Der Super Bowl XLII ist Geschichte. Und er wird in die Geschichte eingehen. Als einer der dramatischsten aller Zeiten. Und als einer ohne Internet. Noch rattern die Hubschrauber über dem Pressezelt. Sie fliegen die letzten Vips aus. Und wer so lange geblieben ist, der ist Fan der New York Giants. Das Zelt selbst leert sich langsam, vor mir aber arbeitet noch Heiko Oldörp, der sonst in Boston lebt und unter anderem für DPA den US-Sport betreut.
Seine Laune ist, sagen wir mal, gedämpft. Boston, New England, hoher Favorit – Niederlage, um es kurz zu sagen.
Was war das für ein Spiel, der Super Bowl zwischen den New York Giants und den New England Patriots. Die deutsche Reihe auf der Pressetribüne, fast genau halb und halb geteilt, was die Sympathien betraf, erging sich in ständigen Wut- oder Jubelausbrüchen. 17:14 für New York hieß es am Ende, erst 35 Sekunden vor dem Ende fiel die Entscheidung.
Nur live arbeiten, das konnte keiner. Der NFL gelang es tatsächlich während der gesamten Zeit nicht, ein funktionierendes Wlan auf der Pressetribüne in Gang zu bringen. Gut, funktioniert hat da schon was, irgendwie. Aber Übertragungsraten zwischen 3,5 und 0,7 kb pro Sekunden sind doch eher als homöopathisch zu bezeichnen. Deshalb auch fiel das geplante Live-Bloggen aus.
Auch blieb gelegentlich Zeit für einen Blick auf die Werbespots. Alle drei Presseplätze gibt es einen Monitor, den Ton gibt es über Radio, kleine Empfänger liegen auf jedem Platz. Mir ist vor allem eine sehr schräge Pate-Anspielung aus dem Hause Audi im Gedächtnis geblieben. In Sachen Werbung gibt es auch noch eine hübsche Web-2.0-Aktion.
Auch in Sachen Essen war die Versorung auf der Tribüne etwas schwierig. Das auf jedem Platz liegende Dinner-Paket jedenfalls enthielt Brötchen von eher fragwürdigem Charakter:
Dafür konnte ich dann das Spiel genießen. Und die Stimmung. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr harrten alle aus, keiner der Zuschauer ging vorzeitig. Schön war es nicht immer, was es zu sehen gab – aber höchst spannend war es – Reaktionen aus der Blog-Welt gibt es in der American Arena. Und selbst die Halbzeitshow von Tom Petty war besser als erwartet (Allesaussersport hat sogar einen Twitterer im Petty-Team ausgemacht).
Nach dem Abpfiff wieder der Interviewmarkt. In kleinen Ständen im Keller des Stadions tauchen nach und nach alle Spieler auf und können interviewt werden – ein wunderbar einfaches und angehmes Verfahren, an dem sich die Fußball-Bundesliga doch bitte endlich ein Beispiel nehmen möge. Hier Giants-Quarterback Eli Manning:
Nun ist der Artikel fürs Gedruckte abgesetzt, hier im Pressezelt sitzen vielleicht noch 50 Leute. Das wars mit dem Super Bowl XLII. Phoenix war zwar gastfreundlich, aber so richtig Stimmung wollte nicht aufkommen im Vorfeld. Im Bus traf ich eine Kollegen von der „St. Petersburg Times“, der Lokalzeitung von Tampa, Florida, dem nächsten Austragungsort. Alles werde dort schöner, meint sie, nicht so zersplittert. Ob ich kommen werde? Schauen wir mal.
Kommentare
ugugu 4. Februar 2008 um 8:37
Das war jetzt aber Hardcore-Superbowl-Bloggen. Ich freue mich auf wieder etwas gadgigere Beiträge. Ist diese Veranstaltung eigentlich so etwas wie Weihnachten in deinem Jahresablauf?
Mainbube 4. Februar 2008 um 9:04
Bosten hat verloren. Die Anwaltsriege von Boston Legal rund um Danny Crane dürfte da ja recht traurig sein.
Ich hoffe dann mal für die WLAN-Reporterriege es wird in tampa funktionierendes WLan geben.
indy 4. Februar 2008 um 13:13
Sieht ja lecker aus, das Brötchen 🙂
Naja, ich hatte Saft und Chips, besser war das auch nicht…aber trotzdem sehr spannendes Spiel. Aber beim Liveblogging kriegt man gar nicht alles mit 🙂
Herm 4. Februar 2008 um 13:33
Was mich mal interessieren würde ist wie denn die Atmosphäre im Stadion bei der Überabe der Trophäe war, zu Hause am Bildschirm war sie irgendwie fast schon wieder hinüber als man erstmal den Besitzer reden ließ und nicht etwa einen der Spieler.
Thomas Knüwer 4. Februar 2008 um 19:15
@ugugu: Weihnachten? Nein, so ist es auch wieder nicht. Aber ich finde den Super Bowl sehr faszinierend. Zum einen, weil ich Football-Fan bin, zum anderen weil vieles, was wir in der NFL in Sachen Strukturen, Marketing, Strategie sehen ein Vorbote für das ist, was wir im deutschen Sport erleben werden. Jüngstes Beispiel: Das Hereindrücken vorgefertigter Reportagen der Ligen in die normale Übertragung.
Aber keine Sorge, jetzt wirds wieder anders hier werden. Gerade sitze ich auf dem Flughafen und warte auf meinen Flug gen San Francisco, von dort werde ich auch ins Silicon Valley fahren. Als Ausgleich dafür, dass sie Football ertragen haben, quasi 😉
ugugu 4. Februar 2008 um 21:48
Ich sehe, wenn ich mal etwas rumstänker, wird das immer gleich ernst genommen. Das ist nicht gut, weder für mich, noch für meine Mitmenschen. Also, weiter Superbowlen bis die Bude wackelt! Ich kann mich ja auch nen Moment lang ausklinken 😉
Michael Finkenthei 5. Februar 2008 um 12:08
Mal aus Interesse: war eigentlich die lizenzrechtliche Seite der Qik-Aktion geklärt, oder erinnert die mich ganz zu Unrecht an den Versuch, einen Kinofilm live zu übertragen, inclusive des Trailers zum Thema Verbrecher, und was sind Raubkopierer?