Wikipedia und der TNT-Stapel

Allerhöchstens sehr masochistisch veranlagte Schalke-Fans würden sich in die Vereinskneipe von Borussia Dortmund wagen um dort eine Schlägerei zu beginnen. Nur sehr, sehr leidensfähige Menschen rufen bei der Einreisekontrolle in den USA: „BOOOM I HAVE A BOMB!“

Das hält Wikipedia-Gründer Jimmy Wales nicht davon ab, etwas ähnlich Verrücktes anzustellen. Im vergangenen Jahr traf ich auf dem Hamburger Trendtag Jimmy Wales, den Gründer von Wikipedia – einen sehr sympathischen Menschen. Vor diesem Gespräch habe ich noch immer geglaubt, Wikipedia würde irgendwann ein Unternehmen – danach nicht mehr. Wales ist eine besondere Sorte Mensch.

Er ist aber auch einer, der sehr schnell denkt – und manchmal noch schneller redet. Vielleicht ist so auch seine neue Idee entstanden: ein Wahl-Wiki.

Er will politisch konträr eingestellte Amerikaner zusammen bringen, um die Politik aus ihrer Verkrampfung zu lösen. Mutig: Schließlich haben gerade Wikipedia-Einträge über Politiker, die von ihren Anhängern verändert wurden, immer wieder für Zündstoff gesorgt. Und nun geht Wales hin, schichtet Dynamit auf und bittet um Feuer. Ob das gut geht?

„Ok, I might be crazy. I founded Wikipedia, which is of course about as crazy an idea as anyone might imagine. And you know what? I was not and I still am not smart enough to figure out how to make Wikipedia work. The Wikipedians figured that out, my role has only been to listen and watch, and to guide us forward in a spirit of sincerity and love to do something useful.

So, I will frankly admit right up front: I don’t know how to make politics healthier. But, I believe that you do. I believe that together we can work, this very election season, to force campaigns to use wikis and blogs to organize, discuss, manage, lead and be led by their volunteers.“