Es gibt ein paar Regeln im Journalismus, die sind fest geschrieben, mehr oder weniger. "Nichts interessiert den Menschen mehr als den Menschen", zum Beispiel. Und es gibt ein paar, die man beherzigen sollte. Eine könnte so klingen: "Wenn mich etwas nicht interessiert und ich nicht unvoreingenommen bin, sollte ich nicht drüber berichten. Auch wenn’s Geld dafür gibt." Leider beweist der "Kölner Stadtanzeiger" zum zweiten Mal, dass seine Mitarbeiter diese Regel nicht beherzigen mögen.
Ich fürchte, jetzt handele ich mir wieder Ärger ein – aber sei es drum…
Vor einiger Zeit berichtete ich über einen offenen Brief zweier Eishockey-Clubs und der Liga an die Sportredaktion des "Kölner Stadtanzeigers". Es ging um ein gutes Spiel, das in polemischer Art schlecht geschrieben wurde. Daraufhin meldete sich auch die Autorin des Beitrags und lieferte ein weiteres Exempel für die bodenständige, direkte und zupackende Art Kölner Emotionen.
Möglicherweise offenbart sich nun aber die Strategie der Dame. Sie möchte einfach ausprobieren, wieviele offene Briefe eine einzelne Journalistin provozieren kann. Der jüngste kommt vom American-Football-Team Cologne Centurions (leider finde ich keinen Deep Link um dies zu verlinken).
Man kann zur NFL Europe stehen, wie man will. Wenn allerdings die Leute, die zum Spiel gehen (und das sind in Köln so um die 10.000) ihren Spaß haben und sich nicht ums Eintrittsgeld betrogen fühlen, die TV-Übertragungen in die USA Werbung für die Stadt sind, und im Gegensatz zu manchen Fußball-Clubs sich die örtlichen Subventionen in sehr engen Grenzen bewegen – dann muss die Frage erlaubt sein, warum hier etwas derartig scharf attackiert wird?
Gerade im Lokalbereich sollten Journalisten neue Entwicklungen zwar kritsch beobachten – aber auch fördern, so sie nichts verwerfliches daran entdecken.
Es sei denn, sie sammeln statt Briefmarken offene Briefe.
Kommentare
ix 9. April 2005 um 17:14
oh. da ehlt noch ein ?f?.
dogfood 9. April 2005 um 22:06
Ich habe den Artikel im KStA nicht gelesen, aber der offene Brief der Centurions ist lächerlich und eher einer Sektenorganisation würdig, als einer professionell geführten Franchise.
Das meiste was die Centurions an Zahlen und Fakten nennen, bleibt nicht von ungefähr im schwammigen Bereich, jener Grauzone die das Elend verheimlichen soll.
5 deutsche TV-Sender? Ja, außer PREMIERE sind dieses vier lokale TV-Sender wie TV Berlin, tv.nrw etc…. Live-Berichterstattung in den USA? Ja, bis Saisonmitte ausschließlich auf dem NFL-eigenen Digitalsender. Von Jahr zu Jahr nahm die Qualität und Quantität der US-Berichterstattung ab, FOX berichtet nur noch von 4 Spielen. 12.000 Zuschauerschnitt in 2004? Na, mit einiger Anstregung. De-facto waren es 11.494. Kaufmännisch wird anders gerundet. Der Fehler mit der Spieluhr eine Petitesse? Ja, eine solche Petitesse dass der offizielle Spielbericht („Gamebook“) etwas länger brauchte um auf die NFLE-Website zu kommen. Gewachsene sportliche Relevanz für die NFL? Bei der letzten Entscheidung über die Finanzierung vor knapp anderthalb Jahren schrammte die NFLE nur mit einer Stimme (bei 32 NFL-Teambesitzern) an der Schließung vorbei.
Man kann Satz für Satz aus diesen offenen Brief nehmen und ihn auf Fakten abklopfen. Mit Verlaub: für mich stehen die Centurions mit so einem Schrieb wie die letzten Idioten da…
Natürlich dürfen 10.000 Menschen Spaß haben. Aber dazu sollte man sie nicht für dumm verkaufen.
(Disclaimer: NFL-Fan, aber kein Fan irgendeines NFLE-Clubs)