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Liebe Kollegen von DPA, das mit dem Wirtschaftsnobel-Preis ist ja echt schwer. Weiß man ja gar nicht, was das sein soll, für das die drei Herren aus Übersee ausgezeichnet werden. Trotzdem ist es echt blöd, eine ziemlich unsinnige Begrifflichkeit zu wählen, so wie das gerade Gerade ging ich am Zimmer meines Konjunkturkollegen Olaf Storbeck vorbei. Der ist gerade ganz hektisiert, weil ja die Nobelpreisträger für Wirtschaft bekannt gegeben wurden.

In diesem Jahr erhalten ihn Leonid Hurwicz,
Eric S. Maskin und Roger B. Myerson
für ihre Forschung im Feld der „mechanism design theory“. Ein Begriff, der so wenig bekannt und so kompliziert ist, dass Reuters ihn in seiner ersten Meldung nicht übersetzt hat.

DPA dagegen schon. Und deren Übersetzung verwendeten auch unsere Online-Kollegen bei der sofort versendeten SMS-Nachricht: „mechanische Designtheorie“.

Also ging ich gerade bei Olaf vorbei und fragt ihn, was sich alle fragen, die das Thema interessiert: „Sag mal… mechanische Designtheorie???“ Olaf aber bat mich hinaus – Stress. Verständlich. Dann aber rief er mich ein paar Minuten später an: „Ich dachte das sei ein Witz gewesen“, sagt er und wie Sie gleich merken wäre das höchstens ein Witz für Ökonomie-Professoren gewesen. Denn Olaf wunderte sich weiter: „Die schreiben ja wirklich mechanische Designtheorie!“

Denn dieser Begriff ist Humbug, liebe DPA’ler. Das hätte auffallen können, hätte man ihn einmal bei Google eingegeben. Ergebnis um 13.50 Uhr: null Treffer. Die korrekte Übersetzung lautet nämlich „Mechanismus-Designtheorie“ oder „Mechanismen-Entwurf“. Natürlich haben auch viele Online-Medien erstmal die DPA-Schöpfung übernommen. Focus Online bleibt derzeit weiter dabei, Spiegel Online hat sich korrigiert und verwendet die englische Bezeichnung. Auch Welt.de und Sueddeutsche.de sprechen englisch.

Das hätte man auch flott ermitteln können. Zum Beispiel, indem man als unwissender Agenturler das englische Original bei Wikipedia eingibt, um einen ersten Überblick zu bekommen. Links unten auf der englischen Wikipedia-Seite findet sich dann die Umleitung zum deutschen Beitrag. Dieser Vorgang dauert ein paar Sekunden. Zu viel für DPA: Die erfindet lieber selber eine Übersetzung.


Kommentare


Grumpy 15. Oktober 2007 um 14:40

Selbst der Google-Translator liefert ein \“Mechanismus Design Theorie\“ … der Sieg des Digitalen über den Menchen?

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Grumpy 15. Oktober 2007 um 14:40

Verzeihung, ich meinte: \“[…] über den Menschen?\“

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Jörg Friedrich 15. Oktober 2007 um 15:23

Was ich mich immer frage: Woher diese Neigung, abzuschreiben und nicht selbst nachzusehen? Zumal doch erfahrene Redaktionsmitarbeiter schon so viele Fälle von fehlerhaften Agenturmeldungen erlebt haben müssen, da müsste es doch reflex sein, noch mal schnell bei Wikipedia oder Google oder (in diesem Fall) nobelprize.org nachzuschauen.

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Frederik Schunck 15. Oktober 2007 um 15:33

ha, bin ich doch nicht der einzige, den die gleiche Irritation befallen hat:bin Rundfunk-Nachrichten-Redakteur (in Belgien) und hab\‘ gleich zu meiner Mitarbeiterin gesagt: wetten, das ist ein Beispiel eines \“halbseidenen Strumpffabrikanten\“ – statt eines Fabrikanten halbseidener Strümpfe…diese Unart, statt des Genitivs ein Adjektiv voran zu setzen….

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Olaf Storbeck 15. Oktober 2007 um 18:32

Genauso, wie Thomas es schildert, war es. Ich habe dann, nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte, bei DPA angerufen und auf den Übersetzungsfehler aufmerksam gemacht. Die haben es dann umgehend korrigiert. Allerdings: Shit happens, sowas kann leider vorkommen, auch bei uns selbst.
Schöne Grüße

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Olaf Storbeck 15. Oktober 2007 um 18:36

übrigens, wer sich dafür interssiert, was wirklich hinter der \“mechanischen Design-Theorie\“ steckt, dem sei das Blog des Mannheimer Ökonomen Hans Peter Grüner empfohlen: http://blog.handelsblatt.de/gruener/eintrag.php?id=42

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Fischer 15. Oktober 2007 um 18:47

Und noch einer aus der Rubrik \“Propellergranate\“.

Mir ist eh nicht klar, wie sowas passieren kann. Adjektive übersetzt man als Adjektive, Substantive als Substantive. Punkt. Ich dachte immer, das sei absolut evident…

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Matthias 15. Oktober 2007 um 20:54

Lieber Herr Knüwer vom Handelsblatt, das mit der Schreibung von Komposita ist ja echt schwer. Weiß man ja gar nicht, wo man den Bindestrich hinsetzen soll. Trotzdem ist es echt blöd, ihn ausgerechnet da zu platzieren, wo er am meisten stört.

Oder ist \“Wirtschaftsnobel-Preis\“ nur eine Parodie auf das sinnentstellende \“Mechanismus-Designtheorie\“?

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plazebo 15. Oktober 2007 um 21:29

Leute, das geht nicht nur Euch Wirtschaftern so: Schaut mal hier zum Thema \“Giant Magneto Resistance Effect\“ (Nobelpreis Physik): Ist offenbar auch nicht leicht zu übersetzen:
http://plazeboalarm.twoday.net/stories/4338761/

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dunni 21. Oktober 2007 um 20:08

Das hätte jeder erkennen müssen, der auch nur ansatzweise Englisch kann. Die englische Übersetzung für \“mechanische Design-Theorie\“ wäre \“mechanical design theory\“. Da hätte man noch nicht mal irgendwelche Suchmaschinen oder Wörterbücher wälzen müssen.

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