„Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist nur eine vorübergehende Erscheinung.“
Kaiser Wilhelm II.
Im Jahr 1998 hielt Bill Gates eine Rede auf dem World Economic Forum in Davos. Darin sagte er: „The year 2000 will signal the end for newspaper and magazine publishers.“ Nur die in der angelsächsischen Sprache nicht recht Kundigen werden daraus schließen, dass der mit gehobener Intelligenz ausgestattete Microsoft-Gründer 1998 prophezeite, zwei Jahre später würde es keine Zeitung mehr geben. Tatsächlich bedeutet dieses „signal“ natürlich, dass er 2000 für einen Wendepunkt hielt, ab dem es mit Print abwärts gehen würde. Dies konkretisierte er ein Jahr später mit dem Satz „Reading on paper is so much a part of our lives that it is hard to imagine anything could ever replace inky marks on shredded trees.“
Und hier sehen Sie die Auflagenentwicklung der deutschen Tageszeitungen ab dem Jahr 2000:
„Gemessen an solchen Prophezeiungen geht es der Presse derzeit sogar ausgesprochen gut. Sicher, es gibt Ausfallerscheinungen.“ So kommentierte Hans Jürgen Jakobs, der neue Chefredakteur des „Handelsblatts“ gestern jenes Gates-Zitat. Allerdings hat er Gates falsch übersetzt. Jakobs behauptet, Gates habe gesagt, „die Zeitung sei im Jahr 2000 tot.“
Anlass von Jakobs Schreiben war der Start eines Projektes, das weit vor seinem Arbeitsbeginn entstand und das er nun mit einem kruden Leitartikel begleitete: die neue iPad-App des Wirtschaftsblatts namens „Live“.
Eigentlich hätte die schon im vierten Quartal 2012 starten sollen, dann hieß es Januar – nun ist es März geworden. Das Getöse ist groß wie immer, wenn das „Handelsblatt“ ein neues Produkt herausgibt, wir erinnern uns an das Gewese um die Vorgänger-App „First“. Sie scheiterte krachend, die großen Paid-Content-Pläne wurden nicht einmal ansatzweise Realität.
Nun also „Live“. „Journalismus für eine neue Generation“ lautet der Slogan. Jakobs überschrieb seinen Kommentar mit: „Aufbruch in die neue Medienwelt“. Große Worte.
Doch seien wir ehrlich: Schon das zuvor veröffentlichte Konzept verwunderte. Denn die App wird dreimal täglich – um 6, 12 und 19 Uhr aktualisiert. Eine Zeitung auf dem iPad? Das klingt so, als ob man Autobahnen für Pferdekutschen öffnen will. Und irgendwie ist auch genau das entstanden.
Das „Handelsblatt“ begeht den Kardinalfehler des Internet-Marketing in der Version für Content-Veröffentlicher: Die eigenen Defizite sollen zum Problem des Kunden werden. Konkreter: Das „Handelsblatt“ versucht, die Aktualität einer Web-Seite vorzutäuschen, gleichzeitig aber die Produktionsmechanik einer Tageszeitung beizubehalten.
Das Projekt „Live“ ist dabei keine kleine Nebenbeschäftigung. Je nachdem wen man fragt, hört man von 5 bis 15 Millionen Euro Investitionssumme, die App ist ein Herzstück der von Gabor Steingart vor anderthalb Jahren verkündeten Online-Offensive. Und es ist auch für den Kunden kein Flohmarktprodukt: 7 Tage wird es künftig für 9,99 Euro geben, 30 Tage für 29,99 Euro.
Also: ein detaillierter Blick.
Optik
Auf den ersten Hinschauer wirkt Live kühl, nüchtern, aufgeräumt. Da ist jede Menge Weißraum im Spiel, was zunächst sehr elegant daher kommt. Nun ist das iPad aber auch ein sehr emotionales Gerät, eines mit Haptik, das man die ganze Zeit streichelt. Hochauflösende Bilder wirken toll, Grafiken lassen sich animieren. Unsere Erfahrung aus der deutschen „Wired“ ist, dass gar nicht genug animiert werden kann. Dann beschweren sich die Nutzer zwar zunächst über die Datenmenge – nutzen die App aber umso länger.
Live scheint Optik egal zu sein. Fotos sind Schmuckbilder ohne großen Anspruch. Entweder handelt es sich um Aufmacherbilder, die sich nicht vergrößern lassen, oder um kryptisch anmutende Winzfotos, die mit einem Klick bildschirmgroß werden – trotzdem aber nicht zoombar sind. Will leser vielleicht auch gar nicht, denn herausragende Fotos der Qualität von The Big Picture fehlen völlig: Agenturmassenware bestimmt den Auftritt. Manche Bilder fließen vielleicht auch automatisch ein, zumindest deutet darauf ein Bild von WDR-Justiziarin Eva-Maria Michel hin, das noch die Bildnummer des Senders enthält.
Traurig verhält es sich mit den Infografiken. Gerade die gewinnen ja auf dem iPad, weil sich mit ihnen multimedial spielen lässt. Davon ist bei Live nichts zu entdecken. Es gibt sogar ein „Infografik-Center“ (warum auch immer), in dem wahllos Grafiken gesammelt werden. Also, theoretisch. Praktisch enthält es exakt drei zeitlose Bilder die mangels Zoombarkeit mit ihrer Schriftgröße bis auf 3 Punkt absinken. Viel Spaß damit auf dem iPad Mini, noch mehr Spaß bei einer eventuell vorhanden Sehschwäche.
Ohnehin ist das mit der Textgröße ja eine schwere Entscheidung. Theoretisch ist die Möglichkeit des Zooms auf Text toll, vor allem für Menschen mit Augenproblemen. Gleichzeitig erfordert dies eben auch eine ganz andere Programmierung, die meist zu Lasten der Optik geht. Angesichts des nüchtern-schlichten Auftritts ist für mich das Fehlen des Textzooms allerdings nicht nachvollziehbar. Erst recht, weil das iPad Mini, das sich ja anscheinend gut verkauft, dieses Problem noch evidenter macht.
Navigation
Unstringent. Es gibt eine Ebene, die allein aus Navigationsseiten und Anzeigen besteht. Öffnet der Leser einen Artikel, befindet er sich in einer zweiten Ebene, die nur aus Artikeln besteht. Die muss er durch einen Klick auf ein Kreuz rechts oben schließen um auf die Navigationsebene zurückzukommen. Links oben gibt es ausklappbares Inhaltsverzeichnis, unten eine Bodennavigation. Außer, der Leser befindet sich auf der Artikelebene, dann fällt die Leiste unten weg. Komisch auch: In der Seitennavigation Gibt es auch eine Rubrik mit Imagewerbung für das Handelsblatt Research Institute.
Erläutert wird all das nicht. Eine Erklärbär-Seite, vielleicht gar ein Video, existiert nicht. Gemeinhin gehört dies zum Standard einer App des Jahres 2013.
Aktualität
Live ist eine Mogelpackung. Der Verlag spricht ja von „drei Ausgaben“. Für Unkundige könnte dies den Anschein erwecken, sie erhielten dreimal täglich ein ganz neues Produkt. Doch das stimmt nicht. „Ausgabe“ bedeutet in der Zeitungssprache „aktualisiert Version“. Wir dürfen davon ausgehen, dass die meisten Leser keine Zeitungssprache beherrschen.
Nur einmal täglich wird Live komplett erneuert – für die Abendausgabe. Danach tut sich nicht mehr so fürchterlich viel. Gestern machten die Artikel, die zwischen Morgen und Mittag hinzugekommen waren, nicht einmal ein Drittel des Volumens aus. Zwischen gestern Nacht und heute morgen waren es magere 13%. Hier die Gesamtauswertung:
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von infogr.am zu laden.
Kurz: Statt drei Ausgaben gibt es netto 1,5. Dies läst sich so schön nachverfolgen, weil die Artikel Zeitstempel haben – eigentlich lobenswert und bei Web-Seiten ja auch normal. Doch welchen Eindruck hinterlässt diese App beim Leser, wenn er die Mittagsausgabe öffnet und einen Artikel vom Vortag, 15.50 Uhr, findet?
Ganz skurril ist die Navigations-Rubrik „Neue Artikel“. Denn sie listet weniger Artikel auf, als tatsächlich neu sind. In der heutigen Mittagsausgabe nennt sie fünf Artikel – ich habe über 25 neue gezählt. Merkwürdig.
Zusätzlich leidet die App unter den Defiziten des Konstruktes Zeitung. So fanden sich gestern in allen drei Ausgaben die Bilanzdaten des russischen Aluminium-Konzerns Rusal. Für die Zeitung war die nächtliche Meldung offensichtlich zu spät gekommen. Deshalb tauchte sie in der Morgenausgabe von Live auf und wurde am Mittag übernommen. Damit die scheinbar wichtige Nachricht auch Druck-Leser erreicht, wurde die gleiche Reuters-Meldung noch einmal umgeschrieben für Print – und gelangte so mit neuem Zeitstempel in die Abendausgabe.
Inhalte
Die Artikel in Live sind so gut oder schlecht wie Artikel im gedruckten „Handelsblatt“. Somit spiegelt sich der neue Weg der Zeitung wider: Mehr Boulevard, weniger Präzision, gern mal steile Thesen die nur durch Auslassung wichtiger Fakten haltbar sind – dafür aber mehr Entertainment als einst. Ob dieser Stil mundet, muss jeder selbst entscheiden.
Auch bei der Nachrichtenauswahl ist die App deckungsgleich mit dem Papierprodukt: Stahl, Schrott und Schrauben regieren, außerhalb einer Cebit-Beilage passiert die digitale Wirtschaft nur am Rand. Der Anteil an Agenturmaterial ist nicht gerade klein und wer sich ein wenig auskennt, sieht hübsche Kuriositäten. So wurde ein Artikel über die offene WDR-Intendanz verfasst vom Silicon-Valley-Korrespondenten. Kurz: Wer das gedruckte Handelsblatt mag, wird mit den Artikeln wenig Probleme haben.
Wie eine Zeitung ist aber auch Live eine Sackgasse für den Leser. Ein Browser, bei den allermeisten Verlags-Apps Standard, existiert nicht. Somit finden wir heute einen Artikel über Apple, der Bezug nimmt auf eine Meldung aus „Fortune“ und einen Analystenbericht der Citibank – beide sind nicht verlinkt. Mit neuem Journalismus hat das ganz genau überhaupt nichts zu tun. Es ist ganz, ganz alter Journalismus.
Multimediale Momente sind rar. Sehr, sehr rar. Ein paar Videos gibt es, mal steht Markus Koch an der Wall Street und erzählt, dann steht Bert Rürup im Studio des Handelsblatts und erzählt. So hilflos wirkt der Renten-Vater, dass man ihn in den Arm nehmen möchte, zerbrechlich und ungelenk wirbeln seine Ärmchen durch die Luft. Ergänzt wird dieses knochige Angebot mit eingekauften 08/15-Filmchen von Reuters. Anscheinend werden sie selten angesehen, denn heute morgen wies neben dem Video von Koch ein Text extra darauf hin, dass ein Anklicken des Feldes, das kleiner ist als eine Briefmarke, eben Bewegtbildinhalte in Gang setze.
Ach ja, Bilderstrecken gibt es auch, sie enthalten nichts, was nicht auch Klickhuren-Webseiten wie Handelsblatt.com zu bieten hätten.
Überraschend ist das Fehlen inhaltlicher Knalleffekte zum Start. Über ein Jahr hatte die Redaktion Zeit, sich vorzubereiten. Gemeinhin wird dies genutzt, um ein paar schöne Exklusivgeschichten im Köcher zu haben. Doch die fehlen. Die ersten Interviews wurden geführt mit Bert Rürup und Christian Lindner – die stehen bei Wikipedia unter „Gibt jedem ein Interview, der sich nicht wehrt“. Fast scheint es, als sei man fünf vor App-Launch erst aufgewacht. Dafür spricht auch die merkwürdige Datenschutzerklärung, die scheinbar einfach von der Homepage übernommen wurde.
Technik
Die App läuft zufriedenstellend stabil. Heute morgen stürzte sie auf meinem iPad 3 ab und ließ sich erst nach De- und Neuinstallation wieder starten. Auch gibt es immer wieder Momente, da Inhalte nicht nachgeladen werden. Solche Hakeleien aber sind bei den meisten Apps, gerade beim Start, nicht ungewöhnlich. Ebenfalls gut läuft Live ohne Datenverbindung: Offline lesen ist kein Problem.
Eine lobenswerte Idee ist das Weitermailen ganzer Artikel aus der App heraus. Sprich: Jedes Stück wird in Gänze gemailt. Hoffentlich weiß das die Rechtsabteilung der Verlagsgruppe Handelsblatt auch. Denn natürlich sind hier Missverständnisse absehbar, wenn ein Abonnent im Kollegenkreis einen Text weiterschickt, irgendwann der Absatz am Boden, der auf die HB-Herkunft hinweist, wegfällt und der Artikel dann irgendwo online landet. Da sollte mehr Nachsicht walten als dies gemeinhin beim Düsseldorfer Verlag der Fall ist.
Im Gegenzug rügenswert: Es gibt keine Social-Media-Anbindungen. Klar, die Verantwortlichen haben Angst vor den Gratis-Hunnen-Horden: Würden die Inhalte online vorrätig gehalten um das Verlinken via Facebook und Twitter zu ermöglichen, würde niemand mehr die Abos kaufen, so die Befürchtung.
Ebenfalls bemerkenswert: Die App befindet sich im Newsstand von iTunes. Dorthin wagen sich nur wenige deutsche Verlage, denn die technische Stabilität wird mit einem Weniger an Abonnentendaten und 30% Beteiligung am Umsatz für Apple bezahlt.
Tja, und dann wären da noch die Individualisierungsfunktionen. Sie sollten eine besondere Bedeutung haben, schließlich behauptet die Live-Redaktionsleiterin Katrin Elger gegenüber Meedia: „Die Informationsflut im Internet kann einen auch überfordern.“ Gut, ich behaupte ja immer: Es fühlen sich nur sehr wenige Menschen vom Internet überfordert – aber sehr viele durch E-Mail. Sei’s drum. Wer sich von Live nicht überfordern möchte, der wird enttäuscht sein.
„Meine News“ heißt der Navigationspunkt mit mehreren Unterfunktionen. Da wäre zunächst eine Suche, bei der nicht ganz klar wird, was genau denn durchsucht wird – und welcher Zeitraum. So findet die Suche nach „Samsung“ nur einen Artikel vom 4. März. Doch können eben auch Schlagworte unter den Artikel markiert werden – und dort taucht ein Stück vom 27. Februar auf. Nach Autoren kann gar nicht gesucht werden, sie lassen sich nur als Favoriten markieren.
Überhaupt: die Schlagworte. Teilweise finden sich unter Kurzmeldungen bis zu 20 von ihnen, dann sind ganze Artikel gar nicht indexiert. Auch sind die Begriffe selbst von gehobener Kryptik. „Berufsfeld Recht und juristische Dienstleistungen“ heißt einer von ihnen. „Pressetitel“ ein weiterer. Oder: „Barclays Bank PLC Frankfurt Branch“. Letzterer taucht unter einem Artikel über die japanische Zentralbank auf. Warum? Es gibt einen Analysten, der mit drei Worten zititert wird. Ob der zum Frankfurter Ableger von Barclays gehört, ist nicht zu sehen. Es scheint, die Generierung dieser Begriffe erfolgt automatisch. Das Problem der Redaktion – also der zeitliche Aufwand für eine brauchbare Verschlagwortung von Hand – wird zum Problem des Lesers gemacht.
Es geht aber noch schlimmer. Offensichtlich löscht die App alles Gespeicherte, entweder beim kompletten Ausschalten, vielleicht auch beim Herunterfahren des iPad. Fakt ist: Meine in den vergangenen Tagen gespeicherten Artikel sind weg. Hier zeigt sich, dass offensichtlich aus der mangelnden Funktionalität der First-App keine Lehren gezogen wurden. Denn auch ihre angebliche Individualisierung war nur eine kurzzeitige.
Wird diese dauerhafte Speichermöglichkeit nicht geschaffen würde Live sogar weniger bieten als ein herkömmliches E-Paper. Denn das kann ich ja speichern und behalten, bekomme ich es als PDF.
Nachtrag: Tja, so ist das mit den fehlenden Erklärungen. Es gibt eine Archiv-Funktion, sie ist ein wenig versteckt. Dort lässt sich auf alle Ausgaben zugreifen. Was weiter fehlt ist das dauerhafte Speichern favorisierter Artikel.
Das Kaufmännische
Das „Handelsblatt“ ruft einen satten Preis auf. 718 Euro kostet die Kombination aus Print und Live, 478 Euro die alleinige Live-Bestellung – das ist eine Menge Holz. Trotzdem dürfte die App Kunden finden – nur wage ich zu bezweifeln, ob es genug werden um daraus ein Geschäftsmodell zu machen.
Es gibt eine substanzielle Zahl von Menschen, die E-Paper gerne lesen. Nur sind es dann eben E-Paper und das beinhaltet meist die Möglichkeit, ein PDF herunterzuladen. Dieses kann ich dann über Dienste wie Dropbox oder Evernote überall verfügbar machen, wo ich es lesen möchte. Innerhalb eines Unternehmens kann ich es nutzen um einen Pressespiegel zu erstellen. Diese Option habe ich mit Live nicht. Zwar erhalte ich auch hier zusätzlich die Zeitung als E-Paper – aber sie verlässt nie die App. Und dauerhaft archivieren kann ich die Ausgaben überhaupt nicht.
Nun wäre es verständlich, würde das „Handelsblatt“ auf mehr E-Paper-Abos drängen. Schließlich bedeutet digitaler Vertrieb bei jedem Abo eine höhere Marge. Also ließe sich der Digital-Abo-Vertrieb – die Defizite der App mal außen vor gelassen – mit einem hochwertigeren Angebot steigern.
Der Haken: Die Düsseldorfer haben sich nicht damit begnügt, eine neue App auf den Markt zu bringen. 15 Mann umfasst das Team, das sich angeblich nur um Live kümmert. Zwei der besten Redakteure des Newsrooms (und der gesamten Redaktion) wurden nach New York umgezogen um die Frühausgabe zu bearbeiten. Dadurch wurde, wie verlagsnahe Kreise berichten, das Büro im Big Apple zu klein – man zog um in ein größeres und deutlich teureres.
Somit sind die laufenden Kosten für die App erheblich. Simpel gerechnet kosten die 15 Leute den Verlag monatlich mindestens 75.000 Euro. Jedes Abo bringt – abzüglich der Tantiemen an Apple – rund 20 Euro. Es müssen also 3.750 Abos verkauft werden, um nur die zusätzlichen Kosten zu decken Klingt nicht nach viel. Doch zum Vergleich: Im vierten Quartal verfügte das „Handelsblatt“ (nach jahrelangem Vertrieb) nur über 1.586 E-Paper-Abos. Und die Kosten sind sehr optimitisch angenommen.
Die 3.750 werden in der von Verlagen gepflegten Vollkostenrechnung auch nicht reichen. Es kommt vielleicht noch die interne Miete hinzu, natürlich die Serverkosten und schließlich gibt es eine angeblich Millionen schwere Werbekampagne. Im Extremfall müsste die App sogar eine interne Abgabe für die übernommenen Artikel leisten, schließlich wird dies ja von Online-Redaktionen immer gefordert. Die Lizenzierungspreise des „Handelsblatts“ sind auf der Homepage einsehbar. Im günstigsten Tarif kostet ein langer Artikel 145 Euro. Intern wäre es natürlich weitaus weniger, ein Abschlag von 70% erscheint da angemessen, womit wir bei rund 43 Euro wären. Gehen wir nochmal ein wenig runter und nehmen, das macht das Rechnen einfacher, 40 Euro. Oder: 2 Monatsabos. Für jeden neuen längeren Artikel.
Natürlich ist die Rechnung nicht ganz fair, es gibt ja Werbeeinnahmen. Die Deutsche Bank ist dick dabei, wahrscheinlich aber nur, weil es ein Kombipaket mit Werbung auf der Startseite von Handelsblatt.com gegeben hat. Auf Dauer aber steht die App vor dem gleichen Dilemma wie das Gedruckte: keine Leser, keine Werbung. Und schon heute bekommen die Leser von Handelsblatt.com nichts mehr mit von der Live-App. Auf der Startseite wird das E-Paper beworben – Live aber nicht. Erst im Abo-Bereich taucht das neue Baby einen Tag nach seiner Geburt auf (danke für den Hinweis an Gerhard Brauckmann).
Nötig wäre ein argumentativ verkaufender Anzeigenaußendienst und ein aktiver Vertrieb der App. Wo der herkommen soll? Spannende Frage. Schließlich hat die Verlagsgruppe Handelsblatt jüngst den Abbau von 80 Stellen angekündigt – ausschließlich in den Bereichen Anzeigen und Vertrieb.
Fazit:
In seinem Kommentar zum Live-Start greift Hans-Jürgen Jakobs mal so richtig in die Harfe:
„Das „Irgendwie“ des Internetstroms verwandelt sie in das „Wie“. Man macht deshalb einen Fehler, Zeitung nur mit dem Papier zu assoziieren. Papier ist gut, weil man tatsächlich keinen Strom zum Lesen braucht und weil sich mit wenigen Blicken viele Botschaften erfassen lassen. Aber die elektronische Welt bietet demgegenüber die Möglichkeit, öfter am Start zu sein, unabhängig von den Zyklen einer Druckmaschine.„
JA, möchte man ausrufen, GENAU SO IST ES!
Und dann fragt man sich: Wovon schreibt der Mann da?
Doch wohl nicht von jener App, die sich einen Zyklus unterwirft, als sei sie von Druckmaschinen abhängig?
Äh… Doch:
„E-Tablets erlauben es heute, eine Zeitung mit ihrem klassischen Raster in allen drei Zeiträumen erscheinen zu lassen: morgens und mittags und abends. Das genau ist das Historische am Start von Handelsblatt Live, das an diesem Montag erstmals erscheint.“
Also, jetzt nochmal: Es ist das Historische, dass hier eine App sich so benimmt, als hätte sie besonders viele Druckmaschinen? Während in diesem Interwebsdings Nachrichten und Analysen jederzeit aktuell präsentiert werden können?
Die Digitalisierung sei nicht das Problem, glaubt Jakobs, sondern das Verschenken. Und dann schreibt er diesen grausamen Unsinn: „Mit ihrer Verschenkmentalität haben Verlage weltweit Google groß werden lassen.“ Genauso wahr wäre es, dass der deutsche Straßenbau die Verlage hat groß werden lassen.
Nun ist die Digitalisierung ja wirklich nicht das Problem der Verlage – sondern ihre Arroganz. Die Arroganz, die auch aus Jakobs‘ Zeilen trieft wenn er potenzielle Leser für dumm erklärt: „So haben heute selbst vermögende, zahlungsbereite Jungakademiker das Gefühl, sie würden mit redaktionellem Stoff im Internet bestens versorgt. Und das, ohne einen Cent zu zahlen.“
Ja, die glauben das – aber wir wissen es besser! Snobismus ist gemeinhin kein sooo guter Wesenszug für einen Dienstleister.
„Journalismus für eine neue Generation“ soll Handelsblatt Live darstellen. Und dann präsentiert der Verlag ein Digital-Produkt, das sich voll und ganz nach dem Print-Objekt richten muss? Bei dem Artikel genauso lang oder kurz wie im Gedruckten (zumindest bei meinem kurzen Test) sind? Bei dem die Zahl der Print-Anzeigen, die Ressorts, die Zahl der Meldungen insgesamt und schließlich das Layout im Gedruckten bestimmen, was im Digitalen, jenem Vertriebswege ohne physische Restriktionen, passiert?
Hier will eine Zeitung Zeitung machen, so wie sie es seit Jahrzehnten tut. Zwar tun die HB-Spitzen so, als wollten sie sich ändern, als hätten sie begriffen, dass sich etwas ändern muss. Tatsächlich aber ändert sich nix, Live ist für Handelsblatt wie Twix. Ich fürchte: Das wird nicht reichen. Dies ist nicht der „Aufbruch in eine neue Medienwelt“ sondern der verzweifelte Versuch in der alten zu verharren.
Wer ein hohes Interesse an Nachrichten und tiefer, fachlicher Analyse hat, wird sich von Live nicht gut informiert fühlen. Er weiß, dass Web-Seiten aktueller sind, multimedialer und tiefgründiger sein können. Er filtert seinen News-Strom um sich nicht zu überfordern. Somit ist Live für medienkompetente Nutzer in allen Punkten unterlegen gegenüber dem Browser – ob sie dafür fast 500 Euro im Jahr zahlen?
So bleibt der App tatsächlich eine neue Leser-Generation: die Generation der technisch Abgehängten. Davon gibt es durchaus einige, auch in den Entscheideretagen. Nur sind sie älter und somit nicht unbedingt ein wachsender Markt. Diese Generation wird sich vielleicht wirklich an Live erfreuen – bis ihr das passiert, was mir heute morgen wiederfuhr: ein Absturz. Was dann? Das „Handelsblatt“ bietet keine Kontaktmöglichkeit für technische Probleme. Es wird das große Fluchen einsetzen.
Nun gut. Aber vor dem Technik-Problem steht ja ohnehin eine wichtigere Frage: Besitzt diese Generation überhaupt ein iPad?
Jakobs beendet seinen merkwürdigen Text mit den Worten:
„Zeitungen sind keine Sklaven einer Suchmaschine, sie haben ihre eigene „Community“. Sie haben ihr eigenes Publikum, mit genauen Vorstellungen und Erwartungen. Genau das ist die Chance von Medienunternehmen.“
Dumm nur, dass diese Community rapide kleiner wird. So, wie es Bill Gates vorhergesagt hat.
Nachtrag vom 5.3.: Anscheinend gibt es unter den Nutzern eine spürbare Unzufriedenheit. Am Ende (!) der Abendausgabe taucht plötzlich eine Erklärseite auf. Diese enthält auch eine Kontaktmöglichkeit zum Callcenter. Nur: Warum auf der letzten Seite?
Kommentare
Tim 5. März 2013 um 19:25
Ende Juni ist das Ding weg vom Fenster.
Julius 6. März 2013 um 8:42
Thomas, das hätte man ausführlicher nicht besprechen können! Was mir noch fehlt: Realtime oder mindestens aktualisierbare Kurse in jeglicher Form. Denn wenn der Entscheider eines will, dann die Info, wie sein Unternehmen oder das der Konkurrenz gerade notiert.
Thomas Knüwer 6. März 2013 um 10:53
Danke. Die Kurse habe ich vergessen – es gibt aktuelle Aktienkurse.
“Printabonnenten können für einen Aufpreis von nur 9,99 Euro pro Monat auch die Handelsblatt Live App nutzen.”* – iPhoneBlog.de 6. März 2013 um 9:37
[…] via Indiskretion Ehrensache […]
Ralph Lindner 6. März 2013 um 10:35
Es ist immer wieder zu beobachten, dass die großen und mächtigen Dinosaurier nicht in der Lage sind sich an geänderte Bedingungen anzupassen. Sie gehen eher unter, als dass sie die immer enger werdenden alten Lebensräume verlassen um die neuen Nischen zu besetzen, denn diese sind doch so eng und unbequem. Wie immer wird aber eine andere Spezies diese Nischen besetzen und es bleibt zu hoffen, dass dies nicht die Marionetten von Goldmann Sachs und NSA sein werden, sondern andere die Chance nutzen innerhalb der nächsten 20 Jahre das globale neue Medienhaus aufzubauen. Gute Journalisten werden Arbeitgeber zu schätzen wissen, die nicht ihr Blatt sondern die journalistische Arbeit in den Mittelpunkt stellen.
Handelsblatt Live: Journalismus für eine abgehängte Generation | HADIAG 6. März 2013 um 10:37
[…] Handelsblatt Live: Journalismus für eine abgehängte Generation. […]
Peer 6. März 2013 um 10:41
Kurze Frage: woher stammt die Statistik zur Entwicklung der Auflagen der Tageszeitungen? Bei der IVW sieht das etwas anders aus: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/72084/umfrage/verkaufte-auflage-von-tageszeitungen-in-deutschland/
Thomas Knüwer 6. März 2013 um 10:50
Die Statistik stammt von der IVW-Homepage, allerdings werden dort ja nur 10 Jahre angezeigt. Ich habe die Grafik 2010 gemacht – und im Artikel die Quelle vergessen. Sorry dafür!
thSo 6. März 2013 um 11:04
Inhaltlich ein – wie immer – ein toller Artikel, den ich gerne gelesen habe. Auf der formalen/gestalterischen Seite seien zwei Hinweise gestattet (vor allem, da im Artikel ja auch der Umgang mit Infografiken bei Live kritisiert wird):
1. Die Grafik „Entwickung Tageszeitungen“ suggeriert dem schnellen Leser, dass Tageszeitungen mittlerweile in der totalen Bedeutungslosigkeit versunken sein müssten. Optisch ist der Rückgang mehr als dramatisch – ausgelöst jedoch durch eine Nullpunktunterdrückung der Skala. Real beträgt der Rückgang „nur“ ~25% Prozent (von 28,4 Millionen auf 22,4).
2. Die Tortengrafik zu „Handelsblatt Live“ ist zwar bunt und flashy, vielleicht sogar mit minimalen Aufwand über infogr.am erzeugt – aber was zum Teufel sollen uns dieses bunte Bildchen eigentlich sagen? Wo sonst in Artikeln dieses Blogs mit wenigen Worten mächtige Bilder entstehen, sieht man hier nur digitalen Weichzeichner. So was kann aus meiner Sicht besser wegbleiben (oder sollte durch ein aussagekräftiges Diagramm, z. B. in Balkenform ersetzt werden).
Merke: Zu guten Texten gehören auch gute Grafiken und Diagramme.
Ansonsten gilt natürlich: Inhaltlich bitte so weiter machen … 😉
Nur meine fünf Cent,
Th.
Snoopy 6. März 2013 um 11:41
Interessanter Artikel, Hab ich mir gleich gespeichert.
Allerdings wundere ich mich immer über die iPhone-Fixiertheit auch bei Ihnen Herr Knüwer. Sie haben wahrscheinlich selbst eins und Sie lieben es.
Genau das habe ich in meinem beruflichen Kontext beobachtet. Projektleiter und Entscheider patschen am liebsten auf Ihrem Lieblingsgadget herum (das teuerste ist gerade gut genug., Wer ein Android hat, ist aussätzig) und laufen dann zu den Entwicklern: „Auf meinem iPhone sieht das so und so aus und ich hätte das gerne anders, Kannst Du mal bis morgen früh um 9:00 Uhr? Da würde ich meine Idee gern präsentieren“.
Was ist eigentlich mit Android, Lumia-Windowls (soll ja immer beliebter werden), demnächst Firefox- und Ubuntu-Betriebssysteme für Mobile Endgeräte? Nicht die Zielgruppe für’s Handelsblatt? Nein?
Jedes Endgerät braucht ein eigenes Programmierteam mit eigenem Projektleiter, weil jedes Endgerät eine andere Programmiersprache benötigt. Das ist/wird teuer!
Es gibt Unternehmen, die wenigstens versuchen auf iPhone und iOS die gleiche App zu realisieren. Wenn man dann allerdings das Ding am Ende bei iTunes für 99 Cent vertickert und Apple davon dann noch 33 Cent Provision kassiert, da kommt kaum noch ein Unternehmen auf seine Kosten. Man hat ja die 2-5-fachen Personalkosten gegenüber früher bei gleicher Funktionalität. Höchstens der Schüler, der mit einer cleveren Idee, die mit wenig Aufwand realisierbar ist, auf Anhieb abräumt, weil er unter die ersten 20 der Charts landet, wird schnell zum Millionär. Solche Success-Stories motivieren dann Tausende (auch Unternehmen), die dann aufgrund ihrer Kostenstruktur scheitern müssen.
Native Apps sind ein Irrweg und keiner sollte darauf langfristig setzen. Die Bezahl-Modelle, mit denen die Verlage es versuchen sind in 10 Jahren wieder weg vom Fenster.
Vielleicht sind ja Web-Apps der Ausweg. Aber Bezahl-Modelle passen natürlich viel besser zu nativen Apps.
Thomas Knüwer 6. März 2013 um 15:50
Äh – also… Das hier ist eine iPad-App. Also eine Tablet. Und es geht hier auch nur um Tablet-Apps. Ich halte es für richtig, zwischen Apps für Tablet und Handy zu unterscheiden.
Das „Handelsblatt“ hat sich dagegen entschieden, direkt eine Android-App herauszubringen – und ich halte das für richtig. Denn im Tablet-Markt ist selbst Android noch nicht groß genug für ein Geschäftsmodell – erst recht aber nicht in Unternehmen. Außerdem zeigen Studien ganz klar, dass Android-Nutzer erheblich weniger zahlungsbereit sind als iOS-Nutzer.
Noch dazu müssen Android-Apps immer nochmal angepasst werden, weil verschiedene Hersteller verschieden mit Betriebssystem-Updates umgehen und außerdem verschiedene Screen-Größen und -Auflösungen haben. Android ist derzeit in der Programmierung teurer, die Erlösmöglichkeiten aber ungleich kleiner.
Mike 6. März 2013 um 11:47
Ein Nebenaspekt, der mich am Handelsblatt immer wieder ärgert, und der auch in der obigen Beispiel-Infografik zutage tritt, sind die schicken 3D-Kugeln zur Veranschaulichung von Größenverhältnissen, oben zu sehen am Beispiel „Stahlkartelle“. Je nach Tagesform des Redakteurs wird entweder der Durchmesser (Methode 1) oder die Fläche des Kreises (Methode 2) proportional zu der veranschaulichten Größe gewählt. Oben scheint es die Fläche zu sein, aber oft genug ist es auch der Durchmesser (etwa bei der Darstellung des Umsatzes der großen Internetkonzerne oder der beiden umsatzstärksten Fußballmannschaften in der Bundesliga vor einigen Wochen).
Beide Versionen sind irreführend und führen zu einer Übertreibung von tatsächlich vorhandenen unterschieden. Ist eine Zahl doppelt so groß wie eine Vergleichsgröße, dann ist das Volumen bzw. das Gewicht der dargestellten Kugel nicht doppelt, sondern achtmal so groß. Bei Methode 2 ist das Volumen dann immerhin noch viermal so groß. Das ist schlicht unseriös, hat aber beim Handelsblatt offensichtlich Methode.
Christian 6. März 2013 um 14:44
Echt ausführlich, guter Beitrag! Die Frage ist halt: Was kann man von einer App erwarten, die tagesaktuell ein journalistisches Gesamtpaket liefern soll? Eine täglich aktualisierte App, die etwa die Standards der „Spiegel“-App erfüllt, kann wohl kein Verlagshaus liefern – wahrscheinlich nicht mal Springer. 🙁
A.Bundy 6. März 2013 um 22:19
Hervorragender Artikel, vielen Dank dafür.
Trotzdem ist eine kleine Korrektur angebracht.
„Dafür spricht auch die merkwürdige Datenschutzerklärung, die scheinbar einfach von der Homepage übernommen wurde.“
Hier muß „scheinbar“ durch „anscheinend“ ersetzt werden, damit dieser Satz Sinn ergibt.
Links anne Ruhr (07.03.2013) » Pottblog 7. März 2013 um 6:24
[…] Handelsblatt Live: Journalismus für eine abgehängte Generation (Indiskretion Ehrensache) – […]
Snoopy 7. März 2013 um 10:45
@T.K.
Sorry, ich meinte natürlich iPad, nicht iPhone. Ein freudscher Verschreiber von mir. Habituell ist das für mich die gleiche Zielgruppe 🙂
Daniel 7. März 2013 um 18:30
Herr Vor ragender Artikel.
Und wenn das Projekt dann eingestellt wird, wird es heißen, dass das mal wieder ein Beweis dafür ist, dass man ja alles gegeben habe, aber der Kunde halt nicht bereit ist, für „Qualität“ zu zahlen.
itbeobachter 8. März 2013 um 11:18
Auch ich finde den Artikel toll und äußerst informativ. Hab mich jedoch dagegen entschieden ihn irgendwie zu speichern wie Snoopy, sondern direkt zu drucken. Passt dann ja auch zum Thema :))
Ich versteh ja Thomas, dass Du Dich immer über dieses Denken aufregst, so etwas wie Live sei ganz alter Journalismus – da bleibt man aber bei dem was man kennt und von dem man weiß wie es geht. Ansonsten REVOLUTION oh Gott noch nein… Die Beteiligten vom Gegenteil zu überzeugen, das hat was von Sisyphus!
Auch in Bezug auf Google: Verschenkmentalität = Größe Googles, das ist mittlerweile ins Glaubensbekenntnis der Verlage übergegangen! Aber ich glaube ernsthaft, dass kriegt man aus den Köpfen dieser Leute nicht mehr raus. Und was denn die Folge ist, ist eben auch selbstverschuldet… So ist das halt, wenn man dauerhaft am Markt vorbei agiert und den Wandel einer Branche nicht mitbekommt oder wahr haben will.
Peer, Gauck, Verlage, Stiftung, Handelsblatt | Post von Horn 9. März 2013 um 0:56
[…] vorzutäuschen, gleichzeitig aber die Produktionsmechanik einer Tageszeitung beizubehalten. Aus: Indiskretion Ehrensache SCHLUSSPUNKT – Der Wirtschaftstext des Tages Wenn die Konkurrenz die Lohnkosten bestimmt […]
Tim Lochmüller 12. März 2013 um 10:48
Danke für die ausführliche und kompetente Analyse, Herr Knüwer. Und doch: Auch wenn wir natürlich wissen, dass Sie … äh – also… die iPad-App besprechen, musste ich doch bei dem Kommentar von Snoopy schmunzeln. Und auch bei Ihrer Replik. Denn so eloquent und fundiert Sie in Ihrem Beitrag schreiben, so stanzen- und reflexhaft reagieren Sie, wenn es um Android geht. Ihre emotionale Verbundenheit zu Apple bleibt leider Ihre journalistische Achilles-Ferse. Ihr Blog zu lesen ist daher ein wenig so, als wenn mir ein katholischer Priester als Korrespondent vom Vatikan berichtet: sicherlich gut informiert, aber auch ein bisschen verblendet und stets überzeugt, der eigene Glaube beruhe auf unumstößlichen Fakten.
Thomas Knüwer 12. März 2013 um 14:49
Dem verwehre ich mich. Diese Meinung beruht schlicht auf den Aussagen von Mobile-Programmieren. Was die Zahlungsbereitschaft betrifft, fundieren die Aussagen u.a. auf den Daten von Xyologic. Ich würde mich aber freuen, gegenteilige Infos zu erhalten.
ADHS und Paid Content bei der 4. Juni 2013 um 10:46
[…] So sollten wir uns vielleicht einmal an die Paid Content-Modelle anderer Verlage erinnern. Zum Beispiel an Handelsblatt First. Die von Anfang an technisch rückständige iPad-App sollte nach einer Einführungsphase 11,99 Euro im Monat kosten. Eine eigene Redaktion sollte exklusive Inhalte produzieren, die es zuerst auf der App gab. Schon nach kurzer Zeit ruderte der Verlag zurück: Werbung verlängerte die Gratis-Phase – bis in die Unendlichkeit. Die Zahl der Nutzer war nie groß genug, die Technik hakte beständig, die Exklusivmeldungen waren eher so minderexklusiv. In der gleichen Woche, in der Springer seine Pläne vorstellte, stellte das “Handelsblatt” seine von iPad-App “First” komplett ab. Nun soll es der Nachfolger “Handelsblatt First” richten, dessen Xyologic-Registerkarte kein schlechtes, aber auch kein glanzvolles Bild abgibt (Meine Meinung zum Konzept von Handelsblatt Live können Sie hier lesen). […]
Zeitungskrise: Breaking 6. August 2013 um 17:34
[…] Gates habe mal gesagt, bereits 2000 werde es keine gedruckten Zeitungen mehr geben”. Nur: Das stimmt nicht. Auf meine Nachfrage per Mail antwortete Schnibben, er habe das Zitat mehrfach gehört, Print-Leute […]