Wenn demnächst mal wieder eine Debatte darüber losbricht, warum deutsche ihre Politiker nicht lieben und herzen, sie nicht wählen und ihren Parteien fremd bleiben, kurz, sie verdrossen sind mit ihren Volksvertretern, dann mögen sich die Diskutanten bitte jenes kleine Video von der Cebit anschauen, das am Wochenende die Runde machte und in dessen Mittelpunkt zwar nicht Bundeswirtschaftsminister Michael Glos steht, doch in dem er den nachdrücklichsten Eindruck hinterlässt. Meine Mutter ist von etwas höherem Alter. Trotzdem ist sie im Internet. Gut, leicht war das nicht, aber es geht. Und vielleicht sollte meine Mutter mal Michael Glos treffen. Den Bundeswirtschaftsminister. Dann könnte sie ihm vielleicht erzählen, wie das so geht, mit dem Internet.
Denn wie Spiegel Online auf der Cebit einfing, hat’s der Herr Glos nicht so mit dem Web:
„Ich habe Gott sei Dank Leute, die für mich das Internet bedienen.“
Doch, hat er gesagt. Erschreckend genug ist es, wenn der für die deutsche Wirtschaft verantwortliche Minister eine Technologie, die wie keine andere zuvor unsere Welt verändert hat, nicht begreift, obwohl die meisten Menschen sie längst verwenden. Schockierend aber ist es, dass er auch noch darüber froh ist. Gott sei Dank, sagt er. Gott sei Dank.
Und auch wenn ich wenig halte von „Trainer raus“-und „Weg mit ihm“-Rufen. Ich halte einen solchen Minister für nicht tragbar angesichts der Bedeutung und der Probleme des Wirtschaftsstandorts Deutschland.
Nachtrag: Und hier die direkte Einbindung mit bestem Dank an Boocompany.
Kommentare
Andreas 19. März 2007 um 11:09
Hatte vor nicht allzulanger Zeit das Vergnügen mit einer sozialdemokratischen Volksvertreterin. Diese ließ sich ihrem Mails vom Sekretariat ausdrucken. Auch sicher kein Einzelfall.
Gerrit 19. März 2007 um 11:11
Und so jemand trifft Entscheidungen, die Einfluss auf das Leben von Millionen von Menschen haben.
Jochen Hoff 19. März 2007 um 11:17
Ja der Michel Gloß, das ist einer der letzten Aufrechten. Da hat der überall seine Leute für. Der braucht auch kein Internet, da sind ja Informationen drin und sogar Wahrheiten. Das braucht der Michel nicht.
Der Michel muss auch nichts verstehen. Da hat er seine Leute für. Die Energieversorger sagen ihm was er über Atomkraftwerke denken soll, Monsanto sagt ihm was er über Gentechnik denken soll und Kannegießer und Scholz&Friends sagen ihm wie Wirtschaft am besten funktioniert.
Das ist gut für den Michel, da muss er sich nicht anstrengen und selber denken. Und weil der gute Norbert Lammert, besser bekannt als St. Corruptius, der Schutzheilige der Korruption, ja den Lobbyismus für die primäre Form der Demokratie hält, darf der Michel auch Geschenke dafür annehmen das er nicht selbst denkt. Einige schon jetzt andere erst später. Bestechung ist das nicht.
Da freut sich der Michel.
Den Bürger packt dabei die heiße Wut, aber das nützt ihm ja nix, bei den Wahlen, kann er ankreuzen was er will, die Parteiendiktatur siegt immer.
Juergen 19. März 2007 um 11:51
Herr Glos hat übrigens das Amt des Ministers für Wirtschaft und _Technologie_ inne…, unglaublich!
massenpublikum 19. März 2007 um 11:56
Ich stimme Andreas zu. Das gibt es Viele, die sich wirklich die Mails ausdrucken lassen. Auch in den Chefetagen von großen Internet- und Medien-Konzernen. Insofern ist das keine große Sache.
Robi 19. März 2007 um 11:56
90% der Professoren, die mir in den letzten 5 Jahren begegnet sind, schreiben auch keine E-Mails. Bei denen kommt neben technischer Ignoranz allerdings auch noch dazu, dass die ungerne Auskünfte schriftlich erteilen. Dann hätte man ja etwas in der Hand, das man gegen sie verwenden könnte, wenn die Auskunft mal wieder falsch war…
hape 19. März 2007 um 12:11
Warum gibt\’s wohl in Deutschland diese weltweit einmalige Rundfunkgebühr für PCs, die im Verdacht stehen, mit dem Internet Kontakt aufnehmen zu können? Was Rundfunk ist, verstehen die Politiker noch: das ist ein schöner Multiplikator für ihre Ansichten und Themen. Aber Internet? Wo jeder mitreden kann und manche haben sogar Ahnung, wovon sie reden – der reinste Horror. Da beschäftigt man sich lieber nicht mit, es sei denn es gibt mal wieder was zu verbieten, zu spionieren oder eben Geld für den Parteienfunk einzukassieren.
Fmann 19. März 2007 um 12:28
Muss mich doch über einige der abgegebenen Kommentare sehr wundern! E-Mails werden nicht nur zum Spass ausgedruckt – dieses Vorgehen dient auch der Archivierung und hat einen rechtlichen Hintergrund. Außerdem können die ausgedruckten E-Mails dann schnell mit Kommentaren und Arbeitsanweisungen versehen werden.
@Jochen Hoff – Sehe gewisse Vorgänge auch sehr kritisch – einfache Polemik scheint mir aber nicht sehr konstruktiv. Erwarten Sie wirklich von einem Minister, dass er sich zu allen Themengebieten Fachkompetenz aneignet! Natürlich benötigt er zuverlässige und kompetente Berater. Dass diese nicht immer aus Nächstenliebe handeln ist meiner Meinung nach schwer zu vermeiden.
LBK 19. März 2007 um 14:08
Der Satz \“Ich habe Gott sei Dank Leute, die für mich das Internet ausdrucken!\“ hätte noch tiefer blicken lassen. Unglaublich wie weltfremd wir regiert werden.
arnö 19. März 2007 um 14:39
@Fmann
\“E-Mails werden nicht nur zum Spass ausgedruckt – dieses Vorgehen dient auch der Archivierung und hat einen rechtlichen Hintergrund.\“
richtig, deshalb gibt es selbst in kleineren Firmen mit viel Mailverkehr einen Mailserver mit Backupsystem. Niemand muss Mails ausdrucken.
SvenS 19. März 2007 um 14:48
@Fmann
Mails versieht man mit Anmerkungen und Arbeisanweisungen indem man sie weiterleitet und entsprechend Kommentiert, dazu braucht es keinen Ausdruck, sehr wohl aber natürlich einen Rechner. Archiviert werden müssen Mails genauso wie andere Geschäftskorrespondenz. Das der Handwerker oder das kleine Unternehmen das im Zweifelsfall per Ausdruck macht ist völlig o.k. Große Unternehmen oder gar Bundesbehörden sollten das aber auch elektronisch erledigen, alleine schon um Mißbrauch zu vermeiden (gelöscht und nicht gedruckt ist auch nicht archiviert).
Nein, in Wirklichkeit sind sich wahrscheinlich viele der (überwiegend) hohen Herren einfach zu fein Kontakt mit einer Tatsatur aufzunehmen. In deren Weltbild ist das das Werkzeug von Assisitenten und Sekretärinnen. Darüber hinaus ist Mailkommunikation nachvollziehbar, weil schriftlich und damit gefährlich, denn so lässt sich das Prinzip \“was schert mich mein Geschwätz von gestern\“ nicht mehr so einfach aufrecht erhalten.
Armin 19. März 2007 um 15:08
Wie war das nochmal mit der \“series of tubes\“???
Don Alphonso 19. März 2007 um 15:28
Oh mei, die CSU hat so viel Geld in den letzten New Economy Dreck versenkt, da kann man wirklich froh sein, wenn sie jetzt wieder Mittelstandsförderung machen. Hier wird ja gerade so getan, als ob die neuen Abzockgründer ein Jota weniger verstrahlt wären als ihre Vorgänger.
pizzablog 19. März 2007 um 16:48
Hat jemand das Interview in den Tagesthemen letzte Woche mit Herrn Beckstein gesehen? Da wurde dieser Politiker von Frau Will gefragt, wie er denn die im Internet kursierenden Drohungen von Islamisten einschätzt und was man dagegen tun soll.
Anhand dessen was Herr Beckstein dann sagte, hat man sehr schnell gemerkt, dass er KEINE Ahnung hat, wovon er spricht. Spätestens als er das Wort Cyberpolizisten in den Mund nahm war klar, DER hat auch Leute, die für ihn dieses Internet bedienen.
Mann, ist das traurig!
StoiBär 19. März 2007 um 17:08
Was hat Django Asül am Nockherberg über Michael Glos gesagt? \“Sinnlos, fehl am Platze – da denkt sich jetzt der Glos: ?Hoppla, jetzt bin ja ich dran!?\“
lhe 19. März 2007 um 17:17
Vielleicht sollte er sich mal mit Roman Herzog über das Thema unterhalten. Der hält Computern und Internet für eine Kulturtechnik, die man erlernen und beherrschen sollte. Andere Kulturtechniken sind z.B. Lesen, Schreiben und Rechnen.
Wenn man jetzt im Zitat vom Glos Internet durch Lesen ersetzt wird einem die Dummheit seiner Aussage erst so richtig deutlich.
Uwe 19. März 2007 um 17:29
Hab vorhin kurz ein Backup vom Internet gefahren – Ihr könnt es jetzt abschalten. Ich schick gerne jedem eine Kopie per Post zu.
Erik 19. März 2007 um 20:43
Der Titel heisst genau:
Bundeminister für Wirtschaft & Technologie!
— meine Herren, vielleicht bedient ihn ihm ja die hübsche Frau Wörl das Internet. Daheim im Ministerium. \“Reisen im Mysterium\“, so nach Feierabend und so … schöner Gedanke.
Frank 20. März 2007 um 2:10
Mir ist bis heute kein \“bekannter\“ Berufspolitiker bekannt, der irgendeine auch nur schwache Vorstellung vom Wesen des Internets hätte.
Darum würde niemand von den Damen und Herren z.B. folgenden Witz verstehen:
\“Systemmeldung: Keyboard not found – press F1 Button\“.
Na ja, ich kenne ja andererseits auch keinen \“bekannten\“ Berufspolitiker, der auch nur eine schwache Ahnung davon hat, wie es ist, von ALG 2 leben zu müssen; wie es ist, mit dem ÖVP durch die Stadt fahren zu müssen; wie es ist… ach ich laß es jetzt, es ist zu ermüdend.
Unsere Politiker leben in einer ganz eigenen virtuellen Welt (sie merkens nur nicht), schade nur, daß sie laufend die Regeln für die reale Welt erstellen, ändern usw.
Ella 20. März 2007 um 6:57
Ich finde, Michael Glos müsste zurücktreten. Diese Äusserung zeigt einfach, daß er nicht ansatzweise das nötige Basiswissen für seinen Job hat.
Ella 20. März 2007 um 7:14
Bin wirklich schockiert, daß so jemand Bundeminister für Wirtschaft & Technologie ist. Schockiert.
TRK 20. März 2007 um 8:21
Herr Glos ist einer der wenigen aufrechten Politiker. Und – wie diese Aussage zeigt ehrlich dazu. Ich wuerde sagen Hype-Resistent. Und das ist in Zeiten der zweiten Internetblase eine wichtige Eigenschaft.
Rolf 20. März 2007 um 9:25
Da hat die Realität mal wieder die Satire überholt.
oldman 20. März 2007 um 10:09
Gegenrede:
Ich verstehe diese Häme nicht.
Sowohl im Artikel, als auch in der Mehrzahl der Kommentare.
Michael Glos ist in einem (meinem) Alter das ihn aus der Gilde der
von Anbeginn an dabei Seienden ausschloß.
Er ist gelernter Müller, nicht Journalist.
Zum Ministeramt kam er weil ääh Stoiber den Schwanz einzog.
Dann geht doch hin ihr Wissenden und gebt Eure Kenntnisse weiter
an all die ständig von Euch Kritisierten.
Wenn jeder Aufruf in Kleinbloggersdorf verpufft, weil es sich leichter
unsachlich kritisieren läßt als aktiv zu werden, fehlt die Legitimation
zur Kritik in dieser Form.
Glos hat Kinder, die ihm da schon mehr oder weniger helfen.
Und er hat Mitarbeiter, die sich ausreichend auskennen.
Herzhaft (wenn auch bräsig) offen dieses Bekenntnis.
Bürger wie Ella braucht das Land.
Das löst die vordringlichen Probleme.
Siegfried 20. März 2007 um 13:14
Surfen sowie emails lesen und schreiben (selber!) gehört heute zu den Grundfertigkeiten. Keine email schreiben können ist ungefähr so wie keinen Dosenöfner bedienen können. Generation hin oder her. Niemand erwartet von einem Technologieminister, daß er eine Firewall mit Allem drum und dran selber aufsetzen, konfigurieren und überwachen kann. Aber die ganz einfachen und grundlegenden Dinge sollte er beherrschen. Wenn er nicht weiß, was er da entscheidet, kann ihm ja schließlich jeder beliebige Lobbyist jeden Unsinn unterjubeln.
Gerhard 21. März 2007 um 22:32
Wollt ihr ernsthaft einen Politiker nach seiner Erfahrung im Umgang mit dem Internet beurteilen?
Henning 22. März 2007 um 1:24
Einen, der für \“Wirtschaft und Technologie\“ zuständig ist, zumindest auch danach – oder spielt das Internet im Bereich Wirtschaft und Technologie keine Rolle?
Rene Kriest 25. März 2007 um 5:24
Mich stört eher das CSU in Glos, als das fehlender Internet. 😉
Wirklich unrecht hat der Mann ja nicht. Von Glos verlangt ebenso wie den restlichen Bloggern in diesem Thread auch niemand, daß sie Experten im Bereich Verkauf, regenerative Energien, Automobil-Branche, Textilindustrie, Außen- und Inlandsdefizite usf. in Personalunion sind.
Dumm darf man sein; man muß sich nur zu helfen wissen. 😉
Viele Grüße,
René Kriest
Thomas Knüwer 26. März 2007 um 9:30
@Rene: Wer hat gesagt, dass ich das nicht erwarte? Doch, Herr Glos sollte sich auskennen in der Autobranche, einer der wichtigsten im Lande, und im Bereich regenerative Energien, einem der wichtigsten Wachstumsfelder. Was aber all das unterscheidet vom Internet ist, dass der Aufbau einer Solaranlage und die Supply Chain der Autoindustrie erheblich komplizierter sind als die Bedienung des Internet. Und: Keine Technologie in der Menschheitsgeschichte hat unsere Gesellschaft derart schnell verändert. Dann aber auch noch froh – \“Gott sei Dank\“ – zu sein, nichts davon zu verstehen – das ist für mich nicht akzeptabel.
Udo 29. März 2007 um 11:19
Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. 🙂 Ja, das \“selber\“ bedienen des Internets setzt ein bischen Medienkompetenz voraus…Aber in einer Community geht das Learning by Doing ja schneller…
Dr. von Quack 18. September 2007 um 9:15
Pressemitteilung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie, 17.9.2007:
\“Zwar sind seit diesem Jahr erstmals mehr als 60 Prozent der Deutschen im Internet aktiv, bei einem Drittel der Bevölkerung gibt es jedoch keinerlei Pläne, in nächster Zeit das Internet zu nutzen. Für dieses Drittel kann von Chancengleichheit in unserer Informations- und Wissensgesellschaft keine Rede sein.\“ Das sagte die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, Dagmar Wöhrl, in einer Rede anlässlich der \“Konferenz zur Chancengleichheit in der Informationsgesellschaft 2007\“ heute in Berlin.
…
Deutschland benötige internetkundige Arbeitnehmer und Verbraucher, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie unternimmt einiges, um die Nutzung des Internets weiter voran zu bringen.\“
Ist dass nun eine geschickt platzierte Kritik am eigenen Chef oder
oder will Frau Wöhrl internetverweigernde Topgefährder sanft ans Netz heranführen, um die Pläne zur Online-(Überwachung)-Durchsuchung zu unterstützen?
http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Presse/pressemitteilungen,did=217940.html
Dr. Esemehl Bastschuh 3. März 2008 um 21:38
Auch der Regensburger Noch-Bürgermeister kennt sich mit dem Internet offenbar doch nicht aus.
Sieht man bei der denic nach, wer seine private Adresse www.schaidinger.de verwaltet, stösst man auf das Rathaus. Unakzeptable Selbstbedienungsmentalität, meine ich.
Die Zusammenhänge sind gut beschrieben auf
http://www.mitternachtshacking.de/blog/538-verquickung-von-amt-und-partei
*Gelöscht* 19. September 2008 um 12:45
***Hier stand ein Kommentar, der nichts mit dem Thema zu tun hatte.***
paul yang 21. Oktober 2009 um 10:01
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