Deutschland, kurz vor 14 Uhr: Die Schreibtische werden wieder besetzt und so ist es Zeit, als entspannten Wiedereintritt in die Arbeitsatmosphäre ein paar Kuriositäten einzustreuen, bei denen ich wirklich nicht weiß, wie ich sie sonst unterbringen soll. Zunächst einmal wäre die die E-Mail, die eine Hilfs-Tanja-Anja von ihrer Chefin erhielt. Ein Text, wahrscheinlich abgestimmt mit dem Kunden, und von der Chefin an ihre Sklavin verschickt mit dem Betreff:
„hi melli bitte einmal durch den Audi verteiler jubeln“
Und so ging die junge Dame dahin und verschickte die E-Mail – die bemerkenswerterweise nicht von Audi handelte, so viel zu Verteilern. Und sie traf bei mir ein mit dem Betreff:
„WG: hi melli bitte einmal durch den Audi verteiler jubeln“
Dann war da noch die „Bild“ vom vergangenen Dienstag. Die Redaktion scheint, trotz Bildblog, nicht recht firm was die grundsätzlichen Begriffe der Kommunikationstechnik betrifft. Anders ist diese Überschrift wohl nicht zu erklären:
Und schließlich gilt es noch ein altes Vorurteil gegenüber Bloggern aus der Welt zu räumen. Blogs seien schrecklich selbstreferentiell heißt es immer, als ob es die Feuilleton-Schlachten von „FAZ“ und „SZ“ nicht gegeben hätte. Dieses Vorurteil also muss ein wenig revidiert werden. Blogger sind nur dann selbstreferentiell, würde ich als Alternative vorschlagen, wenn es sich um zwei journalistische Diven von gehobenem Selbstwertgefühlt handelt, die sich gegenseitig über ihre Videoblogs lustig machen. Der Abtausch zwischen „Spiegel“-Kultur-Ressortleiter Mathias Matussek und „Tagesspiegel“- und „Zeit“-Mann Harald Martenstein jedenfalls ist ein Gipfel an Selbstreferentialität – und dabei nicht einmal wirklich lustig.
Kommentare
Ute 22. November 2007 um 14:17
Thomas, endlich schreibt mal jemand darüber!
Ich muss mir kritische Worte wirklich verkneifen, deshalb umschreibe ich es (eigentlich wollte ich daraus ja einen Beitrag machen …)
Fast jeder Beitrag von Martenstein oer Matussek beginnt in etwa so:
\“Als ich letztens mit dem Chefredakteur des Le Figaro im Chez Paul in der Rue de Charonne in Paris bei einem Glas Chateauneuf-du-Pape zusammen saß und wir über die Filme der Nouvelle Vague und über Janny Hallydays neues Blues-Album sinnierten, zog er plötzlich ein Buch hervor (welches zufällig meines war) und meinte, das sei wirklich das Beste, was er seit Jahren aus Deutschland zu lesen bekommen hätte!\“
usw.
Unerträglich!
yvonne 22. November 2007 um 14:31
he melli;
hasse super gemacht! bravo! muß so lachen!
lacher 22. November 2007 um 20:56
Hallo Ute,
danke! Lange nicht so gelacht.
Staminkia 23. November 2007 um 1:47
Lustig ha ha muss kotzen vor Lachen ha ha – dass jemand so was wirklich Unwichtiges hier reinstellt. Mein Gott, da gibt es echt Interessanteres. Thema \“Pferdeauktion\“ – super, ein Highlight des Journalismus. Ich muss eher hierüber lachen als über den BILD-Artikel. Unglaublich was hier abgeht. Armes, dummes Deutschland – gilt für hier wie für BILD. Lustig ha ha muss kotzen vor Lachen ha ha – dass jemand so was wirklich Unwichtiges hier reinstellt.
trillian 23. November 2007 um 7:45
Deutsches Welle Polen. In Farbäh! Und buhnt!
Harald 23. November 2007 um 13:27
Ich nominiere hiermit Melli für mein Buchprojekt \“Lustige Fragmente: Im Text vergessene Anmerkungen\“ als Ausstellungsstück 937. Allerdings hätten sie und ihre Chefin einen Sonderpreis in der Kategorie \“Dümmste Betreffzeilen\“ verdient.
Ähnlich verräterrisch nur nicht ganz so auffällig sind auch zusammen mit dem Foliensatz verschickte Notizen in PowerPoint Präsentationen, da wird schon mal gerne etwas mehr Klartext geredet – oder dem Inhalt komplett widersprochen – als in der Folie die der Referent eigentlich zeigen wollte.
Matthias Schrade 24. November 2007 um 14:48
@Harald: ich erinnere mich auch noch an ein paar Adhoc-Meldungen (!) von Neuer-Markt-Firmen mit megapeinlichen Patzern. In einer stand irgendwas verschwurbeltes in Richtung \“droht daraus kein Risiko\“ und dahinter \“(kann man das wirklich so sagen?)\“. Die allercoolste war aber immer noch eine Adhoc, die wie folgt lautete: \“Ich wollte nur mal den Versand per Email testen….\“
Matthias Schrade 24. November 2007 um 14:58
Ganz ehrlich Thomas, ich find das Matussek-Parodie-Parodie-Video einfach lustig, wenn nicht sogar ein wenig selbstironisch. Liegt aber vielleicht auch daran, dass ich die \“normalen\“ Matussek-Videos nie anschaue….