Wenn Sie, liebe Leser, demnächst mal wieder eine Äußerung von Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) vorfinden, in der diese Zahlen verwendet oder Trends aufzeigt – dann seien Sie bitte höchst vorsichtig.
Denn von der Leyen hat einen immer stärer werdenden Drang, sich die Zahlen so zurechtzudrehen, dass die Wahrheit eine sinkende Bedeutung erhält. Oder anders gesagt: „Halb-Wahrheiten“ ist höflich formuliert für das, was die CDU-Dame derzeit so treibt.
Die Geschichte der Ursula von der Leyen ist in Sachen Kommunikation eine Geschichte der Unappetitlichkeiten. Da war zum Beispiel jene PR-Agentur die im Auftrage ihres Familienministeriums Hörfunksender mit PR unterwandert. Nicht illegal – aber Politiker mit Anstand verwenden gemeinhin andere Methoden.
Dann ist da ihre ständige zwischenzeilige Andeutung, das Internet befeuere sexuelle Übergriffe an Kindern. Weshalb es dringend einen Web-Filter geben müsse. Dass die Zahl jener Straftaten mit Verbreitung des Internet laut Kriminalstatistik gesunken ist. Dass Experten einen solchen Filter für unwirksam halten, er in Skandinavien nicht funktioniert und ein Großteil der Seiten in Deutschland beheimatet ist – so viel Realität muss sich von der Leyen nicht antun.
Und nun die Zahl der Kinder. Soll gestiegen sein in den ersten neun Monaten 2008 – ein Erfolg für das Familienministerium. Wenn man 0,66 Prozent nicht als statistische Unreinheit betrachtet. Und ignoriert, dass die Zahl unter Einbeziehung des Oktobers nach Meinung von Carta in die roten Zahlen rutschen würde. Langsam gewinne ich den Eindruck, Ursula von der Leyen lebt in einer Welt, die andere nur durch den Einfluss halluzinogener Drogen erreicht. Das wäre noch die für sie positive Erklärung. Die weniger freundliche hat mit der Einstellung zur Demokratie zu tun.
Kommentare
willi 18. Februar 2009 um 18:20
Ist man das bei der heutigen Politik nicht schon gewohnt ?
ralf schwartz 18. Februar 2009 um 18:21
Für mich geht das auch hier noch weiter: http://www.abendblatt.de/daten/2009/02/17/1051781.html
Ich habe das mal \’doppelte Moral\‘ genannt, denn dort sperren sich diese \’Kinderschützer\‘ gegen Maßnahmen zur Eindämmung von Nikotin- und Alkoholsucht bei eben diesen Kindern und Jugendlichen.
Ja, was denn nun? kann man sich bei diesem Chaos nur noch staunend fragen. Wissen sie noch, was sie tun?
Matthias Sch. 19. Februar 2009 um 14:27
\“Glaube nur der Statistik, die du selbst gefälscht hast.\“
Im Übrigen ist diese Geschichte ein Beleg für das Ergebnis einer Studie, die ich vor Längerem mal gelesen habe: Politiker beeinflussen die \“reale Welt\“ mit ihren Aktivitäten letztlich nur marginal.
Sehr beruhigend, finde ich…..
Stefan Spiegel 19. Februar 2009 um 15:02
…ein Großteil der Seiten in Deutschland beheimatet ist? betrifft das die skandinavischen Seiten oder deutsche Seiten, oder fehlt einfach ein \“nicht\“?
Nacktnasenwombat 19. Februar 2009 um 16:02
Unzweideutig fehlt da ein \“Nicht\“. Und dem Stärker das \“K\“. Wenn ich hiermit meinen Fisch verpacken müsste, wär das echt schlim, aber mit dem Internet kann man es ja machen.
PS: Sehe gerade, es ist ja Weiberfastnacht. Absolution erteilt, kein Mensch erwartet einen fehlerfreien Artikel über eine Närrin in Narrentagen….
Prüfer 19. Februar 2009 um 16:16
Wegen Fasching fehlt wohl auch noch der \“Vanity Fair\“ Boo.
Oder ist man in diesen Zeiten mit so etwas eher zurückhaltend?
fred 19. Februar 2009 um 21:06
Der Voklsmund sagt: Trau keiner Statistik die du nicht selber gefälscht hast. In dem Sinne 🙂
Woo 21. Februar 2009 um 20:01
Nein, da fehlt kein \“nicht\“. Es geht darum, dass eine signifikante Menge der kinderpornographischen Seiten die in dem Zensur-Vorzeigeland Norwegen gesperrt sind, auf deutschen Servern gehostet werden. Aber anstatt im Zuge internationaler Zusammenarbeit gegen Kriminalitaet den Besitzern dieser Server den Prozess zu machen, wird lieber bei uns auch nach Zensur gebruellt.
Irgendwie verstaendlich.. weil wenn die Politiker wirklich was gegen Kinderschaender machen wuerden, wuerde ihnen ja ein Pauschalsuendenbock verloren gehen.