Das äußerst arbeitnehmerfreundliche Feiertagssortiment in diesen Tagen sorgt für eine insgesamt höchst ruhige Nachrichtenlage in der Welt. Da schaffen es auch schon mal neue Proteste gegen das Bombodrom bis in die Tagesschau.
Im Technik-Bereich ist das anders. Da kocht und brodelt es in diesen Tagen, dass es eine wahr Freude ist. Entlassungen bei Microsoft, ein Betriebssystem von Google, Eiskäufer sagen Steve Jobs gehts knorke und dann stürzen die Microsoft Zune-Musikspieler gleich in Armeestärke ab. All diese Meldungen werden uns noch weiter beschäftigen – deshalb mal ein intensiverer Blick auf sie. Manchmal ist Recherche eine Mischung aus Zufall und Einfachheit. Zum Beispiel reicht schon der Besuch eines Softeisladens, um eine bessere Quellenlage zu haben, als manche Nachrichtenagentur.
Im konkreten Fall geht es um die nicht enden wollenden Gerüchte, die sich um den Gesundheitszustand von Apple-Chef Steve Jobs drehen. Seit Monaten geht es hin und her um die Frage, wie schwer seine Krebserkrankung tatsächlich ist. Nun war der ständig umtriebige Robert Scoble am Mittwoch in einem Softeisladen namens „Fraiche Yogurt“. Und sein Begleiter erwähnte, er habe Steve Jobs hier schon mehrfach gesehen. Also fragten die beiden das Personal, wann der Apple-Chef das letzte Mal dort war. Ergebnis: Es ist ein paar Tage her und er habe prima ausgesehen. Wie Venture Beat richtig anmerkt: Der Mitarbeiter eines Ladens ist keine 100-Prozent-Quelle. Doch ist diese Meldung die einzige über Jobs Gesundheitszustand, die ihre Quelle benennt. Und man darf durchaus mal fragen, warum keiner der zahlreichen Journalisten im Valley mal auf die Idee gekommen ist, Jobs übliche Anlaufstellen abzuklappern. Vielleicht aber glauben sie den Apple-Gott inzwischen in einer Sphäre, in der nichts Menschliches mehr existiert.
Und noch eine Meldung aus Venture Beat hat den Jahresstart grübelig gemacht. Zwei freie Autoren (und Startup-Gründer) haben das Google-Handy-Betriebssystem Android auf ihr Netbook geschraubt – und es läuft. Sie glauben, Android sei nicht nur als Plattform für Handys gedacht, sondern Google wolle damit mehr erreichen.
Auf der „Le Web“ interviewte ich Googles Senior-Vize-Präsidentin Marissa Mayer. Und sie stritt ab, dass Google in diesem Bereich arbeiten wolle. Nun ist Android aber ein Open-Source-Projekt. Und so könnte es sein, dass Google niemand bremsen würde, ein solches Betriebssystem zu stemmen – wenn es als Schaltstelle zwischen heimischem Computer und Anwendungen im Web auf Cloud-Computing-Basis dienen würde. Und diese Anwendungen wieder jene aus dem Hause Google wären. Dass der Konzern aber ernsthaft ins Betriebssystem-Geschäft einsteigt, mag ich mir nicht recht vorstellen.
Noch dazu, da es dem aktuellen Platzhirsch dort ja nicht so gut geht. Microsoft baue rund 17 Prozent seines Personals ab, behauptete über den Jahreswechsel der Branchendienst Fudzilla. Ist das glaubhaft? Die Quellenlage ist nicht durchschaubar und die Zahl erschreckend hoch. Fast ein Fünftel der Mitarbeiter herauszuschneiden scheint nur möglich, wenn ganze Unternehmensteile geschlossen würden. Das aber ist nicht so recht abzusehen.
Obwohl: Einen Bereich gibt es vielleicht, in dem sich die Mitarbeiter jetzt gewaltige Sorgen machen. Zumindest: einige Mitarbeiter. Denn was über den Jahreswechsel den Besitzern des Microsoft-Musikspielers Zune passiert ist, klingt wie eine Geschicht aus Y2K. Mit einem Mal sagten die Dinger nämlich gar nichts mehr. Dies sprach sich wie ein Lauffeuer im Web herum, was Journalisten, die schnell arbeiten möchten, wieder einmal demonstrierte, wie interessant Instrumente wie Twitter sein können – siehe dazu den Blog-Eintrag von „Guardian“-Mann Kevin Anderson.
Microsoft erwischte die Sache kalt. Inzwischen gibt es aber eine Handlungsanweisung: abwarten. Nach einem Tag solle man das Gerät leer laufen lassen, dann würde es wieder funktionieren. Stimmt das, wäre die Affaire zwar glimpflich abgelaufen, ein Ruhmesblatt für den ohnehin nicht über die Maßen erfolgreichen Zune ist sie aber nicht. Und dem Microsoft-Image vom Softwarehersteller, der unausgereifte Produkte auf den Markt wirft, hilft die Sache auch nicht.
Wenn die Gerüchteküche in diesem Tempo weitermacht, dann wird das auf jeden Fall ein sehr, sehr hektisches Jahr für Tech-Journalisten…
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