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Vielleicht sollte ich hier eine Wahl veranstalten. Um den Titel „Beknackteste Pressemitteilung des Jahres“. Oder des Monats. Und als Preis gibt’s eine goldene PR-Maus. Aktuell ginge die seit heute nach Flintbek (Wo bitte, ist Flintbek? Auflösung gleich), dem Sitz einer PR-Agentur namens „Die Eisbären“. Die wiesen mich heute auf ein atemberaubendes Produkt hin: Elektro-Magnetfeldtherapie für Tiere.

In rund zwei Stunden werde ich auf einem Podium des Media Coffee sitzen. Zeit also, schon mal Material zu sichten. Wie schön, dass pünktlich zu diesem Termin, genauer gesagt um 12.04 Uhr eine Pressemitteilung ins Mailfach springt, die so schön passt. Sie kommt vom „Inhaber“ (welch ungewöhnlich bodenständiger Titel für einen Berufskommunikator) der PR-Agentur „Die Seebären“. Betreff-Zeile der Mail: „Satteln Sie um“

Und hier der Text zum Genießen:

magnocura GmbH präsentiert neues Produkt

Elektro-Magnetfeldtherapie für Tiere

Flintbek, Sören; Die magnocura GmbH präsentiert rechtzeitig zum Frühjahr ein komplett neues Gerät. Das bisher schon erfolgreich entwickelte und vertriebene „EMG 100 B“ wurde weiterentwickelt und in enger Abstimmung mit erfahrenen Tierärzten zur Marktreife als „EMG 100 B-Vet“ gebracht.

Faszinierend! Ein Unternehmen, das ein komplett neues Produkt heraus bringt! Und das in diesen, so düsteren Tagen! Auch, wenn ich gern wüsste, was das EMG 100 B denn so den Tag über macht. Nun wüsste ich aber gern noch: Ist Flintbek ein Ort oder heißt der Autor Sören Flintbek?

„Es war wichtig, dass wir unsere Technologie auch für die Tierhalter nutzbar machen. Schließlich sind alternative Heilmethoden auch für Tiere interessant.“ Anke Korries von der magnocura GmbH war maßgeblich an der Weiterentwicklung für den Veterinärmarkt beteiligt.

Ja, wichtig, war es. Welche Technologie auch immer. Stimme ich Anke Korries zu. Welche Funktion sie auch immer haben mag bei der magnocura. Oder ist die Dame adelig und vom Stamme derer von und zu Magnocura?

Am 23. und 24. April 2005 wird das neue Gerät im Rahmen der Deutschen Fechtmeisterschaften in Koblenz der Öffentlichkeit vorgestellt. Die magnocura GmbH und der Fechtclub Königsbacher SC aus Koblenz sind vor kurzem eine strategische Allianz eingegangen, die bei den Deutschen Meisterschaften zum ersten Mal genutzt wird. Anke Korries: „Wir freuen uns sehr auf dieses Event und hoffen auf erfolgreiche Titelkämpfe für „unsere Fechter“ vom Königsbacher SC. Vor allem die Bauer Brüder aus Koblenz haben gute Chancen weit vorne zu landen. Wenn sich dann auch noch der Ein oder Andere für unsere Geräte interessiert, freuen wir uns natürlich noch ein bisschen mehr.“

Nun habe ich Angst. Denn entweder, es gibt eine Meisterschaft für fechtende Tiere – dann Gnade uns Gott, das gequälte Vieh wird zurückschlagen, wir werden alle umkommen, der Herr steh uns bei! Oder hier wird ein veterinärtechnisches Gerät auf Menschen angewandt. Bisher hielt ich Fechter aber immer für eher edle Sportler. Bei Footballern oder Boxern – OK, da erwartet man vielleicht Masthilfen im Einsatz, aber Fechter?
Trotzem vielen Dank aber für den Hinweis auf die talentierten Bauer-Brüder. Aber: Wieviele gibt es davon, wenn sich der eine oder andere für ein Gerät interessieren könnte?

Der Brief schließt übrigens mit dem Verweis auf die neue Homepage der Seebären. Dort schreiben sie Sätze wie „Die Seebären verfügen über hervorragende Kontakte in die regionale und vor allem auch nationale, zum Beispiel nach Berlin, Medienszene.“ Oder „Wir schrecken auch nicht vor aufmerksamkeitsstarken Guerilla-Marketing Aktionen zurück. Wenn es Ihr Unternehmen maßgeblich nach vorne bringt, haben wir Erfolg gehabt.“

Die Seebären kommen aus Flintbek. Das ist ein kleiner, kleiner Ort in Schleswig Holstein, in dem Touristen keine einzige Übernachtungsmöglichkeit finden. In Flintbek, da mögen die Seebären Seebären sein. Verschicken sie aber weiter solche Pressemitteilungen, werden sie für die nationale Medienszene, zum Beispiel in Berlin, nur eines sein: See-PR-Mäuschen.


Kommentare


Geewiz 21. April 2005 um 10:52

„Satteln Sie um“, „EMG 100B“, „Heilmethoden“, „Fechtmeisterschaften“. Ich glaube, ich brauch erst mal einen Kaffee, vielleicht verstehe ich den Zusammenhang ja dann…

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blundstone 22. April 2005 um 11:04

huahahahahaha… köstlich. nicht nur völlig bescheuert, sondern auch ernstgemeint – einfach großartig! übrigens, interessante technische spielerei, der preview da.. 🙂

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Sonnuschka 22. April 2005 um 15:22

Wie, Sie kennen Anke Korries nicht? Die kennt doch jeder. 😉

Gut, dass die Seebären kein „Gorilla“-Marketing anbieten.

Autsch, statt Pressemitteilungen zu verfassen, sollte der Schreiberling mal lieber korrektes Deutsch lernen. Dieser Satz scheint aber tatsächlich schon korrigiert zu sein.

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Frank Meyer 22. April 2005 um 18:45

Hm. Der Zusammenhang zwischen umsatteln, EMG100B, Heilmethoden und Fechtmeisterschaften erschliesst sich mir auch nicht im ersten Moment…Aber halt! Jetzt habe ich es: Guerillas benutzen ja auch gerne Verschleierungstaktiken…

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Jan-Boyke Seemann 25. April 2005 um 17:05

Es ist doch alles ganz einfach!
Man spricht drüber. Ihr auch!
Und ich muss gestehen, dass die „ein oder andere Formulierung“ vielleicht „etwas“ komisch ist…
Auf jeden Fall vielen Dank für die Bestätigung, dass unsere Meldungen ÜBERHAUPT gelesen werden!

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A2O ? Business pur 4. Mai 2005 um 9:16

Meine Lachmuskeln schmerzen noch etwas … sich etwas bildlich vorstellen ist eine sehr gefährliche Sache.

Absolut lesenswert: Mail von den Seebären

Der Pressetext ist eines Mario Simmel würdig, so unvermittelt wechselt er die Szene und wer den Szen…

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