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In der Nacht zum Montag saß ich mit einem Indianapolis-Colts-Trikot vor dem Fernseher – Super-Bowl-Time. Gutes Spiel, leider das falsche Ergebnis. Dank ESPN America umging ich auch die Jahr für Jahr dilletantische ARD-Übertragung, gleichzeitig gab es endlich eine richtig gute Bildqualität. Eines aber gibt es in Germany noch immer nicht: die Werbespots. Um die zu verfolgen waren die illegalen Streams im Netz nötig.

Denn für jene, die es nicht wissen: Super-Bowl-Werbespots sind der teuerste Werbeplatz der Welt. Weshalb es eben ein gerütteltes Maß an Kreativität zu bestaunen gibt (Die Spots gibt es zum Nachgucken auf Youtube).

Ein Spot war bemerkenswert langweilig. Er lief im dritten Viertel und wäre nicht weiter erwähnenswert, stammte er nicht von – Google.

So mancher wird da „NEW ECONOMY“ brüllen. In den Jahren 1998 bis 2001 lief massenhaft Dotcom-Werbung in den zahlreichen Pausen. Sind wir also schon wieder soweit? Geld verbrennen per Football-Begleitung?

Google ist kein Unternehmen, das für Geldverschwendung bekant ist. Und Ego-Massage ist auch nicht wirklich nötig. Nein, für mich ist der Spot ein deutliches Signal, dass Google ein Problem in seinem Stammgeschäft hat. Das Problem heißt: Bing. Offensichtlich knabbert die Microsoft-Suchmaschine spürbar am Marktanteil des großen G.

Das bestätigen die jüngsten Markzahlen, die der Silicon Alley Insider auflistet:

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von www.businessinsider.com zu laden.

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Und das ist wohl das Schlimmste, was Google passieren kann. Denn auch wenn das Unternehmen so mächtig erscheint: Faktisch gibt es jede Menge Felder, in denen die Erfolge ausbleiben. Um weiterhin so innovativ und aktiv zu bleiben braucht Google einen steten Einnahmefluss – und den liefert eben das Geschäft mit Suchmaschinenwerbung. Angesichts der Größe ist dabei ein Zehntelprozentpunkt Marktanteilsverlust handfestes Geld, das in die Tasche von Konkurrenten fließt.

Der Super-Bowl-Spot könnte also keine Nettigkeit sein, kein Geldverbrennen und keine Ego-Massage – sondern ein kleines Zeichen, dass nicht alles gülden scheint in Mountainview.


Kommentare


Thomas Koch 10. Februar 2010 um 10:36

Es ist schon erstaunlich: Nachdem das Wort „googeln“ in unseren Sprachschatz übergegangen ist, muss jetzt Google plötzlich klassische TV-Werbung betreiben, um uns daran zu erinnern, dass man bei Google googeln kann. Zumindest, wenn man der Liebe wegen nach France auswandern will. Aber wer will schon nach Frankreich…?

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Björn 10. Februar 2010 um 10:42

Okay, zugegeben, der Spot war ziemlich lahm. Aber soweit ich weiss, wollte Google eigentlich auch eine andere Version senden:

http://www.youtube.com/watch?v=qcZ-arbR0EE

😉

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erz 10. Februar 2010 um 11:08

Der Spot war genial, weil er Google als Marke neu positioniert – gerade weg vom tumben Werkzeug ohne Gefühl, das „googelt“. Google emanzipiert sich gerade vom dotcom-Gedöns, wenn es auf emotionale Bindung setzt. Das ist in meinen Augen der Hauptgrund dieses Spots, nicht, die Leute daran zu erinnern, dass man mit Google auch Suchanfragen starten kann (sic).

In dem Spot ging es nicht darum, zu zeigen, dass Google eine Suchmaschine ist. In dem Spot ging es darum zu zeigen, dass die Marke Google einen menschlichen Touch bekommt. Neben der rührenden Geschichte, die mit einfachsten Mitteln erzählt wird (und Kudos an das Konzeptteam – die Suchanfragen funktionieren tatsächlich genau wie im Video), ist ein Detail wirklich genial: „Google gets that the average American does not know how to spell louvre.“ So einfach ist die Message – Google gets you.

Dem Spot Langeweile zu unterstellen, das kann ich wiederum nicht verstehen. Die Reaktionen der amerikanischen Techblogs und der Kommentare dort fallen auch deutlich positiver aus.

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Benedikt 10. Februar 2010 um 11:26

Dieser Spot ist einer der schönsten Werbespots den vergangenen Jahre.
Der Phantasie der Zuschauer wird es selber überlassen, die romantische Reise auszumalen. Und er zeigt, was Realität ist: wir googlen wirklich alles.

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Sebastian 10. Februar 2010 um 12:23

ich glaub nicht, dass das der Anfang von Googles Ende war. Eher schon, dass man beim zitierten Text scrollen muss 😉

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Jan-Philipp 11. Februar 2010 um 17:44

Ich verstehe auch nicht so recht, was an dem Spot auszusetzen ist? Atmosphärisch gelungen, verkauft außerdem eine nette Story und transportiert die Nachricht: Google ist für alle Lebenslagen geeignet.

Ende vom Anfang vom Ende… Google zeigt Präsenz im TV, finde ich nicht schlecht. Ob in den USA notwendig? Wenn ich mir hingegen vorstelle, dass in Asien Unternehmen in Zügen werben, indem sie die Google-Suchmaske inkl. Suchbegriff zeigen, bei dem ihre Webseite an erster Stelle kommt, zweifle ich auch nicht aufgrund eines TV-Spots an Googles Position.

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