrechende Erkenntnis sondern eher eine Binsenweisheit, dass so wie jeder von uns auch der Journalist am Ende des Tages ein paar Euro nach Hause tragen muss.

Das Problem ist meiner Meinung jedoch, dass sich die Verleger mehr mit der Frage beschäftigen, wie sie Geld eintreiben können, als mit der Frage, WOFÜR sie beim Leser Geld bekommen. So reden sie auch lieber über Zugangsbeschränkungen, Bezahlsysteme und das Urheberrecht. Eine Rückbesinnung auf die eigentliche Ware ist das nicht.

Aber für die Ware hegen Verleger sowieso keinen Respekt. Eher missverstehen sie Journalismus als teures Transportmedium oder „Datenträger“ für Werbung denn als originäres Produkt. Das ideale Transportmedium ist jedoch eines, das niemandem, vor allem dem Empfänger der Werbung, nichts kostet aber dennoch ein notwendiges Minimum an Aufmerksamkeit erzeugt: die Gratiszeitung.

Im Internet kann man jedoch an alles, was Aufmerksamkeit erzeugt, Werbung binden. Und dank Computer sogar kontextbezogen. Google existiert deswegen heute noch, weil es genau das erkannt hat. Nur haben die Verlage hier nun ein Problem: sie werden nie soviel „Kontext“ produzieren können, dass sie im Web vom Werbekuchen einen vergleichbaren Anteil bekommen, wie in der alten Offlinewelt. Denn dort wird überall geworben, bis hin auf Paula Müllers privater Homepage und ähnlich breit werden die Werbemillionen gestreut.

Jetzt dämmert es da einigen Verlegern, das da doch noch was anderes war, als das, was sich in Reichweiten bemisst. Nur wird es ihnen nicht mehr helfen. Denn in Zukunft braucht es nur noch die Redaktion, ein paar Webserver und ein Bezahlsystem. Nur Verlag und Verleger, die werden nicht mehr benötigt. Dann braucht es nur „Google Living Stories“ ala „iTunes“ und Redaktionen, die begriffen haben, dass sie den Verlag nicht mehr brauchen.

Die Krise, von der ich oben sprach, drückt sich darin aus, dass „iTunes“ nicht ein Apple-Produkt hätte sein müssen, sondern eines der Musikindustrie und dass „Google News“ oder „Google Living Stories“ ein Produkt eines Verlages hätte sein müssen. Wenn nun Verlage sich an „Google Living Stories“ beteiligen, ist das genauso intelligent wie die Beteiligung von Bertelsmann an Napster. Napster war eine Antwort darauf, wie man Daten im Netz verteilt, nicht wie man mit Songs Geld verdient. Als sich Bertelsmann an Napster beteiligt hat, hat das Management damit gleichzeitig deutlich gemacht, wie wenig das vom eigenen Geschäft versteht. Das gleiche gilt für die an „Google Living Stories“ beteiligten Verlage: die Vorstellung, die Lösung käme irgendwo von draussen ist mehr der Griff nach dem rettenden Strohhalm.

Vielleicht sollte ich ein eigenes Blog schreiben – zumindest von der Länge könnte es hinkommen 😉

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