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Wenn Kollegen gen USA reisen, sind sie gern auch mal geneigt, sich kein Journalistenvisum zuzulegen. Ein aktuelles Beispiel zeigt, dass dies – in Kombination mit zu viel Ehrlichkeit – flott den Rückflug bedeuten kann. Wir haben uns sehr daran gewöhnt, dass Reisen ganz einfach ist. Mal eben den Flug gebucht, online eingecheckt und – zack – ist man am gewünschten Ort. Deshalb vergessen wir, wie schwer manchmal Reisen sein kann. Und dass es mit Unannehmlichkeiten verbunden sein kann.

Ich kenne mehrere Kollegen aus verschiedenen Medien, die sich ein Journalistenvisum ersparen. Zu viel Aufwand ist es ihnen, zu einer Botschaft zu fahren und dort die ausführlichen Unterlagen einzureichen – obwohl der Aufwand manchmal überschaubar ausfällt.

Und wie sollten sie auch auffallen? Interviews können auch als Freundesbesuche durchgehen – und schon ist der Aufenthalt ein privater. Was aber nicht passieren darf: eine Einreisekontrolle, bei der man sich, vielleicht noch gejetlagged, verplappert.

So geschehen bei Thomas Dullien, Chef des IT-Sicherheitsunternehmens Sabre. Als Privatperson, nicht als CEO, wollte er einen Vortrag auf einer Konferenz halten. Dies verriet er bei einer Kontrolle dem US-Beamten. Ergebnis: Viereinhalb Stunden Befragung und direkter Rückflug, wie er in seinem Blog schildert.

Natürlich ist das übertrieben bürokratisch. Hätte er die in seiner Tasche gefundenen Materialien einfach als Urlaubslektüre ausgewiesen, wäre vielleicht nichts passiert. Aber so ist das nun mal in den USA, ob man es gut findet, oder nicht. Und deshalb sollten auch Journalisten lieber etwas zu vorsichtig sein, als die Zurückweisung zu riskieren. Den Heimflug nämlich muss man nach meinem Wissen selbst zahlen.


Kommentare


Jochen Hoff 30. Juli 2007 um 14:13

Wäre es nicht sinnvoller die USA einfach zu meiden? Ich für meinen Teil werde dort unter diesen Bedingungen unter keinen Umständen einreisen.

Des weiteren sollten wir die amerikanischen Einreisebedingungen bei uns spiegelbildlich auch durchführen. Sofort zurückschicken. Das hätten wir schon mit Herrn Bush tun sollen, obwohl der ja eigentlich nach Den Haag vor das Kriegsverbrechtribunal gehört.

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Thomas Knüwer 30. Juli 2007 um 14:46

Sinnvoller? Na ja, manchmal aber ist die Einreise ja unvermeidlich, weil gewisse Recherchen eben nur vor Ort möglich sind…

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DonDahlmann 30. Juli 2007 um 15:16

Und man sollte, wenn wirklich privat rüberfährt, auch den Journalistenausweis zu Hause lassen, bevor der bei einer zufälligen Überprüfung rausgefischt wird.

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Thomas Knüwer 30. Juli 2007 um 15:17

Aber das Visum ist doch sowieso im Pass. Fällt das nicht sogar mehr auf?

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DonDahlmann 30. Juli 2007 um 15:40

Wenn man privat rüberfährt braucht man kein Visum im Pass auf dem \“Journalist\“ steht. Man ist ja auch mal kein Journalist. Manchmal. Aber bei der nächsten Reise gehe ich auch lieber auf Nummer sicher.

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Lukas 30. Juli 2007 um 16:19

Ich halte es für erwähnenswert, dass die Reaktion der Einreisebehörde in diesem Fall nichts mit einer möglichen Post-9/11-Hysterie oder sonstwie mit der Bush-Administration zu tun hat: Die waren schon vor über zwanzig Jahren so drauf. Wer auch nur den Eindruck erweckt, nicht ausschließlich zum Privatvergnügen in die USA zu reisen, hat schnell ein Problem bzw. einen Rückflugplatz.

Die Kanadier rächen sich in gewohnter Nachbarschaftshilfe damit, dass sie Amerikanern die Einreise erschweren.

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Wolfgang 30. Juli 2007 um 16:27

Ich hab\’s auf meinem Blog schon geschrieben: Der Mann hätte sich nicht nach der Witzfigur Halvar taufen sollen, sondern nach dem respekteinflößenden Schrecklichen Sven. Dann klappt auch mit der Einreise… 😉

Ansonsten gebe ich Don Dahlmann völig recht: Solange man kein (altes) Visum im Pass und den P-Ausweis nich dabei, gibt\’s auch überhaupt keine Probleme.

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Thomas Knüwer 30. Juli 2007 um 16:33

Das Problem ist kein altes Visum – sondern ein aktuelles. Denn die sind fünf Jahre gültig und kleben unübersehbar im Pass. Ich bin auch mal gespannt, ob ich bei einem privaten Trip im Oktober erklären darf, dass es sich um Urlaub handelt und nicht um eine verkappte Dienstreise.

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Detlef Borchers 30. Juli 2007 um 18:39

Ich habe ein aktuelles biometrische I-Visum im Pass und bin grundsätzlich immer journalistisch in die USA unterwegs, nachdem ich mir einmal den Mund fusselig geredet habe, warum es jetzt eine private Reise sein soll. Das passte nämlich nicht in ihr Raster und schon wird man zum gespräch ins Kabinchen gebeten…

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SvenR 30. Juli 2007 um 19:52

Und ich dachte, es ginge um Kreditkarten…

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Christiane 31. Juli 2007 um 1:12

Ich war schon x Mal privat in den USA mit I-Visum im Pass. Die einzige Frage, die mir regelmäßig gestellt wurde, ist: \“Would you like to use your I-visa or is it a private trip?\“ Ich habe jedes Mal gesagt, dass wir Urlaub machen und das wars.

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Die Stimme der freien Welt 1. August 2007 um 23:34

… wobei ich finde, daß sich der Kollege leider auch recht unklug verhalten hat. Er ist halt illegal als Privatperson (und nicht im Auftrage einer Firma) einer Arbeit in den USA nachgegangen, und das finden die Amis halt nicht so cool. Die Deutschen übrigens ebenfalls nicht sonderlich cool – mit ähnlichen Konsequenzen, auch wenn vielleicht die Einreisekontrolle nicht so streng ist.

Insbesondere die Begründung, daß er den Job ja schon lange auf seine Firma hätte übertragen können, aber nur zu faul war dafür, fand ich etwas dünn.

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