Frauen schaffen es nicht mehr. Ihre Hirnchen drehen heiß, die moderne Welt ist zuviel für sie. Doch. Ehrlich. Behauptet eine Studie, auf die ich bei Brand Noise gestoßen bin. In Wahrheit erklärt sie, warum Werbung mit am Niveauverlust der klassischen Medien dreht. Ach, Ihr armen geplagten Frauen! Habt so viel im Kopf, heutzutage. Kein Platz mehr im Hirn für die Werbebotschaften, mit denen Euch Shiseido, Escada und Miracoli umgarnen.
Wie, bitte? Ich stelle Frauen als dumm dar? Nein, dagegen verwehre ich mich, das übernimmt für mich die amerikanische PR-Agentur Ketchum. Fazit: „They (die Frauen) have much more on their minds today than five years ago as more things compete for their attention, leaving little time for commercial messages.“
Wenn wir mal davon ausgehen, dass sich die Studienerstellungsabteilung von Ketchum nicht nur aus chauvinistischen Alt-Säcken besteht, würde das mehr oder weniger bedeuten: Vergesst Werbung. Denn: Ist für uns Männer das Leben unkomplizierter geworden? Nö. Oder weiß jemand einen Grund?
Noch schöner aber ist die Begründung der Ketchumianer: 59 Prozent der Frauen würden nicht mal eine Zeitung von Anfang bis Ende schaffen. So sehr sind sie beschäftigt mit „Multi-Minding“, die armen Hascherl. Bei Männern sind es übrigens 51 Prozent. Welten trennt das von einer Zahl wie 59.
Ja, und es kommt noch schlimmer: 51 Prozent schaun nicht mal regelmäßig eine Fernsehsendung zu Ende, dagegen sind es 60 Prozent bei den Männern. Klar! Wir wissen eben, dass auch in der 92. Minute noch eine Meisterschaft entschieden werden kann! Und was sollten Frauen auch gucken? Den 32-Km-Weltcup im Biathlon aus Örebröten?
Wage wir doch mal eine mutige Behauptung: Nicht die Welt der Frauen hat sich geändert – sondern die Qualität der Medien. Und vielleicht sind Frauen so intelligent, dass sie den Niveauverlust von TV, Print und Radio durchschaut haben?
Den Werbern dagegen, an die sich die Ketchum-Studie richtet, scheint das egal zu sein. Hauptsache Masse, das richtige Alter muss sie natürlich haben. Interessante Sendungen oder Print-Produkte mit dem Anspruch eine spezielle Zielgruppe anzusprechen, werden dagegen schlicht ignoriert. Anspruch? Nein, danke. Und so kämpfen sie ums Überleben, die Kleinen, die nicht Massenkost bieten wollen. Im Fernsehen dagegen werden ungewöhnliche Formate schnell abgeschoben. Ich will nicht behaupten, dass Christian Ulmens „Mein neuer Freund“ ein Höhepunkt des TV-Schaffens ist – aber zumindest mal was anderes. Eine Sendung wie „Dittsche“ oder „Zimmer frei“ hat höchstens im werbefreien Dritten eine Chance.
All das überfordert sie eben, die Frauen. Egal, ob die „Burg“, „Big Brother“ oder „Glamour“. Und wir Männer? Sind nicht überfordert. Nö, wir doch nicht.
Kann ich noch nen Bier haben?
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