Einer der großen Hersteller von Spielkarten beteiligt sich gemeinsam mit einem Produzenten von Roulette-Tischen am Spielcasino Wiesbaden. Nur mal angenommen. "Unsinn", denken Sie? "Sollte verboten werden", meinen Sie? Na dann sagen sie das mal dem DFB.
Manchmal ärgert man sich über die Kollegen in anderen Blättern. Weil sie einfach so etwas vermelden und den Hintergrund verkennen, keine wütenden Kommentare schreiben, wo sie doch so wunderbare Vorlagen bekommen. Gestern zum Beispiel in Sachen DFB-Bundestag.
Damit meine ich noch nicht mal, dass Jürgen Klinsmann all seine geistig-moralische Tiefe mit den Worten bewies: "Hakt die 14 Punkte ab, und wir sehen uns beim Confederations Cup. In diesem Sinne, viel Spaß" – na gut, da ist jemand aus der Null-Bock-Generation in die Fun-Szene gewechselt. Auch das lockere Unter-den-Tisch-Wischen der Hoyzer-Affaire – was hatte man anderes erwartet?
Nein, das Bemerkenswerteste lief bei den meisten Berichten am Rande: Der DFB hat tatsächlich durchgesetzt, eine eigene Sportwette zu starten, sobald sie legal wird.
Ja, richtig gehört: Sobald sie legal wird.
Denn das ist sie nicht. Es gibt ein staatliches Wettmonopol, das ein untergraben wird durch ein paar Lizenzen aus DDR-Zeiten, ausländische Investoren machten daraus Betandwin & Co. Zwar wird in diesem Sommer ein Grundsatzurteil des Bundesverfassungsgerichtes erwartet, doch wie dieses genau aussehen wird, ist offen. Sicher ist: Die Richter werden nicht so locker verkünden "Jetzt dürfen alle Wetten anbieten". Es wird eine rechtliche Grauzone entstehen, die erst durch weitere Urteile langsam aufklart.
Da beantragt also der größte Sportverband der Welt, in einem Markt vorzudringen – sobald er legal ist. Man stelle sich vor, es würde ein Bank-Manager vor die Öffentlichkeit treten und sagen: "Wir beteiligen uns am Anlagebetrug – sobald er legal ist." Und in meinem Verständnis müsste ein öffentlich-rechtlich unterstützter Verband wie der DFB weit honoriger und zurückhaltender sein, als eine Bank.
Noch dazu: Der DFB richtet die Spiele aus und lässt auf sie wetten. Das heißt seine potenziellen Kunden sollen bei einem Unternehmen Geld einzahlen, dass einen Manipulationsskandel erst verpennt hat, ihn dann in Windeseile aufarbeitet und verkündet in einem Markt einzusteigen, der noch nicht legal ist.
Vielleicht hat all die Diskussion um Pisa und Unterschichtenfernsehen in der Oberschicht eine fatale Wirkung: Mancher hält die Deutschen für dümmer, als sie sind.
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SpeexX Blog 3. Mai 2005 um 16:07