Wenn die „Frankfurter Allgemeine“ ihren Lesern wieder einmal klar machen möchte, wie schlimm dieses Internet ist, darf Evgeny Morozov ran, der „Hitman des Feuilleton„, wie ihn Marcel Weiß einmal nannte. Figuren wie Morozov finden in Deutschland schnell Gehör, wie auch das Beispiel Manfred Spitzer zeigt. Obwohl die kruden Thesen des Psychologen auf teils falsch zitierten oder nicht hinreichend aussagekräftigen Studien beruhten, wanderte er durch alle Talkshows.
Immerhin: Die Aftershow-Party zu seinem Jauch-Auftritt war die Geburtsstunde des Digitalen Quartetts.
Wer das Internet schlimm findet, hat in Deutschland sofort mediale Öffentlichkeit. Wer das Internet gut findet – nicht. Allenfalls als Quoten-Internet-Gutfinder darf Sascha Lobo gelegentlich mal bei Talkshows beisitzen, in Print dagegen werden viele Bedenken getragen, aber keine Lust auf das digitale Zeitalter gemacht.
Vielleicht ist das der Grund, warum Clive Thompson in Deutschland wenig bis gar nicht bekannt ist. Der Kanadier schreibt seit Jahren über den digitalen Wandel für renommierte Organe wie „Wired“ oder das „New York Times Magazine“. 2002 erhielt er das Knight Science Journalism Stipendium am MIT, er bloggt unter Collision Detection und twittert als @Pomeranian99.
Vor allem aber: Jüngst erschien sein erstes Buch mit dem Titel „Smarter Than You Think: How Technology is Changing Our Minds for the Better„. Darin beschreibt er, wie sich unser Hirn tatsächlich durch Technologie verändert – und warum das gut ist. So lernen wir mehr, behalten Informationen länger, arbeiten gemeinsam weltweit zusammen und entwickeln eine fast übersinnliche Wahrnehmung unserer Umgebung.
Gestern war Thompson nach Jeff Jarvis unser zweiter englischsprachiger Gast im Digitalen Quartett. Es war ein hoch spannendes Gespräch mit einem Autor, der begeistert vom digitalen Wandel ist – aber keineswegs unkritisch. Und der ein fantastischer Erzähler ist.
Deshalb, auch wenn es stinkendes Eigenlob ist: Diese Folge des Quartetts halte ich für sehr sehenswert.
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Foto: Tom Igoe
Kommentare
Dirk Hansen 3. Dezember 2013 um 17:27
Etwas erschöpft, aber glücklich über diesen moderierten Monolog danke ich für eine spannende Stunde! Besonders sympathisch an Clive Thompson finde ich, dass er sich weder bei den Digitalsonnenanbetern noch bei den Weltuntergängern wohl fühlt. Sogar die Größe, Morozov in zentralen Aussagen recht zu geben, hat Thompson.Vorbildlich, diese Gelassenheit. Gerade weil Digitaler Wandel unsere Möglichkeiten so erweitert, muss man ihn doch kritisch beäugen. Das Internet ist nun mal keine verfolgte Unschuld, sondern eine mächtige Ansammlung von smarten Werkzeugen und scharfen Waffen.
» Morozov sagt… Wolfgang Michal 9. Dezember 2013 um 22:08
[…] Füßen dagegen wehren, dass irgendein Hassprediger unser Netz als rein kapitalistisch verleumdet. Wir sind der lebende Beweis, dass das Internet offen, neutral und sympathisch sein kann. Es kommt […]
Glaskugelige Kaffeesatzlesereien 2014 31. Dezember 2013 um 15:57
[…] Rahmen unseres Digitalen Quartetts sagte der US-Tech-Autor Clive Thompson sehr schön, dass man spielerische, alberne Ideen im Web nicht unterschätzen dürfe: Aus ihnen […]