Skip to main content

Vielleicht glauben manche Berufskommunikatoren und Vorstände tatsächlich, das gemeine Volk, Journalisten inbegriffen sei komplett verdummt. So ließen sich zumindest die jüngsten Zahlenspielereien von Vodafone-Chef Arun Sarin und eine Pressemitteilung von CBS erklären. Mathe war ja nie mein Ding. Und so geht es vielen. Zahlen haben für einige Menschen eine magische Faszination, die werden dann Controller oder Informatiker, und für andere eine abstoßende Wirkung. Die werden dann, na ja, jetzt nicht unbedingt Journalist, aber manchmal eben doch.

Und so lässt es sich vielleicht erklären, dass zwei Jubelmeldungen von Medienkonzernen derzeit um die Welt getragen werden. Im einen Fall lässt sich ja gerade noch eine ansatzweise Rechtfertigung finden: bei der Kooperation Youtube und CBS, nämlich.

CBS behauptet, die Zuschauerzahl der Late-Night-Show von David Letterman sei um fünf Prozent gestiegen, das macht jeden Abend 200.000 Zuschauer mehr. Grund: Ausschnitte der Sendung sind bei Youtube zu sehen.
Das klingt ja toll. Aber nehmen wir doch einmal den Ausschnitt aus einer der jüngsten Sendungen:

Gesehen haben ihn aktuell rund 600.000 Leute – und ein Drittel davon soll nun den Fernseher einschalten? Wer das behauptet, übersieht, dass in diesen Tagen eine wichtige Zeit für die US-Fernsehsender anbricht: Über einen gewissen Zeitraum werden die Einschaltquoten gemessen und determinieren dann die Werbepreise. Während dieser Zeit gibt es Serien-Specials mit Top-Stars, Spielfilmhits, Werbekampagnen. Und deshalb steigen traditionell auch die Einschaltquoten.

Wobei ich schon glaube, dass die freie Weitergabe von Clips der Einschaltquote hilft – gerade bei Sendungen wie Late-Night-Shows, die sich wunderbar in Häppchen teilen lassen. Nur: So schnell wird das eben nicht gehen, wie CBS uns Glauben machen will.

Eines unterscheidet die Senderkette aber immerhin von Vodafone: Sie haben Zahlen vorzuweisen. Der Vorstandsvorsitzende der Briten dagegen, Arun Sarin, scheint seinen wackeligen Posten mit völlig irrational aufgepumpten Zahlen sichern zu wollen. Auch Giga Om macht sich lustig über die Ankündigung in einem Gespräch mit der „Business Week“:
„Sarin says social networking, mobile advertising, mobile video, and other advanced applications are on the rise. „We expect these services to generate 10% of our revenue within three or four years,“ he says. Vodafone generated $29.4 billion in revenue and $6.6 billion in profit during the first half of the year, beating analyst forecasts.“

Leider schlucken die Kollegen der „BW“ einfach so die Behauptung, Vodafone könne schon bald mit solchen Diensten mehr Umsatz machen als Google heute.


Keine Kommentare vorhanden


Du hast eine Frage oder eine Meinung zum Artikel? Teile sie mit uns!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*
*