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(Disclosure: Ich bin mit Antenne-Düsseldorf-Moderator Daniel Fiene befreundet, seine Firma arbeitet für kpunktnull und hat den Umzug von Indiskretion Ehrensache übernommen.)

Einst war das Lokalradio mein Traumjob. Als in den frühen 90ern in Nordrhein-Westfalen Privatradios auf Kreis- – und nicht wie in anderen Ländern auf Länderebene – starteten, träumten alle, die zum Radio wollten, von kleinen Sendern, deren Reporter den ausrückenden Feuerwehrwagen hinterherfuhren um live vom Geschehen zu berichten.

Es blieb ein Traum.

Stattdessen sind die meisten Lokalsender heute zum einen Dudelfunker mit langweiliger, von Radio NRW vorgegebener, Fahrstuhlmusik. Zum anderen haben sie jedweden journalistischen Anspruch schon bei der Gründung abgegeben. Die Sender gehören den Zeitungen und dürfen aus diesen zitieren. Ansonsten fahren ihre Redakteure zu Standard-Terminen und berichten kurz. Und diese Sache mit der Trennung von Redaktion und Werbung bewegt sich oft genug in fragwürdigen Bahnen.

Antenne Düsseldorf aber ist ein wenig anders. Ein wenig nur – aber immerhin. Man ist ja in diesen Zeiten schon mit kleinen Fortschritten zufrieden.

Zum einen gibt es reichlich Lokalnachrichten. Die sind kein Hort der investigativen Recherche, halten aber über das Geschehen in der Stadt auf dem Laufenden. Im Gegensatz zu anderen Sendern widmet sich Antenne auch der Berichterstattung über die lokalen Sportvereine.

Und dann ist da noch etwas: eine bemerkenswerte Aufgeschlossenheit gegenüber crossmedialen Ideen.

Wer den schnellen und schlichten Überblick über das Geschehen in Düsseldorf sucht, der ist auf der Homepage von Antenne besser aufgehoben, als bei RP Online. Dass es einen ebenso schlichten und nütlichen Twitter-Stream gibt, ist schon fast logisch.

Oder die Sendung mit dem Internet: Eine zweistündige Sendung über das von vielen Medien oft verschmähte Thema WWW mit Livecam und Moderatorenchat – bemerkenswert.

Dann die Jagd nach Mister X: ein GPS-Spiel in Zusammenarbeit mit der Deutschen Telekom. Bei dem sind auch andere Sender dabei. Trotzdem muss erstmal der Mut da sein, seinen Hörern etwas zuzumuten, was ein großer Teil von ihnen nicht wird nachvollziehen können.

Und schließlich Mein Antenne Düsseldorf: eine Vorschlagsplattform für Ideen. Tut sich da viel? Nicht wenn man nach den großen Vorbildern Starbucks und Dell geht. Aber durchaus etwas, setzt man die Größe von Antenne Düsseldorf dagegen.

Werden all die Ideen zu grandiosen Erfolgen? Kaum. Scheitern gehört überall dazu. Doch so viel Offenheit für Neues, so viel Bereitschaft zum Experiment – das würde ich größeren Unternehmen, egal ob in der Medienbranche oder anderenorts, dann doch mal wünschen.


Kommentare


jo 7. Dezember 2009 um 4:14

„Und diese Sache mit der Trennung von Redaktion und Werbung bewegt sich oft genug in fragwürdigen Bahnen. Antenne Düsseldorf aber ist ein wenig anders. Ein wenig nur – aber immerhin.“

Besorg dir bei Gelegenheit mal die Videodokumentation zur Präsentation der Henkel-Hymne „We together“ von/mit/durch Antenne Düsseldorf ,) Und vorher eine Familienpackung Beisshölzer.

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Michael Mennicken 8. Dezember 2009 um 12:58

Zunächst einmal Danke für die Blumen: Wenn ich hier so manch anderen Kommentar lese, sind wir mit unserer kleinen aber nicht nur crossmedial fein aufgestellten Antenne Düsseldorf ja gut weg gekommen.

Leider ist Ihnen aber zum Anfang Ihres geschätzten Beitrags dann doch der klassische Lokalfunk-Pauschalhammer gleich 2x rausgerutscht. „Stattdessen sind die meisten Lokalfunker heute zum einen Dudelfunker mit langweiliger, von radio NRW vorgegebener, Fahrstuhlmusik …geworden (fehlte in Ihrem Text, ich hoffe, hiermit in Ihrem Sinne richtig ergänzt, „verkommen“ wäre die härtere Variante).“ Ja, Sie haben Recht, die Musik kommt von radio NRW, aber ob diese Auswahl nun langweilige Fahrstuhlmusik ist, das ist aus meiner Sicht eher eine Frage Ihres persönlichen Musikgeschmacks. Und da kommen wir zum Kern: Warum spielen wir die Musik, die wir spielen – weil die Hörer in der Masse diese Musik so und zwar genau so haben wollen. Das wissen wir aus unserer Musikforschung und sicherlich ist nichts in unserem Programm so gut untersucht wie die Musik. Und das ja aus gutem Grund: Als Massenmedium müssen wir besonders bei der Musik als Einschaltfaktor Nr. 1 ein funktionierendes, massenkompatibles Produkt anbieten. Nur dann klappt die Gleichung – viele Hörer = guter Platz für Werbung. Und wenn Sie durch die deutschen Lande fahren, dann hören Sie, dass wir in NRW absolut nicht alleine sind mit der Pink-Grönemeyer-Shakira-Mischung (die (an sich) nicht auf Masse erpicht sein müssenden öffentlich-rechtlichen Kollegen beten diesen Musikmix ja auch gleich gepflegt nach). Eine spannende Frage in diesem Zusammenhang ist allerdings – wie lange funktioniert noch diese bundesweite musikalische Uniformität?

Der zweite „Lokalfunk-Pauschalhammer“ – und uns wirklich treffende – geht in Richtung Inhalt: „Zum anderen haben sie (die Lokalsender) jedweden journalistischen Anspruch schon bei der Gründung abgegeben. Die Sender gehören zu den Zeitungen und dürfen aus Ihnen zitieren. Ansonsten fahren ihre Redakteure zu Standard-Terminen und berichten kurz.“ Das ist ja schon harter Tobak und dann auch noch falscher. In den letzten Jahren hat sich gerade in diesem Bereich – offensichtlich unbemerkt an Ihrem Ohr vorbei – einiges getan. Jetzt sind wir natürlich nicht alle mit nordrhein-westfälischen Leyendeckers en masse bestückt und decken eine politische Missetat nach der nächsten auf. Aber wir bemühen (sie waren stets bemüht) uns täglich, dem Hörer ein journalistisches erkennbares Senderprofil zu präsentieren – geprägt von Unabhängigkeit und eigener Themensetzung -, zitieren dann nur aus den Zeitungen, wenn es nötig ist und aus unserer Sicht Sinn macht (und wir die Geschichte nicht schon eigenständig präsentiert haben) und schicken unsere Volontäre oder Redakteure zu Terminen, wenn wir diese für wichtig (das kann auch mal ein Standard-Termin sein) und zum Programmprofil passend halten. Da Sie meines Wissens ja im Rheinland zuhause sind, lade ich Sie gerne – Interesse und Zeit voraus gesetzt – zu einem Antenne-Düsseldorf-Redaktionsbesuch inklusive Redaktionssitzung ein, um Ihnen obiges zu belegen.

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M. Klotz 9. Dezember 2009 um 17:00

Tja, die damalige Gründung von Radio NRW war ein Verhinderungschlag gegen Privatanbieter. Wobei diese auch nicht besser sind, wie wir es in den benachbarten Bundesländer erleben dürfen. Dennoch, diese NRW-Situation verhindert auch jeden Ansatz, vielleicht mit Ausnahme des Senders Köln-Campus. Doch der ist gerade mal im Stadtgebiet empfangbar. Schade eigentlich. So ist man auf das Internet angewiesen. Zu hause läuft alles nur noch über ein IP-Radio mit der Chance auch Spezial- und Spartensender zu empfangen. Terrestrisch bleiben fast nur noch D-Radio, WDR und HR2 übrig. Bleibt zu hoffe, dass sich andere NRW Sender in Richtung Antenne Düsseldorf bewegen.

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GrumpyOldMan 9. Dezember 2009 um 23:10

Ich selber habe Herrn Fiene erst diesen Sommer kennengelernt – die ‚Sendung mit dem Internet‘ kannte ich zwar schon vorher – doch war ich überrascht, solcher Offenheit (und zwar die gesendete) zu hören. Fand ich persönlich in den mehreren Fällen inhaltlich sehr gut – und auch angebracht.

Was die Finanzierungsgeschichten privat/ÖR und/oder Firmenportraits angeht; bisher mental ausgeblendet – mag aber berufsbedingt sein … halt Werbung und so …

@Michael Mennicken zum Thema Musik … in ganz kurz – nehmt doch mal zusätzlich CC-lizensierte Künstler – Kostenaufwand? Plattenplatz. Wo ist DA das Problem? Es gibt lockerst stundenfüllende ‚massenkompatible‘ freie Inhalte – doch finden sie in der Regel kein Gehör beim Funk – oder täusche ich mich da?

Kurz erwähnt seien diesbezüglich gerade die http://www.netlabelnights.de/ ,welche freie musikalische Inhalte transportieren möchte – nicht nur im ‚Kleinklein‘, sondern richtig – deren Förderung steht jedem offen – auch Ihnen.

Falls dieser Post kein ‚Gehör‘ finden sollte, mag es daran liegen, daß man mal wirklich, wirklich für 4 Tage offline war.

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