Professorale Vermutungskommunikation

Sagen wir jetzt mal, ich wollte argumentieren, die Welt sei dem Untergang geweiht. Dann würde ich eine Rede halten, in der ich von schmelzenden Polkappen erzähle – und dann sage „Spätestens wenn gleichzeitig Vesuv, Ätna, Fusian, Mount Rainier und all die anderen Großvulkane der Welt gleichzeitig hochgehen und in der gleichen Sekunde der Antichrist hinabsteigt, werden Sie sehen, dass ich Recht habe.“ Das ist zwar eine ziemlich hanebüchene Argumentation – aber was solls? Der anerkannte Medienwissenschaftler Siegfried Weischenberg machts doch genauso. Zumindest, wenn hier nicht eine Nachrichtenagentur seine Rede auf dem Mainzer Mediendisput verfälscht hat. Dort soll er gesagt haben:

„Spätestens wenn Google irgendwann auch noch die von Amateuren aufgebaute Internet-Enzyklopädie Wikipedia übernehmen sollte, „wird auch dem Letzten klar werden, dass an den schöpferischen Leistungen vieler einzelner Idealisten am Ende – wenn überhaupt – immer wenige andere verdienen, die nicht so altruistisch sind“.“

Ach, Google kauft die sich selbst tragende Stiftung Wikipedia? Ist ja interessant. Aber auch sonst zeigt die Tierade Weischenbergs, dass er nicht so richtig verstanden hat, das sich einiges geändert hat im Internet. Womit ich ihm – und den anderen Lesern – ein Buch empfehle, mit dem ich nicht immer übereinstimme, in dem aber viel Wahres steckt: „Wir nennen es Arbeit“.