An diesem Wochenende trifft sich das Journalistenbündnis Netzwerk Recherche zu seiner Jahrestagung. Und pünktlich dazu tauchen ein paar interessante Zusammenhänge auf, mit denen ich Netzwerk-Chef Thomas Leif gern konfrontiert hätte – wenn seine E-Mail noch funktionieren würde. Mit Thomas Leif habe ich so meine Probleme, das ist nicht neu. Da waren seine Äußerungen über Weblogs, die Einordnung von Journalisten, die Merkwürdigkeiten rund um das Netzwerk, die PR für seine eigenen TV-Werke, und schließlich sein jüngster Propaganda-Film.
Das auf PDF-Format geschrumpfte Medienmagazin „VISDP“ liefert nun den nächsten Anstoß, sich zu fragen, wie es Leif selbst hält mit der journalistischen Qualität, die er bei anderen einfordert. In der vergangenen Woche hatte „VISP“ sich über Leifs E-Mail gewundert, doch diese Geschichte hat schon Staub: Leif nutzt bevorzugt eine Adresse, die bei der Werbeagentur seiner Freundin angesiedelt ist. Doch scheint er diese Mail nun abgeschaltet zu haben – warum auch immer. Im Web war sie ohnehin für jeden, den das interessierte, zu bekommen.
„VISDP“ also ist aufgefallen, dass Leif ein großer Fan des Gastro-Theaters „Pomp Duck“ ist oder war. Für dieses fand er erstaunlich elogenhafte Formulierungen, zum Beispiel bei einem Bericht der „Berliner Zeitung“:
„Wichtiger als die Story des Abends sind die vielen Artisten, die immer wieder mit Höchstleistungen… das Publikum von den Stühlen reißen. Ein bisschen Poesie, etwas Zauber, zarte Töne von den „Quacktones“: Pomp Duck verzichtet bei den Kunst-Einlagen auf die schrillen Typen und setzt ganz auf erstklassiges Handwerk. Dazu kommt eine erotische Überdosis für die Damen, serviert von Dmitri Azarov, einem Muskelpaket mit weichem Blick, dem die Equilibristik offenbar in den Schoß gelegt wurde. Staunen, Lachen, Verzaubern und Zuhören – den Gästen werden immer wieder aufs Neue bunte Gefühls-Cocktails verabreicht, die abkühlen, erfrischen und gelegentlich aufputschen.“
Fehlen nur noch Speis, Trank und geschwungene Tanzbeine. Und natürlich fragt man sich heute: Warum hat der Investigator Leif für die „Berliner Zeitung“ über „Pomp Duck“ geschrieben? Zahlt der SWR so mies?
Doch es wird noch merkwürdiger. Auf Varieteonline schien Leif ebenfalls über „Pomp Duck“ geschrieben zu haben. Im Jahr 2005 – und anlässlich des Gastspiels in Leverkusen. Schien deshalb, weil der Artikel von einem Nutzer eingestellt wurde. Mutmaßlich hat hier jemand einen Artikel aus einer Zeitung hereinkopiert. Der Anfang dieses Textes deckt sich mit einem Text, der auf einer Seite namens Motocamp zu finden ist und für ein anderes Gastspiel wirbt – ist das der damalige Pressetext von „Pomp Duck“?
Die Begründung für Leifs Enten-Begeisterung, meint „VISDP“, könne in einem Anfall von Gefälligkeit liegen:
„Nun geht die Kunde, dass die Inhaberin jener Agentur, bei der Thomas Leif eine Internet-Adresse unterhielt, mit Pomp-Duck-Koch Hans-Peter Wodarz bekannt oder verwandt sein soll. In der Image-Broschüre des Netzwerks tauchen beide auf, die Werberin Nina Faber als redaktionelle Mitarbeiterin, Recherche-Opfer Wodarz als ganzseitiger Bannerwerber.“
Und der „Wiesbadener Kurier“, entdeckte „VISDP“, wusste über Leifs 40. Geburtstag zu berichten, dass damals das Dessert von Wodarz bereitet wurde.
Es gibt eine weitere Verbindung zwischen Leif und Wordarz. Im Frühjahr 2006 erschien ein Magazin namens „Berliner Zugpferde“, herausgegeben von der Berliner Marketing- und Tourismus-Behörde, ein PR-Blättchen für Berliner Kultur. Dort war auch ein Auszug von Leifs Interview mit Franz-Josef Wagner zu finden, gut gezielt auf eine erneute Ausstrahlung des TV-Portraits, das Leif gemacht hatte. Im Impressum stand Leif als Mitglied der Redaktion. Damals rief er mich an und sagte davon habe er nichts gewusst und er sehe den Artikel nicht als PR für seine Sendung an.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, wer die Idee für die „Berliner Zugpferde“ hatte. Zitat aus dem Editorial:
„Als Trio im Kultur- und Entertainmentbereich entwickelten wir, Hans-Peter Wodarz („Belle et Fou – Das Spiel mit der Lust“), Guido Herrmann (Friedrichstadtpalast) sowie Holger Klotzbach (Bar jeder Vernunft und TIPI – Zelt am Kanzleramt), mit Enthusiasmus das Projekt „BERLINER Zugpferde“.“
Tja, das sind schon merkwürdige Unglücklichkeiten. Und gerne hätte ich dazu Thomas Leif befragt, die E-Mail aber kam mit Fehlermeldung zurück. Doch vielleicht liest hier ja jemand mit, der beim Treffen des Netzwerks Recherche zugegen ist und fragt Leif einfach mal, ob er mit Wodarz auch privat verkehrt oder ob seine Freundin mit Wodarz enger bekannt oder gar verwandt ist.
Ach, und bei der Gelegenheit: Gibt es für die Mitglieder des Netzwerks Recherche eigentlich inzwischen eine Mitgliederliste, so dass sie sich vernetzen können?
Kommentare
sarah h 15. Juni 2008 um 19:23
Finden Sie sich doch einfach über xing.com – schließlich haben Sie beide dort Profile hinterlegt. Recherche!
Sascha Stoltenow 16. Juni 2008 um 9:09
Nicht jeder, der so heißt, ist auch der Gesuchte. Genau das ist der Unterschied zwischen Suchen und Recherchieren.
Thomas Knüwer 16. Juni 2008 um 10:48
@Sarah H.: Thomas Leif auf Xing ist ein anderer Thomas Leif. Es gibt Menschen, die haben den gleichen Namen.
PR -Live 18. Juni 2008 um 10:49
wie kann so einer noch Vorstzender im Netzwerk Recherche sein. Er ist ein lupenreiner PR-Berater. Unglaubwürdig macht sich mittlerweile auch das Netzwerk selbst. Die geringe Teilnehmerzahl in Hamburg ist Beleg dafür.
Tom Live 23. Juni 2008 um 16:42
Nein, die Liste gibt es nicht – da hätten die auch Angst vor. Leif ist im Übrigen unter thomas.leif@faberdesign.de erreichbar – falls Du noch Fragen hast 😉
PR -Live 24. Juni 2008 um 17:19
Netzwerk Recherche TV (Zapp) hat Leif am Sonntag zur Bühne gemacht. Er spricht über Abgrenzung Journalismusn und Werbung/PR und überschreitet selbst die Grenzen. Ein Vorbild für alle Jorunalisten. Zapp ist mittlerweile eine subjektive Bühne für Funktionäre aus dem Netzwerk Recherche. Schade. Wer im Glashaus sitzt, der sollte folglich künftig nicht mit Steinen schmeißen.
Leif-Berichterstattung: Der Pate der Netzwerker geht | Froitzheims Wortpresse 4. Juli 2011 um 11:21
[…] kann und sollte zum Beispiel mitbekommen haben, welche Zweifel das Online-Medienklatschblatt V.i.S.d.P. (bei dem ein “Leif der Woche” zeitweise als Running Gag lief) oder der frühere […]
Der nackte Kaiser beim Netzwerk Recherche 5. Juli 2011 um 17:17
[…] gewaltige Anspruch deckte sich jedoch nicht immer mit dem, was Leif so im Alltag trieb. So schrieb er einst Lobhudeleien über das Gastro-Theater von Koch Wodarz – einem Bekannten, wenn nicht gar Freund von […]
Der „Spiegel“ Innovationsreport (Fun Fact: Wir schenken dem „Spiegel“ eine Facebook-Seite) 31. März 2016 um 14:16
[…] eine Meldung, die einen erhöhten Erschütterungswert besitzt: Dem SWR – ausgerechnet dem problematischen Thomas Leif – wurde ein Dokument aus dem Spiegel-Verlag zugespielt. Analog zum medienwirtschaftlich aus meiner […]