Liebe Kollegen von der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“, Ihr seid fies. Echt fies. Da führt Ihr ein Interview mit jemand zu Themen, bei denen er so offensichtlich unwissend ist, dass die Lektüre des Gesprächs körperliche Schmerzen bereitet. Wie perfide. Was ich meine? Das Interview mit Verleger Christian DuMont Schütte. Wo war Christian DuMont Schütte wohl im Jahr 2000? In Deutschland und in der Zeitungslandschaft kann der geschäftsführende Gesellschafter des Verlags DuMont Schauberg („Kölner Stadtanzeiger“, „Express“, „Frankfurter Rundschau“) nicht unterwegs gewesen sein. Oder seinem Haus ist nicht das passiert, was der Rest der Branche passiert: ein Anzeigenboom, gefeuert von der Werbewut der E-Wirtschaft, der sich Bahn brach in gigantischen Zeitungsumfängen.
Im Gespräch mit der „FAS“ aber sagt DuMont Schütte:
„In der Zeitungskrise zwischen 1999 und 2002 hatten die Medienhäuser den Tod vor Augen.“
Ebenso merkwürdig lesen sich weite Teile dieses Interviews. Es lässt einen Angst und Bange um die Zeitungsbranche, liest man den Unsinn, den der Kölner von sich gibt (dies ist nicht als lokale Beschimpfung gedacht, ich stehe als Münsterländer auf keiner Seite beim Konflikt zwischen K und D).
Zum Beispiel:
„An meinem fünfzigsten Geburtstag im Frühjahr habe ich die These aufgestellt: In zehn Jahren ist Google tot.“
Aha. Und warum?
„Ich habe in der Tat die Hoffnung, dass das, was sich jetzt im Markt befindet, übermorgen nicht mehr existiert. Die ersten Anzeichen dafür sehen Sie schon: die Ebay-Euphorie ist vorbei.“
In der Tat hat Ebay ein paar Probleme – wenn man Investmentbanker ist und ständig irres Wachstum sehen will. Nüchtern betrachtet aber ist der Umsatz von Ebay im ersten Halbjahr verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 28 Prozent gestiegen, der Netto-Gewinn sogar um 51 Prozent. Wäre Ebay nicht an der Börse und ich Alleineigentümer – also praktisch Verleger – wäre meine Euphorie keineswegs vorbei, sondern noch immer in ekstatischen Dosen vorhanden.
Aber lauschen wir weiter Herrn DuMont Schütte:
„Der Lebenszyklus der Internet-Ideen ist sowohl technisch wie inhaltlich ganz anders als bei herkömmlichen Unternehmen in der Old Economy. Dieser Nachteil hat den Vorteil, dass der Markt mit neuen Ideen immer wieder neu erobert werden kann.“
Was man bei DuMont Schauberg unter diesen neuen Eroberungsideen versteht? Das wird vielleicht kenntlich an den Internet-Investitionen des Hauses. Oder mit den Worten des Chefs:
„Auch wir kaufen hier und da ein Portal und werden diese Aktivitäten noch verstärken. Bei mancher Investition der Verlagskollegen zweifle ich aber, ob die Rechnung aufgeht beziehungsweise das strategische Ziel erreicht wird. Wenn wir links oder rechts der Straße etwas Interessantes entdecken, greifen auch wir zu – am Budget wird es nicht scheitern. Youtube ist weg. Mal gucken, was Youtube 3.0 bringt.“
Was also ist für DuMont Schauberg eine neue Idee, mit der der Markt zurück erobert wird? Anscheinend so etwas wie Oneview, die ich-weiß-nicht-wievielte Kopie von Delicious. Angeblich soll das ganze eine „alternative Suchmaschine“ werden. Bisher hält sich die Aktivität der Nutzer in engen Bahnen.
Nun kann man ja wirklich geteilter Meinung darüber sein, wie sich das Netz so weiterentwickelt. Doch anhand einer Äußerung dokumentiert die „FAS“, wieso DuMont Schütte wohl kaum die Antwort hat:
„Aber es kann nicht sein, dass die Medienhäuser in Deutschland grob geschätzt neun Milliarden Euro für Nachrichteninhalte ausgeben, die sie dann kostenlos ins Internet stellen. Wir bezahlen Suchmaschinen sogar dafür, dass sie uns oben listen. Bei uns bröckeln Auflage wie Anzeigen, und Google schöpft mit unserer Hilfe den Werbemarkt ab. Das ist pervers.“
Nein, pervers ist es, wenn ein Manager so erschreckend wenig über sein Tätigkeitsfeld weiß. Medienhäuser stellen ihre Nachrichteninhalte nicht „kostenlos“ ins Netz. Sie vermarkten sie in Form von Werbung. Werbung aber folgt immer den Nutzern. Und die Nutzer, die gehen nun mal im Internet dahin, wo sie den größten Nutzen finden.
Was in der Tat pervers, so man dieses Wort benutzen möchte, ist: Google macht öffentlich, wie austauschbar und schlechte die Homepages der Zeitungen sind. Wer bei Google News nach gerade geläufigen Stories sucht, stellt die Austauschbarkeit der Artikel quer über alle klassischen Medien fest. Nehmen wir doch nur einmal Tötung der vogelgrippekrranken Enten in Erlangen:
Spiegel Online: AFP und Reuters
N-TV: Verwendet eine DPA-Meldung ohne diese als Quelle zu nennen.
„Berliner Morgenpost“: Verwendet Agenturmaterial, nennt als Quelle aber die gedruckte Zeitung. Mutmaßlich waren dort die Agenturen vermerkt.
„Taz“: AP und Reuters
Deutsche Welle: Verwendet DPA, sagt es aber nicht.
„Allgemeine Zeitung Bad Kreuznach“: DPA
„Hallertauer Zeitung“: DPA
Und was tut sich bei DuMont-Schaubergs? Das gleiche. Der „Kölner Stadtanzeiger“ verwendet DPA, selbst die „Frankfurter Rundschau“ mit ihrem überregionalen Anspruch tut desgleichen. Express? Klar, vertraut auch DPA.
Nun muss natürlich nicht jede Zeitung, jeder Online-Auftritt gleich einen Reporter vor Ort schicken. Doch dürfen sich die Betreiber der Seiten angesichts der Gleichheit der Artikel, egal bei welchem Thema, doch bitte nicht beschweren, dass keine Leserbindung aufkommt. Nur weil es eben egal ist, welchen Nachrichtenseite man liest, hat Google News eine Chance. Denn hier siegt die Schnelligkeit, der Leser ist jederzeit auf dem neuesten Stand.
Die Frage sei aber auch gestattet, wo DuMont Schütte die großen Verdienste Googles sieht. Auf Google News gibt es keine Anzeige. Und die Artikel werden nicht bei Google angezeigt – sondern die Nutzer durchgeleitet. Somit also verdienen die Verlage an Google. Oder sie würden verdienen, würden sie sich stärker um die Frage kümmern, wie sie bei Google voran kommen.
Denn es dürfte ja nicht so sein, wie der Verleger behauptet: „Wir bezahlen Suchmaschinen dafür, dass sie uns oben listen.“
DuMont bezahlt Google? Das wäre ne Hammermeldung. Doch wir alle ahnen, dass nicht Google bezahlt wird, sondern überteuerte Unternehmensberater, die sich um das Suchmaschinenmarketing kümmern.
Wirklich revolutionär wäre es, gäben die Verlage ihre Austernpolitik im Netz auf und verlinkten munter nach außen. Ich bin mir sicher: Die erste Seite, die das ankündigt, wird Links zurückbekommen – und dann ohne Consultants bei Google nach oben klettern.
Die grundlegende Herangehensweise von Google – eine Seite, die von anderen Seiten empfohlen wird, ist zu bevorzugen – ist ein klassisches Prinzip aus der Käuferverhaltensforschung. Doch Zeitungen scheinen sie nicht im Kopf zu haben. Das ist kein Wunder. Dabei lebten sie einst von Mund-zu-Mund-Propaganda. „Hast Du das schon gelesen, was da in der Zeitung steht?“ trieb einst den Verkauf an. Und genauso funktioniert auch Google. Doch wer keine Inhalte mehr hat, die jene Weiterempfehlung rechtfertigen, der hat eben auch ein betriebswirtschaftliches Problem: Er ist langweilig und für Langeweile bezahlen nur Anhänger von Peter Handke.
Vielleicht hat DuMont Schütte noch gar nicht gemerkt, dass die Blätter aus seinem Hause immer weniger einzigartig, immer weniger weitertragenswert geworden sind? Dafür spricht seine Begeisterung für das Abo-Modell des „Wall Street Journal“:
„Mehrere hunderttausend Abonnenten haben für Nachrichten und Hintergrund bezahlt – ich habe das in unserem Haus immer als Vision präsentiert. Als der neue Eigentümer Rupert Murdoch jetzt angekündigt hat, der Dienst koste nichts mehr, da brach für mich eine Welt zusammen.“
Tja, beim „WSJ“ kann das ja noch funktionieren. Dort gibt es Inhalte, die nirgends sonst zu finden sind. Aber beim „Stadtanzeiger“? Bei einem Blatt, dass über gewisse Vorgänge nicht berichten kann, weil die DuMont-Familie gerüchteweise darin verstrickt ist? Dafür wird nun mal nicht gezahlt. Punkt.
Und ganz nebenbei: Wie decken sich die Aussagen des Verlegers mit dem Online-Auftritt des „Stadtanzeigers“? Dort ist neben der Suchfunktion ein Yahoo-Logo. Und die Voreinstellung der Suchfunktion steht nicht auf der Suche innerhalb der Angebote von Ksta.de – sondern auf der Suche im gesamte Web. Hat Yahoo dafür vielleicht Geld bezahlt? Verdient somit also DuMont an der Suchmaschine?
In zehn Jahren also soll Google tot sein. Ich halte dagegen: In zehn Jahren ist zunächst mal Oneview tot. Und die Zeitungen des Hauses DuMont Schauberg haben sich bis dahin dramatisch gewandelt – oder haben „den Tod vor Augen“.
Kommentare
Rainersacht 27. August 2007 um 14:46
Thomas, du hast mal wieder so Recht.
Darf ich aber einen Punkt korrigieren? Oneview ist nicht die soundsovielte Kopie von del.icio.us, sondern tatsächlich die Mutter alls Link-Plattformen. Die Kölner(sic!) Softwarefabrik Denkwerk hat Oneview bereits im Jahr 2000 gestartet, war aber nicht so dolle erfolgreich damit, weil seinerzeit noch niemand so richtig den Gedanken verstanden hat, man könne was im Internet aufbewahren.
Einer der Gründer von Denkwerk war übrigens Felix Hildebrand, der leider viel zu früh bei einem Unfall (2002, glaube ich…) um Leben kam. Er war eine der wenigen Figuren im ersten Internet-Boom, der kreativ und absolut integer gleichzeitig war. Ich hatte viel Kontakt mit ihm, und obwohl er 20 Jahre jünger war als ich, habe ich ihn vorbehaltlos bewundert.
Kaminski 27. August 2007 um 14:52
\“Google macht öffentlich, wie austauschbar und schlechte die Homepages der Zeitungen sind. Wer bei Google News nach gerade geläufigen Stories sucht, stellt die Austauschbarkeit der Artikel quer über alle klassischen Medien fest.\“
Das ist mit Sicherheit richtig, welche Zeitungen haben auch so viel Geld (oder wollen so viel Geld in die Hand nehmen), um sich Korrespondenten oder eine ausgewachsene Mantelredaktion zu leisten? Die wenigsten. Warum aber fragt sich eigentlich niemand etwas anderes: Die Artikel gleichen sich, weil die Zeitungen auf Agenturen zurückgreifen. Warum aber gleichen sich auch die Agenturtexte so signifikant, sind ebenso austauschbar? Denn in den wenigsten Fällen spielt es eine Rolle, ob ich auf dpa, rtr oder afp zurückgreife.
XiongShui 27. August 2007 um 16:40
Danke, das sich meine Verwunderung beim lesen des Interviews in der FAS hier in ein fröhliches, \“also doch!\“ verwandeln konnte.
Und dann noch, um es mit Herrn Schütte zu sagen, am Wegesrand: Langweiliger Handke. Vielleicht findet sich ja hier auch eines Tages noch ein todlangweiliger Walser…
Schmunzelnd: XiongShui
Rudi 27. August 2007 um 17:00
\“Deutsche Welle\“, Herr Knüwer, es heißt \“Deutsche Welle\“, nicht \“Deutschlandwelle\“.
Thomas Knüwer 27. August 2007 um 17:10
Danke für den Hinweis!
Robin Meyer-Lucht 27. August 2007 um 18:52
Neun Milliarden stimmt womöglich auch nicht.
Wie kommt Christian DuMont Schütte eigentlich auf einen Aufwand von 9 Milliarden Euro für die Inhalteproduktion? Vermutlich ist das der aufgerundete Umsatz der Zeitungswirtschaft in Deutschland – die Zahl stimmt halbwegs. Doch haben Redaktionskosten nur einen Anteil von rund 25 Prozent an den Gesamtkosten der Presse – Druck und Vertrieb wollen schließlich auch noch finanziert werden. Abzüglich branchenüblicher Gewinnmargen geben die Zeitungen in Deutschland folglich rund 2 Milliarden Euro für Inhalte aus.
Björn Sievers 27. August 2007 um 19:01
Natürlich zahlen Verlage dafür, bei Google ganz oben zu stehen. Traffic kann man schließlich kaufen: als Anzeige. Springer hatte sich während des Eisbär-Wahns in Berlin das Suchwort \“Knut\“ geschnappt.
Peter Turi 27. August 2007 um 20:55
Was bitte, lieber Thomas, ist Mund-zu-Mund-Propaganda? Schiebt man sich die Infos da von Mund zu Mund wie Teenager die Küsse oder Retter die Beatmung? Ist es nicht eine Progapanda, die von Mund zu Ohr durchs Hirn zum Mund zum Ohr etc. führt?
Danke für die Aufklärung!
Thomas Knüwer 27. August 2007 um 21:32
Mund-zu-Mund-Propaganda ist eine bildlich schiefe, aber absolut übliche Bezeichnung für Mundpropaganda. Warum das schiefe Bild? Weil Mundpropaganda auch von einem Sprecher zu einem Hörer verteilt werden kann. Das zweite Mund bedeutet: Auch der Hörer verbreitet es weiter.
Thomas Knüwer 27. August 2007 um 21:33
@Björn Sievers: Dann zahlen Unternehmen ja dafür, auf der Titelseite einer Zeitung zu stehen.
ondamaris 28. August 2007 um 8:11
> In zehn Jahren ist Google tot.
fand ich niedlich zu sehen … und erschreckend zu denken, dass solch ein verleger sich anschickt, nach der fr jetzt evtl auch noch die sz zu übernehmen …
Harald 28. August 2007 um 11:56
Er scheint sauer zu sein dass bald sein eigenes exklusives WSJ Online Abo nichts mehr wert ist, und in der Folge bei der inzwischen sehr ausgeprägten Kostenlos-Mentalität im Web auch keine Sau *Hust* Leser bereit wäre extra für ein Onlineangebot seiner Zeitungen zu bezahlen. Schon gar nicht wenn sie sich nur als Ticker der Nachrichtendienste betätigen.
Christian 28. August 2007 um 14:06
Doch wer keine Inhalte mehr hat, die jene Weiterempfehlung rechtfertigen, der hat eben auch ein betriebswirtschaftliches Problem: Er ist langweilig und für Langeweile bezahlen nur Anhänger von Peter Handke.
Richtig. Deshalb habe ich keine Zeitung im Abo, sondern nur den Spiegel. Da rege ich mich dann ab und zu über so manchen Artikel auf, aber davon habe ich dann auch was.
Erschreckend, dass Herr DuMont so wenig Ahnung zu haben scheint. (Oder streut er bewusst Fehlinformationen aus? Man weiß es nicht.)
Marcus 28. August 2007 um 15:21
Vielen Dank Herr Knüwer, dass oneview bei Ihnen Erwähnung findet. Die Darstellung als Google Bezwinger ist allerdings unpassend und völlig losgelöst vom Interview.
Möchte Ihr Verlagshaus mit webnews Google bezwingen? Ist das gar ein politischer Seitenhieb? Vielen Dank an Herrn Rainersacht (1. Kommentar), der richtig stellt, dass oneview kein del.icio.us Klon ist.
Oneview gibt es schon seit Ende 1998 und nach Jahren des Dornröschenschlafes nun seit Ende Juni 2007 mit einem neuen, spannenden und vor allem nützlichen Konzept. Oneview ist \“Dein online Gedächtnis\“, vielleicht ja bald auch Ihres… Die Idee ist, dass man sich mit oneview jede Informationsquelle im Internet \“merken\“ kann. Macht man dies gemeinschaftlich mit Freunden und Kollegen, entsteht über die Jahre ein unschätzbarer Wissenspool an empfohlenen Informationen und ja, das kann man auch als eine \“alternative Suchmaschine\“ bezeichnen, denn es ist in Bezug auf meinen Freundeskreis eine vertikale Suchmaschine von Menschen, denen ich vertraue: Das Empfehlen von Informationen in Analogie zum Empfehlen von Produkten.
Der gemeinschaftlich öffentliche Index \“kann\“ später eine hochwertige Suchmaschine ergeben, was aber nicht heißt, dass dies ein Google Killer sei. Oneview ist eher als eine Art META-Suchmaschine zu bezeichnen, wo Inhalte die von klassischen Suchmaschinen wie Google ausgegeben werden nochmals von Menschen klassifiziert werden, also sich einer menschlichen Wertung / Filterung unterziehen. Dies, aufbereitet mit ergänzenden Empfehlungen & Tipps von Menschen meines Vertrauens, wird bei richtiger Nutzung einen nicht zu unterschätzenden persönlichen oder gemeinschaftlichen Informationspool ergeben.
Die Diskussion ob etwas social bookmarking, social news oder social shopping ist, ist im Sinne von oneview unerheblich ,denn es ist alles \“bookmarking\“, eben \“merken\“ von Informations\“fund\“stellen und das mach ich doch lieber bei einem einzigen Anbieter im Netz, oder? Dort kann ich dann auch meine wertvollen Informationen jeglicher Art meinen Freunden empfehlen und umgekehrt. Sie sagen, dass oneview in 10 Jahren, in Anlehnung an Herrn DuMont-Schüttes angebliche Aussage Google wäre in 10 Jahren tot, auch tot sei… nun ja… in meinen Augen wäre dies sehr schade, zu mal oneview dann mit einigen von Ihrem Verlagshaus zugehörigen \“startups\“ den Friedhof teilen müsste. Außerdem kann ich persönlich diese angebliche Aussage von Herrn DuMont-Schütte nicht dem FAZ Artikel entnehmen. Nach meiner Interpretation ist es eher ein Wunsch und ich glaube, dieser Wunsch wird auch bei Ihrem Verlagshaus \“gewünscht\“.
Ich würde mich freuen, wenn sie einer erst ca. 10 Wochen alten Plattform eine Chance geben und diese nicht in einem unpassenden Zusammenhang nennen würden, vielen Dank!
Thomas Knüwer 28. August 2007 um 15:32
Vielen Dank für die reichhaltige Werbung. Doch halten wir mal kurz fest. Es ist nicht der \“Wunsch\“ von Herrn DuMont, dass Google in zehn Jahren weg ist – er wettet darauf. Somit ist es seine Erwartung.
Ich habe Oneview auch nicht zum Google-Killer erhoben. Nur ist Ihr Unternehmen nun mal eine Investition von DuMont und fällt somit in die Reihe der \“innovativen Ideen\“, die den Markt aufräumen sollen.
Und schließlich: Viele Web 2.0-Ideen hat es in der New Economy schon gegeben. Das ist der Grund, warum das Web 2.0 für mich das Web 1.1 oder 1.5 ist – eben Evolution, nicht Revolution.
Dummerweise aber war Delicious nun einmal vor dem Neustart von Oneview da, wenn ich das richtig sehe. Und wenn ich es außerdem richtig sehe, unterscheidet sich Ihr Modell in nichts von Delicious. Rein zufällig also, nachdem Delicious wieder da war, und auch Mr. Wong aktiv wurde, ist Ihnen eingefallen: Möööönsch, das haben wir doch auch schon mal…? Vorreiterei geht anders.
Und was „unser Haus“ betrifft: Darüber schreibe ich nichts Negatives. Und das muss als Kommentar zu den betroffenen Unternehmen reichen.
Marcus 28. August 2007 um 16:09
Ich stimme Ihnen nun zum Teil zu. Insbesondere den Absatz Ihres Kommentars zu Web 1.0 – 2.0 finde ich sehr passend und entspricht meiner Meinung zu 100%.
Ihr letzter Absatz missfällt jedoch. Zu Ihrer Infomation: Oneview startete schon mit dem neuen Angebot Ende 2005. Wegen technischer Schwierigkeiten hüllten wir uns in Verschwiegenheit, waren aber \“online\“, bauten alles neu, fanden einen strategischen Partner etc. Nun sind wir mit der neuen Plattform online, mit einer sehr sehr alten Idee, die weder delicious noch Herrn Wong als Vorbild hat… so behaupte ich frech, es ist eher umgekehrt.
Gruppenfunktion, gemeinsame Ordner, öffentliche wie private Links, all das gab es schon im alten oneview 1.0. Die Ideen vom leider verstorbenen Felix Hildebrandt waren sehr weitsichtig und innovativ.
Entschuldigen Sie, wenn mein etwas langatmiger Kommentar \“werbisch\“ erscheint, jedoch kann ich es aus verständlichen Umständen nicht akzeptieren, wenn oneview profan und unrichtig als Klon / Kopie dargestellt wird. Dies enstpricht nicht den Tatsachen und oneview wird auch nicht ein weiteres 0 8 15 social bookmarking Portal. Ich möchte und werde sie davon überzeugen.
Gerd Kamp 28. August 2007 um 22:13
Auch ich hab mich ob der 9 Mrd doch sehr gewundert und daran gedacht, dass es eher der Umsatz sein muss oder er noch irgendwelche anderen Dinge reinrechnet. Handwerkliche Fehler dieunentschuldbar sind.
Noch ein paar Bezugsgrößen: So gibt zum Beispiel die NYT ca. 200 Mio $ für News Gathering aus (laut Arthur Sulzberger Jr., 2006) also irgendwas um 150 Mio Euro. 9 Mrd würde also 60 mal das news gathering budget der NYT bedeuten. Kann ich mir nicht vorstellen.
Die dpa Gruppe macht laut letztem Gechäftsbericht wenn ich mich recht erinnere so um die 100 Mio Euro Umsatz, wobei darin auch die nicht zu vernachlässigenden Umsätze von news-aktuell enthalten sind, die man wohl eher nicht unter Nachrichteninhalteerstellung fassen will (oder 😉 ?)
Bei 9 Mrd. Gesamtbudget müsste sich die dpa dann wohl massiv fragen warum sie, ob der Ubiquität mit der dpa Inhalte in den deutschen Medienhäusern verwendet wird, mir Brosamen abgespeist wird 😉 (Disclosure: Ich arbeite für dpa-infocom).
Bzgl. der Google-Bemerkung: Im Nächsten Satz:\“Der Lebenszyklus der Internet-Ideen ist sowohl technisch wie inhaltlich ganz anders als bei herkömmlichen Unternehmen in der Old Economy.\“ gesteht Herr Schütte sich gleich selbst ein, dass im Fall der Fälle der oder die potentiellen Nachfolger von Google nicht aus dem Bereich der traditionellen Medien kommen werden.
Bzgl. der Google-Nachfolgediskussion, die ja auch von Mr. Scoble angeworfen wird. IMHO ist Google was \“menschlisch\“-veredelte Suchergebnisse und social networks angeht hervorragend aufgestellt. Insbesondere wenn man sich ansieht auf welche Datenmengen sie auf der Basis von Google News, iGoogle, Google Reader, Blogger und all den anderen Diensten zugreifen können, sich mal die wissenschaftlichen Papiere von Google Research zum Thema Personalisierung ansieht und 1 und 1 zusammenzählen kann.
@Harald: Ich hoffe du meintest Nachrichtenagenture, nicht Nachrichtendienste. Oder hab ich etwa was verpasst 🙂
Marcus 29. August 2007 um 14:42
Hallo Herr Kamp,
IMHO sind die Suchergebnisse von Google derzeit in keinem Fall \“menschlich\“
veredelt. Google nutzt nur im Bereich der Bildsuche und neuerdings bei der
Videosuche die Klassifizierung durch Menschen ( auch \“human computation\“ genannt),
verpackt in Spielen wie peekaboom.com bzw. das ESP Game. Für Interessierte
hier eine kleine Link-Liste zum Thema:
http://www.oneview.de/tags/index.jsf?tags=%22Human+Computation%22
Anbei spricht man bei der sog. \“Sacherschliessung\“ durch Menschen nicht von
Content-Veredelung. Veredelt werden Suchergebnisse erst durch redaktionelle
Beigaben wie Kommentare & Tipps und vor allem durch die Zusammenstellung in
Themen-Blättern, wie das derzeit ein neues, sehr hoch finanziertes StartUp
in den USA versucht = www.mahalo.com
Das, was Google macht, ist eher \“profiling\“. Google hat unfassbar detaillierte
Daten über des Surfverhalten eines Users. Voraussetzung ist, dass der User sich bei irgendeinem Google Service registriert hat. Hat man sich bei der
Registrierung aus versehen auch bei dem Google Service \“Webprotokoll\“
angemeldet, dann kann man lustig jede Suchanfrage + Link, den man in den
letzten Jahre klickte, seit Anmeldung anschauen. Hat man die Toolbar auf
verschiedenen Rechnern installiert, geht das sogar Client-übergreifend.
Beruhigend, oder?
Hier kann man nicht von menschlicher Veredlung von Suchtreffern sprechen.
Weiterhin sind die Ergebnisse die von Google ausgegeben werden zwar gut,
aber eben durch professionelle Suchmaschinenoptimierung teilweise doch stark
manipuliert und eben ganz und gar nicht \“technisch demokratisch\“ oder
\“menschlich veredelt\“, hier zumindest im seriösen Sinne ;o). Dies betrifft
übrigens auch andere Suchmaschinen. Gemeint sind vor allem die Treffer für
teure Dienstleistungen oder Produkte. Technische Algorithmen zur Indexierung
von Webseiten unterliegen immer der Manipulation durch professionelle
SEO`ler deren Kreativität grenzenlos ist, wenn es um wirtschaftliche
Interessen geht.
Social Search ist nicht die Lösung aller Probleme und
unterliegt in der einfachen Ausführung sicherlich stark dem sog. Social
SPAM, aber muss ich denn alles glauben, was ich empfohlen gezeigt bekomme?
Der Vorteil von Social Search liegt zunächst darin, mit Freunden, Kollegen,
Bekannten & Co. gemeinsam alle elektronischen Informationen, die jeder für
sich interessant findet, zu sammeln. Greif ich auf diesen
Freundeskreis-Index zu, erhalte ich empfohlene Treffer von Menschen meines
Vertrauens. Das kann viel Entscheidungs-/Recherchearbeit sparen und ist
spannend + unterhaltsam. Später kann man diese Suchanfragen mit technischen
Algorithmen Freundeskreis übergreifend erweitern…
Das menschliche, das Empfohlene von anderen meines Vertrauens, das fehlt Google und anderen Suchmaschinen zu weil noch…
Marcus 29. August 2007 um 14:45
ups! Der obige Link zu human computation wurde abgeschnitten. Bei Interesse Bitte die URL kopieren. Ansonsten bekommt man nur Treffer zu \“human\“ ;o)
mcduff 7. September 2007 um 23:14
Lieber Herr Knüwer,
Ihr Beitrag hat mir gut gefallen.
Erlauben Sie mir noch etwas zum Sprachgebrauch zu sagen:
Wegen der \“Mund-zu-Mund-Propaganda\“: es hieß ursprünglich \“Mund-Propaganda\“. Daneben gibt es auch noch die \“Mund-zu-Mund-Beatmung\“. Eine \“Mund-zu-Mund-Propaganda\“ gibt es etwa so lange wie die Phrase \“jmd. hat einen an der Klatsche\“, die auch ursprünglich \“jmd. hat eine Klatsche\“ hieß. Aber \’the times are changing\‘ und \“Mund zu Mund\“ hebt den Mechanismus der Weiterverbreitung hervor.
Auch wenn\’s mir persönlich nicht gefällt, es ist auf jeden Fall klar, was gemeint ist.
gruss mc
Rosie 29. November 2007 um 0:01
Ich wollte mich mal an dieser Stelle bedanken für die vielen wertvollen Tipps die ich hier gelesen habe. Ich bin immer wieder von neuen erstaunt, was es doch so alles gibt.