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Kürzlich sah ich eine Reportage bei RTL II, es ging um StudiVZ (wie das Handelsblatt Teil der Holtzbrinck-Gruppe). Dieses sei ein Anlaufpunkt für magersüchtige Teenager hieß es, einziger Beleg dafür war eine Diskussionsgruppe, die von der Redaktion selbst eingerichtet worden war. Beim Vorbeiwischen der Kamera konnte man erkennen, wie viele Mitglieder diese hatte: zwei. Eines davon war der Gründer.

Deshalb ahnte ich, was kommen würde, als vom Titelthema des neuen „Spiegel“ erfuhr: Social Networks. Meine Ahnung aber wurde noch locker übertroffen: Heute sind „Spiegel“-Redakteure nicht mal mehr in der Lage, ihre Leser so zu manipulieren, dass diese es nicht nach zwei Minuten merken.
„Die tiefe Recherche ist der Tod jedes Knüllers“, sagte mein Lehr-Herr Ferdinand Simoneit gerne – und es war ironisch gemeint. Simoneit selbst hatte in der großen „Spiegel“-Zeit gelernt und so erfuhren wir Volontäre viel über die Arbeitsweise unter Rudolf Augstein. Dazu gehörte es eben auch, Geschichten zu „drehen“: Man stellt die Faktenlage so dar, dass die Geschichte ausgewogen scheint, faktisch aber in eine eindeutige Richtung geht.

Dies hat noch immer Tradition im Hause „Spiegel“. Für solch ein Unterfangen aber braucht es richtig gute Journalisten – und damit sind wir bei der heutigen Titelgeschichte.

Nach dem Aufschlagen der Seite 118 stutze ich nach gefühlten 0,83 Sekunden. Denn das erste Bild, links oben, kenne ich. Es ist ein Video und ich musste es oft genug ertragen, oder besser dank Videorekorder übergehen: Es ist ein Werbevideo eines Musiksongs, dessen Klingelton in den Werbepausen der „Daily Show“ auf dem Comedy Kanal verkloppt werden soll.

Nur: Laut „Spiegel“ soll das Gesamtarrangement „Fotos aus Online-Netzwerken“ darstellen. Überraschend ist dabei: Für 13 der Bilder gibt es „Credits“, also Fotorechte. Sie umfassen Reuters oder AFP. Zu sehen aber sind 17 Bilder, die nicht Screenshots sind. Wer hat die Rechte an den anderen? Sind es tatsächlich Bilder aus Social Networks? Hat der „Spiegel“ dafür die Rechte erfragt? Die Fotografen entlohnt? Wir behalten diese Fragen mal im Hinterkopf.

Die Geschichte beginnt – wir sind beim „Spiegel“ – mit einem szenischen Einstieg. Den haben die Spiegelaner nicht selbst recherchiert, sondern sich von der durchaus renommierten Jugendforscherin Danah Boyd erzählen lassen. Es geht um das Verhalten von Teenagern in Social Networks. Und in der Tat hätte das eine gute, kritische Geschichte werden können, hätte man analysiert, wie sich uraltes Verhalten von Jugendlichen durch das Internet verstärkt.

Denn was Boyd und „Spiegel“ dort beschreiben, kenne ich bestens – aus meiner Jugend. Freunde werden nach Rangliste sortiert, das gab es damals auch schon, vor allem bei Mädchen. Und es gab sogar geschriebene Listen, die unter der Hand gezeigt wurden. Der Unterschied ist – das Verhalten wird nun öffentlicher und die Reaktion somit drastischer.

Das trifft auch auf Mobbing von ungeliebten Mitschülern zu. Auch das gab es damals schon und die Methoden waren höchst unschön. Es gab auch bereits Schüler, gegen die sich weite Teile einer Schule, damit meine ich alle Klassen eines Jahrgangs plus denen ein Jahr darüber und eins darunter, verschworen. Das Internet ermöglicht es nun, dieses Mobbing leichter zu organisieren und mehr Mobber zu organisieren.

Diese Geschichte aber, die Recherche bei Schülern und Gehirnschmalz erfordert hätte, muss ein „Spiegel“ nicht schreiben. Vielleicht haben die Autoren das Thema ja angeboten, doch wurde es als „zu klein“ abgelehnt – ein „Spiegel“ braucht den großen Aufschlag, er ist der Peter Bond unter den Magazinen, haltungstechnisch.

Deshalb wird auch gleich bei den älteren Netzwerk-Nutzern die Keule rausgeholt, wir lesen über Sarah, einer 20-jährigen Alkohol-Freundin und ihrem Pendant Christian aus Pinneberg. Leider lesen wir nur über und nicht von ihnen – denn der „Spiegel“ hat sie nicht erreicht oder hat dies gar nicht erst probiert. Dabei wäre es doch interessant zu erfahren, was die beiden denken, wenn sie Partyfotos ins Netz stellen.

Diese Fotos, übrigens, wären ein schöner Ansatzpunkt für die Frage gewesen, ob nicht das Protzen mit Alkoholkonsum ein viel drängenderes Problem für unseren Nachwuchs wird – aber diese Geschichte lesen wir leider auch nicht.
Dafür sehen wir das Sauffoto von Sarah, die übrigens, mit Verlaub, bemerkenswert männlich aussieht, ihr Foto trägt kein Credit, ihre Augen sind verpixelt. Sollte der „Spiegel“ kein Bildhonorar gezahlt haben, würde ich Sarah empfehlen, sich einen guten Medienanwalt zu suchen – da könnte ein hübsches Sümmchen drin sein.

Erstaunlich auch, dass gegen Ende der Geschichte die „Bild“ angeprangert wird, weil das StudiVZ –Profil jener Lufthansa-Copilotin räuberte, die jenen spektakulären Wackelanflug sicher auf den Boden brachte. Natürlich, ein „Spiegel“ muss sich nicht hinterfragen.

Auch nicht beim Thema Datenverkauf:
„Die Betreiber würden diese Profile gern an die Werbewirtschaft verkaufen, müssen allerdings vorsichtig sein. Noch ist das Risiko zu groß, dass ein allzu ofener Schacher die Mitglieder verschreckt.“

Es fand sich nicht mal ein externer Datenschützer, der sich mit so etwas zitieren lassen wollte. Denn ein paar Seiten weiter rückt der „Spiegel“ ja damit heraus, warum dieser Wille, sein grundsätzliches Geschäftsmodell zu riskieren, begrenzt sein dürfte: Der Preis für ein Nutzer-Profil ist laut „Spiegel“ (gut, ob ich das glauben soll, weiß ich auch nicht) auf einen Cent gesunken. Für eine einmalige Einnahme von ein 2,2 Millionen Euro pro Datensatzverkauf also soll Myspace einen Nutzeraufstand riskieren? Leichter ist das übrigens bei Verlagen – die verkaufen gerne Nutzerdaten.

Doch wie groß ist die Zahlungsbereitschaft der „Datensammler“, wenn sie doch laut „Spiegel“ den faktischen Verkauf gar nicht bräuchten?
„Neben den Betreibern selbst interessieren sich Datensammler aller Art und Gesinnung für das Treiben.“

Was wir unter Gesinnung zu verstehen haben, erfahren wir im folgenden Satz. Es geht um eine aus Sicht des „Spiegel“ anscheinen besonders eklige Varianz des menschlichen Tuns. Es geht um – und meine Finger weigern sich fast, das Wort zu tippen…

Wissenschaftler:

„Auch die Wissenschaft ist schon hinter den Profilen her, angelockt von einer Fülle von Daten…“

Ekelerregend, nicht wahr?

Auch nicht in den Bereich der Logik muss sich ein „Spiegel“ beim Thema Pädophilie begeben:
„Pädophilen ist es ein Leichtes, Kinder auszuspähen.“

Wer hätte gedacht, dass ein „Spiegel“ mal nachbetet, was ihm eine der konservativsten CDU-Ministerinnen vorbetet? Viel spannender hätte doch eine Geschichte über die Frage sein können, warum die Zahl der Straftaten an Kindern seit 1998, dem Jahr, in dem das Internet den Massenmarkt erreichte, gesunken ist.

Es braucht bis Seite 122 bis klar wird, dass diese Geschichte ein Entstehungsproblem hat. Es ist Historie, dass beim „Spiegel“ Teams zusammenarbeiten. Eigentlich ist das gut. Oft aber entstehen tiefe Brüche innerhalb des Verlaufs. So auch hier: Denn mit einem Mal sind Social Networks ganz toll. Da organieren sich Rotkreuz-Verbände; finden neu ein eine Stadt Gezogene Anschluss; und ohnehin erhalten die meisten Nutzer Kontakte, die sie aus der realen Welt kennen. In Kästen übrigens führt der „Spiegel“ Netz-Nutzer auf – kein einziger davon berichtet etwas Negatives. Es scheint schwer, all die verängstigten Mobbing-Opfer, die Belästigten und Beschimpften wenigstens anonym aufzutreiben.

Auch ließ sich kein Arbeitgeber finden, der sein Personal nach Bildern in Social Networks aussucht, obwohl doch der „Spiegel“ vor Furcht um den Nachwuchst besorgt heult:
„Denken sie nicht an den künftigen Chef, der bald genug vorbeigeklickt kommt, um den neuen Bewerber zu inspizieren?“

Eine gute Freundin von mir ist übrigens Recruiterin bei einer der großen Beratungen im Lande. Fotos von Volltrunkenen, erzählte sie mir, würden sie nicht stören. Wer in seiner Studienzeit nicht feiere, der habe doch wohl Nachholbedarf an Leben.

Aber ein „Spiegel“ muss solche realen Beispiele auch nicht anführen. Er muss nur behaupten. Stand er einst eher auf der Seite jener, die „Halbstark“ oder „Hippie“ gerufen wurden, so wandte er sich dann gegen die „Nullbock-Generation“ oder die heutige Jugend:
„In der Online-Welt machen die jungen Netzwerker, was sie auch im Leben vornehmlich tun: herumhängen…
Damit erreicht die Herausbildung einer autonomen Jugendkultur, die sich von der Elternwelt abgrenzt einen neuen Höhepunkt.“

Solchen Kulturpessimismus kennt man gemeinhin nur von „Welt“ oder „FAZ“. Es ist zu hoffen, dass keiner der zahlreichen Autoren unter 40 ist, ansonsten müsste man verfrühtes Ergreisen befürchten. In diesem Zusammenhang hätte man auch erwähnen können, wie die Demonstrationen gegen die Farc in Kolumbien oder der politische Widerstand in Ägypten sich über Facebook organisieren. Man hätte. Aber ein „Spiegel“ hat solche Anbiederung an Gutmenschen nicht nötig.

Vorurteile sind so schön, weil sie immer nur halbwahr sind – bestenfalls. Sie lassen sich deshalb beliebig an die Gegebenheiten und den gewünschten Argumentationsstrang anpassen. So auch der Glaube, all jene Kontakte in den Netzwerken fänden keine Entsprechung in der realen Welt. Wie das mit der früheren Behauptung zusammengeht, die meisten Nutzer pflegten nur Freundschaften, die sie vor Entstehen der Networks schon gehabt haben, das muss ein „Spiegel“ nicht erklären.

Natürlich muss auch Xing dran glauben. Dort ist ein Treiben zu finden, dass ein „Spiegel“ abscheulich finden muss, es geht nicht anders: Es werden Geschäfte betrieben, zwischen den Mitgliedern. Da dies ganz schrecklich ist, rechne ich damit, dass das Jammern des Spiegel-Verlags über die Anzeigenkrise nur falsche Solidarität mit der Branche ist – eigentlich will man doch kein Geld verdienen.

Selbstverständlich fehlt noch ein Stichwort: Twitter. Gut, Twitter ist gar kein Social Network, aber seit wann kackt ein „Spiegel“ denn Korinthen? Selbstverständlich wird Twitter als Nachrichtenfilter ignoriert, und @wbuechner (hinter diesem Twitter-Namen verbirgt sich Co-Spiegel-Online-Chefredakteur Wolfgang Büchner) wird seine „Trivialitäten und Peinlichkeiten“, die er da so rumzwitschert sicher bald einstellen.

So bleibt eine Titelgeschichte, die strotzt vor Fehlern, Widersprüchen, Voreingenommenheit und mangelnder Recherche. Sage und schreibe acht Autoren listet sie auf. Entweder konnten sie sich nicht einigen, oder es ist etwas anderes, „Spiegel“-typisches passiert: Die Story war fertig, sie war ausgewogen und ordentlich. „Langweilig“ murrte dann einer der beiden Chefredakteure, „das gehört angespitzt“. Und solche Anspitzungen führen den betroffenen Text dann meist weg von der Realität.

Diese „Bild“-artige Story aber verdummt den Leser und gibt sich nicht mal Mühe, das zu kaschieren. Vielleicht hat ein „Spiegel“ das nicht mehr nötig. In einer Zeit, da seine Auflage fällt und die Anzeigen ausbleiben dürfte sich ein „Spiegel“ aber ruhig fragen, ob es die richtige Strategie ist, die Redaktion mit Sensationsheischerei zum falschen Freund des Leser zu machen – oder ob nicht Qualität das Gebot der Stunde sein könnte.


Kommentare


Chat Atkins 2. März 2009 um 11:19

Früher funktionierte die Community bei Mädchen folgendermaßen: Eine interessierte Deern gab dir – ja, dir! – ihr \’Poesie-Album\‘ mit, was eine große Ehre war und an das \’Freunde-Machen\‘ im Netz heute erinnert. Dieses Buch durftest du dann einen Tag – aber ja nicht länger! – mit nach Hause nehmen. Du last dir die gesammelten Postings der anderen Community-Mitglieder darin durch und schriebst selbst eine Twitter-Meldung \’in Schönschrift\‘ hinein. Damit dann warst du bei den Mädels \’gefragt\‘, der Empfang weiterer Poesie-Alben war unausweichlich …

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Matthias Sch. 2. März 2009 um 12:17

Stimmt, Poesie-Alben waren eindeutig eine Vorform des Twitterns! Oder doch eher des Bloggens? Und war das Klassenbuch nicht eine Vorform des Watchblogs?

… kann hoffentlich bald durch Wissenschaftler geklärt werden.

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Matthias Sch. 2. März 2009 um 12:25

P.S.: Ich finde es auch erstaunlich, dass seit über 10 Jahren diese \“Im-Internet-lauern-die-bösen-Buben\“-Storys kein Ende finden. Und das, obwohl über Social Networks oder – wie man früher ganz einfach sagte – Kontaktseiten erwiesenermaßen hunderttausende dort ihre Lebenspartner finden, Millionen ihren Freundes- und Geschäftspartner-Kreis erweitern…. und kaum einer TATSÄCHLICH nachhaltig negative Erlebnisse hatte.

Ich selbst kenne zahllose Leute, die sich in solchen \“social networks\“ bewegen. Aber ich habe noch NIE (!) von jemandem gehört, der Schlimmeres erlebt hat als z.B. ein Date, das eben nicht so toll verlief (was bei Nicht-Internetbekanntschaften ja auch mal vorkommen soll). Selbst bei Frauen ist die Quote des blöd-angequatscht-werdens offenbar in jeder Disco schon höher.

Da muss man sich schon umgekehrt fragen: Riskiert der SPIEGEL nicht seine Glaubwürdigkeit bei 80 Prozent oder mehr seiner Leser, die GENAU WISSEN, dass dieser Bericht hinsichtlich die darin genannten Vorurteile und Gefahren Unsinn ist?

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Lukas 2. März 2009 um 13:04

Ich habe seit der großen Deutsch-Titelstory aus dem Oktober 2006 große Schwierigkeiten, den \“Spiegel\“ ernst zu nehmen. Bei der Lektüre wollte ich als studierter Germanistik die ganze Zeit meinen Kopf gegen irgendwas metallisches schlagen, so unfassbar war der Artikel.

Seitdem frage ich mich, ob die auch bei Themen, von denen ich selbst keine Ahnung habe, so schlecht recherchieren. Vermutlich ja.

An einer Stelle muss ich dich aber korrigieren: Falls \“eine der konservativsten CDU-Ministerinnen\“ Frau von der Leyen sein soll – die war ja nun wirklich alles andere als konservativ (und hat in meinen Augen auch sehr gute Arbeit geleistet), bis ihr irgendein Wahnsinniger den \“Internet sperren!\“-Wurm ins Ohr gesetzt hat.

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Jochen Uebel 2. März 2009 um 13:07

Korrigieren Sie mal den Absatz \“Es braucht bis Seite 122 …\“. Da ist was verunglückt.
Ansonsten: Gut geschrieben. Danke!

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westernworld 2. März 2009 um 13:07

@mattias_sch. re: glaubwürdigkeit

der spiegel hat schon lange aufgehört etwas anderes als die bild-am-montag zu sein, er ist ein boulevardmedium und wird auch von vielen so rezipiert.

leute die immer noch die printausgabe des spiegel goutieren sind mittlerweile eher in den nicht so netzaffinen jahrgängen zu finden.

mit anderen worten der spiegel hat seine besten jahre schon lange hinter sich.

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Jochen Uebel 2. März 2009 um 13:11

Übrigens: SPIEGELonlie nutzt Twitter et.al. ja massiv! Siehe http://www.spiegel.de/dienste !

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Thomas Knüwer 2. März 2009 um 13:22

@Jochen Uebel: Besser?

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Jochen Uebel 2. März 2009 um 13:27

@ thomas Knüwer: Dieser Satz ist es: \“Da organieren sich Rotkreuz-Verbände, finden neu ein eine Stadt Gezogene Anschluss und ohnehin erhalten die meisten Nutzer Kontakte, die sie aus der realen Welt kennen.\“

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Florian 2. März 2009 um 13:40

@westernworld

Ich habe den SPIEGEL seit über 10 Jahren in Print abonniert und ich behalte den auch. Wer nur die Online-Ausgabe liest, der mag zurecht den Eindruck bekommen, das Magazin wäre nicht mehr weit weg von der BILD. Das ist aber bei SZ-Online genau so – und sogar auf handelsbaltt.com schleichen sich ganz unten auf der Seite boulevardeske Themen ein.

In der Print-Ausgabe des SPIEGEL ist der Großteil der Artikel immer noch gut und interessant. Bei Technik-verwandten Themen war man da schon immer ein wenig hinterher, bzw. wurde dem kaum Platz eingeräumt. Darum sollten Social Media (Mit)macher erstens nicht erwarten, dass der SPIEGEL hier auf Anhieb alles richtig versteht und zweitens selbst mehr Aufklärungsarbeit leisten und die Redakteure auch aktiv einbinden. Denn wenn (und wir alle hier sind wahrscheinlich davon überzeugt, dass) Social Media die Welt der Kommunikation verändert hat und weiter verändern wird, dann werden das auch die SPIEGEL-Leute verstehen.

Dass der SPIEGEL seine besten Jahre hinter sich hätte – dieser Aussage kann ich mich definitiv nicht anschließen. Sein dem letzten Chefredakteur-Wechsel hat er an Qualität verloren – so auch mein Eindruck. Aber von der journalistischen Anti-Qualität der BILD ist er trotzdem noch Lichtjahre entfernt.

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Tessa 2. März 2009 um 13:46

Gab es eigentlich schon mal eine längere Printgeschichte, die bei dem Thema nicht den Untergang alles Menschlichen heraufbeschwörte?
Ich mag immer noch diesen der NYT sehr: Brave New World of Digital Intimacy.

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Thomas Knüwer 2. März 2009 um 13:48

@Jochen Übel: Dickes Sorry, ich habe aus Versehen Ihren Kommentar gelöscht! Könnten Sie bitte nochmal?

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Oliver Bentz 2. März 2009 um 14:09

Insgesamt fand ich den Spiegel-Artikel weniger schlimm als befürchtet.
Was mich am meisten irritiert hat, war das Verhältnis von echtem Informationsgehalt bzw. Informationstiefe zu seiner Länge.
Mindestens 50% des Artikels hätte man in einem Satz zusammenfassen können: Man sollte keine Fotos von sich im Netz herumzeigen, auf denen man besoffen ist, nackt ist, sich gerade übergeben muss (bzw. alles in Kombination).
An der Tatsache, dass viele Menschen leichtfertig mit dem Social Web umgehen, ist sicherlich etwas dran – allerdings fehlte auch da die Tiefe. Dass menschliches Verhalten im sozialen Raum auch negative Konsequenzen haben kann, ist ja nicht erst seit dem Internet bekannt.
Inwieweit tatsächliche soziologische Veränderungen passieren, bleibt der Artikel schuldig bzw. muss es bleiben, denn um das einwandfrei feststellen zu können, fehlt es allen Untersuchungen noch an Langfristigkeit.

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Weltregierung 2. März 2009 um 14:20

Schade, dass die FOCUSisierung der Medien mittlerweile
auch die letzten Winkel erreicht hat.

Journalist wird bald ein abwertendes Schimpfwort sein.

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Sebs 2. März 2009 um 14:56

Macht keinen Sinn dem Spiegel zuzuhören was das Thema angeht. Schon die letzte Glosse zu dem Thema war so schlimm, daß ich mich im Blog darüber so ausgekotzt habe das es mit Leid um die Kollegen im Haus tut die ich wie die Herren vom Spiegel Redakteure genannt habe. So viel Internethetze und dazu so nett zwischen den Zeilen versteckt.
Am liebsten würde man sich da nackt udn besoffen uebergeben.

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Roland Panter 2. März 2009 um 15:36

Danke. Ein schöner Beitrag. Mögen ihn bitte auch all diese oberflächlichen \“Investigativ\“-Journalisten lesen. Und vielleicht etwas \“bessere\“ Artikel und Beiträge verfassen. Insbesondere die vom Fernsehen.

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mad 2. März 2009 um 16:57

Wieso ist Twitter nicht auch ein soziales Netzwerk?

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Julian Schmauch 2. März 2009 um 17:00

Leider, leider, leider ist vom SPIEGEL (um mal bei der Eigen, leicht überheblichen Schreibweise zu bleiben), der DAS Nachrichtenmagazin in D war nicht mehr viel übrig geblieben.

Ich selbst war glühender SPIEGEL-Leser und -Abonnent über viele Jahre, angefangen Mitte der 90er, aufgehört 2003, letztendlich hat für mich das Ende vom Anfang des SPIEGEL mit der völlig überzogenen \“Berichterstattung\“ über den 11. September begonnen. Davor gab es noch Lichtblicke, danach nichts mehr.

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medispolis 2. März 2009 um 17:28

Ich hatte den SPIEGEL auch viele Jahre abonniert, jetzt kaufe ich ungefähr vier bis fünf Ausgaben pro Jahr, wenn mich das Thema der Titelstory wirklich interessiert. So war das auch diesen Montag. Das war aber das letzte Mal, dass ich mittlerweile 3,70 Euro bezahlt habe. Ich hatte auf eine interessante, gut recherchierte Story gehofft, wurde aber leider enttäuscht. Jetzt weiß ich wenigstens, dass es kein Fehler war das Abonnement zu kündigen.

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missmotz 2. März 2009 um 17:47

Dazu muss man nicht viel sagen, allerdings fällt mir hierzu auch ein sehr schlecht recherchierte und komplett falscher Artikel des Handelsblatt ein:

http://www.handelsblatt.com/technologie/anwender-tipps/openid-und-allyve-generalschluessel-zum-internet;2162629

(teilweise Richtigstellung dazu: http://notsorelevant.com/)

Dieser findet natürlich nicht die breite Masse wie der Spiegel, für Leute wie mich, die in diesem Bereich arbeiten ist es aber mehr als ärgerlich und zeigt: Auch das Handelsblatt ist nicht unfehlbar und sollte sich demnach in Sachen schlechter Recherche nicht allzuweit aus dem Fenster lehnen.

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DerWahrsager 2. März 2009 um 17:52

mad kommentiert:
Wieso ist Twitter nicht auch ein soziales Netzwerk?

Es wird darüber gestritten, ob Twitter ein Social Network ist. Laut Wiki ist es z.B. eins, was aber nichts heissen muss. Es ist – so es denn eins ist – zumindest kein klassisches SN wie Facebook. Es kommt darauf an, wie man SN definiert.

Eine treffendere und spezifischere Bezeichnung ist, es einen Microbloggingdienst zu bezeichnen. Damit liegt man in jedem Fall richtig.

Als Lesetipps hier ein Gegner der \“Twitter ist ein Social Network\“-These:

http://irevolution.wordpress.com/2009/01/18/empirical-study-twitter-is-not-a-social-network/

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Matthias Sch. 2. März 2009 um 19:53

@westernworld: dem kann ich insoweit zustimmen, als ich den SPIEGEL in Print schon lange nur noch lese, wenn er mir irgendwie kostenlos zufliegt und ich grade nix Besseres zur Hand habe (z.B. im Flieger oder beim Frisör). Stelle aber immer wieder fest, dass ich auch dann erstaunlich schnell mit der Lektüre durch bin….

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saibot 2. März 2009 um 21:21

Großartiger Beitrag! Bin begeistert! Es gibt noch Journalisten…

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JeffSmart 2. März 2009 um 22:26

Danke für ihren Artikel. Habe eh nur noch sehr selten zum Spiegel gegriffen aber damit ist es jetzt auch vorbei bevor sich da nichts einiges ändert.

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Hendrik Neumann 2. März 2009 um 23:00

Vor ein paar Jahren meinte mein Tutor mal: \“Der Spiegel ist das Boulevardblatt des Anfänger-Intellektuellen\“. Anscheinend hat sich seitdem noch einiges getan.

Vielen Dank für die ausführliche, interessante Besprechung.

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Jens 2. März 2009 um 23:23

Ich lese den Spiegel trotzdem und bin, trotz Internetaffinität, langjähriger Abonnent. Ich habe erlebt wie er die Klimakatastrophe propagiert und Michael Crichtons \“Welt in Angst\“ als typischen amerikanischen Blindpeesenbeitrag zum Thema zerissen hat, sich dann genau diese Thesen zu eigen gemacht und als neuste Erkenntnisse dargeboten und dann auf die Klimakatastrophenheinis als Panikmacher geschimpft hat. Vorteil: jeder kann behaupten es stand im Spiegel.

Ich persönlich glaube dass diese ganzen social networks überbewertet werden – nur durch die ständige Berichterstattung wird doch der Einsdruck erweckt man muss in sowas zu finden sein. von myspace habe ich mich abgemeldet, da es dort letztlich nur add-anfragen-spam geregnet hat – 98% davon irgendwelche obskuren Musikfirmen oder Gruppen die ich nicht kenne und auch gar nicht kennenlernen will.
Bei Lokalisten hab ich mich auch abgemeldet, das war eher das im SPIEGEL kurz angerissene Problem, dass diese Dienste nicht von den Daten loslassen können. nach der ersten Kündigung war mein Profil immer noch einen Monat aktiv!! Erst nach zweimaliger Aufforderung haben die meine Daten gelöscht.
Einzig sinvoller Service ist in meinen Augen Stayfriends, da ich tatsächlich dort viele frühere Freunde aus der Schule oder andeen Bildungseinrichtungen wiedergetroffen habe. Komischerweise wird dieser Dients nur am Rande im Spiegel erwähnt.

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Tim 3. März 2009 um 7:08

danah boyd (mit \“h\“ und klein geschrieben) bloggt und twittert übrigens hier:

http://www.zephoria.org/thoughts/
http://twitter.com/zephoria

Sehr empfehlenswert für alle, die sich für \“echte Recherche\“ zu den hier diskutierten Themen interessieren.

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Torsten 3. März 2009 um 9:55

\“Natürlich, ein „Spiegel“ muss sich nicht hinterfragen.\“

Und ein Thomas Knüwer muss beim Spiegel nicht nachfragen bevor er Urheberrechtsverletzungen unterstellt?

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Michael 3. März 2009 um 10:09

Der Artikel war wirklich schlecht, aber als Teil von Holzbrinck ihn zu kritisieren wirft auch nicht gerade nur positives Licht auf die Kritik…
StudiVZ ist nun auch nicht gerade ein Musterschüler…

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kosmar 3. März 2009 um 10:14

der spiegel disqualifiziert sich idT mit jeder ausgabe ein bißchen mehr bei mir. schade.

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asaaki 3. März 2009 um 11:43

interessant. vor kurzem gab es in meinem bekanntenkreis ähnliche diskussionen zum sogenannten verfall bei spiegel, und dies war noch vor der aktuellen ausgabe.

das erscheinen dieser und die kritiken dazu bestätigten unsere vermutungen nun.

noch interessanter scheint, dass der verfall beim spiegel wohl langsam eine steilfahrt nach unten erreicht hat, denn immer häufiger sind ja nun die kritiken rund um artikel sowohl der online- als auch der printausgabe zu vernehmen.

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matt 3. März 2009 um 13:14

Wer tiefer ins Thema eintauchen will: Hier gibt es die Doktorarbeit der Berkeley-Studentin Danah Boyd mit dem Titel \“Taken Out of Context: American Teen Sociality in Networked Publics.\“ Zweieinhalb Jahre lang hat sie das Verhalten amerikanischer Teenager in sozialen Online-Netwerken untersucht und sagt sinngemäß: so schlimm sind die Social Networks nicht. Im Gegenteil, Teens lernen eine ganze Menge.

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matt 3. März 2009 um 13:15

Leider lässt mich das System den Link nicht posten. Eine Google-Suche nach \“danah boyd publications\“ tut\’s aber auch.

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Herr Voß 3. März 2009 um 13:48

\“Social Networks\“ sind die neuen Killerspiele. Es ist doch nur eine Frage der Zeit, bis mal wieder ein Schüler Amok läuft, der dann natürlich auch einen Account bei SchülerVZ hat…

Die klassischen Medien haben ein ungeheures Problem mit den neuen. Fast alles, was die in dem Zusammenhang schreiben ist ignorant, oberflächlich und dumm.

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drikkes 3. März 2009 um 14:46

Ja, \“die bösen Buben im Internet\“. Da könnte man auch allen Leuten raten, nie mehr die Wohnungstür zu öffnen, weil ein paar Senioren mal auf hausierende Trickbetrüger hereingefallen sind.

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Daniel 3. März 2009 um 15:13

Dass Sie hier Ihrem eigenen Konzern und seinem StudiVZ den Rücken frei halten, na ja. Da wirkt die Aufregung, die Sie hier um einen läppischen Artikel inszenieren, schon ein wenig seltsam. Aber solche Bemerkungen sind einfach daneben: \“Sollte der \’Spiegel\‘ kein Bildhonorar gezahlt haben, würde ich Sarah empfehlen, sich einen guten Medienanwalt zu suchen – da könnte ein hübsches Sümmchen drin sein.\“ Mit diesem Niveau passen Sie ganz gut zum Spiegel.

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JanSchmidt 3. März 2009 um 16:01

Ah, der Spiegel liegt seit heut morgen neben mir und icch zögere noch, ob ich mich in einem eigenen Blogeintrag ausführlicher mit der Titelstory auseinandersetzen soll oder nicht; aus wissenschaftlicher Sicht gäbe es in der Tat einiges anzumerken zu den neuen persönlichen Öffentlichkeiten und zur Netzwerpflege im Internet… andererseits weiss ich nicht, ob ich mich wirklich an einem Artikel abarbeiten will, der im Titel den Untergang des Abendlands nahelegt, im Text dann aber im Limbo zwischen positiv und negativ verbleibt..
Zumindest will ich aber die Arbeiten von danah boyd auch nochmal nachdrücklich empfehlen; entscheidend ist meines Erachtens auch zu erkennen, dass Jugendliche auf Netzwerkplattformen (und anderswo im Social Web) Fertigkeiten üben bzw. Kompetenzen erwerben, die sie in unserer Gesellschaft dringend benötigen:

– Beziehungen zu pflegen und sich ein weit gespanntes Netzwerks von \’weak ties\‘ aufzubauen, also \“networken\“, ist bspw. eine Schlüsselqualifikation in der flexiblen und mobilen Welt;

– sich mit seinen eigenen Kompetenzen und Erlebnissen zu präsentieren und – evtl. halt auch durch auf-die-nase-fallen – zu lernen, wie man die verschiedenen Selbstpräsentationen und -inszenierungen an unterschiedlichen Rollen ausrichtet; bei alldem trotzdem eine eigene Identität herauszubilden, ist Kernbestandteil einer individualisierten Gesellschaft;

– etc.

Ich halte es für vollkommen paradox, all diese Praktiken bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die dies vorrangig privat tun, ganz furchtbar zu finden, es aber gleichzeitig für das Arbeitsleben vorauszusetzen…

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Martin Conrad 3. März 2009 um 17:33

Tja, die Illusion des \’investigativen\‘ Journalismus hält sich immer noch, obwohl dessen Zeit spätestens seit den Neunzigern vorbei ist.

Früher war einfach nur der Unterschied zwischen den Quellen, die Journalisten und dem gemeinen Leser zur Verfügung standen, eklatant größer. Deshalb fällt erst heute so richtig auf, dass es sich bei den Erzeugnissen der General-Interest-Medien um Infotainment und nicht um das Ergebnis aufwendiger Recherchen vor Ort handelt.

Und diese Tatsache entspricht ja auch der Interessenlage der Leserschaft, wenn ich mir die meistgeklickten Artikel bei SPON & Co so ansehe. Insofern ist dieser Blog-Beitrag samt Kommentaren eigentlich schweres Oberlehrertum….;)…Wer außer Spießern wie uns interessiert sich schon noch für journalistische Qualität?

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thomas 3. März 2009 um 18:32

funny, danke für den artikel. Ich unterstütze voll und ganz deine Meinung, Thomas. Ein schlechter Artikel. Beim Spiegel sind eigentlich alle Themen, die sich ein wenig in die digitale Kultur verirren einfach nicht gut. Es ist mir jetzt schon so oft ergangen, dass die Tiefe, das Analytische und vor allem der Gesamtzusammenhang einfach verloren ging. Ich bin kein superexperte und genau deshalb bin ich oft von der Spiegelqualität irritiert. Sind auch die anderen Themen so schlecht. Hoffentlich nicht, denn die lese ich sehr gerne im Spiegel. Danke für deine analyse.

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Julius 3. März 2009 um 18:44

Einen wichtigen Punkt hast du vergessen: Wie kann eine solche Geschichte im Spiegel erscheinen, dem Magazin, bei dem einer der Chefredakteure früher der Onlinechef war? Spätestens Müller Blumencron hätte den Autoren doch die Geschichte um die Ohren hauen müssen.

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Jens Best 4. März 2009 um 0:56

Pause. Hab den Holz-Spiegel ja doch immer wieder mal gelesen und auch mal gekauft, aber das war\’s jetzt ersteinmal.

Irgendwie hab ich dem Spiegel immer die Stange gehalten. Als das Nchrichten-Werbeblättle Focus aufkam, als einzelne Artikel flacher und schlechter recherchiert daher kamen, egal, der Spiegel durfte nicht laut kritisiert werden, war er doch DAS Nachrichtenmagazin der Republik.

Jetzt lese ich Blogs, und da wird, im Gegentrend zum Spiegel, immer besser recherchiert.

Also, liebe Spiegel-Redaktion auch auf diesem Wege, gute Besserung in der Zukunft und man sieht sich. Dann. Irgendwann.

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trapanal 4. März 2009 um 1:35

Köstlicher Verriss! Vielen Dank auch für die Erinnerung an das gute alte Poesiealbum. Da wurden wurden ja zum Teil auch Passbilder eingeklebt, analoges facebook, sozusagen.

Das Thema \“Risiken und Nebenwirkungen von Social Network Sites\“ ist doch eigentlich schon seit zwei Jahren durch. Wieso bringt der Spiegel das jetzt? Ist denn schon Sommer?

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Stephan 4. März 2009 um 13:20

Wer die Vorteile der sozialen Netzwerke erkannt hat und (mehr oder weniger) intelligent nutzt, fühlt sich von einem Artikel wie diesem aus dem Spiegel nicht nur nicht ernst genommen, sondern schon fast als exhibitionistisch veranlagter Volltrottel abgestempelt, dem nicht bewusst ist, welchen Schaden er sich selber zufügt.

Mit dieser schlecht gemachten Story hat der Spiegel sicher auch viele seiner Stammleser in diese Ecke gestellt…

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Ralph Schneider 5. März 2009 um 22:06

Ok, man kann den Spiegel-Artikel kritisieren – aber muss das unbeding Form einer solchen Hass-tirade. geschehen? Was Stimmungsmache angeht sind beide Texte nicht so weit voneinander entfernt.

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Spiegel-Zahler 5. März 2009 um 22:36

@Ralph Schneider: Knüwer hat ziemlich gut meine Gefühle zum Ausdruck gebracht. Ich hab für diesen Artikel bezahlt – und mich tierisch geärgert. Gibt es noch Journalisten, die ein Thema angehen, ohne vorher zu wissen, wie das Ergebnis der Recherche ausfällt?

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Prudelbums 7. März 2009 um 10:53

Ich kann man noch erinnern, das Augstein nach dem 11.September einen relativ hellsichtigen Kommentar zu Thema verfasst hat. Leider begann kurz danach Augstein\’s Dahinsiechen, sodass Aust freie Hand hatte, mit seinen Elite-Schergen das Blatt vollends auf neoliberalen Flachsinn zu trimmen. Die teilweise Verzahnung mit dem \“SPON\“ hat auch der Print-Ausgabe den Rest gegeben. Den Lappen kann man nicht mal mehr in der Arztpraxis lesen, es sei denn, man möchte danach wegen erhöhter Blutdruckwerte auffallen.

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Benjamin Jörissen 8. März 2009 um 21:38

Vielen Dank für die Kritik; es ist ja schon eine Zumutung, sich durch diesen mäandernden Mist hindurchkämpfen zu müssen. Jan Schmidt hat oben ja schon Wesentliches gesagt; aus erziehungswissenschaftlicher Perspektive kann ich dem nur zustimmen. An danah boyd betreibt der Artikel mit seinem aus dem Zusammenhang gerissenen Zitat geradezu Rufmord nach Bildzeitungs-Manier.

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Carsten 9. März 2009 um 0:12

Die gute Analyse des Artikels ist fast schon überflüssig, es schürt eine Aufmerksamkeit, die der Artikel nicht verdient. Was mich verwundert ist: Der wievielte Artikel über Twitter ist das nun? Und wie oft wurde viel geschrieben ohne auf die bemerkenswerten Wechselwirkungen des Dienstes einzugehen, weil man sie nicht kennt? Stattdessen immer diese süffisant unterschwellige Ablehnung einer vermeintlichen Modeerscheinung. Die Zeitungen wollen sich nicht erlauben, nicht darüber zu schreiben, erlauben aber sehr wohl miserabel darüber zu schreiben. Ich tue es ungern, aber ich zitiere Pispers 15 Jahre alten Spruch \“Das einzige, was an diesem Journalismus noch kritisch ist, ist sein Geisteszustand.\“ Etwas zu verallgemeinernd, aber man weist es kaum noch von der Hand.

Den Spiegel selbst las ich mit 13 das erste Mal. Mir brannte sich ein Text über einen fast gleichaltrigen Jungen aus Rumänien ein, der krank in einem rumänischen Waisenhaus verendete. Das war für den Leser markerschütternd, verletzend, wütend machend, prägend und dennoch oder vielmehr gerade deshalb ein Page-Turner. Das traue ich dem Spiegel von heute nicht mehr zu, aber was noch schlimmer ist: Die Journalisten scheinen sich an das frühere Niveau nicht einmal mehr zu erinnern.

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Jochen Uebel 6. Mai 2009 um 14:17

@Thomas Knüwer
Wieso gelöscht? Ist doch noch alles da! Egal. Um diesen »Satz« geht es:
>> Da organieren sich Rotkreuz-Verbände; finden neu ein eine Stadt Gezogene Anschluss; und ohnehin erhalten die meisten Nutzer Kontakte, die sie aus der realen Welt kennen.

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Der “Spiegel” geht googeln 12. Januar 2010 um 15:10

[…] dass die Netz-Szene auf diese Story nicht groß Bezug nahm. Das demonstriert, dass nach den “Falschen Freunden“, der raupkopierten Dummmacher-Story, der Second-Life-Sexorgie und dem entblößten […]

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