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Da bleibt man einmal Samstag am Abend zuhause und was passiert: Man sieht sich genötigt, zwei Personen des öffentlichen Lebens zum Einsatz eines PR-Beraters zu raten. Dabei sollten Berufskommunikatoren doch hier eher für die Pointen sorgen. Aber manchmal gibt es eben Manager/Politiker/Funktionäre, deren Auftritte so grausam peinlich sind, dass es einem Schmerzen verursacht…
Eine Sendung, zwei Menschen, die ihren Ruf ruinieren – und das innerhalb einer Stunde. Saubere Quote und sehr ungewöhnlich für das ZDF Sportstudio, in dem doch sonst die Seele von Kickern und Funktionären gestreichelt wird.

Samstag aber war das anders. Stichwort: Wett-/Schiedsrichterskandal.

http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/18/0,1872,2062962,00.html

Der eine, der sich in grausamster Manier in die Grütze ritt heißt Theo Zwanziger und ist DFB-Präsident. In seiner Funktionärseeligkeit lobte er sich selbst dafür, doch immerhin schon das Aktenzeichen zu haben, unter dem die Staatsanwaltschaft Berlin gegen die Spiel-Manipulatoren ermittelt. Am Montag werde er Akteneinsicht beantragen.
Moderator Michael Steinbrecher sprangen fast die Locken aus der widerlich glatt gegelten Frisur. Doch auch auf Nachfrage erkannte Sportskamerad Zwanziger gar nicht, dass er sich nicht als Krisemanager präsentierte, sondern als Titanic-Kapitän, der sich vom Eisberg noch ein paar Brocken für den Drink abmeißelt.
Abschiedsworte von Steinbrecher: „Wir sprechen uns wieder, wenn Sie nicht nur ein Aktenzeichen, sondern auch Fakten haben.“

Ebenso qualvoll: eine Diskussion von Norbert Teufelberger, Co-Vorstand beim privaten Wettanbieter Betandwin, und Wolfgang Feldner, Marketing-Chef des staatlichen Wettunternehmens Oddset.
Es hätte zur glanzvollen Stunde der Branche werden können, als Teufelberger seinen Konkurrenten Feldner die Hand zur Zusammenarbeit reichte. Doch Feldner – lehnte ab. Wer da sympathischer wirkt, muss wohl nicht betont werden.

Lieber Herr Feldner, lieber Herr Zwnaziger, Sie haben Auftritte für die Ewigkeit geboten: Noch Generationen von PR-Volontären werden von Ihnen lernen, wie man sich NICHT im Fernsehen präsentiert.

Den späten Samstag Abend haben Sir mir trotzdem versaut. Ich sehe Menschen einfach nicht gerne ihrem Untergang entgegen reiten.


Kommentare


jko 31. Januar 2005 um 12:14

Unabhängig vom Inhalt der Auseinandersetzung ist ja der rein kommunikative Aspekt ein hochinteressanter. Oder anders gesagt: Wer um Himmels Willen bereitet denn das DFB-Doppelgespann auf solcherart Veranstaltungen nicht vor? Schließlich hat sich Zwanziger nicht allein entblößt. EMVau hat ja die Oddset-Warnungen auch nicht so richtig erkennen können. Diese Doppelspitze nährt die (Vor-)Urteile am hochbepöstchenten Ehrenamtler prächtig. Wieviele reden da über alles?
Vielleicht glauben aber auch beide, soll der andere doch den Kopf hinhalten, isch will davon nix wissen, die WM 2006 findet auf alle Fälle mit mir statt. In diesem Falle empfehle ich nicht nur, PR-Volontäre mit schwereren Aufgaben zu betrauen, sondern möchte auch die Nuhrsche Besser-Wissheit bemühen: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten. Leider nur wird niemand dafür ins Fernsehen gebeten, ich wette zwanzig Amsel-Vorfelder im Cafe King drauf.
Wo sind wir denn hingekommen, wenn sich durchaus respektabel zu nennende Journalisten schon die PR als Garanten für einen unfallfreien TV-Abend herbeiwünschen? Ich bin besorgt.

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JoeH 31. Januar 2005 um 14:26

Ich beobachte ebenfalls mit gespanntem Interesse das Könnte, Sollte, Vielleicht-Spektakel des DFB. Es präsentiert sich uns ein verkrusteter, reaktionslahmer Riesenverein, das Herz des deutschen Fußballsports scheint unter einer 99prozentigen Aortaverstopfung zu leiden, so träge wie die Informationen fliessen und gehandhabt werden. Fast schon hysterisch wirkte die Blitzauswechslung eines Schiedsrichters mit der paradox klingenden Begründung, es liege kein Tatverdacht vor, aber sein Name wäre im Zuge der Ermittlungen gefallen. Was denn nu?

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UncleMeat 31. Januar 2005 um 15:51

He Leute – das Niveau sinkt auf allen Kanälen und in allen Medien! Also bitte nicht wundern! Dumm ist noch immer der, der Dummes tut. Und das wird ja mittlerweile weltweit zelebriert (Viva Bush). PR passt sich da ganz diesem Trend an.

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Och Nö 31. Januar 2005 um 19:42

Alles Kinderkram. Peinlich ist doch eher, daß man ruck-zuck einen besonders scharfen Staatsanwalt für die Ermittlungen aus dem Hut gezaubert hat.

Als ob es keine wichtigeren Aufgaben für einen scharfen Staatsanwalt in der Bananenrepublick gäbe: Beispielsweise den [hüstel]Gehältern ohne Gegenleistung[/hüstel] unserer Damen und Herren Politiker nachspüren.

Ne, lieber die Gemüter der Fußballproleten beruhigen.

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