Skip to main content

Würden Journalisten grundsätzlich so unwissend mit Vokabular umgehen, wie bei der Berichterstattung über das Internet, dann würden im Sportteil Ecken „Freistöße“ und im Wirtschaftssegment Umsätze „Kosten“ heißen. Warum?

Warum, kann ich bei der Berichterstattung über das Internet in Deutschland nicht mal ein Mindestmaß an Vokabelsicherheit verlangen? Gleich drei Mal fielen mir innerhalb einer Woche Artikel vor die Füße, in denen Berufsstandskollegen anderer, angeblich der Qualität ihrer Inhalte verpflichteter Medien sich nicht die geringste Mühe geben, sich Wissen über die wichtigste Technik unserer Zeit anzueignen.

Der sanfteste Fall ist da vielleicht noch das „Manager Magazin“. Eine Online-Redakteurin mischt munter alle Geschäftsmodelle durcheinander, vom Social Commerce über Bewertungen bis zu… ja, bis zu My Muesli, wo sie den gröbsten Patzer begeht:

„Im besten Fall nehmen die Käufer den Händlern sogar die Entwicklung der Produkte ab. Bei MyMuesli.de können sich die Nutzer ihre individuellen Müslis aus 75 verschiedenen Zutaten zusammenstellen und nach Hause liefern lassen…
Statt verschiedene Sorten selber zu entwickeln und nur darauf zu hoffen, dass sie den Geschmack der Kunden treffen, lassen die Gründer von MyMuesli einfach den Käufer selbst entscheiden, was er mag.“

Was für ein Unsinn. Hier entwerfen Kunden keine Produkte, denn es ist ja nicht möglich, die „Entwürfe“ der anderen Kunden zu ordern. Die Müsli-Zusammenstellung ist einfach eine Dienstleistung wie das Weingummi-Regal im Kino. Oder der Blumenstand auf dem Wochenmarkt.

Aber gut, das geht ja fast noch verzeihlich, verglichen mit unserem unwissenden Freund von der „Süddeutschen Zeitung“, der sich an asexuellen Wesen erregte. Und der dann mit einem Blogger spricht, den falsch zitiert und falsch beschreibt:
„…der vollkommen übermüdet als Vertreter der Süddeutschen Zeitung am Donnerstag auf der re:publica erschien, sich mit mir 20 Minuten lang unterhielt, fleißig in sein Büchlein notierte, was ich von mir gab und dabei deutlich machte, dass er absolut keine Ahnung hatte, wo er gerade gelandet war.

Robert Basic? Stefan Niggemeier? Sascha Lobo? Diese Namen sagten ihm nichts. Was Blogs konkret sind? Das wusste er so recht auch nicht. Und trotzdem hat er einen Artikel geschrieben über Blogger – und wie sie vermeintlich ticken. Und dabei auch noch Zitate verfälscht…

Darüber hinaus trug ich kein schwarzes Poloshirt, sondern ein blaues. Und meine Brille ist nicht groß, sondern klein. Und einen Bauch habe ich schon gar nicht, noch nicht mal einen kleinen. O.K., den letzten Punkt bilde ich mir ein. Aber genau darauf wollte Steinmaier hinaus, er wollte ein Klischee zeichnen, und das finde ich armselig.“

Und nun auch noch Welt.de. Thomas Vitzthum, der so etwas wie ein Weblog betreibt, schreibt über Politiker, die sich angeblich „um Kopf und Kragen bloggen“.

Nur… Die hat er gar nicht gefunden. Und er schreibt auch gar nicht über Blogs, sondern über Abgeordnetenwatch, eine Plattform, auf der Bürger fragen stellen und Politiker darauf antworten können. Und dann entstehen schlicht und einfach falsche Formulierungen wie:
„,Eine Anfrage ohne Anrede finde ich nicht akzeptabel‘, sagt Dieter Wiefelspütz. Der SPD-Mann ist mit mehr als 500 Antworten dennoch der fleißigste Blogger auf Abgeordnetenwatch.“

Eine bloggende Politikerin hat er wenigstens aufgetrieben. Julia Seeliger von den Grünen. Kopf und Kragen hat sie aber meines Wissens nach immer noch.

Ich weiß, es ist eine rhetorische Frage. Aber manchmal muss ich es mir einfach von der Seele schreiben.

WARUM ZUM TEUFEL ARBEITEN DEUTSCHE JOURNALISTEN SO UNENDLICH SCHLAMPIG, WENN ES UM INTERNET-THEMEN GEHT????????????????

So, Dampf abgelassen.


Kommentare


Matthias Schrade 10. April 2008 um 18:47

gut so – ich hoffe, jetzt geht\’s dir besser 🙂

Antworten

Matthias Schrade 10. April 2008 um 18:49

P.S.: Bin ich aber erleichtert – wenn der Herr Wiefelspütz sich per Antworterei zum Blogger qualifizieren konnte, bin ich auch endlich einer. Und das, ohne mich weiter mit der Frage rumzuquälen, ob ich vielleicht doch mal ein eigenes Blog aufmachen sollte….

Antworten

Matthias Schrade 10. April 2008 um 18:54

P.P.S.: der hier ist auch gut: \“Obama hat alle auf ,change\‘ (Wandel) eingeschworen. Eingängige Slogans lassen sich im Internet leicht millionenfach verbreiten.\“

—->>> stimmt – laut Google hat er es geschafft, ihn über eine Milliarde mal zu verbreiten 😉

Antworten

Hanno Zulla 10. April 2008 um 19:01

Merke: Journalisten arbeiten immer so schlampig. Aber das fällt einem nur bei den Themen auf, von denen man selbst was versteht.

Antworten

jo 10. April 2008 um 19:23

*hüstel* Also, ohne nun Schlamperei unterstellen zuwollen, aber: Bei Mymuesli gehört es durchaus zum Konzept, die Mischungen anderer Kunden ordern zu können:

–snip–

Jedes bestellte Müsli erhält eine mix-ID von uns. Die wird auch mit auf das Etikett gedruckt. Damit ist es möglich einen mix immer wieder nachzubestellen. Außerdem kannst Du mixe weiterempfehlen oder auf Deiner Seite oder in Dein Blog einbinden. Wenn Du also einem Freund Deinen Mix empfehlen möchtest, gib ihm einfach die mix-ID.

–snip–

Schönes Wochenende ,)

Antworten

Uwe 10. April 2008 um 20:07

Vielleicht arbeiten die Journalisten so schlampig, weil Ihnen bei Fehlern auf diesem Gebiet kein Rechtsstreit, keine Abokündigung und kein Werbekunde weniger droht, sondern nur ein paar böse Zeilen der Getroffenen.

Antworten

SvenR 10. April 2008 um 20:33

Ne ne, da hat Hanno Zulla schon recht. ziemlich viele Journalisten, arbeiten ziemlich oft ziemlich schlampig. Da man ja selbst sich nicht überall gut auskennt, fällt es einem halt nur selten auf. Wobei ich den Eindruck habe, dass sich das \“selten\“ demnächst durch \“häufig\“ abgelöst werden könnte.

Antworten

Jochen Hoff 10. April 2008 um 20:39

@ Thomas Knüwer

Das wäre doch der Hammer überhaupt. Bei MyMuesli.de einen neuen Bereich einrichten, bei dem man die Muesli-Mischungen von anderen kaufen kann, wenn die diese freigegeben haben.

Das Knüwer-MontagsmitdemdickenKopfmüsli oder ein Basic-Abendmüsli für den frischen Schnellblogger. Vielleicht ein generelles A-Bloggermüsli und dagegen ein Qualitätsjournalistenmüsli aus den ältesten Vorräten der Firma.

Das sind Geschäftsideen. Sie liegen auf der Straße. Und ich geh lachend wieder an meine Arbeit.

Antworten

oko 10. April 2008 um 20:53

Hanno Zulla schrieb: \“Merke: Journalisten arbeiten immer so schlampig. Aber das fällt einem nur bei den Themen auf, von denen man selbst was versteht.\“

Aha, können Sie das belegen? Immer? Oder ist das vielleicht eine ziemlich schlampigezugespitze Behauptung?

Thomas Knüwer führt gute Beispiele an. Aber daraus gleich auf alle Journalisten zu schließen ist doch Unsinn. Ich arbeite derzeit in der Mantelredaktion einer Regionalzeitung und behaupte einfach mal, dass wir im Schnitt seh gründlich recherchieren…

Antworten

Frank Joster 10. April 2008 um 22:15

Wir wissen nicht, was Hanno Z. ließt. Ich weiß allerdings, das ich bis heute keinen einzigen auch nur annähernd fachlich richtigen Artikel über mein Spezialgebiet in einer Tageszeitung gelesen habe. Es interessiert die Damen und Herren Journalisten einfach nicht auch nur die einfachsten Zusammenhänge richtig darzustellen.

Aber gehen wir mal zurück zum Geschmiere von Journalisten über das Internet. Man muss kein Fachmann sein um zu merken, wann ein Journalist mal wieder die übliche Scheiße über das Internet schreibt. Ein einfacher Test ist, wenn der Herr oder die Dame Qualitätsjournalist unbedingt die Beleidigung \“Freak\“ anbringen muss. Na, wie oft wurde in Ihrer Mantelredaktion schon die Beleidigung in einen Internet- oder Computerartikel eingeschmuggelt? Die liegt bei Qualitätsjournalisten doch schon auf einer Funktionstaste.

Antworten

oko 10. April 2008 um 23:57

@Frank Joster: Was für ein Fachgebiet ist das denn, über das ständig falsch berichtet wird?

Ich kann mich nicht erinnern, in einem Artikel das Wort \“Freak\“ benutzt zu haben. Gleich morgen checke ich die Funktionstasten der Kollegen…

Antworten

Lukas 11. April 2008 um 0:52

Ich frage mich an diesen Stellen immer, ob Journalisten tatsächlich nur bei Themen, von denen ich ein bisschen was verstehe (Internet, Musik, Medien), so ahnungslos sind, oder ob sie auch bei anderen Themen (Kernphysik, Wirtschaft, Politik) derartige Fehler begehen, die ich dann aber gar nicht bemerken kann.

Antworten

Felix Deutsch 11. April 2008 um 1:02

LOL -> http://tito.blogsport.de/

\“Berlin, 10. April 2008. Die ARD-Zeitgeistsendung „Polylux“ ist einer Fälschung des „Kommando Tito von Hardenberg“ aus dem Umfeld der Hedonistischen Internationa-len aufgesessen. Das Magazin strahlte heute einen Beitrag über die „Alltagsdroge Speed“ aus. Der dort gezeigte Speed-User „Tim“ ist eine Erfindung des Kommandos. Er mag in Wirklichkeit gar kein Speed und macht auch keine „Speed-Diät“.\“

Passt doch wie Arsch auf Eimer.

Antworten

Frank Joster 11. April 2008 um 7:56

> @Frank Joster: Was für ein Fachgebiet ist das denn,
> über das ständig falsch berichtet wird?

Herr Oko, sie werden ungenau. Es sind die kleinen Ungenauigkeiten, mit denen das Ärgern über Journalisten losgeht. Da über mein Fachgebiet nicht ständig berichtet wird, kann auch nicht ständig falsch berichtet werden. Wenn allerdings berichtet wird, dann habe ich nie eine fachlich richtige Darstellung gesehen.

Um Ihre Frage zu beantworten. Ich mache etwas Technisches, bei dem man immer die Standard-Reaktion von Blondinen und Journalisten bekommt \“also in Mathe und Physik war ich in der Schule immer schlecht *devot-debiles kichern*\“.

So, und jetzt schreibe ich den Genossen der Hedonistischen Internationalen ein Grußwort.

Antworten

Helga 11. April 2008 um 9:34

Nicht nur bei Internetthemen….

Antworten

Henning 11. April 2008 um 9:55

Ich kann Frank Joster nur bestätigen. Wahrscheinlich kann man von Journalisten auch nicht erwarten, sich in jeden Gebiet einzuarbeiten. Weil Blogs und Web 2.0 aber ständig in den Medien auftauchen, wäre es bestimmt nicht zu viel verlangt, wenn jede große Zeitung jemanden hätte, der weiß wovon er redet.

Die Ungenauigkeiten gibt es nicht nur bei Journalisten. Als ich z.B. den Schwarm von Schätzing gelesen habe, war ich teilweise begeistert über die wissenschaftlich korrekt klingenden Beschreibungen in Biologie und Ozeanologie. Als dann aber Passagen zu \“meinem\“ Fachgebiet, Satellitenfernerkundung, kamen, war ich erschrocken, wie viele kleine Fehler drin waren. Ich kann nur hoffen, daß bei den anderen Passagen Experten drübergelesen haben, bei der Erdbeobachtung aus dem Weltraum hat er aber offensichtlich nur schlechte Notizen aus einem Gespräch gehabt.

Antworten

Chat Atkins 11. April 2008 um 10:05

Weil es bei anderen Themen oft auch nicht anders ist.

Thomas Knüwer schrieb: \“WARUM ZUM TEUFEL ARBEITEN DEUTSCHE JOURNALISTEN SO UNENDLICH SCHLAMPIG, WENN ES UM INTERNET-THEMEN GEHT????????????????\“

Antworten

Petra A. Bauer 11. April 2008 um 10:05

@ Hanno Zulla,

Ob nun IMMER schlampig recherchiert wird, und wir es nur nicht merken, weil wir ja nicht von allen Fachgebieten etwas verstehen, das wage ich nicht zu behaupten. Aber es ist mit Sicherheit etwas dran. Mein Lieblingsbeispiel ist der Diethylenglykol-Skandal. Da wurde immer von \“Frostschutzmittel im Wein\“ geschrieben.
Vermutlich hat jemand zu einem Journalisten gesagt, dass ein Bestandteil des Diethylenglykols auch in Frostschutzmittel enthalten sein kann, um dem Journalisten eine ungefähre Vorstellung davon zu geben, um was für einen Stoff es sich grob handelt. Sowas sollte man nie tun *g*

Antworten

lupe 11. April 2008 um 11:01

@Hanno Zulla,
sicher wird nicht immer schlampig recherchiert, denn oft wird überhaupt nicht nachgefragt, sondern werden Agenturmldungen kopiert und das Schlimme, falsch gekürzt.
So war in der von mir beobachteten Zeitung vor wenigen Tagen zu lesen, dass, wer weniger als das vom Familienministerium vorgeschlagene Mindesteinkommen erreicht, AUTOMATISCH Alg 2 (in der Zeitung natürlich falsch als Hartz 4 bezeichnet) erhält.
Darüber wunderte sich sogar ein Mitarbeiter des Ministeriums: Natürlich gibt es ALG 2 nur auf Antrag, nachdem das Vermögen bis auf einen mickrigen Rest aufgebraucht ist.
Weitere 3000 Beispiele gibt es in meinem Blog zu lesen.
Noch eins: Besonders bedenklich sind die Wissenslücken im Naturwissenschaftlichen. Da wird mitunter kompletter Unsinn berichtet, bis hin zur Mitteilung, das Island in der Ostsee liegt.
So viel zum Qualitätsjournalismus.

Antworten

Michael Finkenthei 11. April 2008 um 11:03

Lieber Herr Knüwer, warum sollte man a) alle Journalisten über einen Kamm scheren, und nicht nur alle Blogger (was Sie ja auch nicht tun) und b) diese völlig unangebrachte Einschränkung auf \“Internet-Themen\“ nachvollziehen können?

Das Menschen Fehler machen, ist ja eigentlich normal. Das man trotzdem versucht, perfekt zu sein, war allerdings früher mal ein Ansatz, der heute anscheinend nur noch selten etwas gilt.

Antworten

Sachar 11. April 2008 um 13:06

Natürlich arbeiten nicht alle Journalisten so, wie Thomas Knüwer und ich es beschrieben haben. Natürlich gibt es Journalisten, die wissen, wie Blogs funktionieren. Thomas selbst ist so einer.

Aber ich denke, dass es angebracht ist, solche Journalisten und Medien zu verteufeln, die nicht bereit sind, sich umfassend zu informieren. Wenn besagter Daniel Steinmaier von der SZ zur re:publica nur wegen des Zeilengelds und ohne jegliche Sachkenntnis und Neugier kommt, dann ist das ein absolutes No Go. Sowohl von seiner Seite aus als auch von der SZ, die für eine andere Art des Journalismus steht.

Und das zu kritisieren, muss erlaubt sein. Anscheinend brauchen einige Journalisten ein Kontroll-Organ. Gut, dass es Blogger gibt. Und auch wir Blogger haben ein Kontroll-Organ. Unsere Leser. Und im Gegensatz zu einigen klassischen Medienmachern hören wir zu, wenn wir kritisiert werden.

Antworten

Xaphox 11. April 2008 um 13:10

Journalisten sind in der Regel unter Zeitnot leidende Generalisten. Hierin liegt m. E. der Hund begraben. Kaum ein Journalist kann es sich heute noch erlauben, auf einem Spezialgebiet (z. B. der Nutzung von Diethylenglykol) einen einem Fachmann vergleichbaren Status zu erlangen.

Ihnen fehlt die Zeit, mehrere Quellen zu einem Thema zu befragen, also nehmen sie nur eine und fertig ist der Artikel. Die Folge: Die Experten regen sich über Fehler der Journalisten auf.

So sieht leider die gängige Praxis aus. Ich spreche da aus Erfahrung. Wenn ein Experte von einem Journalisten verlangt, ebenfalls das Wissen eines Experten zu besitzen, könnte der Journalist genauso gut vom Diethylenglykol-Experten verlangen, einen lesbaren Artikel über die Anwendung des Stoffs zu schreiben. Die Reaktion des Journalisten auf den Text möchte ich mal sehen. 🙂

Zu Schätzings \“Der Schwarm\“: Ich habe das Buch auch gelesen und war begeistert von den \“wissenschaftlichen\“ Ausführungen des Autors. Mich hat allerdings immer wieder die Frage begleitet, ob Schätzing wirklich alles fundiert erklären kann, was er in dem Buch ausführt und wie viel davon wirklich korrekt beschrieben ist. An solche Werke darf man nicht mit einem wissenschaftlichen Blick herangehen. Es handelt sich schließlich nicht um ein Sachbuch. Wer sich bei solchen Büchern über ungenaue oder auch falsche Darstellungen aufregt, sollte sie erst gar nicht anfassen.

Nur damit wir uns richtig verstehen: Zeitdruck und Generalistentum sind Gründe, keine Entschuldigungen für schlechten Journalismus.

Antworten

Matthias Neukirch 11. April 2008 um 13:38

Hallo an alle. Also ich bin Journalist und die meisten Themen, über die ich so Jour für Jour journallieren muss, gehen mir ehrlich gesagt schräg am Gesäß vorbei. Hauptsache, ich komme immer schön wichtig rüber. Mit Schreibblock oder mit Aufnahmegerät und so. Und ich nicke immer schön, begreife aber null, wenn man mir was erklärt. Denn ich kann icht zuhören. Aber im selber seiern bin ich einsame Spitze. Ob mit Mund, Bleistift oder Tastatur.

Und jeder der sich drüber aufregt, soll doch seine eigenen Artikelchen schreiben. Kann jetzt jeder mit diesem Internetz.

Fehler machen – Wir dürfen das. Und zwar ohne Ende, weil \“stirbt ja keiner von\“.
Deswegen darf ja auch jeder Journalismus machen.
Wer alles glaubt, ist es schlussendlichzuguterletztabschließend selbst in Schuld.

Antworten

Markus 11. April 2008 um 15:37

Ich bin ja in dem Artikel einmal nicht richtig zitiert worden, was mir dann aber egal war:

\“Wichtig sei, so Beckedahl, dass ein Wahlkampf auf ein Schlagwort reduzierbar sei. \“Obama hat alle auf ,change\‘ (Wandel) eingeschworen. Eingängige Slogans lassen sich im Internet leicht millionenfach verbreiten.\“

Das hat man davon, wenn man erstmal Howard Dean 2003 erklären muss und die Kampagnen-Wirkung mit Obama 2008 vergleicht. War wohl etwas zu komplex. Das mit dem Schlagwort macht aber verkürzt keinen Sinn, wenn man das komplexe dahinter einfach weglässt.

Antworten

Silke 11. April 2008 um 17:19

Ihr Lieben! Ihr macht es einem aber auch nicht leicht. Keine Medienkompetenz, kein Mühegeben, keine ordentliche Recherche, dafür Arroganz und Ignoranz – als derlei beschimpfter Journalist möchte man sich in Eurer Gegenwart gar nicht mehr outen.
Doch abgesehen davon, scheitert ein Journalist, auch wenn er neugierig und nicht auf den Kopf gefallen ist, oftmals genau an den Fachleuten, die einfach nicht in der Lage sind, ihr Ding zu erklären. Ein fehlerhafter Text ist daneben ebenso den Verlagen anzukreiden, da Arbeitsüberlastung inzwischen genauso zur Geschäftspolitik gezählt werden darf wie die Ausrottung sogenannter Fachredakteure. Experten auf einem Fachgebiet gibt es kaum noch. Dementsprechend tummeln sich in den meisten Redaktionen keine Knüwers und Schinks, sondern genauso such technikfremde wie -feindliche Menschen tummeln wie überall anders auch. Was also sollen die machen, wenn sie nun gezwungen sind, eine Blogger-Konferenz zu besuchen?
Nichtsetotrotz hilft ein Pauschalurteil werde Euch noch den Journalisten weiter.

Antworten

Xpress 11. April 2008 um 17:32

Herr Knuewer,

würde es Sie eher beruhigen oder beunruhigen, wenn es in anderen Themenfeldern nicht anders ist? Wenn die größte Tageszeitung in Köln den Vorsitzenden des bedeutendsten örtlichen Fußballclubs als \“Weltmeister 1978\“ bezeichnet, dann spricht das für wenig ausgeprägte Faktensicherheit und völlig fehlende Qualitätskontrolle. Jetzt können Sie natürlich einwenden: So ein Fehler bei einer Jahreszahl…

Aber dann kann ich auch gleich den Kniefall Willy Brandts in Warschau auf 1976 datieren oder den Mauerfall auf 1992.

Und wenn ein Journalist solche Fakten-Peanuts nicht drauf hat – wie soll ich ihm die große Analyse abnehmen?

Antworten

Michael Finkenthei 11. April 2008 um 18:58

@Silke – an solchen \“Fachleuten\“ zu scheitern, heisst, sie nicht richtig befragt zu haben. So etwas nennt man in Ansätzen auch \“Recherche\“.

Deinem Hinweis auf das in den meisten Verlagen fehlende Lektorat stimme ich allerdings zu. Die Rechtschreibkontrolle vom Textprogramm muss halt reichen, dafür heisst das Teil ja auch \“Editor\“, newohr :-).

Antworten

Silke 12. April 2008 um 17:08

@Michael – Richtig: Recherche muss sein. Aber sicher sein, dass man sich angesichts der wunderbaren Fülle an Informationsmöglichkeiten, auf alle gesammelten \“Fakten\“ auch verlassen darf, kann man leider nie…

Antworten

Chefredakteur 14. April 2008 um 9:20

Ah, das Bloggerleben ist schön. Man kann den ganzen Tag darauf verwenden, auf die Alte Welt-Journalisten einzuschlagen, die zu doof sind, über irgendein Thema halbwegs fehlerfrei zu berichten, und über \“das Internet\“ haben sie gar nichts zu sagen, weil sie es einfach nicht verstehen. Das zeigt ja schon die Online-Redakteurin des manager-magazins. Zwar stimmt das, was sie schreibt, eine Rückfrage beim Unternehmen (oder, wers schneller mag, ein Besuch des Website des Unternehmens, über das sie berichtet), hätte das sofort verifiziert, aber wozu Recherche, wenn man anderen vorwerfen möchte, nicht recherchiert zu haben.
Der Aufwand lohnt sich gar nicht, weil offenkundig ist, dass Journalisten zum einen nichts können und zum anderen davon unbeleckt drauflos schreiben. Ein herr Knüwer, der über die Cebit urteilt, ohne einen Fuß dorthin gesetzt zu haben, weiß ja, wie das geht. Und die Kommentatoren wissen es auch, schließlich haben sie noch nie einen Artikel über ihr jeweiliges Fachgebiet gelesen, der eine Spur Wissen enthalten hätte. Wahrscheinlich, weil das, was sie tun so kompliziert ist, dass sie selbst auf Nachfrage nicht in der Lage sind zu sagen, was ihr Spezialgebiet ist, und die Zeit lieber nutzen, um auf Blondinen rumzuhacken oder auf Journalisten, die tatsächlich von Frostschutzmittel schreiben statt von \“Diethylenglykol-Skandal\“. Wann war das eigentlich? Ist das tatsächlich relevant für diese Diskussion?
Am besten aber ist das Abfeiern des Polylux-Spaßes dieses gewissen Kommandos. Eine Szene, die sich über einen solchen Pennälerscherz freuen kann, dessen Copyright seit Jahren bei den Freunden von der analogen Titanic liegt, hat wahrlich Grund, sich über die Journalistenbrut zu erheben. Darauf einen Diethylenglykol-Wein.

Antworten

Edgar Hugo 14. April 2008 um 11:21

Also über alle Gebiete, auf denen ich mich ein wenig besser auskenne schreiben Nicht-Fach-Journalisten schlampig. Beim Thema Politik darf halt jeder mitreden wie er will, deshalb fällt es halt nicht so auf.

Ganz miserabel ist beispielsweise die Berichterstattung über Flugzeugunglücke. Was da jedesmal für Unsinn verzapft wird…

Antworten

sfinxx 10. April 2009 um 10:55

Beobachtungen eines interessierten Lesers (der weder Blogger noch Journalist ist)

Zitat(e):
Hanno Zulla kommentiert:
Journalisten arbeiten immer so schlampig. Aber das fällt einem nur bei den Themen auf, von denen man selbst was versteht.

Frank Joster kommentiert:
Es interessiert die Damen und Herren Journalisten einfach nicht auch nur die einfachsten Zusammenhänge richtig darzustellen.

Petra A. Bauer kommentiert:
@Hanno Zulla,
Besonders bedenklich sind die Wissenslücken im Naturwissenschaftlichen. Da wird mitunter kompletter Unsinn berichtet, bis hin zur Mitteilung, das Island in der Ostsee liegt.

Antwort:
Ist bei Bloggern auch nicht anders – und zwar auch bei \“Qualtitätsbloggern\“.

Blogger funktionieren offenbar wie ein Automat: auf Knopfdruck. Wer viele Kommentare haben will, muß nicht mehr tun, als Journalisten kitisieren. Habt Ihr das nicht langsam mal durchgenudelt?

Eine Zeitung oder Radio-/Fernsehsendung, die ihre Leser hauptsächlich mit Ausführungen über ihre eigene Bedeutung mit den immer gleichen Argumenten belämmert würde die sehr schnell verlieren, selbst wenn sie recht haben sollte. Die Leser sind doch nicht so schwer von Begriff, daß man es ihnen immer wieder sagen muß.

Das ist fade. Das nervt. Das ist borniert. Es gibt doch nun wirklich Wichtigeres – z.B. den G20-Gipfel. Aber vielleicht *wollt* Ihr ja auch unter Euch bleiben und in dreißig Jahren noch – wenn Ihr grau und zittrig seid, die Landschaft dank Klimawandel verdorrt und 80% der Bevölkerung in Slums lebt – Euer Verhältnis zu den Journalisten hin- und her wälzen.

Nächstes Zitat:
Sachar kommentiert:
Und auch wir Blogger haben ein Kontroll-Organ. Unsere Leser. Und im Gegensatz zu einigen klassischen Medienmachern hören wir zu, wenn wir kritisiert werden.

Nächste Antwort:
Echt? Ihr *wollt\“ also doch nicht unter Euch bleiben? Das wäre ja mal ein echter Fortschritt: der Leser als Korrektiv, die *Diskussion* mit den Lesern. Als \“Konsument\“ der klassischen Medien hat man ja nur die Möglichkeit abzu(be)stellen, wenn einem nicht paßt, was die mitteilen.

Also – ich habe das ganz andere Erfahrungen. Oh – ich habe ja auch wieder mal nicht genau hingeschaut: es geht ja \“nur\“ um\’s zuhören. Von Diskussion war gar nicht die Rede.

Mir reicht es nicht, wenn man mir zuhört. Ich will Antworten – auf meine Fragen und zwar auf alle. Ich will Antworten auf meine Fragen zu den Antworten. Eine ordentliche Diskussion eben.

Aber das ist leider bisher in der Blogosphäre auch nicht häufiger anzutreffen, als in den klassichen Medien. Ihr seid denen ähnlicher, als Ihr denkt.

Schade. Wirklich schade.

Antworten

Martin Emmerich 10. April 2009 um 20:35

@sfinxx:

Getroffene Hunde bellen. Daß Journalisten FAZ, SZ und Co. sich dieser dümmlichen Berichterstattung nicht entblöden, heißt doch nur, daß sie Angst haben. Zu Recht meine ich, sind sie doch zu \“Obwohl-Medien\“ verkommen. Die FAZ wird gelesen, obwohl der darin vertretene politische Standpunkt nur eine Minderheitsmeinung ist. Die SZ wird gelesen, obwohl sie immer flacher wird (oder doch weil?)

Zu Recht ist der Ruf von Journalisten am unteren Ende der Ansehensskala. Recherche findet hauptsächlich bei Ihresgleichen und bei Nachrichtenagenturen statt, wie eine Studie der Landesanstalt für Medien in Nordrhein-Westfalen belegt: http://blog.emmerich-consulting.net/2008/06/25/studie-journalisten-schreiben-voneinander-ab/

Leider liegt eine wissenschaftliche Auswertung des G20-Gipfels noch nicht vor. Der G8-Gipfel in Heiligendamm ist aber bereits analysiert und steht bereits als Musterbeispiel für ungenügende Berichterstattung da: In einer Untersuchung (s. http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30047/1.html) von insgesamt 1240 Artikel in elf deutschen Tageszeitungen wurde nur in 1,7% der Inhalt des Protests erwähnt. Eine zweite Untersuchung (s. http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29549/1.html) belegt, daß die besonders gerne von Journalisten zum Abschreiben genutzten Nachrichtenagenturen Äußerungen und Positionen der Polizei deutlich unkritischer und häufiger übernahmen, als die der Protestler.

Drum sage ich: Ja, schlampige Journalisten, fürchtet Euch!

Antworten

sfinxx 13. April 2009 um 10:02

Danke für diese Steilvorlage. Einen besseren Beleg für das was ich meine kann ich mir nicht vorstellen.

Die Medien berichten über G8- oder G20-Gipfel – zweifellos wichtige Ereignisse mit weitreichenden Folgen. Und was liest man dazu in Blogs? Um was es bei diesen Gipfeln geht? Was da so alles beschlossen wird? Welche Folgen das hat für Land und Leute? Oder auch gegen was sich die Proteste der Gegner gerichtet haben?

Nein – in Blogs liest man, daß die Journalisten, die \“Mainstream-Medien\“ bei dem Thema – wieder mal! – versagt haben. Sie haben ihre Arbeit nicht sauber gemacht und nicht \“objektiv\“ berichtet.

So sind z.B. die Argumente der Gegner sind nicht angemessen berücksichtigt worden. Und – passiert das dann wenigstens in den Blogs, wenn schon nicht in Zeitungen, Funk und Fernsehen? Nein – für Blogger ist das nur ein weiterer Beweis für … – na ja, das muß ich jetzt nicht nochmal wiederholen, oder?

Daß die Inhalte in den \“klassischen\“ Medien geprägt sind durch bestimmte Interessen ist doch kein Geheimnis, daß man dauernd und immer wieder enthüllen müßte. Viel interessanter wäre doch mal die Frage, genau welche Interessen das wohl sein könnten. Und was ist eigentlich \“objektiv\“ und \“neutral\“?

Als \“Vierte Macht\“ taugen diese Medien nicht – so lautet der Vorworf. Staat und Politik an ihren eigenen Maßstäben zu messen – ist das etwa \“neutral\“ und \“objektiv\“ und nicht interessegeleitet? Könnte das nicht auch heißen, daß *dieses* Interesse und *diese* Maßstäbe einfach nur welche sind, die selber üblicherweise nicht in Frage gestellt werden?

Ich sagte doch: die Unterschiede zwischen \“Mainstream-Medien\“ und Blogs sind so groß nicht.

Antworten

Du hast eine Frage oder eine Meinung zum Artikel? Teile sie mit uns!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*
*