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Freiheit manifestiert sich in der Möglichkeit, sie nicht nutzen zu müssen. Die Redefreiheit, zum Beispiel. Nur weil sie da ist, muss nicht jeder zu allem seinen Senf dazu geben. Er muss aber die Möglichkeit dazu haben.

Prinzipiell genaus ist es mit der Diskussion um Datenschutz und Privatsphäre. Jeder muss die Möglichkeit haben, seine Daten und seine Privatsphäre zu schützen. Niemand aber darf dazu gezwungen werden. Wenn jemand seine Daten öffentlich machen möchte (was in Deutschland gern verschwiegene positive Folgen haben kann), dann muss er das tun können.

Dies Haltung teilen viele in der Welt des Web. Genau davon handelte der Vortrag von Jeff Jarvis auf der Re-Publica (den nach meiner Meinung einige bewusst falsch verstehen wollten).

Und genau das ist der Grund, warum ich Teile der Diskussion um Apples Ipad nicht nachvollziehen kann.

Denn sowohl Jeff wie auch Miriam Meckel kritisierten auf der Re-Publica das Ipad. Es sei ein Rückschritt. Weil es zum reinen Konsumieren des Internet diene. Es fast unmöglich sei, lange Texte zu schreiben. Man liege da auf dem Sofa und lese und schaue Videos und spiele – und das war’s. Tschüss, Web 2.0, tschüss neue Demokratie.

Ich finde diese Haltung problematisch. Sie macht sie den Nutzer zum dummen Melkvieh von Steve Jobs. Er gibt den Takt vor – und alle Welt tanzt danach. Er sagt: „Is nix mehr mit Medien produzieren“ – und alle machen mit.

Was für ein Unsinn.

Der größte Teil der Menschen beschränkt sich auch ohne Ipad darauf, nur Kommunikationsbruchstücke zu veröffentlichen. Das sind Kommentärchen auf Facebook, ein paar Fotos, Videos haben schon etwas avangardistisches. Das ist nicht zu kritisieren. Wenn jemand keine Lust hat, diese aufregenden Möglichkeiten zu nutzen, so gehört es zu seiner Freiheit dies zu tun. Diese Bruchstücke lassen sich auch wunderbar mit dem Ipad erzeugen.

Vergessen wir dabei nicht: Als die ganze Sache mit den Apps begann, setzte Apple vor allem auf Web-Apps, also jene Variante, die nur ein verlängerter Arm der Internet-Seite war. Erst der Erfolg der genuinen Apps ließ Jobs umschwenken. Sprich: Die Nutzer finden diese Idee der Progrämmchen anscheinend recht reizvoll.

Und wenn doch jemand mehr will? Dann wird er einen Weg finden. Denn das Ipad hat ja einen Browser. Es gibt eine WordPress-App für das Iphone. Videos und Fotos können schon heute auf dem Iphone bearbeitet werden. Die geschätzte Frau Franzi schrieb ihre Erlebnisse aus Südafrika auf dem Iphone.

Die Klagen über die angebliche Abgeschottetheit des Ipad wirken für mich höchst befremdlich. Noch dazu, da es für einige Zeit ein Nischenprodukt bleiben wird. Tatsächlich aber ahne ich schon, was es bei der Re-Publica 2011 zu besichtigen geben wird: Blogger, die ihre Einträge über das Ipad schreiben.

Nachtrag: Hans hat in den Kommentaren auf dieses wundervolle Video hingewiesen, dass ich dringendst empfehlen möchte…


Kommentare


Katti 26. April 2010 um 11:22

Mein Problem mit all der Häme zum Thema „Konsum“: 1. kann man das iPad mit einem normalen Keyboard koppeln. Damit hat man quasi einen Netbook-Ersatz vor sich. 2. müssten bei Jarvis und Meckel dann auch iPhone, diverse andere Smartphones, aber auch sonstige internetfähige Mobilgeräte zur Sprache kommen, denn mit denen ist man ja auch nur „reiner Konsument“. Ich habe eher sogar das Gefühl, dass seit Smartphone und Co. noch viel mehr Inhalte produziert werden – einfach weil man es kann und sich nicht zwangsläufig vor einen Rechner setzen muss, um diese online zu stellen.

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Mario 26. April 2010 um 11:28

Das Argument „da ist ja ein Browser drauf“ ist für mich genau so dünn wie „man kann das Ding ja jailbreaken“. Es ist und bleibt eine verdongelte Kiste, auf der nur Programme laufen, die ins Geschäftsmodell oder ins moralische Weltbild eines börsennotierten Konzerns bzw. dessen Chefetage passen. Browser hin oder her.

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Mart 26. April 2010 um 11:30

Sehe ich ähnlich.

Abgesehen davon gibt es noch eine weitere Nutzergruppe: Leute, die den Mac beruflich für Grafik nutzen und das ipad als vergleichsweise billige Spaßkiste zum besagten Surfen und Filme kucken haben wollen. Selbst ein MacBook Pro bietet nicht annähernd genug um z.B. in Photoshop dauerhaft ergonomisch arbeiten zu können. Wenn ich vollwertige Laptops aber eh nicht zum Arbeiten nutze, kann ich auch gleich auf eine einfachere Variante umsatteln. Deswegen bin ich im Netz nicht mehr oder weniger schöpferisch unterwegs, denn dafür habe ich ja den „großen“ Rechner.

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Ulrich Voß 26. April 2010 um 11:35

Ich kann nur voll zustimmen. Für fast alle Kommentatoren scheint das iPad/iPhone gleich Apps zu sein. Dabei ist auf beiden Geräten der (immer noch) beste mobile Browser drauf. Mit dem kann ich fast alles benutzen, was mir das Web so bietet (außer Flash). Und das ist jede Menge!

Warum stürzen sich alle nur auf die Apps? Weil da ein Bezahlsystem eingebaut ist. Am Ende ist das der einzige große Unterschied. Apps und/oder Inhalt kann man berechnen, HTML Content nicht. Nur deshalb stürzen sich die Verlage auf die Apps. Weil sie 10 Jahre nach dem Durchbruch des Internets zum Massenmedium noch immer kein Bezahlsystem für das Internet (= der Browser) geschaffen haben.

Die Blogger sind aber auch nicht besser. IMHO sehr sinnvolle Systeme wie Kachingle (5 Dollar im Monat, die dann nach Anzahl der Besuche auf meine favorisierten Blogs verteilt werden; eine Art GEZ zum Mitmachen) nutzt niemand.

Aber ich weiche vom Thema ab. Ich stimme zu: Für die Nutzerschicht Consumer bis Contentproduzent light reicht das iPad allemal aus. Für die restlichen paar Promille kann das iPad den Computer nicht ersetzen. Allerdings ist ein Großteil dieser Nutzer so internetabhängig, dass die sich trotzdem ein iPad als Zweitgerät kaufen werden 😉

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Ulrich Voß 26. April 2010 um 11:37

@Mart:

Ein Macbook Pro + externem Monitor ist doch photoshoptauglich …

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Julius 26. April 2010 um 11:52

nö. man muß überhaupt nichts. man muß nicht an den datenkrakenden gated communities im netz teilnehmen. man muß auch kein betriebssystem von microsoft benutzen. man muß sich auch nicht den ideen von apple unterwerfen.
und dann werden termine plötzlich über facebook besprochen, seminare in studiVZ geplant, jobs via XING vergeben, den client für das tolle firmennetzwerk-$foo gibt es nur noch für vista und um artikel $xy zu lesen braucht man plötzlich die app $z.

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Marc C. Schmidt 26. April 2010 um 12:00

Ich kann Thomas Knüwer nur zustimmen: Seit einer guten Woche benutze ich das iPad jetzt und kann mit den kritisierten Einschränkungen sehr gut leben. Abgesehen von Flash-Webseiten bzw. Flash-Elementen ist das Surfen mit dem iPad ein Erlebnis. Vielleicht sollte sich jeder selbst eine Meinung bilden, nachdem er es mal in der Hand hatte …

Auch sehe ich das „Nur-Konsumier-Gerät“ überhaupt nicht als Nachteil, vielmehr glaube ich, dass mit einem solchen Gerät – das nicht zwingend von Apple kommen muss – weitere Nutzergruppen erschlossen werden können, die bisher an komplizierter Bedienung, Virenanfälligkeit oder schlicht am Dateisystem eines Rechners gescheitert sind. Für alle anderen gibt es doch Netbooks, Notebooks oder Desktop-Rechner.

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Giesbert Damaschke 26. April 2010 um 12:25

Ich habe nie verstanden,wie jemand auf die Idee kommen könnte, das iPad sei eine reine Konsum-Maschine. Schon mit dem iPhone werden die tollsten, sehr kreativen Dinge gemacht – geblogt, gemailt, geschrieben, musiziert, gemalt. David Hockney ist von seinem iPhone begeistert. Inzwischen hatte auch der New Yorker bereits zweimal ein Cover, das auf dem iPhone entstanden ist. Wo also ist das Problem?

Da möchte ich doch nachdrücklich die Lektüre den Computerworld-Artikel „Why the iPad is a creativity machine“ von Mike Elgan empfehlen. Ein paar Kernzitate:

——–
The truth is that, yes, the iPad is closed. Yes, its popularity places enormous power and money into the hands of Apple. But yes, it’s also a fantastic device for the creation of content.

iPad is the content creativity device for people who hate computers. It brings opportunities to people previously locked out.

The notion that iPad can’t be used for content creation is patently, provably, laughably false. Those repeating this absurd notion owe their readers, listeners and followers an apology, followed by a correction. It doesn’t matter if you want the iPad to exclusively serve content, the fact is that people are creating content on it every day. And the avalanche of creativity apps hasn’t even started yet.

Yes, the iPad is closed. It’s OK to hate the iPad, and prefer other devices. But don’t say it can’t be used for the creation of content. It’s just not true.

http://news.idg.no/cw/art.cfm?id=17635948-1A64-6A71-CEA9B1A63F46B7A8
—————–

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Christian 26. April 2010 um 12:53

Merkwürdig bei der ganzen Diskussion ist doch, daß digitaler Medienkonsum plötzlich zu einer schlechten Sache wird. Bei Büchern oder Zeitungen hat sich noch keiner aufgeregt das die meisten diese nur lesen und nicht selber schreiben. Geschieht die Nutzung von Medien nicht mehr analog sondern digital ist sie plötzlich nur noch Zeitverschwendung (Argumentation von Internetkritikern) oder nur nur eine minderwertige Tätigkeit (Jarvis etc.)

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Kassandra 26. April 2010 um 13:20

Was mich wirklich stört: Man kann das iPad nicht ohne einen PC (oder mac) benutzen. Man muss es via PC/Mac aktivieren und seine Bilder und Musik kann man nur via itunes übertragen. Wäre das anders, würde ich es meiner Schwiegemama zum Geburtstag schenken. So wird es wohl ein Netbook zum surfen, für google-maps und zum Bilder anschauen. Vielleicht noch paar Texte schreiben und ausdrucken, paar mails schicken. Das iPad hätte ihr gefallen, aber halt ohne Nabelschnur.

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Armin 26. April 2010 um 15:27

Irgendwie verstehe ich das Problem nicht.

Die ganzen Hardcore Apple Fanboys erzaehlen doch auch immer unter „Windoof“ (muhahahahahahaha!!!11one) wuerde man mit Viren nur so zugeschuettet und muesste taeglich welche entfernen. Kreativ koenne man auch nur auf einem Mac sein, ein PC eigne sich nur zum arbeiten, aber nicht zu kreativ sein, das gehe nur auf einem Mac. Mal davon abgesehen dass man auf einem PC sowieso die Haelfte seiner Zeit damit zubringt ihn neu aufzusetzen, wenn man ihn nicht gerade nach einem Crash wieder hochfaehrt.

Jetzt erfahren sie’s mal andersherum, beschweren sie sich auch wieder.

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Hans 26. April 2010 um 15:37

John Gruber postet in letzter Zeit Links zu kreativen Anwendendungen auf dem iPad immer mit dem Vermerk – nicht nachmachen – das Gerät ist nur zum Konsum gedacht.

Schön, dass es auch Leute gibt, die das nicht so streng sehen.

@Kassandra
meine Schwiegermutter wünscht sich tatsächlich ein iPad zum Geburtstag. Ihr iMac ist jetzt schon zehn Jahre alt. bekommt möglicherweise mein iPad zum Geburtstag geschenkt.

Ein paar Dinge fallen mir ein, für die braucht es einen Computer und vielleicht die gelegentliche Unterstützung durch einen Freund oder Verwandten, der einen Computer besitzt.
Aber das ist kein Vergleich zum Computer-Support.

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hans 26. April 2010 um 16:54

Granny mag’s http://www.youtube.com/watch?v=ndkIP7ec3O8&feature=player_embedded

Dieses Wort ‚Konsum‘ sollte in D-Land auf den Index. Wie ekelhaft.

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Dirk Beckmann 27. April 2010 um 7:44

Apple ist in den Augen vieler ein Verräter, weil sie auf einmal erfolgreich sind. Steve Jobs – gerade erst im Spiegel als Diktator beschrieben – macht einigen Angst und daher werden seine Produkte kritisiert. Ich finde den Beitrag hier deshalb richtig, weil er noch einmal darauf hinweist, dass ein iPad eben mit eingebautem Browser daher kommt. Also alles ermöglicht, was man so im Netz machen will. Keine Kontrolle und Zensur.
Außerdem ist das Web 2.0 ein Nischentrend geblieben, wenn man die Meßlatte Kreativität und Mitmachen so hoch hängt wie Herr Jarvis. Die meisten klicken „gefällt mir“. Das geht auch mit dem iPad.

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Ich stimme Jarvis zu, aber… « Kultur und Politik 29. April 2010 um 12:41

[…] Im von mir sehr geschätzten Blogs Indiskretion Ehrensache von Thomas Knüwer bin ich auf den Vortrag von Jeff Jarvis auf der diesjährigen re:publica gestoßen. Es ist beeinruckend zu sehen, mit wie viel Energie […]

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Torsten Lauer 29. April 2010 um 13:11

Ich teile die Sorge von Jeff Jarvis, dass das Web stärker ein Konsum-Web wird. Was meiner Meinung nach in den Debatten immer zu kurz kommt, ist der Punkt, dass die Situation im Netz oligarchische Strukturen befördert. Apple, Google, Facebook und wen auch immer man noch dazu zählen mag… Es sind jedenfalls einige große Unternehmen, die die Entwicklung des Netzes wesentlich mitbestimmen. …und in dieser Hinsicht teile ich Jarvis Optimismus in die Fähigkeit zur Selbstregulierung des freien Marktes nicht.
Ich blogge erst seit zwei Monaten, bin also blutiger Anfänger. Dennoch hat mich Jarvis energiegeladener Vortrag auf der re:publica dazu inspiriert, die Möglichkeiten des Webs weiter zu erkunden.

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