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Eigentlich hätte hier ein Lob stehen sollen. Für einen Reisejournalisten, der in seinem Buch endlich ausspricht, was viele verschweigen: Dass Reisejournalismus eine der korruptesten Veranstaltungen unserer Branche ist (gefolgt von Autojournalismus). Leider aber muss auch eine Kritik folgen: Denn ein großer Teil des Restes unseres Berufsstandes ist vielleicht nicht korrupt – aber extrem arrogant. Endlich sagt es, pardon, schreibt es mal einer:
„…die Falschheit der Reisejournalisten und Redakteure, die mit verzerrten Berichten, ein falsches Bild erzeugen. Und es bezieht sich auf meine eigene Unehrlichkeit: Ich habe oft behauptet, Plätze zu lieben, die ich überhaupt nicht gemocht habe.“

Der das sagt, heißt Chuck Thompson und ist selbst Reisejournalist. Oder besser: war? Denn er hat ein Buch geschrieben über seine bisherige Arbeit, anscheinend eine deftige Abrechnung mit dem Reisejournalismus. Es heißt: „Smile when you’re lying“. Jetzt.de hat ihn interviewt.

In diesem nicht langen Gespräch haut Thompson einige gute Sachen raus. Zum Beispiel:
„Wenn Four Seasons für 100.000 Dollar Anzeigen schaltet, über welches Hotel wird das Magazin wohl schreiben?…
Das ist letztlich eine erweiterte Form der Werbung. PR-Leute versuchen der Publikation zu „helfen“, seinen redaktionellen Inhalt in eine Richtung zu bringen, die den Werbekunden gefällt.
Ein Beispiel: Das Tourismusministerium eines Karibikstaates gibt 250.000 Dollar für eine Kampagne aus, die das Magazin innerhalb eines Jahres verwendet. Ein oder zwei Monate später rufen PR-Leute des Ministeriums an und sagen „Wir haben eine großartige Idee für eine Geschichte über einen Golfplatz und ein Vier-Sterne-Ressort, das in drei Monate eröffnet. Der Herausgeber ist begeistert und weist in der nächsten Konferenz seine Redakteure darauf hin, wie wichtig dieser Kunde ist und dass er 250.000 Dollar gezahlt hat. Ein Redakteur übernimmt die Geschichte und natürlich ist sein erster Kontakt dorthin wieder dieser PR-Mensch. Der arrangiert auch die gesamte Reise des Journalisten. Der Journalist wiederum muss sich um nichts kümmern, hat eine großartige Zeit dort und schreibt eine begeisterte Geschichte. Alle sind zufrieden.
Hat hier irgendjemand gelogen? Eigentlich nicht. Aber, wenn der Leser durch das Magazin blättert, hat er keine Ahnung, dass die 250.000 Dollar der Grund sind, warum ihm gerade dieses Vier-Sterne-Hotel vorgestellt wird.“

Ein deutsches Problem des Reisejournalismus kommt in diesem Interview nicht vor. Wobei ich auch nicht weiß, ob es eben eine rein deutsche Sache ist. Die Reiseseiten von Zeitungen und Magazinen werden vor allem von freien Journalisten gefüllt. Und die sind eben auf Pressereisen angewiesen. Die Folge: Sie schreiben nur positiv über die besuchten Orte – denn ansonsten erhalten sie keine Einladungen mehr.

Leider hat dieses Gespräch auch zwei Macken. Und die zeigen ein großes Problem des Nicht-Reise-Journalismus: Arroganz. Journalisten glauben, ihre Welt sei jedermanns Welt – was sie sich nicht vorstellen können, kann auch nicht existieren.

Da wäre zum einen die gemeinsame Kritik von Interviewer und Interviewtem über das Fehlen interessanter Reiseblogs. Tja, warum gibt es die wohl nicht? Weil Reisen an sich keine Vollzeitbeschäftigung ist – außer für Reisejournalisten. Und so gibt es zahlreiche Blogs, in denen ich spannende und interessante Reiseerlebnisse und -tipps finde, doch diese sind eben nur ein Teil der jeweiligen Blog-Inhalte. Beispiele: Die Reisen des Amateur Gourmet, der Food Vagabond oder das leider zu selten neu befüllte GT Blog. Allein Journalisten haben da andere Möglichkeiten, zum Beispiel die Deutsche-Welle-Kollegin, auf deren sehr hübsches Blog ich gerade erst gestoßen bin.

Aber zurück zur Arroganz. Ausdruck findet diese Haltung in einer Frage:
„Wenn ich den Reiseteil einer deutschen Tageszeitung aufschlage, kostet im vorgestellten Reiseziel die billigste Nacht 250 Euro und ein Flug dorthin 1.200 Euro. Ich frage mich jedes Mal: Wer kann soviel Geld für einen Urlaub ausgeben?“

Wer? Verdammt viele Leute. Ein 29-jähriger Jetzt.de-Mitarbeiter wird sich ein Hotel für 250-Euro-die-Nacht-Hotel nicht leisten können (Vielleicht doch: Die in Zeitungen angegebenen Preise sind in der Regel die Hotelangaben – über das Netz und Reiseveranstalter sind jedoch fast immer deutlich bessere Kurse zu erreichen). Doch als Journalist muss er in der Lage sein zu erkennen, dass solche Hotels nicht aus Spaß gebaut werden. Es gibt diese Klientel, es gibt Menschen mit viel Geld und solche, die nicht ganz so viel Geld haben, aber viel für Reisen ausgeben. Die Haltung des Autoren ist aber: Was ich mir nicht leisten kann, kann sich sonst auch keiner leisten. Das hat etwas von Lieschen Müller draußen auf dem Lande.

Folgerichtig macht er sich auch wenig Gedanken darüber, was sonst so vor sich geht. Dass es zum Beispiel durchaus viele Artikel gibt, in denen kostengünstigere, schöne Hotels ausgegraben werden. Dass aber gleichzeitig das Ziel solcher Reiseteile ja auch das Locken von Reisenden ist. Und die Beschreibung eines kleinen, unspektakulären Bed & Breakfast in Vietnam ist nun einmal für den größeren Teil der Bevölkerung weniger verlockend als die gepamperte Luxuriösität eines 6-Sterne-Resorts. Zumindest sehen das Reiseveranstalter und Reiseseiten-Macher so.

Doch der Jetzt.de-Interviewer ist nicht der einzige Berufsstandskollege, den ich heute mit begrenzter Vorstellungskraft entdecke. Der andere heißt Stefan Betschon und ist Ressortleiter Medien und Informatik bei der „Neuen Zürcher Zeitung“. Ich kenne ihn nicht persönlich. Nach der Lektüre seines Textes zum Thema Weblogs stelle ich ihn mir aber vor als Mittfünfziger mit wenigen, dünnen Haaren und verfettungsbedingtem Bluthochdruck. Er sitzt in einem bequemen Ledersessel und wehrt Ansinnen der Kollegen, er möge dieses oder jenes Thema bitte bearbeiten, mit kurzer Handbewegung und Sätzen ab wie: „Das hab ich vor fünf Jahren schon geschrieben“ oder „Das will doch keiner lesen.“

Eigentlich wäre sein Text nicht weiter erwähnenswert, denn er führt den Leser bewusst in die Irre, wie der im Text kritisierte Peter Hogenkamp aufzeigt. Außerdem wirft man mir bei Weblog-Kritik ja Beißreflexe vor.

Doch ist es das Ende, das mich bass erstaunt. Betschon schreibt:
„Alle schreiben Blogs, Minister, Damen, Dentalhygieniker. Warum nicht auch Journalisten? Der erste Schritt ist nicht einfach, es braucht Überwindung. Druckerschwärze und Papier kosten Geld, und so wurde den schreibenden Journalisten eingebläut, mit Buchstaben sparsam umzugehen. Sie sind Spezialisten im Weglassen. Denn nicht, um zu lesen, bezahlen Leser Geld, sondern um sich das Nichtlesen leisten zu können, um die Gewissheit zu bekommen, im Nichtgelesenen nichts verpasst zu haben.“

Nun verstehe ich damit zwar die „NZZ“, die ich mal im Probeabo hatte. Nach ihrer Lektüre hat man in der Tat den Eindruck, sich das Nichtlesen leisten zu können. Der hohe Anteil uninteressanter und stoppelig verfasster Artikel sorgt für den Eindruck, dass wenn selbst diese Texte es in ein so angesehenes Blatt schaffen, in der Welt tatsächlich nicht viel passieren kann.

Doch Überwindung? Zu schreiben? Ein Journalist, den das Überwindung kostet, sollte entweder zu Hörfunk oder Fernsehen wechseln, oder sich einen anderen Beruf suchen. Marion Gräfin Dönhoff, so berichtete ein „Zeit“-Kollege einmal bei uns in der Journalistenschule, sei oft in das Bonner Hauptstadtbüro ihrer Zeitung gestürmt, mit zittrigen Fingern und habe nach einer Schreibmaschine verlangt: „Ich muss etwas schreiben.“ Schreiben sollte für Print-Journalisten Verlangen und Sehnsucht sein – nicht eine Hürde, über die man sich mühsam wältz, während man überlegt, wie sich ihre Überwindung vermeiden ließe.

Solch eine Freude am Schreiben aber scheint für den „NZZ“-Mann völlig unvorstellbar, obwohl er damit sein Brot verdient. Für mich wäre solch ein Leben traurig.


Kommentare


Weltenweiser 27. März 2008 um 12:43

Ich schreibe selbstverständlich nur, um mich selbst zu kasteien. Wo kämen wir sonst hin?

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westernworld 27. März 2008 um 12:52

WNYC NPR new york, hat ihn zum u.s. start seines buchesINTERVIEWT, sehr unterhaltsam …

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thilo 27. März 2008 um 12:54

Blogtypische Unmittelbarkeit hin oder her – jemandem, den man nicht kennt \“verfettungsbedingten Bluthochdruck\“ unterstellen? Ich weiß ja nicht.

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Rainersacht 27. März 2008 um 12:55

Äh, ist dieser Beitrag zwei Öltanks in einem? Ich verstehe die Verbindung nicht.

Und dass Reisejournalisten korrupt sind, ist ja wohl eine Binse, die auch die Mehrheit der Reisejournalismusergüsse lesende Leser zumindest erahnen.

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Thomas Knüwer 27. März 2008 um 12:57

@Thilo: Ich unterstelle ihm das nicht. Ich stelle ihn mir so vor.

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Thomas Knüwer 27. März 2008 um 12:57

@Rainersacht: Ok, Ok ein büschen handgedrechselt.

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westernworld 27. März 2008 um 13:00

kommentarfeld nimmt kein html , wieder was dazugelernt … http://www.wnyc.org/shows/lopate/episodes/2008/01/03/segments/91276

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Axel F. 27. März 2008 um 13:41

Journalisten müssen nicht gerne schreiben, um gut zu sein. Sie müssen schreiben. Ein kluger Mann hat mal – sinngemäß – gesagt: \“Jedes von mir hingeschriebene Wort, blickt sich vorher nach allen Seiten um.\“ Das ist anstrengend, führt aber oft, nicht zwangsläufig, zu besseren Ergebnissen, als das ach so inspirierte, schnell Hingeschriebene. (Achtung: Keine Kritik an Blogs!!Ehrlich!) Vielleicht hätten sich die Worte hier auch etwas mehr umblicken sollen, in letzter Zeit, bevor sie hingeschrieben worden sind. Ist doch aktuell ein bisschen viel selbstherrliches Geschwätz.
Die beanstandete Frage zum Beispiel. Nichts daran ist arrogant, außer die Beanstandung. Warum darf einer von jetzt.de so eine Frage nicht stellen, eine Frage, die in seiner Lebenswelt und der seiner Leser (jetzt.de-Leser, nicht die ich-sag-zu-allem-was-meinungsterroristen, Nochmal: Keine allgemeine Blogkritik!) sicherlich von Interesse ist. Ein bisschen naiv ist das vielleicht, aber nachvollziehbar und eine solch naive Frage kann durchaus zu interessanten, oft sogar entlarvenden Antworten führen.
Auf jeden Fall ist sie nicht vom hohen Roß herab gestellt, nicht von oben herab, ist nicht so apodiktisch selbstverliebt, wie hier immer öfter geschrieben wird. Ein paar Selbstzweifel würden auch diesem Blog gut tun. Oder dann gleich richtig und eine Kunstfigur a la Don A. erschaffen, damit man weiß woran man ist.
Ach ja, soll ich noch schreiben, wie ich mir Alter, Haare, Körper und Gesundheitszustand von jemandem vorstelle, der einen Text wie den obenstehenden geschrieben hat. Spar ich mir. Ein denunziatorischer Satz, der sich mit den spekulativ wenigen Haaren eines Menschen befasst, den ich nicht kenne, der braucht sich nämlich gar nicht umzuschauen, der verschwindet sofort wieder und schämt sich ein bisschen: \“Uhh, ich bin nicht lustig, nicht erhellend, nicht mal ironisch, aber dafür ein bisschen denunziatorisch und dumm. Ist eigentlich nicht nötig, auf mich zurückzugreifen. Mein Leben da draußen in einem Blog wäre nur entlarvend und traurig.\“

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Chefredakteur 27. März 2008 um 14:12

@Thomas Knüwer
Das ist interessant: Ein Journalist stellt die Frage, wieso in Reiseberichten in Zeitungen in der Regel recht teure Hotels empfohlen werden und Reisen, die für viele Menschen, die diesen Bericht und die Empfehlungen lesen, nicht erschwinglich sind. Und dafür muss er sich von Ihnen der Arroganz zeihen lassen. Ist es nicht eher arrogant, bei den Empfehlungen vielleicht an gutbezahlte Handelsblatt-Redakteure zu denken und nicht an die von Thomas Knüwer geschmähten Lieschen Müllers, die vielleicht auch das Bedürfnis haben, Florenz zu besuchen und ein nettes Hotel suchen, das nur 100 Euro je Nacht kostet? Und ist es nicht doch auch ein wenig arrogant, dem Kollegen von jetzt.de zu erklären, es gebe genügend Menschen, die sich Hotels für 250 Euro je Nacht leisten können, deshalb würden sie gebaut und betrieben? Das wird der wissen, seine Frage bezog sich sicher mehr darauf, ob es unter den Lesern dieser Berichte nicht doch sehr viele gibt, die nicht zu den derart Begünstigten gehören? Noch einmal konkret nachgefragt: Wo liegt die Arroganz in der Frage danach, wer sich diese tollen Hotel- und Reisetipps eigentlich leisten soll?
Dass Sie glauben, es wäre für Leser interessant zu erfahren, wie Sie sich einen Journalisten vorstellen, der über Blogs nicht das schreibt, was sie lesen möchten, verwundert nicht, Sie halten Ihre Gedanken generell für wichtig, schließlich füllen Sie damit diesen Blog. Warum es für die Auseinandersetzung über das vom NZZ-Kollegen Geschriebene aber wichtig sein soll, dass Sie ihn sich als verfettet und deshalb bluthochdruckkrank vorstellen, als Mittfünfziger mit Fastglatze, erschließt sich mir nicht. Was wäre denn, wenn er in Wirklichkeit ein Marathon-laufender Mittdreißiger mit vollem Haar ist? Änderte das etwas an Ihrer Kritik an seinem Beitrag? Zum inkriminierten Beitrag selbst: Die Weisheit, dass in der Kürze Würze liege, und dass es sich lohnt, jeden Satz und jedes Wort daraufhin zu überprüfen, ob es wirklich notwendig ist, ist älter als der Beitrag des NZZ-Redakteurs und zumindest mir in meinem Volontariat mehrfach sehr ans Herz gelegt worden. Ich bin mir fast sicher, dass auch Marion Dönhoff sie geteilt hat.

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Thomas Knüwer 27. März 2008 um 14:16

Zunächt: Die Frage, warum in Reiseteilen oft teure Hotels (aber keinesfalls ausschließlich, wie behauptet) vorgestellt werden, ist ja legitim. Ich aber kritisiere die naive Formulierung, \“wer das bezahlen\“ könne. Das ist, wie gesagt, Lieschen Müller auf der grünen Wiese. Denn es fragt ja auch bei einem Bericht über eine simple Unterkunft niemand entgeistert: Wer will denn da wohnen? Hinter der Frage von Jetzt.de aber klingt aus meiner Sicht aber eine Ungläubigkeit, dass es solch eine Klientel gibt. Dabei geht es nicht um die Frage, ob ich selbst mir das leisten kann. Genau das ist ja das Problem: Journalisten fragen immer so, als gäbe es neben ihrem eigenen Leben nichts anderes – und das ist genau jene Arroganz, von der ich schreibe. Danke, also, dass Sie mich bestätigen, lieber Chefredakteur.

Was die Gesundheit des \“NZZ\“-Kollegen betrifft: Hier geht es um das Bild, das sich in MEINEM KOPF von ihm auf Grund dieses Artikels bildet.

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Faustus34 27. März 2008 um 14:44

Wie soll man eigentlich das System der weit verbreiteten Sonderrabatte für Presseausweis-Inhaber beurteilen?

Ganz offensichtlich gibt es in unserer Gesellschaft eine Berufsschicht, die gegenüber den Normalbürgern Vorrechte genießt, aber nicht darüber schreibt. Und das sind eine ganze Menge Journalisten, die davon profitieren.

Als Beispiel aus :

newsletter@pressekonditionen.de


„Geschafft! Der Pressekonditionen.de-Newsletter hat inzwischen mehr als
15.000 Abonnenten. Besonders erfreulich finde ich dabei, dass die Zahl
der Abmeldungen so gering ist, das ich jeden Abbesteller quasi
persönlich verabschieden könnte. Was? Sie kennen einen Kollegen, der
meinen kostenfreien Newsletter noch nicht abonniert hat? Dann empfehlen
Sie mich bitte weiter. Als Dankeschön investiere ich dann weiter viel
Freizeit in die Aktualisierung der vielen Rabatte. J“

Wie so etwas organisieret ist :

URL: www8.thomascook.info/tck/Presse_Presserabatt.jsp Rabatt: 50 Prozent auf alle nicht bereits ermäßigten Tickets

Voraussetzung: Presseausweis

Anmerkung: Auf der oben genannten Website steht ein Buchungsformular, um eine Anfrage an Thomas Cook zu senden. Ein Mitarbeiter ruft dann zurück.

Ähnliche Pressekonditionen:
Air Berlin
Cirrus Airlines
Germanwings
LTU International Airlines
South African Airways
Tuifly

Das Presserabattsystem ist durch alle Branchen weit verbreitet. Nur scheint da bei den Journalisten keine große Neigung zu bestehen, darüber zu schreiben. Bei Fortfall wäre jeder direkt betroffen.

Oder irre ich mich da ?

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Thomas Knüwer 27. März 2008 um 15:01

*seufz+ Das ist nochmal ein ganz anderes Thema… Und ehrlich gesagt, sollten wir das nochmal anderenorts diskutieren. Rabatte übrigens gibt es nicht nur für Journalisten, sondern auch für andere Berufsgruppen.
Ehrlich gesagt: Ich denke, die Firmen sind die Dummen, wenn sie glauben, mit solchen Rabatten irgendetwas zu erreichen. Kein Journalist schreibt positiver über Air Berlin, weil er bei denen einen Rabatt bekommen hat.
Ich denke aber, das ist auch gar nicht deren Intention. Es geht um schlichte Kundengewinnung. Oft genug auch mit den üblichen Methoden. So sind im Bereich der Unterhaltungselektronik zahlreiche Presserabattpreise höher als das, was die Handelskette um die Ecke offeriert.
Geschrieben übrigens wurde über Presserabatte auch schon oft.

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Faustus34 27. März 2008 um 15:14

Aber offenbar scheint sich das System doch großer Beliebtheit zu erfreuen, ansonsten hätte der Informationsbrief nicht 15.000 Adressaten.

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Thomas Knüwer 27. März 2008 um 15:21

Ehrlich gesagt: Kann ich überhaupt nicht beurteilen. Allerdings bedeuten 15.000 Adressaten bei einem Newsletter über Dinge, die günstiger zu haben sind, ja noch nicht, dass diese Angebote angenommen werden. Aber darüber fehlen mir valide Zahlen. Aus meinem Umfeld würde ich sagen, dass die Zahl der Rabattnutzer sich im überschaubaren Rahmen bewegt. Die entscheidende Frage aber ist doch: Werden journalistische Beurteilungen damit verändert? Und das glaube ich, ehrlich gesagt, nicht. Oder wie sehen Sie das?

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Christian K. 27. März 2008 um 15:22

Es geht doch in den Berichten über Luxusdestinationen mit Zimmerpreisen ab 250 Euro (das ist doch auch noch vergleichsweise tief gestapelt) nicht um die Frage, ob der Journalist das Hotel empfiehlt oder den Preis für angemessen hält. Es geht schlicht darum, den Leser mit Bildern und Texten an einen Ort zu führen, an der er eben sonst nicht kommt, entweder, weil er es nicht kann oder weil er es auch einfach nicht will in dieser Preisregion. Wo bleibt denn da die Phantasie für außergewöhnliches? Für glaubwürdigen Rezensionen greift man doch längst auf Communities wie holidaycheck.de oder tripadvisor.com zurück. Wenn ich hingegen den Reiseteil einer Zeitung / Zeitschrift lese, dann nicht für eine Empfehlung oder Rezension.

Ich möchte daraus jetzt keine Verteidigung für elitären Reisejournalismus zimmern. Aber was mit \“preiswerten\“ Destinationen passiert, wenn der Lonely Planet Thailand sie einmal lobhudlerisch erwähnt hat; was mit dem kleinen, schnuckligen Hotel auf Montmartre für 100 die Nacht incl. Frühstück oder dem Bed & Breakfast in New Yorks East Village passiert, wenn sich eine \“Brigitte\“ der Sache mal halbseitig angenommen hat, habe ich schon mehrfach beobachten können: Die Qualität halbiert sich, die Auslastung steigt auf 100%, und die Preise verdoppeln sich.

Insofern sollen die Kollegen ruhig mal weiter in 1000 Euro plus-Hotels absteigen und drüber schreiben oder über 100-Euro-Weine oder die ganzen Sterneköche-Restaurants…

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Christian K. 27. März 2008 um 16:17

@faustus: Sie sprechen da von einem \“System\“ in Sachen Presserabatte. Das ist natürlich eine sehr beliebte Keule gegenüber den Medienvertretern generell, wann immer ein Journalist mal Kritik übt.

Allerdings glaube ich, dass der von Ihnen erwähnte Rabattmarkt im Vergleich zu wie auch immer gearteten Exzessen, Orgien und Geschenken des Reise-, Auto- und Lifestylejournalismus, um den es in Herrn Knüwers Beitrag geht, ein \“Kindergeburtstag\“ ist, wie man so schön sagt.

Die Einsparmöglichkeiten sind auch mit einem Presseausweis recht limitiert bzw. den Firmen gelingt es sehr gut, die Journalisten in dem Glauben zu wiegen, sie machten ein Schnäppchen.

Sie haben ja selbst geschrieben, dass ein Newsletter inzwischen 15.000 Abonnenten hat zu diesem Thema. Was meinen Sie, was los wäre, wenn die Rabatte tatsächlich nach streng kaufmännischen Maßstäben nennenswert wären und den somit 15.000 Journalisten die Möglichkeit einer echten Arbitrage ermöglichen würde – also billig kaufen und dann ggf. bei Ebay verkaufen. Oder Autos für Bekannte kaufen gegen Provision. Da wäre doch binnen kürzester Zeit die Hölle los. Unter den 50.000 hauptberuflichen Journalisten dürfte es einige Tausend geben, die sich unterbezahlt genug fühlen, hier mit krimineller Energie die eigene Kasse aufzubessern, wenn es ginge und dieses \“System\“, wenn es denn eins gäbe, sofort zum Einsturz bringen würden.

Sie haben ja selbst die Flugtickets mit den 50 Prozent angesprochen. Tatsächlich sind da je nach Anbieter zwischen 10 und 50% drin. Rabatte jenseits von 25% bekommen Sie nur zu schwach ausgelasteten Zeiten (zB außerhalb Schulferien), dann hat es also die Gesellschaft geschafft, Sie dazu zu motivieren, lieber die ohnehin leere Maschine zu füllen.

Aber auch der Rabatt von 25 bis zu 50% bezieht sich immer nur auf den reinen Flugpreis, nicht auf Steuern, Gebühren, Treibstoffzuschläge. Die inzwischen \“übliche\“ Zusammensetzung von Flugticketpreisen ist Ihnen sicher bekannt.

Gemessen am Gesamtpreis bewegen Sie sich also bestensfalls bei Flugrabatten zwischen 5 und 25 Prozent. In diesen Regionen sind Sie aber fast immer in der Lage, den Anbieter mit Pressekonditionen wie Condor, Air Berlin und Co. mit einem Spartarif eines anderen Carriers wie zB der Lufthansa oder British Airways zu unterbieten, wenn Sie ein bisschen flexibel sind. Außerdem kassieren Sie keine Bonusmeilen für Pressetarife, die ebenfalls bei Buchung klassischer Tickets zu kleineren Rückstellungen führen würden.

Zudem nimmt sich jede Gesellschaft das Recht heraus, Journalisten mit rabattierten Tickets umzubuchen, wenn die Maschine wider erwarten doch voll wird und man mit anderen Passagieren richtig Geld machen kann. Kurz: Sie sind der ideale Kunde für Airlines, wenn Sie mit dem Presseausweis winken, weil Sie irgendwas zwischen 5 und 25 Prozent Rabatt kassieren, man Ihnen keine Bonusmeilen gutschreibt, Sie dafür in einer schwach ausgelasteten Maschine sitzen und man Sie obendrein für einen mehr zahlenden Passagiere wieder hinauswerfen kann.

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Jean Stubenzweig 27. März 2008 um 16:39

«Ein Journalist, den das Überwindung kostet, sollte entweder zu Hörfunk …»

Ah ja. Im Radio wird ja nicht geschrieben, sondern nur gesprochen.

Bei solchen (und noch ein paar anderen) Äußerungen sei Ihnen angeraten, sich «einen anderen Beruf suchen». Aber schleunigst.

Antworten

Helga 27. März 2008 um 17:04

Mei, jetzt werden wieder mal tausend Dinge in einen Topf geworfen, die auch nicht alle zusammengehören.

Fangen wir mal damit an: ich für meinen Teil schaue mir gerne Bilder von teuren Hotels an, die ich mir nicht leisten kann – macht mehr Spaß als von irgendwelchen Klitschen. Und vielleicht leiste ich sie mir ja doch… ich bin aber auch nicht die jetzt.de-Zielgruppe. Ich gebe heute wesentlich mehr Geld für Reisen, Hotels und Restaurants aus als ich mir an der Schwelle des Studenten- zum Arbeitsleben vorstellen konnte. Und an dieser Stelle bewegen sich jetzt-Mitarbeiter.

Der zweite Punkt: Presserabatte. Ja, es gibt Kollegen, die unverschämt damit umgehen. Wie viele andere Menschen, die mitnehmen was geht.

Viel interessanter – oder auch nicht: Spaß schreiben vs Qualschreiben. Ist es nicht vielmehr, das nicht vorstellen können, das Menschen das freiwillig lesen? – Wo sie doch für das NICHTLESEN bezahlen? Aparte Idee…

Antworten

Hirngabel 27. März 2008 um 17:11

Ich kann jetzt nur für mich (bzw. meine Firma) sprechen (und wir gehören zu denjenigen die Pressereisen organisieren), aber von uns aus ist die Erwartungshaltung weniger die, dass wir erwarten, dass Journalisten umso besser berichten, je mehr sie von uns in den Hintern gebl… äh… umsonst bekommen, sondern wir erhoffen uns eine ausgewogene Berichterstattung und sind zudem dann auch in der Regel von unseren Destinationen so überzeugt, dass wir uns sicher sind, dass man darüber mit reinem Gewissen gut schreiben kann.
Und solange Kritik an irgendwelchen Dingen in einem fairen Rahmen bleibt ist das ja auch in Ordnung.

Schwierig wird es dann halt, wenn Journalisten sich an Kleinigkeiten festkrallen, die auf persönlichen Vorlieben beruhen, o.ä.

Wichtig ist für unsere Seite aber vor allem, dass im Anschluss überhaupt berichtet wird. Wenn z.B. ein Journalist eine einwöchige Reise in die USA organisiert und zumindest größtenteils gesponsort bekommt, dann aber hinten raus nur einen kleinen Artikel auf Seite 3 des Reiseteils rausbringt – dann ist sowas natürlich schon … suboptimal.

Ohnehin was mich persönlich grundsätzlich am Reisejournalismus viel mehr stört, ist die Erwartungshaltung mit der viele Journalisten dann den Leistungsträgern gegenüber treten. Da wird dann gesagt, ich würde gerne über das und das Ziel etwas schreiben und im gleichen Atemzug werden Rabatte oder direkt Gratisangebote eingefordert. Klar kann ich verstehen, dass es gerade bei Fernreisezielen für einen Journalisten nicht immer leicht erschwinglich ist, aber ein wenig Bescheidenheit bei der Anfrage würde einigen Leuten in diesem Bereich schon etwas besser zu Gesicht stehen. (Wir Leute aus dem PR&Marketing-Bereich sind halt auch nur Menschen, die für ein wenig Dankbarkeit und Wertschätzung durchaus auch empfänglich sind)

Achja, wo hier vorangegangen tripadvisor und hotelcheck erwähnt worden sind: Ähnliche Auswüchse, wie es sie bei Journalisten gibt, sind mittlerweile auch bei \“einfachen\“ Reisenden festzustellen. So scheint es zunehmend Leute zu geben, die vor Ort eine Bevorzugung oder einen Upgrade einfordern mit der Drohung diese sonst bei solchen Bewertungsportalen mies zu machen…

Antworten

Avantgarde 27. März 2008 um 17:51

Reisejournalisten kann man eigentlich nicht mehr korrupt nennen. Was die tun, ist nacktes Überleben. Denn es sind bekanntlich die Zeitungen und Magazine, die sich weigern, ein Honorar zu zahlen, das tatsächlich unabhängige Recherche erlauben würde.

Von dem Honorar ist noch nicht einmal der Flug zu bezahlen, geschweige denn der Aufenthalt.

Richtig ist auch, dass die Profis die besten Tipps für sich behalten. Aus gutem Grund.

Manchmal bewundere ich sogar Reisebeiträge, die TROTZ der bekannten Handicaps noch brauchbare und lesbare Artikel produzieren. Über die Neutralität braucht man sich natürlich keine Illusionen zu machen.

Antworten

Hirngabel 27. März 2008 um 18:09

@Avantgarde

Das ist sicherlich richtig, hatte ich ja selbst auch schon erwähnt. Deswegen habe ich grundsätzlich auch gar nichts gegen das \“Rabattsystem\“ einzuwenden. Dennoch ist es immer auch eine Frage des Stils, wie man Rabatte anfragt und wie man gegenüber den Leistungsträgern auftritt.

Was die Bewunderung angeht: Ja, schon. Aber es gibt leider auch die Gegenbeispiele, dass es sich Leute (wie zuletzt bei uns) eine Woche lang gut gehen lassen und dann einen kleinen Text hinschmieren, dessen Informationsgehalt auch von einem zu Hause gebliebenen Journalisten locker hätte geschrieben werden können.

Antworten

Avantgarde 27. März 2008 um 18:20

Natürlich ist das so, und sicher werden sich die Glücklichen, denen man ein paar Nächte im Burj Arab spendiert, nicht zukünftigen Luxus damit verderben, dass sie mal die Wahrheit über diesen hemmunglos verprotzten, verkitschten Hoteltempel schreiben.

Das Problem vieler Reisejournalisten – im Gegensatz zum Autojournalisten – ist aber, dass sie im Prinzip fast überhaupt nicht ehrlich schreiben können (außer sie hatten eine reiche Erbtante), solange ihre Spesen vom Objekt kommen, das sie beschreiben.

Antworten

Avantgarde 27. März 2008 um 18:22

Zur Präzisierung: Eine Autoprofi kann einen neuen Wagen ohne großen finanziellen Aufwand testen, wenn er denn mag.

Aber wie testet man das neue Fünfsterneresort auf Tahiti?

Antworten

Faustus34 27. März 2008 um 18:44


Christian K. kommentiert:
@faustus: Sie sprechen da von einem \“System\“ in Sachen Presserabatte. „

Also ich bin kein Journalist. Auch will ich keine Medienschelte betreiben.

Aber auffällig ist dann doch der Umfang, zu dem an Journalisten Rabatte offeriert werden.

Lesen Sie bitte einmal

http://www.pressekonditionen.de/cms/index/index1.php

Seite 1 – 3.

Das scheint mir dann doch ganz gut organisiert zu sein.

Ob das einige Journalisten dazu verführt, besondere Rücksichten zu nehmen, entzieht sich meinem Beurteilungsvermögen.

Aber ganz angenehm scheint es doch für viele zu sein, über solche Bezugsquellen ohne viel Mühe verfügen zu können.

Ich kann ja noch verstehen, wenn die ZEIT Berufskollegen einen Rabatt von 25 % einräumt. Aber warum offeriert DELL z. B. Journalisten einen Rabatt von 5 %, während ich den jeweiligen Listenpreis bezahlen muss?

Antworten

Detlef Borchers 27. März 2008 um 19:00

Dieser Artikel illustriert hervorragend die begrenzte Vorstellungskraft des Bloggers Thomas Knüwer. Als langjähriger Mitarbeiter der NZZ bin ich zwar befangen, muss aber doch zwei Anmerkungen loswerden. Erstens ist es geradezu widersinnig, auf Reisejournalisten herumzuhacken und dann die NZZ anzugreifen und sich dort den Redaktor für Computer und Informatik vorzuknöpfen. Mir erschließt sich jedenfalls der Zusammenhang nicht, ich kann da nur an den einen Handelsblatt-Mitarbeiter denken, der auf einer von Avaya finanzierten Reise in das Wynn´s in Las Vegas absolut keine Hemmungen hatte, Geschenke wie iPods etc. anzunehmen, die z.B. bei Heise und der NZZ strikt untersagt sind. Das darf halt ein reiselustiger Handelsblattler. Zweitens ist Stefan Betschon, den ich seit Jahren kenne, ein drahtiger Enddreissiger mit kurzgeschnittenen Stoppelhaaren, ein hervorragender Skifahrer und Marathonläufer, wie es auch seine Reportagen ausweisen. Aber was kümmert den voreingenommenen Blogger schon die Recherche?

Antworten

Christian K. 27. März 2008 um 19:31

@ Faustus: Wir können das gerne für jedes einzelne Beispiel durchdeklinieren. Auch Dell gewährt den Rabatt von 5 Prozent auf den LISTENpreis. Das heißt, Sie können sich nicht die Online-Aktionsangebote zusätzlich rabattieren lassen, diese sind aber erheblich vorteilhafter als der Kauf zum Listenpreis. Des weiteren werden Sie als akkreditierter Journalist als gewerblicher Kunde eingestuft, was wiederum heißt, das sich die Garantiefrist für Ihr Produkt von zwei auf ein Jahr verkürzt.

Würden Sie mir dem Wissen nun bei Dell lieber mit 5 Prozent Presserabatt bestellen oder doch lieber als Normalkunde? Der ganze Presserabattsrummel ist nichts anderes als ein Marketingtrick.

Antworten

Avantgarde 27. März 2008 um 20:13

Das klassische Presserabattsystem halte ich in der Tat für überschätzt, und 5 Prozent Abschlag hole ich bei JEDEM Marktpreis auch ohne Presseausweis raus.

Mit solchen Petitessen hält sich der Reisejournalismus nicht auf.

Von all den glossy Reisemagazinen erwarte ich mir ohnehin keine Objektivität. Ärgerlicher wird das noch bei Büchern, die einem suggerieren: Hier gibts keine Werbung, hier ist alles objektiv recherchiert.

Und da steigt man dann in einem netten Hotel ab, plaudert ein wenig mit dem Hotelier, und der sagt dann: Sehen Sie den Typen da drüben. Der \“recherchiert\“ für einen sehr bekannten englischsprachigen Reiseführerverlag, und wenn der sein Bakschisch nicht kriegt, ist mein Hotel in der nächsten Ausgabe halt nicht mehr drin.

Dass der entsprechende Verlag aber noch groß ins Impressum schreibt, dass seine Autoren überhaupt keine Gefälligkeiten… etc.

Dann unterhält man sich mit dem \“Rechercheur\“. Der erzählt dann, was er für seine Arbeit bekommt.

Und fragt sich, was der Verlag sich eigentlich dabei denkt. Übelste Heuchelei, nichts weiter.

Antworten

W. Koch 27. März 2008 um 20:14

Auch wenn es nur um \“das Bild im Kopf\“ ging: Eine kleine Suche mit diesem, ähm, Internetdings hätte sehr schnell http://www.werbewoche.ch/upload/Stefan_Betschon.JPG hervorgebracht.

Antworten

Avantgarde 27. März 2008 um 20:27

Übrigens hat Chuck Thompson recht: Die Karibik ist maßlos überschätzt und Kolumbien tatsächlich ein wunderbares Reiseland.

Aber nicht weitererzählen.

Antworten

Rainersacht 27. März 2008 um 21:32

Presserabatte sind nun wirklich kein lohnendes Thema mehr, und über die angeblich 15Tausend Newsletter-Abonnenten haben schon ganz andere Leute gelacht. Zudem lenkt es vom Thema ab: korrupte Journalisten. Oder besser: bestechliche Journalisten. Bestechlich ist ein Journalist, der über ein Produkt und/oder eine Dienstleistung bzw. ein Unternehmen deshalb positiv schreibt, weil er vom Unternehmen geschmiert wird, also spezielle Zuwendungen oder Vergünstigungen erhält, weil er positiv geschrieben hat.

Wie Thomas richtig sacht, GELTEN Reise- und Autojournalisten als die bestechlichsten. Natürlich sind alle Reisejournalisten, die sich einladen lassen, per definitionem bestechlich. Aber es gibt da auch gewaltige Ausnahmen. Einst war ich in einer beruflichen Situation, die mich zwang, Journalisten zu finden, die sich eine bestimmte Region der Welt ansehen sollten, um eventuell darüber zu schreiben. Was soll ich sagen: Fast die Hälfte der Angesprochenen bestanden darauf, die Reisekosten selbst zu bezahlen und allenfalls ein oder zwei Nächte in einem der dortigen Hotels kostenlos anzunehmen. Die Pointe: Keiner der Ablehnenden war expliziter Tourismusjournalist; es handelte sich um Redakteure verschiedener bekannter deutscher Medien, die gelegentlich auch über Reiseziele schrieben. Das mal zur Ehrenrettung des Schurnalisten ampfirsich.

Ganz anders sieht es bei den Motorjournalisten aus. Auch weil es in der Branche null Distanz zwischen so genannten \“Journalisten\“ und den PR-Fuzzis der Hersteller gibt. Aber auch hier gibt es eine gute Botschaft: Die Zuwendungen der Hersteller neutralisieren sich weitgehend…

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Sebastian Brinkmann 27. März 2008 um 22:37

Hallo!
Wenn schon so oft von meiner Site Pressekonditionen.de die Rede ist, möchte ich mich auch kurz zu Wort melden: Die 15.000 Abonnenten sind echt und alle nicht mehr funktionierenden Adressen werden automatisch gelöscht. Auch die Abrufzahlen von knapp 500.000 Page Impressions im Monat zeigen aus meiner Sicht, dass das Interesse an Rabatten sehr groß ist. Auch die Firmen berichten mir von einer großen Nachfrage nach ihren bei mir veröffentlichen Angeboten.

Ich schließe mich der Meinung von Herrn Knüwer an: Aus meiner Sicht hat das Gros der Rabatt-Nutzer keine Möglichkeit, sich bei der Firma zu \“bedanken\“. Peinlich finde ich in diesem Zusammenhang aber, wenn mir Firmen vom Auftreten einiger Kollegen berichten. Wie da mit dem Presseausweis gewunken und mit schlechter Berichterstattung gedroht wird, ist schon peinlich.

Und zum Thema Pressereisen: Ich habe selbst solche Reisen gemacht, finde das Thema aber hochproblematisch.

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Kommentator 28. März 2008 um 0:45

Das eigentliche Thema von Thomas Knüwer sind doch eigentlich \“bestechliche\“ und \“arrogante\“ Journalisten, hier festgemacht an einem Beispiel aus dem Bereich des \“Reisejournalismus (mit einem unglücklich wirkenden Ausrutscher, siehe meine Anmerkung unten).
Als Beispiele für \“Bestechlichkeit\“ und \“Arroganz\“ von Journalisten (aus meinen Erfahrungen als freier Journalist und als Mitarbeiter in einem Dienstleistungsunternehmen der Telekommunikationsbranche) führe ich an:
1. Den Chefredakteur der Lokalzeitung, der gleichzeitig mit der extrem aufwändigen und eigentlich nicht \“normal\“ bezahlbaren Renovierung seines Reihenhauses auf einmal einen lokalen Baumarkt und Baustoffhandel ohne ersichtlichen Anlass ausgiebig \“featurte\“ (bis hin zum viertelseitigen Aufmacher auf der Umschlagseite des Lokalteils).
2. Den stellvertretenden Chefredakteur eines großen bunten Blattes, der eine Petitesse, die seinen privaten (!) Telefonanschluss betraf, zum Anlass nahm, die komplette Leserschaft seines Blattes zur Geisel zu nehmen für seine im Verhältnis albernen bis absurden Forderungen bezüglich der zu leistenden Gutschriften – ja, er wollte sich zum Opfer stilisieren und das dann groß aufmachen, egal, ob \“seine\“ Leser die Lappalie hätten lesen oder überhaupt über den Abonnementspreis bezahlen wollen.
(Dies sind nur Beispiele, längst nicht die einzigen aus meiner Erfahrung.)
Ich lasse mal meine Kritik an der auch auf mich polemisch wirkenden Äußerung von Herrn Knüwer über das ihm offenbar unbekannte Aussehen eines anderen Journalisten weg – ansonsten gebe ich Herrn Knüwer Recht.
Es gibt Journalisten, die den Job benutzen, gegen jeden und für sich. Dass die gleichen Herren die \“kleinen\“ Journalisten unterbezahlen, untermauert mein Urteil: Zecken des Kommerz.

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Kommentator 28. März 2008 um 3:44

@Detlef Borchers:
Welche Vorstellungskraft soll man denn besitzen, um sich ausmalen zu können, was \“journalistische Arbeit ausmacht\“? Reichen \“blühende Machtfantasien\“, oder ist \“literarisches Fabulieren\“ notwendig?
Mal im Ernst: So ein Flachsatz als Beitrag zu dieser Diskussion – Trollübung oder pubertäre, weil argumentlose Provokation? Oder gibt es auch Substanzielles?
Interessiert: Kommentator

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Jean Stubenzweig 28. März 2008 um 3:49

Es mag ein anderes Ressort sein, ist hier jedoch auch thematisiert.

@Detlef Borchers: So geraderückend und dankenswert Ihre Entgegnung auch ist. Dennoch stellt sich mir und anderen die Frage: Ist der journalistisch nicht nur bewegungstechnisch aufrechte Mensch denn nur dann ein Mensch, wenn er «ein drahtiger Enddreissiger mit kurzgeschnittenen Stoppelhaaren, ein hervorragender Skifahrer und Marathonläufer …» und was sonst noch alles ist? Das zielt nun nicht unbedingt allein in Ihre Richtung, sondern sei vielen, allen voran Herrn Knüwer, ins Stammbuch geschrieben: Was ist denn, wenn der beispielhaft erwähnte Mensch tatsächlich schmerbäuchig und glatzig und von altersbedingtem Bluthochdruck geplagt hinter seinem zürcher oder hamburgischen oder rheinländischen oder anderswo stehenden Schreibtisch sitzt, aber auf einen dreißig oder vierzig Jahre andauernden engagierten Qualitätsjournalismus zurückzublicken vermag, bevor er demnächst in die wohlverdiente Rente geht? Zunehmend drängt sich uns der Verdacht auf, daß in erster Linie diejenigen sich auslassen über Qualitätsjournalismus und Bestechlichkeit und was die Branche sonst noch alles mit sich bringt, die gerademal zehn oder mehr oder weniger Jährchen im Berufsleben stecken. Das muß diesem Alter, dieser (post?)pubertären Vision von «irgendwas mit Medien» immanent sein. Andere Vermutungen — um provokativ im hiesigen Diskriminierungsjargon zu bleiben — scheinen hier auszuscheiden.

Mögen die Angesprochenen sich doch mal vorstellen, wie es ist, wenn sie — sagen wir mal: mit fünfzig — von ihrem derzeitigen Arbeitgeber abserviert werden, nicht weil sie (aus welchen Gründen auch immer!) bäuchig und glatzig und von Bluthochdruck geplagt arbeiten, sondern weil trotz Engagement und Fähigkeit, auch noch Drahtigkeit und kurzgeschnittenen Stoppelhaaren (es sollen ja solcherart Sechzigjährige gesichtet worden sein) et cetera von Jüngeren oder schlicht anderen ersetzt werden, die\’s ein paar Groschen billiger machen. Das geschieht nicht eben selten. Gerne in angesehenen Medienkonzernen, die bekanntermaßen sogenannt meinungsbildende Flaggschiffe in ihrem Banner führen.

Denen sind dann auch einige tausend Euro für feurige und feuernde Anwälte samt nicht unerheblicher Abfindung nicht zu viel. Dafür könnte man einige (von der Anzeigenabteilung unabhängige) Reisereportagen ins Blatt hieven (oder die Stelle altbewährt besetzt halten). Aber das ist ja ein von den Redaktionskosten getrenntes Ressort — nämlich das für eine langfristige, neudeutsch: nachhaltige Finanzplanung.

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Tim 28. März 2008 um 11:12

Dass Reisejournalismus nicht objektiv ist, weiss doch jeder Leser. Erwartet der Leser auch nicht. Ist so eine Melange aus Motivation zum Träumen und Ratgeber. Journalistische Märchenerzähler. Dazu gehören ja auch die endlosen Bilderstrecken in den Magazinen.

Bei den Autojournalisten verhält es sich anders. Das ist eher mit den Sportjournalisten vergleichbar. Eine elende Kumpanei.

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Detlef Borchers 28. März 2008 um 13:39

@Kommentator: Was soll es denn Substanziell geben? Herr Knüwer wird sich immer damit herausreden können, dass er nur bloggt und dafür andere Spielregeln gelten als für einen journalistischen Text. Ich sehe hier zwei Sachen, die heillos vermischt sind. 1. einen Text zur Verfassung des Reisejournalismus, 2. einen Meta-Kommentar, in dem Blogger Knüwer einen Blogger Hogenkamp Schützenhilfe mit einer ad hominem-Attacke auf einen Redaktor gibt, nachdem dieser Hogenkamp einen ziemlich schwachen Text über Blogreflexe http://blog.hogenkamp.com/2007/12/06/14-blogreflexe-in-einer-stunde/ diese als Ausdruck einer neuen Form von Kolumne feierte. Und darob kritisiert wurde.

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Detlef Borchers 28. März 2008 um 13:47

@ Jean Stubenzweig: als Mittfünfziger mit Bauch lasse ich mich nicht mehr über Qualitätsjournalismus aus, weil das sinnlos ist. Den Journalismus, den ich Mitte der siebziger Jahre gelernt habe, gibt es nicht mehr. Er hatte zwangsläufig eine ganz andere Qualität als das, was heute gebraucht wird. Ich finde es schon bezeichnend, dass die Veranstalter der Bloggerkonferenz re:publica (nächste Woche) für ihr Panel zum Qualitätsjournalismus reihenweise Absagen kassierten und nun improvisieren müssen. Wer will denn noch diesen toten Klepper reiten?

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Thomas Knüwer 28. März 2008 um 13:51

Stimmt, Herr Borchers, finde ich auch bezeichnend. Journalisten haben keine Probleme, jemand zu kritisieren, sogar zu beschimpfen. Aug in Aug aber wollen sie den Kritisierten nicht gegenüber treten. Traurig.

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Yves Aubertin 29. März 2008 um 7:26

Die Schmähungen werden schließlich nicht einseitig geführt. Und weshalb sollte ein Journalist freiwillig in eine computerreligiöse Veranstaltung gehen, in der er präjudikativ niedergebetet werden wird? Vor allem dann, wenn er weiß, daß eine dortige Diskussion über Qualitätsjournalismus in dem Grab enden wird, das der Geldfetischismus ihm geschaufelt hat und das die mittlerweile digital gesteuerte Konsumwelt nicht leichenfrei wieder aufzufüllen bereits ist. Ich bin nicht Journalist, aber wäre ich einer, ich ginge nicht zu den hysterischen Abgesängen auf meine Leiche. Denn ich lebte ja noch, ich müßte mir nur einen anderen Beruf suchen. Denn als Erfüllungsgehilfe der Weltkirche Geld würde ich mich nicht mißbrauchen lassen wollen. Selbst die übelste Hure ist menschlicher als diese. Sie ist es, die den Qualitätsjournalismus erledigt hat. Nicht die Weblogs. Die sind allensfalls APO (Außerparlamentarische Opposition). Und was hat die bewirkt seither? Sie wurde allenfalls ein Außenminister mit hoher Pension.

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Thomas Knüwer 29. März 2008 um 18:32

Hysterische Abgesänge würden Sie dort nicht finden. Außerdem: Die dort Anwesenden sind Medienkonsumenten. Sie sind die Kunden der Journalisten. Und die Journalisten wollen nicht mit ihren Kunden reden? Für mich jedenfalls ist solch ein Verhalten nicht nachvollziehbar.

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Der PR-Rat und was Redaktionen daraus lernen sollten 21. Januar 2010 um 10:50

[…] befragt. Neben mir saß der ebenfalls geladene DJV-Chef Michael Konken. Ich berichtete vom Problem des Reisejournalismus: Reiseberichte können sich viele Medien nicht mehr leisten, weshalb sie auf freie Mitarbeiter […]

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