Manchmal fehlen einem die Worte, geht es um die Menschen, die dieses Land führen sollen. So wie im Fall von Michael Glos und seinen Mannen. Eine ansatzweise professionell arbeitende Kommunikationsagentur zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass sie auf Journalistenanfragen reagiert. Das Haus Flaskamp erfüllt dieses Kriterium nicht.
Erinnern wir uns: Jene Kommunikationsberatung versuchte im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums, verkürzt gesprochen, Redaktionsplatz in Zeitungen zu kaufen. Und als der „Kölner Stadtanzeiger“ dieses Ansinnen ablehnte, wurde er auch noch zur Stellungnahme aufgefordert.
Nachdem dies öffentlich wurde, habe ich bei Flaskamp ein paar Fragen gestellt, per E-Mail, denn am Telefon war niemand erreichbar. Das war Mitte August, einen Monat später gibt es nicht mal eine Reaktion. So arbeiten anscheinend die Dienstleister von Michael Glos.
Noch erschreckender als die stillen Flaskamps ist jedoch, dass ihr Vertrag keineswegs aufgelöst worden ist, wie die Kollegen der „Financial Times Deutschland“ schreiben.
Bei so viel Ignoranz und mangelndem Demokratieverständnis fehlen selbst mir die Worte. Und ich leite weiter an ein sehr, sehr gelungenes Essay unseres Kollegen Rüdiger Scheidges vom gestrigen Tag. Überschrift: „Politik mit Tunnelblick“. Bitte lesen Sie hier, es lohnt sich.
Kommentare
Nettke 11. September 2007 um 18:16
Das Essay müßte eine Pflichtlektüre für jeden Abgeordneten sein.
Diesen \“Tunnelblick und diese Selbstherrlichkeit\“
kann man Heute und jedesmal auf TV-Phönix verfolgen,wenn die Bundestagsdebatten Live übertragen werden.
Unterste Schublade (Tunnelblick).
westernworld 11. September 2007 um 19:15
ich nehme an die herren haben dies mehr oder weniger im einvernehmen mit dem herrn bundesminister so gehandhabt, daher wäre ein rausschmiß unangebracht.
der herr bundesminister glos stammt ja bekanntlich aus einer gegend in der die aufarbeitung des absolutismus noch nicht wirklich von erfolg gekrönt war und das rustikale denken und handeln in der politischen kultur tief verwurzelt ist.
Claus the mouse 11. September 2007 um 20:25
Für dieses erschütternde und ernüchternde Essay zugleich habe ich mir gestern Nacht um 1 Uhr ausnehmend Zeit genommen. Ein wirkliches Highlight, auch sprachlich.
Bürger, das ist die Botschaft, lass alle Hoffnung fahren. Aber da bei der nächsten Wahl einmal mehr die Hoffnung als letztes sterben wird, wird wieder jeder \“seine\“ Partei und seinen \“persönlichen\“ Abgeordneten wählen. Das nächste mal muss es einfach besser werden. Wieder einmal.
Die Architektur trägt ihres dazu bei. Systemimmanent oder mit Bedacht und bösem Willen?
GrumpyOldMan 11. September 2007 um 23:10
Holla, die Waldfee. So etwas hätte ich dem H-blatt gerade \“nicht\“ zugetraut zu veröffentlichen. Vielleicht erreicht ein so \“bloggiger\“ Artikel (wenn er denn technisch komplett an erster Stelle des H-Blattes stünde, sowohl digital als auch) in einer gedruckten Form dann doch noch mal ein paar Mitdenker und andere.
Und warum müßte mal in Berlin Urlaub machen? ein Wochenende in der \“echten Realität\“ könnte schon reichen.
Ach, so ist es doch ein Wunschdenken.
Hanno Zulla 12. September 2007 um 13:53
Dazu ganz passend: http://www.zeit.de/2007/37/Politiker-Alltag
Und ein bisschen passend: http://www.hanno.de/blog/2007/politische-psychologie-thomas-kliche-weiterbefragt/
Jörg Friedrich 12. September 2007 um 21:01
Nein, man muss nicht alle Hoffnung fahren lassen. Demokratie stellt nicht sicher, dass man eine gute regierung bekommt, sondern dass man eine schlechte wieder los wird. Und das funktioniert hierzulande vergleichsweise gut, wenn auch nicht ideal. Aber alle anderen Varianten sind weit aus unantraktiver.
Tobias 12. September 2007 um 21:56
Guter Artikel vom Herrn Scheidges. Wirft kein gutes Licht auf die Politik und den politischen Journalismus. Wobei Politiker ja in den sitzungsfreien Wochen ja in der Realität wieder ankommen sollten, wenn sie in die Wahlkreise und die Ortsvereine kommen.
Ein kleiner Fehler ist Herrn Scheidges unterlaufen: gegenüber dem Palast der Republik steht nicht der Deutsche sondern der Berliner Dom. Der Deutsche Dom steht am Gendarmenmarkt dem Französischen Dom gegenüber.