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Derzeit fühle ich mich, wie diese Comic-Figuren, auf deren Schultern Engel und Teufel sitzen. Auf meiner einen Schulter sitzt ein Facebook-Logo und lockt: „Kauf mich, kauf mich!“. Auf der anderen eine Let’s-Buy-It-Ameise, die brüllt: „Spinnst Du? Weißt Du nicht mehr, wie es 2001 war?“, bevor sie mit einem „PLOPP“ zerplatzt. Auch nach fast einem Arbeitstag Grübelei, finde ich keine einstimmige Haltung zum Thema Facebook. Für die, die es noch nicht wissen: Microsoft will nach einem Bericht des „Wall Street Journal“ dort einsteigen. Für nur 5 Prozent bietet der Konzern dabei die irrwitzige Summe von 300 bis 500 Millionen Dollar. Was das gesamte Unternehmeen auf bis zu 13 Milliarden taxieren würde. Und die „New York Times“ behauptet gar, auch Google stehe in Verhandlungen – was den Preis sicher nicht nach unten treiben dürfte.

Die geschätzte Kollegin Swisher sieht bei solchen Summen das Ende nahen:

„Oh, my.
Oh, my.

Dig a hole and hide. The end is nigh. And how do you spell Ponzi (as in scheme) again?“

Om Malik meint:

„How much is a 5 percent stake in Facebook worth? $300 million? $500 million? $750 million? It all depends on how desperate the buyer is and how well Mark Zuckerberg can play a game of corporate poker. Rational thinking long ago flew out the window when it comes to anything Facebook.“

Und ich sinniere. Was mich erstaunt sind die 5 Prozent. Denn das ist doch ein verdammt kleiner Teil vom Kuchen. Fast scheint es, als wolle Microsoft nur der Maus den Stiefel auf den Schwanz setzen, damit sie nicht entkommt. Erstmal sichern, dann weiter sehen. Bei solch einer Summe aber sieht es auch ein wenig nach Panikreaktion aus. Könnte es sein, dass Google einen Einstieg bei Facebook erwogen hat und Microsoft seine Felle davonschwimmen sah?

Vielleicht ist das Ganze aber auch ein Deal unter Freunden. Denn in den vergangenen Monaten machte Facebook kein Geheimnis daraus, dass es Geld brauche um zu wachsen. Gleichzeitig behauptet die „NYT“, Gründer Mark Zuckerberg sei ein guter Freund von Microsofts Chief Software Architekt Ray Ozzie, während ein Facebook-Board-Mitglied einst Investor bei Ozzies Firma Groove Networks gewesen sein soll.

Facebook ist ohne Frage ein extrem reizvolles Unternehmen. Da ist die Sache mit den Funktionen, die jeder für die Seite entwickeln und nach seinem Gusto vermarkten kann. Nicht nur, dass diese Applikation die Bindung der Nutzer erhöhen – sie deuten auch auf ein verdammt stabiles System hin.

Oder die Entwicklungsmöglichkeiten: Die Auslandsexpansion ist bisher nicht systematisch angegangen worden. Und multipliziert man mögliches Mitgliederwachstum mit den Prognosen für den Online-Werbemarkt, kann einem schwindlig werden.

Andererseits könnte die Öffnung der Facebook-Profile für Google manchen Nutzer vertreiben. Und die Verwandlung von vielen Klicks in Werbeeinnahmen ist ein gewaltiges Problem für Social Networks.

Nein, ich habe kein abschließendes Urteil derzeit. Als News Corp. 580 Millionen für Myspace zahlte, hielten das viele für Wahnsinn – heute wird Rupert Murdoch dafür bewundert. Als Google 1,65 Milliarden für Youtube zahlte klangen die Stimmen ähnlich – bisher ist nicht mal der Ansatz einer Refinanzierung erkennbar.

Mir fehlen Details für eine klare Meinung. Und bis ich die nicht habe, wische ich mir die Reste der zerplatzten Ameise vom Hemd und schließe das meckernde Logo im Rollcontainer ein.


Kommentare


Sen. Consultant Lars 25. September 2007 um 17:54

Wenn MS die Beteiligung wirklich kauft, wird der Wert von Facebook von alleine sinken……. ;).

*PLOPP*

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Franz Patzig 25. September 2007 um 18:53

Ich widerspreche, dass bei Youtube keine Refinanzierung erkennbar ist.

a) Google Ads
b) Sponsored Links

und sehr wichtig:

c) Youtube Videos in Google Suchergebnissen, die eben auch wieder zu Google Werbung führen.

Wenn MSN und Yahoo die Videos in ihren Suchergebnissen auftauchen lassen (und da kommen sie wohl nich drumherum), führen sie die Benutzer automatisch wieder zu Google Werbung. Ich finde das ziemlich smart.

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Alex 25. September 2007 um 19:01

Als Warner mit AOL fusionierte, wurden sie danach auch dafür bewundert – bis eines Tages der Rausch nachließ und ein übler Kater einsetzte…

Nennt mich fatalistisch oder skeptisch, aber ich sehe nichts was diese Preise Wert ist.

Auch Google wird eines Tages stolpern – und dann nicht mehr das 100-fache seines Gewinnes wert sein. Wenn eine Marke wie Google, Facebook oder Myspace eines Tages Schaden nimmt, ist ihr Produkt relativ gut austauschbar und damit ihr Wert sehr schnell dezimiert.
Ein einzelner Konzernchef kann mit relativ wenigen unbedachten Worte immensen Schaden anrichten, Stimmungen und Moden können wechseln, Missbrauchsmöglichkeiten alles ruinieren.

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XiongShui 25. September 2007 um 20:10

Irgendwann wird auch die letzte Firma gemerkt haben, daß kaum einer die Werbung liest, die uns so großzügig offeriert wird. Die meisten Internetnutzer haben doch heute Werbeblocker und ähnliche Filter eingeschaltet. Mein eigener Werbungskonsum im Internet liegt bei Null. Und dann platzt die Blase, weil keiner mehr bereit ist, für Werbung, die den Adressaten nicht erreicht, Geld auszugeben – puff!

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Matthias Schrade 25. September 2007 um 20:40

Das mit dem \“Firmenwert je nach Verzweiflung\“ erinnert mich jetzt irgendwie daran, als ein Freund von mir damals geholfen hat, SUSE Linux für schlappe 210 Mio. an Novell zu verkaufen – bei popeligen 40 Mio. Umsatz und mit Ach und Krach noch gehaltener schwarzer Null, die im Folgejahr tiiiieeeef ins Minus tauchte.

Damals hat Novell den Braten angesichts des wegbrechenden eigenen Geschäfts wohl auch gerade noch MS weggeschnappt (die den Preis vorher hochgetrieben hatten), in der Hoffnung, dass ein Wunder geschieht und man in diesem Bereich seine neue Zukunft findet. Nach dem Motto, \“wenn wir das nicht um jeden Preis kaufen, können wir selber zumachen\“.

Vielleicht also reine Taktik von MS, um den Preis für die Konkurrenz zu verteuern – denn selber tut ihnen das Geld am wenigsten weh.

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Thomas Knüwer 25. September 2007 um 21:26

@Frank Patzig: Dann lesen Sie mal die Pflichtmeldung von Google an die SEC. Dort klingt das nicht so doll…

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Woo 26. September 2007 um 1:12

Ich warte ja inzwischen nur noch auf den naechsten BUMM[tm]. Hunderte Millionen in wertlose Firmen mit noch wertloseren hype-gepushten Angeboten – irgendwann muss das krachen. Irgendwann demnaechst. Und dann geht wieder das grosse Zaehneknirschen und Fensterspringen los. History repeats.
(auch wenn ich der Ansicht bin, dass MS einen kleinen oder groesseren Verlust gut verdient haette)

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Katja 26. September 2007 um 11:29

Wollen wir nicht mal – so rein aus nostalgischen Gründen – eine Versteigerung machen von Bubble 1.0 Accessioires? Könnte ein Boo.com T-Shirt und ein Regenhütchen (!) beisteuern, das ich damals von der PR-Abteilung zugeschickt bekommen habe?

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Rainersacht 26. September 2007 um 16:25

Das Grundproblem aller Community-Geschäftsmodelle ist so alt wie simpel: Werden sie weiter wachsen? Ich denke, dass Facebook schon ein ziemlich weitgehende Ausschöpfung der möglichen Teilnehmermenge erreicht hat. Es ist ja nicht so, dass jedes Individuum mit Internet-Zugang ganz geil auf Community ist – eher im Gegenteil.

Für Deutschland schätze ich z.B. die Zielgruppe derjenigen, die sich ein (oder mehrere) Facebook-Profil anschaffen, langfristig auf maximal 8 Millionen. Wenn man davon -sammerma- 25% in eine Community kriegt, dann wird die also bei 2 Mio Mitgliedern ihren Höhepunkt finden. So, auf der Basis würde ich aber gern mal ein Modell für Refinanzierung sehen…

Wenn dann noch die neuen Zahlen für die (drastisch abnehmende) Wirkung von Online-Werbung rauskommen, wird\’s aber heulen und mit den Zähnen klappern.

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Harald 26. September 2007 um 17:50

Ich mag mich irren, aber konnte man Facebook vor ein paar Monaten nicht komplett bzw. zumindest die Anteilsmehrheit für 500 Mio. Dollar bekommen? Da ist inzwischen mit den Nutzerzahlen ja ganz schön das Selbstbewusstsein gestiegen, wenn man jetzt wahnwitzige 10 Milliarden wert sein will. Und Microsoft glaubt das?

Mhm, habe Ende 2005 mal einen Auftritt von Zuckerberg und seinem Venture Capital Geber Jim Breyer an der Stanford University gehört als das noch eine ziemlich kleine Seite mit weniger als 100 amerikanischen Unis als Nutzer war, vielleicht hätte ich damals doch einsteigen sollen 😉

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Franz Patzig 26. September 2007 um 17:56

Wenn der vierteljährliche Report an die SEC gemeint ist, dann klingt der für mich eher normal. Es sind eben die Risiken aufgeführt. Nicht dass ich ein Spezialist im Interpretieren von Pflichtmitteilungen wäre, aber ich kann nichts ungewöhnliches oder beunruhigendes finden. Mögliche Horrorszenarien stehen doch in jedem \“Safe Harbor Statement\“, weil es ein Blick in die Zukunft ist – und da kann ja immer viel passieren. Habe ich etwas übersehen?

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