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Nun kommt er also, der Amazon Kindle. Nach Deutschland und in die Welt außerhalb der USA. Die Reaktion der Verlagsbranche hier im Lande erinnert mich dabei leider fatal an die jene der Musik- und Zeitungsindustrie. Die Folge könnte ein ähnlicher Überlebenskampf sein. Man kann Stefan von Holtzbrinck wahrlich nicht vorwerfen, er sei technikfeindlich. Doch was er jüngst zum Amazon Kindle sagte, macht mich sehr nachdenklich:
„Das haptische Gefühl des Buchs und auch die praktischen Aspekte werden noch sehr lange zu einem sehr hohen Marktanteil an gedruckten Büchern führen.“
(Gefunden bei Turi2)

Dazu muss ich ergänzen: Ich bin weiterhin skeptisch, ob der Kindle nun auf Dauer das führende Digitalbuchlesegerät bleiben wird. „It looks almost modern“, das vernichtende Urteil von Philippe Starck auf der Le Web 2007, ist auch weiterhin meine Meinung. Der Kindle ist grauenhaft gestaltet, allein zwei Dinge machen in besonders: das exzellente Display – und die Anbindung an Amazon.

Trotzdem glaube ich, dass ein Markt für E-Reader entstehen kann. Ob der die Buchverlage in ihrem Bestehen gefährdet, entscheiden alleine sie selbst. Ich fürchte, hinter von Holtzbrincks Zitat schwingt jene Denkweise mit, die schon die Musikwelt und die Zeitungsverlage in Bedrängnis brachte.

Es ist der Glaube, weil ein Gerät noch nicht so fürchterlich weit verbreitet ist und man selbst es nicht benutzen mag, sei sein Einfluss gering. Sicher, ein paar Prozente vom Umsatz wird es kosten – aber mehr nicht. Es ist der Glaube an einen linearen Verlauf der Wirtschaft.

Doch so funktioniert kaum ein Geschäft. Die paar Prozente werden zu kleineren Kostenanpassungen führen. Diese Einsparungen werden sich in Umsatzverlusten im Stammgeschäft bemerkbar machen – auch das ist noch hinnehmbar, denn die Reaktion lautet in der Regel, noch ein wenig zu sparen.

Willkommen in der Abwärtsspirale: Denn gleichzeitig mit jenen kleinen Einbußen wächst der Einfluss der digitalen Konkurrenz. Weigern sich die Verlage, diese zu bedienen, entsteht schnell ein Grau- bis Schwarzmarkt. So wie einst bei der Musik: Ein substanzieller Teil der Raubkopien entstand in der Frühphase digitaler Musik aus dem schlichten Wunsch der Nutzer, überhaupt digitale Songs bekommen zu können – die Industrie aber verweigerte sich dem Markt.

Wer einmal in der Spirale hinabrutscht, der kommt nur schwer wieder raus. Denn eigentlich müsste er investieren, um den neuen Markt zu bedienen. Dafür aber fehlt das nötige Bargeld. Also müsste noch mehr gespart werden als ohnehin – was das Stammgeschäft nochmal mehr ankratzt.

So mancher in der deutschen Buchbranche wundert sich, warum Amazon seinen Kindle jetzt schon im Ausland auf dem Markt bringt: Es fehlt zum Beispiel an ausländischer Literatur.

Das ist ein Argument für den Massenmarkt – andererseits hat es Dan Browns „The Lost Symbol“ gerade als englischer Titel in die deutschen Verkaufscharts geschafft und Buchhandlungen weiten aus meiner Beobachtung heraus ihre fremdsprachigen Abteilungen aus.

Der Grund für das Vorpreschen könnte schlicht lauten: Amazon will Erfahrungen sammeln. Will probieren, ob die internationale UMTS-Anbindung funktioniert, will schauen, in welchem Land die Kunden was lesen und verwenden.

Es ist die Beta-Haltung der Web-Branche: Man gibt den Kunden ein unfertiges Produkt und schaut, was sie damit machen. Das ist nicht kundenfreundlich, langfristig aber dem Produkt vermutlich zuträglich.

Jene Buchverlage, die glauben, sie müssten sich nicht mit dem Thema beschäftigen, könnten damit ihre Zukunft gefährden. Denn die Krise beginnt nicht, wen das letzte Buch verkauft wird – es beginnt dann, wenn das erste Buch nicht mehr verkauft wird.


Kommentare


Tom 9. Oktober 2009 um 18:52

Gerae fuer Zeitungen waeren eReader doch eine tolle Moeglichkeit, das alte Bundle (aka Zeitung) weiter kostenpflichtig zu vertreiben. Unbundling hat schliesslich auch die Musikbranche schwer getroffen.

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Gartenstadt 9. Oktober 2009 um 19:03

Dem schließe ich mich an, hätte ich ein Kindle würde ich wahrscheinlich eine kostenpflichtige Zeitung abonnieren, was so für mich nicht in Frage kommt, da ich mich zu häufig im Ausland aufhalte, und zudem keine Lust auf das unhandliche Format habe. Mit \“echter\“ Literatur, auf die man später möglicherweise zurückkommen möchte, würde ich mich zumindest Anfangs noch schwer tun, da ist ein richtiges(!) Buch doch handlicher und präsenter.

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Foodfreak 9. Oktober 2009 um 19:34

Gerade die technikaffinen Kunden, die early adopter, kaufen seit Jahren englischsprachige Bücher, englischsprachige Fachliteratur, bei Amazon im Ausland wie in D, gerade diese Leute sind bereit für ein Gerät und für Abonnements und Bücher, auch englische, Geld auszugeben. Aber die tauchen in einer Holtzbrinck Bilanz eben nicht auf. Dass sie essenziell sind für den Erfolg einer solchen Technik haben die Macher vieler Verlage immer noch nicht kapiert.

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Chräcker 9. Oktober 2009 um 19:57

Als Liebhaber deutschsprachiger Bücher (vulgo: Englisch unkundiger) sind eBooks nutzlose Dinger. Und ehrlich, würde ich meine Romane, die ich jede Woche kaufe (ein bis zwei) als eBook-futter bekommen, ich hätte schon lange eins.

Der eBookmarkt ist fest in der Hand der Verlage, und wenn die diese nicht wollen, dann kommen die auch durch keine Hintertüre herein. Das ist ein elementarer Unterschied zur Musikentwicklung. Der Schaden kam durch die leichte Kopierbarkeit einerseits und die Hintertüre mp3-Player-Etablierung über den iPod-Hype – also übers Ausland.

Bei deutsprachigen Büchern ist beides nicht da.

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Dierk 9. Oktober 2009 um 20:08

Ich wundere mich schon seit der Kindle auf den Markt kam, weshalb nicht zumindest deutsche Zeitungsverleger hinter Amazon herlaufen, um den hier einzuführen. Bisher gibt es gerade mal FAZ und Handelslbatt als eReader-Ausgaben, und das noch zu einem Preis, der dem Leser vermittelbar ist [ich nehme an, es handelt sich um ein Jahresabo].

Für mich sieht das ideal aus: Kaufe ein 2-Jahres-Abo einer Tageszeitung als eEdition, erhalte zu geringem Aufpreis [höchstens € 50] den eReader.

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Woo 9. Oktober 2009 um 20:53

Spaetestens seit der 1984-Aktion ist fuer mich klar dass mein demnaechst zu kaufender EBook-Reader definitiv kein Kindle sein wird. Ich kanns nicht haben, wenn jemand remote an Geraeten herumpfuschen kann ohne dass ich das kontrollieren kann. Aber der breiten Masse ist das leider egal.
Die Idee einer digitalen Tageszeitung finde ich sehr interessant, aber ich moechte mir die doch bitte morgens via USB draufschieben duerfen. Selbstverstaendlich mit unbegrenzter \“Lebensdauer\“.. aber wie ich die deutschen Verlage kenne, wird das undenkbar. Waere ja zu schoen wenn man was aufheben kann fuer das man gezahlt hat. Nein, die Zeitung wird sicher DRM-gesteuert nach einer Woche ins digitale Altpapier geworfen, damit man Artikel zur spaeteres Verwendung brav ueber das entsprechende Internetportal nochmal fuer ein paar Cent kaufen muss.
(Apropos Langzeitarchivierung von e-Zeitungen.. gibts eigentlich einen Ebook-Reader der mit dem eh schon recht ueblichen IRDA-Port einen Drucker bedienen kann?)

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René 9. Oktober 2009 um 22:48

Holtzbrincks Zitat „Das haptische Gefühl des Buchs und auch die praktischen Aspekte werden noch sehr lange zu einem sehr hohen Marktanteil an gedruckten Büchern führen.“ ist etwas ungünstig wiedergegeben worden. Ich dachte sofort an Brockhaus, von wo es auf Presseanfragen bezüglich Wikipedia lange Jahre hieß, dass u.a. die Haptik des gedrukten Buches für viele Kunden entscheidend ist. (Okay, wenn man ~5 Jahre mit immer der gleichen Frage genervt wird, wird’s auch irgendwann lästig und man nimmt eine Standardantwort.)

Dass nicht jeder Kunde abends bei einem Glas Rotwein im Brockhaus schmökern möchte (das genaue Zitat suche sich der geneigte Leser bitte selbst), hat man irgendwann auch eingesehen und viel zu spät auf den Markt reagiert.

Holtzbrinck hingegen sagte – laut Tagesspiegel – auch „Nachschlagewerke und Reiseführer aber würden sich zur Digitalisierung anbieten.“ Da hat er durchaus Recht.

Ich lese selbst ungern längere Texte am Bildschirm, unterwegs ist ein Reader jedoch deutlich handlicher als einige Bücher.

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georg 9. Oktober 2009 um 23:19

Ich bin fest davon überzeugt, dass der Kindle in ein paar Jahren zum Leben dazu gehört, wie heute das iPhone. Riesiges Angebot von Büchern, Zeitschriften und Zeitungen mit sofortiger Verfügbarkeit an beliebigem Ort, Synchronisation der Lesesituation über verschiedene Endgeräte (PC, Mobile, Kindle) und Nutzungen (Voice, Text), Umweltfreundlichkeit, niedriger Preis, Transportabilität. Das Teil ist so cool, dass es friert.
Ich habe bestellt.

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GA 10. Oktober 2009 um 0:22

Man merkt an den Kommentaren, dass hierzulande noch nicht so viele praktische Erfahrungen mit dem Kindle vorliegen. Hier sind ein paar…

1. Der Kindle ist auch ohne Funkverbindung/Whispernet einwandfrei einsetzbar, er frisst Bücher auch via USB, nur leider nicht in PDF. Mit etwas einmaligem Aufwand (gibts noch nicht von der Stange) lässt sich die Konvertierung praktikabel gestalten, brauchbare Quellen insbesondere für Fachliteratur gibt es viele (aber keine eBooks, dazu später mehr).

2. Angenehmer Nebeneffekt ohne Funk: Akkulaufzeit bei täglicher Nutzung ca. vier Wochen.

3. Was vielleicht überrascht: es gibt für Nichtbesitzer einer Kreditkarte mit Rechnungsadresse in den USA vor allem viel zu wenig englische eBooks (gerade die Interessanten und die Bestseller), da die Vertriebsrechte für englischsprachige Bücher im internationalen Bereich nicht mitverkauft wurden. Insgesamt ist die Rechtesituation im Bereich eBooks so kompliziert, dass dies ein nachhaltiges Verkaufshindernis darstellt. Verlage und Vertriebe blicken selbst auch nicht durch – das ist auch ein Grund für das 1984 Debakel.

4. In den USA ist der Kindle auch ein zwar experimentelles aber für News, Feeds und Tweets absolut brauchbares Always-on-Surfterminal ohne Providergebühr. Mal schauen, ob das ab Ende Oktober hier auch funktioniert.

5. Wenn man tatsächlich viele Bücher auf dem Gerät hat, ist die Navigation der Horror. Kauf und Subskription sind dafür bestechend einfach.

6. Das Gerät wird bereits personalisiert geliefert, d.h. unmittelbar nach dem Auspacken kann die erste Kauforgie starten. Bei US-Konsumenten gibt es dann gleich ein Impulskaufverhalten – mehrfach beobachtet. Auch 20 Subskriptionen am Stück passieren – man kann sie auch leicht ein paar Wochen kostenfrei nutzen und dann widerrufen.

7. Die einzige akzeptable Kindle-Adaption im Subskriptionsbereich ist die New York Times, alles andere – auch FAZ – ist noch nicht dem Format angemessen umgesetzt.

8. Sogar im gadgetverliebten San Francisco bin ich im Mariott, im Sheraton und im Hilton der Einzige, der beim Frühstück seine Zeitung auf dem Kindle liest.

GA

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Joachim 10. Oktober 2009 um 0:48

Gerade erst habe ich wieder von irgendeiner Studie gehört (ich glaube, das war in www.wasmitmedien.de), die dem papiernen Buch eine große Zukunft voraussagt – des haptischen Erlebnisses wegen. Das E-Book habe zwar auch eine Zukunft, aber eher in der Fachbuch-Sparte. Das sehe ich auch so. Das papierne Buch hat Vorzüge, die dem Schmökerer wichtig sind. Buch und Kindle sind nicht zu vergleichen mit CD-Spieler und MP3-Player. Und das Leseverhalten der heutigen Teenies kann nicht gleichgesetzt werden mit deren Musikkonsum. Musik hören alle – Bücher lesen nur einige (mal abgesehen von Harry Potter). Aber Verlage tun sicher gut daran, sich mit dem Thema zu befassen.

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irgendeiner 10. Oktober 2009 um 8:41

Die Kindlereien sind nur eine Übergangsphase!

Schon in paar Jahren wird der Netbook alle Funktionen von Handy, Film- und Foto Aufnahme und Wiedergabe übernommen haben. Jedermann hat ihn fast jederzeit dabei und das Display wird \’perfekt\‘ sein.

Dann ist das gedruckte Buch nur noch für Sonderfälle besser geeignet.

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Horst 10. Oktober 2009 um 10:15

\“Das haptische Gefühl der gravierten Steintafeln und auch die praktischen Aspekte (wasserfest, hitzebeständig, sturmsicher) werden noch sehr lange zu einem sehr hohen Marktanteil an Steintafeln führen.\“

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Henning 10. Oktober 2009 um 11:01

Gerade bei Zeitungen ist das haptische und sonstige Gefühl eine Katastrophe: sie sind unhandlich, sie stinken, sie färben ab, sie werden im Treppenhaus geklaut und verstopfen die Altpapiertonne. Alle meine Versuche mit Probeabos hab ich schnellstmöglich wieder eingestellt.
Kindle könnte da ein echter Fortschritt sein.

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Jochen J. 10. Oktober 2009 um 11:15

Größtenteils teile ich die Skepsis vor dem Wegreden einer aufkommenden Entwicklung. Zudem bin ich auch ein Anhänger der Vision des papierlosen Büros. Das papierlose Büro existiert aber nicht, weil die Leute es einfach nicht wollen, sondern weil einfach die bisherigen Techniken kaum Nutzenvorteile versprachen. Diese gegensätzliche Argumentation zeigt auch dann den Holzweg auf, auf dem die Verlage sind. Denn bei erster Argumentation scheinen relativ einfache Maßnahmen, wie Kommunikation, ausreichend um den Willen der Menschen nicht zu ändern. Die zweite Argumentation aber, eine Art evolutorische, erfordert die zwingende Auseinandersetzung mit dem Grund für die Wahl eines eReaders oder auch eines Papier-Buches.

Genau das ist meiner Meinung nach auch in der Musikindustrie nicht passiert. Mit meinem ersten Ipod (damals noch durch Windows- und Apple-Versionen unterscheidbar) konnte ich kaum digitale Musik legal kaufen, CDs zu digitalisieren wurde immer schwerer. Man scherte sich überhaupt nicht darum, wieso Leute Musik kaufen und wann diese dann benutzt wird (ein wohl sehr wichtiger Aspekt bei Musik).

Allerdings sehe ich einen Unterschied zu ebooks (Zeitungen und Zeitschriften würde ich da aber ausklammern und der Musik gleichstellen): Ein Buch zu lesen erfordert heute immer noch Zeit und Konzentration. Sich auf die Schnelle ein Buch zu kaufen wird zwar auch in digitaler Zeit gefördert, weil dann genau in dem Entscheidungsmoment auch beinahe jedes Buch vorhanden ist. Aber spätestens nach dem x. Buch, das nicht gelesen wird, wird man wohl nicht mehr jeden Buchwunsch auch in einen Kauf umsetzen. Das ist bei Musik und Zeitungen/Zeitschriften größtenteils anders. Denn diese sind recht schnell konsumierbar, auch wenn sie danach eventuell nie mehr genutzt werden. Der Hauptnutzen wird meist beim ersten Konsum erreicht, spätere Nutzen bringen nur noch marginale Nutzensteigerungen. Der Trend, durch Digitalisierung viele Dinge \“effizienter\“ zu nutzen, macht meiner Meinung vor dem Buch halt. Das bedeutet allerdings auch nicht, dass mit eReadern weniger oder \“nur\“ gleichviel Bücher verkauft werden. Es entstehen sehr wahrschenlich mehr Situationen, in denen eben Kaufwünsche schneller und besser umgesetzt werden. Eine solche Umwälzung wie bei der Musik kann ich mir aber nicht vorstellen. Ein Buch (als Medium, nicht die Form) kann eben nicht als Soundtrack für jede Lebenssituation oder als schnelles Informationsmedium dienen. Das Medium wird durch die Digitalisierung nicht wie bei Musik, Zeitungen oder Zeitschriften in seine Grundbestandteile zerlegt. Ein Buch bleibt auch digital ein Buch, die digitale Musik hingegen hat sich vom Medium CD/Platte/Kassette komplett gelöst, Zeitungen verlieren ihren Nutzen wenn man sich selber Meldungen zusammensucht oder Zeitschriften sich in digitale Nischen zurückziehen. Von daher ist am Ausdruck \“haptischen Gefühl\“ etwas wahres dran, wenn es auch weniger mit dem Papier an sich zu tun hat.

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Klaus Scheld 10. Oktober 2009 um 12:19

TRACKBACK: …Es gibt durchaus gute Gründe, das Gerät selbst für nicht so toll zu halten. Der Trend zum eBook dürfte aber unaufhaltsam sein. Die aktuellen Verkaufszahlen des neuen Dan Brown-Bestsellers in den USA weisen bereits in diese Richtung: Auf zwei gedruckte Exemplare des Wälzers kommt schon ein eBook.

Allerdings ist auch die Vertriebspolitik von Amazon etwas eigenartig. Gerne ist ja in den Medien diese Woche oft darauf verwiesen worden, dass derzeit im europäischen Kindle-Shop nur die FAZ zu überteuerten Preisen elektronisch erhältlich ist – und sonst nichts. Das stimmt zwar nicht ganz, aber auch im amerikanischen Kindle-Shop gibt es durchaus schon einiges an deutschsprachiger Literatur. Etliche Bücher und auch einige Weblogs. Darunter seit einigen Monaten auch \“Aktion Störtebeker\“….

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Frank 10. Oktober 2009 um 12:43

Der entscheidende Unterschied zwischen Musik und Büchern ist der Aufwand eine Kopie zu erstellen.
Das dies bei Musik so einfach war hat die ganze Spirale mit Raubkopien, MP3s usw. in Gang gesetzt welche zu dem jetzigen Markt geführt hat.

Bei deutschen Büchern ist dies, wenn sie nicht als digitale Ware vorliegen, eben sehr aufwendig und damit wird es nicht so schnell geschehen wie bei Musik,
Die dt. Verlage sitzen hier an der Quelle und wenn sie keine digitalen Versionen herstellen wird es auch nicht die große Verbreitung des Kindle geben – denn der Markt von engl. Büchern ist eben deutlich kleiner. Gleiches gilt auch für andere eBook Reader. So lange es eben keine \“Software\“ gibt ist es für den Massenmarkt uninteressant. Egal wie gut der eBook Reader selber ist.

Und bei aller Freude über den Kindle schaue man mal ins Kleingedruckte, speziell die Kosten sind für \“außerhalb US\“ Kunden höher – geschuldet dem Roaming da man keinen europ. Mobilprovider ins Boot bekommen hat.

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Tom 10. Oktober 2009 um 14:09

Ich gebe zu: den Kindle werde ich mir auf gar keinen Fall kaufen.

Ich werde auch keine digitale Literatur in einem proprietären Format mit DRM kaufen – ABER: noch sehr viel unwahrscheinlicher ist es, dass ich Literatur auf Papier kaufe.

Ich HASSE jede Art unnützen Ballasts – und ein Buch (einmal gelesen) IST Ballast, denn es endet auf Jahre ungenutzt als Staubfänger im Regal. Früher waren Bücher dann zwar nutzlos aber wenigstens war der Buchrücken dekorativ gestaltet. Heutige Taschenbücher sind sie nicht nur nutzlos sondern auch noch hässlich.

Ein preiswerter Reader für nicht mehr als 50 Euro, der (neben den inzwischen üblichen Funktionen wie MP3 und Video) auch auf einem guten Display normale PDFs anzeigt, würde meine Meinung allerdings ändern.
ABER soweit ist die Technik noch nicht.

Außerdem erwarte ich selbstverständlich eine große Auswahl interessanter Literatur: ohne DRM und selbstverständlich als PDF-A oder im Open-Document Format.

Bei der Technik mache ich mir keine Sorgen. In 5 Jahren sind wir sicher soweit. Bis dahin kann ich warten.

Aber ich befürchte die Contentindustrie wird auch in 10 Jahren noch nicht soweit sein.

Deshalb kriegen die Verlage auch in Zukunft von mir keinen Cent: weil sie kein Interesse daran haben neue Märkte zu bedienen und ich als Kunde an deren alten Märkten nicht interessiert bin.

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Chat Atkins 11. Oktober 2009 um 10:03

Abseits von der Haptik: Der Durchbruch wird dann kommen, wenn alle mobilen Funktionen auf einem einzigen Gerät versammelt sind: Fon, Netz, Lektüre, Navigation usw. Niemand, der seine fünf Sinne beisammen hat, koffert noch ein mobiles Technik-Gadget durch die Gegend … anders ausgedrückt: Das Probleme des Kindle und der anderen ist, das sie schlicht ein Gerät mehr als bisher sind.

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Bernd Sommerfeld 11. Oktober 2009 um 10:52

Umfrage zu den neuen eBook-Reader http://twtpoll.com/ti596s
Jeder Leser kann mitmachen…

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Klopfer 11. Oktober 2009 um 21:39

Ich bin gespannt, wie sich der Kindle hierzulande entwickelt. Sony bietet seinen Ebook-Reader ja gefühlt in jeder Buchhandlung mindestens dreimal an, und wie mir eine Bekannte gesagt hat, die in einer größeren Hamburger Buchhandlung arbeitet, haben sie in der Filiale bisher nicht ein einziges Exemplar verkauft. (Dass die Probegeräte keinen guten Eindruck machen, mag seinen Anteil daran haben; der Seitenaufbau ist wahnsinnig langsam, die Bedienung nicht sehr intuitiv.)

Das Argument mit der Haptik würde ich nicht vorschnell beiseite schieben: Fiktionale Bücher lese ich auch lieber auf dem Papier. Auch Kolumnensammlungen wie von Jeremy Clarkson und Charlie Brooker oder Reisetagebücher von Michael Palin mag ich gedruckt lieber, obwohl ich diese auch elektronisch lesen könnte (die von Clarkson und Brooker stehen auf den entsprechenden Webseiten der Zeitungen, und Palin hat die Texte seiner Bücher frei verfügbar im Netz). Es ist einfach bequemer auf Papier, man hat keine Skrupel, sie in der Badewanne zu lesen, sie funktionieren ohne Strom und sind sehr einfach zu benutzen.

Wo ich den Vorteil von Ebook-Readern sehe, sind tatsächlich bei Dingen, die es sich nicht zu archivieren lohnt, also Zeitungen, Zeitschriften, Fachbücher und Nachschlagewerke. Gerade im Fachbuchbereich wäre es fantastisch, wenn man z.B. Fehlerberichtigungen aktualisiert einspielen könnte. Bei Sprachlernbüchern wäre es toll, wenn man in Readern mit einer Touchscreenoberfläche Schreibübungen möglich machte (Japanisch- oder Chinesisch-Lerner wissen, was ich meine).
Aber alles, worin man richtig schmökert, möchte ich weiterhin auf Papier lesen und nicht im Reader.
Ich besitze über 1700 Bücher und bin trotzdem ein totaler Gadget-Geek. Ich sehe nichts an der zitierten Aussage von Stefan von Holtzbrinck, dem ich nicht zustimmen würde.

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Chräcker 12. Oktober 2009 um 10:30

Naja, wenn der eReader Markt wie der m3-Player Markt in Gang käme, was er aber nicht wird, weil die Verlage nicht wollen, dann würde es mehr als zwei oder drei Exemplare geben. Also sicher auch ein Sand-, Staub- und Spritzwasserfestes Exemplar, wenn nicht gar ein wasserfestes.

Strom brauche ich in der Badewanne eh, bei Kerzenlicht liest es sich ja immer etwas schlecht. Also kann etwas mehr Strom zum umblättern auch noch ins Badezimmer getragen werden. Dafür würde ein ins Wasser fallendes wasserfestes eBook weniger leiden, als ein Papierbuch.

Wir gehen immer von den jetzigen Geräten aus. Es gibt ja nicht so wenige, weil die so schwer zu konstruieren sind, sondern weil es kein Lesefutter und somit keinen wirklichen Markt gibt und sich der Verkauf von eBookreadern nicht lohnt.

Übrigens war die LP auch immer SO den CDs überlegen (und ist es ja streckenweise in der Tat,) und die CDs wiederum den mp3-Dateien etc etc. Und die Haptik eines LP-Plattencovers wurde auch immer gerne angeführt.

Nein, es liegt an dem Futter. Bücher sind nicht kopierbar für den grauen Markt wie Musik. Hier kann der Verbraucher nicht mit abstimmen, der Markt wird diktiert.

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TJ 12. Oktober 2009 um 22:35

Ich denke, daß die Verlage JETZT die Scheuklappen ablegen müssen und sich auf EINEN, am besten relativ offenen Standard für Ihr Material einigen müssen. Denn wenn dies nicht geschieht, geben sie die Macht an die Hardwarehersteller bzw. Händler ab und müssen sich deren Vorgaben und Macht im Laufe der nächsten Jahre unterwerfen und sich in Abhängigkeiten begeben.

Was bei der Musik, den Firmen Apple und Sony dank dem schon zu verbreiteten mp3 nicht geglückt ist, könnte dann bei Verlagserzeugnissen passieren.

Falls sich die großen Verlage (weltweit) jetzt nicht einigen, dann werden sie sich in 3-6 Jahren dem (Preis-/Margen-)Diktat von Amazon, Apple, Sony, Phillips o.ä. unterwerfen müssen.

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Netzwert Reloaded XLV: Tankstellen und Handteller 16. November 2011 um 16:54

[…] einiger Zeit besitze ich einen Kindle. Meine Meinung über das Gerät hat sich nicht geändert: Das Display ist großartig zur Textlektüre – ansonsten aber ist das Geräte erschreckend […]

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