Einsicht ist der erste Weg zur Besserung. Auch bei Google.
Google nämlich redet wieder mit den Online-Infodienst Cnet, schreibt Silicon Beat, den sie nach einer eigentlich lächerlichen Geschichte boykottieren wollten. Tja, irgendwann macht auch das aufgeblasenste Ego "Pfffffffftttt", wenn der Druck von außen zu groß wird…
Kommentare
tknuewer 30. September 2005 um 15:59
Nein, das sehe ich nun wirklich anders. Das Thema Privatsphäre ist gerade wegen Google ein hoch brisantes geworden. Heute kann es sehr leicht sein, Fakten über einen Menschen einzusammeln. Auch, um sie gegen ihn zu verwenden. Google aber kümmert das nicht. Wenn nun aber der CEO das erlebt, was manch anderer auch erfährt, so kann er sich stellen – aber nicht wegducken. Für Google ist das Thema Datenschutz keines. Ob sich das ändern sollte oder nicht, ist eine Diskussion wert.
Peinlich wird es aber, wenn Herr Schmidt erst großspurig nicht mehr mit einem Medium reden will – und es dann doch tut. Das zeugt von mangelndem Standvermögen.
hansemann 30. September 2005 um 16:32
oh klasse, hat ja toll geklappt mit dem zitieren…
tknuewer 1. Oktober 2005 um 19:02
Nein, kann ich so auch nicht stehen lassen. Denn Cnet hat sich keine Watschn eingefangen – der Imageverlust ging an Google. Cnet konnte sich darstellen als Verteidiger der journalistischen Freiheit, die übrigens immer mal gerne vergessen wird. Die Presse hat eine verfassungsmäßige Aufgabe. Und wenn eine Institution Einfluss so viel Einfluss auf einen Bereich nimmt wie Google, muss sie sich stellen.
Erst recht – und damit sind wir bei einer gewissen Auskunftspflicht – wenn es sich um ein an der Börse notiertes Unternehmen handelt. Dann ist nix mehr mit Schweigen, das ist nun mal der Preis, den man zahlt.
hansemann 2. Oktober 2005 um 11:32
bitte verstehen sie mich nicht falsch, damit könnte ich ja durchaus einverstanden sein, nur die google-jungs scheint das ja nicht sonderlich zu interessieren.
die verteidiger der journalistischen freiheit. soso. schön und gut, nur was hats gebracht? cnet jedenfalls kein interview und eine nachrichtensperre obendrein. ja wie jetzt, die schalten auf stur? natürlich, und abzusehen wars auch. na wenn das mal keine watschn war.
die presse hat eine verfassungsmäßige aufgabe. teilweise sicher, nur eben damit nicht gleichzeitig den persilschein für alles. gehen sie ins gefängnis, ziehen sie nicht über los und ziehen sie keine 4.000 Euro ein. das gilt für die presse genauso wie für jeden anderen auch, und genau das ist passiert.
es gibt eine grenze, wenn auch oft nur gefühlt. cnet hat sie überschritten und die strafe dafür kassiert. lächerlich hin oder her, so schnell macht das sicher keiner mehr. sogar ziemlich sicher lächerlich, aber der zweck heiligt scheinbar genauso die mittel wie bei dem untauglichen versuch von cnt.
sich auf die pressefreiheit zu berufen, ist die eine sache. gleichzeitig eine bestimmte penetranzgrenze natürlich nicht zu überschreiten, sollte für verhältnismäßig renommierte magazine dennoch selbstverständlich sein.
mr. und mrs. google wollen eben ihre ruhe haben, ganz einfach. anstelle sie einfach zu lassen, folgt man ihnen bis auf die toilette und wundert sich, wenn google seine inzwischen aufgebaute macht nutzt um sich weiter abzuschotten.
das handelsblatt hätte sich jedenfalls sicher nicht auf einen solchen tanz eingelassen, andere vielleicht schon. sie wissen schon… 🙂
jetzt dürfen sie bei cnt also warten und hoffen, irgendwann wieder liebgehabt zu werden. das wäre mir nicht passiert…
tknuewer 2. Oktober 2005 um 13:46
Da haben sie jetzt was übersehen: Cnet hat ja letztlich gewonnen, denn Google redet wieder mit ihnen. Dumm gelaufen für Herrn Schmidt. Wenn er so eine brachiale Aktion durchzieht, dann doch bitte auch durchhalten.
hansemann 2. Oktober 2005 um 15:14
wenn sie darin wirklich die rückkehr der glorreichen sieben erkennen möchten, dann: herzlichen glückwunsch!
das ist ja gerade das, was mich von anfang an so amüsiert hat: als vertreter der presse haben sie da natürlich eine recht affirmative meinung.
dabei sieht die sache doch nicht mal auf den ersten blick aus wie ein „gewonnen“. jeder weiß jetzt, was passiert wenn ihr mr. schmidt mal anfängt sauer zu sein. und das macht nicht wirklich spaß.
das ganze ins lächerliche zu ziehen, macht die cnt-aktion nicht weniger dümmlich. schaut mal her wie doof die sind, dabei hab ich doch nur…
anders könnte man sagen, daß ihr vorlauter kollege sich ein wenig arg übernommen hat, als er sich mit google anlegte. sein langes gesicht hätte ich sehr gerne gesehen! 😉
und: wenn das die zukunft des investigativen journalismus sein sollte: prost mahlzeit…
tknuewer 4. Oktober 2005 um 9:28
Ich kann ehrlich gesagt nicht nachvollziehen, wo sie den Google-Sieg ausmachen. In einem Land, das vordergründig so sehr auf Pressefreiheit bedacht ist wie die USA, ist das Bekanntwerden eines Presseboykotts ein gewaltiges PR-Problem: Google ist der böse aus der Sicht der meisten Amerikaner. So erklärt sich auch der dramatische Sympathieabfall in den vergangenen Wochen (über den ich hier ja auch schrieb). Dass Schmidt nun zu Kreuze kriecht ist ein Beweis dafür, dass man im Google-Vorstand langsam was gemerkt hat.
Übrigens: Das ist nicht die Zukunft des investigativen Journalismus, aber ein Beispiel für die Übertragung eines größeren Problems auf ein überschaubares Beispiel.
hansemann 4. Oktober 2005 um 13:18
na das mit dem sympathieverlust für google habe ich natürlich mitbekommen. dass im zusammenhang mit aktienkursen, dem streit mit microsft, der praxis des sich-abschottens nicht nur beifall geklatscht wird, ist klar und letztlich eine folge entsprechenden verhaltens seitens google.
dass sie jetzt der große buhmann sein sollen, kann ich dagegen nicht ganz verstehen. und eine zumindest sehr freche aktion wie die „wir ergoogeln uns mal ein paar fakten“-sache schätze ich persönlich ehrlich gesagt als mindestens der bezeichnung „dämlich“ würdig.
sie haben sicherlich auch recht, wenn sie die maßnahmen des presseboykotts als lächerlich und letztlich nicht haltbar darstellen möchten.
doch: dazwischen, sensible informationen auf der einen seite bereitzustellen, auf der anderen seite diese informationen zu verbreiten, ist ein großer unterschied.
und: der zweck heiligt hier eben nicht die mittel, weshalb eigentlich auch in den usa jeder halbwegs schlaue journalist hätte wissen können, dass ein riese wie google sich diese geschichte nicht gefallen lassen wird.
ich sehe nicht google als den großen gewinner dieser story an, doch ich sehe cnet als den verlierer der selbst initiierten affäre an.
dass ein presseboykott problematisch ist, ist die eine sache. die pressefreiheit für eine äußerst fragwürdige aktion zu missbrauchen, ist die andere. doch ersteres rechtfertigt noch lange nicht die cnt-sache, und dafür wurden sie bestraft.
allen sympathieverlusten zum trotz ist google seinen weg gegangen und hat die vorlauten jungs abgestraft.
was alleine ja schon wieder sympathisch ist, finden sie nicht? 😉
eggbert 4. Oktober 2005 um 15:17
Gute Güte, lieber Herr Hansemann, das ist ja schon fast einen ersten Preis in Beratungsresistenz wert.
Google ist seinen Weg gerade nicht gegangen, die jungs sind nicht vorlaut gewesen und Google hat es auch nicht geschafft, sie abzustrafen. Und Google hat sensible Informationen nicht nur „auf einer seite bereitgestellt“ sondern damit auch verbreitet.
hansemann 4. Oktober 2005 um 17:51
ja? ist es schon platz eins? hätte jetzt mit fünf gerechnet, oder meinetwegen auch ui-cup, aber gleich eins? sie kleiner schmeichler… 😉
ich denke, es ist ein unterschied, ob man seine meinung mit argumenten vertreten kann oder eben nicht. herr knüwer hat da ja so seine meinung, und sie scheinbar auch. und da ich schon immer mal eine eigene meinung haben wollte, hab ich mir eine zugelegt.
man kann es sicher so sehen wie herr knüwer, dessen weblog mich schon einige zeit lang begeistert und den ich sehr schätze.
doch hier liegt er meiner ansicht nach nicht mit allem richtig. den machtkampf mit google kann man sicher auch anders als herr knüwer bewerten, meinen sie nicht?
falls sie das gerne „beratungsresistenz“ nennen möchten: bitteschön, gerne. und wenn der rest ihres beitrags ihre meinung widerspiegelt: sehr schön.
ich habe jedoch eine andere und denke, man muss hier zumindest zu einem teil das recht auf eine gewisse privatsphäre anerkennen. wenn schon mit dem recht der presse auf information argumentiert wird.
denn nicht alles, was den lieben pressevertretern einfällt, muss ich unbesehen als positiv bewerten und tue dies auch nicht immer.