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Nun drehen sie völlig durch, die Engländer. In Sachen User Generated Content, nämlich. Gleich zwei Fernsehsender widmen sich Bildern, die von Zuschauern produziert werden. Vor scheinbar langer Zeit war die „Rheinische Post“ das erste Blatt, dass User Generated Content, der damals noch nicht so hieß, für sich entdeckte. In der Beilage „Opinio“ durften sich Leser zu allem auslassen, zu dem sie sich auslassen wollten.

Meine damalige Skepsis scheint heute gerechtfertigt. „Opinio“ ist zusammengedampft, auch die „Rheinische Post“ musste erkennen, dass nur weil ein Leser etwas schreibt, ein anderer Leser sich nicht automatisch dafür interessiert.

Dahinter steht eine irrige Annahme: Sicher, es gibt viele Menschen, die sich an Weblogs, Podcasts und Videos versuchen. Und, klar, eine ganze Reihe von ihnen machen gute Dinge, die auf eine ordentliche Leser-/Zuschauer-/Zuhörerschaft treffen. Nur: Diese Wie-auch-immer-schaft gruppiert sich um den Produzenten, weil das, was er tut, aus ihrer Sicht gut ist. Das Qualitätsversprechen, das eine Zeitung durch ihre Marke mitbringt, wird dann ersetzt durch eine einzelne Person. Dabei ist es aber unerheblich, ob diese Person Journalist ist, oder nicht, Profi oder Amateur.

Das hat man, fürchte ich, auch in England noch nicht so recht begriffen. Dort melden sich laut heutigem „Guardian“ gleich zwei Projekte an, die User Generated Content ins Fernsehen bringen wollen. Die BBC plant eine 30-minütige Nachrichtensendungen namens „Your News“:

„Your News, which begins a pilot run on Saturday, will broadcast stories, features and videos that have proved most popular with viewers on television and the internet.

The News 24 controller, Kevin Bakhurst, said the new programme would use some of the huge amount of content submitted to the BBC on a daily basis by the public.

„Your News will make use of the huge range of material being sent into the BBC by the public, some of which has already provided real newsgathering value,“ he said.

„Your News will reflect the stories catching our audience’s eye and talking to them directly about the issues they feel really matter.“

The BBC’s news website receives around 10,000 emails a day with story suggestions, comments and pictures.“

Der private Sender Sumo.tv dagegen machts billiger:

„The programming is supplied by and targets 18- to 35-year-olds, much of it based around the fail-safe combination of Jackass-style slapstick, gory stunts and weird experiments.“

Damit dürfte er auch mehr Erfolg haben: Denn nur, weil „normale Menschen“ Videos drehen, sind sie eben nicht für andere „normale Menschen“ interessant. Es sei denn, die „normalen Menschen“ werden unnormal. Dann aber ist die Sache nichts anderes als „Englands lustigste Heimvideos“.


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